Der Raum war eine Umkleidekabine, aber Clover hätte es eher als eine Wohnung bezeichnet. Zwar dominierten einige Kleiderstangen das Zimmer, an denen knappe Outfits hingen, aber es gab auch einen großen Schminktisch, eine Spiegelwand, eine breite Couch und ein angrenzendes Bad. Offenbar scheute man keine Mühen, um es dem Star des Clubs so angenehm wie möglich zu machen. Und zugegeben: Nach allem, was Clover gesehen hatte, wusste sie, dass Aleyna ihr Geld wert war.

Aleyna zählte die 500 Dollarscheine auf ihrer Kommode ab. Sie schnaubte. „Das sind nur 5.500 Dollar. So ein Dummschwätzer. Immer wieder das Gleiche.“ Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Shade. „Also, was gibt es?“

Aleyna ließ den Kimono zu Boden gleiten. Shade schien den Anblick nicht ohne Genuss an sich vorbeiziehen zu lassen.

„Du hast gesagt, du machst erst mit, wenn der Plan ausgereifter ist“, begann er.

Aleyna wühlte in den Kleiderstangen und zog das eine oder andere hervor, von dem Clover noch nicht erkennen konnte, ob es sich um Oberteile, Unterteile oder beides handelte.

„Richtig, weil ‚und dann überlegen wir uns, wie wir an dem Alarmzauber vorbeikommen und alles ist gut‘ kein ausreichender Plan ist“, sagte Aleyna kühl.

„Jetzt habe ich aber die ultimative Lösung.“ Shade deutete auf Clover, als wäre sie ein Ausstellungsstück. „Wenn sie das nicht hinbekommt, dann niemand.“

Aleyna schlüpfte in Dessous, die sie nicht wirklich verhüllten, und betrachtete das erste Mal Clover länger als drei Sekunden.

„Und wer ist sie? Eine Magierin für häusliche Sicherheit? Dafür sieht sie noch etwas jung aus.“

„Sie ist keine Magierin“, sage Shade, ehe Clover antworten konnte.

„Das ist insofern gut, dass man ihr schon einmal ein Stück mehr vertrauen kann.“

Offenbar war Aleyna auch keine Magierin. Und teilte Clovers Abneigung gegen sie.

„Zumal die wenigsten Magier andere Magier ausrauben würden. Und schon gar nicht die Sawyers, nicht wahr?“ Aleynas Augen waren auf Shade gerichtet. „Es sei denn, sie sind eine linke Ratte wie du.“

Clover blinzelte. Mit einem derart feindseligen Schlagabtausch hatte sie nicht gerechnet. Sie sah zu Shade. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, aber sie bemerkte, dass ein Muskel an seinem Kiefer verräterisch zuckte.

„Also, was kann die Kleine nun?“

Clover reichte es. „Ich bin keine Kleine“, sagte sie bestimmt.

Aleyna zog amüsiert die Augenbrauen nach oben. Die Tänzerin war vielleicht keine Magierin, aber sie behandelte sie genauso von oben herab.

Wortlos ging Clover zu dem Schminktisch der Tänzerin. Sie nahm den Föhn, schlug ihn mit aller Kraft auf die Ecke des Tisches und der Kunststoff des Gehäuses brach auf.

„Hey, was machst du da?!“

Aleyna wollte auf sie zustürzen, doch Shade war schneller und hielt sie fest.

Clover konzentrierte sich, sah sich den Innenteil des Geräts an, der nun vor ihr lag. Luftzauber, die sich auf Knopfdruck mit dem Wärmezauber verbinden konnten, der Kältezauber daneben, der sichergehen sollte, dass das Gerät sich nicht erhitzte. Ihr Blick glitt suchend über Aleynas Utensilien und blieb an einer Nagelschere hängen. Es war nicht schwer, den Wärmezauber vom Rest zu trennen. Alles musste beweglich sein, um zu funktionieren. Erneut schaute sie sich um und griff schließlich nach einer der Glühbirnen, die den Spiegel umrandeten. Sie fühlte sich warm an, aber nicht so heiß, dass sie sie nicht herausdrehen konnte. Clover zerschlug das Glas, das die UV-Strahlung des Lichtzaubers entschärfte. Die Splitter, die von der Elementbasis getrennt wurden, glommen nur noch und strahlten nicht mehr hell.

