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Karl Plepelits

Die Liebe - eine Himmelsmacht





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

1

Schon die alten Griechen wussten: Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Gegen sie kann sich der Mensch nicht wehren. Und wer es trotzdem versucht, wer es also über sich bringt, die Liebe einer Frau zurückzuweisen, den bestraft der Liebesgott.

Nein, ich konnte es nicht. Ich brachte es nicht über mich. Oder, um die Wahrheit zu sagen, der Liebesgott hatte mich total in seiner Macht und sorgte selbst dafür, dass er mich nicht bestrafen musste.

Nun, eigentlich hatte ich ja der Sonja, also meiner Eheliebsten, ewige Treue geschworen. Gehört sich doch, oder? Aber dann verliebte ich mich unsterblich in die Heidi. (Und sie sich in mich.) Wie hätte ich das verhindern können? Ich konnte es jedenfalls nicht.

Dies geschah in den Weihnachtsferien zum Jahreswechsel 1989/90 während einer Studienreise durch Ägypten. Ja, ja, so lange ist das jetzt schon her.

Ha, wenn ich daran denke, wie jung ich damals noch war! Ich hatte kaum erst das Studium hinter mir. Trotzdem hatte Philipp, der Juniorchef im Reisebüro daheim in Innsbruck, keine Bedenken, mich schon als Reiseleiter einzusetzen. Und sie, die Heidi, eine junge Gymnasiallehrerin, sie war ein Mitglied meiner Reisegruppe. Aber bis zuletzt, bis zum Ende der Ägyptenreise, war diese Liebe rein platonisch gewesen – na gut, sagen wir, fast rein platonisch.

Unterdessen war es Februar 1990 geworden, und ich durfte in den Semesterferien wieder Reiseleiter spielen. (Nun ja, „spielen“ ist diesem Zusammenhang natürlich stark geschmeichelt.)

Diese Reise ging nach Indien, und die Heidi war wieder mit von der Partie. Und jetzt auf einmal wurde unsere Liebe aber so was von „unplatonisch“. Dies geschah schon auf dem Flug nach Bombay, wie Mumbai damals noch hieß, nämlich im Bord-WC, und erst recht in unserem ersten Hotel in Delhi. So „unplatonisch“ wurde unsere Liebe, wie ich es noch nie erlebt hatte, auch nicht mit meiner Sonja daheim. Noch dazu, wo sie in der letzten Zeit kaum mehr Interesse an meinen erotischen Darbietungen gezeigt hatte.

Und ja, vielleicht war es das. Vielleicht war das der Grund, warum es der Liebesgott jetzt so leicht hatte, als es darum ging, der Heidi Freude zu bereiten, genauer, gar viele Freuden. Um es noch genauer zu sagen, so viele Freuden, dass ihr nach der ersten Nacht in Delhi „da unten“ alles weh tat.

Ich ahnte nicht, wie leicht es der Liebesgott jetzt auf einmal bei mir hatte. Wie viele Frauen er mir noch ins Bett zu legen gedachte. Dass also die Sache mit der Heidi nur so was wie die „Initialzündung“ war. Der Beginn einer ganzen Serie von erotischen Begegnungen.

 

2

Unsere zweite Nacht in Delhi verbrachten wir daher fast wie ein altes Ehepaar. Zuerst gingen wir spazieren. Dann duschten wir gemeinsam, und im Bett schmiegten wir uns einfach aneinander und streichelten uns gegenseitig. Unser so unersättlich scheinendes Verlangen nach Sinnenlust war fürs Erste offenbar gestillt. Außerdem klagte Heidi, wie gesagt, „da unten“ tue ihr alles weh. Ein derart exzessives Liebesleben sei sie einfach nicht gewohnt.

Diese Aussage stachelte meine Neugier an. Und trieb mich in der letzten Nacht das unersättliche Verlangen, in die Geheimnisse von Heidis Körper einzudringen, so trieb mich nun das unersättliche Verlangen, in die Geheimnisse ihres Lebens einzudringen. Also fragte ich mit gebührender Behutsamkeit, was für ein Liebesleben sie denn eigentlich gewohnt sei.

