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Lothar Jakob Christ

Blaue Augen

Berna, das gefundene Glück

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© 2018 Lothar Jakob Christ

Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN
Paperback:978-3-7469-3711-3
Hardcover:978-3-7469-3712-0
e-Book:978-3-7469-3713-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorwort

Dieses Buch hat seinen Ursprung in einem Gespräch, das ich mit meiner Schwägerin Bea über meine Autobiografie »Erinnerungen eines Sonntagskindes« führte. Im Verlauf dieses Gespräches stellte mir Bea die Frage, ob ich mir vorstellen könne, auch einen fiktionalen Roman zu schreiben. Zu dem Zeitpunkt, als mir Bea diese Frage stellte, da konnte ich mir das nicht vorstellen. Aber schon bald danach entstand in meinem Kopf eine Geschichte, die mich nicht wieder losließ und die ich begann aufzuschreiben. Im Ergebnis entstand mein erster fiktionaler Roman. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass alle in diesem Roman vorkommende Personen sowie wie der Ort der hauptsächlichen Handlungen frei erfunden sind. Parallelen zu real existierenden Personen oder Orten wären rein zufällig und ungewollt. Ich wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass euer Feedback die Frage von Bea beantworten wird.

Irgendwo zwischen Kühlungsborn und Ahrenshoop, nur ca. 200 m entfernt vom Ostseestrand steht ein kleines Fischerhaus. Der kleine gepflegte Garten ist nicht von einem Zaun geschützt und die blaue Eingangstür des mit Reet bedachten Häuschens steht in den Sommermonaten eigentlich immer offen. So wie die Türen in all den wenigen Häusern hier in Giebelwitz meistens offen stehen. Zumindest sind sie nie verschlossen. Es sei denn der jeweilige Bewohner wäre für einige Tage fort. Aber das passiert, wenn überhaupt, nur dann, wenn ein Bewohner von Giebelwitz zu einem Verwandtenbesuch in die Stadt fahren, oder für ein paar Tage in ein Krankenhaus müsste. Beides wäre für die Bewohner gleich schlimm und kam, Gott sei es gedankt, nur sehr selten vor. Aber ebenso wenig wie die Leute von Giebelwitz von hier wegfahren, genauso wenig kommt hier ein Fremder hin. Obwohl die gesamte Ostseeküste touristisch erschlossen ist, ist dieser Kelch an den Giebelwitzern vorübergegangen. Grund dafür ist im Wesentlichen, dass Giebelwitz am Ende einer 15 km langen Sackgasse, inmitten eines Naturschutzgebietes liegt.

