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Cover

Nr. 300 – Alarm im Sektor Morgenrot

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Nr. 301 – Die Plattform dies Schreckens

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Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Nr. 302 – Gestatten, Gucky und Sohn!

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

Nr. 303 – Im Labyrinth des Todes

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Die Hauptpersonen des Romans

1.

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4.

Nr. 304 – Überfall auf Old Man

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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4.

Nr. 305 – Die Stunde der Hypno-Kristalle

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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5.

Nr. 306 – Keine Rettung für Schlachtschiff OMASO

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 307 – Die Macht der Gläsernen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 308 – Grüner Mond über Jelly-City

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 309 – Die Sklavenwelt von Magellan

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 310 – Das Geschenk der Zeitreisenden

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Die Hauptpersonen des Romans

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6.

Nr. 311 – Tödliche Fracht nach Danger I

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 312 – Das Geheimnis der Regenwelt

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 313 – Im Lager der Löwenmenschen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 314 – Chaos über Modula

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 315 – Kreuzfahrt durch Magellan

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 316 – Der Sprung ins Verderben

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 317 – Terror auf dem Kristallplaneten

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 318 – Die Zentrale der Freischärler

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 319 – Der Phantomsender

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 320 – Operation Blitz

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 321 – Zwischenfall im Tiger-Sektor

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 322 – Ein Gigant erwacht

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 323 – Die Zeitpolizei

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 324 – Im Nichts gestrandet

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 325 – Das Zeitexperiment der Verbannten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Schluß

Nr. 326 – Gucky und der Golem

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Die Hauptpersonen des Romans

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6.

Nr. 327 – Die vier Unheimlichen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 328 – Die Flotte der gläsernen Särge

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 329 – Ein Planet läuft Amok

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 330 – Ein Mann wie Rhodan

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 331 – Aufstand der Menschheit

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 332 – Kampf um den Neptunmond

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 333 – Das Meer der Träume

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 334 – Im Arsenal der Giganten

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 335 – Drei gegen OLD MAN

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 336 – Gucky und der Vakupath

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 337 – Kontakte mit Unbekannt

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 338 – Die stählerne Zitadelle

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 339 – Die Kammer der tausend Schrecken

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 340 – Kreuzwege im Kosmos

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 341 – Der planetarische Kerker

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 342 – Die Bestien sollen sterben

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 343 – Planet der tausend Freuden

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 344 – Die Kidnapper des Auserwählten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 345 – Verfolgungsjagd im Halbraum

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 346 – Warnung aus dem Jenseits

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Die Hauptpersonen des Romans

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6.

Nr. 347 – Die Sucher von M 87

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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12.

Nr. 348 – Die kosmische Falle

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 349 – Die Partisanen von der CREST

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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9.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

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Nr. 300

 

Alarm im Sektor Morgenrot

 

Sie jagen den König der Freihändler – dann werden sie selbst gejagt

 

von K. H. SCHEER

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Liebe Perry-Rhodan-Leser und SF-Freunde!

Am 26. März 1961 wurde der erste Roman der Perry-Rhodan-Serie beendet und an den Moewig-Verlag zur Drucklegung abgeliefert.

Damals, vor mehr als sechs Jahren, hatten die Verlagsleitung, das Autorenteam und das Lektorat nach sorgfältiger Planung damit begonnen, eine Geschichte der MODERNEN MENSCHHEIT zu veröffentlichen.

Die Perry-Rhodan-Serie entstand!

Zu jener Zeit ahnte noch niemand, welch gewaltige Problemstellung auf alle Beteiligten zukam. Teamautoren, Geschäftsführung, Lektorat und die koordinierende Redaktion erkannten erst ein halbes Jahr später in voller Konsequenz, wie schwierig es war und noch immer ist, eine unter vielen möglichen Entwicklungen der Menschheit exakt, logisch, sprachlich einwandfrei und in denkbarer Ausweitung technischer Erkenntnisse zu schildern.

Das ist gelungen! Perry Rhodan ist zur größten und bedeutendsten Weltraumserie der Welt geworden. Den vielen Freunden dieser modernen Menschheitsgeschichte soll an dieser Stelle und anläßlich des Jubiläumsbandes 300 für ihre Treue zu Perry Rhodan gedankt werden.

Wir, die am Perry-Rhodan-Werk Beteiligten, danken auch für die vielen, vielen Leserzuschriften und Vorschläge, die im Verlauf dieser sechs Jahre bei den Autoren und der Redaktion eingegangen sind. Gleichzeitig bitten wir unsere Leser wegen der Nichtbeantwortung vieler Briefe sehr herzlich um Entschuldigung.

Dies gilt besonders für die Teamautoren und die Redaktion. Niemand unter uns ist auch nur annähernd in der Lage, die Berge von Zuschriften, Fragen und Vorschläge aller Art zu bearbeiten; es sei denn, wir würden die verfügbare Zeit nur noch für die Beantwortung Ihrer Briefe verwenden.

Wir bitten um Verständnis und Toleranz. Selbstverständlich wird jede Zuschrift gelesen und – falls sie gute Ideen enthält – sogar in die Serie eingebaut. Unser Stillschweigen soll und darf niemals mit Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit oder gar Überheblichkeit identifiziert werden. Wir wissen, daß die Zuschriften der Rhodan-Freunde schon wegen der darin enthaltenen Kritik unschätzbar wertvoll sind. –

Nunmehr, sechs Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes, beginnt der siebte Zyklus in der Geschichte der modernen Menschheit. Das Jahr 2435 n. Chr. stellt Perry Rhodan und die mit ihm handelnden Personen vor Probleme, die niemand ersehnte und die dennoch auf das Solare Imperium zukommen.

Der Menschheit sind nur dreißig Jahre der Ruhe, des Friedens und des internen Aufbaues gegönnt worden. Dann unterliegt sie wieder einem ungeschriebenen Gesetz, dem alle bedeutenden Völker der Milchstraße unterworfen sind. Eine galaktische Großmacht vom Range des Solaren Imperiums kann immer nur eine gewisse Zeit unangefochten ihren Weg gehen. Danach aber wird sie unausbleiblich in den Strudel von Ereignissen gezogen werden, die deshalb nicht ignoriert werden können, weil diese Großmacht ihre mühevoll aufgebaute Position wahren muß, wenn sie nicht untergehen will.

Auch Perry Rhodan muß erkennen, wie schwer die Verantwortung für das Wohlergehen von Milliarden Menschen zu tragen ist.

Dies zu schildern, ist nach wie vor die Aufgabe und Zielsetzung aller Männer, die am Entstehen der Perry-Rhodan-Serie beteiligt sind.

Wir geben unser Bestes – Für SIE und für alle Menschen in dieser Welt, die sich auf Grund ihrer Lebenseinstellung schon heute TERRANER nennen dürfen.

Wir verbleiben mit herzlichen Grüßen an alle Perry-Rhodan-Freunde,

Ihre

PERRY-RHODAN-Redaktion

(Original-Vorwort von 1967)

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Der Lordadmiral wird zum Duell gefordert.

