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Johannes Brahms – Klaus Groth

Briefe
der
Freundschaft

Neu herausgegeben von
Dieter Lohmeier

Boyens Buchverlag
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Vorwort

Volquart Pauls, von 1919 bis 1948 Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, machte diese Einrichtung, die seit ihrer Gründung 1895 unter anderem die gedruckten Werke schleswig-holsteinischer Autoren systematisch sammelte, seit 1909 aber auch den handschriftlichen Nachlaß Klaus Groths besaß, zum zentralen Literaturarchiv des Landes. Zugleich schuf er durch den Kauf von Noten und von Musikliteratur den Grundstock zur Musiksammlung der Landesbibliothek. Diese beiden Schwerpunkte seiner bibliothekarischen Tätigkeit verband er in seiner letzten größeren wissenschaftlichen Arbeit miteinander: der kommentierten Ausgabe des Briefwechsels zwischen Johannes Brahms und Klaus Groth. Sie bildete den Abschluß einer Reihe von Veröffentlichungen, die Pauls aus dem Nachlaß Groths erarbeitete, darunter das Buch „Klaus Groth und Emil Kuhs Hebbel-Biographie“ (1934) und die Ausgabe des Briefwechsels zwischen dem Dichter des „Quickborn“ und seinem Dithmarscher Landsmann Karl Müllenhoff (1938), und beschäftigte ihn auch noch nach seinem Eintritt in den Ruhestand.

Die Drucklegung dieser Arbeit hat Pauls nicht mehr erlebt. Erst sein Amtsnachfolger Olaf Klose, der die Bibliothek von 1949 bis 1969 leitete, brachte die „Briefe der Freundschaft“ von Johannes Brahms und Klaus Groth 1956 in der Westholsteinischen Verlagsanstalt Boyens & Co. zum Druck. Das Buch ist lange vergriffen. Deshalb erscheint es angebracht, den Briefwechsel zum 100. Todestag von Brahms am 3. April 1997 als einen Beitrag der Landesbibliothek, des Verlags Boyens & Co. und der Schleswig-Holsteinischen Brahms-Gesellschaft zu diesem Gedenktag erneut vorzulegen. Er verdient Interesse als Zeugnis einer Freundschaft zwischen zwei Künstlern, die trotz aller Verschiedenheit der Charaktere in ihrer Verwurzelung in der norddeutschen Heimat und in ihrer Überzeugung von Wert und Ernst der Kunst eine gemeinsame Basis hatten: „Das Schöne muß gemacht werden!“ Dieser von Brahms formulierte und von Groth gern zitierte Imperativ (Brief 43) galt für sie beide. Die Briefe spiegeln zudem nicht nur das stetige Wachsen der „Brahmsschen Gemeinde“ in Norddeutschland, sondern auch die besondere Stellung, die Groth im kulturellen Leben Deutschlands einnahm: als Erneuerer der niederdeutschen Dichtung, der auch weit über die Grenzen des niederdeutschen Sprachraums hinaus wahrgenommen und als Poet ohne Brotberuf respektiert wurde.

Pauls veröffentlichte insgesamt 84 Briefe, die sich damals mit Ausnahme zweier Briefe von Brahms als Teil des Groth-Nachlasses in der Landesbibliothek befanden; seitdem sind auch die beiden Stücke, die die Familie Groths zunächst zurückgehalten hatte, in den Nachlaß eingegangen. Die Neubearbeitung umfaßt 87 Stücke, da sie eine nur in einem Brief Groths an die Sängerin Hermine Spies wiedergegebene Postkarte von Brahms, die Pauls in den Anmerkungen zitierte, mit in den Text hineinnimmt (Brief 48) und ein Telegramm an Brahms vom 4. Schleswig-Holsteinischen Musikfest (Brief 70) sowie einen gereimten Postkartengruß Groths (Brief 72), die ebenfalls nur sekundär überliefert sind und die Pauls noch nicht kannte, mit abdruckt.

Pauls hat für seine Einleitung die Briefe Groths an seine Frau von der Reise nach Wien 1873 und seinen Briefwechsel mit Hermine Spies und ihrer Schwester Minna benutzt, die ebenfalls im Groth-Nachlaß in der Landesbibliothek liegen. Diese Sammlung enthält aber noch weiteres Quellenmaterial, das für die Geschichte der Freundschaft zwischen Brahms und Groth und für die Rezeption der Werke Brahms’ beim zeitgenössischen Publikum aufschlußreich ist, darunter die Briefe, die Groth nach dem Tod seiner Frau Doris im Januar 1878 allwöchentlich seiner Bremer Verwandten Charlotte Finke schrieb. Aus einer systematischen Durchsicht des Nachlasses waren daher viele Informationen zu gewinnen, die für eine neue, ausführlichere Kommentierung der Briefe genutzt werden konnten, doch erwiesen sich namentlich die Belege für die persönlichen Begegnungen der Freunde als so zahlreich, daß es nicht sinnvoll war, sie in den Anmerkungen unterzubringen. Statt dessen sind jetzt an den entsprechenden Stellen Zwischentexte zwischen die Briefe eingeschoben worden, die diese Begegnungen und die gemeinsamen Bemühungen von Groth und Brahms um die Ausbildung von Brahms’ einzigem Kompositionsschüler Gustav Jenner dokumentieren.

Die Einleitung, die Volquart Pauls für die „Briefe der Freundschaft“ geschrieben hat, ist im wesentlichen unverändert wieder abgedruckt. Nur sind einige Fehler korrigiert sowie einige längere Zitate aus den „Erinnerungen an Johannes Brahms“ gestrichen worden, da diese nun an anderer Stelle im Band zu finden sind. Neu hinzugekommen sind statt dessen zwei Absätze. Sie bringen das Widmungsgedicht, das Groth 1856 für Brahms in ein Exemplar seiner hochdeutschen Gedichtsammlung „Hundert Blätter“ schrieb, und die Klage, die er einige Monate nach dem Tod des Freundes in das Stammbuch einer Tochter Joseph Joachims eintrug (S. 12 u. 39); beide Zeugnisse der Freundschaft waren Pauls noch nicht bekannt.

Als Pauls seine Ausgabe vorbereitete, verzichtete er darauf, außer den in Groths Nachlaß erhaltenen fragmentarischen „Notizen über Johannes Brahms“ auch Groths Aufsätze „Musikalische Erlebnisse“ und „Erinnerungen an Johannes Brahms“, die 1897 in der Zeitschrift „Die Gegenwart“ erschienen waren, mit abzudrucken. Er tat das vermutlich, weil sie damals bereits in Heinrich Miesners Buch „Klaus Groth und die Musik“, das 1932 ebenfalls in der Westholsteinischen Verlagsanstalt Boyens & Co. erschienen war, in einer kommentierten Ausgabe vorlagen. Sie sind nun jedoch im Anhang der Neubearbeitung zusammen mit den „Notizen über Johannes Brahms“ wiedergegeben, freilich nicht in der bisher allein bekannten Druckfassung, sondern nach dem handschriftlichen Original. Damit ist es möglich geworden, Groths Erinnerungen an seinen Weg zur Musik und zur Freundschaft mit Brahms erstmals in derjenigen Fassung vorzulegen, die Brahms selbst noch wenige Monate vor seinem Tod gelesen und in seinem letzten Brief an Groth kommentiert hat.