„Bisher weiß ich ja nur, dass du Single bist. Und ich hab mich schon die ganze Zeit gewundert, dass eine so attraktive und charmante Person wie du noch kein Mannsbild in ihr Netz gelockt hat.“

„Oh, danke für das Kompliment“, erwiderte sie fröhlich. „Aber das hab ich doch soeben.“

Ich musste herzlich lachen. „Ach so. Ja, klar. Aber ich hab natürlich gemeint: Vor mir.“

„Ja, liebster Gernot, wenn das so leicht ginge.“

„Das heißt also, daheim in Schwaz wartet keiner sehnsüchtig darauf, mit dir wieder einmal sündigen zu dürfen?“

„Nein, keiner. Und auch keine.“

Wieder musste ich herzlich lachen. „Da besteht also keine Gefahr, einem Eifersuchtsmord zum Opfer zu fallen?“

Nun musste auch Heidi lachen.

„Aber sag, nimmst du da ... Bist du unter diesen Umständen irgendwie geschützt?“

„Aber ja, liebster Gernot. Mach dir keine Sorgen. Ich nehme die Pille.“

„Ja, aber wieso ... Ich meine, wenn daheim in Schwaz kein Bedarf daran besteht?“

„Du hast vollkommen recht. Ich hab auch erst jetzt wieder damit angefangen, in der Erwartung ... in der Hoffnung, dass sich in Indien der Bedarf einstellen wird. In Ägypten war ich also noch ungeschützt. Was übrigens mit ein Grund gewesen sein dürfte, warum ich dich in Assuan ... na, du weißt schon. Warum ich mich also in Assuan so unmöglich benommen hab. Wie hätte ich vor der Ägyptenreise auch ahnen sollen, dass ich da einen so lieben Menschen kennenlernen würde, der bereit wäre, mir seinen Wundersamen zu spenden?“

„Ja, sag, habe ich dich denn in Assuan ent ... deiner Jungfräulichkeit beraubt?“

Heidi lachte hell auf. „Ach, Liebster, du bist süß.“

Und wieder ernster werdend: „Nein, Gernot, hast du nicht. Auch wenn ich, um deine ursprüngliche Frage zu beantworten, vor dir schon lang kein Liebesleben gehabt hab, zumindest keines, für das ich die Pille hätte schlucken müssen.“

„Also war doch eine andere Frau ...“

„Aber geh, was redest du da! Ich bin doch nicht lesbisch. Sondern das geht noch viel einfacher, glaub mir. Tiroler Kunsthandwerk.“

Der Groschen fiel nicht sofort. Aber dann lachte ich herzlich und entsandte eine Hand zwischen Heidis Schenkel, um zu sehen, ob ich ebenfalls kunsthandwerklich begabt bin, und hörte auch ein leises Stöhnen aus ihrer Kehle. Aber dann erschrak ich, weil mir einfiel, dass es wahrscheinlich ein schmerzliches Stöhnen war, zog meine vorwitzige Hand rasch wieder zurück und bat Heidi um Verzeihung, falls ich ihr Schmerzen zugefügt haben sollte. Sie lachte aber nur, entsandte ihrerseits eine vorwitzige Hand zwischen meine Schenkel und lachte sogleich noch herzlicher.

„Ha“, rief sie leise aus, „von Müdigkeit keine Spur. Wie macht er das nur? Ihm fehlt es wohl nicht an Übung, wie? Und weh tut ihm wahrscheinlich auch nichts. Stimmt’s?“

„Stimmt.“

„Was stimmt? Dass ihm nichts weh tut oder ...?“

„Beides.“

„Ah, und dass es ihm nicht an Übung fehlt. Jetzt weiß ich, warum du ein solcher Meister in der Liebeskunst bist.“

„Na bitte. Du bist nicht weniger meisterlich. Ich hab noch nie eine Frau erlebt, die dir an Meisterschaft gleichgekommen wäre.“

