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Evelyne Amara

Die Fake-Verlobte des Filmstars

Crazy Portland Reihe 1





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Kapitel 1

 

»Mensch, Yasmina, in deinem Kühlschrank bekommen selbst die Kakerlaken Depressionen. Da herrscht ja eine noch schlimmere Leere als in dem in meiner Junggesellen-Bude, und da ist meistens wenigstens eine Dose Bud drin«, sagt mein bester Freund Santiago schmunzelnd zu der einsamen Salatgurke in meinem Kühlschrank.

»Nun übertreib es mal nicht so schamlos. Wenn ich gewusst hätte, dass ihr bei mir einfallen würdet, wäre ich noch einkaufen gegangen. Außerdem habe ich keine Kakerlaken«, rechtfertige ich mich.

Santiago nickt. »Ja, weil die längst verhungert sind.«

»Wir hätten ja auch was mitbringen können«, meint meine Freundin Grace beschwichtigend.

Santiago schließt den Kühlschrank mit einem resignierten Gesichtsausdruck und fährt sich mit der Hand durch sein dichtes, dunkelbraunes Haar, bevor er in meine Schränke schaut, wo er nur Haferflocken, eine einsame Dose Cashews und die berüchtigten Marmeladen meiner Großtante Millicent findet.

Todesmutig schaut er sich eines der Gläser genauer an. »Igitt, da ist ja schon Schimmel drauf«, sagt Santiago mit Entsetzen in der Stimme und vor Grauen verzogenem Gesicht. »Da steht, dass sie bereits 1986 eingemacht wurden. Die ist ja schon fast antik. Stammen die noch von der Vorvorvormieterin oder einer Neandertalerin, die diese Höhle vor dir bewohnt hat?«

Ich verdrehe die Augen. »Ha ha, sehr lustig. Die Marmelade hat mir meine Großtante Millicent angedreht. Wobei das für ihre Verhältnisse noch neu ist, denn sie hat auch noch was aus den Sechzigern im Keller.«

»Ist das die, die hortet?«, fragt Santiago mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln.

»Yep.«

»Dann darf ich die Marmelade wegschmeißen?«, fragt er mit einem frechen Grinsen.

»Nur zu. Entsorge sie, wenn du dich traust, sie anzufassen. Vielleicht beißt dir ja was die Hand ab. Die lebt ja schon.«

Santiago wirft die drei Marmeladengläser in meinen Küchenabfall und sieht mich mit gerunzelter Stirn nachdenklich an. »Also, aus Cashews, Haferflocken und einer Salatgurke kann selbst ich nichts Wohlschmeckendes zaubern. Und diese Fernsehköche auch nicht. Aber zum Glück habe ich eine Flasche Dulce-de-lecho mitgebracht.«

Ich hole Gläser aus dem Schrank, während Santiago die Flasche öffnet. Er füllt den süßen, beigen Likör großzügig in die Gläser.

Nachdenklich kratzt Santiago sich am Kopf. »Du bist doch nicht etwa auf einem Diät-Trip, nur weil dein bescheuerter Ex gesagt hat, du hättest Fettröllchen, oder bist du so knapp bei Kasse, dass du hungern musst?«

Ich verdrehe die Augen. »Komme mir nicht mit dem. Ich hatte nur diese Woche so viel zu tun, dass ich einfach noch nicht dazu gekommen bin, einzukaufen. Und ich hatte es ehrlich gesagt einfach vergessen.« Ehrlich gesagt habe ich tatsächlich versucht, abzunehmen, aber die Kilos bleiben einfach hartnäckig an der Hüfte und dem Po, selbst wenn ich gar nichts esse. Möglicherweise liegt das an dem Stress, meine beiden Halbtagsjobs als Rechtsanwaltsfachangestellte und als angehende Tierarztassistentin zusammen mit dem Online-Training, um mein Zertifikat als Letztere zu bekommen, unter einen Hut zu bringen. Dass Georges verletzende Worte etwas mit meinem Abnehmversuch zu tun haben könnten, darauf möchte ich jetzt nicht eingehen. Es soll ein schöner Freitagabend werden.

»Allerdings muss ich zugeben, dass ich derzeit wirklich etwas knapp bei Kasse bin. Ein Trip zum Supermarkt wäre mir lieber, als irgendwo was zu bestellen.« Schließlich muss ich den Kredit für mein Online-Training abbezahlen sowie das Brautjungfernkleid, das Geschenk für meine Cousine Kim und den Flug zum geplanten Hochzeitsort finanzieren.

Zwar habe ich seit Kurzem eine Untermieterin, die ihren Krempel bei mir abgestellt hat, während sie durch Australien trampt, aber der viele Kram belastet mich mehr, als ihre Beteiligung an der Miete mir letztendlich bringt. Ich fühle mich schon fast wie meine Messie-Großtante Millicent.

Zum Glück will sie das Zeug in ein paar Wochen abholen. Ich werde wohl ein paar Überstunden in der Tierarztpraxis hinlegen dürfen. Das Einstiegsgehalt dort ist höher als das in der Anwaltskanzlei trotz mehrerer Berufsjahre Erfahrung.