Roi Danton – König der kosmischen Freihändler.

Oro Masut – Ertrusischer Diener und Leibwächter »König« Dantons.

Rasto Hims – Stellvertretender Kommandant des Freihändlerschiffs FRANCIS DRAKE.

Major Kary Akanura – Kommandant des Leichten Kreuzers KOBE.

Oberst Don Redhorse – Der Cheyenne setzt alles auf eine Karte, um seinen Chef zu retten.

Prolog

 

Nach dem siegreichen Abschluß des Kampfes gegen die Meister der Insel im Februar 2406 hatten die führenden Männer der Menschheit erkannt, daß das Solare Imperium im Verlauf der Abwehrschlachten die Grenzen seiner wirtschaftlichen und militärischen Macht überschritten hatte.

Die außenpolitische Situation im Gebiet der Milchstraße und die finanziellen Aufwendungen beim Ausbau neuentdeckter Welten machten es erforderlich, die im Andromedanebel operierenden Verbände der Solaren Flotte sofort zurückzuziehen. Das Sternenreich stand vor dem Ruin.

Perry Rhodan, Großadministrator des Solaren Imperiums (Aktivatorträger), gelang es durch die Fürsprache des Arkoniden Atlan, Regierender Lordadmiral der USO (Aktivatorträger), das im Februar 2406 unterzeichnete Nichtangriffs- und Beistandsabkommen mit den Maahks zu einem dauerhaften Friedensvertrag und Freundschaftsbündnis mit Handelsrechten auszudehnen.

Rhodans Streben nach interner Solidität und Vermeidung bewaffneter Auseinandersetzungen hatte fast dreißig Jahre lang Erfolg. Die Menschheit erlebte eine Blütezeit ungeahnten Ausmaßes; Stellung, Ansehen sowie wirtschaftliche und militärische Macht des Solaren Imperiums erreichten einen neuen Höhepunkt.

Die solare Außenpolitik wurde auf das Ziel ausgerichtet, den Frieden unter allen Umständen zu wahren. Kleinere Revolten wurden auf dem Verhandlungswege beigelegt.

Zu Beginn des Jahres 2435 n. Chr. beherrschte oder verwaltete das Imperium 1151 von Menschen besiedelte Sonnensysteme.

Der Geschichtsschreibung ist nicht überliefert, von welchem terranischen Staatsmann der Plan stammte, das Autarkiegesetz zu reformieren und es mit bemerkenswerten Änderungsvorschlägen dem Solaren Parlament vorzulegen. Der Antrag wurde von den demokratisch gewählten Vertretern der Menschheit mit Zweidrittel-Mehrheit gebilligt und erlangte somit Gesetzeskraft.

Die bisher gültige Verordnung zur Autarkiegewährung für neubesiedelte Welten stieß lediglich bei jenen jungen Kolonialvölkern auf Widerstand, denen es aller Voraussicht nach gelungen wäre, nach dreißigjähriger Besiedlungsdauer die industrielle, ökonomische und kulturelle Unabhängigkeit von der Mutterwelt Terra zu erreichen.

Mit der Verabschiedung des neuen Autarkiegesetzes wurde die Zeitspanne bis zur Unabhängigkeitsgewährung von ehemals dreißig Jahren auf hundert Jahre hinaufgesetzt, gerechnet vom ersten Tage der Landung an.

Die innenpolitischen Vorteile, die das Imperium damit errang, waren nicht zu übersehen. Terra besaß plötzlich das Recht, alle Neuwelten sieben Jahrzehnte länger zu kontrollieren und unerwünschte Entwicklungen rechtzeitig in geordnete Bahnen zu lenken.

Etwa zwanzig Jahre vor diesen Ereignissen, zu Beginn des Jahres 2415, stießen terranische Wachschiffe unverhofft auf die ersten Kugelraumschiffe der Kosmischen Freihändler.

Zahlreiche Kontrollen bewiesen, daß diese hochmodernen Handelsfahrzeuge ausschließlich von Besatzungen menschlichen Ursprungs bemannt wurden. Wenig später wurde von der Solaren Abwehr ermittelt, daß die Freihändler, auch Freifahrer genannt, über einen Stützpunktplaneten mit umfassenden technischen Einrichtungen, Ersatzteillagern und Automatwerften verfügten.

Da kein Freihandelskapitän jemals seine menschliche Abstammung dazu benutzte, um seine Rechte auf die solare Raumfahrt-Zulassungspolice mit allen Zoll-, Hafen- und Gebührenvergünstigungen geltend zu machen, war es dem Imperium nicht möglich, die für die private Raumschiffahrt geltenden Gesetze auch im Falle der Freifahrer zur Anwendung zu bringen.

Das Vorhaben terranischer Schiffahrtsgesellschaften und anderer Monopolbetriebe, die Freifahrer auf dem Klagewege aus dem Raum zu verdrängen, schlug fehl.

Ein gewaltsamer Versuch der Springer, die bis zum Jahre 2415 das Privileg in Anspruch nahmen, alleine freien Handel betreiben zu dürfen, wurde von den Kosmischen Freifahrern überraschend zerschlagen. Die Raumschlacht im Urbtridensektor zwischen Springern und menschlichen Freifahrern endete mit schweren Verlusten für die aus den Arkoniden hervorgegangenen Springer. Die Solare Flotte griff nicht ein.

Die galaktische Position des Freihändler-Planeten blieb geheim. Als sich nach fünfjähriger Kontrollarbeit der solaren Nachrichtendienste erwies, daß die Freihändler niemals gegen die fundamentalen Sicherheitsgesetze verstießen und niemals versuchten, das Wohl der Menschheit zu schädigen, wies Perry Rhodan die Abwehr und die Flottenführung an, die Freifahrer unbehelligt zu lassen.

Im Jahre 2435, kurz nach der Verabschiedung der Autarkiereform, wiesen die Freifahrer nach, daß sie über eine Flotte von etwa 7500 bewaffneten Handelsraumschiffen modernster Bauart verfügten. Sie waren zu einer unübersehbaren Wirtschaftsmacht in der Milchstraße geworden.

Ihr Oberhaupt, der sogenannte »Kaiser« Lovely Boscyk, stellte mit Beginn des 25. Jahrhunderts den Antrag auf politische Anerkennung durch das Imperium. Perry Rhodan lehnte mit der Begründung ab, die Freifahrer könnten weder als terranische Kolonisten noch als Nachkommen einer ursprünglich vom Imperium gegründeten Handelsgesellschaft angesehen werden. Durch diesen Beschluß blieben die Freifahrer eine politisch außenstehende Gruppe ohne Stimmrecht ihres Abgeordneten im Solaren Parlament.

In den Akten der Abwehr wurden sie nach wie vor als »suspekt« bezeichnet.

