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Über dieses Buch:

Cherish erlebt das Unfassbare: Die attraktive junge Frau stürzt mit dem Flugzeug ab. Gemeinsam mit dem Piloten Conor und Co-Pilot Alec überlebt sie auf einer einsamen Insel – und verliebt sich unsterblich in Conor. Doch nun, ein Jahr später, quälen sie die Erinnerungen: Conor wurde die Schuld für den Tod der übrigen Passagiere zugeschoben … und von einem Tag auf den anderen verschwand er. Cherish weiß, dass es nur einen Weg gibt, ihr gebrochenes Herz zu heilen; sie muss die Vergangenheit ruhen lassen. Doch dann stürzt ein weiteres Flugzeug ab. Kann das Zufall sein? Und plötzlich taucht Alec bei ihr auf – überzeugt davon, dass jemand ihn und Cherish zum Schweigen bringen will. Alles deutet auf Conor hin. Wem kann Cherish jetzt noch trauen?

»Olga Bicos hat für sich ein faszinierendes Genre gefunden: den erotischen Spannungsroman. Unübertroffen und unverwechselbar!« Romantic Times

Über die Autorin:

Olga Bicos wurde in Havanna geboren, studierte Jura in Berkley und arbeitete als Firmenanwältin in einem Medienunternehmen in Los Angeles, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei zuwandte. Abenteuerlustig und weit gereist, lebt sie heute mit ihrer Familie in Kalifornien. Für ihre gefährlich-charmanten Helden wurde Olga Bicos für den begehrten K.I.S.S. Award der Romantic Times nominiert.

Von Olga Bicos erscheinen bei venusbooks auch die Rmoantic-Thrill-Romane Fever – Eiskalter Kuss und Passion – Süßes Verlangen sowie die historischen Liebesromane Die Liebe des Lords und Die Lady und der Gentleman.

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eBook-Neuausgabe August 2019

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2000 unter dem Titel Herz im Feuer bei Goldmann und 2018 unter dem Titel Fever - Zärtlicher Tod bei dotbooks

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1998 bei Olga Gonzales-Bicos

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1998 unter dem Titel Perfect Timing bei Zebra Books, Kensington Publishing Corp., New York

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2000 bei Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2018 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Published by Arrangement with Olga Gonzalez-Bicos

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/Nopparat Promtha

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-95885-611-0

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Olga Bicos

Fever – Gefährliche Liebe

Thriller

Aus dem Amerikanischen von Eva Maisch

venusbooks

Crash und Flammen

Countdown: 30 Tage; 22 Stunden; 15 Minuten

1

Jetzt redete Cherish wieder mit Eric.

Er saß auf der anderen Seite des Mittelgangs und lachte über seine eigenen Späße – in Topform: Eric Ballas, der Selbstdarsteller mit der wilden weißen Mähne und den scharfen Augen, das Geschäftsgenie, das Opern sang und schmutzige Witze erzählte. Auf dem Fensterplatz neben ihm saß Henry Shanks von Reck Enterprises, hörte zu und beteiligte sich an der Konversation. Lächelnd neigte sie sich zu Eric hinüber. »Wie bitte?« Über dem Motorenlärm des Transportjets konnte sie seine Worte kaum verstehen, aber sie beobachtete die Bewegungen seiner Lippen ...

Peng! Ein Krach, ohrenbetäubend wie ein Kanonenschuß, erschütterte den Passagierraum. Sekundenlang hing Cherish in der Luft.

Unter ihr wurde der Sitz weggerissen, der Sicherheitsgurt preßte sich an ihre Brust. Eine ungeheure Kraft schien sie einzusaugen; ihren Kopf und die Schultern nach hinten zu zerren. Sie fiel aus einem Wolkenkratzer, oder sie sauste in der Gondel eines verrückten Karussells senkrecht in die Tiefe, stürzte und stürzte, wirbelte umher und taumelte ...

Klirrend schlitterte Schutt durch den Passagierraum und prallte vom Schott ab. Sie sah den weit geöffneten, stummen Mund des Reporters vom Aviation Weekly. Gegen ihre Schultern schlugen Wrackteile, auch ins Gesicht und auf die Arme, eine Riesenfaust bohrte sich in ihre Brust. Ich kann nicht atmen! In wilden Kreiseln sauste die Maschine zur Erde ... O Gott! O Gott ...

Kurz bevor das Flugzeug am Boden zerschellte, erwachte Cherish Malone und setzte sich ruckartig im Bett auf, wie ein menschlicher Kastenteufel. »Nur ein Traum«, flüsterte sie, »nicht Wirklichkeit.«

Sie tastete nach Conor. Dann lehnte sie sich ans Kopfende des Betts, versuchte Atem zu schöpfen und starrte auf die Stelle, wo Conor liegen müßte. Leer. Schon seit einiger Zeit. Sie schloß die Augen und wisperte: »Eines Tages wird's aufhören.«

Gnadenlos kehrte der Traum zurück, mit absurden Einzelheiten, die sie vergessen wollte. Erics Lächeln – Henry Shanks, der quer durch den Passagierraum flog, der stumme Schrei des Reporters ... Alle tot! Conor, der Cherish und Alec aus dem Inferno des zertrümmerten Frachtjets trug ...

Sie sank vornüber, die Knie angewinkelt, das Gesicht in den Händen vergraben. Normalerweise neigte sie nicht zur Panik. Jetzt schnürte ihr das Entsetzen die Kehle zu, bis sie seinen besonderen Geschmack im Mund spürte – bis der Adrenalinstoß die Finger erzittern ließ. Eine so lupenreine Panik, daß man davon high werden könnte, wie Alec sich ausgedrückt hatte.

Verzweifelt preßte sie die Handballen gegen die Augen und bekämpfte das Bedürfnis, übermäßig tief zu atmen. Wie immer versuchte sie, sich zu entsinnen, was Eric auf der anderen Seite des Mittelgangs gesagt hatte. Doch die Erinnerung ging unter in den grausigen Bildern des Absturzes. Nachts schien es ihr aufzulauern, hinter ihren Lidern zu hausen, und es riß sie am Morgen aus dem Schlaf wie ein schriller Wecker. Trotz der langen Therapie und der Entspannungsübungen wurde sie die Vergangenheit nicht los.

Nie wieder würde sie fliegen.

Ihre Ohren registrierten ein leises, kaum hörbares Summen. Sie strich ihre Ponyfransen aus der Stirn, und ihr Blick irrte durch das Halbdunkel, bis sie die Quelle des Geräusches fand. Auf der polierten Nachttischplatte vibrierte ihr Funkrufempfänger wie ein aufziehbares Spielzeug.

Durch die Jalousien schimmerte Sonnenlicht. Also war es schon spät. Es dauerte eine Weile, bis ihr Orientierungssinn funktionierte. Samstag morgen. Noch eine schlimme Nacht. Das Telefon hatte sie abgestellt – aber den Funkrufempfänger vergessen. Als sie das Gerät einschaltete, die Knie unterm Kinn, erkannte sie die Nummer nicht. Ihre Assistentin meldete sich nach dem zweiten Läuten.