»Du weißt, dass wir dich unterstützen würden. Du musst nur fragen«, sagt Santiago und Grace bestätigt das sogleich nickend und führt ihr Likörglas zum Mund.

»Danke, das ist lieb von euch, aber ich denke, ich komme klar.« Ich nippe an meinem Likör.

Santiago grinst. »Das nächste Mal bringe ich die Zutaten einfach mit. Dann kann ich uns allen einen schönen Eintopf zaubern.«

Grace und ich geben zeitgleich ein entsetztes Stöhnen von uns. »Bloß nicht wieder Puchero«, sagt sie abwehrend.

»Aber er hat wirklich gut geschmeckt. Das müsst ihr zugeben.«

Ich lege mir schützend eine Hand auf den Bauch. »Geschmeckt hat er wirklich sehr gut, aber die Blähungen danach … Du hast eindeutig zu viele Zwiebeln erwischt. Ich war nicht mehr gesellschaftsfähig.«

Grace grinst. »Sagt man nicht, verliebte Köche verzwiebeln den Puchero? Gibst du es endlich zu, dass du in den hübschen Verkäufer aus dem New Seasons Market verliebt bist?« Sie nippt an ihrem Likör.

Eine leichte Röte zeigt sich auf Santiagos attraktivem Gesicht. »Die Zwiebeln waren im Angebot, und er sagte, die wären besonders gut.«

»Du hast letztens achtzehn verschiedene Sorten Senf bei ihm ausprobiert«, sagt Grace.

Er grinst breit. »Bei der nächsten Party werdet ihr froh sein über meine umfangreichen Senf-Kenntnisse.« Er nimmt einen großzügigen Schluck Likör.

»Warum bittest du ihn nicht einfach, mit dir auszugehen? Sonst bist du doch auch nicht so schüchtern«, sage ich, denn ich weiß, dass Santiago durchaus eine große Klappe hat.

Aus großen, dunklen Augen sieht er mich an. »Und was ist, wenn er mich ablehnt?«

»Dann wird eben nichts aus der Sache, aber das weißt du vorher. Wenn du ihn nicht fragst, wird erst recht nichts draus. Du hast also nichts zu verlieren. Seit Eric mit dir Schluss gemacht hat, hast du nicht mehr gedatet.«

»Sagt die Frau, die seit beinahe zwei Jahren kein Date mehr hatte.«

Nervös streiche ich mir eine dunkelblonde Locke aus dem Gesicht. »Das stimmt so nicht. Ich hatte einige Dates.« Leider. Jedes einzelne davon habe ich bereut, auch wenn sie zugegebenermaßen einen gewissen Unterhaltungsfaktor besaßen. Um mich zu beruhigen, trinke ich einen Schluck Likör.

»Die dir von deiner verrückten Verwandtschaft aufgezwungenen Dates zählen nicht. Denk nur an den vierzigjährigen Typen mit dem karierten Hemd, Rentnerpullunder mit Rentiermuster und fettigem Seitenscheitel, der seine beinahe achtzigjährige Mutter mit aufs Date geschleppt hat.« Santiago verdreht die Augen.

Ich ächze entsetzt. »Erinnere mich nicht an dieses Albtraumdate. Die Frau war so gut wie taub. Jedes Wort, das ich gesagt habe, musste er für sie halb schreiend wiederholen. Er hat generell sehr laut gesprochen und durch das halbe Restaurant geplärrt. Was er von sich gegeben hat, war, gelinde gesagt, nicht gerade das Geistreichste. Dann hat die Alte noch ihre Kommentare dazu abgegeben, was ich ihrer Meinung nach an meinem Leben zu ändern habe. Das hat mir dann gereicht. Ich bin aufgestanden und gegangen.«

Santiago sieht mich mitfühlend an. »Das hört sich echt schlimm an. Fernanda hatte das sicherlich nicht gewusst.«

»Nein, sie war aber mit seiner Tante befreundet. Offenbar wollten die das Muttersöhnchen an die Frau bringen, aber ohne mich … Ich habe derzeit die Schnauze voll von Männern, Anwesende ausgenommen.«

Nachdenklich kräuselt Santiago die Stirn und sieht mich aus seinen schokoladenfarbenen Augen an. »Im Ernst, wann kommst du endlich über George hinweg? Er ist es nicht wert, dass du ihm weiterhin nachtrauerst. Du hast was Besseres verdient.«

Genau das Gegenteil hatte George damals gesagt. Nachdem er sich das Fett absaugen sowie eine Nasen- und eine Ohrenoperation durchführen hat lassen, war ich auf einmal nicht mehr gut genug für ihn.

Missmutig schiebe ich die Unterlippe nach vorne. »Ich trauere ihm nicht nach.«

»Und warum stört es dich dann, dass du auf der Hochzeitsfeier deiner Cousine keine Begleitung hast, nur weil du den beiden über den Weg laufen wirst? Da solltest du darüberstehen«, sagt Santiago.

