Friedrich von Oppeln-Bronikowski

 

Schlüssel und Schwert

Ein Papstleben


Impressum

Covergestaltung: Gunter Pirntke

Digitalisierung und Druckvorbereitung: Gunter Pirntke

BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke




ISBN

9783961187829 (ePub)

9783961187836 (mobi)

2018 andersseitig.de


andersseitig Verlag

Dresden

www.andersseitig.de


info@new-ebooks.de


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Inhalt

Impressum

1. Der Kardinal Montalto

2. Vittoria Accoramboni

3. Die Schicksalsnacht

4. Montaltos Stoizismus

5. Der Straßenkampf

6. Das Faustrecht

7. Das Konklave

8. Papst Sixtus der Fünfte

9. Der Fürst Orsini

10. Die Wiederherstellung der Ordnung

11. Vittorias Ende

12. Das neue Rom

13. Die Nadel

14. Der Jesuitengeneral

15. Die Welthändel

16. Tassos Schatten

17. Die Ligue

18. Ein Abend im Vatikan

19. Das Gottesgericht

20. Die Greuel in Frankreich

21. Die Doppelheirat

22. Ein Himmelfahrtstag

23. Papst und Dichter

24. Navarra oder Philipp?

25. Die venezianische Gesandtschaft

26. Der Umschwung

27. Die verkappten Lutheraner

28. Der römische Karneval

29. Der Ausbruch des Kampfes

30. Das Grabmal

31. Das Wunder

32. Die Peterskuppel

33. Das letzte Ringen

34. Der Schicksalstag

35. Der sterbende Sieger

36. Der Tod

 

1. Der Kardinal Montalto

 

Ein strahlender Apriltag des Jahres 1582 tauchte Rom in Licht und Farben. Eine bunte, lärmende Volksmenge wirbelte durch die engen, winkligen Gassen und staute sich schreiend an den Häuserwänden und den Buden der Kaufleute, wenn die Karosse eines vornehmen Fremden, in ihren Ledergehängen wippend, über das holperige Pflaster rumpelte, ein Reiterzug mit funkensprühenden Hufen das Gewimmel der Fußgänger durchschnitt oder ein hochräderiger, grell bemalter Campagnakarren, von buntscheckig ausstaffierten Pferden oder Maultieren gezogen, mit Bausteinen oder Weinfässern beladen, vorüberrasselte. Ganz arg ward es vollends, wenn zwei Wagen sich begegneten und die Lenker sich brüllend und peitschenknallend auszuweichen suchten.

In seinem bescheidenen Wagen fuhr auch der Kardinal Montalto, Felice Peretti, von seinem Hausmeister Sangalletto begleitet, durch dies bunte Gewimmel nach dem Esquilin, um den Stand der Arbeiten an seiner neuen Villa zu besichtigen, die er bald zu beziehen hoffte. Das Volk erkannte ihn und machte dem Gefährt ehrerbietig Platz, denn er war in Rom wohlbekannt, und wenn man ihn auch nicht liebte, fand man es doch löblich, daß er im Purpur der Kirche das fromme Leben eines Franziskaners fortsetzte. Mönchische Strenge sprach aus seinem Antlitz mit den breiten Backenknochen, den vorgewölbten Augenbögen, unter denen ein Paar scharfe Augen blitzten, der kräftig gebildeten Nase über dem langen Vollbart.

Die Römer kannten ihre Kardinäle, ihre Vergangenheit und Lebensart und wußten alle nach Gebühr zu schätzen. Den einen zischten sie boshafte Bemerkungen nach, die ihrem früheren Wandel galten. Andere verehrten sie wie Heilige. Wieder andere, aus den großen Herrscherhäusern Italiens, die Medici, Este, Farnese, waren beliebt wegen ihrer Pracht und Freigebigkeit, ihrer fürstlichen Lebenshaltung.

Aber in den Augen des Volkes nahm der Kardinal Montalto doch einen besonderen Rang ein. Als armer Franziskanermönch hatte er sich einst durch seine Kanzelreden hervorgetan; dann hatte man ihn als Reformator der Zucht seines Ordens und als Inquisitor fürchten gelernt, und schließlich war er zum Berater des heiligen Papstes Pius V. emporgestiegen und einer der einflußreichsten Kardinäle geworden. Aber plötzlich hatte seine glänzende Laufbahn ein jähes Ende gefunden, und er hatte die Unbeständigkeit des Glückes bis zur Neige gekostet. Der jetzige Papst Gregor XIII. hatte den Günstling seines Vorgängers von allen Geschäften ausgeschlossen; seitdem sah man Montalto nur noch bei den Konsistorien und Kirchenfesten. Aber nicht genug damit, Gregor zeigte ihm seine alte Feindschaft unverhohlen und kränkte ihn durch spöttische Reden und sichtbare Demütigungen. Eines Tages, nach einer Funktion in Santa Maria Maggiore, als er Montaltos neue Villa in den Trümmern der Diokletiansthermen erstehen sah, war er in die Worte ausgebrochen: »Arme Kardinäle bauen sich keine Paläste!« Und er hatte ihm seine Pension, die »Schüssel des armen Kardinals«, entzogen.

Ganz Rom wußte das und sah mit Verwunderung, wie gefaßt Montalto diese Kränkung ertrug. Nur eins fiel auf: daß er trotzig weiterbaute. Im übrigen lebte er höchst sparsam in größter Zurückgezogenheit mit seiner ganzen Sippe, seiner frommen Schwester Camilla und deren Kindern und Kindeskindern. Ihm waren nur 8000 Scudi Einkünfte geblieben, und was er davon erübrigen konnte, das legte er in Bauten und Büchern an. In Santa Maria Maggiore hatte er dem seligen Papste Nikolaus IV., seinem Ordensbruder, ein Grabmal errichtet und den Bau einer Kapelle begonnen, in der er selbst einst zu ruhen wünschte. Inzwischen pflanzte er in seiner Vigne Bäume und Rebstöcke wie ein einfacher Landmann und erbaute jene Villa, die seine Bücher und seine kleine Antikensammlung aufnehmen sollte.

Aber wenn er in Demut ertrug, was Gott ihm verhängt hatte, und über seine eigene Zurücksetzung kluges Schweigen bewahrte, so vermochte er doch seine scharfe Zunge nicht zu zähmen, wenn er auf die öffentlichen Mißstände kam, die unter dem schwachen Gregor eingerissen waren und schon längst jedes Maß überschritten. Denn in Rom und in anderen Städten des Kirchenstaates herrschten Mord und Raub, und die vornehmen Mörder und Diebe gingen ungestraft aus. Vollends auf dem Lande waren die wilden Zeiten der Borgias wiedergekehrt; keine Landstraße, kein Dorf, keine Kleinstadt war vor den Banditen sicher. Die römischen Großen nahmen sie nicht nur in Schutz, sondern benutzten sie selbst, um ihre Fehden miteinander auszufechten. So bildeten die Räuber richtige Heere unter erprobten Hauptleuten und zogen mit Fahnen und Trommeln durchs Land. Und wenn die elenden päpstlichen Söldner sich ihnen zu stellen wagten, schlugen sie sie schimpflich in die Flucht. Von allerwärts fanden sie Zuzug, nicht nur von den Bauern, die ihnen völlig preisgegeben waren, sondern auch aus den Städten und von den Burgen des Adels. Alle, die was auf dem Kerbholze hatten und von der Justiz verfolgt wurden, die ihr Geld vergeudet hatten oder Abenteuer suchten, gingen in den Busch, wie der Ausdruck lautete, und wurden Briganten. Und das Volk wob ihnen einen blutigen Heiligenschein.