Die Geschichtsforschung beweist jedoch, daß die Freihandelskapitäne, die sogenannten »Fürsten«, niemals ernsthaft gegen das menschliche Wohl verstießen. Fälle verbrecherischer Tätigkeit wurden nicht bekannt. Allerdings stellt die Chronik fest, daß sich fast alle Kapitäne und Schiffseigner in vielen Fällen an den Grenzen des Erlaubten bewegten. Für die »Fürsten« war es selbstverständlich, bei neuentdeckten Primitivvölkern billige Gebrauchswaren gegen kostbare Rohstoffe und Konsumgüter aller Art einzutauschen.

Man nannte die Freihändler »charmante Gauner«, die es immer wieder verstanden, durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen.

Die bemerkenswerteste Persönlichkeit unter den Freifahrern war als Roi Danton bekannt.

Während »Kaiser« Lovely Boscyk lediglich die Rolle eines mit Repräsentationsaufgaben betrauten Oberhauptes spielte, fungierte Roi Danton allem Anschein nach als Befehlshaber der Freihändler.

Niemand wußte, wer Roi Danton tatsächlich war, woher er stammte und wo er seine hervorragende Ausbildung als Kosmonaut und Hochenergietechniker erhalten hatte.

Roi hatte den Namen eines Revolutionärs angenommen, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts bei der Beseitigung der menschenunwürdigen Feudalherrschaft entscheidend mitgewirkt hatte.

Roi Danton war grundsätzlich nach der Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts gekleidet. Er gab und bewegte sich wie ein seinerzeit lebender Feudalherr, ahmte die einem modernen Menschen abartig erscheinenden Gesten und Redewendungen nach und schockierte damit seine Umwelt. Dennoch konnte die Solare Abwehr, vordringlich aber die USO, schon 2435 feststellen, daß dieser undurchsichtige »König« der Freihändler ein loyal denkender Mensch war, dem außer kleinen Täuschungsaffären auf unbekannten Primitivplaneten keine verwerflichen Taten nachzuweisen waren.

Am 25. August 2435 n. Chr. wurde das Imperium nach einer dreißigjährigen Periode des Friedens und des internen Aufbaues plötzlich in ein kosmisches Geschehen verwickelt, das innerhalb weniger Wochen zu einer katastrophalen Bedrohung wurde. Der Großadministrator war erneut gezwungen, die Solaren Notstandsgesetze anzuwenden und die absolute Macht im Staate zu beanspruchen.

Mit Rhodans Startbefehl für die Heimatflotte begann die siebte Epoche in der Geschichte der modernen Menschheit.

(Auszug aus der Enzyklopaedia Terrania, Speicherpositronik NATHAN-Luna, Abrufzeichen Schlüsselgruppe XXXIV, Symbolwandler AZ-2436/NAL 008576, Mikrofilm liegt in Textkürzung vor. Originaltext einsehbar nur mit Genehmigung der Solaren Abwehr ...)

1.

 

Leutnant Gazil Rhombat, Offizier vom Dienst und für die Zeitspanne von zwölf bis achtzehn Uhr Befehlshaber der »Innenwache«, traute seinen Augen nicht.

Es war 17:26 Uhr, am 25. August 2435. Rhombat hatte sich vor zehn Minuten entschlossen, die beiden Posten an der Pforte des kleinen Privatparks zu inspizieren. Die Grünanlage war den Wohnräumen des Großadministrators angegliedert und diente zur Erholung des am meisten beschäftigten Mannes im Imperium.

Weit entfernt starteten und landeten die bläulich schimmernden Kugelriesen der Heimatflotte. In der Luft lag ein dumpfes Grollen und Rumoren, das eigentlich niemals ganz verstummte. Man hatte sich daran gewöhnt. Die Einwohner Terranias, der größten und modernsten Stadt der Erde, bezeichneten es spöttisch als »Göttergesang«.

Das war es aber nicht, was Leutnant Rhombat den Atem verschlug.

Er hatte die Posten kontrolliert, die Sauberkeit der Uniformen überprüft, und war dann einige Schritte in den Park hineingegangen. Die Wachsoldaten hatten ihm mitgeteilt, Perry Rhodan hätte vor einer halben Stunde Arbeitsraum III über die breite Freitreppe verlassen, um – wie es schien – die Fische in dem prächtigen Zierteich zu füttern.

Rhombat beabsichtigte keineswegs, den Großadministrator in irgendeiner Form zu stören. Er wollte nur einmal nachschauen, ob alles in Ordnung war. Es gehörte zu seinen Aufgaben.

Wenn er dieses »Nachschauen« von Rhodan unbemerkt erledigen konnte, hatte er seine dienstlichen Obliegenheiten geschickt und gewissenhaft erfüllt.

Also schritt der Offizier der Innenwache auf den Zehenspitzen über den breiten Kiesweg und lugte vorsichtig um die Ecke eines Gewächshauses herum, in dem Rhodan oft Ablenkung suchte.

Bei diesem Blick um die Ecke wäre Rhombat vor Schreck beinahe in den Boden versunken.

Perry Rhodan, das Idol von Milliarden Menschen, gefiel sich darin, eine bildhübsche junge Dame zu umarmen, ihr über die dunkelblonden Haare zu streichen und sie sogar zu küssen.

Leutnant Gazil Rhombat war nur ein Mensch; dazu noch ein Mensch, der seinen Oberbefehlshaber liebte und verehrte.

Es kam Rhombat nicht in den Sinn, Rhodan für dieses Verhalten verantwortlich zu machen. Rhombat war felsenfest davon überzeugt, daß sein Chef in die Fänge eines gewissenlosen Geschöpfes geraten sei.

Selbstverständlich besaß er nicht das Recht, wie ein Racheengel zu erscheinen und seinen Chef darauf aufmerksam zu machen, daß Mory Rhodan-Abro mindestens eintausend Lichtjahre entfernt weilte und daher ein Treuebruch in dieser Form noch widerwärtiger sei, als wenn Mory im Gästehaus der Administratur von Terrania gewohnt hätte.

Nein – das stand Rhombat nicht zu! Da er jedoch zur Solaren Abwehr und überdies zur speziell geschulten Leibwache des Großadministrators gehörte, handelte er auf andere Weise.

Rhombat zog sich leise zurück und rannte zu den beiden Posten hinüber. Die Männer entsicherten automatisch ihre Thermostrahler, als sie ihren Wachoffizier im Sprintertempo näherkommen sahen.

Rhombat blieb stehen, umfaßte die Oberarme der verblüfften Soldaten und zog sie vom Tor weg. Seine Stimme klang erregt.

»Hören Sie genau zu! Der Chef hält es für richtig, eine junge Dame zu küssen. Halten Sie den Mund, Sergeant. Jetzt rede ich! Ich habe keine Ahnung, wer dieses Frauenzimmer ist, das sich hier erdreistet, die menschlichen Schwächen unseres Chefs auszunutzen. Er muß sie durch einen der Geheimgänge eingelassen haben, oder wir hätten sie bemerkt. Sie sollen immer noch den Mund halten, Sergeant!«

Rhombat schaute nervös zur Pforte hinüber und zog die Männer noch tiefer in die Sichtdeckung blühender Ziersträucher.

