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Table of Contents

Titel

Impressum

Für all die Frauen…

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Epilog

Über den Autor

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Hubert Langeneder

 

 

 

 

Geheime Gelüste

Band 3 der Roman-Trilogie Am Abgrund

Roman eines

Nachtclubbesitzers

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DeBehr

 

Copyright by: Hubert Langeneder

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2018

ISBN: 9783957535504

Umschlaggrafik Copyright by Fotolia by sakkmesterke

 

Für all die Frauen…

Die Lüge tötet die Liebe.

Aber die Aufrichtigkeit tötet sie erst recht.

Ernest Hemingway

 

Kapitel 1

1

Drei Monate vorher.

Als Julian aus dem Flugzeug stieg, war der Himmel blau und wolkenlos und er hatte noch immer das traurige Gesicht von Isabelle vor sich. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen und ihn zum Flughafen gebracht. Er hasste solche Abschiedsszenen, denn selbst sein Versprechen, dass sie sich sehr bald wiedersehen werden, wirkte sich nicht unbedingt positiv auf ihren Gemütszustand aus. Selbst die Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen änderte wenig an ihrem Gesichtsausdruck. Obwohl die gestrige Nacht alle nur erdenklichen Grenzen gesprengt hatte in sexueller Hinsicht. Oder vielleicht gerade auch deshalb.

Bevor er endgültig aus ihrem Blickfeld verschwand, steckte sie ihm noch ein Zettelchen in die rechte Sakkotasche und küsste ihn leidenschaftlich. Dann lief sie weg, ohne sich noch einmal umzudrehen. Wahrscheinlich weinte sie. Als er im Flieger sein Handgepäck verstaut hatte, zog er sich auch sein Sakko aus und fischte das zusammengefaltete Papier heraus.

„Mein Geliebter. Ich werde auf dich warten. Egal, wie lange es dauert. Die letzte Nacht hat es mir wieder bestätigt, du bist der Mann, von dem ich immer geträumt habe. In Liebe, deine Isabelle.“

Julian faltete das Briefchen zusammen und verstaute es in der Innentasche. Der Platz neben ihm blieb frei, überhaupt war der Flieger nur halb voll.

Den Start bekam er gar nicht mit, er war sofort eingeschlafen. Erst nach der Landung weckte ihn eine der Stewardessen mit einem freundlichen Lächeln.

Seine gemischten Gefühle änderten sich auch nicht, als er auf seinen Koffer wartete. Warum auch? Er war vollkommen hin- und hergerissen. Einerseits freute er sich wirklich auf Laura, andererseits ging ihm Isabelle überhaupt nicht aus dem Kopf. Wird mein Leben andauernd nur von Frauen bestimmt? Warum kann bei mir nicht mal alles ganz easy laufen, ohne Komplikationen, einfach n o r m a l ?

„Weil du eben nicht normal bist, Julian. Und du wirst es auch nie sein.“ Der ältere Herr, der neben ihm stand und ihn etwas verwundert ansah – vermutlich hatte er sein Selbstgespräch mit angehört – wuchtete einen riesigen Koffer vom Förderband. Alle Achtung! Julian half noch einer jungen Dame, ihr beachtlich schweres Gepäckstück auf ihren Wagen zu heben, bevor seine beiden Schalenkoffer durch den Streifenvorhang zum Vorschein kamen.

Es war überraschend wenig Betrieb am Flughafen und er sah schon von Weitem Laura winken. Das Personal vom Zoll schenkte ihm keine Beachtung und Augenblicke später fiel ihm Laura in die Arme.

„Du siehst fantastisch aus, mein Schatz. Der Aufenthalt in der Reha-Klinik hat dir gut getan. Oder war es das ausnehmend hübsche Personal dort, das dich so aufblühen hat lassen?“ Das sollte natürlich nur ein Scherz sein, aber Julian reagierte ungewohnt. Nicht so cool, wie er es sonst immer getan hatte. Natürlich fiel Laura diese Veränderung auf, unterließ es aber, das weiter zu kommentieren.

„Hab ich dir gefehlt?“ Sie schmuste sich an ihn heran wie ein Kätzchen und rollte mit ihren Augen.

„Natürlich hast du mir gefehlt, Liebes.“ Wir haben uns doch erst vor einer Woche gesehen, dachte er.

„Möchtest du noch etwas trinken, oder fahren wir sofort?“

„Lass uns gleich fahren, Baby. Ich sehne mich nach einer Dusche und meiner Wohnung.“

„Und mir hoffentlich?“ Ihr Blick verriet natürlich, woran sie dachte.

„Aber sicher Schatz, aber das weißt du ja ohnehin.“

Irgendwie weiß ich gar nichts mehr, dachte sie. Alles ist durcheinander, alles verworren. Was passierte nur mit ihr? Ihr Studium hatte sie abgeschlossen, ihre Bachelorarbeit war geschrieben, die Welt stand ihr offen.

Sie hatte fast jede Nacht bei Celine geschlafen. Und mit ihr. Tracy war fast durchgehend bei ihrer Freundin in Wien. Ihre Gefühle zueinander hatten ein Maß erreicht, dass sie nicht mehr unter Kontrolle hatten.

Und Celine hatte es gestern ganz direkt angesprochen. „Laura, ich kann und will nicht mehr ohne dich leben. Es ist etwas passiert, das ich selbst nicht mehr steuern kann und es hängt bei Gott nicht nur damit zusammen, dass wir fantastischen Sex haben. Ich liebe dich und ich möchte, dass du bei mir lebst. Zieh ganz bei mir ein. Du bist ja ohnehin fast jeden Tag bei mir und Tracy hat sich auch schon an mich gewöhnt.“

Das stürzte Laura in einen noch größeren inneren Konflikt. Sie liebte Julian ja nach wie vor, aber … Ja, was aber? Ein „aber“ dürfte es nicht geben. Ein „aber“ im Zusammenhang mit „ich liebe dich“ hörte sich nicht so toll an.

Musste sie sich tatsächlich entscheiden? Was hatte Celine nur gemacht mit ihr? Jetzt, wo sich ihr vormaliger Lebenstraum erfüllen könnte, endlich mit dem Mann ihrer Träume eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, jetzt war alles doch anders? Und Celine hatte ihr schon letztes Wochenende, als sie nach Genf geflogen ist, eröffnet, dass sie nicht daran denken durfte. „Woran?“, hatte Laura noch naiv gefragt. „Dass du mit Julian schläfst! Es ist jetzt anders als am Anfang. Ich glaube, ich kann so nicht weitermachen. Sie hatte es nicht ausgesprochen, aber es lief darauf hinaus, dass sie sich entscheiden musste. Entscheiden zwischen ihr und Julian. Shit! Wenn ihr das jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte, hätte sie ihn ausgelacht. Trotzdem, sie hatte sich fest vorgenommen, mit Julian zu reden. Ihm einfach alles zu erzählen. Von Anfang an. Aber wollte sie Julian überhaupt aufgeben? Was war das nur für ein schrecklicher Wirrwarr in ihrem Kopf und ihrem Herzen? Aber tun musste sie etwas!