Was half es da, daß Gregor eine schöne Straße, die seinen Namen verewigen sollte, nach der Wallfahrtsstätte Loretto und bis zum Hafen Ancona erbaut hatte, wenn doch kein Mensch sie ungefährdet beschreiten konnte? Und was fruchtete es, wenn er die Maremmen von Ravenna trocken legte, solange das Landvolk von jenen Blutsaugern gepeinigt ward? Lauter schöne hochfliegende Pläne, in denen seine Eitelkeit sich sonnte, aber bar jedes praktischen Nutzens, weil die nötige Tatkraft fehlte. Selbst an Logik gebrach es diesem hochberühmten Juristen. Der Hafen von Ancona war leer, weil die unmäßigen Zölle den Handel erdrückten, und die Landstraße diente nur den Briganten.

Die beiden Klepper fuhren Montaltos Wagen eben an dem düsteren Palazzo Venezia vorbei, wo der Botschafter der Republik von San Marco wohnte. Der konnte ein Lied davon singen, wie oft die venezianischen Kuriere auf jener Landstraße ausgeraubt wurden! Dann fiel das Gefährt in Schritt und klomm an der ragenden Burg der Colonna vorbei den Hang des Quirinalhügels empor. Rechts stieg die Torre delle Milizie auf, ein trotziger Turm aus der Baronialzeit, vom Volke der Turm des Nero genannt, und links zweigte der steile Weg nach dem Quirinalhügel ab. Dann schoben sich Gärten und Vignen zwischen die Häuser, und die Straße ging in einen ausgefahrenen, steinigen Weg über, der bergauf und bergab zwischen Mauern hinlief, an denen schillernde Eidechsen entlanghuschten und bestaubte Steinbrechgewächse ihre schmächtigen Blüten entfalteten.

Schließlich ragten die braunen Riesentrümmer der Diokletiansthermen auf, und rechts öffnete sich das Tor einer Vigne, durch das ein keuchendes Maultiergespann einen Karren voller Steine hineinzog. Das war Montaltos Besitztum. Maurer im Leinenkittel, braune Gestalten mit bloßer, zottiger Brust und sehnigen Armen, kamen und gingen über den Bauschutt. Montalto ließ den Wagen am Eingang halten und schritt durch den Garten. Grauer Staub wölkte auf, und aus dem Neubau der Villa quoll ein feuchtkalter Hauch wie aus Grüften in die warme Frühlingsluft. Mit Genugtuung sah Montalto, wie die letzten Gerüste abgerissen wurden.

Als der Baumeister Fontana den Kardinal erblickte, kam er aus der Villa, klopfte sich den Kalkstaub vom Rock und begrüßte ihn ehrerbietig. Montalto nickte ihm freundlich zu. Er liebte den unternehmenden Mann mit der kühnen Adlernase und den kraftvollen Zügen. Als armer Maurer war er einst aus Como nach Rom gekommen und hatte sich durch Fleiß und geringe Ansprüche zum Meister emporgeschwungen. Er war rasch und tatkräftig, reich an Hilfsmitteln und sparsam in seiner Arbeit. Jetzt schoß er sogar die Löhne und Baukosten vor, weil die schmale Börse des Kardinals versiegt war. Er setzte große Erwartungen auf diesen Kunden im Purpurkleid und glaubte, daß Montalto noch eine große Zukunft bevorstände. Mochte er jetzt auch zusetzen, er hoffte künftig desto besser auf seine Rechnung zu kommen. Für ihn wie für alle Wagemutigen war Rom der große Tummelplatz der Talente; mit Kelle und Meßzirkel konnte man hier ebensogut sein Glück machen wie im Priesterkleide. Jeder Papst, jeder Kirchenfürst, jeder Vornehme baute, um seinen Namen oder den seines Hauses zu verewigen. Die großen Baumeister des goldenen Zeitalters, die Rom den Stempel ihrer Werke aufgedrückt hatten, waren freilich ins Grab gesunken; um so größer aber war für den jungen Nachwuchs der Ansporn, ihnen ebenbürtig zu werden.

Auch Montalto hatte den Traum seiner Zukunft noch nicht völlig begraben. Er verhehlte ihn zwar mit Bedacht und besaß auch nicht mehr den blinden Glauben der Jugend. Aber immer wieder verglich er das, was jetzt war, mit dem, was hätte sein sollen und was vielleicht noch einmal sein würde. Hatte doch jeder Kardinal ein Recht, auf die höchste Würde der Christenheit zu hoffen, und die letzten Päpste waren sämtlich aus bescheidenem Stande hervorgegangen. Seinem eigenen Vater aber hatte ein Traum prophezeit, sein Sohn werde dereinst die dreifache Krone tragen.

Durch Schutt und Staub stieg er die Treppe hinan und betrat einen Saal voller Gerüste, auf denen bereits die Freskomaler die Decke ausschmückten. Zwischen den Brettern hindurch schaute er eine Weile ihrer Arbeit zu, dann trat er auf die Loggia hinaus und hielt Umschau. Die Gärten ringsum standen in voller Frühlingspracht, von braunen Ruinen durchsetzt. Blühende Mandelbäume hoben sich wie rosige Flecken von dem jungen Grün ab; hier und da ragten schwarze Zypressen säulenschlank und feierlich auf. Aber Montalto hatte keine Maleraugen; sein Blick fiel auf andere Dinge. Was hätte sich hier oben nicht alles vollbringen lassen, wenn der Wille da war! Statt des Gassengewirrs in der ungesunden Niederung, die der Tiber alljährlich überschwemmte, breite geradlinige Straßen und luftige Häuser, eine neue Hügelstadt in hoher, gesunder Lage. Aber das Wasser fehlte hier oben, und die stolzen Bogenreihen der alten Aquädukte, die durch die ferne Campagna zogen, sanken in Trümmer ... Montalto wies mit der Rechten auf sie hin. »Was meinst du, Domenico,« sagte er vertraulich zu dem Baumeister, der neben ihm stand, »wenn wir hier Wasser hätten, um die Brunnen und Gärten zu speisen? Man müßte die alten Leitungen wiederherstellen oder neue erbauen.

»Ein großes Werk, Eminenz,« entgegnete Fontana, »eines römischen Kaisers oder eines großen Papstes würdig. Aber erst müßte man die Briganten ausrotten, die das Land unsicher machen.«

Montalto blickte ihn überrascht an. Dieser Maurer hatte Geist von seinem Geist und erriet seine Gedanken. Er würde gewiß noch Großes leisten. Aber er selbst war ohnmächtig und zur Tatlosigkeit verurteilt. Er rieb sich wund an diesem Gegensatze zwischen Wollen und Nichtvermögen, und sein Leben neigte schon dem Ende zu. Würde es ihm wohl beschieden sein, noch so lange zu warten, bis das Blatt sich wandte?