»Eigentlich sollte ich das schon. Da hast du vollkommen Recht. Aber meine Schwester wird mir das demonstrativ unter die Nase reiben. Meine Mutter wird eine widerliche Mitleidsmasche abziehen, um mir eins reinzudrücken, und meine Oma wird weiterhin versuchen, mich mit gestörten Typen zu verkuppeln. Sie meint es zwar gut, aber das heißt nicht, dass es nicht immer wieder in die Hose geht. Zum Glück hat sie keine Partnervermittlung. Das wäre die erfolgloseste der Geschichte. Denk nur an Fred, der gleich am ersten Abend sämtliche Details seines bisherigen Sexlebens vor mir ausgebreitet hat, inklusive sämtlicher seiner Vorlieben und anderer Details. Beispielsweise sagte er mir, welche seiner Ex-Freundinnen gut blasen konnten, und so weiter, welche Krankheiten er schon hatte, dass er Schweißfüße hat und andere Dinge, die ich nicht wissen wollte. Widerlich.«

Santiago schüttelt sich. »Davon bist du sicherlich zutiefst traumatisiert.«

»Das kannst du laut sagen. Aber meine Oma kannte keine Gnade … Der nächste Kandidat, ein Kerl namens Elliot, hatte während unseres ersten und einzigen Dates ständig Anrufe entgegengenommen und das Date dann abgebrochen, weil jemand noch was bei ihm abliefern wollte. Eine Woche später saß er im Knast wegen Drogenverkaufs.«

Santiago lacht prustend. »Du meine Güte. Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll.« Er nimmt einen Schluck Likör und füllt unsere Gläser nach.

Grace nickt und streicht sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Dann warst du doch mit so ’nem Gestörten aus, der hat nur über seine angeblich so schlampige Ex gelästert, die ihm ein Kind anhängen will und darauf steht, den Hintern versohlt zu bekommen. Du hast wirklich ein Händchen für Männer …«

»Ja, und zum Schluss sagte er, nachdem ich die Rechnung übernehmen musste, weil er sein Geld vergessen hatte, dass er weiß, dass ich total auf ihn abfahre, weil er so heiß ist, aber ich sei überhaupt nicht sein Typ, denn ich sei ihm zu ruhig und zu langweilig. Was hätte ich denn zu seinen Lästerattacken sagen sollen? Außerdem hat er mich ja kaum zu Wort kommen lassen. Zumindest hatte es etwas Gutes: Ich war ihn schnell losgeworden. Und dann war da dieser Typ, der gleich mit mir in den Urlaub fliegen wollte. Er wollte ein Haus mit mir zusammen bauen. Ich sollte Steine schleppen. Das sagte er mir beim ersten Date! Fünf Biere später beichtete er mir, dass er eigentlich in seine Mitbewohnerin verliebt sei, die aber ständig Typen abschleppt. Er macht sich nur nicht an sie ran, weil er Angst hat, sich was bei ihr zu holen. Zu guter Letzt hat er mir noch sein Intimpiercing gezeigt … mitten in der Kneipe, in der wir uns aufhielten. Natürlich haben sie uns gleich rausgeschmissen. Wir haben jetzt beide dort Hausverbot …«

Santiago, der gerade einen Schluck Likör zu sich nehmen will, verschluckt sich dabei vor Lachen. Ich klopfe ihm auf den Rücken. Grace bekommt einen hysterischen Lachanfall, und auch ich kann im Nachhinein über die Sache lachen.

»Woher kennt deine Oma diese ganzen kaputten Typen?«, fragt mich Grace mitfühlend.

»Eigentlich kennt sie sie ja nicht alle. Es sind Verwandte ihrer Bekanntschaften, aber sie hatte mir auch Profile bei Datingplattformen angelegt, die sie selbst verwaltet. Von da an nahm das Unglück erst recht seinen Lauf … Könnt ihr jetzt verstehen, warum ich jemanden zur Hochzeit mitnehmen möchte, der sich als mein Partner ausgibt, damit ich mir das in der nächsten Zeit ersparen kann?«

»Sag ihr doch einfach, dass du keinen Typen suchst. Sonst bist du doch auch nicht auf den Mund gefallen«, schlägt Grace vor und trinkt einen Schluck Likör.

»Als hätte ich das nicht schon versucht. Sie nickt dann nur, und wenn sie mich das nächste Mal zum Essen einlädt oder mich besucht, ist da ein Kerl dabei, den ich unbedingt kennenlernen muss …«

Mitfühlend sieht Grace mich an. »Da helfen nur eine klare Ansage und eine Kontaktsperre. Du musst ihr Grenzen setzen.«

Ich seufze. »Wenn es so einfach wäre … Dann ist sie eingeschnappt und sagt, sie meine es ja nur gut … Und ich würde ja bestimmt nicht allein alt werden wollen. Wobei mich das inzwischen auch nicht mehr so abschreckt, zumindest nicht mehr, als mit einem dieser Typen zusammenzukommen.«

Santiagos Magen meldet sich lautstark. »Ich ruf mal schnell ’nen Pizzaservice an. Was möchtet ihr haben? Ich geb eine aus«, sagt Santiago.

