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ROMANTRUHE SF

Band 5

Science-Fiction-Serie

E-Book Edition

 

 

DIE HÄNDLER
DES TODES
(2. Teil)

 

von

M. S. ARMSTRONG

 

IMPRESSUM

 

ROMANTRUHE SF

SF-Klassiker und neue Romane

Herausgeber: ROMANTRUHE-Buchversand.

Cover: shutterstock.

Satz und Konvertierung:

ROMANTRUHE-BUCHVERSAND.

© 2017 Romantruhe.

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Aurea VI, auf dem Weg nach Basilika Major

Drei weitere Tage waren vergangen und Jasha hatte einen Zwischenstopp auf Aurea VI eingelegt. Sie brauchte Wasser und Nahrungsmittel und sie musste eine Entscheidung bezüglich Calypsos treffen. Wenn der Mann noch länger bei ihr blieb, würde sie ihn töten, und das wäre vermutlich ein Fehler. Selbst wenn sie ihn nicht an die Tendri-Makaal auslieferte, konnte sie ihn vielleicht doch noch an anderer Stelle brauchen. Dazu musste sie ihn jedoch an einem sicheren Ort unterbringen.

Von Aurea VI aus führte Solomon einige Funksprüche quer durch die Galaxis. Die abhörsicheren Gespräche halfen ihr nicht wirklich weiter. Wem sollte, wem konnte sie ihren Gefangenen anvertrauen? Sie hatte keine Freunde oder Mitarbeiter und ihren Verwandten traute sie noch weniger als den Händlern des Todes. Sicher, sie konnte Calypso für einige Zeit in die Obhut einer Söldnergruppe geben, doch wenn die Tendri-Makaal während ihrer Abwesenheit davon erfuhr, wäre es ein Leichtes, mehr zu zahlen als Jasha. Söldner verkauften nun einmal ihre Dienste meistbietend und kannten keine Loyalität. Ausgenommen vielleicht Luzifer Rose.

Flüchtig schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass alle Probleme schlagartig beendet wären, würde sie mitsamt Calypso in die nächste Sonne fliegen oder sich auf einen endgültigen Kampf gegen die Jäger einlassen. Der Tod war endgültig, in jedem Fall. Aber nein, so nicht!

Jasha hatte keine Bedenken, für einen Auftrag in den Tod zu gehen, denn das wäre ein Tod, der einen Zweck erfüllte und deshalb von ihr selbst akzeptiert werden konnte. Doch weder die Kopfgeldjäger noch die Tendri-Makaal hatten ein Recht auf ihren Tod. Es wäre sinnloses Sterben und würde ihre persönliche Ehre verletzen. Schon um dieser Ehre willen – der Kodex der Assassinen verlangte es ebenso wie ihre königliche Herkunft – durfte sie nicht zulassen, dass die Jäger Erfolg hatten oder die Händler des Todes dauerhaft Zugriff auf ihre Dienste erhielten.

Solomon sah eine winzige Möglichkeit, sie konnte versuchen, nach Soljan zurückzukehren und sich dort unter den Schutz des Königs stellen, was jedoch bedeuten würde, die Eigenständigkeit völlig aufzugeben. In Wirklichkeit bot das also auch keine Option.

Solomon hatte Calypso weiterhin an Bord festgesetzt und sich selbst in einem einfachen Hotel auf dem Raumhafen eingemietet. Aurea VI war ein typischer Siedlerplanet im Anfangsstadium. Es gab keine wirklich großen Städte, kaum Luxus und überall herrschten noch Recht und Gesetz, ganz einfach, weil die Siedler vor lauter Arbeit gar nicht dazu kamen, gegen Gesetze zu verstoßen. Das bedeutete aber auch, dass jeder Fremde sehr genau in Augenschein genommen wurde. Eine Frau, die scheinbar allein mit einem Raumschiff unterwegs war und in diese abgelegene Gegend kam, weckte die Aufmerksamkeit von Mitarbeitern der Raumhafenbehörden. Jasha hatte im Vorfeld damit gerechnet, dass man Fragen stellte, aber es war unausweichlich gewesen, diesen Zwischenstopp einzulegen.

Als der Türsummer einen Besucher meldete, ging Solomon davon aus, es handle sich um einen Hausdiener, der für die Reinigung und den Ersatz von Verbrauchsmaterial zuständig war. Hier gab es keine Haushaltsbots, die das übernahmen. Doch zwei Männer standen auf dem Flur und hielten ihr einfach gestaltete Ausweise entgegen.