»Cherish? Die vom Edwards-Stützpunkt haben angerufen. Es ist ziemlich schlimm.«

Wurde sie in ihren Alptraum zurückgezerrt? Wach auf! Dann gewann ihr Training die Oberhand. Sie schlug die Decke zurück und schwang die Beine über den Bettrand. »Wer ist jetzt da?«

»Chuck erwartet dich vor Ort. Himmel, Cherish, und es sollte eigentlich nur Routine sein.«

Sag bloß nicht, wie viele Tote ... Allmächtiger, wie groß war die Crew? »Kameras?«

»Noch nicht. Aber sie sind sicher vor dir da.«

»Wart's ab. Sag Chuck, ich bin unterwegs.« Mit dem Protokoll vertraut, brach Cherish Malone, PR-Chefin von Marquis Aircraft, auf zu dem Ort der neuerlichen Tragödie. Noch ein Crash.

Pulsierende Musik erfüllte den Raum wie Herzschläge. Wann immer es möglich war, hörte Alec Porter die Stones, wenn er eine Frau liebte. Er drückte seine Zigarette aus und betrachtete das Mädchen, das neben ihm im zerwühlten Bett lag, das fadenscheinige Laken bis zur Taille hochgezogen. So jung sah sie aus ... Sie war jung. Und dünn wie eine Ballerina. Wie ein Fötus gekrümmt, schmiegte sich ihr Körper an seinen.

»Cherish«, flüsterte er und strich über ihr Haar.

Sie öffnete die Augen und enthüllte das überwältigende Laserblau, das ihn zu ihr hingezogen hatte. »Wenn du diesen Namen benutzt, hasse ich dich.«

Grinsend schlang er seine Finger in die blonden Locken. »Warum trägst du dann die Perücke?« Er zog ihr das falsche Haar vom Kopf und sah braunes Gewirr auf die Schultern fallen.

»Weil's dich glücklich macht.« Ohne mit der Wimper zu zucken, schaute sie direkt in seine Augen und wirkte unschuldig, fast erstaunt über seine Frage. Als gäbe es keinen Zweifel hinsichtlich der Antwort. Alec stand immer an erster Stelle.

Seufzend warf er die Perücke ans Fußende des Betts. »Schlaf weiter.«

Hinter den halbgeschlossenen Jalousien zuckte ein Blitz. Während der Regen breite Streifen über die Glasscheibe zog, ertränkten Donnerschläge den Text von ›You Can't Always Get What You Want‹. Durch den Regen war die Luftfeuchtigkeit fast unerträglich geworden. Alec wandte sich ab und wollte aus dem Bett steigen. Aber die zarte Berührung ihrer Hände hielt ihn zurück. »Du sollst mich genauso lieben wie sie«, verlangte sie wild entschlossen.

Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Unmöglich.« Ihre Energie reizte ihn – ein weiterer Anziehungspunkt. Er beobachtete, wie sie sich aufsetzte und zu ihm neigte – eine sehr begehrenswerte, sehr schöne Frau. »Also gut, noch einmal«, flüsterte er und küßte sie. Dann griff er nach der Perücke. »Setz sie auf.« Als sie gehorchte und an seinen Lippen stöhnte, beteuerte er: »Nur du, Baby, immer nur du.« Das meinte er ernst – und zwar dann, wenn sie die Perücke trug.

Diesmal wartete er auf ihr leises Schnarchen, bevor er sich aufrichtete. Sie schlief meistens nach der Liebe–vielleicht, weil sie ihm ihre ganze Kraft schenkte. So ein kleines Ding, ein süßes Mädchen, das alles tat, was er verlangte ...

Sie warf sich zur Seite, die Perücke glitt von ihrem Kopf, und er griff danach, drehte sie hin und her. In diesem Augenblick spürte er Cherish' Abwesenheit mit einer Intensität, die ihn verblüffte. Immerhin war über ein Jahr verstrichen. »Das alles kann dich nicht ersetzen«, murmelte er.

Nackt stieg er aus dem Bett, warf die Perücke aufs Laken und schob einen Korbstuhl auf die Veranda. Sein Haus lag am Meer. Das gefiel ihm am besten an Nicaragua – eine billige Immobilie an der Küste. Und daß er hier ein Niemand sein konnte. ›F. Leiter‹ stand im Mietvertrag, einer seiner vielen Decknamen. Dafür schien sich ohnehin niemand zu interessieren. Aber bald. Ja, sehr bald ... Es hing alles vom Timing ab.

Er ging durch die knarrende Tür ins Zimmer, schaltete die Stones-CD wieder ein und drosselte die Lautstärke. Obwohl das Gewitter inzwischen vorübergezogen war, roch er's immer noch in der Luft. Er nahm seine Dunhills von einem Tisch, wo die bunten Visionen eines Musikvideos über den Bildschirm seines Laptops flimmerten. Dann kehrte er ins Freie zurück und setzte sich, ließ den Korbsessel auf zwei Beinen balancieren und zündete sich eine Zigarette an. Die Augen geschlossen, dachte er an Cherish.

Cherish, die Starke, Cherish, die Schöne, Cherish, seine ewige Liebe.

Tief sog er den Rauch in die Lungen, öffnete die Augen und sah die Morgendämmerung durch die Wolken schimmern. Im schwachen Licht glänzte die Brandung wie die Innenseite einer Muschel und erinnerte ihn an diese Frau. Diese Wellen glichen ihr. Nichts konnte sie aufhalten, und der Sturm stärkte sie sogar. Ihn konnte man vielleicht besiegen, Cherish nicht. Sie war zu rein, seine wahre Muse. Er warf die Zigarette in den feuchten Sand. Wieder im Haus, zog er eine Hose an und kochte Kaffee, eine einheimische Marke, stark und süß. Viel Schlaf brauchte er nicht. Alec plazierte die Tasse auf dem Tisch, legte die Dunhills daneben und schaltete das Computerprogramm ein, das er erstellt hatte, um Nachrichten zu übermitteln. Im Lauf der Jahre hatte er einige Tricks gelernt, die ihn am Leben erhielten. Liebste Cherish, tippte er. Heute versuchte jemand, mich zu töten. Sei vorsichtig. Nimm Verbindung mit Conor auf. Er weiß, was zu tun ist. Lächelnd zündete er sich noch eine Zigarette an und blies den Rauch durch die Nase in die Luft. »So ...«

Hinter ihm stöhnte die Frau im Schlaf, und er wartete, bis sie verstummte. Er haßte ihre Alpträume, unheimliches Zeug, das ihr manchmal einen gellenden Schrei entlockte. Jetzt sollte er sie wecken. Sie mußten das Flugzeug erreichen. Aber vorher wollte er die Nachricht beenden. P.S., tippte er. Hättest Du Dich doch für mich entschieden, kleines Mädchen.