»Das Übliche mit Tomatensauce und Peperoni, würde ich sagen«, sagt Grace.«

Ich nicke. »Yep, ist für mich in Ordnung.«

 Santiago schnappt sich sein Smartphone und setzt seine Ankündigung gleich in die Tat um, indem er für uns, wie hierzulande üblich, eine 14-Zoll-Pizza für drei Personen bestellt.

Als er das Gespräch beendet hat, packt mich die pure Verzweiflung. Mit flehendem Blick sehe ich Santiago an. »Kannst du nicht auf der Hochzeit mein Begleiter sein? Damit schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Meine Oma wird nicht mehr versuchen, mich zu verkuppeln, und meine Mom mir nicht reindrücken, dass ich keinen Mann abbekomme, weil ich so hässlich bin. Außerdem wird es sie wahnsinnig machen, dass ich ausgerechnet einen Latino anschleppe.« Seit der Scheidung von meinem Vater, einem Halbmexikaner, ist sie auf alles, was halbwegs nach Latino aussieht, allergisch.

Grace stößt die Luft hörbar aus. »Deine Schwester weiß, dass Santiago auf Männer steht. Das würde den gewünschten Effekt schon sehr schmälern. Sie ist zufällig auf dieselbe High School gegangen wie ihr. Schon vergessen?«

»Für gewöhnlich verdränge ich das. Aber Santiago könnte ja auch bisexuell sein. Schließlich hatte er auf der High School sogar mal eine Freundin, und es gab nicht wenige Mädchen und Frauen, die hinter ihm her waren.«

»Ja, ganze zwei Wochen war er mit ihr zusammen. Tut mir leid, Yasmina, aber wenn der Schwulenradar deiner Mutter einigermaßen intakt ist, schlägt er bei Santiago nicht nur aus, sondern explodiert gleich.«

Santiago nippt an seinem Likör. »Danke für die netten Worte. Leider bringt mir das auch nicht mehr Typen ins Bett. Und was ist, wenn du dir einfach einen Begleiter mietest? In den Filmen machen sie das doch ständig.«

Beflügelt von der Idee werfen wir gleich meinen alten Laptop an und googeln nach Begleitservices, Callboys und dergleichen. Nachdem wir die Preise angesehen und auch ein paar angerufen haben, schlucken wir erst mal desillusioniert. Wir kippen uns die nächste Runde Likör, um unseren Frust darin zu ersäufen. Niemals könnte ich jemanden von einem Begleitservice über ein Wochenende hinweg bezahlen. Das gibt mein Budget leider nicht mal ansatzweise her. Ich bin verloren.

Vor Schrecken wäre mir beinahe mein Glas aus der Hand gefallen, als es an der Tür klingelt.

Santiago starrt mich aus großen Augen an. »Deine Türglocke beschert mir nochmal einen Herzkasper, so laut, wie die ist.«

Ich seufze vor Selbstmitleid. »Ich kann mir weder einen Callboy noch eine neue Türglocke leisten.« Da muss ich nur an meine Möbel denken, die teilweise vom Sperrmüll stammen. Wenn meine Ausbildung fertig ist, werde ich nach und nach so einiges austauschen müssen.

Santiago seufzt. »Ich werde dir eine zum Geburtstag schenken. Aus purem Eigennutz, versteht sich.« Er erhebt sich und öffnet die Tür.

Als der Pizzabote meine bescheidene Wohnung betritt, fangen wir drei zeitgleich an zu sabbern, aber nicht wegen der lecker duftenden Pizza … Der Typ ist einfach nur umwerfend: groß, attraktiv, dunkelhaarig und weiche Knie bescherend. Ich kann mich kaum erinnern, dass mein Herz jemals so schnell geschlagen hätte.

Santiago steht direkt vor ihm und sieht ihm tief in die Augen. Im ersten Moment denke ich, er will mit ihm flirten, aber da täusche ich mich leider gewaltig.

»Hast du einen Moment Zeit, Leonardo?«, fragt Santiago, der das Namensschild auf der Brust des Pizzaboten gelesen hat.

»Ja, aber nicht allzu lange. Ich muss noch zwei Pizzen an einen Haushalt ausliefern. Ist aber hier in der Nähe.«

»Darf ich dir was zu trinken anbieten?«

Der Pizzabote schüttelt den Kopf. »Danke, nein. Im Dienst trinke ich nicht.«

»Du bist Italiener?«, fragt Santiago ihn scheinbar beiläufig, doch ich erkenne den berechnenden Ausdruck in den Augen meines besten Freundes. Er führt eindeutig etwas im Schilde.

Arglos sieht der Mann ihn aus dunklen Augen an. »Ja, aus Sizilien.«

»Du bist aber nicht zufällig ein Mitglied der Cosa Nostra?«

Der Italiener lacht, was ihn noch anziehender macht. Er ist einfach höllisch attraktiv. »Nein, ich gehöre nicht zur Mafia und falls doch, würde ich es wohl kaum gegenüber Fremden zugeben.«

»Ihr Italiener legt ja bekanntlich sehr viel Wert auf Ehre?«

Immer diese Suggestivfragen …

Leonardo nickt. »Na klar.«

»Und ihr würdet einer Frau in Not doch sicherlich helfen?«

Der kommt aber schnell zur Sache …

»Aber natürlich.«

Ich gerate so langsam ins Schwitzen, denn ich ahne, worauf das hinausläuft.