»Hier Ihre Befehle. Sie lassen niemand in den Park hinein, egal, wer immer den Eintritt fordern mag. Verweigern Sie jede Auskunft. Verschanzen Sie sich hinter meinem Befehl. Ich verantworte das. Niemand darf den Chef in dieser verfänglichen Situation beobachten. Ist das klar? Ich verpflichte Sie zu unverbrüchlichem Stillschweigen. Ein Wort, und ich bringe Sie wegen Eidesverletzung vor ein Kriegsgericht der Abwehr. Ich meine es verdammt ernst! Sie haben über alles zu schweigen, was Sie während Ihrer dienstlichen Tätigkeit sehen und hören. Noch Fragen?«

»Endlich«, seufzte der Sergeant. »Sie hätten mir nicht dauernd das Wort verbieten sollen, Sir. Da hinten kommt Solarmarschall Julian Tifflor. Es sieht ganz so aus, als wollte er in den Park. Was nun, Sir? Wir können doch nicht einen Marschall ...!«

»Schweigen Sie«, unterbrach der Leutnant. Er war blaß. »Gehen Sie ans Tor zurück und sperren Sie den Zugang. Ich spreche mit dem Marschall.«

Julian Tifflor, groß, schlank und infolge seines Zellaktivators noch immer jungenhaft wirkend, wunderte sich über die verkrampften Gesichter der drei Männer. Rhombat grüßte in vorbildlicher Haltung.

Tifflor legte flüchtig die Hand an den Schirm der Dienstmütze und ging so selbstverständlich auf die Pforte zu, wie er immer darauf zugegangen war.

Rhombat rannte an ihm vorbei und stellte sich ihm mit ausgebreiteten Armen in den Weg.

Der junge Leutnant wußte, daß er Rang, Ansehen und Laufbahn aufs Spiel setzte. Tifflor gehörte zu den wenigen Vertrauten, die Rhodan jederzeit ohne besondere Anmeldung aufsuchen durften.

»Sir – es tut mir außerordentlich leid, aber ich muß Ihnen den Eintritt verwehren«, sagte er hastig. Sein schmales Gesicht zuckte in innerer Erregung.

Julian Tifflor verhielt den Schritt und betrachtete erstaunt das schweißüberströmte Gesicht des Wachoffiziers.

»Wie bitte? Was müssen Sie?«

»Sir, es tut mir leid, Sie dürfen heute nicht den Park betreten. Sir, bitte, seien Sie vernünftig. Vielleicht in einer Stunde, ich meine ...!«

Rhombat suchte nach Worten. Es war ungeheuerlich, einem der höchsten Offiziere des Imperiums zu raten, er solle »vielleicht in einer Stunde« wiederkommen.

Tifflor musterte den jungen Mann unbewegt. Er bemerkte auch, daß Rhombat offenbar unbewußt an seiner Waffentasche herumfingerte und den Sicherungsschalter des Impulsstrahlers auf Feuerstellung schob.

Tifflor beherrschte sich. Nur seine Stimme klang sehr kühl.

»Sie müssen entweder geistig verwirrt oder betrunken sein. Im ersten Falle werde ich Ihnen verzeihen und Sie zu einem Arzt schicken. Sollten Sie jedoch betrunken sein, werde ich Sie mit aller Härte bestrafen. Melden Sie sich sofort beim Chef des Palastkommandos. Sie werden abgelöst. Und nun geben Sie gefälligst den Weg frei.«

Rhombat handelte nun tatsächlich wie ein Geisteskranker. Er zog seine Waffe und richtete die Mündung auf den Marschall. Tifflor verfärbte sich. Hilfesuchend sah er zu den Soldaten hinüber, doch sie trafen keine Anstalten, ihm behilflich zu sein.

»Ist – ist das eine Revolte?« erkundigte sich Tifflor stockend.

»Nein, Sir, nein, um Himmels willen nein. Sir, mir bleibt keine andere Wahl! Bitte, entfernen Sie sich. Ich ...!«

»Zu spät, Leutnant«, sagte der Sergeant plötzlich laut. »Drehen Sie sich um. Der Chef kommt soeben um das Gewächshaus herum – mit dieser Person!«

Rhombat ließ die Waffe sinken. Seine Schultern zuckten. Tifflor sah zu dem langsam näherkommenden Paar hinüber und winkte geistesabwesend. Er begann erst zu begreifen, als Rhombat fast schluchzend sagte:

»Sir, ich wollte verhindern, daß der Chef mit – mit diesem verworfenen Geschöpf gesehen wird; egal von wem. Sir, der Chef ist verheiratet!«

Tifflor riß Mund und Augen auf. Seine Lippen begannen verdächtig zu zucken. Schließlich sagte er mit schwankender Stimme:

»Sie sind der größte Hammel des Solaren Imperiums, Leutnant! Das ›verworfene Geschöpf‹ ist Rhodans Tochter, die wieder einmal ihren Vater besucht. Was haben Sie denn?«

Rhombat sah nur noch rote Nebel vor seinen Augen wallen. Als er ohnmächtig wurde, fing ihn der Sergeant auf.

Perry Rhodan erreichte die Gruppe. Sein bisher freudestrahlendes Gesicht wurde sofort ernst.

Ehe er Fragen stellen konnte, erklärten Tifflor und der Sergeant den Vorfall. Die beiden Posten standen steif und starr wie Statuen. Rhodan wechselte mit der hochgewachsenen jungen Frau einen langen Blick.

Suzan Betty Rhodan, geboren am 16. August 2405, bückte sich und wischte dem Offizier den Schweiß von der Stirn. Als sie wieder aufsah, war sie sehr nachdenklich.

»Mir scheint, Papa, als würde mit diesem jungen Mann ein zukünftiger Flottenführer oder großer Staatsmann heranreifen. Weißt du überhaupt, wie sehr dich deine Männer verehren? Er hat alles aufs Spiel gesetzt. Es grenzt an Selbstmord, einen Solarmarschall mit der Waffe zu bedrohen, nur um dich nicht zu kompromittieren. Tiff, tue mir den Gefallen und vergiß die Sache.«

Rhodans Augen, dachte Tifflor. Sie hat die Augen ihres Vaters.

Laut fügte er hinzu:

»Hinsichtlich der Umstände ist das selbstverständlich. Rhombat und diese beiden Posten haben mehr persönlichen Mut bewiesen als mancher Schlachtenheld, der nur deshalb zum Helden wurde, weil ihm sein Selbsterhaltungstrieb keine andere Wahl ließ. Seit wann hältst du mich für einen Unmenschen, Krausnase?«

Suzan lachte. Ihr herbes Gesicht entspannte sich und wurde fraulich weich.

»Krausnase! Das habe ich schon lange nicht mehr gehört. Fassen Sie mal mit an, Sergeant.«

Leutnant Rhombat erwachte. Er kam so schnell zu sich, daß er mit einem Aufschrei hochsprang und wankend nach einem Halt tastete. Es sprach für Rhodans Menschlichkeit, daß er dem jungen Mann unter die Arme griff und beruhigend sagte:

»Nun mal langsam mit den jungen Gäulen, Rhombat. Ich möchte mich sehr herzlich bedanken.«

»Be... danken, Sir?« stammelte Rhombat fassungslos.

