Cover
Nr. 250 – Die 6. Epoche
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Nr. 251 – Die Armee der Biospalter
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Nr. 252 – Die Welt der Regenerierten
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 253 – Vorstoß in die Dunkelwelt
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Nr. 254 – Die Geistersonne
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Nr. 255 – Sperrzone in Andromeda
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Nr. 256 – Im Reich der Zentrumswächter
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Nr. 257 – Der Dreitöter
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Nr. 258 – Die Micro-Henker
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Nr. 259 – Der unheimliche Roboter
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Nr. 260 – Gespenster der Vergangenheit
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Nr. 261 – Die Fabrik des Teufels
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Epilog
Nr. 262 – Der Meisterplan
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Nr. 263 – Sieben Stunden Angst
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Nr. 264 – Die Invasion der Toten
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Prolog Atlan
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Nr. 265 – Das Zeitauge
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Nr. 266 – Die Tempel von Darak
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Nr. 267 – Rückkehr in die Gegenwart
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Nr. 268 – Stoßtrupp in Zeit und Raum
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Nr. 269 – Jagd auf den Zeitagenten
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Nr. 270 – Ultimatum an Unbekannt
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Nr. 271 – Die Welt der Körperlosen
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Nr. 272 – Flaggschiff in Not
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Nr. 273 – Unter den Gletschern von Nevada
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Nr. 274 – Zwischen Feuer und Eis
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Nr. 275 – Der Flug nach Barkon
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Nr. 276 – Irrweg durch die Zeit
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Nr. 277 – Befehle aus der 5. Dimension
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Nr. 278 – In geheimer Mission auf Lemuria
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Nr. 279 – Die Bezwinger der Zeit
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Nr. 280 – Die Weltraumdetektive greifen ein
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Nr. 281 – Kampf in der Tiefsee
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Nr. 282 – Die Spur führt zu Jagos Stern
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Nr. 283 – Flucht vom Giftplaneten
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Nr. 284 – Anschlag gegen die Erde
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Nr. 285 – Die dritte Waffe
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Nr. 286 – Jagd auf die Teleporterkugel
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Nr. 287 – Die Halle der Unbesiegbaren
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Nr. 288 – Das Sonneninferno
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Die Hauptpersonen des Romans
Vorspiel
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Nr. 289 – Das System der blauen Riesen
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Nr. 290 – Koordinaten ins Jenseits
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Nr. 291 – Brücke zwischen den Sternen
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Nr. 292 – Der Bahnhof im Weltraum
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Nr. 293 – Unternehmen Central-Station
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Nr. 294 – Die Eroberer
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Nr. 295 – Der verlorene Planet
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Nr. 296 – Die Herrin der Sterne
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Epilog
Nr. 297 – Superfestung Tamanium
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Nr. 298 – Amoklauf der Schläfer
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Nr. 299 – Am Ende der Macht
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Die Hauptpersonen des Romans
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Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond
Vorwort
Prolog
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Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Die Welt des Perry Rhodan
Vorwort
Die Welt des Perry Rhodan
Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums
Häufig gestellte Fragen
Neu im PR-Universum?
Die PR-Produktpalette
Impressum
Impressum
Nr. 250
Die 6. Epoche
Sein Name war Kalak. Er kam aus der Vergangenheit, um die Lebenden zu knechten
von K. H. SCHEER
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Die Oberbefehlshaber Perry Rhodan (Großadministrator des Solaren Imperiums, Aktivatorträger) und der Arkonide Atlan (Regierender Lordadmiral der United Stars Organisation, Aktivatorträger) hielten den Zeitpunkt für den ersten Vorstoß zur so genannten Zweiten Galaxis für gekommen.
Die Rückendeckung wurde als militärisch ausreichend berechnet. Mit dem 5. Januar des Jahres 2404 n. Chr. begann die 6. Epoche in der Geschichte der Neuen Menschheit seit 1971.
Terraner und die von terranischen Kolonisten abstammenden Menschen flogen den Andromedanebel an ...
Perry Rhodan – Der Großadministrator bekommt einen »großen Bahnhof«.
Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.
Oberst Melbar Kasom – Der USO-Spezialist testet ein neues Waffensystem.
Oberst Cart Rudo – Kommandant der neuen CREST III.
Major Don Redhorse – Chef der 1. Korvettenflottille.
Leutnant Ishe Moghu – Ein »Frischling«.
Kalak – Der letzte kosmische Ingenieur.
Batschadu – Ein vielseitiger Roboter.
Die Eroberung des Schrotschusstransmitters als Verbindungsglied zwischen dem galaktischen Sonnensechseck und dem äußeren Abwehrring der Meister der Insel stellte den Schlüssel zum Andromedanebel dar.
Der Wettstreit der Chronisten bei der Suche nach zufälligen oder geplanten Ereignissen in den Expansionsjahren zwischen 2401 und 2404 lässt den Schluss zu, dass die Menschheit unter der Führung des Großadministrators Perry Rhodan nur infolge exakter Wahrscheinlichkeitsberechnungen den Sprung zum Andromedanebel wagte.
Die Invasionsgefahr, die mit dem Auftauchen der Maahks akut geworden war, zwang zu einem Einsatz massierter Flottenstreitkräfte, die anfangs mit ungenügenden Nachschubbasen operieren mussten.
Der Schrotschusstransmitter, im Jahre 2401 noch ein umstrittener Stützpunkt, diente schließlich als vollwertiger Außenposten der Menschheit in Andromeda-Nähe.
Die anschließende Eroberung des Andro-Betanebels, einer dem interkosmischen Andromedanebel vorgelagerten Kleingalaxis, zählt zu den Großtaten der Terraner und eines USO-Kommandos unter der persönlichen Führung Atlans, des Lordadmirals.
Bei der Aufgliederung der Geschehnisse stößt der Chronist auf unüberwindlich erscheinende Schwierigkeiten. Viele Detailaufzeichnungen sind bei den Absetzmanövern der Solaren Flotteneinheiten und den guerillamäßigen Blitzeinsätzen verlorengegangen oder als geheime Verschlusssachen nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden.
Feststeht, dass es den Besatzungen von nur fünf Superschlachtschiffen der Imperiumsklasse gelang, eine 7200 Lichtjahre durchmessende Zwerggalaxis mit so unzureichenden Hilfsmitteln zu erobern, dass spätere Berichterstatter am Wahrheitsgehalt der Daten zweifelten.
Geschickte politische Schachzüge und militärische Einsätze führten zum Abzug der Betawachtruppen. Die Mobys, halbenergetische Lebewesen, wurden durch die Zerstörung ihrer Fernlenkstation unschädlich gemacht.
Der wesentlichste Bestandteil der terranischen Kriegführung im Machtbereich der Meister der Insel war jedoch die völlige Ablenkung gegnerischer Streitkräfte vom eigentlichen Unruheherd. Die in der benachbarten Kleingalaxis – dem Andro-Alphanebel – ansässigen Maahks, wurden von den Meistern der Insel für die rätselhaften Geschehnisse verantwortlich gemacht.