Pauls hat sich über die textkritischen Grundsätze seiner Ausgabe des Briefwechsels nicht geäußert. Er wollte aber offensichtlich einen leicht lesbaren Text vorlegen und modernisierte deshalb Rechtschreibung und Zeichensetzung, was bei Texten des 19. Jahrhunderts im allgemeinen unproblematisch ist. Deshalb erscheinen die Briefe auch in der Neuausgabe in modernisierter Gestalt. Pauls’ Entscheidung, fast alle Abkürzungen der Handschriften stillschweigend aufzulösen, wurde jedoch rückgängig gemacht, weil mit ihr ein für den Briefschreiber Brahms höchst charakteristischer Stilzug verlorengegangen war. Jetzt sind Abkürzungen, die sich von selbst verstehen, belassen; wo Abkürzungen aufgelöst wurden, stehen die Ergänzungen des Herausgebers in eckigen Klammern. Bei der erneuten textkritischen Überprüfung der Briefe konnten überdies einige Lesefehler verbessert werden. Handschriftliche und gedruckte Quellen, die in Zwischentexten und Anmerkungen zitiert werden, sind in Rechtschreibung und Zeichensetzung ebenfalls modernisiert.

Gänzlich neu geschrieben wurden die meisten Anmerkungen zur Einleitung, zu den Briefen und zu den Aufsätzen, da in den vergangenen vierzig Jahren viele Quellen und Informationen leichter zugänglich geworden sind und dadurch die Kommentierung des Briefwechsels erleichtert und bereichert worden ist. Zu nennen sind hier vor allem Richard Mehlems Auswahlausgabe von Briefen Klaus Groths (1963), die Zeittafel zu Brahms’ Leben von Kurt und Renate Hofmann (1983), das thematisch-bibliographische Verzeichnis von Brahms’ Werken von Margit L. McCorkle (1984) und der Katalog der Musikaliensammlung von Klaus und Doris Groth im Klaus-Groth-Museum in Heide von Hans Rheinfurth (1995). Sie alle habe ich, ebenso wie die Anmerkungen von Volquart Pauls zur Einleitung und zu den Briefen und von Heinrich Miesner zu den Aufsätzen, für die Kommentierung der neuen Ausgabe mit Dankbarkeit benutzt.

Mein herzlicher Dank gilt auch allen denen, die zur Veröffentlichung des Bandes beigetragen haben. Otto Biba (Gesellschaft der Musikfreunde in Wien), Kurt und Renate Hofmann (Brahms-Institut, Lübeck), Telse Lubitz (Klaus-Groth-Museum, Heide) und Jürgen Neubacher (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) haben mir mit großer Bereitwilligkeit Quellen und Informationen aus ihren Institutionen zur Verfügung gestellt. Kornelia Küchmeister, Renate Paczkowski und Ute Schwab haben es mir in bewährter Hilfsbereitschaft leicht gemacht, die Handschriften-, die Bilder- und die Musikaliensammlung der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek zu nutzen. Joachim Hartig (Klaus-Groth-Archiv am Germanistischen Seminar der Universität Kiel), Ute Schwab und Michael Struck (Arbeitsstelle der Brahms-Gesamtausgabe am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität) waren so freundlich, das Manuskript kritisch durchzusehen und haben manche sehr willkommene Hinweise gegeben. Nicht zuletzt haben Inge und Peter Moritzen (Itzehoe) das Erscheinen der Neuausgabe ideel und materiell gefördert, und der Verlag Boyens & Co., insbesondere sein Leiter Bernd Rachuth, hat es in bewährter Weise betreut. Ich widme den Band Hartwig Molzow, dem ich die ersten nachdrücklichen Hinweise auf Brahms als Liederkomponisten verdanke und der über ein Jahrzehnt lang meine wissenschaftlichen Arbeiten freundschaftlich mit konstruktiver Kritik begleitet hat.

Kiel, im Februar 1997Dieter Lohmeier

Einleitung

Von Volquart Pauls

In den Erinnerungen an seine ersten Begegnungen mit Johannes Brahms und seiner Musik, die Klaus Groth im Jahre 1897, dem Todesjahr von Brahms, in der Zeitschrift „Die Gegenwart“ veröffentlichte, nachdem er das Manuskript seinem schwer erkrankten Freunde noch vor dessen Tod zur Durchsicht übersandt hatte, erzählt der Dichter:1 „Noch erinnere ich mich eines Morgens am Kaffeetisch – Großvater nicht mehr mit dabei – , als der Vater aus der Zeitung uns von dem plötzlich aufgetauchten jungen Musiker Johannes Brahms in Hamburg vorlas. Mein Vater ahnte nicht, welche Gedanken und Empfindungen diese kurze Nachricht in mir aufregte. Er wußte nicht, wie es in mir gärte, wußte nicht, was ich heimlich erstrebte – in einer anderen Kunst, mir selber noch völlig unklar. Es sollten noch Jahre vergehen, ehe ich die ersten sicheren Schritte dem dann klarer erkannten Ziele entgegen tun konnte, und wiederum Jahre, bis ich es vorläufig erreicht hatte. Da sagte also mein Vater mit Erstaunen in Mienen und Stimme über die Nachricht von dem plötzlich aufgetauchten musikalischen Genie: ‚Das muß der Sohn sein von meinem Schulkameraden Johann Brahms, gewiß, das ist er, der Sohn vom Ältesten des alten Peter Brahms hier. Der entlief sozusagen dem Alten aus Leidenschaft für die Musik. Er ging nach Hamburg und ließ sich dort, wie man sagte, beim Militär als Trompeter anwerben. Das muß er sein!‘ Das war richtig Johannes Brahms.“2

Dies Erlebnis, das zum ersten Male Groth den Namen des künftigen Freundes zum Bewußtsein brachte, muß, wenn Groths Erinnerung mit den Tatsachen übereinstimmt, spätestens dem Sommer des Jahres 1847 angehören. Denn nach seiner Beurlaubung aus dem Schuldienst, die für Johannis 1847 ausgesprochen wurde,3 begab sich Groth nach Fehmarn, und er hat vor seiner Verheiratung im August 1859 nicht wieder in Heide geweilt. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem von Groth berichteten Vorgang um die Mitteilung über ein öffentliches Auftreten von Brahms, von dem sein Lehrer in Hamburg, Marxsen, später einmal der Leipziger Musikschriftstellerin La Mara (Marie Lipsius) schrieb:4 „Das erste selbst arrangierte Konzert gab Brahms im 14. Jahr. Das Programm brachte außer Bach, Beethoven und Mendelssohn auch eine Nummer eigener Komposition: allerliebste Variationen über ein Volkslied, deren eine aus einem höchst gelungen ausgeführten Kanon bestand.“ Am 7. Mai 1847 war Johannes Brahms 14 Jahre alt geworden. Die in der Hamburger Presse besprochenen Konzerte vom 20. und 27. November 1847, in denen Brahms mitwirkte,5 können nicht gemeint sein, da Groth damals nicht mehr in seinem Elternhause lebte.