Neu bauen darf man wegen des Naturschutzgebietes in Giebelwitz nicht. Nur die etwa 25 Häuser, die kleine Kapelle und das Dorfgemeinschaftshaus, in dem auch eine Kneipe untergebracht ist, dürfen instand gehalten werden. Auch Anbauten sind nicht erlaubt. Als vor wenigen Jahren jedoch eine Nabelschnur zur Zivilisation installiert wurde, da waren die Bewohner schon froh darüber, an das Trinkwasser und Abwassersystem sowie an das Stromnetz angeschlossen worden zu sein. Nicht alle Häuser in Giebelwitz sind mit Reetdächern gedeckt. Und es sind auch nicht alle Häuser so schön restauriert wie das von Hans-Günther den alle hier nur Hagü nennen. Hagü Häuschen ist Weiß getüncht und wie gesagt mit einem Reetdach gedeckt. Die Klappläden sind wie die Haustüre blau angestrichen und mit wenigen, feinen, weißen Ornamenten verziert. Um das Haus herum ist ein sehr gepflegter Rasen und in einer Ecke hinter dem Häuschen hat sich Hagü einen kleinen Nutzgarten angelegt und einen Hühnerstall für seine sieben „Deutsche Sperber“ Hennen gezimmert. Chef von den Sieben ist ein stolzer Hahn, der mit seinem schwarz weißen Gefieder und seinem knallroten Hahnenkamm stolz über den Rasen stolziert und schaut wie seine Hennen nach Insekten und Würmern picken. In den Stall geht die gefiederte Bande, wenn sich die Sonne im Westen hinter den Sanddünen langsam wegduckt und das ist auch gut so, denn dann verschließt Hagü den Hühnerstall und schützt somit das Gelege vor dem Marder und die Hühner vor dem Fuchs. Wenn dann die Sonne dem Mond am Firmament endgültig Platz gemacht hat, dann sitzt Hagü in seiner Stube oder in der gemütlichen Wohnküche. Im Erdgeschoss gibt es darüber hinaus eine Toilette mit Duschgelegenheit, eine großzügige Speisekammer und ein kleines, aber seitdem er hier lebt, unbewohntes Zimmer. Hagüs Schlafzimmer und ein Wannenbad befinden sich in der ersten Etage unter dem Reetdach. Die Abende verbringt Hagü oft damit, dass er sich eine Flasche guten Rotwein öffnet, ein Buch liest oder einfach nur seinen Gedanken nachhängt. Fernsehen mag er schon lange nicht mehr. Die Nachrichten sind meistens keine Guten und was von dem gesendeten wirklich der Wahrheit entspricht, möchte Hagü gar nicht wirklich wissen. Wie Bauern nach Frauen suchen oder irgendwelche Typen nach Schwiegermütter, das interessiert Hagü genauso wenig, wie es ihn amüsiert unbekannte Prominente im Dschungel sitzen zu sehen. So beschränkt sich Hagüs Interesse an der Welt da draußen darauf, wie die Fußball-Bundesliga spielt, wie sich die Deutschen Mannschaften in Europa bewähren und wie die Nationalmannschaft abschneidet. Da er es ablehnt für Fernsehen über die GEZ Gebühren hinaus zu zahlen, verfolgt er die Bundesliga noch immer über das Radio und auch so manchem Länderspiel folgt er gerne am Radio bei Kerzenschein und einer Scheide Holz im Bollerofen. Dieses heimelige Licht verleiht dem roten Wein zudem eine ganz warme und angenehme Farbe im Glas. Und allzu oft sitzt Hagü ohne TV oder Radio in seiner Stube und versinkt in Gedanken und mit jedem Schluck werden die Gedanken schwerer, bis diese dann schwerer sind als der gute Wein und darin versinken. Und nicht selten ist es dann passiert, dass Hagü in seinem gemütlichen Ohrensessel von der Amsel geweckt wurde, die der aufgehenden Morgensonne ihr Lied zwitscherte. Oder es war in den Wintermonaten die Kälte, die sich in der Stube breit machte, wenn die letzte Scheide Birkenholz im Bollerofen. Ihre Kraft verloren hatte und der fahle Mond sein trübes Licht durch die mit Eisblumen beschlagenen Fensterscheiben funkeln ließ. Aber auch dann hat sich Hagü oft nicht nach oben in sein warmes Federbett getrollt, sondern zu faul die Treppe hinauf zu laufen, nahm er sich seine dicke Kamelhaardecke und kuschelte sich in seinen Ohrensessel, bis die Wintersonne durch das Fenster blinzelte und die Eisblumen zum Schmelzen brachte. Schon fast fünf Jahre wohnte Hagü nun hier in Giebelwitz und obwohl er der einzige war, der in Giebelwitz keine Wurzeln hatte, so war er mittlerweile doch einer der ihren geworden. Und darüber war Hagü sehr froh, denn auch wenn er alleine lebte, so war er doch nicht menschenscheu und er war froh in der Giebelwitzer Familie so gut aufgenommen zu sein. Denn hier einmal wieder wegzugehen, das konnte sich Hagü auch nicht mehr vorstellen.

