Cover.jpg

Perry Rhodan

Die Chronik

Biografie der größten

Science Fiction-Serie der Welt

von Rainer Nagel und Alexander Huiskes

Band 4

Der Dritte Weg

(Die Jahre 1996–2008)

Mit Einführungen von

Christian Montillon, Susan Schwartz,
Michael Thiesen und Klaus Bollhöfener

www.hannibal-verlag.de

Impressum

Hannibal Originalausgabe

© 2021 by Hannibal

Hannibal Verlag, ein Imprint der Koch International GmbH, A-6604 Höfen

www.hannibal-verlag.de

ISBN 978-3-85445-437-3

Dieses Buch ist auch erhältlich als Hardcover mit der ISBN 978-3-85445-343-7

Die Autoren:

Dr. Rainer Nagel und Alexander Huiskes

Bisher erschienen:

Michael Nagula, Perry Rhodan – Die Chronik

Band 1, Geburt und Siegeszug eines Phänomens

(Die klassischen Jahre 1961–1974)

ISBN 978-3-85445-326-0 (E-Book: 978-3-85445-355-0)

Michael Nagula, Perry Rhodan – Die Chronik

Band 2, Das Universum dehnt sich aus

(Goldenes Zeitalter 1975–1980)

ISBN 978-3-85445-330-7 (E-Book: 978-3-85445-356-7)

Hermann Urbanek, Perry Rhodan – Die Chronik

Band 3, Zu neuen Ufern

(Die Jahre 1981–1995)

ISBN 978-3-85445-342-0 (E-Book: 978-3-85445-396-3)

Autoren und Verlag bedanken sich bei dem PERRY RHODAN-Team der Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt, für die freundliche Unterstützung.

PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ®

sind eingetragene Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Lektorat: Michael Thiesen, Kaiserslautern

Korrektorat: Dr. Matthias Auer

Layout und Satz: Thomas Auer, Innsbruck

Coverdesign: bürosüd, München

Coverfoto: Johnny Bruck, © VPM / Pabel-Moewig Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags nicht verwertet oder reproduziert werden. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Inhalt

Einführungen

1996

1997

1998

Bilderstrecke 1

1999

2000

2001

2002

2003

Bilderstrecke 2

2004

2005

2006

2007

2008

Danksagung

Widmung

Das könnte Sie interessieren

Einführungen

Tausendersprünge

von Christian Montillon

Als PERRY RHODAN Band 1000 erschien, konnte ich wahrscheinlich gerade lesen oder lernte es zu der Zeit – man schrieb das Jahr 1980, ich war sechs Jahre alt. Mit der Serie hatte ich nichts am Hut. Ich wusste nicht mal etwas – wie manch anderer aus seiner Kindheit berichtet – von den bunten Titelbildern der Heftchen, die sich im Wohnzimmerschrank stapelten, weil der Vater/Onkel/Opa sie las …

… was in meinem Fall daran lag, dass eben Vater/Onkel/Opa die Serie nicht lasen. Und auch sonst niemand, den ich kannte.

Also machen wir den ersten Tausendersprung: Als Band 2000 erschien, hatte ich das Lesen gelernt und übte mich fleißig darin. Ich studierte gerade in Mainz (»Deutsche Philologie«, »Buchwesen« sowie »Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft«; das Fach »Buchwesen« wurde erst nach meiner Zeit zur »Buchwissenschaft« geadelt).

Meine Bekanntschaft mit PERRY RHODAN hatte lange vorher begonnen. Das kam so: Ich las mit Leidenschaft Gruselheftromanserien, darunter hin und wieder den DÄMONENKILLER, dort war Paul Wolf mein Lieblingsautor, der, wie ich herausfand, mit bürgerlichem Namen Ernst Vlcek hieß. Wie aufregend, sich ein Pseudonym zuzulegen!

Am Kiosk beim Herumstöbern entdeckte ich zufällig, dass jener Ernst Vlcek nebenbei PERRY RHODAN schrieb. Also kaufte ich mir den Roman, und am Rande sei erwähnt, dass es nicht lange dauerte, bis ich begriff, dass Ernst eigentlich PR-Autor war und alles andere nebenherlief.

Bald las ich eine Menge Auflagen parallel (die 900er sind mir lebhaft in Erinnerung, die 1500er und die 400er), dazu diverse Silberbände … aber irgendwie flaute meine Begeisterung ab. Vielleicht hatte ich mich übersättigt.

Zurück zu Band 2000 und meiner Studentenzeit. In den 1900er-Nummern war ich wieder in die Serie eingestiegen und machte den »Run« auf Band 2000 als faszinierter Leser mit. Die Rätsel um Thoregon, die Brücke in die Unendlichkeit … klasse. Ich fieberte also als Fan auf den Superjubiläumsband hin.