Vor ihrem geistigen Auge sah sie Celine mit Tracy spazieren gehen. Sie würde das ganze Wochenende leiden und sich in ihrer unerschöpflichen Fantasie vorstellen, was sie, Laura, nicht alles mit Julian anstellen würde. Vor allem aber auch, was Julian mit i h r alles tun würde. Und wenn sie so nachdachte, irgendwie hatte sie schon Lust auf ihn. Wahnsinnige Lust eigentlich. Wow! In ihren Gedanken fiel sie gerade über ihn her. Sie beobachtete ihn, als er die Koffer in ihrem Auto verstaute.

„Was?“ Er sah sie überrascht an. „Warum siehst du mich so an?“

„Ich dachte nur eben … Ach, nichts …“

„Diesen Blick kenn ich aber!“

„Und was bedeutet er?“ Sie musterte ihn jetzt wirklich provokant.

„Dass wir es nicht bis nach Hause schaffen werden, ohne dass wir …“

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“

Natürlich sollte sie recht behalten. An der ersten Autobahnraststätte hielten sie und parkten etwas abseits vom Trubel. Er ließ seine Hosen runter und sie setzte sich auf ihn drauf und fickte ihn, bis sie beide kamen. Scheiße, es ist ganz anders, als mit Celine, aber er tut mir so unendlich gut, dachte Laura. Sie tranken im Restaurant auch noch einen Kaffee, bevor sie ihre Fahrt fortsetzten.

„Wo hast du eigentlich Tracy gelassen?“, wollte er plötzlich wissen. Sie wusste nicht, ob er die Röte in ihrem Gesicht bemerkte, als sie nur kurz angebunden „die ist bei Celine“ antwortete. „Aha“, sagte er nur. Danach schwiegen sie.

2

Seine Wohnung war blitzsauber und komplett aufgeräumt. Laura hatte das mit Frau Paula, der guten Seele vom Jules Verne, organisiert und fand Julians Wohlwollen.

„Wow“, sagte er, als er den riesigen Strauß Calla und die Willkommenskarte bemerkte.

„Du bist ein Wahnsinn, Liebling! Dankeschön!“ Er küsste sie leidenschaftlich, nachdem er wieder etwas zu Atem gekommen war. Die nächste Wohnung muss auf alle Fälle einen Lift besitzen, wenn sie nicht ebenerdig ist, dachte er und stellte die beiden Riesenkoffer ab.

„Ich muss mal duschen, Schatz. Ich bin ja völlig durchgeschwitzt!“ „Vom Koffertragen, oder …?“

„Wenn’s nur das ‚oder‘ wäre, würde ich sofort wieder über dich herfallen, kleine Lady!“ Sie hasste diesen Ausdruck. „Ich bin nicht klein“, bockte sie. „Sag geile Stute zu mir, oder was auch immer!“

„He, du bist heute so empfindlich, mein Schatz! Ist alles in Ordnung?“

Jetzt noch nicht, dachte sie. Ich muss auf den richtigen Zeitpunkt warten. Aber gab es für so ein Geständnis überhaupt einen richtigen Zeitpunkt? Wahrscheinlich nicht.

„Soll ich uns ein Bad einlassen?“, fragte sie in einem äußerst versöhnlichen Ton.

„Das wäre super, Baby. Ich packe erst mal meine Koffer aus und spring dann zu dir in die Wanne.“

„Ein sehr verlockendes Angebot.“ Laura lächelte ihn liebevoll an und begleitete ihn noch ins Schlafzimmer. Natürlich in voller Absicht und Berechnung zog sie sich vor ihm aus. Nur ihr sexy Höschen behielt sie an.

„Bis gleich, Liebling“, flötete sie in seine Richtung und trippelte an ihm vorbei ins Badezimmer.

Es dauerte keine zwei Minuten, sie ließ gerade Wasser in die Wanne und verteilte gleichmäßig das wohlriechende Schaumbad, war er schon bei ihr.

„Das ist aber schnell gegangen. Wusste nicht, dann man so rasend schnell seine Koffer auspacken kann.“ Sie sah ihn belustigt an und stellte zufrieden fest, dass er völlig nackt war und sein Schwanz in die Höhe ragte.

Er sprach kein einziges Wort, packte sie und setzte sie auf die Marmoranrichte. Mit einer Hand riss er ihr das Höschen runter und drang ohne Vorwarnung in sie ein. Einem leisen Stöhn-japs-Laut folgte ein lautes Ahhh. Mit beiden Armen umschlang sie seinen Hals und fixierte seinen Po mit ihren überkreuzten Beinen. Julian fickte sie hart und schnell und sie kam gerade rechtzeitig, bevor das Wasser über den Wannenrand lief.

„Julian, Liebling, das Wasser …!“ Sein Blick war ähnlich verschleiert wie ihrer und als er seinen knochenharten Schwanz aus ihr rauszog, schaffte er es gerade noch, den Wasserhahn abzudrehen.

Bevor sie in die Wanne stiegen, vollendete sie mit ihrem Mund das unterbrochene Liebesspiel.

„Ich bin so froh wieder daheim zu sein, Laura. Echt!“ Sie saß mit dem Rücken zu ihm und er massierte mit einem Schwamm vom Hals abwärts bis zu ihrem Po ihren wunderschönen Körper. Ihre Augen waren geschlossen und sie genoss es, von ihm verwöhnt zu werden.

„Weißt du, dass du wie eine Katze schnurrst, wenn du dich wohlfühlst?“ Sie nickte nur und ließ sich zurückfallen, sodass er auch zu ihren Brüsten und den Innenseiten ihrer Schenkel kam.

„Ich liebe es, dir gut zu tun.“

„Und du bist perfekt darin.“ Laura ließ sich völlig gehen, genoss jede Minute und fühlte sich wie im Paradies. „Mein Gott, bist du schön, mein kleiner Liebling. Und ich darf dich so berühren.“

Es war, als würde jemand plötzlich ein Messer zwischen ihre Schulterblätter rammen. Ihre Augen waren noch immer geschlossen.

„Julian?“

„Ja, Baby!“ „Ich muss dir etwas sagen.“

Er stoppte seine Zärtlichkeiten. Laura atmete tief durch.

„Ich schlafe auch mit Celine!“

3

„Wann triffst du dich eigentlich mit Julian?“ Caro lief in einem äußerst sexy Outfit mit einem Kännchen Wasser durch die Wohnung und goss die Blumen. Bernd, der sie anscheinend nicht gehört hatte, lag ausgestreckt auf ihrer neu gekauften Riesencouch und blätterte eher gelangweilt als echt interessiert in diversen Tageszeitungen und Zeitschriften herum.

„Schatz?“ Sie stellte die Kanne demonstrativ lautstark auf dem Couchtisch ab und sah ihn an.

„Entschuldige! Bitte, was hast du gesagt?“ Etwas mühsam richtete er sich auf und musterte sie von oben bis unten.

„Wann du dich mit Julian triffst? Hast du nicht erst gestern mit ihm telefoniert?“

„Ja, ja! Wir essen am Montag gemeinsam zu Mittag. Im Haas-Haus. Sag mal, dein Outfit hängt nicht damit zusammen, dass du scharf bist auf mich?“ Er sah auf die Uhr. Es war erst kurz vor sechzehn Uhr, also Zeit genug für ein kleines amouröses Abenteuer.