Aber Hagü hat nicht schon immer so abgeschieden und alleine gelebt. Viele Jahre lang lebte er in Hamburg zusammen mit seiner Ehefrau Isolde. Das war die Zeit, in der Hagü noch großen Wert darauf legte, Hans-Günther genannt zu werden. Seine Isolde hat Hans-Günther in der Oberstufe am Emdener Gymnasium kennengelernt. Nach Emden kam Hans-Günther, der in Kassel geboren wurde, Mitte der 1960er Jahre mit seinen Eltern, als Hans-Günthers Vater eine leitende Anstellung bei Volkswagen in Emden bekam. Und dann wie gesagt in der Oberstufe des Gymnasiums traf er auf das Friesen-Mädchen aus der Krummhörn. Isolde war ein Mädchen mit langen blonden Haaren, strahlend blauen Augen und einer kleinen Nase, die von Sommersprossen umspielt wurde. Schon in der Unterstufe war Hans-Günther dieses Mädchen aus der Parallel-Klasse aufgefallen. Aber weil Isolde jeden Tag nach der Schule direkt mit dem Schulbus zurück auf das Land fuhr, wo sie mit ihren Eltern in einem kleinen Friesendorf in der Krummhörn wohnte, kam es nicht zu Begegnungen nach der Schule. Aber als die Beiden dann in der Oberstufe in einer Klasse unterrichtet wurden, da haben sich Hans-Günther und Isolde auf einer Klassenfahrt nach Cornwall ineinander verliebt und waren fortan unzertrennlich. Viele Wochenenden und die Ferien sowieso, verbrachte Hans-Günther nun gemeinsam mit Isolde bei deren Eltern in der Krummhörn, wo Hans-Günther von Anfang an ein gerne gesehener Besucher war. Die zwei Verliebten verbrachten eine unbeschwerte gemeinsame Zeit. Sie genossen es gemeinsam mit dem Fahrrad durch die Natur zu radeln. Oft radelten sie auf den Deichkronen, wanderten durch das Watt, kauften sich Krabben direkt vom Kutter, die sie an einem sonnigen Plätzchen pulten und verspeisten. Für Hans-Günther und Isolde war das die gefühlt schönste Zeit ihres bisherigen Lebens. Als sie dann Beide die Schule in Emden mit einem ausgezeichneten Abitur beendeten, war es gar keine Frage, dass man gemeinsam studieren würde. Isolde und Hans-Günther gingen gemeinsam nach Hamburg, wo Isolde Rechtswissenschaften studierte und Hans-Günther ein Wirtschaftsstudium belegte. Anfänglich wohnten die zwei mit zwei Kommilitonen in einer Wohngemeinschaft, aber schon bald haben sie unterstützt durch ihre Eltern eine zwei Zimmer Wohnung gekauft und noch bevor sie dort eingezogen sind, haben Isolde und Hans-Günther noch als Studenten geheiratet. Ihre jeweiligen Studiengänge haben die Zwei ohne Verzögerungen und sehr diszipliniert mit Erfolg abgeschlossen. Direkt nach dem Studium hat Hans-Günther dann eine Firma für Finanzdienstleistungen gegründet und bald darauf eine zweite Firma für die Vermittlung von Luxus-Immobilien. Beide Firmen waren von Beginn an sehr erfolgreich und Isolde ist ebenfalls in Hans-Günthers Firmen als Partner eingestiegen. Sehr schnell haben Isolde und Hans-Günther ein recht ansehnliches Vermögen erwirtschaftet. Sie lebten in einer kleinen Villa in Blankenese, beschäftigten einen Gärtner und eine weitere Hausangestellte. Jedoch abgesehen von einigen Konzert- und Theaterbesuchen bestand das Leben der Beiden aus Arbeitstagen, die nicht selten 16 Stunden lang dauerten. Wenn es das Geschäft erforderte, dann waren Isolde und Hans-Günther auch an den Wochenenden im Büro. Die wenige Freizeit verbrachten die Beiden dann auf Partys oder Empfängen in der hanseatischen Gesellschaft wo die Gespräche jedoch auch meistens einem Arbeitsmeeting glichen. Und selbst die Besuche im Hamburger Golf Club, wo Isolde und Hans-Günther einmal im Jahr ein Charity Einladungsturnier veranstalteten, endeten meistens in einem Gespräch über Vermögensinvestments oder Luxus-Immobilien.

Das Leben von Isolde und Hans-Günther bestand nun schon seit vielen Jahren nur aus Arbeit als den Beiden genau das, an einem der ganz seltenen Abende ruhiger Zweisamkeit, an einem warmen Sommerabend auf der heimischen Terrasse bei einer Flasche Rotwein richtig bewusst wurde. Schon seit längerem hätte man kürzertreten können ohne auf die luxuriösen Annehmlichkeiten dieses Lebens verzichten zu müssen. Wie oft hat man doch in der kleinen Studentenwohnung davon geträumt, einmal eine kleine Familie zu sein. „Wollten wir nicht mit unseren Kindern durch die Krummhörn radeln, Wattwürmer ausgraben und Krabben pulen und nun haben wir vor lauter Arbeit ganz vergessen, dass schon bald unser Beide vierzigster Geburtstag zur Feier ansteht.“ Speziell bei Isolde war also die biologische Uhr am ticken, worauf auch immer wieder ein befreundetes Arzt-Ehepaar hinwies, wenn diese mit ihren Zwillingen in Blankenese in der Villa zu Besuch waren. An diesem Abend wurden sich Isolde und Hans-Günther einig. Noch vor dem Vierzigsten wollten sie eine kleine Familie sein und noch an diesem Abend begannen Isolde und Hans-Günther mit großer Leidenschaft und ungebrochener Liebe damit, ihr Glück zu schmieden. Wie niemals davor in den letzten Jahren suchten die Beiden nun die Nähe zueinander, man fühlte sich in die Jugend und Studentenzeit zurückversetzt und das schönste dabei war, dass das Feuer der Liebe brannte wie zum ersten Mal damals in Cornwall auf der Klippe im Einmann-Zelt, als man sich vom Klassenverband abgesetzt hatte. Aber so schön und leidenschaftlich die aktuelle Zeit auch war, genauso enttäuschend war es, als sich im Rhythmus von vier Wochen zeigte, dass Isolde nicht schwanger werden sollte. Wieder war es das befreundete Ehepaar mit den Zwillingen, die Isolde und Hans-Günther eine private Klinik empfahlen. Und nach einer notwendigen Hormonbehandlung, die Isolde über sich ergehen lassen musste, war es dann soweit. Isolde wurden, ihr zuvor entnommene und mit Hans-Günthers Samen befruchtete Eizellen, eingepflanzt und schon bald danach war es sicher. Isolde war schwanger. Als dann in der 18. Schwangerschaftswoche Isolde erfuhr, dass sie ein Mädchen erwartet, da gab es kein Halten mehr. In Blankenese in der Villa wurde ein Zimmer für das erwartete Töchterchen vorbereitet und in einem Traum von Rosa eingerichtet. Die Schwangerschaft von Isolde verlief ohne irgend welche Komplikationen. Und als dann die Wehen einsetzten, fuhr Hans-Günther hoffnungsvoll und glücklich mit Isolde in die vorher mit Bedacht ausgesuchte Privatklinik. Alles schien in Ordnung und Isoldes Wehen setzten in immer kürzeren Abständen ein. Hans-Günther, der Isolde im Kreißsaal beistand, bemerkte jedoch auf einmal, dass immer wieder andere Ärzte kamen, um Isolde zu untersuchen. Die Minen der Ärzte verfinsterten sich zusehend und Hans-Günther wurde schließlich aus dem Kreißsaal heraus komplimentiert. Nun saß er da in einem Neon beleuchtetem Wartebereich vor dem Kreißsaal. Die Zeit wollte nicht mehr vergehen. Personal, das aus dem Kreißsaal herauskam, gab keine Auskünfte. Hans-Günther war mit seinen sorgenvollen Gedanken völlig alleine gelassen.