Ein harter, finsterer Zug trat auf sein Antlitz. Eine tiefe Falte grub sich in seine Stirn, und die schwarzen lebhaften Augen sprühten Blitze unter den buschigen grauen Brauen.

Fontana erschrak, als er diesen plötzlichen Wechsel seines Mienenspieles sah; er glaubte, den Unwillen seines Bauherrn erregt zu haben.

»Eminenz,« begann er mit schüchternem Tonfall, »der Bau wird nicht mehr lange dauern. Das schöne Wetter begünstigt die Arbeit, und die Villa wird bald trocken sein. Die Maler sind ja schon emsig am Werke, und dann bleibt nur noch das Aufräumen.«

Ebenso schnell wie Montaltos Züge sich verfinstert hatten, hellten sie sich wieder auf. »Ich glaube es dir,« sagte er freundlich, »denn du bist ein Mann, der Wort hält. Treibe nur deine Leute tüchtig an, daß sie ebenso emsig sind wie du ... Und dann weiter an das andere; vergiß meine Grabkapelle nicht.«

»Damit hätte es wohl noch gute Weile«, entgegnete Fontana schmeichlerisch. »Eure Eminenz wird noch viele große Dinge vollbringen, ehe dieser Schlußpunkt gesetzt wird.«

»Meinst du, Domenico?« lächelte der Kardinal. »Wenn du dich nur nicht betrügst. Die Tage eines Greises sind gezählt.«

»Gott beruft keinen ab, bevor er sein Erdenwerk vollbracht hat,« entgegnete Fontana überzeugungsvoll, »am wenigsten einen, der Großes vermag.«

»Du bist ein Schmeichler, Domenico«, brummte Montalto. »Es ist menschlicher Fürwitz, in die Pläne der Vorsehung eindringen zu wollen.«

Der Baumeister stand mit glühenden Blicken vor ihm. Sein Glaube tat ihm wohl und erquickte ihn wie ein frischer Quell den durstenden Wanderer.

»Nun, ich will dir deine Zuversicht nicht rauben«, lenkte er ein. »Auch ich weiß, was der Glaube vermag. Freilich hat meine Arbeit sich nicht so sichtbar ausgewirkt wie die deine, die in Stein dasteht. Doch als Arbeiter im Weinberg des Herrn war ich nicht minder emsig als du.« Und er sprach von seiner Jugend und den raschen Fortschritten auf den hohen Schulen von Ferrara und Bologna, wo er sich den Doktorhut der Gottesgelahrtheit und anderer Fakultäten mit großem Lobe erworben hatte.

Als Montalto die Treppe wieder hinabgestiegen war, ging er mit seinem Hausmeister in den Garten, um die jungen, selbstgepflanzten Obstbäume zu besichtigen. War er doch als Gärtnerbursche und Hirtenknabe aufgewachsen, mit dem Sinn für das Wachstum der Pflanzen und das Gedeihen der Kreatur. In dem väterlichen Pachtgarten zu Grottamare in der Mark Ancona hatte er das Obst bewacht und des Nachts bei Sternenschein das Vieh gehütet wie der Knabe David. Er schämte sich dessen nicht: hatte Gott David nicht auch auserkoren vor allem Volke? »Gott ist groß in den Kleinen«, pflegte er zu sagen.

Während sein Sinn in die Vergangenheit zurückschweifte, erklang plötzlich ein gellender Schrei aus dem Neubau, und Fontana stürzte erschrocken herbei. Nach kurzer Frist kam er bleich und erregt zu Montalto: beim Abreißen der Gerüste war ein Balken herabgestürzt und hatte einen Zimmermann am Kopfe verletzt. Der lag nun ohnmächtig auf einem Schutthaufen, von seinen Genossen umringt, und blutete aus einer klaffenden Stirnwunde. Niemand hatte ein reines Tuch bei sich. Montalto ging auf ihn zu, zog das seine aus der Tasche und gebot, ihn zu verbinden. Man riß seinen Leinenkittel in Fetzen und band sie über das Tuch, doch sie sogen sich bald voll Blut. »Meinen Wagen!« gebot der Kardinal. Aber schon schlugen ein paar Zimmerleute aus Stangen und Brettern eine Bahre zusammen, legten den Verletzten darauf und bedeckten ihn mit einem alten, zerlöcherten Mantel. Dann hoben sie ihn auf ihre kräftigen Schultern, um ihn nach dem nahen Kloster in den Diokletiansthermen zu tragen. Montalto zog seine Börse und gab Fontana ein paar Scudi.

»Sorge in meinem Namen für ihn«, sagte er, »und laß mich bald wissen, wie es mit ihm steht. Gott helfe ihm!«

Dann ging er hinter der Bahre zum Tore der Villa; es sah aus wie ein Leichenzug. Fontana bekreuzte sich dreimal. »Wenn es nur keine schlimme Vorbedeutung ist«, murmelte er Sangalletto zu.

Als der Wagen beim Heimwege wieder an der Colonnaburg vorbeikam, dachte Montalto lebhaft an seine Vergangenheit zurück. Hinter der Burg, am Fuße des Quirinals, lag die Kirche und das Kloster Sant' Apostoli: dort hatte seine glänzende Laufbahn begonnen, und dorthin war er nach ruhmvollen Wanderjahren zurückgekehrt. Auch mit den Colonna hatte er damals wertvolle Beziehungen geknüpft, die noch jetzt andauerten.

»Wie doch die Jahre vergehen«, sagte er zu seinem Hausmeister, der ihm gegenüber im Vordersitze saß. »Dreißig Jahre sind es nun her, daß ich dort einzog. Ich war damals ein junger Fastenprediger und erregte doch schon Aufsehen in der Hauptstadt der Christenheit. Das war viel, denn hier hatte ich nicht schlichte Fromme zu Hörern, sondern Krittler und Neider, sogar Kardinäle und fremde Botschafter. Aber ich war damals noch dreist und verschonte selbst die größten Herrscher Europas nicht. Der hochselige Kardinal Carpi war mein Gönner. Er hatte sich schon seit ein paar Jahren meiner angenommen, als ich bei einem Disput über einen zungenfertigen Kalabresen obsiegte. Es war damals die Zeit, wo die Kirche aus ihrem neuheidnischen Traume erwachte und sich zum Gegenschlage wider die Ketzer aufraffte. Der feurige Ignaz von Loyola und der sanfte Filippo Neri, diese heiligen Männer, die Kardinäle Caraffa und Ghislieri, die nachmals den Thron Petri bestiegen, würdigten mich ihrer Freundschaft und besuchten mich armen Mönch oft stundenlang in meiner Klosterzelle ... Ich werde Ghislieris ersten Besuch nie vergessen. Bei einer meiner Predigten hatte mir ein Feind einen versiegelten Brief auf die Kanzel gelegt. Als ich meine Predigt geendet, erbrach ich ihn. Es war eine Aufzählung aller meiner Hauptsätze, und bei jedem stand mit großen Buchstaben geschrieben: »Du lügst.« Ich erschrak und sandte den Brief an die heilige Inquisition. Gar bald erschien der Großinquisitor Ghislieri in meiner Zelle. Seine tiefliegenden Augen unter den strengen Brauen, seine scharfgeschnittenen Züge jagten mir Schrecken ein, und eine unerbittliche Prüfung begann. Aber je mehr er mich fragte, desto sanfter ward sein Ausdruck, und er lächelte fast. Schließlich umarmte er mich unter Tränen. Seitdem ist er mein zweiter Beschützer geblieben.«