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Eine persönliche Bekanntschaft, die zu einer engen, herzlichen Freundschaft zwischen beiden führte, deren Großväter im Abstand von nur fünf Häusern in der gleichen Straße in Heide wohnten, ist aber erst ein Jahrzehnt später begründet worden, nachdem ihre Namen bereits weiteste Verbreitung in Deutschland gefunden hatten, des Dichters Klaus Groth durch seinen 1852 erschienenen „Quickborn“ und des 14 Jahre jüngeren Komponisten Johannes Brahms vor allem durch den berühmten Artikel Robert Schumanns „Neue Bahnen“ in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ (1853) über den damals 20jährigen Künstler, „an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten“ und der berufen sei, „den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen“. Groth erzählt, daß er vor seiner Bekanntschaft mit dem Komponisten „von Hamburg her […] nur eine kleine Anzahl Lieder von Brahms“ kannte.6 Das bezieht sich wohl auf seinen wochenlangen Aufenthalt im Hause des ihm von Kiel her eng befreundeten „Ohm“ Koester in Hamburg7 in der Zeit vom 15. April bis zum 9. Juni 1855, unmittelbar vor seiner großen Deutschland-Reise, die ihn zunächst nach Bonn führte. In diesem Hause, dessen musikalische Interessen über das gewöhnliche Maß hinausgingen, „hörte ich dann – so erzählt der Dichter selbst – vierhändig von Frau Maria und einer Freundin, Musiklehrerin, spielen und lernte jetzt erst Beethovens, Mozarts, Schuberts, Schumanns Symphonien gründlich kennen.“8 Zur gleichen Zeit aber, als Groth damals in Hamburg weilte, wurde hier in Gegenwart von Frau Clara Schumann und ihres jugendlichen Freundes Johannes Brahms am 21. April Robert Schumanns „Manfred“ aufgeführt.9 Aber Groth hat anscheinend diese Veranstaltung nicht besucht, auf jeden Fall aber diese Gelegenheit versäumt, Brahms kennenzulernen, während er in diesen Wochen mit einem anderen Künstler aus dem Schumannschen Kreise, dem bekannten Violinvirtuosen Joseph Joachim,10 einem der engsten Freunde von Brahms, Bekanntschaft und Freundschaft schließen konnte. In Bonn aber erhielt Groth noch im gleichen Jahre eine Einladung von Clara Schumann, er möge nach Düsseldorf kommen. Joachim und Brahms seien da, sie wollten ihm acht Tage vorspielen, was er wünschte.11 Im Sommer, im August, hatte Frau Schumann zur Erholung in der Kieler Badeanstalt in Düsternbrook geweilt.12 Auch Familie Koester aus Hamburg war dort. Hier wird Frau Schumann erfahren haben, daß Groth in Bonn weilte und engen Verkehr mit Otto Jahn,13 dem bekannten Mozart-Biographen, pflegte, der, seit Ostern 1855 als Professor der Klassischen Philologie in Bonn tätig, Ende Mai als Berichterstatter der „Grenzboten“ am 33. Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf teilgenommen und hier auch Brahms kennengelernt hatte.14 Diesen Beziehungen wird Groth, der Mitte Juli in Bonn eingetroffen war, die Einladung von Frau Schumann zu verdanken haben. Sie wußte, wie sehr ihr junger Freund Brahms den „Quickborn“ schätzte. Aber Groth konnte der Einladung damals nicht nachkommen. „Ach, ich hustete und mußte entsagen!“15 Doch haben dann wohl die zwischen Otto Jahn und Johannes Brahms in Düsseldorf angebahnten Beziehungen16 zu einer Begegnung zwischen Brahms und Groth geführt, als Brahms im April 1856 einige Tage in Bonn weilte, um im Auftrage von Frau Schumann wegen des Aufenthaltes ihres Gatten in der Heilanstalt Endenich bei Bonn mit Otto Jahn und Albert Dietrich,17 Robert Schumanns Schüler und Musikdirigent in Bonn, Rücksprache zu nehmen.18 Anfang Mai jedenfalls schenkte Groth Brahms ein Exemplar seiner hochdeutschen Gedichtsammlung „Hundert Blätter“ (Hamburg 1854), in das er am 2. Mai in Düsseldorf statt einer Widmung ein Gedicht eingetragen hatte:19

Regentropfen aus den Bäumen

Fallen in das grüne Gras,

Tränen meiner trüben Augen

Machen mir die Wange naß.

 

Wenn die Sonne wieder scheinet,

Wird der Rasen doppelt grün:

Doppelt wird auf meinen Wangen

Mir die heiße Träne glühn.

 

Brahms hat diese Verse, die Groth selbst erst 1893 veröffentlichte, später ebenso vertont wie eine größere Zahl von Gedichten aus diesem Band.20

Kurze Zeit darauf, gelegentlich des 34. Niederrheinischen Musikfestes, das wiederum in den Pfingsttagen in Düsseldorf gefeiert wurde, haben sich beide wiedergesehen. Während Clara Schumann damals in Düsseldorf fehlte – sie weilte in England – , feierte dort ein anderer Künstler große Triumphe: Julius Stockhausen,21 der Oratoriensänger und Sänger des deutschen Liedes. Für das spätere Trio Groth-Brahms-Stockhausen, den Dichter, seinen Komponisten und beider Sänger, sind auf diesem Düsseldorfer Musikfest die ersten Fäden gesponnen.22

Klaus Groth hat gegen Ende seines Lebens in seinen „Musikalischen Erlebnissen“ und in seinen „Erinnerungen an Johannes Brahms“ in einer Rückschau auf diese Tage sich über diese Begegnung geäußert. Sie läßt 50 Jahre nach dem Ereignis trotz der Abgeklärtheit des Alters noch den tiefen Eindruck erkennen, den die künstlerischen Erlebnisse auf ihn gemacht haben. „1856 wurden wir Musiker und Anhang“ – so berichtet der Dichter23 – „zum großen Rheinischen Musikfest in den Pfingsttagen als Gäste nach Düsseldorf geladen, ich mit Otto Jahn, Dietrich. Unter Rietz24 wurde die Neunte aufgeführt! Ich saß mit Hans Gude,25 dem Maler (er war echt musikverständig), an der Seite von Otto Jahn, wir lasen zusammen in der Partitur nach. Als wir bei dem Adagio auf- und uns anblickten, standen uns allen dreien die Augen in Tränen. Wer erlebt es wieder so! In Mendelssohns Elias sang Julius Stockhausen zum ersten Male vor unseren Ohren!“ Und über das erste Zusammentreffen mit Johannes Brahms, das er irrtümlich auf das Musikfest selbst verlegt, erzählt Groth:26 „Ihn selbst, Johannes Brahms, lernte ich 1856 in Düsseldorf seiner persönlichen Erscheinung nach kennen. Ich höre noch ganz genau die ersten Töne seiner Stimme (nicht wegen ihrer musikalischen Schönheit, wie die von Julius Stockhausen), ja ich fühle genau seine eigenartige Hand, wie er sie mir zum ersten Male gab. Geselligkeiten drängten sich damals beim Musikfeste in Düsseldorf, und auch Brahms wurde natürlich immerfort bestürmt,27 etwas zu spielen. Es gefiel mir auch als Dithmarscher wohl, daß er nie sich selbst aufspielte, nie etwas von seinen eigenen Kompositionen vortrug. Es gefiel mir aber nicht, daß er dann fast nur Schubertsche Tänze spielte, d. h. ich hätte gern etwas Größeres von ihm gehört. Im Grunde hatte ich kein rechtes Verständnis für diese Kompositionen des großen Liederkomponisten.“