„Falls du es noch nicht geschnallt hast, Bärchen, ich bin immer scharf auf dich. Zu jeder Tages- und Nachtzeit, selbst wenn ich meine Tage habe, gerade dann noch mehr! Wann musst du in den Club?“

„Ich muss überhaupt nicht?“ Er grinste und winkte sie mit seinem Zeigefinger zu sich.

„Mister Nimmersatt spielt schon wieder den Coolen?“

„Ich spiele nicht, ich bin cool! Komm schon her und lass mich nicht so zappeln. Oder muss ich streng werden? „Du meinst, züchtigen und so?“ Ihr geiler Blick verfolgte seinem und sie umrundete den Tisch.

„Nimmst du die Peitsche, oder willst du mich fesseln?“ Sie zog sich ihr ohnehin unverschämt tief dekolletiertes Top über den Kopf und stand barbusig vor ihm.

Mit beiden Händen begann sie, sich vor ihm zu streicheln und zwirbelte dabei ihre sofort wie dicke Knospen abstehenden Brustwarzen.

„Und? Macht dich das an, mein ach so cooler Mann?“

Blitzschnell zog er sich aus und sie starrte fasziniert und hocherfreut auf seinen erigierten Penis.

„Oh ja, es macht dich an. Ich sehe es. Aber so einfach wird das nicht für dich, mein Freund. Sie stieg aus ihrem Höschen und wartete.

„Du bist echt ein Biest. Aber warte, ich bekomme dich schon.“

Als Caro bemerkte, dass er sich langsam erhob, lief sie weg und verschanzte sich hinter dem Esstisch und zwinkerte ihm provokant zu. Es war ein Duell in Augenhöhe, aber letztendlich behielt Bernd die Oberhand. Wohl auch deshalb, weil sie nach einigen Umrundungen schließlich aufgab und sich mehr oder weniger willenlos auf den wuchtigen Holztisch legen ließ. Er drang kompromisslos und ohne ein Wort zu sprechen in sie ein und vögelte sie derart hart, dass zwei Gläser, die am anderen Tischrand standen, runterfielen und auf dem Parkett mit einem lauten Knall zersplitterten. Caro kam als er sich an ihren Brüsten festsaugte. Sie trommelte mit ihren Fäusten wild auf seinen Rücken und schrie immer wieder „Ich liebe dich“. Und Bernd kam schließlich auch mit einem lauten Aufschrei. Er zog sich rasch aus ihr zurück und musste sich setzen, so außer Atem war er.

Caro blieb noch einen Augenblick liegen, ihre Beine baumelten vom Tisch herunter und sie atmete auch schwer und schnell.

„Irgendwann werden wir nach so einer Session sterben“, sagte sie und richtete sich langsam auf.

„Wenn’s uns beide gleichzeitig trifft, hab ich nichts dagegen einzuwenden!“ Bernd, der sich mittlerweile schon etwas gefangen hatte, grinste sie an und half ihr vom Tisch herunter.

„Und wer kümmert sich jetzt um die Wirtschaft da hinten?“ Er zeigte auf die in tausend Teile zersplitterten Gläser und Caro zuckte nur mit den Schultern.

„Ich bin nicht schuld! Immerhin hast du in mich reingestoßen wie ein wilder Stier, also ist wohl klar, wer dafür die Verantwortung trägt.“

„Und wer hat mich dazu angestiftet?“ Wiederum hob und senkte sie nur ihre Schultern und versuchte einen lammfrommen Unschuldsblick. Das misslang aber völlig und beiden brachen in schallendes Gelächter aus.

„Ich mach das schon, Schatz! Ruh dich noch aus, bevor du ins Hemingway fährst.“

Er zog Caro zu sich und gab ihr einen zärtlichen Kuss. „Du lässt mich vollkommen austicken, ist dir das überhaupt bewusst? Das hat noch keine Frau bei mir geschafft. Ich verlier noch völlig den Verstand.“

Das stimmte tatsächlich und machte Bernd fast ein bisschen Angst. Sexuell war er Caro wirklich hörig. Das hatte er längst begriffen, sie durfte es allerdings nie erfahren. Aber wahrscheinlich wusste sie es ohnehin längst. Nur war das im Moment sein geringstes Problem.

Nächste Woche hatte er wieder einen „Termin“ bei der Polizei. Die Geschichte war noch nicht ganz ausgestanden.

Als sie von ihrem Paris-Trip zurückgekehrt waren, hatte er eine Vorladung, die Polizei sagte Zeugenaussage dazu. Am Tag ihres Abfluges hatten die Herrschaften schon bei seiner Wohnung geläutet, später im Club vorgesprochen. Natascha, seine rechte Hand im Lokal, hatte ihnen erklärt, dass der Chef am Montag wieder hier wäre. Natürlich verschwieg sie seinen Aufenthaltsort und nachdem sie wusste, dass er nur über das Handy von Caro erreichbar war, rief sie ihn sofort an, nachdem die beiden Herren den Club verlassen hatten.

Bernd meldete sich aber erst, als sie im Hotel eingecheckt hatten.

Als er aufgelegt hatte, fiel Caro auf, dass er nervös wirkte. „Alles okay, Baby?“

„Wie man’s nimmt. Die Polizei war heute bei mir im Club. Worum es geht, wollten sie Natascha nicht erklären. Ich soll mich am Montag im Laufe des Tages melden.“

„Hast du eine Ahnung, worum es gehen könnte?“

„Überhaupt nicht, aber lass uns nicht darüber nachdenken. Wir sind hier in Paris und ich möchte mit dir nur eine schöne Zeit verbringen.“

Er hatte natürlich schon eine gewisse Ahnung. Und die betraf die beiden toten Afghanen.

Paris war sowohl für Bernd als auch für Caro ein Fest fürs Leben (Hemingway konnte nicht irren!!).

Wieder zurück, meldete er sich bei der Polizei. Es ging nur um eine Routineuntersuchung. Eine zerrissene Visitenkarte von ihm wurde in der Nähe des Tatorts gefunden. Dort, wo die beiden mutmaßlichen Mörder gefoltert, getötet und liegen gelassen worden sind.

„Was hat das genau mit mir zu tun?“, wollte Bernd wissen. Das können sie nicht beantworten, aber sie müssten einfach jeder Spur nachgehen.

„Sie kannten doch das tote Mädchen? War sie nicht, bevor sie erstochen wurde, in ihrem Club? Und war sie nicht mit einem ihrer besten Freunde zusammen? Der noch in derselben Nacht einen schweren Autounfall hatte und monatelang im Koma lag?“

„Und was genau soll der Tod dieser beiden Männer jetzt mit mir zu tun haben?“, wollte Bernd wissen.

Er gab sich vor den Beamten keine Blöße und wirkte völlig ruhig, cool und unaufgeregt.

„Schauen sie, wir machen nur unseren Job und müssen natürlich jedem Hinweis, und scheint er noch so unwichtig zu sein, nachgehen.“

„Natürlich! Und eine zerrissene Visitenkarte von mir ist so ein winziger Hinweis?“

Dann befragten sie ihn noch, wo er zum vom Gerichtsmediziner nachweislich festgestellten Tatzeitpunkt war.

Und er hatte natürlich ein bombensicheres Alibi.

Hunderte Zeugen, Videoaufzeichnungen in seinem Lokal, besser ging’s nicht.