Nächster 1000er-Sprung: Als Band 3000 erschien, sah es noch mal völlig anders aus. Den habe ich nämlich gemeinsam mit Kollege Wim Vandemaan selbst geschrieben.

Hätte man das dem Studenten eben jener 2000er-Zeit gesagt, wäre man wohl mit einem müden Grinsen bedacht worden. Aber tatsächlich, 1000 Romane später war ich nicht nur Team-, sondern sogar Mit-Exposé-Autor.

Wie konnte es dazu kommen? Fragen wir mal den Studenten, was der so darüber denkt.

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Hey, Christian?

Christoph Dittert: Christian? Wer soll das sein?

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Ach ja, den gibt es ja noch nicht. Noch heißt du Christoph Dittert, stimmt.

Christoph Dittert: So werde ich immer heißen.

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Richtig. Aber nicht nur. Du legst dir ein Pseudonym zu. Christian Montillon.

Christoph Dittert: Montillon? Wie der Nachname meiner Freundin?

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Die du dann geheiratet haben wirst, ja.

Christoph Dittert: Spannend. Erzähl mir mehr!

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Nö. DU sollst nämlich was erzählen. Wie stellst du dir die Zukunft vor?

Christoph Dittert: Ich schließe mein Studium ab, vielleicht promoviere ich. Danach versuche ich, eine Dozentenstelle zu bekommen. Hier in Mainz, das wäre klasse. Aber sag mal, wie war das mit der Hochzeit und …

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Nix da! Und hey, willst du nicht Schriftsteller werden?

Christoph Dittert: Doch, schon. Wollte ich irgendwie immer, glaub ich. Ist eben nicht so einfach.

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Könnte mir vorstellen, dass du das schaffst. Was liest du denn so?

Christoph Dittert: Ach, viele Sachen. Bergeweise PERRY RHODAN zum Beispiel.

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Aaaah, ja.

Christoph Dittert: Was soll das heißen?

*Stimme aus dem Jahr 2021*: Wart’s ab.

Nicht gerade der brillanteste Dialog, zugegeben. Aber damals war ich eben noch nicht geübt im Schreiben. Wissenschaftliche Hausarbeiten und hier und da mal eine Geschichte für die oben erwähnte Freundin.

Tatsächlich habe ich nach dem Studium promoviert und fragte meinen Doktorvater, ob er einen Tipp habe, wie ich ein paar Euro verdienen könne. Zum einen bekam ich von ihm ein schickes Stipendium im Gebiet der Hymnologie, zum anderen den zukunftsträchtigen Rat: »Lesen Sie doch bei einem Verlag Korrektur.«

Das tat ich, beim Zaubermond-Verlag, der zum Beispiel die Hardcover-Neuauflage der oben erwähnten DÄMONENKILLER-Serie herausgab. Nachdem ich dort bergeweise Manuskripte korrigiert hatte, sagte ich zum Verlagschef Dennis Ehrhardt: »Jetzt lass mich auch mal einen Roman schreiben.«

Die Chance bekam ich von ihm – und über das Ergebnis urteilte er so: »Das Ding ist schlecht. Aber man kann was draus machen.« Also zeigte er mir ungefähr tausend Kleinigkeiten auf, stellte alles auf den Kopf, und am Ende erschien der Roman unter unseren beiden Namen. Weitere erblickten rasch das Licht der literarischen Welt, bei Zaubermond und bei den diversen Serien des Bastei-Verlags – ich tobte mich überall aus.

Unter anderem bei JERRY COTTON, einer Reihe, die ich nie gelesen hatte. Ich kaufte einen Roman, las ihn und dachte: Das bekomme ich auch hin. Tatsächlich lag mein dortiger Erstling bald am Kiosk, und der zuständige Lektor Peter Thannisch fragte mich: »Warum machen Sie das denn nicht schon die ganze Zeit so? Damit hätten Sie sich doch Ihr Studium finanzieren können!« Meine Antwort war eher nüchtern: Weil ich es ja nicht wusste, dass ich das offenbar kann.

Nebenbei gesagt, habe ich Peter vor einem guten Jahr wiedergetroffen, wir waren essen und haben uns prima über alte Erinnerungen amüsiert. Aber keine Sorge, es dauert nicht mehr lange, bis PERRY RHODAN wieder ins Spiel kommt. Nämlich genau … jetzt!