»Dann sei ein Held und begleite meine beste Freundin Yasmina zur Hochzeit ihrer Cousine. Bitte. Sie ist in Not. Ihr Ex-Freund hat sie schmählich verlassen, um mit ihrer Schwester durchzubrennen. Sie hat keinen Begleiter zu der Hochzeit, auf der sie auf beide treffen wird. Einen Begleitservice kann sie sich leider nicht leisten. Bitte hab ein Herz und hilf ihr.« Während mein bester Freund sich ereifert und seinen besten Leidender-Hund-Mitleidsblick abzieht, der selbst Steine erweichen kann, würde ich am liebsten vor Scham im Boden versinken.

Ich schlage Santiago mit der Faust leicht auf den Oberarm, um das höchstpeinliche Spektakel zu beenden. »Nein, es ist schon in Ordnung. Ich täusche einfach eine schwere Grippe vor und gehe nicht hin. Hör auf, Santiago. Das ist eine schlechte Idee.«

»Das kannst du nicht. Kim will dich als ihre Brautjungfer. Du würdest sie nie hängen lassen. Und deine Schwester würde dir ihr Glück mit George demonstrativ vor Augen führen. Solche Spielchen hat sie schon immer abgezogen. Ganz zu schweigen von deiner Oma, die dich auf weitere Horrordates schicken wird.«

Nein, ich würde Kim unter keinen Umständen hängen lassen.

Beschwörend sieht Santiago den Italiener an. »Es ist wirklich eine absolute Notlage. Mit Ausnahme ihrer Messie-Großtante Millicent, die schimmlige Marmelade sammelt, wäre Yasmina der einzige Single auf der ganzen großen Feier, und sie soll auch noch etwas früher anreisen.«

Du meine Güte, ist das peinlich. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Der Mann muss mich ja für absolut bedürftig halten. Eigentlich würde ich lieber allein gehen als mit einem Pseudo-Freund, aber ich weiß auch, dass sich daraufhin Mitleid, Häme und aufdringliche Verkupplungsversuche über mich ergießen werden. Jemanden mitzunehmen, der sich als mein Freund ausgibt, wäre tatsächlich der weniger peinliche und vor allem weniger stressige Weg, und Stress habe ich derzeit wirklich schon genug. Selbst wenn ich absage, wird man es auf meinen Single-Status und die Sache mit George zurückführen und mich mit Mitleid überschütten wie damals kurz nach der Trennung. Ganz ohne Peinlichkeiten komme ich aus der Sache ohnehin nicht raus.

»Was soll ich tun?«, fragt der Pizzabote gutmütig.

Erstaunt sehe ich ihn an. Mich würde es überraschen, wenn er bei der Sache mitspielen würde. Aber noch hat er ja nicht zugesagt.

»Du spielst ihren Freund für ein paar Tage. Sieh es als Kurzurlaub an im beschaulichen Snoqualmie in Washington. Du bekommst den Flug und die Unterkunft gratis. Die Unterkunft ist erste Sahne, und es gibt einen Blick auf den berühmten, malerischen Snoqualmie-Wasserfall. Skurrile Unterhaltungen und verrückte Verwandte werden gratis mitgeliefert. Wenn sie dich zu sehr nerven, kannst du sie ja in den Fluss werfen.« Santiago zwinkert Leonardo verschwörerisch zu.

Nun ist es Grace, die Santiago gegen den Arm schlägt. »Willst du ihm die Sache rosig machen oder ihn abschrecken? Der flieht doch schon am ersten Tag bis nach Moskau, wenn er den Sauhaufen sieht, und erwirkt eine einstweilige Verfügung.«

Santiago schenkt ihr einen genervten Seitenblick. »Danke, Grace, du bist wirklich sehr hilfreich.« Seine Stimme trieft vor Sarkasmus. Dann wendet er sich wieder dem armen Pizzaboten zu, der vermutlich gar nicht weiß, wie ihm geschieht, um ihn weiter mit seinem manipulativen und suggestiven Gerede einzuwickeln.

»Spätestens am Abend steht Yasmina mit dem Strick auf dem Tisch, weil ihre Schwester ihr demonstrativ unter die Nase reiben wird, dass sie jetzt ihren Typen hat, mit dem Yasmina vier Jahre lang zusammen und verlobt war!«

»Was für ein Schweinehund«, sagt der Pizzabote fassungslos, empört und mit Wut im glutäugigen Blick, offenbar ohne zu ahnen, dass er geradewegs in Santiagos Falle tappt.

Ich hingegen suche mir derweil ein Loch, in das ich mich verkriechen kann, da der Erdboden sich meiner nicht erbarmt und mich nicht verschluckt. Seit ich es mal sehr eilig hatte, weil mein damaliger Hund Bessy unsäglich gedrängelt hatte, ich aber erst mal selbst noch aufs Klo musste und daher mit einer hinten aus der Hose hängenden Klopapierfahne durch den Ort gelaufen bin, habe ich mich nicht mehr so geschämt.