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Groth gibt zu, daß er damals ein rechtes Verständnis für Brahms noch nicht gewonnen habe: Über das hinaus, was er an kleinen Liedern von Brahms von Hamburg her kannte, habe er in Bonn kaum mehr von ihm kennengelernt. „Ich lebte dort in einem eigentümlichen Zauberkreis: Otto Jahn schrieb die Jahre durch an seinem epochemachenden Werk über Mozart.“28 Und der beherrschende Einfluß des angesehenen Mozart-Biographen, der damals noch sich kühl-reserviert gegen Brahms verhielt und nicht in Robert Schumanns Begeisterung über den Genius, „der uns die Meisterschaft nicht in stufenweiser Entfaltung brächte, sondern, wie Minerva, gleich vollkommen gepanzert, aus dem Haupte des Kronon spränge“, einzustimmen vermochte, hat auch auf Groth gewirkt, dessen musikalische Kenntnisse, wie er selbst gesteht, sehr lückenhaft waren. „Das brachte allerdings eine vorläufige Einseitigkeit zu Wege, die leicht dahin führte, gegen abweichende Neuerungen ablehnend zu verfahren. Brahms litt in Bonn unter diesem Schicksal. Albert Dietrich freilich erkannte schon seinen Wert, kam aber gegen die Autorität Jahns nicht auf. Er spielte uns, wenigstens teilweise, aus den ersten Sonaten von Brahms vor – ich verstand sie nicht!“29 Groth ging es damals wie so vielen seiner Zeitgenossen, die nur langsam und schwer einen Zugang zu Brahms fanden.

Doch hat die erste Begegnung anläßlich des Düsseldorfer Musikfestes offenbar eine persönliche Zuneigung zwischen dem Dichter und dem Musiker vermittelt. Die Brücke hat anscheinend die gemeinsame niederdeutsche Herkunft, Dithmarschen und Heide, gebildet. Denn am 1. Juni 1856, nach seiner Rückkehr nach Bonn, bat Groth Müllenhoff,30 zu veranlassen, daß Müllenhoffs Verleger Homann in Kiel an Brahms je ein Exemplar von Müllenhoffs „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“ und von Klaus Harms’ „Gnomon“ übersenden möge. „Sie werden gut angewandt sein.“ Zugleich bat er, die soeben im Druck fertiggestellte illustrierte Ausgabe des „Quickborn“ beizufügen.31 Nur wenige Wochen nach den Düsseldorfer Festtagen sind Brahms und Groth wieder zusammengetroffen. Es war der 8. Juni 1856, der letzte Geburtstag des unheilbar kranken Robert Schumann vor seinem baldigen Ende, als Johannes Brahms, Albert Dietrich, Otto Jahn und Klaus Groth zum Krankenhaus in Endenich bei Bonn hinauswanderten, „wir drei draußen wartend, während Brahms zu seinem Freunde zugelassen wurde. Er brachte Schumann einen Stielerschen Atlas, es war eine der letzten geistigen Beschäftigungen des einst so gewaltigen Geistes, auf Landkarten sich Namen, vielleicht eingebildete Reisen, zusammenzusuchen. Brahms erschien bald wieder, ernster noch als gewöhnlich. Er berichtete uns, daß der Kranke ihn erkannt und sich über das Geschenk gefreut habe. Weiter habe ich keine Erinnerung von seinen Mitteilungen als nur das dumpfe Gefühl von einem grenzenlosen Elend, dem nichts zu wünschen sei als ein baldiges Ende“.32

Am 29. Juli verschied Robert Schumann, nachdem seine Gattin und Brahms die letzten Tage und Stunden bei ihm geweilt hatten. Über die Kunde von seinem Ende und über die Beisetzung, bei der Groth Brahms wiedersah, hat uns der Dichter eine so ergreifende Schilderung gegeben, daß sie hier folgen möge:33

„Die Nachricht von Schumanns Tod durcheilte am Nachmittage des 29. Juli 1856 die Stadt Bonn und wahrscheinlich auch die andern rheinischen Städte in einigen Stunden. Auf Straßen und Plätzen wurde man darauf angeredet, ob man die Trauerkunde schon vernommen, oder ob sie wahr sei, wann es geschehen, wer im Tode bei ihm gewesen? und was so gefragt und gesagt wird bei einer Todesbotschaft, die viele Hunderte schmerzhaft berührt. Und wenn auch viele sich und anderen zum Troste sagten, es sei eine Erlösung, so dachte doch auch jeder, es sei ein großer Verlust, der uns betroffen.

Eine Erlösung freilich war es, und wir Näherstehenden hatten uns auch mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß ihre Stunde bald kommen werde. […] Auf die Kunde, daß dies Ende eingetreten, eilte ich von der Koblenzer Straße, wo ich als Nachbar vom Vater Arndt34 wohnte, zu Otto Jahn, dem Zentrum aller musikalischen Interessen, und traf bei ihm, eben innerhalb der Stadt und des Koblenzer Tors, schon trauernde Freunde, wie ich meine, auch Frau Schumann. Jedenfalls sah ich sie dort in den nächsten Tagen, wo auch Schüler, Verehrer und Freunde vom Niederrhein, aus Köln, Düsseldorf, Barmen erschienen, und bewunderte die Fassung der vielgeprüften edlen Frau bei diesem letzten harten Schlage. Freilich mag sie besser als selbst die Nächsten, Brahms und Dietrich, gewußt haben, daß nur der Tod die Befreiung bringe, und mochte sich schon lange gefaßt und vorbereitet haben, um nicht zu erliegen.

Bei Otto Jahn versammelten wir uns auch, um uns der Begräbnisfeier anzuschließen. Ferdinand Hiller35 war da, Reinthaler,36 Grimm,37 der Bürgermeister von Bonn und eine Anzahl würdiger Männer. Als der Trauerzug durch das Koblenzer Tor eingetreten war, folgten wir auf ein gegebenes Zeichen, ich weiß nicht mehr genau, an welcher Straßenecke. Aber das ist mir noch deutlich in der Erinnerung, daß der Zug, der von Endenich herein kam, nur klein war. An einem wundervollen Sommerabend am 31. Juli, in lauer, stiller Luft, nahte er uns. Bloßen Haupts gingen Brahms, Joachim und Dietrich mit Lorbeerkränzen nahe hinter dem Sarg. Brahms und Joachim habe ich noch deutlich vor Augen, beide im schönsten Haarschmuck junger Männer, Joachim dunkelbraun, Brahms hellblond, beiden Gesichtern in ebenso entschiedener Art die Genialität aufgeprägt. Auch wir andern entblößten das Haupt. Feierlich still wanderte das kleine Gefolge, bis die Straße sich erweitert und vom Markt her, dem wir uns näherten, allmählich das Glockengeläut lauter wurde.