»Raumhafenpolizei, Vangold und de Sartus. Wir möchten Sie kurz befragen.«

Jasha überlegte flüchtig, die beiden zu beseitigen und zu fliehen, verwarf diese Idee aber augenblicklich. Sie wollte nicht auch noch eine zusätzliche Fahndung von diesem kleinen unwichtigen Planeten provozieren. Es war ohnehin seltsam, dass von Glenn Finnan aus noch kein galaktischer Haftbefehl ausgestellt worden war. Glaubten die Cavelorns ernsthaft, sie könnten ihren Auftrag allein schaffen? Oder wollten sie die Kopfprämie mit niemandem teilen?

Jasha übersah die Tatsache, dass ohne den Haftbefehl gar keine Prämie ausgesetzt worden war. Sie selbst besaß keine starken emotionalen Bindungen und war daher nicht in der Lage, die enge Freundschaftsbindung zu verstehen, die die Bewohner des Friedensplaneten veranlasste, die Mörderin ihrer Freunde aufzuspüren.

Solomon machte eine einladende Handbewegung, die beiden Polizisten kamen ohne Umschweife herein und schauten sich ungeniert um. Die Assassine hatte kein Gepäck dabei, doch sie war in einem der Geschäfte gewesen, um sich neu einzukleiden und auch für Calypso einen billigen Anzug zu erwerben. Alles andere wurde direkt zum Raumschiff geliefert, dabei handelte es sich um automatisierte Vorgänge, die von Maschinen vorgenommen wurden.

»Was führt Sie auf unseren kleinen Planeten?«, fragte einer der beiden Polizisten. »Aurea VI liegt nicht gerade an einer der großen Raumstraßen und für einen Urlaub ist es nicht luxuriös genug.«

»Stimmt«, meinte Jasha trocken. »Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir einen anderen Urlaubsort aussuchen. Aber wie Sie vermutlich schon festgestellt haben, ist dieser Aufenthalt nur eine Zwischenstation, um Energie und Vorräte aufzufüllen. Schon morgen bin ich wieder weg.«

»Das ist keine Antwort auf unsere Frage. Wo kommen Sie her und wo wollen Sie hin?«

Solomon hatte das ungute Gefühl, dass diese beiden Männer längst über sie Bescheid wussten. Nun ja, jedes Raumschiff besaß eine eigene Kennung, aber eine Abfrage beim galaktischen Zentralregister erfolgte in der Regel nur aufgrund eines Verdachts. Hatte sie irgendwo einen schwerwiegenden Fehler gemacht?

»Ich gehöre zum Königshaus von Soljan und bin als diplomatische Unterhändlerin unterwegs, allerdings ohne offiziellen Status, um kein Aufsehen zu erregen«, nahm sie zu einer halben Wahrheit Zuflucht. Die Maske, die ihr auf New Tortuga so gute Dienste geleistet hatte, war längst nicht mehr aktuell.

»Und wohin soll die Reise gehen, die diplomatische Mission?«, fragte der Sprecher der beiden, dessen Namen Jasha nicht wirklich wahrgenommen hatte. Das allerdings war eine Frage, auf die sie selbst gern eine Antwort gehabt hätte. Eines war ihr augenblicklich klar geworden, mit diesen beiden Spürhunden namens Cavelorn würde sie nirgendwo lange bleiben können. Nicht einmal auf einem der wenigen Freihandelsplaneten und auch nicht in einer der Piratenstationen. Die dortigen Lebewesen legten Wert darauf, ihre Zuflucht vor Verfolgung zu schützen, gesuchte Verbrecher waren nicht erwünscht. Nur wer nicht namentlich auf den Fahndungslisten stand, fand für kurze Zeit Sicherheit. Jasha brauchte eine Lösung, und sie brauchte jemanden, der ihr half zu vermitteln. Das konnte sie den beiden hier aber nicht auf die Nase binden.

»Ich bin auf dem Weg zu …« Eine weitere Störung. Der Monitor wurde übergangslos hell, ein unbekanntes Gesicht erschien. Es musste sich um ein Gespräch von höchster Dringlichkeit handeln, sonst hätte das System die Störung nicht zugelassen.