»Und ihre Mutter wird ihr wieder mal reindrücken, dass sie nie einen Typen abkriegt, während die Omas sich überschlagen werden mit Dating-Tipps und sie auf grauenvolle Dates schicken werden«, malt Santiago ein Schreckensszenario aus.

Grace nickt und schlägt sogleich in dieselbe Kerbe. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. »Ja, sie ist mit einem vierzigjährigen Muttersöhnchen ausgegangen, der noch daheim lebt und seine Mutter mit zum Date ins Restaurant gebracht hat.«

Santiago nickt eifrig. »Und wie war es mit dem Typen, der sich während des Dates einen Tequila nach dem anderen gekippt hat, während er die gesamte Zeit über seine Ex-Freundin gejammert hat? Hat er dir am Schluss nicht auch noch auf die Schuhe gekotzt?«

An den erinnere ich mich sogar noch lebhaft, da ich den Taxifahrer für ihn bezahlt habe schon allein, um den viel zu anhänglichen Typen endlich loszukriegen. Einen über seine Ex-Freundin dauerjammernden Säufer brauche ich nicht. Danke nein, da bin ich als Single wesentlich besser dran.

Beschwörend sieht er den armen Pizzaboten an. »Auf solche Dates schickt ihre Verwandtschaft sie.«

»Das ist unglaublich«, sagt Leonardo sichtlich erschrocken.

»Meine Oma konnte nicht wissen, dass der Typ sich zusammensaufen würde. Ich bin mir sicher, dass seine Mutter ihm dafür den Hintern versohlt hat, nachdem Fernanda ihm darüber Bericht erstattet hat«, verteidige ich meine Oma.

So weit zu »Ich werde dich mit einem netten, mexikanischen Jungen bekanntmachen. Dann weißt du wenigstens mal, was ein richtiger Mann ist«, wie meine Oma damals rumgetönt hat, woraufhin mein Opa sie darauf hingewiesen hat, dass er selbst kein Mexikaner sei, und sie gefragt hat, ob er wohl in ihren Augen kein richtiger Mann sei. Schnell wendete sie ein, dass er eine rühmliche Ausnahme sei, denn sie, die große Fernanda, hätte natürlich nie einen Verlierer geheiratet.

Mitfühlend sieht der Pizzabote mich an, dabei würde ich mir von einem heißen Typen wie ihm einen ganz anderen Blick wünschen. Vor allem bin ich erstaunt darüber, dass wir ihn bisher noch nicht in die Flucht getrieben haben. Vermutlich liegt das daran, dass wir die Pizza noch nicht bezahlt haben.

»Wann ist denn das Ereignis?«, fragt er mit seiner samtigen Stimme und überrascht mich damit vollkommen.

Ich nenne ihm den betreffenden Zeitraum.

Der Pizzabote zückt sein Smartphone und tippt darauf herum. Offenbar sieht er nach, welche Termine bei ihm im entsprechenden Zeitraum anstehen.

»Ich bin dabei«, sagt er schließlich, als er sein Smartphone wieder in der Tasche seiner Jeans verstaut hat.

Sowohl Grace als auch Santiago und ich starren den Mann überrascht an. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er zusagen könnte.

Obwohl er noch immer etwas überrumpelt wirkt, scheint er sich darüber klar zu sein, auf was er sich einlässt. Ich bin überrascht, dass er bei dieser Sache mitmacht, aber vielleicht gibt es ja doch noch den Ritter auf dem weißen Pferd, einen Retter, einen Gentleman, der mir hilft aus reiner Nächstenliebe.

»Du bist wirklich dabei?«, fragt Grace ungläubig.

Er nickt. »Ich mache es.«

Ich starre den attraktiven Mann noch immer erstaunt an und frage mich, wie Santiago das hingekriegt hat mit all seinen Manipulationen, da gibt Letzterer uns schon konkrete Anweisungen. Ich werde angewiesen, Leonardo den Flug und die Uhrzeit zu nennen sowie ihn abzuholen. Dieser erklärt sich jedoch bereit, an besagtem Tag vor meiner Tür zu stehen. An Santiago wäre ein Sklaventreiber verlorengegangen.

Santiago bezahlt die Pizza und gibt dem Mann ein großzügiges Trinkgeld.

Zuletzt tauschen Santiago und der Pizzabote, der sich uns als Leonardo Venturi vorstellt, Handynummern aus, indem Santiago einfach kurzerhand die Handynummer des Pizzaboten auf meinem Smartphone einspeichert und meine Nummer bei ihm. Kurz vor und während des Fluges nach Seattle würden Leonardo und ich die wichtigsten Dinge besprechen. Da wir einige Tage vor der geplanten Trauung eintreffen, könnten wir die restlichen Informationen vor Ort austauschen.

Somit entlässt Santiago den Mann, damit er wieder seiner Arbeit nachgehen kann. Insgesamt haben wir ihn nur zehn Minuten aufgehalten. Ich hoffe, die restlichen auszuliefernden Pizzen sind während dieser Zeit nicht kalt geworden und er bekommt keinen Ärger, nur weil er hilfsbereit ist.