Und dann endlich bat man Hans-Günther in das Büro des Chefarztes. Da saß er nun gegenüber diesem Herrn, den er in den letzten Wochen schon mehrmals gesehen hatten. Stets sah der Chefarzt der Klinik optimistisch und freundlich aus. Ganz anders als die Mimik die er jetzt zeigte. Nach langen, zulangen und eigentlich überflüssigen medizinischen Erläuterungen kam er zu dem alles zunichte machenden Punkt: „wir konnten ihre Frau nicht retten und auch ihre Tochter ist bei der Geburt gestorben!“ Das war der Moment, in dem für Hans-Günther eine Welt zerbrach. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Es dauerte einen Moment, bis er die Worte die er gerade gehört hatte, erfassen konnte. „Isolde ist tot? Ist es das was sie mir gerade gesagt haben?“ Die Antwort des Arztes nahm Hans-Günther nicht mehr wirklich wahr. Er schrie laut „NEEIIN“ und begann laut und hemmungslos zu weinen. Sein Körper schmerzte von innen heraus. Dieser unbeschreibliche Schmerz, der entsteht, wenn die Seele eines Menschen verletzt wird. Wie beim Zeitraffer einer Filmvorführung erlebte Hans-Günther die Zeit mit Isolde noch einmal vor seinem geistigen Auge und immer wieder krümmte er sich in Weinkrämpfen. „Warum, warum, warum?“, fragte er immer wieder, ohne eine Antwort zu bekommen. Der Chefarzt hatte das Büro schon seit einiger Zeit verlassen als Hans-Günther noch immer weinend dort verharrte. Es war dunkel geworden draußen. Ansonsten hatte Hans-Günther jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren. Eine Schwester betrat das Büro und meinte zu Hans-Günther dann: „Sie müssen jetzt gehen“ und sie sagte „es tut mir so leid.“ Hans-Günther verließ das Büro des Chefarztes in Richtung Ausgang. Er fühlte sich leer und verlassen. Autofahren wollte er nicht und er bat den Mitarbeiter am Empfang, er solle ihm ein Taxi nach Blankenese rufen. Hans-Günther saß nun auf einer Bank im Empfangsbereich der Klinik. Er starrte auf die Tür durch die er vor nur wenigen Stunden glücklich und hoffnungsvoll die Klinik gemeinsam mit Isolde betreten hatte. Wieder waren ihm die Bilder seiner so glücklichen Ehefrau vor Augen, wie sie gelacht und gescherzt haben als Isolde dem Empfangsmitarbeiter den dicken Bauch entgegenstreckte.

Ein Mann mit einem indischen Turban auf dem Kopf, tippte Hans-Günther auf die Schulter und fragte: „Taxi nach Blankenese?“