In den letzten Monaten des Jahres 2402 begann die große Revolte der Wasserstoff-Methan-Atmer. Sie war von den Wissenschaftlern der Solaren Abwehr unter der Leitung des Solarmarschalls Allan D. Mercant (Aktivatorträger, biologisch unsterblich, siehe Erfahrungsstudien Dr. Agrakat, Leiter d. Arahochschule für prakt. Biophysik, Band 1123, Art. 254) erwartet worden. Die kosmopsychologischen Berechnungen über den Widerstandswillen der Maahks waren zutreffend.
Zugleich mit dem forcierten Ausbau des Stützpunktplaneten Gleam im Tri-System, Andro-Beta, erfolgten die ersten Vorbereitungsoffensiven der Maahks wider die Willkür der unbekannten Mächte aus der nahen Andromedagalaxis.
Es ist als sicher anzunehmen, dass der Vorstoß der Menschheit in den Beta-Zwergnebel gescheitert wäre, wenn die Revolte der Methans nicht zum annähernd gleichen Zeitpunkt begonnen hätte.
Ende 2402 gelang die Stabilisierung der Nachschubverbindungen zwischen dem Schrotschusstransmitter und dem Tri-System. Die Entfernung von 400.000 Lichtjahren konnte mit Hilfe neuentwickelter Zusatztriebwerke ohne Benutzung eines Sonnentransmitters überwunden werden.
Eine Großoffensive leibeigener Maahktruppen auf den Schrotschusstransmitter wurde von der terranischen Leerraumflotte unter Führung des Staatsmarschalls Reginald Bull (Aktivatorträger, siehe Anm. I) abgewehrt. Die Vernichtung der Angreifer und die Transportsperre verhinderten sowohl eine unerwünschte Berichterstattung an die Befehlshaber der Maahks als auch weitere Angriffe. Das Schrotschusssystem wurde offensivsicher. (Entfernung von den Grenzen der Milchstraße nach BP-Wert 950.000 Lichtjahre.)
Einsätze des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR und des terranischen Flottenflaggschiffs CREST II im Alphanebel erbrachten den Beweis, dass die Völker der Wasserstoff-Methan-Atmer zu einer ernsten Bedrohung des Andromedanebels geworden waren. Dies führte nach der Vernichtung des Betatransmitters zur Isolierung der Beta-Kleingalaxis und zur Abschirmung der terranischen Basis im Tri-System.
Ein Jahr später, im Januar des Jahres 2404, wurde der Ausbau des Flottenstützpunktes Gleam in der ersten Phase vollendet. Verbesserte dreistufige Zusatztriebwerke für alle Raumschiffe des terranischen Typenprogramms erwiesen sich als ausreichend funktionssicher zur Überbrückung des Abgrunds zwischen dem Schrotschusstransmitter und dem Andro-Betanebel.
Die Menschheit fasste im Betanebel endgültig Fuß. Eine starke Flotte wurde über dem Tri-System und den benachbarten strategisch wichtigen Sternballungen stationiert.
Die Oberbefehlshaber Perry Rhodan (Großadministrator des Solaren Imperiums, Aktivatorträger) und der Arkonide Atlan (Regierender Lordadmiral der United Stars Organisation – Aktivatorträger) hielten den Zeitpunkt für den ersten Vorstoß zur so genannten Zweiten Galaxis für gekommen.
Die Rückendeckung wurde als militärisch ausreichend berechnet. Mit dem 5. Januar des Jahres 2404 n. Chr. begann die 6. Epoche in der Geschichte der Neuen Menschheit seit 1971.
Terraner und die von terranischen Kolonisten abstammenden Menschen flogen den Andromedanebel an ...
(Auszug aus der ENZYKLOPAEDIA TERRANIA, Band 4235 – Mikroarchiv. Gedächtnisspeicher NATHAN, Luna, P-Abrufzeichen EnZ-746358, Memoband-Schulung Anfrage Abruftaster.)
Ein Generalstäbler des USO-Hauptquartiers auf Gleam, dem einzigen Planeten des künstlich aufgebauten Tri-Systems, war, vier Wochen nach der Ankunft des Flotten-Großraumtransporters ANBE-205 der Meinung gewesen, die Ladung dieses fünfzehnhundert Meter durchmessenden Kugelschiffes sei mehr wert, als alles, was bisher vom Versorgungshafen Schrotschuss auf die Reise geschickt worden wäre.
Der Name dieses Offiziers war Melbar Kasom, Oberst und Spezialist der USO. Es war fast selbstverständlich gewesen, dass die Auffassung des umweltangepassten Ertrusers von den Fachleuten des terranischen Generalstabes bestritten worden war. Die freundschaftliche Rivalität zwischen den erdgeborenen Besatzungen der solaren Flotteneinheiten und den Männern der USO-Schiffe, die aus Nachkommen ehemaliger Terrakolonisten bestanden, ließ eine sofortige Übereinstimmung nur dann zu, wenn man keine Zeit für Sticheleien hatte.
Melbar Kasom hatte nach einem stundenlangen Für und Wider keinen anderen Weg mehr gesehen, als seine Schlussfolgerung durch die Tat zu beweisen.
Der derzeitige Chef des Einsatzkommandos Andro-Beta, Lordadmiral Atlan, hatte es ebenfalls für richtig gehalten, den Wert dieser Nachschubladung testen zu lassen.
Schon zehn Minuten später hatte er es bitter bereut, seinen Männern die Erlaubnis erteilt zu haben, das Transportgut der ANBE-205 zu erproben.
Die Ladung des Schiffes hatte aus eintausend zweisitzigen Raumjägern vom Typ MOSKITO-Jet und zweihunderttausend Tonnen Ersatzteilen bestanden. Die Maschinen waren sechsundzwanzig Meter lang, am Bug vier Meter und am Heck drei Meter durchmessend. Scharfgepfeilte Deltatragflächen und hochragende Seitenleitwerke wiesen darauf hin, dass die terranischen Konstrukteure auch an Flüge innerhalb einer planetarischen Atmosphäre gedacht hatten. Im freien Raum waren die aerodynamischen Hilfsmittel nutzlos. Dies war es aber nicht, was Melbar Kasom zu seinem begeisterten Ausruf verleitet hatte.
Mit den neuen Moskito-Jets war es erstmalig in der Geschichte des terranischen Flottenbauprogramms gelungen, Kleinstraumschiffe mit einem Überlichttriebwerk auszurüsten.
Die Idee zu einer derartigen Konstruktion war schon alt, nur war es bisher unmöglich gewesen, die Kalupschen Kompensationskonverter in Kompaktbauweise herzustellen. Nun standen die Kompaktgeräte zur Verfügung. Damit war es gelungen, die schlanke Zelle eines Moskitos zusätzlich zu dem Normaltriebwerk mit einem Kalup auszustatten und überdies das Energieversorgungsproblem auf engstem Raum zu lösen.