Der Mann befand sich an Bord eines Raumschiffs, hinter ihm prangte das Symbol der Tendri-Makaal, zwei zu einer Hohlkugel geformte Hände, die den irdischen Globus umhüllte, darüber stand der Wahlspruch: Mens genius in corpore omnipotente – ein genialer Geist in einem allmächtigen Körper.

Dazu konnte sich nun jeder denken, was er wollte. Angeblich ging dieser Wahlspruch auf ein uraltes geflügeltes Wort der Erde zurück, aber bisher hatte sich niemand die Mühe gemacht, das nachzuprüfen. Doch der Mann am anderen Ende der Funkverbindung schien Jasha genau im richtigen Moment zu stören, das gab ihr Zeit, sich eine andere Strategie gegen die Polizisten zurechtzulegen. Oder doch nicht?

»Herzogin Solomon, ich bitte um Verzeihung für die unbotmäßige Störung, doch es ist wichtig.«

Jasha fragte sich, woher dieser Mann von ihrem Aufenthaltsort wusste, doch allein die Ansprache bedeutete vielleicht die Rettung. Sie blickte die Polizisten an, die über die zwangsweise aufgebaute Verbindung ebenso verblüfft waren wie sie selbst.

»Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung«, erklärte sie mit einem Lächeln an ihr Gegenüber. »Sprechen Sie, vor diesen beiden vertrauenswürdigen Herren habe ich keine Geheimnisse.«

»Danke, Herzogin. Das Triumvirat übermittelt Ihnen durch mich achtungsvolle Grüße und empfiehlt Ihnen zur reibungslosen Erfüllung Ihrer Mission einen Aufenthalt auf Basilika Major. Ihr Gesprächspartner …«

»Natürlich«, rief Jasha. »Dort herrscht Friedenspflicht und die Priester gelten als neutral. – Nun, meine Herren, da haben Sie die Antwort auf Ihre Frage. Gibt es sonst noch etwas oder gestatten Sie, dass ich mich nun weiter um meine eigenen Angelegenheiten kümmere?«

»Für den Augenblick haben wir keine Fragen mehr. Allerdings müssen wir vor dem Start Ihr Schiff kontrollieren, außerdem werden wie Ihre Daten an die …«

»Auf keinen Fall«, widersprach sie heftig.

»Besitzen Sie einen Diplomatenpass mit der entsprechenden Gültigkeit?«, fragte der Sprecher scharf. »Falls nicht, unterliegen Sie während Ihrer Anwesenheit hier unseren Gesetzen, so wie jeder andere auch. Danach besitzen wir das Recht, jedes Raumschiff zu inspizieren.«

Das durfte nicht geschehen. Sollte man Calypso an Bord finden, wäre es nur eine Frage von Minuten, bis seine Identität bekannt wurde. Das würde nicht nur eine Menge Fragen nach sich ziehen, sondern auch mit Sicherheit ihre Inhaftierung bedeuten.

Zum zweiten Mal rettete sie der Fremde im Raumschiff, der geduldig wartete, bis er mit ihr unter vier Augen sprechen konnte, dabei aber das Gespräch im Hotelzimmer verfolgte.

»Ich bitte noch einmal um Vergebung, Herzogin, aber ich bin durchaus befugt, Ihren diplomatischen Status zu belegen, falls es nötig sein sollte. Würden die Beamten eine Akkreditierung über Funk akzeptieren oder muss ich landen, um persönlich die Dokumente vorzulegen?«

Jasha sah die Gesichter der beiden förmlich entgleisen. Sie schienen tatsächlich enttäuscht, ihren Aufgaben nicht mit aller Strenge nachgehen zu können.

»Wir akzeptieren, falls Sie die Unterlagen sofort übermitteln«, knurrte der Sprecher und wandte sich zum Gehen. »Wir werden Sie trotzdem während Ihres Aufenthalts im Auge behalten, bis Sie wieder starten … Herzogin.« Ohne Gruß verließen die Polizisten den kleinen, nüchtern eingerichteten Raum.

Jasha verschloss die Tür und wandte sich dem Mann zu, der so überraschend zum Lebensretter geworden war. Der hatte das Zeichen der Händler-Gilde inzwischen entfernt und grinste die Assassine unverschämt an.