Montalto schwieg eine Weile, von dieser Erinnerung hingerissen. Dann begann er von neuem:

»Aber auch weltliche Ehre ward mir zuteil. Als Hauslehrer kam ich in den Palazzo Colonna, und das war nichts Geringes für einen armen Mönch, denn wie du weißt, können mit dem Hause Colonna nur noch die Orsini und zwei bis drei andere Geschlechter an Macht und an Glanz wetteifern. Mancher Spargroschen wanderte seitdem nach meiner Heimat, denn meine Schwester Camilla war seit kurzem verwitwet und darbte mit ihren Kindern.«

Sangaletto war zwar nur der Hausmeister des Kardinals, aber er besaß seine Zuneigung. Ihm gegenüber verhehlte Montalto nicht seinen Stolz, daß er aus niederem Stande durch eigenes Verdienst und durch Gottes Gnade zum Kirchenfürsten emporgestiegen war.

Steil fürwahr und oft rauh war der Aufstieg gewesen. Siege und Niederlagen hatten miteinander gewechselt. Er war in die Welt hinausgesandt worden, um in den Klöstern seines Ordens die Beschlüsse des Tridentiner Konzils durchzuführen und dem heidnischen Unwesen zu steuern, das selbst diese frommen Stätten der Weltentsagung ergriffen hatte. In Siena, in Neapel hatte er mit heiligem Eifer und mit unerbittlicher Strenge durchgegriffen und sich den Dank seiner Oberen verdient, aber auch große Feindschaft bei seinen Ordensbrüdern erregt. In Venedig hatte er den Augiasstall nicht zu säubern vermocht; an dem einmütigen Widerstande war sein harter Wille erlahmt. Mutlos war er nach Rom zurückgekehrt, aber mit größeren Ehren und Vollmachten, als Consultor des Heiligen Officiums, war er wieder zurückgesandt worden und hatte weiter reformiert und geeifert, bis er beim Rate der Zehn als Unruhestifter verklagt ward. Er hatte den Index der verbotenen Bücher veröffentlicht, den Besitzern solcher Bücher die Absolution verweigert und so das blühende Buchgewerbe Venedigs geschädigt. Da hatte die Signoria seine Abberufung gefordert. Aber auch diese Verfolgung hatte ihm mit nichten geschadet, sondern ihn noch größer gemacht. Als apostolischer Vikar seines Ordens war er wieder in Sant' Apostoli eingezogen und hatte den Kampf mit den Widerspenstigen fortgesetzt. Der Kardinal Carpi hatte ihn weiter beschützt, und nach dessen Tode hatte Ghislieri, der den Papstthron bestieg, ihn zu seinem einflußreichsten Ratgeber erkoren.

Seitdem stand er im Ruf unbeugsamer Härte, aber er hatte auch Proben von wahrhaft römischer Seelengröße abgelegt. In Venedig hatte er seinen ärgsten Gegner zum Prior des Frariklosters vorgeschlagen, und als der Haupturheber seiner zweiten Abberufung wegen schwerer Verfehlungen nach Rom zitiert ward, hatte er ihn durch seine Fürbitte beim Papste gerettet. So zeichnete sein Charakter sich immer schärfer ab: in der Sache hart und unnachsichtig, war er als Mensch hochherzig und ohne jede persönliche Rachsucht. Christliches Heldentum nannte man das, aber es war ebensogut römische Tugend, eines Trajan würdig.

Welch ein Tatensturm lag hinter ihm! Und was hatte er nicht alles erlebt und erfahren! Alle Geschäfte des geistlichen Standes waren durch seine Hände gegangen; selbst die Geheimnisse des Vatikans hatten sich ihm entschleiert.

»Ja, ich habe vieles erlebt!« sagte er plötzlich wie im Selbstgespräch. »Fast dünkt es mich jetzt wie ein Traum. Aber nun wird mein Lebensfaden bald abgeschnitten sein, und ich werde meine Tage in der neuen Villa beschließen.«

»Wer weiß, was der Himmel Eurer Eminenz noch vorbehalten haben mag«, entgegnete Sangalletto. Aber der Kardinal winkte ihm mit müder Handbewegung ab.

2. Vittoria Accoramboni

 

Endlich hatte Montalto sein Stadthaus erreicht. Er fühlte sich hier wohl im Kreise seiner Sippe, die ihm Ersatz für die eigene Ehelosigkeit bot. Als Jüngling hatte er nur seinem frommen Ehrgeiz gelebt und die Fleischeslust in sich niedergerungen. Vielleicht hatte das ihn so hart gemacht. Auch als Mann war er ein Muster von Sittenstrenge gewesen. Aber stets hatte er die Seinen unterstützt, und jetzt, wo er den Stachel des Fleisches nicht mehr fühlte, war das väterliche Gefühl in ihm rege geworden, und er fühlte das Bedürfnis, für die Seinen zu sorgen, so gut er vermochte. Seine Schwester, die er zärtlich liebte, half ihm diese Jahre neuer, unerwarteter Einschränkung mit Würde ertragen.

Die Matrone, wie stets im Hause beschäftigt, begegnete ihm auf dem Flur und sagte mit bedeutungsvollem Lächeln:

»Ein Bote erwartet dich, Felice. Er wollte das Paket nur dir selbst übergeben.«

Montalto ging in sein Studierzimmer, das mit Büchern umstellt war. Von den braunen oder weißen Lederrücken hob sich hier und da eine Antike ab, die er in seiner Villa ergraben oder billig erhandelt hatte. Auf dem Tische lagen Schriftstücke neben einem aufgeklappten Folianten. Es war eine Ausgabe des heiligen Ambrosius, die er jetzt neu herausgeben wollte.

Der Bote trat ein. Es war ein Kurier des Großherzogs Franz in Florenz, der ein Päckchen überbrachte. Montalto stellte ihm Quittung aus und entließ ihn mit einer Gabe. Dann erbrach er hastig Schnur und Siegel und freute sich im voraus des Inhalts, der einen Zuschuß zu den Baukosten bringen würde, eine Abschlagszahlung an Fontana. Befriedigt zählte er die frisch geprägten Zechinen, die auf seinen Schreibtisch rollten. Ein freundliches Handschreiben des Großherzogs lag bei. Der hatte zwar seinen eigenen Bruder im Kardinalskollegium sitzen, einen Mann, der durch seine hohe Geburt wie durch seine Klugheit großen Einfluß besaß und für einen Papstmacher galt, aber trotzdem zahlte er Montalto jetzt die Pension, die Gregor ihm genommen hatte, um sich seiner Freundschaft zu versichern. Das war damals gang und gäbe, und niemand fand etwas Unehrenhaftes dabei. Jeder Potentat hatte derart eine Partei im Heiligen Kollegium und einen offiziellen Vertreter, den sogenannten Protektor. In den laufenden Geschäften der Kurie konnte Montalto seinem Gönner jetzt freilich kaum etwas helfen, aber für die nächste Papstwahl war seine Stimme gewichtig, und wer wußte, wie lange Gregor es noch trieb?