Aber siehe, da strömte es aus den Gassen herbei, als gälte es, einen Fürstenzug zu sehen. Was vom Magistrat, Bürgermeister, Stadtverordneten, Vereinen usw. sich anschloß, vermag ich nicht zu sagen, aber das Volk, das hochsinnige rheinische, war erschienen, einen letzten Blick zu werfen auf den Sarg, der unter Blumen, Kränzen, Palmen die irdische Hülle eines großen Mannes barg, dessen Name wenigstens, dessen Klänge und Sänge vielen ins Herz gedrungen waren, dessen furchtbares Schicksal alle Gemüter bewegt hatte.

Die ganze Bevölkerung Bonns schien vollzählig versammelt zu sein, plötzlich, wie auf die Nachricht von einem großen Unglück, Brand oder Erdbeben. Leute aus allen Ständen liefen herbei in Hast und Eile, offenbar unvorbereitet, in Werktagskleidern, Hemdsärmeln, bloßen Kopfes. Ich sah Frauen aus dem Arbeiterstande, welche ihr Kind in die Höhe hoben, damit es etwas sähe. Und dabei war feierliche Totenstille, soweit das bei einer solchen Menschenmenge möglich ist. In Minuten war der Marktplatz Kopf an Kopf gedrängt voll, in den nächsten Straßen Fenster an Fenster, und der Zug kaum imstande, in gemessenem Schritt die teilnehmende Menge zu passieren. Beim Verlassen des Ortes wogte es um uns her, als sei die halbe Stadt ausgewandert. Der schön gelegene Kirchhof war schwarz bedeckt von Menschen. Die wenigsten haben wohl die Worte vernehmen können, mit denen Pastor Wiesmann den Sarg begleitete, als wir ihn hinabließen zur Ruhe, und den tiefempfundenen Nachruf, den Ferdinand Hiller seinem hingeschiedenen Freunde widmete. Wir andern streuten schweigend eine Handvoll Erde auf den Sarg als letzten Gruß zum Abschiede.

Robert Schumann, einer der größten Meister der Töne, schläft in der Nähe anderer Größen, in der Nähe von Niebuhr,38 Arndt, Dahlmann39 und vielen andern, auf deren Taten und Werke wir mit Andacht zurückblicken, den ewigen Schlummer. – Es war das Begräbnis eines Fürsten in der Kunst. […] Von Schumanns Begräbnis habe ich den Eindruck, als hätte plötzlich, unwillkürlich, die Bevölkerung Bonns die Kunde durchschauert: einer der edelsten Deutschen sei auf seinem letzten Wege, und wer könne, müsse noch einen letzten Blick tun auf die Reste, die einen Genius ersten Ranges beherbergt und nun dem Staube übergeben würden.“

Wie sich in der Folgezeit die in Düsseldorf geknüpften Beziehungen zwischen Brahms und Groth gestaltet haben, ist mit Sicherheit nicht auszumachen. Wir wissen ebensowenig etwas über einen brieflichen Verkehr zwischen beiden bis zum Beginn des erhaltenen Briefwechsels am 27. Februar 1868 noch auch über persönliche Begegnungen in dem Jahrzehnt nach Robert Schumanns Tod. Wenn Groth am 20. August 1856 in einem Brief an Joseph Joachim diesen bittet, Grüße an Clara Schumann und Brahms zu übermitteln,40 so ist darin wohl noch ein Nachklang des letzten Zusammenseins anläßlich Robert Schumanns Beisetzung zu sehen. Dann aber bleibt die Überlieferung stumm. Ein ganzes Jahrzehnt vergeht, in dem anscheinend die Fäden abgerissen sind. Und doch kann das kaum der Fall gewesen sein, denn der herzliche, warme Ton, mit dem der Briefwechsel sofort einsetzt, deutet darauf hin, daß die in Düsseldorf und Bonn geknüpften Fäden in den folgenden Jahren weiter gesponnen sind, ohne daß wir die Einzelheiten kennen. Es ist durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß sich Groth und Brahms in der Zwischenzeit gesehen haben. Am 30. Januar 1859 fand im Hause „Ohm“ Koesters in Hamburg die erste Begegnung zwischen Groth und seinem nachmaligen Schwiegervater, dem Weinhändler Finke aus Bremen, statt, dessen Tochter Doris Finke der Dichter im Sommer 1858 in Kiel kennengelernt hatte. Am 3. Februar wurde die Verlobung zwischen beiden bekanntgegeben, und am 11. Februar reiste Groth nach Bremen.41 In dieser ganzen Zeit weilte aber auch Brahms in Hamburg, der am 31. Januar hier eingetroffen war.42 Es wäre wirklich eigenartig genug, wenn Brahms und Groth in diesen zehn Tagen sich nicht begegnet wären. Allerdings hat Groth an den Konzerten, die das Kleeblatt Brahms, Stockhausen und Joachim am 24. und 28. März in Hamburg veranstaltete43 und zu deren Vorbereitung Brahms Ende Januar in seine Vaterstadt gekommen war, nicht teilnehmen können, da er von Mitte März ab für anderthalb Monate im Elternhause seiner Braut in Bremen weilte. Aber in den folgenden Jahren hat Groth wiederholt Gelegenheit gehabt, mit Künstlern aus dem intimsten Freundeskreis um Brahms in Kiel zusammen zu sein. Da wird mehr als einmal der Name Brahms genannt und seiner gedacht worden sein. Am 9. Dezember 1864 gaben Clara Schumann und Julius Stockhausen in Kiel ein Konzert.44 Clara Schumann wohnte im Hause des auch mit Groth befreundeten Kieler Gynäkologen Professor Litzmann.45 Hier ist Groth wieder Frau Schumann begegnet. Stockhausen aber war Groth seit dem Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf bekannt, das auch zur ersten Begegnung zwischen Groth, Brahms und Stockhausen geführt hatte. Und Julius Stockhausen war außerdem der Schwager Heinrich Adolph Meyers, dem Groth schon 1855 in Hamburg nähergetreten war und der später nach Kiel übersiedelte und sich den schönen Landsitz Forsteck baute.46 Im folgenden Jahr, am 19. Mai 1865, ertönte Stockhausens Stimme wieder in Kiel,47 diesmal begleitet von Theodor Kirchner,48 der auch 1856 in Düsseldorf geweilt hatte, und Emil Hegar.49 Ihren künstlerischen Darbietungen ist das Gedicht Groths gewidmet:50

 

Sind das die Nachtigallen?

Ist das der Drosselschlag?

 

Hier wird auch der Geist des in diesem Kreise lebendig gebliebenen Robert Schumann beschworen:

 

Ein Meister ruht begraben,

Fern, längst in dunkler Gruft;

An seinen Klängen laben

Sich Geister in der Luft.