In dem Augenblick als Hans-Günther die Diele der Villa betrat, da war ihm bewusst, dass er hier nicht bleiben wollte. Nicht eine einzige Nacht würde er es in der Villa ohne Isolde ertragen. Allgegenwärtig waren die Erinnerungen an so eine schöne, gemeinsame und liebevolle Zeit, die er hier gemeinsam mit Isolde verbringen durfte. Überall im Haus und im Garten schallte das Echo von Isoldes lebensfrohem und glücklichen Lachen. Isoldes Duft hing in der Luft und überall hier im Haus war sie so nah, obwohl sie gerade so weit weggegangen schien. Hans-Günthers Seele schmerzte und er wollte nur weg, egal wo hin, hier konnte er nicht mehr sein. Hans-Günther ging hinauf in den ersten Stock und wieder bekam er einen Hieb in seine Seele, die mit unendlichem Schmerz reagierte als er in das so liebevoll eingerichtete rosafarbene Zimmer hineinschaute. Er schloss die Tür und ging auf der anderen Seite des Flurs in das Ankleidezimmer. Er griff seine Louis Vuitton Reisetasche und stopfte das aus seiner Sicht notwendige hinein. Zwei, drei Jeans, Unterwäsche für ein paar Tage, ein paar Poloshirts, ein paar dünne Pullover und den stets für Dienstreisen gefülltem Waschbeutel, passend zur Tasche. Nun begab er sich in das Arbeitszimmer im Erdgeschoss, packte ein paar wichtige Dokumente ein. Auch die Pässe von Isolde. Die Familienurkunden, welche in einem Familienbuch gebunden waren und seine Bank- und Kreditkarten. Er löschte das Licht und ging durch die Diele in seine sehr großzügige Garage. Hier wurde ihm nun bewusst, dass er seine Limousine auf dem Klinikgelände zurückgelassen hatte. Mit Isoldes 911er wollte er auf keinen Fall losfahren. Also legte er seine Taschen auf den Beifahrersitz seines in 'english racing green‘ lackierten Roadster und schloss das Stoffdach, da es zwischenzeitlich begonnen hatte zu regnen. Dann setzte sich Hans-Günther ans Steuer und startete den Morgan. Infernalisch röhrte der 4,8l Motor mit seinen 8 Zylindern während sich das Garagentor automatisch und lautlos öffnete. Als der Roadster nun aus der Garage heraus gesteuert war, schloss sich das Garagentor wieder und das große Edelstahltor, welches Villengrundstück und Straße begrenzte, öffnete sich wie von Geisterhand.

Ohne sich umzudrehen, fuhr Hans-Günther vom Villengrundstück auf die Straße und weiter in die Hamburger Nacht. Jedoch fuhr er nicht plan- und ziellos. Er steuerte vielmehr auf direktem Weg zum Hotel-Atlantic. Durch die Drehtür kommenden ging er direkt zu der hölzernen Mahagoni-Empfangs-Theke. „Ich hätte gerne ein Zimmer für ein paar Tage. Vielleicht vier!“ „Mit Blick auf die Alster?“ „Das ist mir eigentlich gleich.“ „Könnte jemand meinen Wagen in die Garage fahren? Den Morgan, direkt am Eingang“ „Ja selbstverständlich, möchte sie noch etwas zu Abend essen?“„Nein, Danke. Ist die Bar noch geöffnet?“ „Ja! Wenn sie möchten, lasse ich ihre Tasche auf das Zimmer bringen, den Autoschlüssel bringt dann jemand zu Ihnen in die Atlantic Bar.“ „Vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen.“ Hans-Günther ging in die Bar und setzte sich in einen der schweren schwarzen Ledersessel direkt neben dem Konzertflügel. Als die Bedienung fragte, was er denn gerne trinken möchte, sagte Hans-Günther: „haben sie einen Chevalier Grand Cru Classe?“