Als er nach dieser Einvernahme wieder frische Luft atmete, ging er sofort in die nächstliegende Kneipe und gab sich drei doppelte Wodkas. Er zitterte am ganzen Körper. So souverän er in der letzten Stunde rüberkam, so fertig war er jetzt. Der Wodka schmeckte scheußlich, irgendein billiger Fusel, der brannte wie Feuer.

Anschließend rief er ein Taxi und fuhr heim, wo Caro voller Angst auf ihn gewartet hatte.

Bevor er ihr erzählte, was sie schon neugierig erwartete, schlief er mit ihr.

„Natürlich ging es um diese toten Kreaturen. Gleich in der Nähe vom Tatort ist eine Visitenkarte von mir gefunden worden. In kleine Schnipsel zerrissen. Wie abartig blöd muss man denn da sein? Die anfängliche, ja man könnte durchaus Angst sagen, war jetzt einem Ärger gewichen. Ärger über so viel Dummheit.

Caro kuschelte sich zu ihm und streichelte über seine Brust. „Sie haben nichts in der Hand. Es kann dir nichts passieren. Mach dir keine Sorgen, Liebling.“

Sie sah ihn fragend an. „Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?“ Sie ahnte es bereits.

„Wann musst du wieder bei der Polizei vorsprechen?“

„Auch am Montag. 14.30 Uhr, nach meinem Treffen mit Julian.“

„Wirst du ihm alles erzählen?“

„Ich hab mich noch nicht entschieden. Vielleicht ist es noch zu früh. Bislang ist noch niemand bei ihm gewesen. Wer weiß, was der Polizei noch alles einfällt? Vielleicht befragen sie ihn ja auch zu dem Vorfall.“

„Julian lag im Koma. Was wollen sie ihn fragen?“

„Als die beiden Afghanen für ihre Tat die gerechte Strafe bekamen, war er schon wach. Also theoretisch …“

„Was? Theoretisch hätte er vom Krankenhaus aus mit nahezu null Stimme – seine Stimmbänder waren ja noch ziemlich ramponiert – einen Mordauftrag erteilen sollen? Wer soll denn auf so eine Idee kommen?“

„Die Beamten, die aufgrund von Visitenkartenschnipsel einen möglichen Verdächtigen vernommen haben. Hallo?“ Er war jetzt ein bisschen aufgebracht und Caro versuchte, die aufgeregte Stimmung zu beruhigen.

„Bärchen, es wird alles gut. Abgesehen davon verstehe ich nicht, warum wegen solcher Tiere so viel Aufhebens gemacht wird? Zwei Verbrecher weniger, na und. Wem gehen die ab?“

„Grundsätzlich bin ich da voll bei dir, Schatz. Aber wir leben nun mal in einem Rechtsstaat und …“

Sie küsste ihn. „Lass uns nicht mehr darüber sprechen. Du musst bald weg, und ich möchte noch ein bisschen was von dir haben.“ Mit der Grazie einer Balletttänzerin ließ sie sich auf den Boden gleiten und nahm Bernds Schwanz in den Mund. Und schon war die Diskussion verstummt. Ich bin ihr wirklich hörig, dachte er und konnte natürlich nicht verhindern, dass er zwischen ihren Lippen groß wurde. Es dauerte nicht allzu lange, bis sie erhalten hatte, was sie wollte.

„Was ist jetzt eigentlich mit Julian und Laura?“, fragte sie ihn, nachdem ihre Lippen wieder saubergeleckt waren. „Am Telefon hat er mir nicht so viel erzählt, nur dass Laura mit dieser Celine schläft und scheinbar mehr dahinter ist, als eine bloße Sexaffäre. Am Montag weiß ich sicher mehr darüber.“

„Ich hab’s dir doch gesagt. Das hab ich sofort gesehen.“ Mit einem triumphierenden Lächeln drückte sie sich an sein Knie. „Und du hast es mir nicht geglaubt“, murmelte sie noch verstohlen. Bernd war aber mit seinen Gedanken schon wieder ganz wo anders.

4

„Ich hab versucht, Julian zu erreichen, aber sein Handy ist ausgeschaltet. Wolltest du dich nicht heute mit ihm treffen?“ Jerome erkannte an Charlottes Stimme, dass sie schon wieder etwas angespannt war. Er war erst vor zehn Minuten zu ihr gekommen und wollte einen gemütlichen Samstagabend mit ihr verbringen. Die Diskussion gestern nach diesem Beitrag im Fernsehen hatte ihn ohnehin genervt und wenn das heute in der Richtung weitergeht, dachte er, bin ich auch gleich wieder weg.

„Ich hab nicht gesagt, dass ich mich gleich heute nach seiner Ankunft mit ihm treffe, sondern dass ich ihn anrufe. Und wir haben kurz telefoniert, als er auf sein Gepäck gewartet hat. Es geht ihm sehr gut und er will den ersten Abend mit Laura verbringen, was ich durchaus verstehen kann. Für nächsten Samstag haben wir eine kleine Wiedersehensfeier geplant.“

„Wer?“, wollte Charlotte wissen.

„Antonius, er und ich. Vielleicht noch Luki und Marko. Wir haben vor, nach Wien zu fahren und uns erst mal bei Bernd im Hemingway zu treffen und anschließend, wer weiß?“

„Wahrscheinlich in irgendein Nobelbordell?“ Charlotte war gereizt und äußerst angriffslustig.

„Schätzchen, ich sag dir jetzt mal eines. Wenn du nicht runterkommst von diesem aggressiven Trip – ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum du so bist, ich hab dir nichts getan – bin ich gleich wieder weg. Versteh mich nicht falsch, aber ich will nur einen schönen Abend mit dir verbringen. Vielleicht später etwas trinken gehen und Spaß mit dir haben. Wenn du auf Streit aus bist, verschwinde ich sofort wieder.“

Jerome hatte ganz ruhig und unaufgeregt gesprochen, aber es zeigte Wirkung.

„Entschuldige, Jerome, ich … ich weiß auch nicht, was mit mir los ist? Du kannst nichts für meine Launen. Aber du kennst mich ja jetzt schon ein bisschen, das kommt und geht. Sie schmuste sich wie eine Katze an ihn ran und schien ihn zu besänftigen.

Aber trotzdem machte er sich so seine Gedanken. War das nun sein Alltag? Vom Job erledigt und den Launen einer Frau ausgeliefert? Er mochte Charlotte wirklich, ob es Liebe war, konnte er noch nicht sagen. Sie hatten Spaß, sie hatten tollen Sex – ja, hatten sie wirklich, selbst das anfängliche Tabu mit ihrem Po war schon etwas aufgeweicht. Noch ein paar Mal schlafen mit ihr und sie war so weit – er musste schmunzeln, aber diese Gemütsschwankungen, die immer häufiger vorkamen, machten ihn nicht gerade glücklich. Julians Frauen hatten nie so ein Theater gemacht oder er hatte es ihm nicht erzählt. Fakt war, solche Ausbrüche würde er nicht mehr lange ertragen.

Charlotte schien das zwar zu spüren, kippte aber trotzdem immer wieder rein, auch wenn es ihr danach leidtat. Dafür konnte er sich aber nichts kaufen. Er wollte Entspannung, er wollte Ruhe, er wollte Spaß, ohne sich allzu große Gedanken zu machen. Möglicherweise war das aber auch der Grund, warum er so lange Single geblieben war.