 

Süßer wie Nachtigallen,

Tiefer wie Drosselschlag,

In Hütten und in Hallen

Rufen sie Seelen wach.

 

Die er geweiht, die Sänger,

Die wandern nun umher –

Dann weilt der Frühling länger –

Dann klingen Wald und Meer –

 

Dann wird im Menschenherzen

Das Beste zu Gesang,

Die Freuden all und Schmerzen

Zu lauter süßem Klang.

 

Im Jahre 1867 fand ein Wiedersehen mit Stockhausen statt, als dieser unter „Konzertdirektor“ Klaus Groths Obhut zusammen mit Joachim einen Konzertabend in Kiel gab und im gleichen Jahr mit Clara Schumann eine Soiree.51

Wenn auch Groth und Brahms sich in diesen Jahren vielleicht nicht gesehen haben, so ist doch sicherlich durch die genannten Veranstaltungen und Persönlichkeiten eine geistige Verbindung zwischen ihnen hergestellt worden, die die Grundlage für die herzliche gegenseitige Zuneigung bildet, wie sie uns gleich beim Beginn des Briefwechsels begegnet. Er wurde durch das von Brahms und Stockhausen in Kiel geplante Konzert, das am 13. März 1868 stattfand, hervorgerufen. Damals sind Groth und Brahms wiederholt zusammen gewesen, ehe Brahms und Stockhausen auf ihrer Konzerttournee weiter nach Kopenhagen reisten. „Mit Klaus Groth habe ich“ – so schrieb Brahms am 24. März aus Kopenhagen an seinen Vater in Hamburg52 – „viel über Heide geplaudert, er weiß von allem so gut Bescheid wie Du und wird Dich gelegentlich besuchen, um auch mit Dir über Eure Vaterstadt zu plaudern.“

Damals muß auch die Begegnung zwischen Brahms und dem in Kiel lebenden Komponisten Carl Loewe stattgefunden haben, von der Groth in seinen „Erinnerungen an Johannes Brahms“ erzählt.53 Wenn Groth freilich meint, daß diese Vorgänge sich bei einem späteren Besuch abgespielt haben, so dürfte es sich um einen Irrtum handeln. Denn schon im Jahre 1869 ist Loewe verstorben; vorher aber sind Brahms und Stockhausen allem Anschein nach nicht wieder in Kiel gewesen.

Am 14. September 1868 hatte Klaus Groth an Stockhausen geschrieben:54

 

Liebe Winter-Nachtigall!

Die Sommer-Nachtigallen sind fort, von Lerchen bleiben nur die Piep-Lerchen in unsern Gegenden. Nun wollte ich bei Ihnen vorfragen, mein einzigster Sänger, ob Sie uns diesen Winter in Kiel 3 oder 4 Konzerte geben wollen, wozu Sie mitbringen, wen Sie wollen, Brahms, die Schumann, Joachim natürlich am liebsten, zur Zeit, wann Sie wollen. Bitte, geben Sie mir darauf umgehend Antwort, damit ich dann sogleich durch die Anzeige und Herumschicken eines Bogens allem übrigen Konzertgeklimper den Resonanzboden entzweischlage. […]

Aber wenn Sie nicht können sollten, so lade ich alle Pieplerchen und Tausendfinger ein und verderbe alle Musik in Kiel auf Jahre, alles was Sie Gutes gestiftet; ich tu’ es aus Rache! Also kommen Sie!

 

Das Konzert kam nicht zustande. Es war für den 9. November vorgesehen gewesen, mußte aber am Tage vorher abgesagt werden, da Stockhausen von einer holländischen Konzertreise unwohl nach Hamburg zurückkehrte. Aber von dem Kieler Zusammensein im März 1868 stammt die gemeinsame photographische Aufnahme von Brahms und Stockhausen, die Brahms viele Jahre später Groth mit der Widmung übersandte: „In Kiel war ein lieber Dritter dabei – dem ich ganz von Herzen dankbar bin für seine schöne, geliebte Weihnachtsgabe. In alter Freundschaft Dein J. Br.“55

Auf der Rückreise von Kopenhagen, wo Brahms und Stockhausen unter starkem Beifall gemeinsam drei Konzerte gegeben hatten, hat Brahms noch einmal – diesmal allein – kurz bei Groth geweilt. Die Einführung war so unvergleichlich komisch, daß hierüber dem Dichter selbst das Wort gegeben werden möge; nur muß bemerkt werden, daß sich der Vorgang in der Erinnerung Groths zeitlich etwas verschoben hat. Denn es war nicht „schönster Hochsommer“, sondern Ende März. „Einst,“ – so erzählt der Dichter56 – „übrigens im schönsten Hochsommer, klopfte morgens früh unser Mädchen an die Schlafstubentür mit den Worten, es wandere ein Herr schon seit einer Stunde um den Grasplatz in unserem Garten. Auf meine Frage, wer das denn sein könne, antwortete sie, der Herr, der schon oft bei uns gewohnt habe,57 sie habe aber seinen Namen vergessen. Ich erhob mich also lachend und ging ans Fenster: da wanderte Johannes, Zylinder auf dem Kopfe, in der hellen Morgensonne im Gärtchen vor meinem Hause auf und ab. Natürlich rief ich ihn herein und scherzte, warum er uns denn nicht geweckt habe. ‚O’, sagte er, ‚es ist hier ja auch ganz schön.’ Aber nun ließ er es sich doch gefallen, einen starken Kaffee mit mir und Frau und Kindern, die sich auch bald erhoben hatten, in unserer sogenannten ‚Kajüte‘, meinem Eß- und Gartenzimmer, zu trinken. Kaffee war seine Leidenschaft.“

Brahms war damals frühmorgens mit dem dänischen Postdampfer in Kiel angekommen. Nach dem dritten Konzert in Kopenhagen, das am 24. März stattfand, reiste er am folgenden Tage ab, während Stockhausen noch für weitere Soli-Konzerte in Kopenhagen blieb. Brahms aber fuhr heimwärts, um die letzten Proben für die Aufführung seines „Requiems“ in Bremen am 10. April 1868, am Karfreitag, zu überwachen. Sein Abschied von Kopenhagen, worüber er auch Groth berichtete, war aber vielleicht noch durch eine, wenn auch scherzhaft gemeinte, damals aber, wenige Jahre nach 1864, recht ungeschickte und unüberlegte Äußerung von Brahms beschleunigt worden, die, da sie alsbald bekannt wurde, die Dänen notwendig verletzen mußte. Wir sind darüber aus Briefen Stockhausens und aus der Erzählung von Brahms an Groth unterrichtet.