2

Der Horizont neigte sich und verschwand in einer leuchtend-blauen Ferne. Einen schwerelosen Augenblick später raste ihm die Erde entgegen. Conor Mitchell spürte die Gravitation, die ihn am Sitz festnagelte, und zog den Steuerknüppel zwischen die Beine. Behutsam schob er ihn nach vorn und lauschte dem verstärkten Surren des Propellers. Der Sicherheitsgurt schnitt in seine Brustmuskeln.

Selig beobachtete er, wie sich das Firmament waagrecht vor ihm erstreckte. In diesem Moment kannte er keine Sorgen.

»O Gott, o Gott, o Gott ...«

Das Gebet knisterte in seinem Kopfhörer, und er schaute auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten. Sie wird's nicht schaffen. »Jetzt haben Sie Ihren Mann im Visier, Elise. Wenn Sie auf ihn schießen möchten – das ist der richtige Augenblick.«

»Wie konnte ich mir das nur einreden?« Die Stimme der Frau, die neben ihm in der militärischen Übungsmaschine saß, klang nicht hysterisch, sondern sachlich. »Und diese Kamera zeigt direkt auf mein Gesicht. Das hab ich mir gewünscht – eine bleibende Erinnerung an meine Kotzerei.«

»Konzentrieren Sie sich aufs Ziel. Sie müssen daran glauben, daß Sie ihn vom Himmel runterholen können.« Manchmal funktionierte so ein Ablenkungsmanöver.

Auf einem der beiden Displays liefen die irisierenden grünen Linien im Zentrum zusammen, das die Maschine vor Conors Flugzeug markierte. Das elektronische Suchsystem hatte das Ziel gefunden, und Elise drückte ab. »Stirb, David, stirb!«

»Ein direkter Treffer«, sagte er ins Kopfhörermikrophon. Gehorsam raste die ›feindliche‹ Maschine senkrecht nach unten und zog einen Rauchschleier hinter sich her, während die Bordkamera die Aktion aufzeichnete, einen zweifellos erfolgreichen Hit für Elise Waldens nächste Dinnerparty. »Toller Job, Elise, genau der richtige Killerinstinkt.« Conor schaltete vom Jäger zum Gejagten um. Nicht jeder wußte das zu schätzen. Aber manche Leute, wie Elise, wollten alles auf einmal in der Tasche haben.

»Ich glaube, jetzt wird mir schlecht«, sagte sie.

Alles klar. »Marc«, erklärte er seinem Schwager, »ein Bravo-Alpha-Romeo-Foxtrott.« Zu seiner Kundin gewandt, fügte er hinzu: »Nun landen wir.«

»Gott – sei – Dank.«

Marc düste vorbei, vollführte in der Marchetti SF260 ein paar perfekte Loopings. Hinter dem militärischen Übungsflugzeug wirbelten Rauchspiralen. Bewundernd schaute Conor zu. Sein Schwager Marc war schon immer ein eleganter Pilot gewesen. »Bald müßte Ihr Mann nachkommen«, informierte er Elise, die neben ihm schwitzte.

Fünfzehn Minuten später landete er auf dem Rollfeld von Chino. Die etwa fünfundvierzigjährige Elise Walden saß auf einer Bank vor dem Hangar der Dogfights Incorporated, einer Flugschule, die ihren Kunden für viel Geld die Illusion verschaffte, sie könnten eine militärische Übungsmaschine fliegen, im ›Top Gun‹-Stil. Sie hatte ihren Fallschirm und den Helm neben sich gelegt. Ermattet ließ sie den Kopf zwischen die Knie hängen. Auch ihr Fliegeranzug gehörte zur Show.

Conor reichte ihr einen Pappbecher mit Wasser und wartete geduldig. Als sie sich aufrichtete, lächelte sie schwach. »Ich komme mir so albern vor«, gestand sie, nahm den Becher entgegen und strich verlegen durch ihre Locken, die den Helm irgendwie überlebt hatten. Was man heutzutage alles mit Haarspray machen kann, dachte er. »Den ganzen Vormittag haben Sie mir im Unterricht erklärt, wie's sein würde.« Sie umklammerte den Becher mit beiden Händen. »Ehrlich – ich dachte, ich würde da oben sterben.«

»So was passiert manchmal«, erwiderte er und gab ihr zu verstehen, sie sei nicht die erste, der in einer Siebenhundertstundenmeilen-Achterbahn übel geworden war.

»Alles hab ich mir ganz genau gemerkt. Und ich konnte mir vorstellen, wie ich in diesem Cockpit sitzen würde. Ich glaubte, diesmal würde ich David keinen Grund geben, mir eine Lektion zu erteilen. ›Warum mußtest du unbedingt deinen Willen durchsetzen, Schätzchen?‹« äffte sie ihren Ehemann nach. »›Tommy statt dessen hätte so gern mitgemacht.‹ Das ist unser Sohn. Klar, bei solchen Aktivitäten bleiben die Jungs viel lieber unter sich. Vermutlich fühlte ich mich ausgeschlossen.« Sie schüttelte den Kopf. »Und ich war mir so sicher, ich würde es schaffen.«

Blinzelnd schaute Conor zum Himmel hinauf. Auch an diesen Teil der Prozedur war er gewöhnt. Danach schütteten sie ihm immer ihr Herz aus, ganz egal, ob der Flug gut oder schlecht gewesen war. Er führte sie ganz nahe an etwas heran, das sie nie zuvor erlebt hatten – eine Begegnung mit dem Tod oder dem Paradies. Es spielte keine Rolle. Nachher wollten sie immer reden. »Da sind Marc und Ihr Mann.« Er sah seinen Schwager aufs Rollfeld springen und einen Daumen hochrecken. »Schauen Sie doch, Elise.«

Als ihr Mann mit Marcs Hilfe aus dem Cockpit taumelte, runzelte sie die Stirn. Sie spürte sofort, daß da etwas nicht stimmte. Langsam stand sie auf und trat neben Conor. Beide beobachteten, wie David Walden – Leiter der Finanzabteilung eines multinationalen, auf elektrische Geräte spezialisierten Konzerns – ein paar unsichere Schritte machte. Dann drehte er sich hastig um und übergab sich.