Terranische Jägerpiloten hatten beim Anblick der Moskitos gemeint, sie würden keinen einzigen Fehler verzeihen! Mit einem anderen Nachschubraumer war gleichzeitig ein Spezialistenteam zur Wartung der neuen Jäger angekommen – und zweiunddreißig Ingenieurroboter pro Maschine. Als die Techniker der über Gleam stationierten Flotteneinheiten die breiten Wartungsklappen in den Rümpfen geöffnet hatten, waren sie erst einmal blass geworden. Anschließend hatten sie sich bedeutungsvoll angesehen, die Klappen wieder geschlossen und dem Fachpersonal ein »herzliches Beileid« zugerufen.
Moskitos waren fliegende Triebwerke und Kraftstationen mit sinnverwirrenden Schaltungselementen. Bei oberflächlicher Betrachtung gewann man den Eindruck, als hätten die Konstrukteure erst in letzter Sekunde daran gedacht, dass Maschinen dieses Typs schließlich auch zwei Besatzungsmitglieder aufnehmen sollten.
Die Umschulung von eintausend Raumjagdpiloten und eintausend Navigatorortern hatte trotz der vorbereiteten Hypnoprogramme vier Wochen gedauert. Nach dieser Zeit war es Atlan nicht mehr möglich gewesen, die Raumflugerprobung noch länger hinauszuschieben. Terraner und USO-Besatzungen hatten sich berufen gefühlt, den Gefechtswert der Moskitos zu beweisen – in erster Linie natürlich die kampferfahrenen Jagdpiloten des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR.
Ihre nicht weniger geschickten Kollegen vom solaren Flottenaufgebot hatten sich vorgenommen, die Meinung ihrer Stabsoffiziere zu unterstützen und zu zeigen, dass Kasoms Enthusiasmus fehl am Plätze sei. Ihnen ging es darum, die Moskitos durch härteste Flugerprobungen im Normaluniversum, im linearen Zwischenraum und schließlich innerhalb einer Atmosphäre ungeachtet der damit verbundenen Gefahren »in ihre Bestandteile« zu zerlegen.
Die USO-Piloten unter Kasoms Führung wollten die Maschinen nicht weniger hart testen; aber sie sollten unbedingt zeigen, dass Moskitos allen Beanspruchungen gewachsen waren.
Vor etwa zwei Stunden waren vierundzwanzig Silberpfeile in Gleams Himmel gerast. Schon der Gewaltstart hatte erkennen lassen, wie ernst es die achtundvierzig Männer meinten.
Sie waren mit, hochgespannten Prallschirmen zur Abwehr der Gasmoleküle angeruckt und hatten in einer Höhe von nur zehntausend Metern die Triebwerke auf volle Schubleistung hochgefahren.
Die Lufthülle des großen Planeten war mit solcher Wucht aufgerissen worden, dass man auf dem neuerbauten Raumhafen von Power Center schleunigst in Deckung gegangen war.
Nachdem das Inferno aus Druckwellen und Donnerschlägen abgeklungen war, hatte man die vierundzwanzig Moskitos nur noch als grüne Leuchtpunkte auf den Schirmen der Energietaster ausmachen können.
Nunmehr, zwei Stunden nach dem Start, kehrten die beiden Jagdverbände aus dem Linearraum zurück. Es waren immer noch vierundzwanzig Maschinen! Die Navigatororter, gleichzeitig Funker, Bordingenieure und Mädchen für alles, hatten über Richtstrahlhyperfunk vierundzwanzig Kurzimpulse abgestrahlt. An Bord der Maschinen war alles in Ordnung, doch nun begannen die gefechtsmäßigen Scheinangriffe und damit die eigentlichen Belastungsproben. Der überlichtschnelle Linearflug konnte entweder nur gelingen, oder misslingen. Materialzerreißende Manöver waren im Halbraum ausgeschlossen.
Kasom war mit seinem Verband zwanzig Lichtjahre weit in den Leerraum zwischen dem Zwergnebel Andro-Beta und der hunderttausend Lichtjahre entfernten Andromedagalaxis vorgestoßen.
Dort war er in das Einsteinuniversum eingetaucht, hatte seine Maschinen gesammelt, die einfach lichtschnelle Fahrt aufgehoben, erneut Geschwindigkeit aufgenommen, um unverzüglich den Rückweg anzutreten.
Die terranischen Besatzungen waren fast gleichzeitig mit ihm über Gleam angekommen. Man war fair genug gewesen, die abgesprochenen Flugdaten genau einzuhalten.
»Hmm ...!«, hatte der Ertruser gesagt. Niemand wusste genau, ob dieser Laut ein Zeichen der Anerkennung oder der Rüge gewesen war.
Jetzt raste Melbar Kasom mit seinem kleinen Verband auf ein ferngesteuertes Zielschiff zu. Es stand vierzigtausend Kilometer jenseits der Kreisbahn, die von den schnellen Kreuzern des äußeren Abwehrringes symbolisiert wurde.
Für Lordadmiral Atlan wurde es Zeit, nochmals an den Fehler zu denken, den er mit der Erlaubnis für eine solche Raumflugerprobung gegeben hatte.
*
»Die sind wahnsinnig – die sind tatsächlich wahnsinnig«, behauptete Oberst Heske Alurin, Kommandant des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR. »Was soll ich machen?«
Atlans Gesicht schaute von den Bildschirmen auf ihn herab.
»Unsere Helden haben soeben das einzige Zielschiff im Betanebel in eine Gaswolke verwandelt. Die Terraner haben aus der Rotposition heraus angegriffen. Dabei geschah es, dass zwei USO-Jäger ins Kreuzfeuer gerieten. Nein, werden Sie nicht schon wieder blass. Es ist nichts passiert. Es genügt, wenn ich dem Weinen nahe bin. Verlassen Sie mit der IMPERATOR die Auffanglinie. Bauen Sie Ihre Schutzschirme auf und versuchen Sie, die Thermoschüsse der angreifenden Jäger zu absorbieren. Jetzt will ich genau wissen, was die kleinen Kanonen taugen. Ist Ihnen übel?«
Heske Alurin starrte aus glasigen Augen zu den Bildschirmen hinauf. Der Arkonide lächelte maliziös.
»Beinahe, Sir«, entgegnete der Epsalgeborene.
»Nur beinahe! Mir ist tatsächlich übel. Unsere vierundzwanzig Amokläufer sind außer Rand und Band. Die hinter ihnen sitzenden Orter sehen ihre Aufgabe darin, ihre Piloten obendrein noch anzufeuern. Wenn die Maschinen das aushalten, werde ich sie sofort zum Fronteinsatz freigeben. Lassen Sie Klarschiff anschlagen, Heske, und passen Sie auf, dass Sie nicht aus purem Übermut mit den Transformkanonen angegriffen werden.«
»Wenn Sie mir verraten könnten, Sir, wie ich das machen soll, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
Atlan stieß einen Seufzer aus.