Mit einem Taschenbuch für die JERRY COTTON-Reihe, das ich ziemlich gut fand, bewarb ich mich schließlich bei der PERRY RHODAN-Redaktion, und das völlig unbekannterweise – ich kannte dort niemanden, niemand kannte mich. Im Fandom habe ich mich nie herumgetrieben, ich war nur einige Male bei der Frankfurter Buchmesse am Perry-Stand, hatte Autogramme abgeholt und kaum ein Wort herausgebracht, standen auf der anderen Seite des Signierpults doch die großen literarischen Helden.

Ein gewisser Klaus Frick las mein JERRY COTTON-Manuskript und lud mich in den Verlag ein. Also spazierte ich siegessicher dorthin, mit meiner Schlappmütze falsch herum auf dem Kopf. Klaus sagte mir später, er habe sich bei dem Anblick gefragt, was ich wohl für ein Typ sei. Und er hatte aufmunternde Worte an dem Tag: »Ich hab’s gelesen, und ich sag dir gleich: Ich hätte das nicht gekauft.«

Bämm!

Aber immerhin fuhr er fort mit: »Allerdings sehe ich ein gewisses Talent. Schreib einen ATLAN. Wir beginnen da bald mit einem neuen Minizyklus, den Lordrichtern.« Und ich so: »Wie ist der Name?« Klaus sprach es nämlich mit seinem leicht schwäbischen Zungenschlag aus, und mein Pfälzer Ohr verstand das nicht. Ich glaube, mir war erst bei der dritten Wiederholung klar, wie das Wort hieß. Peinlich.

Denkwürdig übrigens auch die Frage des Chefredakteurs: »Willst du dann bei uns auch das bescheuerte Horror-Pseudonym Montillon benutzen?« Denn das verwendete ich beim DÄMONENKILLER (alias DORIAN HUNTER), bei COCO ZAMIS und bei PROFESSOR ZAMORRA. Da konterte ich lässig: »Das ist der Mädchenname meiner Frau.«

Also schrieb ich ATLAN, und so wanderte ich redaktionell zu Sabine Kropp. Sie las meine ersten Seiten, die ich testweise in den Verlag gab. Den Text schickte sie mir zurück, ich schaute drauf und sah rot. Buchstäblich. Alles war mit Anmerkungen übersät, was ich hier und da schlicht falsch gemacht hatte. (Wem dieses Prinzip so langsam bekannt vorkommt, dem sei gesagt: Ja. Gut aufgepasst.)

Aber Sabine und ich rauften uns zusammen, und die Art, wie ich Action schilderte, imponierte offenbar. Der Roman erschien, und auch weitere ATLANS.

Später fuhr ich erneut in den Verlag – es ging darum, dass ich ein PERRY RHODAN EXTRA verfassen sollte. Während ich in Klaus Fricks Büro saß, überraschte er mich mal wieder – eine seiner Spezialitäten. Er habe seine Meinung geändert. Pfeif auf den EXTRA-Band, ich könne doch stattdessen einen Doppelband für die Erstauflage schreiben.

Und da war er, der Ruf.

Und da ist übrigens noch etwas: Nämlich das Ende dieses Vorworts zur PERRY RHODAN-Chronik der Zeit, in der ich als Autor in die Serie eingestiegen bin. Und in der der oben erwähnte Band 3000 ferne Zukunftsmusik war.

Was lange währt, wird noch besser!

von Susan Schwartz

Mit diesem abgewandelten Zitat freue ich mich sehr, die werte Leserschaft und ebenso die Fangemeinde zu diesem vierten Band der PERRY-RHODAN-Chronik begrüßen zu dürfen.

In banger Hoffnung haben wir darauf gewartet, denn lange stand gar nicht fest, ob es überhaupt weitergehen wird. Eckhard Schwettmanns tragischer und viel zu früher Tod im Jahr 2014 hat eine große Lücke gerissen.

Doch was spielt Zeit schon für eine Rolle im Perryversum? Machen wir einfach einen Zeitsprung, wie er häufig von einem Zyklus, der mit Band -99 endet, zum nächsten Zyklus mit -00 (alles auf Anfang) stattfindet. Bei uns sind es acht Jahre Zeitsprung zwischen dem Erscheinen des dritten Chronikbands und dem nun vorliegenden Band 4.

In dieser Chronik werden die Jahre 1996 bis 2008 beleuchtet – eine Zeit, die noch gar nicht so lange zurückliegt und an die sich viele von uns sicher noch gut erinnern können. Auch wenn 1996 bereits ein Vierteljahrhundert her ist und sagenhafte 1300 Romane in 16 Zyklen der Erstauflage dazwischenliegen.