Conor dachte, seine Kundin würde einen Schock erleiden. Aber sie lächelte. »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch«, begann sie mit leiser Stimme, fast im Flüsterton. »Seit zwanzig Jahren bin ich verheiratet, und ich liebe meinen Mann.« Sie gab ihm den Pappbecher zurück. »Soeben haben Sie ein üppiges Trinkgeld verdient.«

»Oh, ich bemühe mich stets, meine Kundschaft zufriedenzustellen.«

»Armer David!« rief sie laut genug, daß ihr Mann es hörte, und eilte zu ihm. »Soll ich dir helfen?«

Conor schüttete das restliche Wasser aus dem Becher und sah es auf dem heißen Boden verdampfen. Ein weiterer schöner Tag in der Chino-Hölle. Er setzte eine Fliegerbrille auf und schlenderte zu den vertrauten Palmen und Hangars, die den vierschrötigen Tower umgaben. Sicher war's besser, wenn sich sein Schwager allein um die Waldens kümmerte. Marc konnte gut mit Leuten umgehen und sorgte stets für den richtigen Nervenkitzel, wenn er ihnen schreiend befahl, den Feind aufzuspüren und abzuknallen. Dadurch verlieh er der Show eine reale Atmosphäre. Dieses Theater war nicht Conors Stil.

Hinter ihm flimmerte die Hitze über der Start- und Landebahn wie eine Fata Morgana. Der Himmel leuchtete taubenblau, ›glasklar‹, wie's die Piloten nannten. Keine einzige Wolke. Bei diesem Wetter gewann man den Eindruck, in die Unendlichkeit zu schauen.

An solchen Tagen vermißte er's am schmerzlichsten – das totale High, wenn man der Schwerkraft trotzte, Sauerstoff aus der Maske saugte und ausprobierte, wie man die physikalischen Gesetze besiegen konnte. Einmal hatte er gelesen, sogar eine Bewußtseinsstörung bei intensiven Trainingsmanövern würde einen berauschen. Man glaubte zu sterben, sah jenen Tunnel voller Licht, und das ganze Leben raste wie ein Film an einem vorbei. Manche Piloten wurden süchtig nach dieser Euphorie, bevor ihre Sinne schwanden.

Vielleicht war er ebenfalls süchtig. Ganz egal, wie viele Stunden er in der Marchetti verbrachte – was er früher genossen hatte, ließ sich nicht wiederholen.

Hinter ihm erklangen Marcs Schritte. Sein Schwager winkte Walden zu, der in sein Mercedes-Coupé stieg, auf den Arm seiner Frau gestützt. »Eins muß man ihm lassen, Conor – er hat's durchgestanden. Ist sie ausgeflippt?«

»Sie war okay«, erwiderte Conor, zerknüllte den Pappbecher und warf ihn in eine der Metalltonnen, die als Abfalleimer benutzt wurden. Mit seiner knappen Antwort deutete er an, sein Passagier habe fast gekotzt und Marc müsse seine Show in Zukunft etwas sanfter gestalten. In solchen Dingen sollte man sich absprechen.

»Weißt du, daß du zu dünn bist?« Marc musterte ihn prüfend.

»Tatsächlich?« Mit seinen eins achtundachtzig wog Conor hundertneunzig Pfund. Also war er keineswegs dünn.

»Geradezu dürr. Das hat Geena erst heute morgen festgestellt. Sie sorgt sich um dich. Morgen abend mußt du bei. uns essen.«

Sie stiegen zum ersten Stock des Tower-Komplexes hinauf, wo die Schule Büroräume gemietet hatte. Natürlich wußte Conor genau, was seine Schwester Geena wollte. Er lächelte. Guter alter Marc ... »Morgen abend? Eigentlich sollte ich arbeiten.«

Daheim auf dem Schreibtisch wartete Millers Dissertation, ›Fortschrittliche Entwicklungstechnik von Verbundwerkstoffen bzw. Materialkombinationen‹. Diese Zusammensetzung von Materialien war Conors Spezialgebiet, über das er an der Universität Vorlesungen hielt, um künftige Ingenieure auf die hohen Ansprüche des modernen Berufslebens vorzubereiten. Damit konnte er jedoch Marc nicht beeindrucken, und so wartete er auf einen erneuten Anlauf seines Schwagers.

Als Conor nach der Türklinke griff, hielt Marc ihn zurück und führte ihn zu einem Fenster.

Im Sonnenlicht glänzte Marcs Haar wie eine Signallampe und erinnerte Conor an den Spitznamen, den Geena ihrem Mann verpaßt hatte. Lucky. Zunächst war Marc ein bißchen pikiert gewesen. Er hatte geglaubt, sie würde auf sein Glück anspielen und sich einbilden, sein Vater – ein Air-Force-Colonel im Ruhestand – hätte ihm einen Studienplatz an der angesehenen Akademie verschafft, wo sie sich zum erstenmal begegnet waren. Aber sie hatte ihn eines Besseren belehrt. »Du siehst wie Lucky aus, der Kobold auf der Lucky-Charmes-Cornflakesschachtel.« Klar, das dichte rote Haar und die Sommersprossen ...

Wahrscheinlich hatte er sie in jenem Augenblick zu lieben begonnen. Er war Wachs in ihren Händen. Deshalb erledigte er auch all ihre Drecksarbeit.

Nun nahm er seine Fliegerbrille ab und blinzelte in die Sonne. »Tust du mir einen Gefallen und kommst morgen abend zum Dinner?«

Conor zog eine Zigarre aus der Brusttasche seines Fliegeranzugs und zündete sie an. Im Büro duldete Geena keinen Rauch, und er vermutete, das Gespräch würde eine Weile dauern. Deshalb wollte er sich jetzt ein paar Züge genehmigen. »Wird sie mir gefallen?«

Seufzend zuckte Marc die Achseln. »Du kennst ja deine Schwester. Sieht wie Cindy Crawford aus und hat Sandra Day O'Conors Verstand. Ganz zu schweigen von ihrer gewinnenden Persönlichkeit.«

»Versteht sich von selbst ...« Conor schaute auf die Rollbahn hinaus und beobachtete eine Citabria, die riskante Landemanöver übte.

»Nun zermartere ich mir das Gehirn, um rauszufinden, wie ich es ausdrücken kann: ›Kumpel, du bist mir was schuldig.‹ Und ich komm einfach nicht drauf.«

Conor rollte die Zigarre im Mund umher und staunte, daß er das Dinner überhaupt in Erwägung zog. Dauernd versuchte Geena, ihn zu verkuppeln.

Aber vielleicht hatte sie recht. Über ein Jahr war verstrichen. Genug Zeit für endloses Wenn und Aber und irgendwelche Prognosen. »Lasagne?« fragte er.

Marc grinste. »Natürlich, deine Lieblingsspeise.«

Die Zigarre zwischen den Zähnen, schlug Conor auf die Schulter seines Schwagers. Die beiden Männer betraten das Gebäude. Aus der Klimaanlage wehte ihnen lauwarme Luft entgegen. Letzte Woche war die Garantie abgelaufen, zwei Tage, bevor Marc das Leck im Kühlmittelbehälter entdeckt hatte.