„Möchtest du etwas trinken, Schatz? Ein eisgekühltes Bier vielleicht? Du machst es dir auf dem Balkon gemütlich und ich verwöhne dich. Wie hört sich das an?“

Jerome schien wieder versöhnt und auf Kurs zu sein. „Hört sich fantastisch an!“ Er öffnete die Balkontür und trat nach draußen. Die frische Mailuft fühlte sich gut an. Die Sonne war soeben verschwunden und er setzte sich mit einem lauten Seufzer in einen der bequemen Rattanstühle. Bevor er sich eine Zigarette in den Mund steckte, klopfte er eine Kleinigkeit auf den Glastisch und modellierte zwei ordentliche Lines. Eine davon zog er sofort und zündete sich danach genüsslich eine Marlboro an.

„Ich sehe, du hast mich nicht vergessen!“ Charlotte stellte das Tablett mit den beiden Bieren und den Gläsern ab und gesellte sich zu ihm.

Er nickte nur und während sie zog, schenkte er das kühle Bier ein.

„Auf uns, mein Schatz!“

„Ja, auf uns und es ist schön, dass du bei mir bist“, murmelte sie.

Charlotte trank einen kräftigen Schluck und drückte sich an Jerome.

„Felix gefällt’s übrigens.“

„Was denn?“

„Na, dass du mein Freund bist. Ich hab mit ihm telefoniert und er hat mich gleich gefragt, ob er das auch seinem Vater erzählen darf.“

„Und was hast du ihm geantwortet?“

„Na, dass es mir egal ist. Wenn er ihn fragen sollte, kann er es ihm ruhig unter die Nase reiben. Es spielt keine Rolle.“

Jerome nickte nur. „Du hast wirklich einen tollen Jungen. Da kannst du echt stolz drauf sein.“

„Ich weiß! Bin ich auch.“ Während Jerome gemütlich den Zigarettenrauch in die immer dunkler werdende Nachtluft blies, öffnete Charlotte seine Hose.

Und dann verwöhnte sie ihn mit ihrem Mund, bis er sich in ihr ergoss.

„Hab ich dir schon mal gesagt, dass du absolute Zauberlippen hast, Baby?“ Er war noch ziemlich mitgenommen, trotzdem schüttelte er noch etwas von dem weißen Zeug auf den Tisch.

„Hast du! Und nicht nur einmal. Das sagst du jedes Mal und ich kann‘s aber nicht oft genug hören. Und übrigens, deine Zunge ist ja auch nicht ohne.“

Sie trank wieder einen kräftigen Schluck Bier um den Rest des klebrigen Zeugs runterzuspülen.

Natürlich schnitt Jerome wieder zwei exakt gleiche Lines und ließ ihr den Vortritt. Sie grinste, nachdem sie alles weggeschnupft hatte.

„Also ich weiß nicht, ob du eine guten Einfluss auf mich ausübst?“

„Genau, weil du ja vor mir völlig unschuldig, geradezu jungfräulich warst?“

„War ich wirklich. Na ja, fast.“ Sie streckte ihm ihre Lippen entgegen und er küsste sie leidenschaftlich.

„Haben wir schon entschieden, was wir heute noch unternehmen?“ Sie sah ihm neugierig in die Augen.

Bevor er antwortete, zog er noch seine Line und sah sie mit einem etwas verklärten Gesichtsausdruck an.

„Wir rammeln wie die Steinesel und schlafen irgendwann erschöpft ein, hehe.“

„Hast du keinen Hunger?“

„Nur nach dir, meine Sexgöttin.“

„Du bist schon voll drauf, stimmt’s?“

„Noch nicht ganz, aber bald.“ Er trank sein Bier aus und steckte sich noch eine Zigarette an.

„Ich werde uns trotzdem einen kleinen Snack vorbereiten, okay?“ Charlotte stand auf und sah auf ihn runter.

„Du kannst dir auch wieder die Hosen anziehen. Ich will nicht, dass du dich da unten erkältest.“

Jerome betrachtete seinen erschlafften, aber sehr befriedigten Schwanz und grinste. „Der ist immun gegen sämtliche Widrigkeiten, Kälte inklusive. Also mach dir keine Sorgen. Das mit dem Snack ist vielleicht gar keine so schlechte Idee. Einen kleinen Hunger verspüre ich schon.“

Sie sah ihn glücklich an. Wenn er diesen Gesichtsausdruck zeigte, war sie mehr als nur verliebt in ihn. Er sah dann aus wie ein kleiner, frecher Bub. Das mochte sie. Sie mochte ihn überhaupt sehr, wusste aber, dass sie ihn mit ihrer zeitweiligen Art in die Flucht schlagen würde.

Ihre Launen standen ihr definitiv im Weg. Aber wie sollte sie diese Gefühlsschwankungen kontrollieren? War sie schon immer so gewesen? Vielleicht sollte sie doch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Das zumindest hatte ihr ja auch ihr Exmann vorgeschlagen. Aber zu der Zeit war das doch eine völlig veränderte Situation. Und außerdem hatte sie dieser Arsch betrogen. Und nicht nur einmal. Als schließlich all die Lügen, all sein Hintergehen ans Tageslicht kamen, war es da ein Wunder, dass sie völlig ausklinkte? Das war doch normal, oder? Er war doch schließlich der miese Betrüger und wollte ihr einreden, dass sie psychologische Hilfe bräuchte. Was war das denn? Also mussten jetzt alle Männer, explizit Jerome, ihr Fett abkriegen wegen dieses Mieslings?

„Bin gleich wieder zurück, mein Schatz! Und noch einmal, es ist schön, dass du bei mir bist und deine Zeit mit mir verbringst.“ Sie küsste ihn auf die Stirn, bevor sie im Wohnzimmer verschwand.

Wenn sie so ist, wie eben, dachte Jerome, dann fühle ich mich wirklich rundherum wohl. Aber da gibt es noch diese andere Charlotte. Eine Frau, die er nicht kannte und auch nicht wollte. Natürlich war ihm bewusst, dass er sie nur im Paket bekam, also musste er abwägen. Nach so einer „Behandlung“ wie eben schlug das Pendel natürlich für sie aus, aber eine Stunde vorher …?

Im Moment fühlte er sich rundum glücklich und zufrieden. Befriedigt war eigentlich der bessere Ausdruck.

Er musste jetzt daran denken, was er von Caro erfahren hatte. Zufällig war sie ihm vor ein paar Tagen über den Weg gelaufen. „Hast du Lust, mit mir auf einen Kaffee zu gehen?“ Natürlich hatte er Lust. Dabei erzählte sie ihm nicht nur, dass sie mit Bernd zusammen war – das wusste er ohnehin – auch dass sie ihren Job geschmissen hatte (auch darüber wusste er Bescheid!).

Nein, die weitaus interessanteste Nachricht war, dass sie vermutete – sie sagte sogar, es sei wesentlich mehr als nur eine Vermutung – dass Laura mit dieser Celine ein Verhältnis hätte. Also nicht nur, dass sie zusammen fickten, nein, es war viel mehr.