Im Februar 1996 erschien Band 1800, der eine, wie ich finde, neue Ära einleitete. Robert Feldhoff war mit seinem Einstiegsband voll als Expokrat involviert und hat mit dem Beginn des insgesamt 400 Romane umfassenden Großzyklus »Thoregon« der Serie eine neue Richtung gegeben.

Zwölf Jahre umfasst diese Chronik – und da war doch einiges los. Bedeutendster Markierungspunkt war sicherlich der WeltCon zur Jahrhundert- und Jahrtausendwende, weil, als wäre es von Anfang an so geplant gewesen, fast mit Punktlandung Weihnachten 1999 Band 2000 erschien. Ein Zahlenspiel, das seinesgleichen sucht, weil es in dieser Form nicht mehr wiederholt werden kann.

Silvester 1999 – ein einmaliges Ereignis, kann man sagen. Was hatte man Panik vor dem Y2K, dem Millennium-Bug, der drohte, alle Computer auf der ganzen Welt zum Absturz zu bringen. Die interne Echtzeituhr konnte eventuell nicht von 99 auf 00 umspringen, »00« bedeutete »nichts«, was zu völlig falschen Sortierungen oder Verlusten hätte führen können … Diese Panik steigerte sich zur Apokalypse-Hysterie in den Medien, weil ein weltweiter Absturz womöglich Atomraketen hätte losschicken können, dazu Verkehrschaos, Börsencrash, Flugzeugabstürze, Weltwirtschaftskrise … Moment, ich muss mir erst mal Luft zufächeln, das macht mich ganz atemlos.

Ein Vorgriff auf Band 3000? Datensintflut, Posizid … klingt doch irgendwie ganz ähnlich. Aber damals haben wir im Rahmen der Serie noch längst nicht daran gedacht – schon gar nicht an Band 3000. Weitere tausend Bände! Das hätten wir nie zu hoffen gewagt! Der Untergang der Heftromanzeit wurde damals in fast noch schwärzeren Farben ausgemalt als die Schrecken des Umschaltens – klick! – von 1999 auf 2000. Da wir zwar Science-Fiction-Autoren, aber keine Wahrsager der realen Welt sind, haben wir nichts vom heraufziehenden digitalen Zeitalter der elektronischen Bücher geahnt – obwohl wir sie ja eigentlich in den Romanen beschrieben …

Jedenfalls fand dieses Millennium-Katastrophen-Szenario nicht einmal annähernd Eingang in Band 2000. (Und das ist gut so, möchte ich hinzufügen.)

In unserer realen Welt blieben die Katastrophen aus. Nach einem bombastischen Feuerwerk und Endzeit-Partys erwachte man am 1. Januar des Jahres 2000 mit dem größten Kater aller Zeiten und stellte fest: Die Welt drehte sich weiter, als wäre nichts geschehen.

Der einzige Unterschied war die Zeitrechnung – 2000 war ein Säkular- und Schaltjahr zugleich.

Der nicht minder einzigartige Jubiläumsband hatte etwas ganz anderes, viel Wichtigeres zu erzählen: Ein lange gehütetes Rätsel, die Geschichte von ES. Wann wäre der Zeitpunkt dafür jemals besser gewesen? Der damit beginnende Zyklus »Die Solare Residenz« wies darauf hin, dass die Menschheit und ihr Ursprungssystem einmal mehr ins Zentrum gerückt wurden.

Und ins Zentrum wurde ebenso die Leserschaft, die Fangemeinde gerückt, indem ein WeltCon zu diesem Anlass abgehalten wurde, auf dem es auch eine Sonderausgabe zum Jubelroman gab, mit einem zusätzlichen schwarzen Umschlag, auf dem sich die Autoren in langen Signierstunden verewigten.

Während Perry Rhodan also die Brücke in die Unendlichkeit betrat, war das erste Jahrzehnt des dritten Jahrtausends auch bei uns eine Zeit des Aufbruchs. Die EU war »in Vielfalt geeint«. Nicht nur die Grenzen zwischen den Mitgliedsstaaten fielen, sondern man konnte nun als Tourist bequem überall mit dem Euro bezahlen. Jeder EU-Bürger durfte leben und arbeiten, wo er wollte, ohne Kampf um Visa oder Einbürgerung. Sich frei bewegen, frei leben, das gab uns das Gefühl, als wären wir auf Perry Rhodans Terra in ferner Zukunft.