„Oh, danke für das Kompliment. Falls es eines ist.“

„Aber sicher ist es eines. Wofür hältst du mich? Aber sag, ist es sehr indiskret, wenn ich frage, wie deine Meisterschaft zustande gekommen ist?“

„O ja, das ist sehr indiskret. Aber es macht mir Freude, wenn du indiskrete Fragen stellst. Hm, soll ich sagen: Weil ich halt so talentiert bin? Nein. Weißt du, liebster Gernot, jetzt bin ich zwar schon lang allein, konkret, seit, lass mich nachdenken, seit bald drei Jahren. Aber davor wohnte ich lange Jahre mit einem Mann zusammen.“

„Und der hat dich zu so einer Meisterin gemacht?“

„Er war selber so ein Meister. Und wahrscheinlich hab ich einiges von ihm gelernt. Aber er war nicht nur ein Meister in der Liebeskunst, sondern zugleich ein Musterbeispiel an Zärtlichkeit, Einfühlungsvermögen, Liebenswürdigkeit, Treue.“

„Oho, alles das auf einmal? Und da gibst du dich noch mit mir ab?“

„Aber Gernot, das bist du doch auch. Ich hätte nie gedacht, dass es unter den Tiroler Burschen so einen gibt.“

„Wieso? War das kein Tiroler Bursch?“

„Nein. Ein persischer.“

„Ah, da schau her. Und die Perser sind so gut im Bett?“

„Ich weiß nicht, ob alle persischen Männer so gut im Bett sind. Ich hab ja nur den einen ausprobiert. Aber der war so gut, o ja.“

„Und ... Entschuldige, wenn ich frage, aber ... Hast du ihn sehr geliebt?“

„Sehr. Er war mein erster Mann ...“

„Ah, dann war er der Böse, der dir die Jungfräulichkeit geraubt hat?“

„Genau. Auf der Uni haben wir uns kennengelernt. Er hat Medizin studiert, acht Semester über mir. Ursprünglich wollte er ja nach dem Studium in den Iran zurück. Aber dann ist er wegen der schrecklichen Zustände dort in Österreich geblieben. Sonst wäre unsere Beziehung schon bald zu Ende gewesen.“

„Oder du wärst ihm in den Iran gefolgt.“

„Ach so, ja. Wäre leicht möglich gewesen.“

„Und jetzt ist es trotzdem schon so lang zu Ende? Obwohl er doch so ein Musterexemplar an Treue war?“

„Mhm. Das war er.“

„Und wieso ...“

„Ich war’s leider nicht.“

„Jetzt hör auf. Heißt’s nicht immer, die Männer können nicht treu sein?“

„Ach was. Den Frauen fällt’s genauso schwer. Hinzu kommt, dass der Begriff Treue bei Gott nicht eindeutig ist.“

„So? Wie meinst du das?“

„Na ja, was würdest du sagen, wenn eine Frau hundertprozentig an ihrem Mann hängt, aber irgendwann schwach wird und ein einziges Mal den Verführungskünsten eines anderen erliegt? Ist sie dann untreu?“

„Nach landläufiger Definition schon. Nur ...“

„Nur?“

„Ihre Gefühle für ihren Mann haben sich ja nach diesem einen Mal nicht unbedingt verändert. Im Geist ist sie ihm vielleicht noch immer treu.“

„Siehst du? Du bist ein kluges Kind. Sehr gut, setzen. Genau so war’s bei mir. Ich war Unterrichtspraktikantin in einer Innsbrucker Schule, und am Ende des Jahres gab’s einen schönen Ausflug des Lehrerkollegiums mit abschließendem Besuch in einem Tanzlokal. Na ja, und da erlag ich halt, beschwipst, wie ich war, in meiner grenzenlosen Naivität den Verführungskünsten eines älteren Kollegen und ließ mich in seine Wohnung abschleppen, nur um festzustellen, dass mein Dariusch um Klassen besser ist. Der Erfolg dieses verbotenen Schäferstündchens war jedenfalls, dass ich ihn doppelt so heiß liebte. Natürlich merkte er sofort, was passiert war. Oder dass irgendwas passiert war. Und weil ich so naiv war, versuchte ich meinen Fehltritt gar nicht erst zu leugnen. Ich gestand ihm sogar, dass ich jetzt erst so richtig erkannt hätte, was für ein toller Mann er ist, und hoffte, dass er daraufhin gleich wieder versöhnt sein möge. War er aber nicht. Und er war auch durch sonst nichts zu versöhnen. Für ihn war damit unsere Beziehung beendet, und er schmiss mich auch sofort hinaus. Nein, das nicht. Sondern er bat mich mit höflichen Worten, unsere gemeinsame Wohnung, genauer, seine Wohnung, in der wir bis dahin glücklich und zufrieden zusammengelebt hatten, umgehend zu räumen. Ja, und seit damals hab ich halt auf dich gewartet.“