»Ich war offenbar überzeugend, Miss Solomon, Sie werden hoffentlich keine weiteren Probleme mehr haben. Wie Sie sich denken können, gehöre ich nicht zur Tendri-Makaal, aber ich muss Sie dringend warnen.«

»Woher wissen Sie, wo ich bin und was hier geschehen ist? Wer und was sind Sie? In wessen Auftrag handeln Sie? Und wie kommen Sie auf die Absurdität, mich offen mit dem Königshaus in Verbindung zu bringen?«

»Langsam, Miss Solomon, ich erkläre es Ihnen. Die Behörden von Aurea VI haben eine offizielle Anfrage bezüglich Ihres Raumschiffs gestellt. Vielleicht dachte man, Sie hätten die Maschine gestohlen. Damit ist jedoch Ihre Position bekannt geworden, sodass vermutlich auch Ihre Verfolger bereits informiert sind. Die Kopfgeldjäger werden versuchen, dieses Wissen zu nutzen. Deshalb wäre es für Sie in der Tat sinnvoll, nach Basilika Major zu fliegen.«

»Wer sind Sie? Warum tun Sie das?«

»Eigentlich habe ich den strikten Befehl, nur zu beobachten. Um in dieser Art einzugreifen, hätte ich eine Erlaubnis gebraucht, konnte meinen Vorgesetzten aber nicht erreichen, deshalb habe ich selbstständig entschieden, Ihnen beizustehen. Doch ich musste feststellen, dass ich nicht der einzige Beobachter bin, es gibt einen weiteren Zuschauer, der sich in allem zurückhält und Sie trotzdem nicht aus den Augen lässt. Seine Anwesenheit stellt die ganze Situation ein bisschen auf den Kopf, sodass ich meine Befugnisse übertreten habe.«

»Noch jemand? Na ja, die Cavelorns …«

»Ich rede nicht von den Jägern. Meiner Ansicht nach ist es tatsächlich jemand vom Triumvirat, der Ihnen auf den Fersen ist.«

»Und wie, bei Krastors neunschwänzigem Hinterteil, kommen Sie ins Spiel? Wer hat Sie geschickt?« Jasha hatte eine Vermutung, wollte aber eine Bestätigung.

»Mein Vorgesetzter ist jemand, dem viel daran liegt, über Sie Bescheid zu wissen. Da ich weiß, dass er Sie schätzt, habe ich Hoffnung, nicht gleich entlassen zu werden, obwohl ich meine Befugnisse übertreten habe.«

»Luzifer Rose«, murmelte Jasha und fühlte tatsächlich so etwas wie Dankbarkeit aufsteigen. Der Söldnerführer war wirklich ein seltsames Geschöpf. Sollten sie einander noch einmal begegnen, würde sie dennoch nicht danach fragen, warum er ihr einen Aufpasser hinterher geschickt hatte. Die Antwort könnte ihr vielleicht nicht gefallen. Im Moment war sie nur froh, dass dieser Mann Eigeninitiative besaß.

»Es bleibt Ihnen hoffentlich genug Zeit, Basilika Major zu erreichen. Die Priester dort werden sich unter den geeigneten Voraussetzungen als Mediatoren betätigen. Ob Ihnen das allerdings gegen die Jäger hilft, weiß ich nicht. Das war’s auch schon, Miss Solomon, ich darf und werde Ihnen sicher nicht noch einmal helfen.«

Der Bildschirm wurde schwarz, dann erschien das Sicherheitszeichen, mit dem das Ende einer gesicherten Verbindung bestätigt wurde.

Insgeheim verfluchte Jasha die hiesigen Behörden. Ohne diese Anfrage hätte niemand ihren Weg verfolgen können. Sie konnte jede Wette abschließen, dass auch die beiden Cavelorns über ihren Standort informiert waren.

Sie musste hier weg! Basilika Major? Das Konzil-System? Tatsächlich eine großartige Idee.

Jasha hatte den Planeten der Priester und Mediatoren noch nie aufgesucht, ihre Profession vertrug sich nicht mit Lebewesen, die daran interessiert waren, durch die Kraft des Glaubens und vieler Worte Konflikte beizulegen. Glaube an ein übermächtiges geistiges Wesen? Wie absurd!

Solomon wusste, dass jede Rasse etwas in der Art vorzuweisen hatte, doch sie war viel zu realistisch, um auch nur einen Gedanken an ein mystisches Wesen zu verschwenden. Glaube war abstrakt, nicht greifbar. Jasha besaß keinen Glauben. Aber sie würde ihn dennoch nutzen, oder vielmehr seine lebenden Vertreter.