Auch für mich war es ein Aufbruch in neue Gefilde, denn ich beendete nach über elf Jahren Mitgliedschaft im November 2003 meine Mitarbeit im Autorenteam. Diese »Enthaltsamkeit« hielt aber nicht lange vor, denn bereits 2004 war ich bei ATLAN-OBSIDIAN mit einem Roman und der Betreuung der Leserkontaktseite beteiligt. Außerhalb der Serie habe ich ab 2006 eng mit der Redaktion zusammengearbeitet – nämlich bei den beiden Großprojekten ELFENZEIT und SCHATTENLORD. »Ein bisschen Perry«, könnte man sagen.

Und mit Band 2412 kehrte ich im November 2007 zur Erstauflage zurück. Das Thema waren die Aarus – das konnte ich einfach nicht an mir vorüberziehen lassen!

Danach folgte eine Zeit, in der der Begriff »Stammgastautorin« geprägt wurde … doch das geschah ab 2010 und ist daher eine Geschichte für den – hoffnungsvolles Augenzwinkern – fünften Band der Chronik!

Damit möchte ich den Vorhang öffnen für eine aufregende neue Ära der PERRY RHODAN-Chronik und wünsche spannendes Lesevergnügen und nostalgische Erinnerungen!

Susan Schwartz, Frühjahr 2021

Zeiten des Wandels

von Michael Thiesen

Die Jahre 1996 bis 2008 brachten für den großen Kosmos Perry Rhodans und zugleich auch für mein kleines persönliches Perryversum beträchtliche Umwälzungen mit sich.

Eine der Änderungen – eher äußerlich zwar, nichtsdestotrotz aber sehr tiefgehend – betraf das Erscheinungsbild der Hefte. 1995 war Johnny Bruck gestorben, der – man glaubt es kaum – zuvor die Titelbilder so gut wie aller PERRY RHODAN-Hefte gestaltet hatte. Nun trat ein Team neuer Illustratoren an, sein Werk fortzuführen. Die drei Neuen, Alfred Kelsner, Swen Papenbrock und Ralph Voltz bemühten sich zunächst sichtlich um eine optische Kontinuität, doch mit der Zeit und der Hinzuziehung weitere Künstler und vor allem auch neuer Techniken wurde die Gestaltung immer eigenständiger. Legt man heute eines der aktuellen Hefte neben ein altes mit Bruck-Cover, ist der Unterschied unverkennbar. Von manchen wird diese stilistische Veränderung als Verlust empfunden, doch sie hat das Erscheinungsbild von PERRY RHODAN weiterentwickelt und aus den Sechzigern ins neue Jahrtausend gebracht.

Fast zeitgleich erfolgte ein anderer, eher interner Wechsel. Klaus N. Frick übernahm endgültig die redaktionelle Verantwortung für die PERRY RHODAN-Serie. Er hatte nicht nur einen ganz anderen Zugang zu Perry Rhodan als Dr. Florian Marzin, sein Vorgänger, er konnte auch mit Autorenteam und Fans gleichermaßen gut umgehen. Eine seiner bedeutsamsten frühen Entscheidungen war es, Robert Feldhoff zu fördern und ihn zum Exposé-Autor zu machen.

Robert Feldhoffs »Aufstieg« kam nicht von ungefähr. Schon im Hamamesch-Zyklus, dem abschließenden Viertel des zu Ende gegangenen Großzyklus um das Große kosmische Rätsel, hatte man sein gestalterisches Potenzial erkennen können. Nun begann er offiziell zusammen mit Ernst Vlcek die Richtung der Serie zu bestimmen und entscheidend zu prägen.

Wohl mehr als jeder andere PERRY RHODAN-Autor setzte Feldhoff auf die Bildgewalt der Szenen, die er schuf. Als verfasse er nicht Romane, sondern Drehbücher für einen Film. Eigentlich kein Wunder, hatte er doch schon die ersten Szenarios für Dirk Schulz’ Comic-Serie »Indigo« entworfen. Für PERRY RHODAN brachte er beeindruckende Bilder hervor – man denke nur an die ungeschlachten Maunari-Körper, in die Kosmokraten mit dem Ungestüm olympischer Götter hineinfuhren, um sich in unserem Universum zu manifestieren, und die dann unter ihrer Präsenz verbrannten. Geradezu blass muten dagegen frühere Manifestationen Taurecs oder Vishnas an. Auch Protagonisten wie Zerberoff und die anderen Duale der Terminalen Kolonne TRAITOR zeugen von Feldhoffs optischer Orientierung.