Trotz vieler solcher Ärgernisse bot die Flugschule ein Zuhause. Vor knapp anderthalb Jahren hatte Conor eingewilligt, sich ins Cockpit eines militärischen Ausbilders zu setzen. Marc und Geena hatten ihre gesamten Ersparnisse in die Schule gesteckt. Darin lag das Problem – sie konnten alles verlieren. Deshalb brauchte Marc Conor zu seiner Hilfe. Mit harter Arbeit und innovativer Finanzierung würden sie's schaffen.

Marc ging zu seiner Frau und küßte sie auf den Mund. Nach zwölf Ehejahren machte er immer noch eine Show daraus. Grinsend schaute Conor zu. Geena, eine flachbrüstige Sophia Loren, erwiderte den Kuß ihres Rotschopfs – alle drei Kinder sahen wie Marc aus.

Die Augen zusammengekniffen, spähte Conor durch den Zigarrenrauch und trat vor die weiße Tafel, um die Termine in der nächsten Woche zu studieren. Rote und grüne und blaue Stecknadeln. Alles ausgebucht. Dafür lohnte sich das Leben, dachte er. Die Schule zu retten – Geena, Marc und den Kindern zu helfen. Nächstes Jahr würde Dogfights Gewinn abwerfen. Zum Glück. Das Studium der drei Kinder kostete später sicher ein Vermögen.

»Weg mit dem Ding, Conor.«

Unschuldig drehte er sich um und nahm die Zigarre aus dem Mund.

Ehe er sich verteidigen konnte, entwand Geena ihm ungerührt die Zigarre, drückte sie im Aschenbecher aus und gab sie ihm zurück. Er verkniff sich einen Kommentar. Eine dominikanische Marke. Nicht die beste, aber auch nicht schlecht. Er steckte das Ärgernis in seine Brusttasche und wandte sich Marc zu, um nach den Montagsterminen zu fragen.

Und da sah er's. Ein Frauengesicht, das den Bildschirm des Fernsehers im Hintergrund des Büros beherrschte.

Einen schwerelosen Augenblick später raste ihm der Boden entgegen.

Geena hatte den Ton fast abgeschaltet. Blitzschnell griff er nach der Fernbedienung, die auf ihrem Schreibtisch lag. Und drückte auf den Lautstärkeknopf. Sie saß an einem Tisch in einem kleinen Auditorium voller Reporter. Wie immer wirkte sie sehr professionell. Und zwar bevorzugte sie Kostüme mit Röcken, die das Knie knapp bedeckten, weil sie glaubte, man würde sie ernster nehmen, wenn sie sich korrekt kleidete. »Cher«, sagte er und sprach den Namen aus wie das französische chère.

»Ist sie's?« fragte Geena und trat hinter ihn.

»Die Liebe meines Lebens.«

Auch Marc gesellte sich hinzu und stieß einen leisen Pfiff aus.

Sie sah aus wie früher – und doch nicht. Kürzeres Haar, das sie kaum hinter die Ohren stecken konnte. Das Engelsgesicht etwas schmaler. Nicht hager, nicht wie diese Models mit den ausgeprägten Wangenknochen. Aber der Babyspeck, mit dem er sie so oft gehänselt hatte, war verschwunden.

Damals hatte er ihr Gesicht nett gefunden. Süß. Das Mädchen von nebenan. Mit ›glasklaren‹ blauen Augen. Conor hatte die dunklen Haare und Augen seiner italienischen Mutter geerbt. Von seiner linken Braue zog sich eine zwölf Zentimeter lange Narbe bis zur Wange. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, welchen Eindruck sie zusammen erweckt hatten. Der große böse Wolf führt das arme kleine Schaf aus.

Vor anderthalb Jahren hatten sie sich zuletzt getroffen.

»Im Augenblick können wir noch keine Fakten bekanntgeben.« Cherish Malone sprach direkt in die Kamera, mit ruhiger, entschiedener Stimme, die auszudrücken schien, sie würde niemals lügen oder Halbwahrheiten erzählen. Dieser vertrauenerweckende Tonfall war ihr größtes Plus in der PR-Branche. »Natürlich sind wir erschüttert über die Ereignisse des heutigen Tages, und wir werden die genaue Ursache der Tragödie ermitteln. Wir wollen alle nötigen Schritte unternehmen, um diese wichtigen Nachforschungen voranzutreiben.«

»Hatten Sie vor dem Crash Funkkontakt mit der Crew?«

»Wie viele Leute waren an Bord?«

Die Fragen wurden direkt an Cher gerichtet. Aber sie übergab das Mikrophon dem älteren Mann an ihrer Seite – Chuck Odell, Manager und Senior-Vizepräsident von Marquis Aircraft. Offenbar näherte sich die Pressekonferenz allmählich dem Ende. Cher blinzelte nicht einmal im Blitzlichtgewitter. Wie ein braves kleines PR-Mädchen überließ sie Chuck die abschließenden Erklärungen. Das war legitim. Einer Märchentante von ihrem Kaliber traute niemand zu, die ganze Wahrheit zu verraten.

»Außer dem Piloten und dem Kopiloten waren der Bordingenieur und der Testexperte in der Maschine«, verkündete Chuck mit ernster Miene.

»Hat jemand das Unglück überlebt?«

Chuck wechselte einen Blick mit Cher und schüttelte den Kopf.

Aus allen Richtungen wurden Fragen abgefeuert. Conor las wachsende Panik in Chucks Augen. Wie auf ein Stichwort ergriff Cher wieder das Mikrophon. »Wenn wir den XC-23 WingMaster bergen, werden wir uns ein genaues Bild machen. Derzeit können wir nur vermuten, wie oder warum das Flugzeug abgestürzt ist.«

»Verdammt.« Conor bemerkte die Angst, die in ihrer Stimme mitschwang, schaltete den Ton des Fernsehers aus und wandte sich ab. »Ich gehe in mein Büro.«

»Klar!« rief Geena ihm nach. »Warum solltest du dir die Frau, die du beinahe geheiratet hättest, auf dem Bildschirm anschauen?«

Ohne zu antworten, warf er die Tür mit der Ferse zu.

Er versuchte sich einzureden, sie sei ein Geist, eine TV-Figur, die keine Rolle in seinem Leben gespielt habe. Irgendeine Schauspielerin, von der er lange genug geträumt hatte, daß die Phantasiebilder vertraut wirkten ... Bis ihm eine innere Stimme die Tatsache zuflüsterte: Cher war kein Geist.

In seiner Brust breitete sich jener wohlbekannte bleierne Druck aus. Er wollte unbedingt die Bilder aus der Vergangenheit verdrängen. Cher – der Unfall ...

Als er an seinem Schreibtisch saß, bemühte er sich vergeblich, seine frühere gelassene Stimmung heraufzubeschwören. Statt dessen dachte er voller Zorn an ihre Briefe. Diese verdammten Briefe. Jede Woche einer. Immer mit der Donnerstagspost. Cherish war überpünktlich. Und er las sie alle und sagte sich immer wieder, da er nicht antwortete, bestände der Kontakt eigentlich nicht mehr.