Montalto verschloß die Geldstücke in seine Schatulle; dann ging er frohen Herzens in den Speisesaal, wo die Seinen sich schon versammelt hatten. Sein Neffe Francesco Peretti und dessen junge Gattin Vittoria kamen ihm entgegen und begrüßten ihn, dann seine Nichte Maria Damasceni, die Gattin eines römischen Ritters. »Wo ist Fabio?« fragte der Oheim sie. »Er ist heute auf sein Landgütchen geritten«, entgegnete Maria. Schließlich hüpften auch ihre Kinder herbei und küßten Montaltos Hand: der kleine Michele Peretti und seine beiden halbwüchsigen Schwestern Flavia und Ursula. Nur der Älteste fehlte, der elfjährige Alessandro, der bereits in der Priesterschule war und die Eltern nur Sonntags besuchen durfte.

Vittorias Anblick erfreute den Kardinal stets besonders. Ihre Schönheit erhellte seine ernsten Züge wie ein Sonnenstrahl. So mönchisch und sparsam er war, für sie hatte er stets eine offene Börse, und er fand es ganz in der Ordnung, daß sie ihre Reize durch Schmuck und reiche Kleidung erhöhte. Maria Damasceni mit ihrem feinen blassen Gesicht sah neben ihr fast wie ihre Mutter aus; auch besaß sie weder ihre melodische Stimme noch ihre Eleganz und Schlagfertigkeit. Montaltos Vorliebe für Vittoria ging bis zur Schwäche. Er übersah ihre Gefallsucht und ihren Aufwand, und kam es zwischen ihr und ihrem Gatten zu kleinen Zwistigkeiten, weil ein junger Römer ihr zu lebhaft gehuldigt oder weil ihre Ansprüche und Tränen Francesco gereizt hatten, so redete er Francesco begütigend zu und sagte: »Sie ist ja noch so jung.«

Selbst auf ihre Brüder hatte er seine Gunst ausgedehnt und behandelte sie wie die Kinder seiner eigenen Schwester. Ottavio Accoramboni war auf seine Verwendung hin Bischof von Fossombrone geworden, Julius hatte durch seine Fürsprache eine der ersten Stellungen im Hause des Kardinals Sforza erlangt, und ihr dritter Bruder Marcello, ein Raufbold, der schon viel auf dem Kerbholze hatte, brauchte sich dank dem Schutze Montaltos weniger vor Strafe zu fürchten.

Heute hatte sich sogar ein Freund Marcellos zur Tafel eingefunden, ein junger Ritter Cesare Palantieri, aber er behauptete, nicht mal zu wissen, wo Marcello sich gerade aufhielt, und gewiß kam er auch nicht des frugalen Mahles wegen, mit dem man im Hause Montalto fürliebnehmen mußte. Bei Tische machte er Vittoria beharrlich den Hof und erzählte höchst unheilige Dinge, während der Kardinal seiner Schwester von dem Fortschritt der Bauarbeiten berichtete und auch von dem Unglücksfall sprach, der sich heute ereignet hatte. Abergläubisch wie alle Römerinnen, bekreuzte sich Donna Camilla, als sie davon hörte, und gleich Fontana murmelte sie etwas von schlimmer Vorbedeutung.

Es war erstaunlich, wie gut die schlichte Landfrau, die als Kind um Bajocs gebettelt hatte, sich in ihre jetzige Rolle hineingefunden hatte und mit welcher natürlichen Würde sie die Hausmutter spielte. Ab und zu blickte sie zu Vittoria hinüber, und mit einem Ohre verfolgte sie deren Gespräche, um nötigenfalls mit einem mahnenden Blick einzugreifen. Aber sie hörte nur Stadtklatsch. Ein reicher Prälat hatte bestimmt, sein Nepot sollte ihn nur dann beerben, wenn er eines natürlichen Todes stürbe. Ein Orsini hatte einem mahnenden Gläubiger gedroht, ihn zum Fenster hinauszuwerfen. Der Gläubiger bat, ihn erst beichten zu lassen. »Was!« rief der Orsini, »wer zu mir kommt, muß vorher gebeichtet haben!«

Bei dieser Geschichte schien Montalto aufzuhorchen. Die Zuchtlosigkeit der römischen Adligen war ihm ein Greuel; noch mehr aber erbitterte ihn die Straflosigkeit ihrer Frevel. Besonders die Orsini konnten sich alles erlauben, aber auch die andern brauchten nur Zuflucht bei einem Kardinal, einem römischen Großen oder einem fremden Gesandten zu suchen; dann verschwanden sie für eine Weile und kehrten unangefochten zurück. Freilich trieb es auch Marcello Accoramboni nicht besser, aber bei ihm schien Montalto seine strengen Grundsätze zu vergessen -- alles aus Liebe zu Vittoria. So wahr ist es, daß kein Mensch ohne inneren Widerspruch lebt.

Um das Thema zu wechseln, erzählte der Ritter von der bildschönen Clelia Farnese, der natürlichen Tochter des Kardinals.

»Ich habe ihr heute morgen meine Aufwartung gemacht«, sagte er. »Aber mein Wort darauf, neben Euch, Signora, verbleicht ihre Schönheit wie der silberne Mond vor dem Glanze der Sonne.«

»Das gleiche werdet Ihr morgen der Clelia Farnese versichern, nur umgekehrt«, lachte Vittoria mutwillig. Ihr Lachen hatte etwas Süßes, Geheimnisvolles, das alle Männer bestrickte.

»Laßt mich in Stücke hauen, wenn das wahr ist«, beteuerte Palantieri.

»Ich dürste nicht nach Eurem Blute«, entgegnete sie. »Ihr werdet es schon selbst bei einem Eurer Raufhändel verspritzen. Irre ich nicht, so hattet Ihr erst vor kurzem einen schlimmen Streit wegen einer Schönen. Und eine Weile waret Ihr aus Rom verschwunden, wie mein trefflicher Bruder Marcello.«

»Ich bekenne meine Sünde«, nickte Palantieri stolz, denn dergleichen Händel gereichten einem Manne zur Ehre. »Aber meine Absolution ist diese: Ich kannte Euch damals noch nicht.«

Francesco warf ihm einen wütenden Blick zu und schlug mit der Faust auf den Tisch. Alles blickte auf, und Donna Camilla winkte den beiden zu schweigen. Palantieri knurrte eine Verwünschung gegen den Gatten vor sich hin und schaute ihn herausfordernd an, wagte aber nicht weiterzugehen.