»Genau das. Nach der Dienstordnung hätte ich Sie nun vor ein Gericht zu stellen. Da Marschall Tifflor jedoch auf eine Klage verzichten will, sehe ich keinen Grund, einem jungen Freund Schwierigkeiten zu machen. Vergessen Sie die Geschichte. Da vorn kommt Ihre Wachablösung. Gehen Sie sofort zum Arzt.«

»Jawohl, Sir. Verzeihen Sie, Sir – aber mir ist noch nie übel geworden.«

»Das weiß ich. Sonst gehörten Sie nämlich nicht zu meiner Garde. Ich befördere Sie hiermit zum Captain. Helft ihm, Jungens!«

Die beiden Posten traten ab und führten ihren Wachoffizier zum nächsten Palasteingang hinüber. Die Soldaten, die nach ihnen den Dienst antraten, erfuhren nichts von dem eigentümlichen Vorfall.

Suzan Rhodan, ihr Vater und Julian Tifflor schritten gemächlich in den Park hinein. Suzan war fast so groß wie ihr Vater. Er betrachtete sie von der Seite, und wieder erschien das Lächeln auf seinen Lippen.

Suzan schaute nachdenklich zu Boden.

»Die drei Männer haben dich angesehen, daß mir die Worte fehlen, um es zu schildern. Sie würden für dich ihr Leben opfern. Weißt du das?«

»Ja.«

»Das freut mich. Du mußt zu der Zeit, als Michael und ich noch nicht geboren waren, Wunder vollbracht haben.«

»Beinahe-Wunder«, berichtete Perry trocken.

Sie schüttelte den Kopf.

»Es waren Wunder, wie sie nur ein großer Mensch vollbringen kann. Vielleicht verstehst du auf Grund dieses kleinen Vorfalls, warum mein Bruder und ich den Entschluß faßten, nach unserer Ausbildung im Raum zwischen den Sternen unterzutauchen, um zu versuchen, aus eigenen Kräften so zu werden, wie du es ebenfalls aus eigenen Kräften geworden bist. Besonders Michael litt unter dem Gedanken, in deinem Schatten und mit deinem Familiennamen behaftet auf den Lebensweg geschickt zu werden. Schon seine akademische Ausbildung war für ihn deprimierend. Niemand wagte es, ihm schlechte Zensuren zu geben.«

»Er hatte nur gute verdient«, erklärte Perry unwillig. »Ich habe selten bessere Arbeiten gesehen.«

»Zugegeben. Mache aber einmal einem jungen Akademieschüler wie Michael klar, daß er tatsächlich mehr leistet als seine Altersgenossen. Das glaubt niemand, der Michael Reginald Rhodan heißt. Er mußte unerkannt untertauchen, wenn er seinen inneren Frieden nicht ganz verlieren wollte. Ich habe gegen deinen Willen einen Wissenschaftler geheiratet, der hier, auf Terra, als Phantast verschrien war. Ich liebe und achte ihn immer noch.«

»Es tut mir leid, Kleines. Es war mein Fehler. Wie geht es Dr. Geoffry Abel Waringer?«

»Wie das klingt!« lächelte Suzan. »Ich hätte an deiner Stelle den Begriff ›Schwiegersohn‹ gebraucht. Es geht uns gut.«

»Und wo ist er zu finden?«

Suzan sah den hochgewachsenen Mann fest an.

»Das verrate ich dir nicht. Mutter hat uns einen bestimmten Planeten zur Verfügung gestellt. Dort arbeiten und wohnen wir. Dort sind wir glücklich. Du wirst eines Tages noch von Geoffry hören. Er ist ein hyperphysikalisches Genie, das euren sagenhaften Professor Kalup in den Schatten stellen wird.«

»Falls dieses Genie der Menschheit zugute kommt, habe ich nichts dagegen«, warf Tifflor mit einem launigen Auflachen ein. »Mich würde es interessieren, wo Michael Unterschlupf gefunden hat. Du und er – ihr seid Zwillinge. Du wirst mir nicht erzählen wollen, du wüßtest nichts von ihm und seinem Aufenthaltsort.«

»Natürlich weiß ich, was er treibt und wo er zu finden ist. Das werde ich aber ebenfalls nicht verraten.«

»Wir sollten einen Telepathen auf meine liebe Tochter ansetzen«, meinte Perry.

Suzan winkte ab.

»Zwecklos. Dagegen bin ich präpariert. Michael ebenfalls. Ich soll dir sehr herzliche Grüße von ihm bestellen. Mike ist sehr zufrieden und sehr glücklich. Du hast ihm ein großartiges Fachwissen mitgegeben, das er nun gut gebrauchen kann.«

»Hat – hat er meinen, ich meine – hat er seinen Namen abgelegt?« fragte Rhodan innerlich aufgewühlt. »Mike ist mit vierundzwanzig Jahren plötzlich verschwunden. Seinen Abschiedsbrief habe ich mittlerweile tausendmal gelesen.«

Suzan legte den Arm um die Schultern ihres schlanken, jugendlich aussehenden Vaters.

»Das wissen wir. Ja, Michael trägt einen anderen Namen; jedoch nicht deshalb, weil er seinen Vater verachtet.«

»Darüber bin ich sehr glücklich. Er will ganz von unten anfangen, nicht wahr?«

Sie schaute Perry flüchtig an. Trotzdem erkannte sie das Leuchten in seinen Augen.

»Soeben sind Sie durchschaut worden«, fiel Tifflor trocken ein. »Suzan dürfte nicht Ihre Tochter sein. Krausnase – dein Vater ist auf dich, besonders aber auf Mike stolzer, als ihr es euch vorstellen könnt. Natürlich kann er Mikes Handlung verstehen. Wahrscheinlich hätte er an seiner Stelle nicht anders gehandelt. Ganz bestimmt sogar!«

»Sie sind widerlich, Tiff«, warf Perry dem Marschall vor.

Tifflor lachte.

»Wenn ich noch nie widerlicher war, dann soll es mir recht sein. Ich bewundere den Jungen. Er ist jetzt dreißig Jahre alt. Er muß zu sich selbst finden, ehe er an die Seite des großen Vaters treten kann. Lassen Sie ihn gewähren, Perry. Ich kenne ihn von frühester Jugend an. Mike wird niemals gegen die Interessen der Menschheit arbeiten. Das sollte doch vollauf genügen.«

»Sie sagen es, Tiff«, fiel Suzan ein. »Ich fühle mich auf Terra sehr wohl. Es ist schön hier. Die Menschen sind tolerant, aufgeschlossen und liebenswürdig.«

»Du hättest sie einmal ums Jahr 1970 erleben sollen«, meinte Rhodan. »Die Gutwilligen und Toleranten mußte man fast mit der Lupe suchen.«

»Überwundene Kinderkrankheiten«, meinte Suzan mit einer Handbewegung. »Jedes galaktische Volk muß erst reifen. Bei der Menschheit hat es nicht einmal lange gedauert. Wird uns Atlan besuchen?«

Rhodan fuhr bei diesem plötzlichen Themawechsel zusammen. Es war, als erwache er aus einem Traum.