Am 1. April schrieb Stockhausen an seine Gattin Clara:58 „Weißt Du, was Brahms hier bei Gades in meiner Abwesenheit getan hat? Er hat Bismarck in den Himmel gehoben und schließlich gesagt, natürlich im Scherz, wie Gade59 selbst sagt, es werde nur dann Friede sein, wenn das Thorwaldsen-Museum Preußen gehöre! Man ist so wütend auf ihn, daß Gedichte und Aufsätze erscheinen. Ich darf heute abend sein Lied60 nicht singen. Gade hat mich darum gebeten. …“ Und an Brahms selbst schrieb Stockhausen am gleichen Tage:61 „Am wenigsten mußt Du mir grollen, denn ich habe hier so viel gutzumachen, daß es noch gute sechs Wochen dazu bedürfte. Denke Dir! Deine Unterhaltung bei Gade, Dein Spaß mit Frau Erslev62 ist herumgekommen, und Gedichte zirkulieren über ‚Dänische Gutmütigkeit‘ und heute über ‚deutsche Bescheidenheit‘.63 Gestern kam Gade ganz unruhig zu mir und bat, ich möchte heute Dein Lied nicht singen. Es sei Deinetwegen besser. Es könne Skandal geben, und dann sei es mit dem Sextett, welches Joachim spielen soll,64 verdorben. Ich traute meinen Ohren nicht und widersprach, so gut ich konnte, aber abends zehn Uhr, als wir vom Theater nach Hause gingen, fing er wieder davon an und bat ernstlich, das Lied nicht zu singen. Da nun der Konzertsaal besser nicht zu politischen Erörterungen, Manifestationen und Glaubensbekenntnissen verwendet wird, hab’ ich nachgegeben, obwohl ich gestehn muß, daß mir ein klein wenig (auch viel) Skandal gefallen hätte. Es wäre interessant gewesen, in der ruhigen ‚Mainacht‘ so was zu erleben. Besser und würdiger ist es aber so. Also Brahms bleibt weg! Wir holen es ein andermal nach. –“

Als Groth Brahms fragte, weshalb er ohne Stockhausen aus Kopenhagen abgereist sei, wo sie so großen Beifall gefunden hätten, erzählte er, daß er in einer Gesellschaft bei dem dänischen Komponisten Niels W. Gade auf die Frage, ob er das Thorwaldsen-Museum, für jeden Dänen ein Heiligtum, gesehen habe und bewundere, geantwortet habe: „Ja, das ist so schön, es verdiente in Berlin zu sein.“65 Daß Brahms jede Absicht der Kränkung oder gar irgendwelche Überheblichkeit völlig fehlte, zeigt die von Groth mitgeteilte Unterhaltung zwischen ihm und dem kindlich erstaunten Brahms über seine Ungeschicklichkeit, die zu einer politischen Erregung in Kopenhagen führte: „Brahms“, rief ich aus, „wie konntest Du nur so etwas in Gesellschaft von Dänen sagen!“ „Ja“, sagte er, „ich meinte ja nur damit, es wäre besser, wenn ein schönes Werk, wenn so schöne Sachen in einem großen Mittelpunkte ständen und viel gesehen würden.“ – „Aber Du konntest Dir ja doch denken, daß die Dänen das nicht vertragen konnten.“ – „Daran habe ich gar nicht gedacht“, sagte er in seiner wahrhaftigen Unschuld. Dann setzte er hinzu: „Übrigens habe ich soviel Geld verdient, daß ich lange nichts mehr nötig habe, und so ist es auch einerlei!“

Der Briefwechsel zwischen Brahms und Groth, der mit dem 27. Februar 1868 beginnt, endet mit dem 15. Dezember 1896, wenige Monate vor dem Ableben von Brahms. Er ist nicht lückenlos erhalten; einzelne Briefe sind verlorengegangen. Er ist aber auch nicht gleichmäßig durch die drei Jahrzehnte geführt worden. Daran mag zum Teil die Abneigung schuld sein, die Brahms gegen das Briefschreiben hatte. „Feuerbach66 hat mich noch nicht gemalt – davor habe ich noch mehr Scheu als vor dem Briefpapier!“ schreibt er im September 1874 an Groth als Antwort auf einen Brief Groths vom 24. Januar 1874. Aber der briefliche Gedankenaustausch ist auch wiederholt durch eine mündliche Aussprache unterbrochen worden. Denn seit dem März 1868 sind sich Groth und Brahms mehrfach begegnet, ohne daß wir in der Lage sind, alle Begegnungen genau festzulegen. „Bei mir kam und wohnte Brahms öfter, oft acht bis vierzehn Tage oder länger; es war ein höchst behaglicher Verkehr mit ihm. Er war mit allem zufrieden“, so schreibt Groth in seinen Erinnerungen an Brahms.67 Sie haben sich aber auch an anderen Stellen getroffen. Aus diesen Begegnungen sind drei besonders bemerkenswert. Sie haben auch in Groths „Erinnerungen an Johannes Brahms“ einen Niederschlag gefunden.

Im Herbst 1873 begleitete Groth Dr. Meyer-Forsteck, den Schwager Stockhausens, als Gast nach Wien zum Besuch der Weltausstellung.68 Vom Eintreffen in Wien am Abend des 17. Oktober an ist in fast allen Briefen, die täglich an Frau Groth nach Kiel gingen, von Brahms die Rede, dem Frau Doris Groth am 16. Oktober den bevorstehenden Besuch ihres Gatten mitgeteilt hatte. Nachdem sie sich zunächst verfehlt hatten, fand die erste Begegnung und Aussprache am 22. Oktober statt, und an den folgenden Tagen bis Anfang November verging kaum ein Tag, an dem sie nicht zusammen waren. „Wir sprachen viel,“ schreibt Groth am 23. Oktober, „doch das muß man mündlich berichten.“ Und am 25. teilt er Frau Doris mit, wie die äußere Erscheinung des Freundes auf ihn gewirkt hat: „Er sieht gut aus, unverdorben, etwas dicker geworden, keineswegs auffallend. Ich sprach ausführlich mit ihm über einen Besuch bei uns und dem vereitelten diesen Sommer. Er spricht ausgezeichnet gut, klar, logisch, ist äußerst zuvorkommend, liebenswürdig. Herr Levy69 ist sehr selbstbewußt, Herr Feuerbach beinah eitel, Brahms wie ein stolzer Mann dazwischen. Und ich? Weiß nit.“