Da waren die allgegenwärtigen Hintergrundgeräusche des NASA-Kanals im Fernseher, während er in seinem Dogfight-Büro arbeitete – ein tragbares Fernsehgerät befand sich in der Universität mit demselben Programm. Er gab vor, nicht auf ihren Namen zu horchen, nicht zu hoffen, er würde sie sehen – so wie vorhin.

Zwang. Besessenheit. Cherish Malone.

Besonders erinnerte er sich an einen Brief, den er auswendig kannte.

Liebstes Arschloch, nur damit Du weißt, wie bedauernswert ich bin diese Genugtuung gönne ich Dir ... Ich habe bis zum Morgengrauen gewartet. Natürlich bist Du nicht aufgetaucht.

Vor anderthalb Jahren hatte er Cherish Malone vor dem Traualtar stehen lassen.

Er wußte alles über sie. Daß sie die lässigen Gesten im Fernsehen vor dem Spiegel einstudierte – daß sie Billard spielte und ihrem Vater in inniger Haßliebe verbunden war – daß sie von einem Ingenieursdoktorat geträumt und dann beschlossen hatte, der Öffentlichkeit das Marquis-Aircraft-Image zu verkaufen. Diese Informationen entnahm er den Briefen, die er immer wieder las – nicht weil er's wollte, sondern weil er ihr's schuldig war.

Und er wußte, was sie seit dem Unfall am schmerzlichsten bedrückte. Ihre Todesangst vor dem Fliegen, ein schlimmes Handikap für die PR-Managerin einer Fluggesellschaft.

Das alles verdankte sie dem Mann, dessen Charakter sie in jenem Brief kurz und bündig beschrieben hatte.

Conor, Du Idiot, Du hast mir das Herz gebrochen.

3

Die grellen Lampen verbreiteten eine unerträgliche Hitze im Auditorium.

»Würdest du mir bitte noch ein Glas Wasser eingießen, Chuck?« Ein Feuerwerk von Fragen stürmte auf Cherish ein, und sie nickte dem neuen Reporter vom Aviation Weekly zu, hoffte wider besseres Wissen auf ein Stichwort, das sie nutzen könnte, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

»Betrachten Sie den Unfall als ernsthaften Rückschlag?«

Nein, dachte sie irritiert. Wenn alle unsere Flugzeuge abstürzen, finde ich meinen Job viel interessanter. Aber sie verzichtete auf diesen sarkastischen Kommentar und konzentrierte sich auf ihre Antwort. Normalerweise hätte sie's Chuck überlassen, den Kurs zu bestimmen. Aber so viel er auch von der Technologie verstand – aggressiven Journalisten war er nicht gewachsen. »Bedenken wir, daß der XC-23-WingMaster-Prototyp in dieser Entwicklungsphase bereits einundzwanzig einwandfreie Flüge absolviert hat«, begann sie, um die Presse wieder in die richtige Bahn zu lenken. Unbeantwortete Fragen würden unangenehme Spekulationen heraufbeschwören. Aber bevor die Maschine geborgen wurde, konnte sie den Leuten nicht viel erzählen. »Der XC-23 wird das Flugwesen revolutionieren, indem er das Verhältnis zwischen Auftrieb und Luftwiderstand verbessert. Immerhin sind die neuen Tragflügel um dreißig Prozent leichter.«

Lori, ihre beste Freundin und Medienspezialistin bei Marquis, trat unter dem Tisch gegen ihr Schienbein. Im Gegensatz zur Ingenieurin Cherish war sie eine reine PR-Expertin, auf technologischem Gebiet ahnungslos und das Sicherheitsventil, das den Fachjargon abblockte. Was Lori nicht verstand, würde niemals Schlagzeilen machen.

»Mit unserer neuen Tragflächenkonstruktion sollen die Maschinen effektiver gestaltet werden.« Cherish wählte ihre Worte sehr sorgfältig. Wenn man der Raumfahrt in Südkalifornien eine positive Presse verschaffen wollte, konnte man genausogut auf die Wiederkunft Christi warten. Das heißt, jeder Crash wurde sofort auf den Titelseiten breitgetreten. »Die WingMaster verbraucht um ein Drittel weniger Treibstoff – was nicht nur der Umwelt zugute kommt, sondern auch die Flugkosten senkt. Unsere Tragflügelkonstruktion wird die United States dorthin führen, wo sie hingehören – an die Spitze einer enorm wettbewerbsorientierten Branche. Dadurch entstehen neue Arbeitsplätze, und wir befinden uns auf dem modernsten technologischen Stand.«

Der leidenschaftliche Klang ihrer Stimme war kein PR-Trick. Drei Jahre lang hatte sie dem XC-23-Programm ihr Herzblut geopfert – beinahe ihr Leben. Vor anderthalb Jahren war sie an Bord des Prototyps Phase eins gewesen, der bei einem simplen Demonstrationsflug abstürzte. Eine Wiederholung der Challenger-Tragödie. Drei Menschen hatten den Tod gefunden, und es war ein Wunder des Himmels, daß sie noch lebte.

Wie die Ermittlungen ergaben, war der Absturz auf einen Pilotenfehler zurückzuführen – der einzige Grund, warum das Programm nicht aufgegeben wurde. Die Firma hatte – zusammen mit Reck Enterprises, dem wichtigsten Vertragspartner für die WingMaster – hart an der Entwicklung des Prototyps Phase zwei gearbeitet, um der Air Force ein Spitzenprodukt zu liefern. Und bis zu diesem Tag war Cherish überzeugt gewesen, sie hätten es geschafft.

Um etwas Zeit zu gewinnen, nahm sie einen Schluck Wasser. Vielleicht konnte Reck Enterprises, ein Zwanzig-Milliarden-Dollar-Konzern, den Crash auch dann verkraften, wenn das XC-23-Programm die staatlichen Zuschüsse einbüßte. Marquis Aircraft nicht. Im Augenblick wurden zweitausend Arbeitsplätze von Schlagzeilen gefährdet, die das Pentagon womöglich veranlaßten, den Geldhahn zuzudrehen.

»Was den heutigen Unfall betrifft ...«, fuhr sie fort und versuchte, in ruhigem, sachlichem Ton zu sprechen. »Bevor wir die genaue Ursache kennen, sind die Konsequenzen noch nicht zu beurteilen ...« Am Eingang entstand Unruhe, lautes Stimmengewirr übertönte Cherish' Stimme. Sie beobachtete eine heftige Wellenbewegung, geradewegs durch das Gedränge im Auditorium der Edwards-Air-Force-Base, wo die improvisierte Pressekonferenz stattfand. Wie Moses das Rote Meer, zerteilte ein Mann die Wogen.

»Was, zum Teufel, macht er hier?« flüsterte Chuck, eine Hand auf dem Mikrophon. »Wollte er die Medien nicht uns überlassen?«

Russell Reck, Präsident und Generaldirektor von Reck Enterprises, bahnte sich einen Weg zum Podium, die berühmte Hakennase vorgereckt. Kluge braune Augen straften einen vollen, kindlichen Schmollmund Lügen.