Auftritte wie dieser waren im Hause nicht selten. Unter solchen Umständen war Vittoria wenig beliebt. Man neidete ihr die Gunst des Kardinals, ihre fast königliche Stellung. Sie aber fühlte sich allen Hausgenossen durch ihre Schönheit und Klugheit unheilvoll überlegen. Ihr guter Tropf von Gatte langweilte sie, und sie hatte keine Kinder von ihm. Wohl war er noch immer rasend verliebt in sie, aber er quälte sie mit seiner Eifersucht, und wenn er ihr auch die gleichen schönen Dinge sagte wie Marcellos Freund, so klangen sie aus dessen Munde doch viel schöner, denn Francesco war nur der Sohn eines besseren Bauern, jener aber ein Ebenbürtiger, ein römischer Ritter. So gut sie es also auch hatte, sie fühlte sich in diesem frommen Bürgerhause nicht wohl.

Noch als halbes Kind hatte man sie vermählt, weil ihr Vater den bedenklichen Liebeswerbungen des gefürchteten Herzogs von Bracciano ein Ziel setzen wollte. Der Kardinalspurpur adelte zwar, wie man in Rom sagte, aber Montaltos Herrlichkeit war bald verblaßt, und jetzt führte sie, von glühendem Ehrgeiz erfüllt, ein Leben, das ihr unter ihrer Würde dünkte. Sie fühlte den Neid ihrer neuen Verwandten, vergaß die Wohltaten des Kardinals und verfluchte den Tag, der ihr Schicksal besiegelt hatte.

Wenn sie ihre Eltern besuchte, traf sie dort nicht selten ihren alten Verehrer, den Herzog von Bracciano. Ihre Mutter begünstigte diese Zusammenkünfte, und beide Frauen träumten von einem glänzenden Schicksal, dem Francesco im Wege stand. Aber Vittoria hütete sich wohl, ihrem Gatten von diesen Stelldicheins zu erzählen; sie ließ ihn nur ihre Launen fühlen. Um so mehr berauschte sie sich jetzt an den Huldigungen des Ritters wie an einem Weihrauch, der ihrer Schönheit gebührte. Sie spielte zwar nur mit ihm wie mit allen, aber ihr Herz wallte leidenschaftlich, und als Francesco so blöd auf den Tisch schlug, schoß ihr das Blut ins Gesicht.

Das Ende der Mahlzeit verlief einsilbig. Vittoria spielte mit ihrem Halsgeschmeide und warf feindliche Blicke auf ihren Gatten, der wütend auf seinen Teller starrte, und Maria beschäftigte sich mit ihren Kindern. Endlich stand man auf, und Vittoria griff zu einer Laute, die an der Wand hing. Sie schlug ein paar Akkorde an; dann begann sie mit süßer, volltönender Stimme zu singen. Es war ein selbstverfaßtes Gedicht, das ein römischer Musiker komponiert hatte. Montalto, der es schon kannte, zog sich wieder in sein Studierzimmer zurück. Er hörte nur noch die erste Strophe, die wehmütig hinter ihm herklang:

»Verwegne Wünsche haben mich durchdrungen,
Zum leichten Himmel sich emporgeschwungen,
Nicht droben mich der sel'gen Lust zu weih'n,
Ach, mich zu stürzen in die Erdenpein ...«

Das war etwa das Leitmotiv von Vittorias jetzigem Seelenzustand.

3. Die Schicksalsnacht

 

Montalto hatte sich wieder in den Heiligen Ambrosius vertieft und merkte nicht, wie die Stunden entschwanden. Es war bereits Nacht geworden, und noch immer saß er beim Lampenschein über seiner frommen Arbeit, während im Hause alles still ward. Plötzlich hörte er den Klopfer gegen die Haustür dröhnen, die schräg unter seinem Gemache lag. Schritte hallten im Flur, und lebhafte Stimmen sprachen durcheinander. Wer konnte zu so später Stunde noch kommen? War es Fabio, der von seinem Anwesen zurückkehrte? Oder gar der Schlingel, der Marcello, der mal wieder nächtlicherweile Obdach in seinem Hause begehrte? Er sah das keineswegs gern; nur aus Liebe zu Vittoria drückte er auch hier ein Auge zu. Marcello aber hatte es trefflich verstanden, seinen gutmütigen Schwager Francesco durch sein keckes, selbstsicheres Wesen für sich einzunehmen, so daß dieser ihn wie einen Freund behandelte und stets alles tat, was Vittoria für ihren Bruder wünschte. Aber diesmal mußte es doch etwas Besonderes sein, denn der Stimmenlärm wollte nicht verstummen.

Schließlich stand Montalto auf und ging hinaus. Der Lärm kam aus Francescos Gemach, dessen Tür halboffen stand. Als er eintrat, sah er, wie sein Neffe sich den Degen umgürtete, während Camilla ihn mit erhobenen Händen anflehte, das Haus nicht zu verlassen. Doch er sagte: »Ich muß hingehen. Die Ehre gebietet es.«

Montalto fragte nach dem Grund seines Fortgehens. Er war recht seltsam. Vittorias Kammerfrau Caterina hatte soeben von ihrem Bruder Domenico einen Brief erhalten, den sie ihrer Herrin gebracht hatte. Er war von Marcello geschrieben, der seinen Schwager dringend um Hilfe bat und ihn beschwor, unverzüglich nach dem Quirinalshügel auf den Platz vor dem päpstlichen Sommerpalaste zu kommen.

»Zu dieser Nachtstunde!« rief Donna Camilla angstvoll.

»Ist der Bote noch da?« fragte Montalto.

»Nein, er ist sofort wieder weggegangen.«

»Wer war es?«

»Der Mancino.« (So nannte man Domenico, weil er linkshändig war.)

»Eure Eminenz kennt ihn als zuverlässigen Mann«, bemerkte Vittorias Zofe ungefragt.

»Jawohl!« nickte Donna Camilla heftig. »Ein Verbannter, der sich bei Tage in Rom nicht zu zeigen wagt! Geh nicht hin, mein Sohn, es könnte dein Tod sein. Jede Nacht geschehen unerhörte Dinge. Warum schreibt Marcello nicht, um was es sich handelt?«

»Der Mancino gehört gleichsam zum Hause«, entgegnete Francesco. »Und ich kann meinen Schwager in der Not nicht im Stiche lassen.«

»Wäre wenigstens Fabio da«, sagte die Matrone. »Er könnte dich mit den Dienern begleiten. Aber nun ist er mit dem einen fortgeritten, und uns bleibt nur noch Lorenzo.«

»Ich will doch nicht in den Krieg ziehen, Mutter«, lächelte Francesco. »Lorenzo soll mich mit der Fackel begleiten, das genügt. Wir beide werden schon unsern Mann stehen.«

»Nimm wenigstens noch den Hausmeister mit, wenn du durchaus gehen willst«, flehte die Mutter.

»Ach, das Mönchlein!« lächelte Francesco. »Der fiele uns höchstens zur Last.«

Er wollte hinauseilen, aber da warf Donna Camilla sich auf der Schwelle nieder, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

»Geh nicht hin, Francesco!« sprach sie. »Ich flehe dich an. Tu's mir zuliebe.« Und sie blickte wie hilfesuchend zu ihrem Bruder empor.