»Was soll plötzlich diese Frage?«

»Oh, merkst du etwas, Tiff? Soeben hat der Großadministrator gesprochen. Meine Frage hat keine besonderen Hintergründe, Papa. Ich möchte Atlan gerne wieder einmal sehen.«

»Da hast du Pech, Krausnase«, fiel Tifflor ein. »Atlans Funkspruch ist der Grund meines Kommens. Er steht mit einem gemischten Verband aus USO- und solaren Streitkräften im Sektor Morgenrot und ist dort mit diesem sogenannten ›König‹ Danton zusammengetroffen.«

»Mit dem Freifahrerchef?« warf Rhodan ein.

»Ja. Es gab Schwierigkeiten. Atlan hat sich infolgedessen mit ihm zu beschäftigen. Ich werde in einer halben Stunde starten, um mir dieses Unikum einmal anzusehen. Ich bin ihm noch nie begegnet. Ich war auf einen Menschen selten so neugierig wie auf Roi Danton. Von ihm erzählt man sich Wunderdinge. Unsere Besatzungen finden stundenlang Gesprächsstoff, wenn nur sein Name erwähnt wird. Er muß trotz seiner Schrullen ein außergewöhnlicher Mensch sein.«

»Er hält sämtliche Kommandanten zum Narren«, behauptete Perry ärgerlich. »Diese Freifahrer werden allmählich zu einem ernsten Problem. Berichten Sie bitte genauer. Was hat dieser Bursche im geheimen Aufmarschgebiet der Flotte zu suchen? Ist das Zufall?«

»Das ist die Frage, Sir. Danton tut sehr verwundert, und Atlan kann ihn nicht zu einer wahrheitsgemäßen Aussage zwingen. Ich bin davon überzeugt, daß Danton nicht zufällig in unseren südlichen Aufmarschsektor gekommen ist.«

»Ich werde Sie begleiten«, entschloß sich Perry. »Ich kenne ihn nämlich ebenfalls noch nicht. Möchtest du mitkommen, Suzan? Es ist nicht weit von hier.«

»Roi Danton, hmm ...!« überlegte Suzan laut. »Lieber nicht. Ich bin verheiratet, und er soll ein Mann von unwiderstehlichem Charme sein. Ich sehe mir mittlerweile die großen Städte der Erde an. Einverstanden?«

Rhodan blickte Suzan nachdenklich an.

»Wenn meine Tochter so eigentümlich lächelt wie jetzt, führt sie etwas im Schilde. Was hast du vor?«

»Oh, ich habe gelächelt? Das kommt gelegentlich vor, Papa.«

2.

 

Vor zehn Minuten war die KOBE, ein Leichter Kreuzer der Solaren Flotte, noch ein schönes Schiff gewesen. Jetzt glich sie einem Schrotthaufen.

Von der hundertfünfzigköpfigen Besatzung lebten nur noch fünfundvierzig Mann. Sie hielten sich zumeist in der hermetisch abgeriegelten, ebenfalls kugelförmigen Panzerzentrale im genauen Schnittpunkt des Schiffes auf.

Die Katastrophenautomatik hatte die Zentralkugel zusätzlich mit einem Energieschirm abgeriegelt, um die vielen Treffer absorbieren zu können.

Major Kary Akanura, Kommandant der KOBE, wußte, daß ihm nur noch ein Wunder helfen konnte. Er war unverhofft in einen Verband revoltierender Blues hineingeflogen, die hier, auf der sogenannten Eastside der Galaxis, sogar das Recht hatten, unwillkommene Eindringlinge unter Feuer zu nehmen. Genau das hatten sie getan, als die KOBE bei ihrer Rückkehr aus der linearen Zwischenzone in den Einsteinraum zwischen den Linien der Blues-Schlachtschiffe erkennbar geworden war.

Es war Akanuras Fehler gewesen, die letzten Geheimdienstnachrichten über die Flottenbewegungen der Tellerköpfe zu wenig beachtet zu haben. Ehe die KOBE erneut in den schützenden Halbraum hatte gehen können, war sie von etlichen Großkampfschiffen beschossen worden.

Die normallichtschnellen Impulstriebwerke waren schlagartig ausgefallen. Die Kalupschen Überlichtflugaggregate näherten sich zehn Minuten nach dem ersten Schuß der Auflösung. Die Kraftwerke hatten automatisch abgeschaltet, als ihre Steuergehirne feststellten, daß die Stromverbraucher nicht mehr arbeiteten. Dem Vorgang des Ausschaltens war schon bei der nächsten Salve die Zerstörung gefolgt.

Jetzt arbeitete nur noch die Notstation dicht unterhalb der Kugelzentrale. Sie wurde vom Ersten Offizier ferngesteuert und lieferte den Arbeitsstrom für den inneren Katastrophenschirm und die Funkstation.

Diese Funkstation war die letzte Chance für die Überlebenden der KOBE. Nur wenige Lichtjahre entfernt mußten die schlagkräftigen Geschwader der USO stehen. Lordadmiral Atlan persönlich fungierte als Oberbefehlshaber.

Major Akanura war es rätselhaft, was die Blues so nahe der terranischen Ausfallzone mit der Tarnbezeichnung Morgenrot suchten. Grundsätzlich betrachtet, konnte es dem Kommandanten gleichgültig sein, was die Beherrscher der Eastside in dieses Gebiet geführt hatte. Wahrscheinlich hatten sie keine Ahnung, daß der Sektor Morgenrot schon vor fünfzig Jahren mit einigen planetarischen Stützpunkten eingerichtet worden war, um bei einer eventuellen Großoffensive durch die Blues als Sprungbrett dienen zu können.

Die KOBE strahlte mit höchster Leistung ihre Notrufe ab, gab ihre genaue Position bekannt und sendete überdies pausenlos Peilzeichen, um eine Ortung durch eigene Schiffe zu erleichtern.

Kary Akanura hoffte inbrünstig, der Chef des Bluesverbandes würde die Sendung folgerichtig auswerten. Eigentlich mußte er daraus ersehen, daß die KOBE in diesem Raumsektor nicht alleine war.

Akanura blieb keine andere Wahl, als den wahrscheinlichen Selbsterhaltungstrieb der Blues in seine Hoffnungen einzubauen. Jeder Tellerkopf, ob Admiral oder Hilfstechniker, kannte die grenzenlose Überlegenheit der terranischen Waffen. Wenn die KOBE noch eine halbe Stunde durchhielt, war sie gerettet. Wenn ...!