Dieses Gesicht hatte Cherish oft genug auf den Time- und Newsweek-Titelblättern gesehen, und sie hätte es überall sofort erkannt. Russell Reck zählte zu den kleinen Kapriolen der Natur. Angesichts der gebeugten Schultern, der dünnen Gestalt und der sorgsam gestylten, aber unscheinbaren mausgrauen Haare war man nicht sonderlich beeindruckt. Bis man sich an die Milliarden erinnerte.

Irgend jemand stellte einen Stuhl neben Cherish, und sie rückte näher zu Lori, um Russell Platz zu machen.

»Du meine Güte!« wisperte Lori. »Der Zerstörer höchstselbst!«

Während er sein braunes Kaschmirjackett aufknöpfte, zweifellos in Mailand maßgeschneidert, nahm er Platz, nickte Cherish zu und zog das Mikrophon zu sich herüber. »Gestatten Sie mir bitte, mich vorzustellen – falls mich jemand noch nicht kennt.« Die perfekt manikürten Hände auf dem Tisch, strahlte er unerschütterliches Selbstvertrauen aus. Trotz seiner durchschnittlichen Erscheinung verströmte er eine machtvolle Aura, die das Publikum sofort zum Schweigen brachte. »Ich bin Russell Reck, Präsident und Generaldirektor von Reck Enterprises. Zusammen mit der Regierung und Marquis Aircraft ist meine Firma für das Konzept und die Entwicklung von XC-23 verantwortlich.« Er zog ein Papier aus seiner Brusttasche und faltete es auseinander. »Hier habe ich die neuesten Fakten über den Absturz unserer Testmaschine. Wenn es meine Kollegen erlauben, würde ich die Informationen gern an die Presse weitergeben.« Er musterte Cherish von der Seite und wartete auf eine Reaktion. Aber sie saß reglos da, fand momentan keine Worte.

Die Raumfahrtkonzerne arbeiteten oft an diversen Projekten zusammen. Zum Beispiel Lockheed Martin und Boeing am F-22 Raptor, wobei LockMart als bedeutsamerer Vertragspartner fungierte. Aber das Teamwork in dieser Branche war riskant. Wie in einem ›Indiana Jones‹-Film mußte man die richtigen Steine wählen, auf die man stieg. Sonst würden einem vergiftete Pfeile um die Ohren fliegen. Vor allem kam's drauf an zusammenzuhalten, wenn was schiefging, und eine geschlossene Front zu bilden. Cherish starrte das Papier an, glaubte in einen dunklen Abgrund zu blicken und wartete auf den Fausthieb, der sie in die Tiefe stoßen würde.

Allzulange mußte sie nicht warten.

»Heute morgen um sieben Uhr fünfzehn«, fuhr Reck selbstbewußt fort, »funkte der XC-23-Pilot an den Tower, sie würden ein lautes Geräusch hören, worauf sie sofort die Kontrolle über die Maschine verloren und im Spiralflug abstürzten. Das war die letzte Nachricht, die der Tower empfing.«

Cherish' leichtes Wollkostüm schien sich in eine Zwangsjacke zu verwandeln, die ihr den Atem nahm. An diesem Morgen hatte die PR-Managerin von Reck Enterprises angerufen und gefragt, ob Marquis Aircraft die Pressekonferenz für beide Firmen übernehmen würde. Das war ungewöhnlich. Aber Cherish hatte Chuck informiert und die erforderlichen Maßnahmen getroffen. Wieso also tauchte Russell Reck mit einer vorbereiteten Rede auf?

»Trotzdem empfingen wir weitere Flugdaten«, erklärte er. »Infolge unserer ersten Analyse muß die Maschine plötzlich nach rechts vom Kurs abgewichen und abgestürzt sein, vielleicht aufgrund eines technischen Fehlers.«

Ms. Malone spürte, wie sich Chuck an ihrer Seite versteifte. Eine plötzliche Kursänderung? Ein technischer Fehler?

»Da wir mit unseren Partnern eng zusammenarbeiten«, fügte Reck hinzu, »hoffen wir die Ursache des Fehlschlags zu ergründen, sobald es in technologischer Hinsicht möglich ist. Bei diesen Bemühungen werden wir von der Regierung unterstützt. Während ich zu Ihnen spreche, überfliegen zwei Hubschrauber die Unglücksstelle, und ein Bergungsteam hat bereits seine Arbeit aufgenommen.«

Cherish' Mund wurde staubtrocken. Bevor sie zum Edwards-Stützpunkt gefahren war, hatte sie die Air Force angerufen. Dabei war keine Bergungsaktion erwähnt worden, nur die geplante Einberufung eines Untersuchungsausschusses.

Langsam ließ Reck seinen Blick über die Gesichter der Reporterinnen und Reporter wandern, um sich zu vergewissern, daß alle an seinen Lippen hingen. Wie gelähmt saß Cherish da – unfähig, ihre Angst zu bekämpfen. Sicher wird er Marquis die Schuld in die Schuhe schieben. Und die Regierung unterstützt ihn. Klar, der kleinere Partner muß den Sündenbock spielen.

»Noch irgendwelche Fragen, die Chuck und ich beantworten können?«

Eine Sekunde später wurden sie mit Fragen bombardiert, und das Stimmengewirr schwoll zu schrillem Geschrei an. Aus den Augenwinkeln beobachtete Cherish, wie Reck auf eine Frau im gelben Kostüm zeigte, die im ersten Glied der Meute stand. Wie im Zeitlupentempo sah sie die CNN-Reporterin ihre Notizen konsultieren und den Mund öffnen. »Also vermuten Sie, die Ursache des Absturzes ...«

»Wenn ich etwas einwerfen darf ...«, fiel Cherish ihr ins Wort und formulierte blitzschnell ihr Verteidigungsplädoyer. »In diesem innovativen XC-23-Projekt haben Marquis und Reck Enterprises engstens zusammengearbeitet.« Bla, bla, denk nach, denk nach. »Für uns ist es ein Privileg, Hand in Hand mit Reck zu forschen, einer Firma, die alle Entwicklungsstufen unserer Tragflügelkonstruktion überwacht hat und mit der wir alle Erfolge teilen.« Genauso wie den Mißerfolg, den sie uns anlasten. Sie drückte Recks Hand, als wären sie zwei Kumpel, die in schwierigen Zeiten zusammenhielten. »Sicher wird Russ mir zustimmen, trotz des heutigen Fehlschlags, wenn ich betone, daß unser gegenwärtiges Team, von der Air Force unseres Landes zusammengestellt, die Luftfahrt in militärischer und kommerzieller Hinsicht äußerst positiv beeinflussen wird.«

Neben ihr kritzelte Lori auf ihren gelben Notizblock: Soll ich jetzt God Bless America singen?