»Es tut mir leid. Sie sind ein Mensch, nicht wahr? Also lassen Sie Ihren typisch menschlichen Scharfsinn spielen. Ein alter Arkonidenadmiral ist da überfragt.«
Atlan schaltete ab. Heske Alurin sah noch einen Augenblick auf den leeren Schirm, ehe er seinen klobigen Körper in den Kommandosessel zurücksinken ließ. Niemals zuvor hatten die Männer der IMPERATOR ihren Kommandanten so schauerlich fluchen hören.
Oberst Baptiste Rigard, Kommandant des terranischen Superschlachtschiffes NAPOLEON, hatte ähnliche Befehle erhalten. Er zog sein Schiff ebenfalls aus der Umlaufbahn und folgte dem USO-Schiff mit hoher Fahrt.
Vierundzwanzig Terraner und vierundzwanzig Kolonistennachkommen hatten die beiden Kugelriesen im gleichen Augenblick ausgemacht.
Melbar Kasom stand mit seinem Verband im Grünsektor der Gleam-Flotte. Oberstleutnant Faser, der Chef des terranischen Testkommandos, hob soeben die Restfahrt auf. Er hatte erleichtert festgestellt, dass die beiden USO-Jäger, die in das Kreuzfeuer seiner Maschinen geraten waren, den Beschuss unbeschadet überstanden hatten.
Faser blickte sich um. Von den anderen elf Moskitos sah er nur hier und da einen Umriss. Es geschah immer dann, wenn die Düsenflamme der synchron geschalteten Korrekturtriebwerke an den Rümpfen entlangwaberten.
Drei Minuten später hatte Faser seinen weiten Schwenk beendet. In den Lautsprechern der einfach lichtschnellen Funksprechverbindung krachte es. Atlan meldete sich.
»Befehl an alle Jägerpiloten des Testkommandos: Sie dürfen die beiden Superraumer mit Ihren Impulskanonen angreifen. Ich wiederhole – mit Ihren Impulskanonen! Kommen Sie jedoch nicht auf die Idee, die neuen Transformgeschütze ebenfalls zu erproben. Ab sofort herrscht Funkverbot auf Hyperwelle. Die Herren scheinen in ihrer Begeisterung zu übersehen, dass wir uns nicht in der Heimatgalaxis befinden. Die Fahrt darf nicht mehr über dreißig Prozent einfache LG erhöht werden. Schalten Sie Ihre neuen Schutzschirme ein. Ihre Maschinen glänzen bereits in voller Pracht auf den Feuerleit-Zieltastern der Superschlachtschiffe. Sie werden ihr Feuer erwidern. Wie gefällt Ihnen das?«
»Klasse, Sir, Klasse«, sagte jemand. Faser grinste. Er kannte die kühle Stimme.
»Wer war das?«, fragte Atlan zurück. »Nein, schweigen Sie. Ich erinnere mich. Sie sind Captain Arl Tratlo, der Dreitöter, nicht wahr?«
»Jawohl, Sir. Die Männer der NAPOLEON versuchen, dem terranischen Kommando im günstigen Winkel vor die Bugkanonen zu laufen. Das ist nicht korrekt, Sir. Wir sind viel weiter entfernt.«
Atlan holte tief Luft. Man hörte seinen Atemzug.
»Sie sollen auch nicht die NAPOLEON, sondern die IMPERATOR als Zielschiff nehmen. Wenn mich nicht alles täuscht, versuchen diese Herren den gleichen Trick. Terraner bleibt Terraner. Greifen Sie an. Sie werden ebenfalls unter Feuer genommen. Wenn Ihre Warnautomatik eine achtzigprozentige Schirmbelastung anzeigt, drehen Sie ab, verstanden? Das gilt für alle Piloten.«
Fünf Minuten später brach im Raum über Gleam die Hölle los. Je zwölf winzige Raumschiffe griffen einen Superriesen der Imperiumsklasse an. Die Energiefinger der Impulsgeschütze wurden von den Schutzschirmen der Fünfzehnhundertmeter-Raumer mühelos aufgefangen.
Oberst Heske Alurin stand in der Funkzentrale seines Schiffes. Er hörte sich gelassen die Verwünschungen an, die ständig auf der Jägerfrequenz aus den Lautsprechern kamen.
»Mit den kleinen Thermogeschützen kommen sie nicht durch, Sir«, meinte ein Funkoffizier. »Hoffentlich verfällt man nicht auf die Idee, es doch einmal mit Transformbomben zu versuchen. Die Moskitos können Geschosse von zwanzig Gigatonnen verfeuern. Das dürfte gefährlich werden, Sir.«
»Es bedeutete unsere Vernichtung«, sagte Alurin in aller Ruhe. »Feuerleitzentrale, eröffnen Sie das Wirkungsfeuer mit den leichten Thermogeschützen. Ich möchte sehen, wie gut die sagenhaften grünen Schutzschirme sind.«
Die IMPERATOR erbebte unter der Salve. Fünftausend Kilometer entfernt wurden die zwölf USO-Jäger aus dem Anflugkurs gewirbelt. Alurin hielt die Luft an, bis die Maschinen wieder klar erkennbar waren.
»Volltreffer, keine Beschusswirkung«, gab die Robotautomatik bekannt.
Die Offiziere der NAPOLEON machten mit dem terranischen Verband die gleichen Erfahrungen. Die vierundzwanzig Piloten ließen – abgesehen von wilden Verwünschungen – nichts von sich hören. Dann klang Kasoms Stimme auf.
»Verbandsführer USO an IMPERATOR – lasst den Unfug mit den Knallbüchsen. Meine Automatik zeigt knapp sechs Prozent Schirmbelastung an. An Kommandant: Wir haben nagelneue Abwehrwaffen; so genannte Hochenergie-Überladungsschirme, in Kurzform HÜ-Schirme genannt. Es sind wesentlich verbesserte Ausgaben jener grünen Energiefelder, die wir bei den Maahk-Schiffen angetroffen haben. Feuern Sie mit Ihren schweren Impulsgeschützen und Desintegratoren.«
Atlan gab die Erlaubnis. Er war fassungslos. Während des entbrennenden Testgefechtes, das an Gefährlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ, konnte eindeutig festgestellt werden, dass die neue Defensivbewaffnung der Moskito-Jets von den Normalgeschützen der Superschlachtschiffe nicht durchschlagen werden konnte. Allerdings wurden die Maschinen wie welke Blätter im Orkan herumgewirbelt. Die Andruckneutralisatoren liefen ständig mit Höchstbelastung.
Ehe die Angriffe der Jäger noch wilder und heftiger wurden, ließ Atlan die Erprobung abbrechen. Es dauerte jedoch zehn Minuten, bis er überall gehört wurde.
Terraner und USO-Piloten zogen anschließend glühende Gasbahnen durch die Atmosphäre des Planeten Gleam. Sie riskierten Flugmanöver, die jede andere Maschine mit einer sofortigen Explosion quittiert hätte.
Erst als der Arkonide zu toben begann und harte Strafen androhte, setzten die Moskitos zur Landung an.
Als sie auf dem weiten Hafen zwischen den südpolaren Bergen standen und die Besatzungen der beiden Superschlachtschiffe noch über die unglaubliche Widerstandskraft der neuen Schutzschirme diskutierte, meldete sich der mit dem Wartungsteam angekommene Chefingenieur. Sein Name war Marco Sagener.