Die Priester auf Basilika Major und Minor hatten ein einträgliches Geschäft daraus gemacht, als Mediatoren zwischen zwei oder mehreren Parteien zu vermitteln. Sie ließen sich gut dafür bezahlen, die Arbeitszeit und die Räumlichkeiten auf dem Planeten zur Verfügung zu stellen. Wer die Dienste der Priester in Anspruch nahm, zahlte also nicht nur für die Mediation, sondern auch für den Aufenthalt in einer äußerst spartanischen Unterbringung. Da sich die Priester weigerten, außerhalb ihres Systems zu arbeiten, war jeder, der ihre Hilfe wünschte, gezwungen, auf dem Planeten Quartier zu nehmen.

Jasha überprüfte kurz, ob alles angeliefert worden war, was sie benötigte.

Um nicht noch mehr Probleme zu verursachen, meldete sie sich vor dem Start bei der Raumhafenpolizei ab.

»Ich werde in einer Stunde starten, voraussichtliches Ziel Basilika Major. Brauchen Sie jetzt auch noch eine eidesstattliche Erklärung, dass ich nichts Unerlaubtes von diesem Planeten mitnehme?«

»Sie besitzen einen inoffiziellen Diplomatenstatus, daher werden wir nicht auf einer Durchsuchung bestehen. Allerdings werden wir alle Informationen an das königliche Außenamt nach Soljan übermitteln und um eine offizielle Bestätigung ersuchen.«

»Das ist Ihr gutes Recht. Schicken Sie meinen Onkeln Aloqet und Palashti ein paar Grüße von mir. Ich bin sicher, sie werden sich freuen.« Jasha war ziemlich sicher, dass ihre Onkel alles andere als erfreut sein würden, aber dann war sie schon hier weg und würde aller Voraussicht nach nicht noch einmal auf Aurea VI landen.

Sie bezahlte ihr Zimmer und das Funkgespräch, das extra abgerechnet wurde, obwohl sie von außen angerufen worden war. Auf der Rechnung fand sie zu ihrer Überraschung auch noch einen Posten, der die Gebühren für den Polizeieinsatz bezifferte. Ganz schön dreist und auch nicht gerade billig. Trotzdem bezahlte Solomon ohne Proteste und kehrte auf ihr Schiff zurück.

Vincente Calypso lag in der winzigen Kabine und dämmerte vor sich hin. Jasha hatte ihn unter Beruhigungsmittel gesetzt, sodass er gar nicht wirklich wach werden konnte. Leider konnte sie ihn nicht länger in diesem Zustand halten, zu groß war die Gefahr, dass Herz und Kreislauf versagten. Er würde also langsam wieder zu sich kommen und ihr weiter auf die Nerven gehen.

Ein kurzer Check-up bestätigte die Einsatzbereitschaft jeder Schiffssektion. Jasha startete die Triebwerke und wartete, bis alle Anzeigen korrekte Werte meldeten, dann startete sie. Im gleichen Moment meldete sich noch einmal die Raumhafenpolizei.

»Wir haben Ihre Starterlaubnis gecancelt. Setzen Sie das Raumschiff sofort wieder auf. Es befinden sich zwei verifizierte Kopfgeldjäger im Anflug, die nach eigenen Angaben einen Haftbefehl für Ihre Person vorweisen können.«

»Verdammt.« Jasha hatte gehofft, noch wenigstens eine Stunde mehr Zeit zu haben. Sie hatte nicht die Absicht, den Anweisungen Folge zu leisten. Sie reagierte nicht auf den scharfen Befehlston und das Drängen, auf der Stelle wieder zu landen, sie ahnte, dass man nicht schießen würde, solange der Haftbefehl nicht bestätigt war. Stattdessen beschleunigte sie noch innerhalb der Atmosphäre und zog eine Schleppe aus Lärm und aufgewühlten Gasen hinter sich her, bis ihr Schiff endlich den freien Raum erreichte.

Jasha programmierte den Flug nach Basilika Major, etwa 860 Lichtjahre entfernt. Nur Minuten später verschwand das Schiff im Hyperraumsprung, ziemlich genau eine halbe Stunde später setzte die Excalibur auf dem Planeten auf, während das andere Schiff der Kopfgeldjäger im Orbit kreiste.

 

5. Verloren und gefunden

 

Station der Aldebaraner