„Das heißt, seit damals bist du keinen Verführungskünsten eines Mannes mehr erlegen?“

„Genau das heißt es.“

„Und wieso nicht, wenn man fragen darf?“

„Weil ich halt seither nicht mehr so naiv bin. Und weil nie der Richtige darunter war. Außer kürzlich in Ägypten.“

Und sie schenkte mir zwei überaus süße Küsse, einen auf den Mund und einen auf meinen sowieso schon längst erwartungsvollen Schwanz, diesen Gauner, der nicht zu wissen scheint, wann er eine Dame schonen muss. So süß waren beide Küsse, und so lange dauerte ihr zweiter, und so zärtlich halfen ihre Finger nach, dass mich unverhofft und wider alles Erwarten zuletzt der Rausch des Liebesgottes überwältigte.

Nachher erklärte sie quasi entschuldigend und mit süßem Lächeln, ihr sei eingefallen, dass ihr weder die Lippen noch die Zunge noch die Finger weh tun, und sie hoffe, sie habe mich nicht überfordert.

„Aber“, sagte sie wie schon in der Nacht vorher, „ich kann nur wiederholen, was ich im Flugzeug schon gesagt habe: Süß schmeckst du.“

 

3

Am nächsten Morgen verließen wir Delhi in Richtung Agra. Unterwegs hielten wir am Rande eines Dorfes, und wer wollte, konnte auf eigene Faust darin herumspazieren und unverfälschtes indisches Landleben studieren.

Dieser Spaziergang war in der Tat ein hochinteressantes Erlebnis. Aber das Interessanteste erlebte ich, als es wieder einsteigen hieß. Ich stand vor dem Bus und plauderte mit Vipender, unserem einheimischen Fremdenführer (der, muss ich gestehen, meinen stillen Neid erregte; denn er sah aus wie ein junger Gott). Da kamen in auffallender Eile und sichtlich aufgeregt drei Damen auf uns zu, unter ihnen meine Sitznachbarin in der Maschine der Indian Airlines, die mir mit ihre scharfen Röllchen spendiert hatte ...

Das war damals nämlich so. Auf dem Inlandsflug von Bombay nach Delhi saß neben mir nicht die Heidi, sondern eine meiner anderen Damen, deutlich älter als ich, aber ausgesprochen attraktiv. Und als uns das verlockend duftende Festmahl serviert wurde, bot sie mir zu meiner Verblüffung ihre Portion an. Genaugenommen war es nur ein kärglicher Imbiss, bestehend aus zwei vegetarischen Röllchen. Sicher war ihr aufgefallen, dass alle anderen von unserer Gruppe, die, ausgehungert, wie wir waren, diese Röllchen, ohne lang zu überlegen, zu verschlingen begannen, sogleich wie Sterbende zu röcheln begannen, weil ihre Kehlen lichterloh brannten. Mir ging es ja genauso, und ich würgte den Rest nur deshalb hinunter, weil die Alternative geheißen hätte: Vor Hunger sterben.