„Was zur Hölle tut sie da?“, fragte Aleyna barsch.

„Warte ab“, erwiderte Shade.

Clover schaute in die Fassung der Glühbirne. Da war sie, die Basis aus Fichte, eckigere Symbole als der Rest und die Farbe weniger intensiv. Sie legte sie auf den Tisch, nahm den orangefarbenen Streifen, auf dem der Wärmezauber aufgetragen war. Sie justierte ihn so in der Fassung der Glühbirne, dass die Elementbasis des Lichtzaubers den Streifen mit dem Wärmezauber berührte. Sekunden später züngelte eine Flamme auf dem Streifen. Der Wärmezauber war nicht so kräftig, wie der von Shade und die Farbe nicht so breit und dick aufgetragen, deswegen bewegte sich alles im ungefährlichen Rahmen.

Shade ließ Aleyna los, die gleich darauf neben ihr stand. Die Tänzerin ging in die Knie, betrachtete die kleine Flamme von allen Seiten.

„Wie hast du das nur gemacht?“, fragte sie verblüfft. Die überlegene Kühle war aus ihrer Stimme verschwunden. Sie drehte ihren Kopf zu Shade. „Wie zur Hölle kann sie keine Magierin sein?“

„Sie ist etwas Besseres. Ein Medium mit besonderen Kräften“, antwortete Shade.

Clovers sah ihn erstaunt an. Er hatte wieder für sie gesprochen, aber diesmal hatte sie nichts dagegen. Hatte er gerade gesagt, sie war etwas Besseres als ein Magier?

Aleyna schüttelte immer wieder den Kopf und richtete sich schließlich auf. Als sie Clover diesmal einen Blick zuwarf, las sie Anerkennung heraus. „Du hast recht, du bist keine Kleine.“

Clover lächelte zufrieden. Mit einer schnellen Bewegung zog sie den Wärmestreifen aus der Fassung der Glühbirne. Das Feuer erlosch.

„Okay“, sagte Aleyna. „Ich bin dabei.“

„Sehr gut“, sagte Shade sichtlich zufrieden. „Dann morgen bei mir. Die Adresse hast du noch?“

Aleyna nickte. Shade wandte sich zum Gehen, doch Clover hatte noch eine Frage, auf die sie eine Antwort brauchte: „Ich verstehe nicht, wieso du mitmachst. Du hast doch alles?“

Aleyna streifte sich in ein dunkelrotes Oberteil über, das sich eng an ihren Körper schmiegte und einen großen Teil ihres flachen Bauches ausließ und zog eine knallenge Hose an. „Weil ich Geld mag. Geld ist Macht. Und von beidem kann man nie genug haben. Und als Nicht-Magier sollte man alle Chancen nutzen, wenn man es zu etwas bringen will“, sagte sie. „Und man darf nicht vergessen, dass ich meinen Beruf nicht bis ins hohe Rentenalter ausführen kann. Ich bin jetzt 24, wenn ich Glück habe, kann ich es noch zehn Jahre machen, danach wird es peinlich. Ich habe aber nicht vor, meinen jetzigen Lebensstandard aufzugeben.“

Clover verstand. Sie war eine verwöhnte Göre, das war ihre Motivation. Aber solange sie ihren Teil erfüllte, sollte ihr das recht sein.

„Außerdem“, Aleyna schlüpfte in ihre High Heels und stellte sich vor Clover. Sie überragte sie schon so um mehrere Zentimeter, nun war es ein beträchtliches Stück mehr, „ist es nicht mein Traumberuf, mich von notgeilen Typen angaffen zu lassen.“

Diese Aussage überraschte Clover. Sie hatte den Eindruck gewonnen, dass Aleyna die Aufmerksamkeit liebte.

„Und nun verschwindet“, setzte Aleyna bestimmt hinzu.