Er nickte Atlan zu, suchte sich einen Klappschemel und deutete zu den Bildschirmen der Bodenfunkstation hinauf.
»Das hätten Sie sich ersparen können, Sir. Wir haben die Moskitos noch viel eingehender getestet.«
Atlan schwenkte den Drehsessel herum und erhob sich.
»Damit erzählen Sie mir keine Neuigkeiten, Doktor. Wenn ich die terranische Typenerprobung nicht kennen würde, hätte ich niemals die Genehmigung zu diesem Testflug gegeben. Mir ist trotzdem bange geworden.«
Sagener nickte verständnisvoll.
»Ich bin sehr froh. Sir, Ihnen die schlagkräftigste Kleinwaffe übergeben zu können, die auf Terra jemals gebaut worden ist. Moskitos sind naturgemäß hochkomplizierte Geräte, die ohne eine erstklassige Vollautomatik nicht einmal von zehn qualifizierten Männern geflogen werden könnten. Die Reichweite beträgt mit den neuen Kalups etwa hunderttausend Lichtjahre. Das ist etwa zehnmal mehr, als eine Sechzigmeter-Kaulquappe älterer Bauart bieten konnte. Die Bewaffnung besteht aus je einer starr eingebauten Transformkanone leichteren Kalibers, die aber immerhin Geschosse von zwanzig Gigatonnen verfeuern kann. Das genügt, um selbst ein Superschlachtschiff ernsthaft zu gefährden. Bei einem massierten Moskitoangriff wäre jeder Imperiumsraumer verloren. Auf Luna, den anderen Industriewelten und im Schrotschusssystem ist die Umrüstung aller Einheiten bereits angelaufen. In den nächsten Tagen werden Spezialtransporter mit neuen Schirmfeldprojektoren ankommen. Unser Problem lag darin, sie auf die bereits vorhandenen Kraftstationen abzustimmen. Die Hochenergie-Überladungsschirme sind Halbraumfelder nach maahkschem Vorbild, nur wesentlich besser und stabiler. Grek 1 hat uns mit seinen detaillierten Angaben unschätzbare Dienste erwiesen.«
»Er ist auf Alpha-Zentra gefallen.«
»Ja, ich bin informiert. Ich möchte Ihnen vorschlagen, zum Schutze dieser Ausgangsstellung vier bis fünf Raumjagdgeschwader zu bilden, Kommandeure und technische Leiter zu ernennen und die tausend Jäger umgehend für den Alarmstart klarzumachen. Der Großadministrator wird im Laufe der kommenden Woche hier eintreffen. Dann dürfte allerlei geschehen, Sir.«
Die Augen des hochgewachsenen Arkoniden verengten sich. Draußen, vor der Bodenfunkstation, kamen die Wagen mit den Piloten an. Sie stellten sich vor dem Panzerschott des Bunkers auf.
Weit hinter ihnen ragten die Giganten der Imperiumsklasse in den Himmel empor. Über Gleam zogen dreitausend Schiffe der Solaren Flotte und tausend Einheiten der USO ihre weiten Kreise. Die Menschheit war für den letzten Sprung bereit – für den Sprung zur nächsten Galaxis, dem Andromedanebel.
Atlan stützte beide Hände auf die Lehne des Sessels und musterte den Chefingenieur durchdringend.
»Doc – Ihre Ausführungen sind hochinteressant, aber Sie verschweigen mir etwas. Die CREST II, das bisherige Flottenflaggschiff, ist beim letzten Einsatz im Alphanebel so schwer beschädigt worden, dass es von Rhodan persönlich zum Schrotschusstransmitter zurückgeflogen wurde. Er nahm seine bewährte Besatzung mit. Wozu, wenn ich fragen darf? Womit will er zu diesem gottverlassenen Kleinnebel zurückkehren? Vielleicht mit der CREST III?«
Sagener schwieg. Anscheinend gedankenlos fuhr er mit den Fingerkuppen über die Abstimmtastatur eines Hypersenders.
»Ihre Reaktion ist bemerkenswert. Die CREST II war ein Trümmerhaufen, den ein Mann wie Perry Rhodan nicht mehr als Flaggschiff benutzen wird. Die CREST gehört zur Generalüberholung in eine Heimatwerft. Womit wird Perry über Gleam ankommen? Etwa mit einem werftneuen Superschlachtschiff, das bereits die neuen HÜ-Schirme besitzt und dadurch so gut wie unschlagbar wird?«
»Nur solange, bis der Gegner den richtigen Nussknacker gefunden hat, Sir«, entgegnete der Chefingenieur. »Sir, ich möchte Sie nicht belügen. Dringen Sie bitte nicht weiter in mich. Ich bin zum Schweigen verpflichtet.«
Atlan griff an seinen Diensthelm. Die Piloten warteten. Sie waren sich darüber einig geworden, dass Kasoms Meinung über den Wert der Moskitos richtig gewesen war. Man verstand sich wieder.
Atlan schritt auf die Panzertüren zu. Der Funkbunker war zum größten Teil in einer Wand der nördlichen Steilhänge eingebettet worden. Vor dem Eingang erstreckten sich die weiten Landefelder, die von modernsten Robotmaschinen im Zeitraum von nur zwölf Monaten angelegt worden waren.
Der südpolare Talkessel, den man zum erdfernsten Stützpunkt der Menschheit gemacht hatte, durchmaß zirka hundertzweiundvierzig Kilometer. Die urweltlichen Pilzwälder waren längst verschwunden.
Alle wichtigen Anlagen wie Werften, Verpflegungs-, Waffen- und Ersatzteildepots waren unter den Felsmassen des bis zu sechs Kilometer hohen Ringgebirges verschwunden.
Die beiden Posten salutierten. Atlan legte nach terranischer Sitte die Hand an den Helm. Ehe er ging, blieb der Arkonide nochmals stehen. Ein ironischer Blick traf den Techniker.
»Warten wir also, Doktor. Ich danke für Ihre Hinweise. Übermorgen wird es hier fünf Raumjagdverbände à zweihundert Maschinen geben. Ich übertrage Ihnen die Wartungsleitung. Sehen Sie zu, wie Sie mit diesem komplizierten Waffensystem ohne schwerwiegende Unfälle fertigwerden. Wann, sagten Sie, wird Perry Rhodan wieder auf Gleam eintreffen?«
»Im Laufe der kommenden Woche.«
Atlan ging. Draußen hörte er sich Kasoms Meldung an. Er nickte nur und deutete auf Captain Arl Tratlo, den man den Dreitöter nannte. Der rothäutige Spezialist von Meredi IV nahm Haltung an. Seine smaragdgrünen Augen schienen von innen heraus zu leuchten.