»Es ist freilich bedenklich«, versetzte Montalto und strich mit der Hand über seinen Franziskanerbart. »Aber als Mann muß er wissen, was er tut.«

Francesco küßte seine Mutter auf die Stirn und strich ihr über das graue Haar. »Mach mich nicht zum Feigling, Mutter«, sagte er. »In einer Stunde bin ich wieder zurück.«

Da sprach die Matrone zu Vittoria: »Bitte du für mich, denn für mich hat er kein Herz mehr.«

Vittoria sank gleichfalls ins Knie und wiederholte, wenn auch ohne Tränen: »Geh nicht hin, Francesco.«

»Auch du, Vittoria!« rief er. »Wo dein Bruder in Gefahr schwebt!«

Einen Augenblick schien er zu schwanken. Dann aber drückte er sich das Barett in die Stirn und sprach: »Ihr seid Frauen. Tröstet euch, Gott wird mich schützen. Ich muß eilen, ehe es zu spät ist.«

Donna Camilla wollte ihn am Zipfel seines kurzen Mantels zurückhalten, aber er war schon die Treppe hinuntergeeilt. Die Fackel des Dieners leuchtete blutrot in der Finsternis.

»Francesco! Francesco!« schluchzte die Mutter hinter ihm her. Aber schon fiel die Tür schwer ins Schloß. Da warf sie sich auf den Betstuhl, der im Gemache stand, und erhob flehend die Hände zur Jungfrau.

Vittoria hatte ihre Ruhe bald wiedergefunden. »Beruhige dich doch, Mutter«, sprach sie. »Es ist ja nicht das erstemal, daß er zur Nachtzeit aus- und eingeht.«

Die Matrone warf ihr einen feindlichen Blick zu. »Ja,« entgegnete sie, »und meist wegen deines Taugenichtses von Bruder!«

Auch Montalto suchte sie zu beschwichtigen. Dann kehrte er in sein Studierzimmer zurück.

Eine lange bange Stunde verstrich mit Warten und Beten.

Montalto zwang sich vergebens zur Arbeit. Die lateinischen Worte des Kirchenvaters tanzten vor ihm auf dem Papier. Er stand auf, öffnete das Fenster und lauschte, ob er nicht den Schritt seines Neffen nahen hörte. Bisweilen streifte ein Trupp heimziehender Gäste, von Fackelträgern begleitet, lachend und singend durch die dunkle Straße, oder eine vermummte Gestalt huschte wie ein schwarzer Nachtfalter durch einen der spärlichen Lichtwürfel, die noch aus erleuchteten Fenstern fielen. Dann hörte er nichts mehr als das Bellen der herrenlosen Hunde, die nach Nahrung suchend umherstreiften. Sein Neffe kehrte nicht heim.

Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und blickte auf die kleine Nürnberger Uhr, die vor ihm stand und wie ein Totenwurm tickte. Plötzlich hörte er leise gegen seine Tür pochen. Es war Donna Camilla, die in ihrer Angst zu ihm kam.

»Hätten wir nur noch einen Diener im Hause«, sagte sie bang. »Der könnte zu den Sbirren laufen und ein paar von ihnen mitnehmen, um Francesco entgegenzugehen. Denn es ist unnatürlich, daß er noch nicht zurück ist. Kannst du nicht den Hausmeister hinschicken?

»Sie werden ihn in der Finsternis kaum finden,« wandte Montalto ein, »denn wir wissen ja nicht, welchen Weg er eingeschlagen hat. Aber wenn du durchaus willst, wecke ihn und laß ihn gehen.«

»Die Sache scheint mir sehr schlau abgekartet«, sagte die Matrone, ihren Rosenkranz in den zitternden Fingern drehend. »Marcellos Freund hat gewiß die Gelegenheit ausgespäht und ihm flugs mitgeteilt, daß Fabio mit dem anderen Diener fort ist.«

»Wer wird gleich so schwarzen Verdacht hegen«, entgegnete Montalto, wiewohl ihm selbst bang zumute war.

»Hättest du Francesco nur einfach verboten, fortzugehen,« sagte sie vorwurfsvoll, »dann war alles in Ordnung. Aber in deiner unseligen Schwäche für Vittoria und ihre Sippe ...«

Plötzlich dröhnten heftige Schläge gegen die Haustür. Camilla stürzte hinaus, und Montalto ergriff mit zitternder Hand seine Lampe, um ihr nachzueilen. Draußen ertönte wirres Gerede; dann hörte er den gellenden Aufschrei seiner Schwester. Etwas Entsetzliches mußte geschehen sein. Nach Fassung ringend, schritt er die Stufen herab, durch sein langes Priesterkleid behindert. Er sah Camilla ohnmächtig auf dem Treppenabsatz liegen; Vittoria und ihre Zofe waren bemüht, sie wieder aufzurichten. Vor ihnen stand zitternd und mit verstörter Miene Lorenzo. »Francesco ist ermordet!« schrie Maria Damasceni ihrem Oheim entgegen.

Die Lampe fiel ihm fast aus der Hand; Maria nahm sie ihm ab. Da bekreuzte er sich mechanisch und empfahl Francescos Seele dem Himmel. Dann gebot er mit zitternder Stimme dem Diener zu reden. Aber auch der war kaum eines Wortes mächtig und rang nach Atem. Schließlich stammelte er:

»Kaum waren wir zum Monte Quirinale emporgestiegen ... da blitzten drei Schüsse im Dunkeln auf ... Herr Francesco stürzte zu Boden ... Eine Büchsenkugel streifte meine rechte Hand ... Seht hier das Blut ... Die Fackel entfällt mir ... Und wie sie am Boden schwelt ... sehe ich drei, vier Männer über den Herrn herfallen ... Dolche blitzen auf ... ich ziehe blank und will auf sie losgehen ... Da rennen sie auf mich zu und brüllen: Weg, du Hund, oder du stirbst auch! ... Sie umkreisen mich und wollen mir in den Rücken fallen ... Da war nichts mehr zu retten ... Ich schreie: ›Mord! Mord!‹ und weiche zurück ... Sie hinter mir her, den ganzen Abhang herunter, dicht auf meinen Fersen ... Endlich, an der Colonnaburg, sehe ich Lichtschein ... Ein Schwarm von Nachtgästen mit Fackelträgern kommt über den Platz ... Da verschwinden die Mörder im Dunkeln ... Allein und ohne Fackel, wage ich mich nicht mehr hinauf nach dem Berge ... Ich laufe, was ich kann, durch die Nacht bis hierher ...«

Erschöpft hielt er inne und strich sich das Haar aus der Stirn.

Donna Camilla kam wieder zu sich und blickte sich verstört um. Als sie Vittorias Zofe erblickte, die ihr ein Riechfläschchen vorhielt, stieß sie sie mit Abscheu von sich.

»Weiche von mir, du Hexe!« ächzte sie. »Du hast deine Herrin bezaubert und das ganze Unheil verschuldet.«

»Ich eine Hexe, Madonna!« rief Caterina aus. »Die Schönheit meiner Herrin ist ein stärkerer Zauber als alle schwarze Kunst.«

»Jedenfalls hat dein Bruder den Brief überbracht,« stieß Camilla hervor, »und du steckst mit ihm unter einer Decke.«

Caterina brach in Tränen aus und schwor bei allen Heiligen, daß sie unschuldig sei.

Vittoria stand bleich und schön da und drückte ihr Spitzentüchlein an die Augen. Ihre Lippen zuckten wie von einem krampfhaften Lächeln.