Dieses Gespräch wollte nicht aus seinem Kopf gehen und er wusste nicht so recht, ob er Julian von diesem Gerücht berichten sollte. Andererseits dachte er, so wie ich Laura einschätze – sollte tatsächlich mehr dran sein – wird sie es ihm erzählen. Jerome hielt sehr viel von Laura, obwohl sie ihn damals, als sie auch Julian kennengelernt hatte, abblitzen hat lassen. Oder vielleicht gerade deshalb. Seine Fantasie spielte ihm gerade wieder einen Streich. Er dachte, wenn die beiden Frauen nur Sex hatten miteinander, würde Julian sicher so einige Ideen haben. Er kannte seinen Freund genau und die Vorstellung, dass er mit beiden Frauen im Bett … Halleluja! Er bekam auch gerade wieder einen Harten, nur bei dem Gedanken daran.

„Woran hast du eben gedacht?“ Charlotte stellte einen großen Teller mit liebevoll belegten kleinen Brötchen vor ihm auf den Tisch. Sein Schwanz ragte wie ein Speer in die Höhe. „Was spielt das für eine Rolle, Baby? Setz dich bitte einfach auf ihn rauf.“

Charlotte zögerte keinen Augenblick.

5

„Mama, weinst du?“ Als Nathalie die Tür zu Nicoles Büro öffnete, vernahm sie ein leises Schluchzen. Sie hatte es schon von draußen gehört, denn die Tür stand einen Spalt offen. Es war dunkel im Zimmer, die runtergelassenen Jalousien ließen kaum einen Lichtstrahl von draußen durch. Nur der riesige Schreibtisch war von einer Stehlampe so ausgeleuchtet, dass Nathalie die Aktenberge sah, die aufgetürmt den Eindruck eines völligen Chaos vermittelten.

Nicole fingerte nach einem Taschentuch und drehte sich zu ihrer Tochter. Ihre Augen waren noch immer tränennass.

„Ist schon okay, Liebling. Bin schon wieder in der Reihe. Brauchst du etwas?“

Nathalie näherte sich ihrer Mama und umarmte sie.

„Kann ich dir helfen? Ich bin kein Kind mehr. Du kannst mir ruhig vertrauen, ich …“

„Du bist so eine Liebe, Nathalie. Du machst dir überhaupt keine Vorstellung, wie sehr ich dich liebe.“ Ihre Umarmung schnürte der Kleinen fast die Luft ab und sie hörte erst auf, sie zu drücken, als sie ihre verzweifelten Japslaute vernahm. „Entschuldige Kind, ich hab mich hinreißen lassen. Du bist so ein tolles Mädchen.“

„Hast du wegen Richard geweint? War er wieder gemein zu dir? Ich hasse ihn. Warum muss es bei einer Scheidung immer so hässlich abgehen? Du bist doch so ein lieber Mensch. Warum gibt er dir keine Ruhe?“

„Das ist eine sehr komplizierte Geschichte. Und ich bin nicht immer ein lieber Mensch. Bei Gott nicht. Und ich habe ihm auch mit Worten sehr, sehr weh getan. Vor allem sein männliches Ego hab ich schwer erschüttert. Also deine Mama ist auch nicht immer eine Feine.“

„Aber er ist sicher gemein zu dir!“ Sie ließ nicht locker und schmiegte sich an ihre Mutter.

„Gehst du heute nicht weg?“ Nicole sah auf die Uhr. Es war erst 18.00 Uhr. „Es ist ja noch so früh.“ Sie lächelte und betrachtete ihre Tochter. „Mein Gott, Süße! Du bist so hübsch. Was ist jetzt eigentlich mit dir und Mathieu?“

„Ich denke, das ist endgültig vorbei.“ Ein trauriger Schleier legte sich über ihr Gesicht. „Gestern habe ich ihn mit dieser wasserstoffblonden Tussi Pauline gesehen. Ich bin mir sicher, er hat schon mit ihr geschlafen. So wie sie ihm ihre riesigen Brüste entgegengedrückt hat … Warum tun Männer so etwas? Kannst du mir das vielleicht erklären?“

Ganz so egal dürfte ihr die ganze Sache nicht sein, aber da musste sie einfach durch.

„Ich hätte schon mit ihm geschlafen, aber noch war ich nicht bereit. Und dann kommt so ein billiges Flittchen, macht ihre Beine breit und das war’s. Das ist einfach nicht gerecht.“

Was hätte Nicole da drauf sagen können?

Sie umarmte Nathalie noch einmal und murmelte mehr zu sich selbst als zu ihrer Tochter. „Nein, das ist nicht gerecht. Aber so ist nun mal das Leben.“

Dann fing sie sich wieder. „Weißt du, wann du Gerechtigkeit erfährst, meine Liebe? Spätestens dann, wenn ihm die ganze Sache leidtut und er reumütig zu dir zurück will.“

„Da kann er lange warten. N i e werde ich ihn zurücknehmen. N i e!“ Sag niemals nie, kleine Nathalie, dachte Nicole und sah in die aufblitzenden Augen ihrer Tochter. Das hat sie von mir. Sie ist eine Kämpferin und lässt sich durch nichts und niemanden unterkriegen. Stolz streichelte sie ihr über den Kopf. „War das der Grund, warum du hier aufgetaucht bist?“

„Aber nein, Mama! Ich wollte nur wissen, ob Papa dich angerufen hat. Ich kann ihn nicht erreichen, aber er müsste doch schon zu Hause sein? Sein Handy ist ausgeschaltet und …“

„Es gibt sicher einen plausiblen Grund, mein Schatz. Er wird sich schon melden bei dir und nein, mich hat er auch nicht angerufen.“ Julian! Sie hatte in letzter Zeit oft an ihn gedacht. Manchmal auch nicht ganz jugendfrei. Natürlich war ihr bewusst, dass er mit Laura zusammen war, aber trotzdem, er wollte und wollte nicht aus ihrem Kopf rausgehen. Genauso wusste sie, dass sie sich da nicht zu sehr reinsteigern durfte.

Aber was darf man schon und was nicht? Ihr Leben war ohnehin im Moment ein Scherbenhaufen und ihre Tage in Wien hatten ein Ablaufdatum.

Sie hatte beschlossen, wieder nach Paris zurückzukehren. Selbstverständlich erst nachdem Nathalie ihre Schule abgeschlossen hatte. Kurz hatte sie das Thema bei ihrer Tochter schon anklingen lassen.

Nathalie hatte nur gemeint, dass sie ja trotzdem in Wien studieren könnte. Wien – Paris war in zwei Flugstunden zu erreichen. Also warum nicht? Und sie könnte ja auch bei ihrem Papa leben. Ihre Tochter stellte sich das alles sehr einfach vor. Vielleicht war es das ja auch, aber für sie war im Moment alles schwierig.

Ja, und dann war noch dieses „warum geht mir dieser Mann einfach nicht mehr aus dem Kopf?“ Ganz schlimm war es erst seit kurzer Zeit. Nämlich genau seit dem Besuch in dieser Rehaklinik in Genf.