»Funken Sie weiter«, schrie Akanura in sein Helmmikrophon. »Auf keinen Fall unterbrechen. Kommt denn von unseren Schiffen nichts herein?«

»Kein Piepser«, antwortete der Diensthabende aus der Funkzentrale. »Dafür kommen die Thermoschüsse der Blues herein. Sir, wir sollten aussteigen, solange die KOBE noch existiert.«

»Lassen Sie das meine Sorge sein. Erster – wann kommen Sie endlich mit der Waffenfernsteuerung klar? Jeder terranische Schiffsbauingenieur kann Ihnen bestätigen, daß es bei einem Ausfall der Feuerleitzentrale möglich ist, die Geschütztürme von der Zentrale aus zu bedienen. Warum begreifen Sie das nicht?«

Der Erste Offizier fluchte. Zwei neue Treffer schlugen in den allmählich aufglühenden Körper des Leichten Kreuzers ein und wirbelten ihn um seine Polachse.

»Es liegt nicht am Begreifen«, entgegnete der I. O. erbittert. »Die Notschaltung hat etwas gegen die Theorien unserer Ingenieure. Ich kann nicht mehr tun, als auf die Knöpfe drücken.«

»Peilkontakt«, brüllte jemand. Die Stimme überschlug sich fast. »Sir, wir werden von der Dreiundachtzigsten Ultraflotte, Kommandeur Admiral Dant, angerufen. Vierzig Schiffe sind schon im Anflug. Sir, so hören Sie doch! Ich ...!«

»Halten Sie Ihren Mund«, sagte Akanura müde. »Es gibt weder eine Dreiundachtzigste Ultraflotte noch einen Admiral Dant. Die Blues erlauben sich einen üblen Scherz.«

Akanura hatte noch nicht richtig ausgesprochen, als zwischen den im Rotsektor stehenden Bluesschiffen plötzlich eine künstliche Sonne aufging. Sie dehnte sich mit ungeheurer Schnelligkeit aus und verschlang drei Großkampfschiffe auf einmal.

Zwei weitere Kunstsonnen entstanden so haargenau vor den Bugspitzen der anderen Einheiten, daß erneut fünf große Schiffe ins Verderben rasten. Keinem Raumschiff, das mit wenigstens einem Zehntel der einfachen Lichtgeschwindigkeit flog, konnte noch ein Ausweichmanöver gelingen, wenn dicht vor ihm eine etliche hunderttausend Kilometer durchmessende Sonne aus spontan freigewordener Kernenergie aufleuchtete. Dann konnten nur noch hervorragende Schutzschirme helfen; aber die besaßen die Blues nicht.

Nach dem Aufblenden der dritten Riesenexplosion ahnten die fünfundvierzig Überlebenden der KOBE, daß sie dem sicheren Tode gerade noch einmal entronnen waren.

»Es gibt also doch eine Dreiundachtzigste Ultraflotte unter Admiral Dant«, schrie der Erste Offizier überglücklich. »Wenn das kein erstklassig liegendes Gigafeuer aus terranischen Transformkanonen ist, dann fresse ich einen Ertruser mit Haut und Haaren.«

»Ich wünsche Ihnen guten Appetit«, gab der Kommandant erbost zurück. »Funkzentrale – rufen Sie den Kommandeur des Verbandes an und schildern Sie unsere Situation. Die KOBE muß aufgegeben werden. Wenn sie nicht explodiert, kann man sie vielleicht mit einem Tender bergen. Fragen Sie an, ob man uns eine Korvette schicken kann. Unsere Beiboote sind zerschossen. Legen Sie das Gespräch auf den Kontrollraum um.«

Der Cheffunker bestätigte den Dienstvorschriften entsprechend. Dazwischen pfiff und sang er jedoch wie ein Mann, der nie etwas von der strengen Disziplin auf solaren Schiffen gehört hat.

Der Kommandant achtete nicht darauf. Als jedoch sein Funkchef einige Verwünschungen ausstieß und die Vorfahren eines Unbekannten mit Begriffen aus dem Tierreich beleidigte, wurde selbst der duldsame Akanura hellhörig.

»Unterlassen Sie das«, schrie er wütend. »Wohl verrückt geworden, was?«

Der Funker antwortete ungerührt:

»In Ordnung, Sir, es waren die Nerven. Sie hatten recht! Es gibt wirklich keine Dreiundachtzigste Ultraflotte. Wir sind von einem einzigen Schiff herausgehauen worden. Soeben verschwindet der letzte der Blues panikartig im Linearraum. Unser Retter kommt mit hoher Fahrt auf. Ein Riesenkasten, Sir. Noch etwas größer als ein Schlachtschiff der STARDUST-Klasse. Wenn das kein Freihändler ist, will ich nicht mehr Bobby heißen. Woher, zum Teufel, hat der Kerl die Transformkanonen? Ich hatte bisher angenommen, nur wir verfügten über diese Dinger. Oder waren das etwa keine Gigabomben, mit denen der Freifahrer die Tellerköpfe verjagte?«

Major Akanura stockte für einen Moment der Atem. Ihm wurde mit einem Gefühl der Beschämung bewußt, daß er diese Beobachtung weitermelden mußte, auch wenn er damit gegen die selbstverständlichsten Regeln der Dankbarkeit verstieß. Er ließ die Frage des Funkoffiziers unbeantwortet und konzentrierte sich auf das bevorstehende Funkgespräch. Es wurde höchste Zeit, die KOBE zu verlassen. In den Maschinenräumen erfolgten bereits vereinzelt Explosionen. Das Schiff war wahrscheinlich nicht mehr zu retten.

»Befolgen Sie meine Anweisung und bitten Sie um Bergungshilfe«, sagte er schroff. »Bezüglich der Transformkanone sollten Sie Ihre Mutmaßungen für sich behalten. Wenn die fremde Besatzung nicht eingegriffen hätte, wären wir jetzt tot. Worauf warten Sie noch?«

Die Überlebenden warfen sich vielsagende Blicke zu. Sie bemerkten jetzt erst, welche Probleme sich aufwarfen.

Wenn der Freifahrer tatsächlich die geheimste Waffe der Menschheit besaß, würde er unangenehmen Fragen und Untersuchungen kaum aus dem Wege gehen können.

»Ich weiß nicht, ob ich unter diesen Umständen einem zerschossenen Terrakreuzer beigesprungen wäre!« meinte ein Orter sinnend. »Der Freihändler hätte ja unsere Notrufe überhören können. Wenn mich jemand fragen sollte – ich habe einwandfrei gesehen, daß die Blues lediglich mit konventionellen Energiewaffen angegriffen und durch ein sehr genaues und massiertes Wirkungsfeuer in die Flucht geschlagen wurden.«

»Mehr habe ich auch nicht gesehen!« entgegnete der Mann neben ihm in einem Ton, der keinen Zweifel zuließ.

»Reden Sie keinen Unsinn«, mischte sich der Ortungsoffizier ein. »Wir sind verpflichtet, Meldung zu machen. Oder würden Sie es gerne sehen, wenn sämtliche Freifahrer im nächsten Jahr Transformkanonen hätten? Damit wäre unsere waffentechnische Überlegenheit überholt. Ich habe eindeutig explodierende Gigabomben von riesigem Kaliber beobachtet. Denken Sie von mir, was Sie wollen. Ich will nicht undankbar sein; aber das geht zu weit.«

Seine Männer schwiegen verbissen, bis der Kontakt zu dem Freifahrerschiff hergestellt war. Es befand sich bereits im Bremsmanöver.