Clover war erleichtert, als sie den Club verließen und wieder auf der Straße standen. Sie könnten die Tische ihretwegen vergolden, aber das würde ihr nicht das schäbige Gefühl nehmen, das sie dort drin bekam. Die nackte Haut war ihr egal, aber die Typen, die dachten, sie könnten sich alles mit Geld kaufen, nicht.

Shade wandte sich zu ihr, lächelnd. „So, jetzt zeige ich dir dein neues, vorübergehendes Zuhause.“

„Was ist eigentlich mit meinem Kram?“ Sie dachte an ihre kleine Wohnung und an die Unisachen, die noch immer in dem Einzimmerapartment lagen.

„Die holen wir in den nächsten Tagen, jetzt ist es schon zu spät.“ Er blickte auf seine Armbanduhr. „Oder zu früh, je nachdem.“

Sie fuhren ein paar U-Bahnstationen, bis in den Stadtteil Oukwey. Als sie ausstiegen, waren sie immer noch in einem guten Viertel, aber eins mit vielen Bürogebäuden, die still dalagen. Von den 90 Stockwerken, auf die die meisten Gebäude in Skaimor kamen, waren nur vereinzelt ein paar Fenster erhellt. Entweder Leute, die sehr früh arbeiteten oder jemand, der vergessen hatte, die Abdeckung über die Lampe zu ziehen. Es gab keinen Zauber, der konträr zum Lichtzauber wirkte, sodass man ihn für eine Aus-Funktion hätte nutzen können. Falls es einen Schattenzauber gab, so hatten sie ihn noch nicht entdeckt.

Clover wünschte sich, sie hätte eine Jacke mitgebracht. Bis eben war ihr nicht kalt gewesen, aber nun fröstelte sie. Vielleicht lag es an dem Dunst, der sich inzwischen die Straßenschluchten entlangdrückte. Sie schlang die Arme um ihren Körper.

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, bis Clover abrupt stehen blieb. Da war ein Haus. Ein Haus inmitten von Wolkenkratzern.

„Ja, genau das ist es“, sagte Shade. „Wir sind da.“ Er hatte gesagt, dass er in einem Haus wohnte, aber es war noch einmal etwas vollkommen anderes, es mit eigenen Augen zu sehen. Aber da stand es. Zwei Etagen hoch, womit es neben den anderen Gebäuden wie ein Zwerg wirkte.

Die Fassade bestand aus rötlichen Schiefern, das Spitzdach aus dunklen Ziegeln. Clover erkannte großzügige Fenster, auf denen sich leicht der Schein der Laternen spiegelte.

Langsam gingen sie darauf zu. Vielleicht drei Meter trennten Zaun und Eingangstür voneinander. Clover war etwas enttäuscht, dass keine Nutzpflanzen in dem kleinen Garten wuchsen. Nur Rasen, der mal wieder gemäht werden könnte.

„Das ist die beste Privatsphäre, die man sich erkaufen kann“, erklärte Shade und zeigte auf die leer wirkenden Gebäude drum herum.

„Das ist wirklich dein Haus?“, fragte sie ihn atemlos und machte ein paar Schritte auf das Eingangstor zu. Der eiserne Zaun war nicht mal ganz so hoch wie sie selbst und kam ihr beinahe etwas leichtsinnig vor.

„Klar.“ Er griff in seine Hosentasche und holte etwas Glänzendes daraus hervor. „Zumindest habe ich den Schlüssel.“

Das brachte sie – in Anbetracht dessen, dass er ein Dieb war – zum Lachen.

Grinsend ließ er den Schlüssel wieder sinken. „Du bist so schön, wenn du lachst.“

Augenblicklich verstummte sie. „Ich dachte, du flirtest nicht mit mir“, erinnerte sie ihn.

„Mach ich auch nicht, man wird doch aber noch die Wahrheit sagen dürfen.“ Er ging auf das Tor zu und schloss auf.

Ein Weg aus flachen, ungleichmäßigen Steinen führte sie zu der beleuchteten Haustür. Das einzige Licht auf Shades Grundstück.