Als Santiago die Tür hinter ihm schließt, sieht er uns mit einem triumphierenden Grinsen an. »Der Typ ist heiß. Und er wird dein Begleiter sein auf der Hochzeit. Deine Schwester wird grün vor Neid werden.«

»Aber besitzt er überhaupt einen Anzug als Pizzabote? Und du weißt ja, wie Yasminas Familie ist«, gibt Grace zu bedenken, als sie den auf dem Tisch stehenden Pizza­karton öffnet und sich ein Stück daraus nimmt.

Santiago verdreht ungeduldig die Augen. »Man kann sich einen Anzug leihen. Er wird Yasmina schon nicht blamieren.« Auch er nimmt sich ein Stück der lecker duftenden Pizza.

»Ich befürchte eher, dass er absagen wird, wenn er erst mal Zeit hatte, das alles zu überdenken. Du hast ihn überrumpelt und manipuliert«, sage ich.

Santiago grinst. »Habe ich nicht. Ich habe nur an seine Ehre appelliert.«

Grace nickt. »Warum hat er sich dann darauf eingelassen?«

»Glaub mir, für diesen Typen zählt Ehre noch etwas. Und er ist hilfsbereit. Solche Menschen gibt es tatsächlich noch.«

Grace verdreht die Augen. »Träum weiter, Santiago.«

Ich seufze. »Schön wäre es ja …« Ich schnappe mir ein Stück Pizza und beiße herzhaft hinein.

»Nur weil du und Yasmina Arschlöcher erwischt habt, heißt das nicht, dass es nicht auch noch anständige Männer gibt. Seht mich an!«

Feixend grinst Grace ihn an. »Ja, ja, lass mich raten: Zum Glück bist du schwul, sonst würden dir sämtliche Frauen die Tür einrennen. Den Typen hast du so niedergequatscht, dass er vermutlich nicht mehr geradeaus sehen kann, aber den anderen Kerl im Supermarkt traust du dich nicht, um ein Date zu bitten.«

»In den bin ich verliebt. Das ist was anderes. Leonardo ist ein Fremder, den ich nie wiedersehen werde, es sei denn, wir bestellen noch mal was beim La Luna. Außerdem ist er nicht schwul.« Santiagos Blick fällt auf mich. »Klapp deinen Mund zu, wisch dir den Sabber weg und überlege dir, was du für Kims Hochzeit benötigst. Wir gehen morgen Klamotten kaufen bis zum Umfallen.«

»Ich habe nicht gesabbert.«

Santiago grinst frech. »Aber du warst nahe dran.« Er beißt in seine Pizza.

Dem entgeht gar nichts. »Du allerdings auch. Ich habe nur leider zurzeit nicht viel Geld.«

»Das macht nichts. Ich wäre nicht schwul, wenn ich nicht wüsste, wo man günstig tolle Klamotten herbekommt, auch Second Hand, wenn das für dich in Ordnung ist.« Sein Blick gleitet über meine zerrissene Jeans, die alten, ausgetretenen blau-schwarzen Sneakers und den ausgewaschenen, erdbeerroten Hoodie, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen hat. »Du könntest wirklich ein paar neue Sachen gebrauchen.«

Da hat er leider nicht mal so unrecht.

 

Am nächsten Vormittag, nachdem ich meinen Rausch ausgeschlafen und meine Gehirnleistung, so weit das nach solch einem Abend eben möglich ist, wiederhergestellt ist, sehe ich alles ganz anders. Wir haben den armen Mann überrumpelt. Leonardo wird mich hängen lassen. Warum sollte er mir helfen, wenn er mich nicht mal kennt?

Es ist schlimm, dass ich gestern Abend unter Alkoholeinfluss noch etwas sehr Dummes getan habe, womit ich mir einige Schwierigkeiten eingebrockt habe. Trotzdem ist es nicht richtig, ihn in etwas hineinzudrängen.

Reflexartig greife ich nach meinem Smartphone. Er hat noch nicht angerufen, obwohl Santiago meine Nummer in seinem Smartphone eingespeichert hat. Auch Leonardos Nummer ist bei mir eingespeichert. Ich sollte die Nummer zumindest auf ihre Richtigkeit testen. Manche Leute machen sich einen Scherz und geben anderen eine falsche Telefonnummer, um sich ohne weitere Diskussionen aus solch einer Lage zu befreien.

Zögerlich öffne ich die SMS-Funktion meines Smartphones und beginne zu tippen.

Hallo Leonardo,

vielen Dank für Deine gestrige Zusage. Das ist wirklich sehr lieb von Dir. :-)

Falls wir dich überrumpelt haben, so tut mir das leid. Du musst es nicht tun, aber wenn Du es trotzdem tun willst, bedeutet mit das viel.

Gruß Yasmina

Schnell drücke ich auf senden, bevor mich der Mut verlässt.

Ich schalte das Display wieder aus und kaue nervös auf meiner Unterlippe.

Dann erhebe ich mich, um mir eine zweite Tasse Kaffee einzuschenken. Noch immer bin ich nicht richtig wach.

Ich überlege, ob mein Magen bereits ein paar Spiegeleier verträgt, da gibt mein Smartphone den leisen Signalton von sich, der besagt, dass ich eine neue Nachricht erhalten habe.