Als Robert Feldhoff mit Heft 2000 offiziell die Alleinverantwortung für die PERRY RHODAN-Exposés übernahm, stand zunächst ungenannt, aber unverzichtbar Rainer Castor an seiner Seite. Vom Berater Hanns Kneifels bei der Neubearbeitung der Zeitabenteuer hatte er über eine vielbeachtete Taschenbuch-Trilogie und die ATLAN-Miniserie TRAVERSAN den Weg ins PERRY RHODAN-Autorenteam gefunden. In seiner umfassenden Kenntnis der ganzen Serie, seinem technisch-naturwissenschaftlichen Verständnis und seiner Liebe zum Detail fand die überbordende Kreativität Feldhoffs Ergänzung und Korrektiv zugleich.

Ohne Rainer Castor wäre die Renaissance des alten PERRY RHODAN-Feelings durch die Erhöhung der Hyperimpedanz und die damit verbundene Rückbesinnung auf alte Technologien kaum denkbar gewesen. Aber durch sie wurde die Milchstraße von einem großen Vorgarten wieder zu einem kosmischen Labyrinth. Wurde die Reise durch das All von der gemütlichen Kaffeefahrt wieder zum Abenteuer.

Während die Autoren der PERRY RHODAN-Serie ihre Helden und ihre Leser durch die Galaxien Thoregons, durch das ferne Tradom, durch die Vergangenheit Segafrendos, in die Nähe der entstehenden Negasphäre Hangay und in die Epoche ARCHETIMS führten, fand auch ich selbst meinen ganz persönlichen Weg in die »Fabrik des Perryversums«.

Nach langen Jahren als isolierter Nur-Leser hatte ich ein paar Jahre zuvor mit einigem Erstaunen festgestellt, dass meine bescheidenen Versuche einer PERRY RHODAN-Zusammenfassung auch andere interessierten, und der SFCU hatte begonnen, meinen »Zeitraffer« zu publizieren. Auf einem kleinen ACD-Con in Darmstadt, so glaube ich mich zu erinnern, lernte ich wenig später Klaus N. Frick persönlich kennen, der von den »Zeitraffern« recht angetan war. Schließlich fragte er mich, ob ich Lust hätte, bei PERRY RHODAN mitzumachen. Meine Aufgabe glich derjenigen von Menke Laas, dem »ersten« Siganesen der Serie. Als Pannenspürer sollte ich dafür sorgen, dass sich möglichst wenige Fehler in die Romane einschlichen. Ich war sehr enthusiastisch und siegesgewiss, aber der Job hat mich bescheiden gemacht, denn ich habe lernen müssen, dass man ein solches Ziel wirklich nur annähernd erreichen kann. Dass man froh sein muss, wenn einem nicht allzu viel durchschlüpft.

In den Neunzigern wurde die Tradition der »kleinen« Cons begründet. Sinzig und Garching ließen die PERRY RHODAN-Gemeinde zusammenrücken. In Sinzig traf ich erstmals Rainer Castor, und wir begannen eine intensive und fruchtbare Zusammenarbeit. Noch immer kann ich nicht fassen, dass es ihn nicht mehr gibt.

Mit PERRY RHODAN alt zu werden ändert selbstverständlich den Blick auf die Geschichten um Terraner, Arkoniden, Maahks, Ganschkaren oder Mom’Serimer. Man hätte aus seinem Leben wohl auch nichts gelernt, wenn man alles mit den gleichen Augen sähe wie ein Dreizehnjähriger. Aber aus dem Innern der »Fabrik« ändert sich die Wahrnehmung noch einmal. Man verliert gewissermaßen die Unschuld, die Unbekümmertheit der Lektüre.

Erhalten geblieben ist mir das Faszinosum dieses in Raum und Zeit gewaltigen literarischen Kosmos, verbunden mit der Befriedigung darüber, daran ein kleines bisschen mitgebaut zu haben. Ich erinnere mich gut an meinen naiven Stolz, als Robert Feldhoff das sagenumwobene Zentrum des Wissens der Galaxis Pooryga, den Archivplaneten der Crozeiren, Mthiesen III nannte.

Nur in die Luft jagen hätte er ihn ja nicht gleich müssen …

Meine PERRY RHODAN-Zeit

von Klaus Bollhöfener

Was für ein Projekt! Eine Biografie über die größte Science-Fiction-Romanserie, aufgeschrieben in drei Bänden, in denen auf über 1700 Seiten ein Zeitraum von 35 Jahren aufgearbeitet wird. Und jetzt liegt bereits der vierte Band mit noch einmal 528 Seiten vor, vollgepackt mit weiteren Facetten und Bildern zur Geschichte der PERRY RHODAN-Serie und somit auch zur Geschichte der deutschen SF-Szene insgesamt.