Ehe der Kommandant des unbekannten Schiffes auf den Bildschirmen sichtbar wurde, stellte die Ortung fest, daß er ein Beiboot in der Größenordnung einer terranischen Korvette ausschleuste. Das Sechzigmeter-Schiff raste mit hoher Fahrt auf die treibende KOBE zu.

»Der Bursche denkt aber auch an alles«, stellte der Erste Offizier des Kreuzers bewundernd fest.

Major Akanura drehte sich gereizt um.

»Es ist wohl kein Kunststück, festzustellen, wie es in der KOBE aussieht. Er wird sich denken, daß unsere Beiboote vernichtet wurden.«

»Trotzdem, Sir!« wagte der I. O. brummig zu erwidern. »Der Mann kann etwas.«

»Niemand in der Solaren Flotte hat jemals bestritten, daß die Freihändler Könner sind. Wir sehen ihnen nur deshalb auf die Finger, weil wir ihrer Moral nicht trauen. Ich finde es nicht besonders schön, einem primitiven Wilden Glasperlen für Edelsteine anzudrehen.«

»Geschmackssache, Sir«, entgegnete der I. O. störrisch. Akanuras Auslegungen reizten ihn zum Widerspruch.

Der Kommandant holte tief Luft und beherrschte sich.

»Kommen Sie erst einmal zu sich, ehe Sie mit mir diskutieren«, lehnte er eine weitere Unterhaltung ab. »Funkraum – wo bleibt die Bildsprechverbindung?«

»Läuft schon, Sir. Einfach lichtschnell. Der Freifahrer ist nahe genug. Achtung, Bild kommt herein. Ich schalte auf die Steuerzentrale um.«

Auf dem großen Bildschirm erschien ein junger Mann mit ausgeprägt männlichen Zügen und klaren, durchdringenden Augen.

Der Eindruck der Härte wurde jedoch von den gewellten Haaren gemildert. Sie ließen die hohe Stirn frei, wallten bis zum Nacken hinab und bedeckten dort einen Teil des blütenweißen Spitzenkragens.

Die kräftigen Hände des Mannes wurden bis zur Höhe der Knöchel ebenfalls von kostbaren Spitzen umschlossen. Die Stickereien auf seiner Weste funkelten, als bestünden sie aus Edelsteinen. Das unwirkliche Bild wurde durch einen blutroten Frack nach der Mode des endenden 18. Jahrhunderts und einem Dreispitz mit pelzbesetzten Rändern abgerundet.

»Roi Danton!« ächzte Akanura. »Jetzt verstehe ich alles. Nur er konnte auf die Idee mit der nichtvorhandenen Flotte kommen.«

»So ist es, Monsieur«, klang die Stimme des Freihändlerkönigs aus dem Lautsprecher. »Comment allez-vous, Monsieur?«

»Was? Ich meine – bitte?«

Roi Danton runzelte die Stirn. Er erhob die Rechte, zog mit der anderen Hand ein Spitzentüchlein aus der Hemdmanschette und führte es zum Mund. Affektiert hüstelnd, betupfte er sich die Lippen und sagte dazu vorwurfsvoll über die Schulter hinweg zu einem nicht sichtbaren Mann:

»Oro – warum, um alles in der Welt, ist mein Tüchlein so schwach parfümiert? Muß ich denn ständig leiden?«

Akanura fluchte still in sich hinein. Das war charakteristisch für Roi Danton! Man nannte ihn einen Stutzer und Geck, der sich ganz in die Rolle eines verweichlichten Höflings des 18. Jahrhunderts hineingelebt hatte. Nur wenige Leute in der Solaren Flotte wußten, wie blitzschnell und hart dieser »Stutzer« zuschlagen konnte.

»Ich fragte, wie es Ihnen geht, Herr Major«, klang Dantons Stimme erneut auf. »Es freut mich, Sie bei bester Gesundheit vorzufinden. Mein Beiboot wird in wenigen Minuten anlegen. Es wäre vielleicht empfehlenswert, wenn Sie mit dem Rest Ihrer Besatzung die KOBE verließen. Ich bin gerne bereit, Ihnen Nahrung und Unterkunft zu gewähren. Me comprenez-vous, Monsieur? Verstehen Sie mich?«

»Zum Teil, Sir«, entgegnete Akanura wahrheitsgemäß. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, daß Sie uns ...!«

»Aber bitte, bitte, mein Bester. Ein wahrer Edelmann ist dem gemeinen Volk immer zugetan. Ich hoffe, Sie werden mir mit Ihren Männern nicht die Luft verunreinigen. Wie man hört, soll auf solaren Schiffen mit diesen widerwärtigen Desinfektionsmitteln sehr freizügig umgegangen werden. Oh – jetzt sollten Sie sich aber wirklich beeilen. Le combien est-ce aujour-d'hui?«

»Was ...? Verdammt, ich ...!«

»Aber Monsieur! Sie sind taktlos. Ich fragte nach dem heutigen Datum.«

»Wir schreiben den fünfundzwanzigsten August 2435 Standardzeit«, keuchte Akanura. Sein Erster Offizier hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und lachte Tränen. Eigentlich lachte jeder, bis auf den Kommandanten.

»Dann sollten Sie zusehen, daß Sie auch noch den Sechsundzwanzigsten erleben. Ihr Schiff brennt. Benutzen Sie das obere Notluk. Dort scheint noch alles in Ordnung zu sein. Bringen Sie Ihre ›bagages‹ mit.«

Akanura konnte sich nicht mehr bezähmen. Sein aufgestauter Ärger brach sich Bahn.

»Ich habe keine Bagage, sondern eine anständige Besatzung an Bord«, brüllte er außer sich. »Herr, fast möchte ich sagen, es wäre mir lieber gewesen, im Feuer der Blues zu vergehen, als Ihnen zu begegnen.«

Roi Danton schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und betupfte sich wieder die Lippen.

»Aber, Monsieur, Sie mißverstehen! Ich habe Ihr Gepäck gemeint.«

Jemand auf dem Freifahrerschiff lachte so laut, daß Roi schmerzhaft das Gesicht verzog.

»Oro!« sagte er nach hinten. »Beherrsche dich. Die Manieren dieser Subjekte lassen nun einmal zu wünschen übrig. Man kann nicht von jedermann scharfen Geist und geziemendes Benehmen erwarten.«

Akanura war so erregt, daß er die Hände vom Körper streckte, geziert die Finger spreizte und mit gespitzten Lippen nachäffte:

»... geziemendes Benehmen erwarten!«

Roi klatschte zurückhaltend, indem er mit zwei Fingerspitzen die linke Handfläche betupfte.

»Bravo, bravissimo, mein Bester. Sie lernen es allmählich.«