»Sie waren auf Ihrer Heimatwelt ein großer Jäger, nicht wahr? Schön, dann werden Sie mich jetzt zur Jagd begleiten. Ist Ihre Maschine nach diesen verrückten Manövern noch raumflugklar, oder sind die Zellverbände schon so strapaziert, dass man es nicht mehr wagen kann, einen Stromreaktor einzuschalten?«
»Raumflugklar, Sir.«
»Dann sind Sie mein Orter.«
»Orter, Sir?«
Atlan räusperte sich. Sein schmales, kantig gewordenes Gesicht war unbewegt. Wer den zehntausendjährigen Admiral und ehemaligen Imperator einer galaktischen Großmacht kannte, wusste, dass ein bestimmtes Ereignis bevorstand.
Melbar Kasom, der ertrusische Gigant, runzelte die Stirn. Er gehörte zu den USO-Spezialisten, die ihren höchsten Chef sogar sehr genau kannten.
»Allerdings als Orter, Captain. Sie werden diesmal auf die direkte Jagd verzichten müssen. Ich habe mir, Ihre gütige Zustimmung vorausgesetzt, ebenfalls erlaubt, eine Hypnoschulung für das Moskito-Waffensystem zu absolvieren. Steigen Sie ein, übernehmen Sie die Startkontrollen und melden Sie mir die Jet ordnungsgemäß raumflugklar.«
Atlan tippte einige Kodezeichen in sein Armband-Kommandogerät. Zwei Roboter erschienen mit seiner Flugkombination.
Terraner und USO-Piloten sahen sich beunruhigt an. Hier und da hüstelte jemand. Atlan ließ sich nicht stören. Er ließ sich in die Kombination helfen und überprüfte die Energiezufuhr aus dem Rückentornister.
»Sir ...!«
Melbar Kasom schloss den Mund, als ihn der Blick des Arkoniden traf.
»Ist etwas?«
Kasom holte tief Luft. Es klang wie das Ansauggerät einer kleineren Gasturbine. Kasom war 2,51 Meter groß, in den Schultern 2,13 Meter breit und wog unter normalen Schwereverhältnissen von einem Gravon 16,3 Zentner.
»Sir, verzichten Sie bitte auf den Flug. Ich bin plötzlich doch nicht mehr so sicher, ob die Moskitos wirklich noch in Ordnung sind. Ich meine ...!«
Atlan winkte ab.
»Das hätten Sie sich früher überlegen sollen. Ich werde nun persönlich feststellen, was das Waffensystem taugt – nachdem Sie es unverantwortlich strapaziert haben, verstehen Sie! Jetzt ist der Moment für eine echte Belastungsprobe gekommen. Captain Tratlo, worauf warten Sie noch?«
Der Dreitöter, seit einigen Jahren USO-Spezialist, zwängte sich durch die Luftschleuse. Sie lag hinter dem Ortersitz. Atlan ging um das zerbrechlich wirkende Dreibeinfahrwerk herum und stieg ebenfalls ein. Die Männer erblickten seinen Oberkörper hinter den Panzerplastscheiben der langgestreckten Kanzel.
»Wenn ihm etwas passiert, haben wir ihn auf dem Gewissen«, sagte Kasom sorgenschwer. »Zum Teufel, ich hätte daran denken sollen. Er hat immer den letzten Trumpf in der Hand.«
Kasom zog das Funksprechgerät an die Lippen und rief Atlan an. Der Lordadmiral saß bereits im hydropneumatischen Pilotensitz und kontrollierte das Leerspiel des so genannten Impulsknüppels, mit dem alle Funktionen der Steuerdüsen und des Haupttriebwerks ohne umständliche und zeitraubende Sonderschaltungen ausgeübt werden konnten. Bei einem Atmosphärenflug konnte die Hydraulik der Aeroruder zusätzlich eingeschaltet werden. Allein dieses System war ein Wunder der Technik.
»Sir, ich werde zusammen mit Oberstleutnant Faser hinter Ihnen herfliegen. Wenn es möglich ist, dann bauen Sie Ihren Unfall nicht im Linearraum.«
Sie hörten Atlans Gelächter. Arl Tratlos grinsendes Gesicht erschien hinter den Kanzelscheiben.
»Genehmigt. Sie sollten sich aber beeilen, Ertruser.«
Ehe Melbar Kasom und Faser ihre Maschinen besteigen konnten, hob Atlan seinen Moskito mit den Antigravfeldern ab. Er zog die spitze Nase mit dem herausragenden Schirmfeldrohr der normalen Impulskanone in den Himmel und nahm mit Anlaufwerten Fahrt auf.
Zehn Kilometer über dem Platz entstand hinter der Heckdüse ein violetter Feuerball. Im gleichen Augenblick war die Maschine verschwunden. Kasom hörte nur noch das Donnern und Pfeifen der Druckwellen.
»Geben Sie es auf, Melbar. Wir haben wieder einmal eine Lehre erhalten. Haben Sie keinen Hunger?«
Der Ertruser nickte und schritt auf den Wagen zu. Die Testpiloten folgten ihm.
Dr.-Ing. Mario Sagener schaute mit einem feinen Lächeln in den wolkenlosen Himmel des Sauerstoffplaneten Gleam. Sagener dachte weniger an Atlans Experiment, als an Perry Rhodan, der wahrscheinlich schon in zwei Tagen über dem Tri-System eintreffen würde.
Als der Lordadmiral vier Stunden später landete, stand es auf Grund der Energieortungen fest, dass er in einer Entfernung von zweiundsechzig Lichtjahren einen unbewohnten Meteoriten mit einer Transformbombe angegriffen und vernichtet hatte. Die Hauptwaffe der Moskitos war somit ebenfalls erprobt worden.
Von da an zögerte der Arkonide keine Sekunde länger, das Waffensystem für den Fronteinsatz freizugeben.
Nachdenklich bestieg er seinen Wagen. Er dachte an die Menschheit und an die Dinge, die diese Menschheit in den vergangenen vierhundertdreißig Jahren vollbracht hatte.
Niemand wusste besser als der ehemalige arkonidische Flottenchef, dass mit den Moskitos, den Transformkanonen, den Kompaktkalups und den grünen Hochenergie-Überladungsschirmen ein neues Zeitalter in der Geschichte der Menschheit angebrochen war.
»Die sechste Epoche beginnt«, sagte Atlan gedankenschwer vor sich hin. »Ich frage mich, wer das außer mir begriffen hat. Sie etwa?«
Er schaute sich um und lachte. Der Robotfahrer sagte »Jawohl, Sir«.
»Entschuldige, dass ich dich mit ›Sie‹ angesprochen habe.«
»Jawohl, Sir.«
Im Tiefbunkerhauptquartier von Gleam schrillten Glocken. Die Schirme der Hyperkomgeräte begannen zu flackern. Das Fernbild eines Raumschiffsoffiziers wurde erkennbar.
Der Diensthabende von Power Center sah auf die Chronometer. Es war kurz nach drei Uhr morgens. Auf dem Dreisonnenplaneten Gleam wurde es niemals richtig dunkel. Man richtete deshalb die Schlaf- und Arbeitsperioden nach Erdzeit ein.