„Gerne der Herr, hätten sie gerne ein Glas 0,1 oder 0,2?“

„Eine Flasche bitte“, erwiderte Hans-Günther. Der Wein war so schwer wie Hans-Günthers Gemüt. Wieder gingen ihm die Ereignisse dieses Tages durch den Kopf und als er sich das Glas mit Wein nachschenkte, kamen vier Herren in die Bar. Die Vier waren wohl auf Geschäftsreise und gönnten sich nun noch einen Absacker. Das alles wäre halb so schlimm gewesen, wäre da nicht der eine gewesen, der einen Witz nach dem anderen erzählte. Und zu allem Überdruss hat dieser Erzähler auch am meisten und lautesten über seine Zoten gelacht. Hans-Günther winkte dem Kellner und bat darum, dass man ihm die Weinflasche und die Neige im Glas bitte auf sein Zimmer bringt. Nun war er alleine in seinem Zimmer, stand am Fenster mit seinem Glas Wein in der Hand und schaute auf die Alster. Seine so sehr schmerzende Seele begann nun sanft auf dem Bordeaux zu schwimmen, was der Seele sehr guttat und Hans-Günther die Schmerzen linderte. Bald war der letzte Tropfen getrunken und Hans-Günther stellte sein Glas auf die Fensterbank und ließ sich rücklings ohne sich auszuziehen auf das Bett fallen. Als er aufwachte, war es schon hell und die Sonne ließ die Alster glitzern. Hans-Günther sortierte seine Gedanken und musste schon jetzt anerkennen, dass das Leben auch nach solch einem Schicksalsschlag wie gestern weiter geht, einfach weiter geht. Er bestellte sich ein Frühstück auf das Zimmer, trank aber hauptsächlich etwas Kaffee, nippte einmal am Orangensaft und biss vielleicht zweimal in das Croissant. Währenddessen telefonierte er mit einem seiner Anwälte und informierten diesen über Isoldes Schicksal. Darüber hinaus, bat er darum, dass man ihm bitte die Organisation der Beerdigung abnehmen solle. Am Nachmittag unterschrieb Hans-Günther dann die Vollmachten im Anwaltsbüro und man stimmte sich ab, wer alles in einem persönlichen Anschreiben über Isoldes Tod informiert werden solle. Die Grabstätte auf dem Ohlsdorfer Friedhof musste Hans-Günther persönlich aussuchen und als man dann darüber sprach, wie die Trauerhalle gestaltet werden soll, fiel ihm beim Verweis auf seinen Rechtsanwalt ein, dass er gestern nur ein paar Jeans und ein paar Pullover eingepackt hatte. Raus nach Blankenese in die Villa wollte er aber auf keinen Fall. Er fuhr in die City zu einem Herren-Ausstatter und kaufte sich einen schwarzen Anzug, Hemd und notwendige Accessoires. Da noch Änderungen zu machen waren, bat er um Lieferung in das Atlantic. Nun waren schon drei Tage vergangen, seitdem Isolde für immer gegangen war. Der Beerdigungstermin stand fest und sollte Übermorgen sein. Hans-Günther verlängerte sein Hotelzimmer bis zu dem Tag nach der Beerdigung. Warum bis dann? Das wusste er selbst nicht. Aber er spürte ein Bedürfnis aus Hamburg weg zu müssen. Dann kam der Tag der Beerdigung, Hans-Günther hatte regelrecht Angst davor, was ihm nun bevorstand. Zum einen war das der absolute und endgültige Abschied von seiner doch noch immer so geliebten Isolde. Zum anderen werden aber auch viele Freunde, Bekannte, Verwandte, Geschäftsfreunde, Kunden etc., kommen und sich zwischen Isolde und Hans-Günther zwängen. Alles gut gemeint um trösten zu wollen, aber doch nur störend bei diesem so intimen Moment des Abschiedes nehmen müssen. Zwar hatte man in den Anschreiben darauf hingewiesen, dass man von Beileidskundgebungen absehen solle und stattdessen seinen Trost in dem ausgelegten Kondolenz-Buch kundtun solle. Aber bereits in der Trauerhalle, wo Hans-Günther schon früh saß und gedankenverloren auf Isoldes Sarg schaute, schon dort hat man ihn immer wieder gestört und aus seinen Gedanken gerissen. Als der Sarg dann an ausgewähltem Platz am Ohlsdorfer Friedhof in die Erde herabgelassen wurde und Hans-Günther seiner Isolde eine letzte rote Rose in das Grabloch übergab, hat er nicht gewartet, sondern hat sich direkt zurückgezogen, um alleine zu sein. Als er ein großes Stück schon gegangen war, drehte er sich noch einmal um und es wurde ihm erst jetzt bewusst wie viele Menschen seiner Isolde die letzte Ehre erwiesen haben. Ein wenig bekam er ein schlechtes Gewissen all diesen Leuten gegenüber, aber er konnte einfach nicht am offenen Grab seiner geliebten Frau stehen bleiben. Und jetzt glaubte er auch zu spüren, dass Isolde in ihm und ganz nah bei ihm war und das Bestätigte ihm, alles richtig gemacht zu haben.

Am Tag nach der Beerdigung checkte Hans-Günther im Atlantic aus. Er fuhr zunächst noch einmal zum Ohlsdorfer Friedhof. Dort ging er zu Isoldes Grab und verharrte eine gewisse Zeit dort, bevor er zurück zu seinem Auto lief. Das war das letzte Mal, dass Hans-Günther am Grab seiner Isolde war. Es war einfach so, als hätte er sie dort in Ohlsdorf abgeholt, um sie seit Lebens nun in seinem Herzen zu tragen.

Der grüne Roadster verließ Hamburg in Richtung Bremen, um von dort weiter nach Oldenburg zu fahren. Von dort fuhr Hans-Günther nach Emden. Zunächst besuchte er das Reihenhaus, in dem er einst mit seinen Eltern wohnte. Er betrachtete sich das Haus jedoch nur von der Straße aus seinem Morgan heraus. Seine Eltern, waren schon vor einigen Jahren, als Hans-Günthers Vater in Rente gegangen war, wieder zurück nach Kassel gezogen. Dann saß er eine ganze Weile auf einer Bank auf dem ‚Große Pause‘ Schulhof seines einstigen Gymnasiums. Er hatte sich zuvor beim Becker ein Streusel Teilchen und eine kleine Flasche Kakao gekauft und saß nun auf dem Schulhof, verzehrte sein Picknick und fühlte sich wie ein Pennäler. Nach Mittag fuhr er, dann durch die Krummhörn bis hinauf nach Norddeich wo er nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchte. Hans-Günther fuhr entlang der Ostfriesischen Küstenlinie, bis er in Cuxhaven landete, nahm dann die Fähre nach Brunsbüttel um von dort südlich des Nord-Ostsee-Kanals gen Osten zu fahren. Von Kiel, seiner nächsten Station begann er seine Reise entlang der Ostseeküste in Richtung Osten, wo er am mittlerweile vierten Tag seiner Tour an eine Straßenabzweigung kam, die sein Interesse weckte. Rechts war eine Bushaltestelle, dort hielt Hans-Günther seinen Roadster an, um auf der gegenüberliegenden Seite in diese kleine nach links abbiegende Landstraße zu schauen. Die Landstraße führte kerzengerade in einen dichten Laubwald und schien dort, wo das Grün begann, zu enden. Auf einem Wegweiser stand „Giebelwitz 15 km“. Aber über dem Wegweiser war ein Verkehrsschild angebracht, das eine Sackgasse kennzeichnet.