Innen war es viel großzügiger, als sie es erwartet hätte. Bei genauerer Betrachtung war das klar, in den Hochhäusern befanden sich in jeder Etage mehrere Wohnungen, hier jedoch war alles ein Reich. Der breite Flur war recht schmucklos, bis auf einen Kleiderständer und einen großen Spiegel. Dominiert wurde er von der Holztreppe, über die man das erste Stockwerk erreichen konnte.

„Also, hier ist die Küche.“

Er bewegte sich auf die rechte Seite und stieß eine Tür auf, aber sie schaffte es nur, einen flüchtigen Blick hineinzuwerfen. Der Raum wirkte sehr viel lebendiger als der Flur. Ungewaschene Töpfe standen auf dem modernen Herd. Ein hoher Tisch mit Barhockern stand im Zentrum des Raumes.

Sie sah zurück zu Shade, der bereits die Hälfte der Treppe zum ersten Stock hinaufgelaufen war. Flink folgte sie ihm.

„Hier gibt es noch sechs weitere Zimmer, aber nur drei davon haben ein integriertes Bad.“

„Was, nur drei, ja?“, fragte sie sarkastisch, aber so leise, dass er es vermutlich nicht mitbekam.

„Ich empfehle dir das hier – ist die bessere Seite.“

Er stieß die Tür zu einem Zimmer auf, neugierig betrat Clover es. Der Boden war wie fast überall im Haus mit dunklem Parkett belegt. Auch das große Bett und der Kleiderschrank bestanden aus Holz. Aber nicht das billige Sperrholz, das sie kannte, sondern massives Holz. Das musste ein Vermögen gekostet haben. Die wenigsten Bäume, die in den Untergrundfarmen gezüchtet wurden, waren höher als drei Meter. Sie waren nur Zutaten für die Zauber, die sie benötigten. Selbst mit Wachstumszaubern dauerte es Jahre, um einen dicken Baum zu züchten, die Platzverschwendung konnte man sich meist nicht leisten.

„Gefällt es dir?“

Clover schaute zu ihm. Amüsanter Weise hatte sie das Gefühl, dass es ihm wichtig war, was sie davon hielt.

„Es ist größer als meine richtige Wohnung … reicht das als Antwort?“, fragte sie ihn mit einem Schmunzeln. Sie fand es schön, wollte sich aber lieber nicht allzu häuslich einrichten. Es war nur eine Übergangslösung.

„Ich werte das mal als ein Ja. Du kannst so lange bleiben, wie die willst.“ Er musterte sie eindringlich. „Für morgen schlage ich vor, dass du erst einmal ausschläfst, danach hast du noch genügend Zeit, deine Sachen abzuholen. Später stelle ich dir das letzte Mitglied vor und wir gehen den Plan in allen Einzelheiten durch.“

„Wieso betonst du so, dass ich ausschlafen soll?“

„Weil du wirklich fertig aussiehst.“

„Oh.“

Sie wollte gerne widersprechen. Sagen, dass er keine Rücksicht auf sie nehmen musste und dass sie auch um 6 auf der Matte stehen konnte. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie immer noch nicht auf voller Höhe war. Sie war schlapp und ausgelaugt und die Aussicht auf zehn Stunden Schlaf am Stück klang himmlisch.

„Wieso lässt du mich hier wohnen?“ Die Frage hatte sie die gesamte Zeit nicht losgelassen.

„Habe ich doch gesagt: Es ist praktischer. Und wenn du sowieso eine Unterkunft brauchst?“

Clover kräuselte die Stirn.

„Hast du immer noch Angst, dass ich dich zerstückle?“ Ein angedeutetes Grinsen zupfte an seinem Mundwinkel.

„Zurzeit frage ich mich eher, wieso du keine Angst davor hast, dass ich dir etwas antue“, antwortete sie. „Ich bin eine vollkommen Fremde. Ich könnte absolut wahnsinnig sein.“ Dass sie überhaupt hier war, sprach in der Tat dafür.