Abgesehen davon, dass Julian einfach fantastisch gut aussah, diese Bilder ihrer ersten und einzigen Nacht spukten in ihrer Fantasie herum und ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Julian zog sie auch übernatürlich stark sexuell an. Mittlerweile war es nun fast ein Jahr, dass sie völlig ohne Sex lebte. Keine Berührung, kein Kuss, nichts. Als sie Julian zur Begrüßung zärtlich auf die Wange küsste, spielten sich gewaltige Dinge in ihrem Körper ab. Es fühlte sich so intensiv an, dass sie Angst hatte, jeder würde es mitbekommen. Als würde in brennenden Buchstaben auf ihrer Stirn „Bitte nimm mich! Fick mich, bis ich bewusstlos werde! Bitte tu’s!“ stehen und jeder würde es sehen.

Seit diesem Treffen in der Schweiz befriedigte sie sich jeden Abend selbst. Und sie kam immer relativ rasch, wenn sie sich Julian herbeidachte. Es war schrecklich. Eigentlich war es schrecklich schön und unendlich traurig zugleich.

Es ist so sinnlos, dachte sie danach immer, konnte sich aber auch nicht aufraffen, mit anderen Männern auszugehen. Obwohl … Ja, obwohl die Liste der Verehrer schier endlos lang war. Aber es gab keinen, wirklich niemanden, der sie nur annähernd so ansprach wie Julian.

„Versuchst du’s mal bitte? Vielleicht ist sein Handy schon an?“ Nicole griff nach ihrem Telefon und schaltete es ein. Auch sie hatte am Wochenende, wenn Nathalie bei ihr war, ihr Handy immer ausgeschaltet.

Sie wählte seine Nummer. Nichts!

„Leider, mein Schatz, noch immer aus. Aber ich bin sicher, er meldet sich heute noch bei dir. Ich habe noch ein bisschen zu arbeiten, aber wenn du Lust hast – in einer halben Stunde ungefähr bin ich fertig hier – hab ich Zeit für dich, was immer du tun möchtest. Essen gehen, Kino, mit mir kochen? „Okay, Mama! Ich bin in meinem Zimmer. Ich freue mich und überlege mir etwas.“

Sie gab ihrer Mutter noch einen Kuss und sprang hinaus.

Julian! Wahrscheinlich verschwitzt du mit Laura gerade deine Bettlaken und denkst sicher nicht an mich. Warum solltest du auch? Andererseits, warum nicht? Sie hatten einen wunderschönen Abend verbracht in Genf. Dieses Abendessen gemeinsam mit Nathalie in diesem romantischen Restaurant direkt am See wäre absolut perfekt gewesen mit dem richtigen Abschluss. Ihre Unterhaltung war äußerst kurzweilig, sie hatten viel gelacht und Julian brachte seine Französischkenntnisse wieder auf Vordermann. Sie unterhielten sich hauptsächlich in ihrer Sprache und Nathalie liebte es, wenn ihr Papa Französisch mit ihr sprach.

Natürlich bestand Julian darauf, sie einzuladen und brachte sie mit dem Taxi dann auch noch zu ihrer Freundin, bevor er sich ganz Gentleman von ihnen verabschiedete. Als sie dann allein in ihrem Gästezimmer in Bett lag – Nathalie hatte ihr eigenes Zimmer – war sie versucht, ihn anzurufen. „Bitte, Julian, komm zu mir. Ich will mit dir schlafen. Hast du keine Lust?“ Natürlich blieb es beim Wunschgedanken und sie legte wieder selbst Hand an und stöhnte sich in den Schlaf.

Im Traum legte sich Julian einfach zu ihr ins Bett. Er war völlig nackt und sie traute sich erst gar nicht auf seinen erigierten Penis zu sehen, geschweige denn, ihn anzufassen. Er zog ihr ganz langsam das seidene Pyjamahöschen runter und legte seine Hand auf ihre spiegelglatte Fuffi. Ein Schauer – höchst angenehm und endlos lange nicht gespürt – überzog ihren ganzen Körper. Ohne auch nur ein Wort zu sprechen, wanderten seine Küsse bis zu ihren mittlerweile weit gespreizten Schenkeln. Ihren Hauch von Oberteil hatte sie selbst schon entfernt und so lag sie in voller Pracht vor ihm.

Während er ihr unvorstellbar wohl tat da unten, nur mit seiner Zunge und seinen weichen Lippen, massierte er mit beiden Händen ihren wunderschönen Busen.

Es hat sich gelohnt, dass ich nie aufgehört habe, zu trainieren und auf meinen Körper zu achten. Sie spürte, wie viel Lust es Julian bereitete, ihre festen Brüste zu kneten. Ihre Brustwarzen standen stramm und waren hart wie sein Schwanz. Jetzt erst riskierte sie einen Blick und fasste ihn an. Im selben Augenblick, als sie sein Pochen fühlte, kam sie und dachte, als sie wieder bei Besinnung war, mein Gott, so einen Orgasmus hatte ich noch nie – damals vielleicht, aber es war schon so lange her.

Er ließ sie aber – Gott sei Dank – nicht zur Ruhe kommen. Wie ein Orkan drang er in sie ein und stieß hart in ihr Inneres. Und sie kam schon wieder. Sie hielt es kaum aus und fügte ihm, ohne sich im Griff zu haben, tiefe Kratzspuren am Rücken zu. Er schrie auf, wohl aber weil er sich in ihr ergoss und nicht wegen der Schmerzen.

Als Nicole die Augen aufschlug, war es noch Nacht und sie hatte eine Hand unter ihrem Höschen und zwei Finger in ihrer nassen Spalte.

„Bitte hör auf, an ihn zu denken, von ihm zu träumen“, murmelte sie und schlichtete die Akten, die sie gerade studiert hatte, auf einen Stapel. „So, das reicht für heute. Jetzt bin ich nur für meine Tochter da!“

Bevor sie aufstand, versuchte sie noch einmal, Julian zu erreichen, wegen Nathalie. Sein Handy war noch immer tot. Sie versuchte, den Gedanken, den sie schon wieder hatte, zu vertreiben. Julian mit Laura, beide nackt. Er tief in ihr.

Als sie an die Tür von Nathalie klopfte, gab es keine Reaktion. Vorsichtig öffnete sie und sah ihre Tochter schlafend auf der Couch liegen. In ihren Ohren die Stöpsel vom iPad. Sie war so hübsch und friedlich und Nicole drückte vorsichtig und leise die Tür wieder zu.

Mein Baby, dachte sie, was wird die Zukunft für dich bringen? In ein paar Jahren bist du so alt, wie ich damals, als ich dich bekommen habe. Ich hätte es Julian nicht verschweigen dürfen. Was hab ich mir damals nur gedacht? Nicole ging hinaus auf die Terrasse und saugte die frische Luft in ihre Lungen, dabei betrachtete sie den Garten. Herrlich, dachte sie. Aber wie lange werde ich hier noch wohnen?

6

Laura drehte sich ganz langsam zu ihm um. Sie sah ihm jetzt direkt in die Augen. „Und … Julian, ich habe mich verliebt in sie. Ich liebe Celine. Die Frau, mit der du … Ich meine, die dich … deine erste wirkliche Liebe. Natürlich ist es verrückt, aber es ist einfach passiert.“ Sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Gesprochen hatte er noch kein Wort.

„Und Celine? Liebt sie dich auch?“ Seine ersten Worte nach dem bedrückenden Schweigen waren so unendlich weich. Wie Wattebausche. Julian sah sie mit so viel Liebe und Zärtlichkeit an, dass ihr augenblicklich die Tränen in die Augen schossen. Sie rutschte ganz nahe an ihn heran, zwischen seine Beine und ließ ihr weinendes Gesicht auf seine Schulter fallen.