„Eine 15 km lange Sackgasse“ dachte Hans-Günther. „Das wird dann wohl die längste Sackgasse Deutschlands sein“ sinnierte er weiter. Da sich Hans-Günther selbst in der längsten Sackgasse seines eigenen Lebensweges zu befinden schien, war dies vielleicht ein Wink des Schicksals und er beschloss diesem Wink zu folgen. Er setzte den Blinker nach links, vergewisserte sich, dass die Straße von hinten frei war und bog auf diese kleine im Wald verschwindende Landstraße. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah er Licht am Ende des grünen Tunnels, in dem er sich seit geraumer Zeit befand. Und als er den Wald hinter sich gelassen hatte, sah er auch schon bald ein Ortsschild auf dem geschrieben stand ‘Giebelwitz‘ und darunter fast noch größer, in weißer Schrift auf grünem Grund ‘Naturschutzgebiet‘. Giebelwitz war ein Ort mit ca. 25 Häusern, die aber großzügig in die Landschaft verteilt waren. Dann kam er an eine Stelle, die der zentrale Ortsplatz sein musste. Eine dicke Eiche stand auf der Mitte des Platzes, die von einer Bank umrundet war. „Eine Bank auf der, der Rast Suchende, stets einen Sonnenplatz findet“, dachte sich Hans-Günther. Um gleich danach die Einschränkung zu überlegen: „nur nicht dann, wenn die Sonne am höchsten steht, dann wird sie auch auf diese Bank einen Schatten werfen! Eigentlich wie im richtigen Leben.“ Ebenfalls auf diesem Platz befand sich eine Kirche. Na ja, eher eine Kapelle. So groß war das Gotteshaus nicht. Und daneben eine Kneipe. Das glaubte Hans-Günther an dem blauen Reklameschild für „Kühlungsbräu“ zu erkennen. Was hier wohl ein regionales Bier war. Am anderen Ende des Dorfplatzes setzte sich die Straße fort. Es gab im übrigen auch nur diese eine Straße in Giebelwitz. Und vom Dorfplatz aus konnte man erkennen, daß die Straße zur Ostsee führte und an der mit Strandhafer bewachsenen Düne endet. Hans-Günther folgte mit seinem Roadster der Straße und bevor er die Düne erreicht hatte, sah er am letzten Haus rechts eine junge Frau, die am Gartenzaun stand und verwundert schaute, als Hans-Günther an ihr vorbeifuhr. Er stellte dann auf dem asphaltierten Straßenende den Morgan ab, stieg aus und lief die Düne hinauf. Fünf, sechs große Schritte vielleicht, dann stand er auf dem Dünenscheitel und schaute über einen breiten naturbelassenen Strand hinaus auf die Ostsee. Weit hinaus bis zum Horizont wo Wasser und Himmel verschmolzen und eins wurden. Das erste Mal seit Isoldes Tod fühlte er so etwas wie Seelenfrieden und der Schmerz, der ihn in den letzten Tagen quälte, schien sich beim Blick über die Wellen etwas zu besänftigen. Dann drehte sich Hans-Günther um und er schaute in Richtung Dorfplatz von Giebelwitz. Die junge Frau stand noch immer am Gartenzaun und schaute in die Richtung zu Hans-Günther. Dieser nickte ihr zum Gruß herüber, sie erwiderte den Gruß ebenfalls mit einem Kopfnicken und verschwand im Haus. Hans-Günther ließ seinen Blick von seiner Position nun nach links wandern und sah, dass das Haus in dem die junge Frau wohnt, nicht wirklich das letzte Haus in der Straße war. Von ihm aus gesehen, davor, gab es noch ein Haus, von der Straße nicht zu sehen. Nur von der erhöhten Position auf der Düne erkannte man das Gebäude hinter zahlreichen Hecken und mannshohem Unkraut. Hans-Günthers Neugierde war geweckt und er kämpfte sich durch das Gestrüpp zu diesem Haus. Oben von der Düne hat es gar nicht so schlimm ausgesehen, aber nun mitten in den Büschen merkte Hans-Günther, wie widerborstig das Gehölz war. Manche Sträucher wehrten sich mit Dornen und zerkratzten Hans-Günthers nackte Arme. Das mannshohe Unkraut entpuppte sich zu allem Überdruss als meterhohe Brennnesseln. Aber nun war er schon fast an dem Haus, dass sich eigentlich immer mehr als Ruine outete. Die Fensterläden waren verschlossen, die Haustüre schien aber nur angelehnt. Über das Dach waren mehrere große Plastikplanen gespannt, offensichtlich war das Reet völlig verrottet und undicht. Hans-Günther ging in das Gebäude und konnte erkennen, dass hier schon seit Jahren keiner mehr gelebt hat. Ein paar wenige Möbel standen noch im Haus und an der einen Wand in dem Zimmer, dass wohl einst das Wohnzimmer war, da hing noch ein Bild, auf dem ein Schiff in stürmischer See zu sehen war. Die Treppe zum ersten Stock sah ebenfalls nicht mehr sehr vertrauenswürdig aus. Aber die Neugierde hielt Hans-Günther auch davon nicht ab und er ging über diese marode Treppe in den ersten Stock. Dort konnte er sehen, dass das Reetdach wirklich am Ende war. Die Plastikplanen erfüllten jedoch voll und ganz ihren Zweck und das Dachgeschoss war staubtrocken. Verstaubt, verkratzt und rot von den Brennnesseln stieg Hans-Günther wieder in seinen Roadster und fuhr zurück zum Dorfplatz. Er stellte das Auto neben der Kapelle in den Schatten. Die Tür zu der Kneipe war weit offen und Hans-Günther wollte nachfragen, ob er etwas zu trinken und vielleicht einen kleinen Imbiss bekommen könne.