Shades Grinsen wurde breiter. Er kam auf sie zu. Stellte sich so dicht an sie heran, dass deutlich wurde, wie sehr sie ihm körperlich unterlegen war. Ihr Scheitel reichte bis zu seinem Brustbein. Sie sah geradeaus auf seine Brust, die von Nahem sehr viel breiter wirkte als mit einem komfortablen Abstand. Seine schlanke Figur täuschte, er hatte zweifelsohne auch einiges an Muskelmasse zu bieten. Sie stellte fest, dass sein T-Shirt gar nicht schwarz war, sondern ein sehr dunkles Petrolgrün. Und er roch wie irgendeine exotische Frucht, die es wahrscheinlich gar nicht gab. Ein Duft, der sich am ehesten mit „dunkle Zitrone“ beschreiben ließ. Nicht so aufdringlich wie die gelbe Frucht, männlicher, aber ebenso frisch.

Sie sah zu ihm auf. Unterdrückte den Drang, von ihm zurückzuweichen. Wahrscheinlich hätte er genau die richtigen Schlüsse gezogen: dass er ihr optisch gefiel.

„Und wie würdest du kleine Wahnsinnige das anstellen?“, fragte Shade. Er redete gerade einmal so laut, wie es nötig war, mit dem minimalen Abstand, den sie zueinander hatten.

„Ganz einfach“, sagte sie. „Nachts, wenn du schläfst.“

Sein Kopf beugte sich leicht zu ihr herunter. „Ich sag dir was: Komm nachts in mein Schlafzimmer und wir gucken, was passiert.“

Sie blinzelte. Zum einen, um sich Zeit zu geben, zu begreifen, was er gerade gesagt hatte. Zum anderen, um zu überspielen, dass ihr kurz die Luft weggeblieben war.

„Ich befürchte, du flirtest schon wieder“, stellte sie so sachlich wie möglich fest. Es kratzte unangenehm in ihrem Hals, aber sie würde den Teufel tun, sich zu räuspern.

„Ich befürchte es auch.“ Er trat einen großen Schritt von ihr zurück. „Schlaf gut.“

Shade drehte sich um, ging die Treppe herunter und ließ sie allein im Flur zurück.

Erst als er weg war, erinnerte sie sich, dass sie ihm vielleicht auch eine gute Nacht hätte wünschen sollen.

Clover schloss die Tür hinter sich und atmete durch. Dieser Tag – oder vielmehr diese Nacht – hatte es in sich gehabt. Und nun endete er in einem vollkommen fremden Haus. Ein Teil von ihr rechnete immer noch damit, dass Shade mit einer Kettensäge zur Tür hereinkam. Und dieser Teil würde sich auch denken „war ja klar“, wenn es geschah.

Sie schleppte sich ins Bad, zwang sich, wenigstens grob ihren Körper zu waschen, ehe sie sich auf die blütenweißen Laken niederließ. Als sie einen Blick in den Spiegel warf, war ihr klar, wieso Shade ihr so eindringlich geraten hatte, sich auszuschlafen. Sie sah grauenvoll aus. Ihre Augenringe waren so dunkel, dass man sie einen Moment für verlaufene Mascara hätte halten können. Sie seufzte und tat das Nötigste.

Schließlich sank sie in die weiche Matratze. Sie war perfekt. Nicht in der Mitte durchgelegen und es bohrte sich auch keine entwischte Sprungfeder in ihren Rücken. Aber obwohl ihre Augenlider schwer waren, wollte der Schlaf sie noch nicht übermannen.

Die Abdeckungen für die Lampen waren so blickdicht, dass es fast vollständig dunkel im Zimmer war. Alles war anders. Aber auf eine gute Art und Weise. Daran könnte sie sich problemlos gewöhnen.

Sie fühlte sich befreit und so leicht wie eine Feder. Ihr war, als könnte sie seit Langem wieder richtig ein- und ausatmen. Wenn sie nicht so müde gewesen wäre, wäre sie vielleicht einmal schwachsinnig durch ihr Zimmer gesprungen. So jedoch tat sie das Nächstbeste: Sie kuschelte sich tief ein und schloss die Augen.