Nun, meine freundliche Sitznachbarin litt anscheinend nicht so heftig an Hunger. Offensichtlich abgeschreckt durch das unüberhörbare Röcheln ringsum, bot sie mir ihre Portion an. Ich nahm dankend an. Der Hunger war noch immer ärger als das lodernde Feuer in meiner Kehle. Doch siehe da, jetzt auf einmal brannte die Kehle nicht mehr, und ich erkannte, wie köstlich diese Röllchen schmeckten. Und dankte der edlen Spenderin aufs Neue und diesmal so überschwänglich, dass sie wahrscheinlich bereute, mir diese Köstlichkeiten abgetreten zu haben.

Wir kamen jetzt ins Plaudern (zuvor hatte ich – endlich – geschlafen), und sie verriet mir, dass sie wie ich selbst in Innsbruck wohne. Und dass sie mich schon von irgendwoher kenne. Vielleicht von einer früheren Reise. Oder ich hätte ihr vielleicht irgendwann, etwa auf einem Faschingsball, den Hof gemacht, und sie habe mir die kalte Schulter gezeigt. Und dazu lachte sie so fröhlich, dass mir sofort klar war, dass dies nur ein Scherz sein sollte.

Um ihren Scherz zu erwidern, sagte ich scheinbar zerknirscht: „Die kalte Schulter? Wirklich? Wie schade! Da hab ich aber, glaub ich, allerhand versäumt.“

Nun lachte sie noch fröhlicher, und schließlich hob sie ihren Becher mit einem köstlich schmeckenden exotischen Fruchtsaft und bot mir auf der Stelle das Du-Wort an.

„Das ist zwar kein Wein, sondern nur so ein komisches Saftele“, fuhr sie fort. „Aber das macht uns doch nichts, oder? Übrigens, ich heiße Sabine.“

Worauf sie einige ihrer Geheimnisse preisgab, so etwa, dass sie geschieden sei und dass ihr Sohn während ihrer Abwesenheit bei seinem Vater wohne.

Und eben diese Sabine und zwei weitere Damen kamen, wie gesagt, in auffallender Eile und sichtlich aufgeregt auf Vipender und mich zu und berichteten, sie seien mehr als einmal von glutäugigen Mannsbildern vorn und hinten begrapscht worden. Und man werde in Hinkunft nur noch an meiner oder Vipenders Seite bleiben.

Während wir weiterfuhren, wanderte ich durch die Sitzreihen, um bei Bedarf die erregten Gemüter zu beruhigen, und musste mir von der Sabine eine weitere Klage anhören: Die Sitze hier im Bus seien so schrecklich unbequem, klagte sie (zu Recht, wie mir schien). Sie habe jetzt schon Kreuzschmerzen. Wie solle das nur weitergehen?

Und dabei blickte sie mich so treuherzig und zugleich so verzweifelt an, dass ich ihr spontan anbot, ihr bei Bedarf die schmerzenden Stellen zu massieren. Worauf sie mich sogleich deutlich weniger verzweifelt anblickte.

Verdammt, was hatte ich mir da nur eingebrockt? Aber ich hatte es nun einmal versprochen und konnte, im Hotel in Agra angekommen, nicht umhin, die Heidi (die ich über mein Ziel keineswegs im Unklaren ließ) allein zu lassen und bei der Sabine anzuklopfen. Dass diese in einem Einzelzimmer residierte, wusste ich schon aus meiner Zimmerliste.

Die Sabine war sichtlich erfreut, drückte mir eine Tube mit einer wohlriechenden Salbe in die Hand, machte, züchtig abgewandt, ihren Oberkörper frei, legte sich bäuchlings aufs Bett. Und ich begann ihr, so gut ich’s konnte, unter Zuhilfenahme der Salbe Schultern, Rücken und Kreuz zu massieren. Und ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass mir diese Tätigkeit unangenehm war oder dass sie mich nicht ein ganz klein wenig erregte. Nach zehn Minuten hatte die Sabine genug, und ich war entlassen.

Es folgte das Abendessen und anschließend eine nächtliche Fahrt zu jenem Wunderwerk, für das die Stadt Agra weltberühmt ist: dem zauberhaft beleuchteten Tadsch Mahal. Erst danach war mein Tagewerk beendet, und mein quasi-eheliches Leben mit der Heidi konnte wieder beginnen.