In diesem Buch geht es um die Jahre 1996 bis 2008, mit denen der Start ins multimediale Zeitalter begann. Dass zu dieser Zeit das Medium Internet und auch so etwas wie CD-ROMs etwas ganz Neues waren, vergisst man beim Zurückblicken leicht.

Zum Ende des Jahres 1996 begann »meine« PERRY RHODAN-Zeit mit einem dreimonatigen Praktikum bei VPM. Zuvor hatte ich in Würzburg eine Weiterbildung zum Multimedia-Operator absolviert und hatte schon mit den ersten Vorbereitungen zum Aufbau der PR-FanZentrale begonnen. Der Kontakt zum Verlag bestand also bereits, und so lag die Wahl des Ortes für das Praktikum ziemlich nahe, wenn auch leider nicht geografisch.

Eckhard Schwettmann war bereits Anfang 1996 zum PERRY RHODAN-Team in Rastatt gestoßen und sollte sich um das Marketing der Serie kümmern. Ein Aufgabenbereich, den es in dieser Form bis dahin noch nicht gegeben hatte. Und Eckhard legte los …

Während meiner Praktikumszeit kümmerte ich mich hauptsächlich um die Konzeption und Produktion der ersten PERRY RHODAN-Multimedia-CD-ROM, die damals intern »Das Archiv« genannt wurde. Später kam dieses Produkt unter dem Namen »Das Abenteuer Universum – Das PERRY RHODAN-Archiv« auf den Markt. Zu meiner großen Freude ging es nach dem Praktikum nach einer kleinen Pause weiter, und so trat ich ab April 1997 eine feste Stelle in der Abteilung PERRY RHODAN-Marketing an.

Nach dem geglückten Start in die Multimedia-Ära gab es im Sommer 1997 die offizielle Gründung der PR-FanZentrale als eingetragenem Verein zu vermelden, Christopher Franke und die Berliner Symphoniker schufen mit der CD »PAX TERRA« ein einzigartiges Klangerlebnis, und zum Ende des Jahres 1999 fand, nach monatelangen Vorbereitungen, der große WeltCon in Mainz zum Erscheinen von Band Nr. 2000 statt – und ich mittendrin. Wow! Das hätte ich mir 1972 beim Kauf meines ersten PERRY RHODAN-Romans (»Der Ara und die Verzweifelten« von William Voltz) nie und nimmer träumen lassen …

Es war eine tolle Zeit, von der vieles in diesem Buch wiederzufinden sein wird. Eine Zeit, geprägt von einer gewissen Euphorie und Aufbruchsstimmung. Eine Menge Aufgaben standen an und wollten bewältigt werden, aber es machte auch tierischen Spaß, mit Eckhard und den Kolleginnen und Kollegen aus Marketing und Redaktion zusammenarbeiten.

Während ich diese Zeilen schreibe, fallen mir so manche Anekdoten und geheimen Pläne aus diesen Jahren ein, die zu erzählen ich mich an dieser Stelle allerdings hüten werde. Vielleicht, wenn ich mal in Rente bin und ein weiterer Band der PERRY RHODAN-Chronik aufgeschrieben werden soll, wer weiß …

Der Dritte Weg

Von Alexander Huiskes und Rainer Nagel

Im vierten Band der PERRY RHODAN-Chronik befassen wir uns mit dem Zeitraum von 1996 bis 2008, der ungefähr dem Veröffentlichungszeitraum der Romanhefte 1800 bis 2500 entspricht (für die Statistiker: PR 1793 bis PR 2472). Diese Zeit war geprägt von der Ära Robert Feldhoffs, der für die Serie über etliche Jahre einen neuen kontinuierlichen, zyklusübergreifenden Kurs gestaltete und prägte. Beispielhaft hierfür steht das Thema THOREGON, das der Serie zwischen Band 1800 und Band 2199 wesentliche Impulse gab.

Und so erklärt sich auch der Untertitel »Der Dritte Weg«. Er steht zum einen dafür, dass Robert Feldhoff die dritte Person war (nach Karl-Herbert Scheer und William Voltz1), die der PERRY RHODAN-Serie so umfassend und unveränderlich ihren Stempel aufgedrückt hat, dass dies zwingend erwähnt werden muss. Zum anderen beendete Feldhoff serienintern die bislang existierende (und mehrfach von den Autoren angegriffene) Dualität zwischen Kosmokraten und Chaotarchen dadurch, dass er die Menschheit endgültig ihren eigenen Weg gehen ließ, den Dritten Weg (in der Rhodan-Terminologie ein Eigenname und deshalb großgeschrieben), der sich bereits in den Post-Voltz-Werken von Kurt Mahr angedeutet hatte.