»Major Nostrates, Leichter Kreuzer KALAGAN, Erstes Auffanggeschwader, Vierte Schlachtkreuzerflottille. Ortungsergebnis an Power Center. Ein großes Schiff, vermutlich Raumer der Imperiumsklasse, beendet soeben sein Eintauchmanöver in das Normaluniversum. Erkennungsimpuls ist nach gültigem Kode abgestrahlt und von uns entschlüsselt worden. Der Großadministrator kehrt zurück. Der Name seines Schiffes wurde mit CREST III angegeben. Bestätigen Sie bitte.«
Zwei Stunden später gab der Funkchef Manöveralarm. Die Erkennungszeichen des fremden Schiffes wurden nun auch auf Gleam empfangen. Der Sender arbeitete wegen der Abhör- und Einpeilgefahr mit schwächster Leistung.
Lordadmiral Atlan, der vor einer Stunde erst zur Ruhe gekommen war, wurde vom Pfeifen seines Kommandogerätes geweckt. Schläfrig drückte er die Taste nieder. Auf dem winzigen Bildschirm erschien das Gesicht des Hafenkommandanten. Er strahlte.
»Geht Ihre Uhr vor?«, erkundigte sich Atlan, ehe der Offizier ein Wort sagen konnte.
»Gestern erst repariert worden, Sir«, schmunzelte Oberst Katunga.
»Sicherlich mit einem Presslufthammer«, nörgelte Atlan. »Ihr Terraner lernt es nie. Wild wie Steppengäule, rücksichtsvoll wie eine Axt im Walde und so widerspenstig wie der Henker von Paris. Also, was ist?«
Katunga verzichtete darauf, mehr zu sagen als: »Der Chef ist im Anflug. Sein Schiff heißt CREST III, Landefeld sieben wird soeben geräumt.«
Das genügte vollauf, um Atlan vom Lager springen zu lassen. Katunga vernahm eine arkonidische Verwünschung, die er noch nie gehört hatte.
»Wenn Sie Perry Rhodan meinen, so war ich bisher der Auffassung, er würde im Laufe der kommenden Woche eintreffen. Wer hat mich hier eigentlich genasführt? Sie, oder dieser Doktor Sagener?«
»Niemand, Sir. Die CREST III muss eine unverhofft schnelle Reise gemacht haben.«
»Schnelle Reise!«, wiederholte der Arkonide ergrimmt. »Der 5. Januar des Jahres 2404 ist vor drei Stunden angebrochen. Seit wann kann man mit einem Imperiumsraumer runde vierhunderttausend Lichtjahre so schnell überbrücken, dass eine Zeitersparnis von wenigstens fünf Tagen die Folge ist? Sie phantasieren, Katunga.«
»Sir, Sie sehen mich ebenfalls überrascht.«
»Irrtum, ich sehe Sie nicht. Sie haben Ihren Charakterkopf aus der Bilderfassung entfernt.«
Katunga beugte sich seufzend nach vorn. Die grinsenden Gesichter der Funker übersah er wohlweislich. Es hätte zu nichts geführt, diesen Männern einen dienstlichen Verweis zu erteilen. Power Center war nicht Terra.
»Sehen Sie ihn jetzt?«
»Was?«
»Meinen Charakterkopf.«
»Oh, habe ich mich so ausgedrückt. Das muss ein Irrtum gewesen sein. Herr, Sie halten mich auf. Wir treffen uns auf Nummer sieben.«
Atlan schaltete ab und kleidete sich hastig an. Sein Extrahirn meldete sich mit einem Impuls, der den Arkoniden hellwach machte.
CREST III – also doch ein neues Schiff. Du wirst eine Überraschung erleben.
Atlan sah sich unwillkürlich um, schüttelte den Kopf und schritt unter die Brause. Die Tiefbunkerquartiere waren komfortabel eingerichtet worden.
Eine halbe Stunde später landete sein Fluggleiter am Rande von Landefeld sieben. Die beiden Sonnen A und C waren als Sicheln zu sehen. Die B-Sonne des Tri-Systems stand voll am Himmel und überschüttete den Planeten mit einer Flut roten Lichtes.
Vier moderne Schlachtschiffe der STARDUST-Klasse, die bisher auf Feld sieben gestanden hatten, waren soeben gestartet. Atlan legte den Kopf in den Nacken und sah den langsam aufsteigenden Achthundertmeter-Riesen nach. Sie flogen mit Minimalbeschleunigung.
»Verlegung nach Feld einunddreißig, Sir«, erklärte Oberst Katunga. »Der Befehl dazu kam vom Flottenflaggschiff. Die CREST III schwenkt in die Landekurve ein.«
Atlan sah sich im Kreise der Offiziere um. Weiter rechts marschierte das Robot-Musikkorps auf. Man nannte es im Flottenjargon ›Krachkommando‹.
Die Männer einer Raumlandebrigade sprangen von den Transportwagen und rannten unter dem anfeuernden Gebrüll eines Majors zur roten Gefahrenlinie hinüber. Dort stellten sie sich auf. Sie trugen Paradeuniform und Funkbildhelme neuester Konstruktion.
»Großer Bahnhof, was?«, erkundigte sich Atlan anzüglich. »Gleich eine ganze Brigade! Meine Herren, hier geschehen neuerdings seltsame Dinge. Wozu, um alles in der Welt, müssen vier STARDUST-Raumer ihre Abstellplätze verlassen, um einem Imperiumsschiff Platz zu machen? Wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt, misst dieser Hafensektor sechs mal sechs Kilometer. Wenn die Schlachtschiffe ordnungsgemäß gelandet waren, hätte die CREST III noch bequem Platz gehabt. Wozu der Aufwand?«
Niemand wusste eine Antwort. Katunga verschanzte sich hinter den Flaggschiffsbefehlen, und Dr.-Ing. Sagener schwieg.
Ortungsergebnisse kamen durch. Die CREST III, das Ersatzschiff für die lahmgeschossene CREST II, näherte sich immer mehr. Wenig später wurden ihre typischen Umrisse erkennbar.
Sie stieß im direkten Landeanflug im Winkel von etwa sechzig Grad aus den oberen Luftschichten hervor. Als sie von kurz aufflammenden Ringwulsttriebwerken vertikal über dem Hafensektor aufgefangen und im Schutze der Antigravitationsfelder angehalten wurde, war Atlan der Auffassung, Oberst Cart Rudo würde ausnahmsweise einmal eine Gentleman-Landung vorführen.
Das war ein Irrtum. Die CREST III, die von unten betrachtet einer riesigen Halbkugel mit einem weitausladenden Ring in Mittschiffshöhe glich, fiel so schnell, dass die Schallwellen ihres Maschinengetöses nur noch wenig Zeit hatten, vor dem Flugkörper den Boden zu erreichen.
Das Brüllen und Tosen wurde unerträglich. Schließlich kamen die ersten Druckwellen durch. Sie schlugen steil von oben kommend auf den Platz, wirbelten Staubwolken auf und heulten nach allen Richtungen davon.