Naturgemäß drehte sich die Unterhaltung zwischen beiden weitgehend um musikalische Dinge. Am 23. Oktober teilt der Dichter seiner Frau mit: „Vor mir liegt das Triumphlied für 4 Hände mit den Worten: ‚Von Wien mitgenommen, mit freundlichem Gruß an die Frau dazu, J. B.‘ Das bringe ich also mit.“70 Er berichtet Frau Groth, daß die Regenlieder auch gedruckt sind; „Stockhausen hat sie bei der Schumann gesungen, hatten sehr gefallen.“71 Brahms habe ihm eine eigenhändige Abschrift der Primadonna der Wiener Oper gezeigt, die seine Lieder mit Leidenschaft singe. „Vielleicht höre ich sie einmal und lerne für Dich daran.“ Es handelt sich um die Bühnensängerin Louise Dustmann (1831  1891), die von 1857 bis 1875 an der Wiener Hofoper engagiert war. Durch Brahms wurde es Groth ermöglicht, sie in Fidelio zu sehen. Aber infolge einer Erkältung, die sich Groth zugezogen hatte, mißlang es Brahms, in seiner Wohnung Groth und die Dustmann an einem Abend zusammenzuführen, an dem die Sängerin dem Dichter Brahmssche Lieder vorsingen sollte. Groth hat über diese dadurch Brahms bereitete Enttäuschung in seinen Brahms-Erinnerungen berichtet:72 „Eines Tages kam Brahms nun zu mir ins Hotel und sagte mir mit Begeisterung in Miene und Tonfall: ‚Du, heute abend komm’ zu mir, die Dustmann will dir vorsingen!‘ Ich lag mit einer fürchterlichen Erkältung, Schnupfen, Husten und Fieber im Bett und erwiderte ihm verdrießlich: ‚Du siehst doch, daß ich krank bin!‘ Darauf hörte er gar nicht und fuhr fort: ‚Du, du sollst dich wundern, das ist eine Sängerin, das ist Rasse, das wird dir gefallen!‘ Ich sagte noch: ‚Ach, lieber Junge, ich kann ja wirklich nicht; der treue Johann hat mich schon mehrmals in kalte Laken gewickelt; ich bin so elendig.‘ Wie wenig Brahms von Krankheit wußte, ersieht man daraus, daß er fortfuhr: ‚Du, sie kann in jetziger Zeit nur selten abkommen; sie kann andere Tage nicht. Du mußt hinkommen,‘ und als ich ihm nochmals erwiderte: ‚Du kannst doch wohl sehen, wie elendig ich bin. Wie gern käm’ ich; aber ich kann ja doch nicht,‘ da wandte er sich brummend ab und sagte: ‚Du bist ein Philister.‘ Natürlich habe ich sie nicht gehört.“

Dafür aber traf er eines Morgens bei Brahms den Sänger an der Hofoper Dr. Kraus,73 Siebenbürger von Geburt, der – wie Brahms dem Dichter erklärte – „Deinen Quickborn so lange im Ranzel getragen hat, bis er auseinandergefallen ist.“ Unter der Begleitung von Brahms sang er ihnen damals die Brahmsschen Lieder: Von ewiger Liebe und Mainacht.

Neben der Fidelio-Aufführung mit der Sängerin Dustmann hat auf Groth stark gewirkt die Hauptprobe im Wiener Musikverein zu den „Variationen über ein Thema von Haydn für Orchester“ von Brahms, zu der der Komponist den Dichter eingeladen hatte. „Wunderschön, groß, reich, lieblich, mit das Schönste an Musik, was ich je gehört habe“ – das war die unmittelbare Empfindung, wie er sie am gleichen Tage, noch unter dem Bann der Töne, in einem Brief an Frau Doris aussprach.74 Noch viele Jahre später, als er seine Erinnerungen an Brahms niederschrieb, spürt man aus den Worten des Dichters, welch tiefen Eindruck die Aufführung auf ihn gemacht hat.75

Im Jahre 1878 sahen sich Groth und Brahms in Hamburg anläßlich des 50jährigen Jubiläums der Philharmonischen Gesellschaft.76 Erst einen Tag vor dem Feste, am 24. September, hatte Brahms sich entschlossen, an den Veranstaltungen teilzunehmen, die „als Stiftungsfest begonnen hatten und als Brahmsfest endeten“.77 Neben Groth sah er hier Clara Schumann, Joseph Joachim und Frau und viele andere Freunde aus den vergangenen Jahren, die im deutschen Musikleben eine Rolle spielten. Den Höhepunkt des Festes bildete die Aufführung seiner Zweiten Symphonie in D-dur (op. 73), die von ihm selbst dirigiert wurde. Eduard Hanslick,78 der als Berichterstatter für die Wiener „Neue Freie Presse“ ebenfalls in Hamburg zugegen war, schrieb darüber in der genannten Zeitung: „Brahms, mit Orchestertusch und Lorbeerkränzen empfangen, dirigierte selbst. Joachim spielte im Orchester die erste Violine. Am Schluß der Symphonie warfen die Damen vom Chor und aus den vorderen Sitzreihen Brahms ihre Blumensträußchen zu; er stand da, wie es in seinem Wiegenlied heißt, ‚mit Rosen bedeckt, mit Näglein besteckt‘.“79 Bei dem Bankett, das am dritten Tage die Reihe der offiziellen Feiern abschloß, saß Groth an der Festtafel zu seiner Rechten, und als der offizielle Festredner in seinem Toast auf Brahms darauf hinwies, daß angesichts der dem Künstler dargebrachten Huldigungen das bekannte Sprichwort: Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande, zuschanden geworden sei, wandte sich Brahms zu Groth hin und flüsterte seinem Freunde in tiefernstem Tone zu: „Das exemplifiziert man hier auf mich. Zweimal hat man die offene Direktorstelle der Philharmonischen Gesellschaft mit einem Fremden besetzt, mich übergangen; hätte man mich zu rechter Zeit gewählt, so wäre ich ein ordentlicher bürgerlicher Mensch geworden, hätte mich verheiraten können und gelebt wie andere. Jetzt bin ich ein Vagabonde.“80

An den Feierlichkeiten in Hamburg nahm auch der dänische Komponist Niels W. Gade teil, der zehn Jahre früher, anläßlich einer unvorsichtigen Äußerung von Brahms, seinen Konzertpartner Stockhausen veranlaßt hatte, in den weiteren von Stockhausen vorgesehenen Konzerten in Kopenhagen das Brahmssche Lied „Die Mainacht“ nicht zu singen, um einen politischen Skandal zu vermeiden. Jetzt schrieb er in einem nach Hause gerichteten Brief:81 „Gestern, Freitag, 11 Uhr, wurde in der Probe Brahms’ neue Symphonie gespielt; sie behagte mir ausnehmend gut, sie ist klar und pastoral, mit Ausnahme des etwas zu langgezogenen Adagios. Er selbst ist liebenswürdig, ich habe ihn sehr gerne, er ist auch der talentvollste der jüngeren Deutschen. […] Nach der Probe ging ich in die Restauration. Hier sah ich eine lächerliche Figur, eine lange, dünne Person, die still für sich selbst dasaß und in wunderlicher Kleidung steckte. Darauf fuhren wir nach Blankenese, wo das Bankett um 6 Uhr stattfinden sollte. […] Die Gesellschaft zählte gegen 200 Herren und Damen. Ich saß neben der Sängerin Leutner82 und Kapellmeister Bernuth,83 gegenüber Brahms, Joachim, Verhulst84 … da höre ich, daß Klaus Groth im Saale sei, ich suche ihn – und es war der lange, wunderliche Kerl aus der Restauration – ein herzlicher, stiller Mensch.“

Wem fiele bei dieser Schilderung Groths nicht unwillkürlich die köstliche Zeichnung ein, die der Maler C. W. Allers85 von Brahms und Groth auf dem Spaziergang in Thun in der Schweiz gemacht hat! Hier haben sich die Freunde im Sommer 1888 getroffen und mehrere Wochen hindurch „fast Garten an Garten“ nebeneinander gewohnt. Über die erste, unerwartete Begegnung hat Groth in seinen „Erinnerungen an Johannes Brahms“ berichtet:8687Duwar