Die behandelte Zeitspanne brachte aber nicht nur inhaltlich Neues. Ab 1996 stieß PERRY RHODAN in die elektronische Welt vor, bedingt durch das Aufkommen des Internets als Kommunikations- und Publikationsmittel. Wir erlebten das Entstehen von E-Books und Hörbüchern sowie von elektronischen Spielen für PC und Handy, aber auch von traditionellen Brett-, Rollen- und Sammelkartenspielen. All dies hatte es davor, falls überhaupt, nur in vereinzelten Ansätzen gegeben.

Die Serie selbst verzeichnete den verstärkten Einsatz bekannter »Gastautoren« sowie eine deutliche Ausweitung von Nebenprodukten in Form von Miniserien und Taschenbuchreihen. Die mediale Bandbreite der Serie wurde deutlich über die Printform hinaus erweitert, wie es in den Jahren zuvor weder möglich noch denkbar gewesen war.

Als Chronisten verstehen wir uns inhaltlich und von der Gestaltung her in der Tradition der drei Vorgängerbände, garnieren also die Kerngeschichte der Serie und ihrer Nebenprodukte mit weniger bekannten Entwicklungen und (hoffentlich unterhaltsamen) Anekdoten. Dabei setzen wir einen Schwerpunkt auf zeitgenössische Texte, Arbeitspapiere, Rezensionen und Interviews mit den PR-Schaffenden. Dadurch enthüllen wir nicht die letzten Geheimnisse der Serie (auch Perry Rhodan wies ja die Antwort auf die Dritte Ultimate Frage zurück), sondern überlassen es den Lesern, sich aus dem Dargebotenen ein eigenes Bild der Geschehnisse zu machen. Die Hinweise sind alle da, man muss sie manchmal nur finden …

Bewusst lassen wir diesen Band mit dem Jahr 2008 enden, gleichwohl der letzte von Robert Feldhoff im Exposé betreute Roman erst Mitte 2009 erschien. Wir tun dies in erster Linie, um den fünften (und die Chronik abschließenden) Band mit einem Anfang beginnen zu können: dem Neubeginn unter der Ägide von Uwe Anton ab
PR 2500. Dies erscheint uns für eine Serie, die in ihrem Herzen eine positive Utopie anbietet, angemessen.

Die Genese dieses Buches war eine lange und schwierige: Ursprünglich sollte Eckhard Schwettmann, der wie kaum ein anderer dazu prädestiniert gewesen wäre, den Text erstellen. Durch seinen viel zu frühen Tod am 4. November 2014 wurde dies leider unmöglich. Der als sein Nachfolger ausersehene ausgewiesene PR-Experte Heiko Langhans musste das Projekt nach Vorarbeiten für die ersten drei Jahre aus Gesundheitsgründen abgeben. Ende März 2020 schließlich wandte sich Sabine Kropp, Redakteurin bei VPM, an die beiden aktuellen Chronisten mit der, sagen wir, dringenden Bitte, diesen Teil der Chronik endlich zu einem Abschluss zu bringen.

Diese Entstehungsgeschichte zeigt sich in ihrer Gesamtheit kaum deutlicher als in einer Mail von Klaus Bollhöfener an die Chronisten vom 30. November 2020, mit der er sein Vorwort ankündigte:

»Bereits damals, als Eckhard Schwettmann mit seinen Vorbereitungen zum vierten Band der PR-Chronik begann, schrieb ich auf seinen Wunsch hin einen kleinen Text für dieses Buch.

Und als sich dann im Jahr 2016 Heiko Langhans mit diesem Thema befasste, bekam auch er diesen Text zur Verfügung gestellt.

Wenn du also möchtest, bekommst auch du genau diesen Text von mir. Okay?«

Okay.

Die PERRY RHODAN-Serie ist ja für ihre interne Kontinuität bekannt – warum also nicht ebenso hinsichtlich eines einzelnen Beitrags …?

Wir haben an vielen Stellen mit Zitaten gearbeitet. Jene, die vor der Rechtschreibreform veröffentlicht wurden, haben wir behutsam auf die aktuelle Rechtschreibung umgestellt (und ebenso behutsam offensichtliche Fehler korrigiert). Zudem haben wir die Schreibkonventionen innerhalb der Zitate an die des Haupttextes angepasst.


1 Dadurch soll keineswegs die Leistung des Duos Vlcek/Mahr geschmälert werden, die die Serie mit soliden und faszinierenden Handlungsfäden nach Voltz’ Tod stabilisierten und bewahrten, denen aber eine genuine Leitidee fehlte oder die sie – aus welchen Gründen auch immer – nicht umsetzen konnten.