Oberst Cart Rudo hob die Fallgeschwindigkeit mit einem erneuten Bremsschub auf. Ultrahelle Impulsflammen brachen aus den abwärts gerichteten Schlünden der Hochenergie-Felddüsen.
Ohne ein Wort zu verlieren, ging Atlan hinter bereitstehenden Terkonitstahlschilden in Deckung. Kasom kam zuletzt an. Er hatte sich den heißen Odem der CREST III fast zu lange um die Nase wehen lassen.
»Sir, der Kahn wird immer größer«, schrie Kasom und deutete nach oben.
»Was dachten Sie wohl?«, wunderte sich Atlan. »Das ist meistens so, wenn sich ein Flugkörper dem Boden nähert. Ihre Entdeckung ist phänomenal.«
Dr. Sagener lachte seltsam. Es klang, als könne er sich kaum noch beherrschen.
»Sir, so habe ich es nicht gemeint«, brüllte Kasom noch lauter. Er war verstört. »Ich habe einige Messdaten empfangen. Die CREST III steht noch etwa drei Kilometer über uns und trotzdem ist sie nicht mehr in voller Größe zu überblicken.«
»Höchstens noch tausend Meter«, vermutete Oberstleutnant Faser mit größtmöglicher Lautstärke. »Mir braucht niemand zu erzählen, wie ein Imperiumsraumer aus dieser Entfernung aussieht. Tausend Meter und keinen mehr. Wenn man ihn nur noch ausschnittweise sehen kann, ist er nicht mehr höher.«
»Müssen Sie immer recht haben?«, tobte Kasom. »Verdammt, ich habe die Messungen mitgehört.«
Atlan war plötzlich erblasst. Er drehte sich langsam und fast ruckartig um. Den Männern schien, als hätten sie plötzlich einen Roboter vor sich.
Dr. Sagener fühlte den brennenden Blick des Admirals. Weit über ihnen orgelten die Triebwerke des neuen Flottenflaggschiffes im Leerlauf. Trotzdem wurde der Orkan immer stärker.
Die Männer in den Paradeuniformen waren längst hinter den Schutzschilden verschwunden. Nur die Musikroboter hielten auf dem freien Gelände aus.
»Da oben wird man sich jetzt vor Lachen die Bäuche halten«, meinte Kasom erbost. »Die haben uns doch genau auf den Bildschirmen. Das Empfangskommando geht in Deckung, und die quäkenden Robots fliegen gleich davon. Na also, eben segelt der erste los. Köstlich! Rudo macht sich einen Spaß daraus, die Triebwerke etwas stärker als üblich laufen zu lassen. Aber wieso schießt der Kahn dann nicht in den Raum? Mit der hohen Schubleistung kommt Rudo niemals auf dem Boden an. Oder doch? Dann hat er eben seine Gravofelder um ein Hundertstel heruntergeschaltet.«
Kasoms Selbstgespräch war laut genug gewesen, um von den meisten Offizieren verstanden zu werden. Atlan war noch immer blass. Dr. Sagener senkte den Blick. Da schaute der Arkonide wieder zu dem Schiff hinauf. Zwei Sekunden später wusste er, dass Kasoms Behauptungen richtig waren.
Die CREST III wurde immer größer, und trotzdem hatten ihre weitgespreizten Landebeine noch nicht den Boden berührt.
Vor Atlan krachte etwas mit enormer Wucht gegen den Stahlpanzer. Es röhrte und röchelte fürchterlich. Dann wurde es still.
»Das ist der Roboter mit der Tuba gewesen, Sir«, grinste Kasom. »Respekt vor den positronischen Kollegen. Die geben nicht so schnell auf wie wir.«
»Materialverschwendung«, regte sich Katunga auf. »Welcher Idiot hat die Musiker auf das Feld befohlen?«
»Sie, wenn Sie gestatten«, entgegnete der Lordadmiral trocken. »Ich habe Ihren Funkbefehl mitgehört.«
Kasom bog sich. Er lachte nicht mehr lange. Als die CREST III nur noch zweihundert Meter hoch war, hatte der jüngste Kadett begriffen, dass dieser Übergigant niemals ein fünfzehnhundert Meter durchmessendes Schiff der Imperiumsklasse sein konnte. Da kam etwas ganz anderes an; etwas, das einem erfahrenen Raumpiloten wie Atlan die Sprache verschlug und ihn fassungslos in die gleiche Richtung starren ließ.
Melbar Kasom revidierte seine Meinung. Cart Rudo hatte seine Antigravfelder durchaus nicht heruntergeschaltet, um durch diesen Trick höhere Schubleistungen entwickeln zu können.
Dieses Schiff brauchte die Werte, damit man seine Masse trotz der Neutralisation der Gleam-Schwerkraft sicher beherrschen konnte.
Nun wurde es auch verständlich, warum die vier Schlachtschiffe das Gelände verlassen mussten. Die CREST II hätte noch Platz gehabt; dieser Übergigant nicht mehr.
Atlan bemühte sich, seine tiefe Erregung zu verbergen. Kasom und die anderen Männer machten kein Hehl aus ihrer Begeisterung. Sie drängten sich hinter dem Stahlschild zusammen, hielten sich gegenseitig fest und schrien sich ihre Meinungen zu. Es handelte sich um Schätzwerte über die Größe des neuen Flottenflaggschiffes.
Atlan wartete, bis die riesigen Auflageteller der Landebeine den Boden berührten. Kurz darauf ließ das Dröhnen nach. Das Arbeitsgeräusch der Triebwerke erstarb mit einem letzten Grollen. Es wurde still.
Die CREST III war im Mittelpunkt von Feld sieben gelandet. Demnach musste ihre Polachse etwa drei Kilometer entfernt sein. Wenn man davon ausging, ließ sich ein ungefährer Wert über den Durchmesser der Kugelzelle ermitteln – wenigstens bei einem Raumer der Imperiumsklasse.
Hier war es nicht mehr möglich. Die Sinneseindrücke verwischten sich; das Gehirn weigerte sich, die von den Augen aufgenommenen Eindrücke zu verarbeiten. Es war eine unterbewusste Reaktion.
Atlan sah nur Ausschnitte des Rumpfes. Oberst Katunga bat um Ruhe. Die Soldaten der Raumlandebrigade sprangen hinter ihren Deckungen hervor und stellten sich wieder auf.
Einige Musikroboter kamen näher. Die meisten waren beschädigt. Sie bliesen, pfiffen und trommelten an den Orten, wo sie von den Druckwellen abgesetzt worden waren. Trotzdem stimmte jeder Takt.
Atlan hielt Dr. Sagener am Arm fest.
»Einen Moment, Doktor! Jetzt kommt es auf zwei Minuten auch nicht mehr an. Was haben Sie mir zu sagen? Oder dürfen Sie noch immer nicht sprechen?«
Sagener verneigte sich.
»Sir, ich habe die Ehre, Ihnen den ersten terranischen Serienneubau der GALAXIS-Klasse vorstellen zu dürfen. Die offizielle Bezeichnung lautet ULTRA-Schlachtschiff.«
Wo –