»Wo ist Lorenzo?« fragte die Matrone plötzlich. »Ich will ihn sprechen.«

Der Diener stand noch immer verstört im Flur. Als er sich rufen hörte, schrak er zusammen und kam näher.

»Sahst du unter den Mördern bekannte Gesichter?« fragte Donna Camilla. »Nun, heraus mit der Sprache! War vielleicht der Ritter Palantieri dabei, der heute zur Tafel war? Oder Domenico?«

»Mein Bruder!« kreischte die Zofe.

»Schweig!« fuhr Camilla sie an. Und zu Lorenzo gewendet: »Oder vielleicht auch Marcello?«

»Mutter! Diese Schmach vor allen Leuten!« schrie Vittoria auf.

»Ich habe keinen erkannt«, stammelte der Diener. »Die schwelende Fackel ... Die Finsternis ... Die Flucht ... Ich hatte meine Sinne nicht mehr beisammen.«

Montalto sah, daß er eingreifen mußte.

»Camilla, sprach er feierlich, »noch wissen wir nicht, wie die Sache sich zugetragen hat. Richte nicht vorschnell. Der erste Schmerz ist oft maßlos. Warten wir die Untersuchung ab. Gott hat uns furchtbar geprüft, aber wir müssen stark bleiben. Beten wir zu ihm, daß er uns Kraft verleihe.«

Von Maria gestützt, wankte die arme Mutter in ihr Schlafgemach, indes Vittoria, von ihrer Zofe gefolgt, zornbebend verschwand.

Montalto ging zu seiner Schwester. Mit übermenschlicher Gefaßtheit setzte er ihren Klagen und Anklagen ein Ziel, ermahnte sie zur Standhaftigkeit und zur Duldung. Dann schickte er Sangalletto mit dem Diener zur Engelsburg, um den Mord anzuzeigen und die Sbirren auf die Beine zu bringen, während das Haus in düsteres Schweigen versank.

4. Montaltos Stoizismus

 

Als die ersten rosigen Morgenwölkchen am Himmel erglühten, brachte man den Toten auf einer Bahre ins Haus. Die Sbirren hatten ihn an der gleichen Stelle gefunden, wo er ermordet war.

Die Bahre ward in sein Gemach hinaufgetragen. Als der Mantel, der über sie gebreitet war, entfernt wurde, bot sich ein furchtbarer Anblick dar. Die aus großer Nähe abgefeuerten Schüsse hatten Francescos Rock verbrannt, und die Dolche der Mörder hatten seinen Leib buchstäblich durchlöchert. Das wachsbleiche, entstellte Gesicht war mit Blut besudelt; dicke Klumpen geronnenen Blutes klebten auch an seinem wirren Gelock.

Vittoria spielte ihre Rolle gut. Sie warf sich über den Toten, raufte sich ihr glänzendes schwarzes Haar und flehte die Rache des Himmels herab. Kurz, sie tat alles, was ein liebendes Weib hätte tun müssen. Nur auf Montaltos Zuspruch beruhigte sie sich und ließ sich fortführen.

Donna Camilla und ihre Sippe hatten ihre Gegenwart gemieden. Erst als sie den Toten verlassen hatte, trat die Mutter ein, beugte sich weinend über ihn und küßte seine bleiche, blutige Stirn. Montalto kniete neben ihr nieder und sprach laut die lateinischen Totengebete. Auch sein Antlitz war bleich und übernächtig, aber unbeweglich, als empfände er keinen irdischen Schmerz mehr.

Die Seinen faßten es nicht, als er zwei Stunden darauf das Haus verließ und nach seiner Gewohnheit zu Fuß in den Vatikan ging, wo an diesem Tage ein Konsistorium stattfand.

Wie groß war erst das Erstaunen der Kardinäle, als sie ihn in der Sala ducale erscheinen sahen; denn die Kunde von der Ermordung seines Neffen hatte sich schon verbreitet, und ein jeder nahm an, er werde sich wenigstens an diesem ersten Tage der Teilnahme an einem öffentlichen Akt entziehen. Aber die so urteilten, kannten Montalto nicht. Er erschien nicht nur als einer der ersten im Saale, sondern er nahm auch die Beileidsbezeigungen seiner Amtsbrüder mit erstaunlicher Fassung entgegen. Kaum einem stand er nahe, und sie machten nicht viel Wesens von ihm.

Als alle Kardinäle versammelt waren und der Papst eintrat, wandte er seine Blicke sofort auf Montalto. So groß auch seine Feindschaft gegen ihn war, in diesem Augenblick schluchzte er auf und versprach schnelle und strenge Justiz. Auch Montalto verlor einen Augenblick seine Fassung, und seine Augen liefen über. Doch beschämt, vor seinem Feinde gerührt zu erscheinen, ermannte er sich rasch und dankte dem Papste ehrerbietig für sein Beileid. Dann begab er sich festen Schrittes auf seinen Platz.

Das Erstaunen wuchs noch, als er im Laufe des Konsistoriums aufstand, vor dem Throne Seiner Heiligkeit niederkniete und mit ruhiger Klarheit über die Angelegenheiten seines Amtes Bericht erstattete. »Wahrlich, das ist ein großer Mönch«, flüsterte Gregor seinem Neffen, dem Kardinal von San Sisto, zu, als Montalto auf seinen Platz zurückkehrte.

Die gleiche übermenschliche Fassung bewies er in seinem Hause. Sein Einfluß auf die Seinen war so stark, daß auch sie ihre äußere Ruhe bewahrten. Selbst bei dem Begräbnis, als die Leiche aus dem Hause getragen ward, ging ihr Schmerz nicht über das hinaus, was bei einem so traurigen Anlaß Brauch war. Die Beisetzung fand in der Kirche S. Maria degli Angeli statt, die Michelangelo in den Hauptsaal der Diokletiansthermen hineingebaut hatte, weit außerhalb der bewohnten Stadt, unweit der Villa Peretti. Wollte Montalto das Grab seines Neffen in nächster Nähe haben? Aber wie stimmte dazu seine anscheinend so große Gefaßtheit?

Die Römer zerbrachen sich den Kopf über alle diese Dinge, und der Kardinal Montalto ward eine Weile zum Stadtgespräch. In den höfischen Künsten Bewanderte schrieben seine Gefaßtheit nicht natürlicher Fühllosigkeit zu, sondern einem hohen Grade von Verstellung. Nach ihrer Ansicht wollte Montalto sich durch dies Benehmen den Weg zum Papstthrone bahnen, indem er der Welt zeigte, daß er sich über alles Menschliche zu erheben vermochte.

Diese Ansicht befestigte sich noch mehr, als er die üblichen Beileidsbesuche der Kardinäle, Prälaten und römischen Großen empfing. Jedesmal begnügte er sich mit einem kurzen Hinweis auf die Hinfälligkeit aller menschlichen Dinge und führte zum Beweis dafür ein Wort aus der Schrift oder aus einem Kirchenvater an. Dann ging er auf die eigenen Angelegenheiten des Besuchers über oder fragte nach den Stadtneuigkeiten, gleich als hätte er den Tröster schonend von dem Anlaß seines Besuches ablenken wollen.