Die Kollegin lächelte verkniffen. Niemand würde Marquis in einen Hinterhalt locken. Niemals. Soweit es möglich war, suchte sie einen intensiven Blickkontakt mit einzelnen Presseleuten. »Ladies und Gentlemen, wir bauen modernste X-Maschinen. Zweifellos liegen die Zeiten hinter uns, wo sie einfach vom Himmel herabfielen, so wie in den fünfziger Jahren. Die Sicherheit ist unser Hauptanliegen. Aber gewisse Risiken bleiben bestehen.«

»Risiken, die menschliches Leben wert sind?« fragte die CNN-Reporterin.

»Natürlich ergreifen wir alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen.« Das stimmte. Sonst würde Cherish nicht an diesem Projekt mitarbeiten. »Die WingMaster wird in den USA enorme Vorteile bringen. Natürlich nicht auf Kosten von Menschenleben. Die letzte Entwicklungsphase wird unterbrochen, bis wir die genaue Ursache des Fehlschlags kennen. In diesem Punkt wird Russ meine Meinung teilen.« Gewinnend lächelte sie Reck an, mit dem sie bisher kaum ein Wort gewechselt hatte. »Es wäre verantwortungslos, über den heutigen Zwischenfall zu sprechen ...« Um Gottes willen, habe ich wirklich Zwischenfall gesagt? »... ohne demselben Expertenteam zunächst die Analyse sämtlicher Daten zu ermöglichen und die Resultate abzuwarten, die der Untersuchungsausschuß vorlegen wird. Nicht wahr, Russell?«

Reck nahm ihr das Mikrophon aus der Hand. Zum erstenmal fielen ihr seine mandelförmigen Augen auf, mit fast identisch proportionierten oberen und unteren Lidern. Eidechsenaugen, entschied sie, und bei diesem Gedanken fühlte sie sich etwas besser. Nicht einmal die Milliarden konnten seine Eidechsenaugen kaschieren.

»Gewiß wäre es verfrüht, irgendwelche Fragen nach der Ursache des Unfalls zu beantworten.« Reck sprach so selbstsicher wie zuvor, trotz des kleinen Rückziehers. »Lassen Sie mich einfach nur beteuern, daß die Angelegenheit mit jener Sorgfalt behandelt wird, die ihr zusteht.«

»Wie Sie wissen, setzt sich der Untersuchungsausschuß aus unabhängigen Experten zusammen«, ergänzte Cherish, weil sie glaubte, dieser Punkt würde sich für Marquis positiv auswirken. »Hoffentlich können wir Ihnen auf der Pressekonferenz heute nachmittag genauere Informationen liefern. Danke, Ladies und Gentlemen, das wär's ...«

»Ms. Malone!« Im Hintergrund des Raums überschrie ein älterer Reporter, den sie nicht kannte, die Stimmen der anderen. »Wann sind Sie zum letztenmal geflogen?«

Was für eine seltsame Frage ... »Wie bitte?«

Der Mann wiederholte seine Frage, und Cherish spürte, wie sich alle Blicke auf sie richteten. Die meisten Leute im Auditorium kannte sie. Freundschaftliche Kontakte mit der Presse gehörten zu ihrem Job, und sie hatte geglaubt, ihre Kooperationsbereitschaft würde sie vor solchen Fragen schützen. Diesmal offenbar nicht. Es wäre ein leichtes, die Gründe dafür herauszufinden. Pikante Gerüchte verbreiteten sich schnell: Die PR-Managerin von Marquis hatte eine irrationale Angst vorm Fliegen. Aber warum wurde gerade sie attackiert, eine Mitarbeiterin, die im XC-23-Projekt nur eine Nebenrolle spielte? »Abgesehen von meinen persönlichen Erfahrungen ...«

»Stimmt es, Ms. Malone, daß Sie seit über einem Jahr nicht mehr fliegen, weil Sie den Flugzeugen Ihrer Firma mißtrauen? Was der heutige Crash zu beweisen scheint. Marquis ist für viele Tragflügelkonstruktionen der Linienmaschinen verantwortlich, die heutzutage den Himmel bevölkern. Warum liefern Sie uns keine Insiderinformationen, die Sie von diesen Flugzeugen fernhalten? Im Interesse der Allgemeinheit?«

Unter dem Tisch drückte Lori ihre Hand. »Woher Sie Ihr Wissen beziehen, weiß ich nicht.« Cherish' Stimme klang etwas zu aggressiv. »Aber in den letzten fünfzehn Jahren wurde keine einzige Verkehrsmaschine mit Marquis-Konstruktionen in einen Unfall verwickelt.«

»Vor achtzehn Monaten ...« Der Reporter blätterte in seinen Notizen. »... waren Sie an Bord der ersten XC-23 WingMaster, des Prototyps Phase eins. Bei diesem Demonstrationsflug kam es zum Crash ...«

»Nun schweifen wir vom Thema ab«, mischte sich Chuck ein. »Jener Zwischenfall kann nicht ...«

»Sind damals drei Menschen gestorben?«

»Ein Pilotenfehler ist wohl kaum ...«

»Sind Sie seither in einer Ihrer Firmentypen geflogen, Ms. Malone?«

»Seither bin ich überhaupt nicht mehr geflogen.«

Entschlossen beugte Chuck sich vor. »Das gehört auch gar nicht zu den Aufgaben unserer PR-Managerin. Fast jede Woche benutze ich eins unserer Flugzeuge ...«

»Der Prototyp Phase eins ...« Auch ohne die Hilfe des Mikrophons füllte Russell Recks Stimme den Raum. »... litt niemals unter technischen Problemen. Nicht einmal an einer verstopften Toilette.« Nervöses Gelächter erklang und lockerte die angespannte Atmosphäre. Reck warf Cherish einen vielsagenden Blick zu, der ihr bedeuten sollte, diesmal dürfe sie ihn nicht unterbrechen. »Wie der Untersuchungsausschuß festgestellt hat, war jener Absturz auf einen Pilotenfehler zurückzuführen.« Die Hände gefaltet, neigte er sich vor, und die eindringliche Körpersprache erzielte ungeteilte Aufmerksamkeit. »An jenem Tag verlor Ms. Malone beinahe ihr Leben. Der Pilot zog sie ebenso wie den Kopiloten aus der Flammenhölle, und sie sah drei Menschen sterben – darunter meinen Partner Henry Shanks.« In regloser Stille hallte der Name wider. »Ms. Malone ist Ingenieurin und kennt die Technologie, die hinter diesen Jets steckt. Statistisch gesehen sind sie die sichersten Verkehrsmittel. Aber nach dem Trauma jenes Unglücks verstehe ich Ms. Malones Abneigung gegen das Fliegen.« Was er damit ausdrücken wollte, war völlig klar – kein vernünftiger Mensch durfte ihr diese Aversion verübeln.