Neugierig nehme ich mein Smartphone in die Hand und lese überrascht Leonardos Mitteilung.

Hallo Yasmina,

danke für Deine Nachricht.

Niemand bringt mich dazu, etwas zu tun, das ich nicht will, auch Dein Freund nicht. Ich helfe gerne und werde mit Dir zu dieser Hochzeit gehen.

Gruß Leonardo

Mein Herz klopft schneller vor Freude bei seinen Worten. Ich tippe sogleich zurück.

Hallo Leonardo,

danke. DANKE! :-) Ehrlich, das bedeutet mir sehr viel. Ich habe Dir etwas zu beichten.

Gruß Yasmina

Seine Antwort kommt sogleich. Ich bin ja so aufgeregt.

Hi Yasmina,

etwas zu beichten? Dabei sind wir nicht mal in einer Beziehung. Du fängst früh an. ;-)

Gruß L

Mit leicht zitternden Händen tippe ich eine Antwort.

Hallo Leonardo,

wir hatten gestern noch eine Flasche von diesem heimtückischen argentinischen Likör getrunken. Das war wohl die Ursache dafür, dass ich gestern Abend meine Mutter angerufen habe, um ihr von meiner Verlobung mit Dir zu berichten. Es war wirklich eine schlechte Idee von mir, denn sie wird gewiss nicht glauben, dass ich mich verlobt habe.

Ich hoffe, Du bist mir nicht böse.

Ich brauche Dich. Okay, das klingt jetzt so erbärmlich.

Gruß

Yasmina

Kurz überlege ich, die letzten beiden Sätze zu löschen, doch versehentlich löse ich das Senden aus. Da spricht eindeutig der Restalkohol aus mir.

Hi Yasmina,

auch das kriegen wir hin. Was ist Deine Ringgröße? Es wird allerdings ein günstiger.

Gruß L

Meine Ringgröße? Mein Herz klopft schneller vor Freude. Er zieht es durch. Er rettet mich aus dieser peinlichen Lage, in die ich mich selbst manövriert habe. Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen.

Hi Leonardo,

mein Dank wird Dir ewig hinterherschleichen.

Meine Ringgröße ist 7.6.

Ich bin Dir was schuldig. Wenn ich Dir irgendwann mal einen Gefallen tun kann, lass es mich wissen. Danke!

Gruß Yasmina

PS Warum willst du es eigentlich tun?

Ich drücke auf senden. Die Frage musste ich stellen, denn das ging ja schon fast zu glatt. Es gibt selten Leute, die einfach so etwas für jemanden tun, selbst wenn dieser aus dem Bekanntenkreis stammt. Für ihn bin ich eine völlig Fremde. Ob da etwas faul ist oder bin ich einfach zu misstrauisch?

Vielleicht träume ich auch nur, erwache in ein paar Minuten und werde feststellen, dass ich doch alleine zu der Hochzeit gehen und mir die ganzen mitleidigen Blicke, entsprechende Äußerungen und in der Folge Verkupplungsversuche über mich ergehen lassen muss. Allerdings hatte ich in meinen Träumen noch nie solch einen üblen Kater.

Die Antwort erfolgt nur wenig später.

Hi Yasmina,

weil ich, wenn ich in Deiner Situation wäre, mir wünschen würde, das würde jemand für mich tun.

Gruß Leonardo

Treibt ihn Mitleid oder Mitgefühl an? Wie dem auch sei, das Mitleid, die ständigen Fragen und vor allem die Verkupplungsversuche meiner Verwandtschaft sind schlimmer als das Mitleid oder Mitgefühl eines Mannes, den ich vermutlich niemals wiedersehen werde nach jenem Wochenende. Aber lieb finde ich es schon von ihm, mir auszuhelfen.

Hallo Leonardo,

danke. Es gibt also doch noch den Ritter auf dem weißen Pferd …

Gruß Yasmina

Bevor ich weiter darüber nachdenke, habe ich bereits auf Senden gedrückt. Du meine Güte, ist das klischeebehaftet.

Eine Antwort bekomme ich gleich umgehend.

Hallo Yasmina,

ich habe zwar kein weißes Pferd, aber meine Vespa ist tatsächlich weiß. ;-) Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit, dass wir darauf eine Runde zusammen drehen. :-)

Gibt es spezielle Kleidungsvorschriften oder eine Hochzeitsfarbe?

Bis dann.

Gruß Leonardo

Bei seiner Äußerung über die Vespa schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Der Mann hat Humor. Das gefällt mir. Überrascht lese ich seine Frage. Er interessiert sich also wirklich für das bevorstehende Ereignis und macht sich Gedanken darüber.

Hallo Leonardo,

danke der Nachfrage. Die Hochzeitsfarbe ist ein heller Fliederton. Aber die gilt nur für die Brautjungfern, das Blumenmädchen und die Trauzeugen. Andere spezielle Kleidungsvorschriften gibt es nicht.

Bis dann.

Gruß Yasmina

Das wäre also geklärt. Ich habe einen Begleiter für die Hochzeit. Erleichtert atme ich auf.