Er klopfte an den Türrahmen und rief: „Moin, ist da jemand?“

„Herein, wenn es kein Schneider ist.“ war das Echo. Hans-Günther betrat den Schankraum. Das war eine Dorfkneipe, wie sie Hans-Günther aus seiner Kindheit in Kassel in Erinnerung hatte. Vier oder fünf Tische mit je vier blanken Stühlen, eine hölzerne Theke, dahinter ein Hängeschrank für Gläser und in der Ecke neben der Theke ein größerer runder Tisch mit sechs Stühlen drum herum. Der Stammtisch, was ein großer Aschenbecher mit entsprechendem schmiedeeisernen Hinweis verdeutlichte. „Moment, ich bin gleich wieder oben“, schallte es aus einem Kellerraum durch eine Falltür hinter der Theke.

„Guten, Tag der Herr, was führt sie denn hier nach Giebelwitz? Haben sie sich verfahren, haben sie nicht das Schild Sackgasse gesehen.“

„Doch, das habe ich schon gesehen und es machte mich neugierig, wo und wie die Sackgasse endet.“ „Und, enttäuscht?“

„Wollen sie meine ehrliche Antwort hören? Nein enttäuscht bin ich nicht. Darf ich etwas zu Trinken bekommen und gibt es vielleicht einen kleinen Imbiss?“

„Was möchten sie denn trinken? Ich habe gerade ein neues Fass Kühlungsbräu angeschlossen.“

„Ja gerne, ein kühles Bier wäre jetzt nicht schlecht“ „Wissen sie was, ich gönne mir auch ein Bier, als Imbiss kann ich ihnen eine getrocknete Mettwurst mit einem Stück Brot anbieten.“

„Hätte ich nicht gedacht, dass der Laden vier Sterne Niveau haben würde“, erwiderte Hans-Günther. „Mettwurst mit Brot hatte ich schon lange nicht mehr, das ist prima.“

Der Wirt begann damit zwei Biere zu zapfen und in der Zeit, in der sich der Schaum setzte, ging er in den Nebenraum um die Mettwurst und das Brot zu holen. „Mit Senf?“, rief er aus der Küche.

„Ja, bitte mit Senf“ der Wirt stellte den Teller mit der Mettwurst auf den Stammtisch und bat Hans-Günther platz zu nehmen und wünschte einen guten Appetit. Er zapfte die beiden Biere fertig und brachte die zwei Gläser, gekrönt mit einer herrlichen Schaum-Blume, rüber zum Stammtisch. „Prost, auf ihr Wohl.“ „Auf ihr Wohl, Prost.“

Hans-Günther aß mit großem Appetit die Mettwurst und als der Wirt für sich und Hans-Günther ein zweites Bier zapfte, fragte Hans-Günther, ob sich denn hier am Ende der Sackgasse eine Kneipe rentiere.

„Nö“, sagte der Wirt. „Hier bitte, auf einem Bein steht man schlecht, Prost.“

„Prost, ich heiße Hans-Günther und sie?“