„Es ist einfach passiert, Liebling. Es tut mir so leid … Ich …“ Ein weiterer, heftigerer Weinkrampf erschütterte ihren Körper. Um sie etwas zu beruhigen, streichelte er ihren Rücken. „Ist schon okay, mein Baby. Ich mach dir doch keinen Vorwurf. Komm, sieh mich an.“

Energisch, fast trotzig, schüttelte sie ihren Kopf und presste ihre Nase gegen seine Schulter.

„Weißt, irgendwas habe ich gespürt. Auch, dass kein anderer Mann im Spiel ist. Außerdem, das hättest du mir sofort erzählt.“ Sie unterbrach ihn. „Da hast du recht. Ich könnte gar nichts mit einem anderen Mann anfangen. Du bist mein Mann, mein einziger. Das mit Celine ist etwas anderes. Ich kann’s nicht erklären.“

„Erzählst du ihr, dass wir heute Sex hatten?“

„Natürlich! Und außerdem weiß sie, was ich für dich empfinde.“ Sie begann, an seinem Ohr zu knabbern. „Julian, Liebling, frag mich jetzt bitte nicht, wie es weitergehen soll. Ich weiß es nicht.“

„Ich frage dich auch nicht, Prinzessin. Ich sehe dir in die Augen und weiß es.“ Er sprach es nicht aus, aber er spürte, dass er seine geliebte Laura an Mrs. Robinson verloren hatte.

„Hey, ich will nicht, dass du so traurig dreinblickst. Es gibt keinen Grund dafür. Ich möchte nur, dass du glücklich bist. Du gehörst zu den ganz wenigen Frauen, die mein Leben in vielerlei Hinsicht bereichert haben und es noch immer tun. Du darfst nicht mal den Hauch von schlechtem Gewissen haben. Und ich kann dir versprechen, dass ich dich immer, wirklich für immer in meinem Herzen trage.“ Wieder schüttelte sie ein heftiger Weinkrampf durch. „Aber nur dann, wenn du aufhörst, zu weinen. Außerdem, mir wird schon langsam kalt und ich würde wahnsinnig gern mit dir schlafen. Ist das okay für dich?“

Laura nickte nur und stieg als erste aus der Wanne. Irgendwie lief soeben ein ganz eigener Film ab. Julian folgte ihr und rubbelte ihren wunderschönen Körper trocken. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er heute das letzte Mal mit Laura schlafen sollte. Also versuchte er, sich auch nicht großartig Gedanken darüber zu machen.

Und Laura dachte nur, also ich werde immer wieder mit ihm schlafen, solange er mich will und Celine muss das akzeptieren. Sie hatte zwar vorgehabt, heute noch nach Wien zu fahren, aber im Moment konnte sie überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Was war da eigentlich gerade abgelaufen? Sie hatte ihm – so wie sie es sich vorgenommen hatte – die Wahrheit gesagt und wie hatte er darauf reagiert? Verständnisvoll, souverän, liebevoll oder gar gleichgültig? Sie wusste es nicht. Nein, gleichgültig auf gar keinen Fall, er nahm es einfach so, wie es war. Das genau w a r Julian. So tickte er. Und jetzt will er mit mir schlafen, dachte sie. Sie war nervös und aufgeregt wie beim ersten Mal mit ihm und es sprengte alle Vorstellungskraft. Sie m a c h t e n  L i e b e und da war wieder dieses multiple Orgasmus-Ding, aber nicht nur bei ihr, sondern auch bei ihm. Ein unglaubliches Gefühl, dass es in Worte zu fassen einfach nicht möglich war. Irgendwann – beide hatten die Zeit verloren – es war schon tiefe Nacht, lag sie auf seiner Brust und war völlig unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Irgendwann, meinte Julian nur, dass sie, wenn sie vorhätte, die Nacht bei ihm zu verbringen, Celine anrufen müsste.

Irgendwann, es war weit nach Mitternacht und sie hatten sich bereits das dritte Mal geliebt, wählte sie Celines Nummer. Julian zog sich diskret ins Wohnzimmer zurück und betrachtete den goldgelben Vollmond. Sein Handy lag am Couchtisch und war ausgeschaltet.

Er dachte plötzlich an Nathalie und dass er ihr versprochen hatte, sie anzurufen. Na, jetzt war es eindeutig zu spät, aber eine Nachricht konnte er ihr schreiben.

Als sein Telefon wieder an war, piepste es mehrmals hintereinander. Es waren lauter Nachrichten. Charlotte, Nathalie, Nicole, Bernd, Jerome und … Isabelle.

Die SMS von Frau Dr. Bergström öffnete er zuerst.

„Mein Geliebter! Warum lässt du mich so schrecklich leiden? Es ist unerträglich, wenn ich einen ganzen Tag nichts höre von dir. Entschuldige (trauriges Smiley), ich möchte dich nicht nerven. Pass auf dich auf und vergiss mich nicht. In Liebe, deine Isa.

P. S. In Erwartung einer baldigen Nachricht.

P. S. Du bist die Liebe meines Lebens.“

Julian tippte nur ein paar Worte. „Meine geliebte Isa, wie könnte ich dich vergessen? Ich rufe dich am Sonntagnachmittag an. Verzeih mir bitte, dass ich mich erst jetzt melde. Es ist nicht so einfach. Kuss, dein Julian. P.S. Ich liebe dich (Smiley). Träume von uns.“ Send.

Charlotte, Bernd und Jerome wollten nur wissen, ob er gut angekommen sei. Er würde sich am Vormittag kurz bei ihnen melden. Nicole machte sich Sorgen, weil Nathalie in Sorge war.

„Lieber Papa, geht’s dir gut? Du hast gesagt, dass du mich gleich nach deiner Rückkehr anrufst. Hab schon versucht, dich zu erreichen, auch bei Laura hab ich angerufen. Beide Handys waren ausgeschaltet. Ich freue mich so, dich wiederzusehen. Gehe jetzt mit Mama ins Kino. Schade, dass du nicht bei uns bist. Wäre sicher lustig. Ich drück dich ganz toll. Hab dich lieb, Nat.“

Erstmals in seinem Leben verspürte er so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Sollte er jetzt noch antworten? Und was?

„Liebe Nathalie! Es tut mir leid, dass ihr euch Sorgen um mich gemacht habt. Aber es geht mir gut. War nur alles sehr anstrengend. Laura ist bei mir, darum war auch ihr Handy ausgeschaltet. Ich melde mich im Laufe des Vormittags bei dir. Fest versprochen! Ich hab dich auch sehr lieb. Bussi, dein Papa.

P. S. Liebe Grüße auch an deine Mama.“ Send.

Flugs schaltete er sein Handy wieder aus.

Der Sex mit Laura eben war außerirdisch. Aber sollte es wirklich das letzte Mal gewesen sein? Auch wenn sie mit Celine zusammen war (waren sie tatsächlich ein Paar?). Irgendwie ging das alles noch nicht so richtig in seinen Kopf hinein. Dabei musste es tatsächlich um wesentlich mehr gehen als nur um Sex.