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Über dieses Buch

Rechte Politiker sprechen von »Entsorgung«, von »Umvolkung«, von »Kopftuchmädchen und Messermännern«. Davon, dass die Hitlerzeit ein »Vogelschiss« gewesen sei. Und vor allem nehmen sie für sich in Anspruch, für »uns« und »unser Deutschland« zu sprechen. Doch was für ein »Wir« setzen sie da überhaupt voraus?

Der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering wirft einen ebenso unaufgeregten wie scharfen Blick auf die Rhetorik der parlamentarischen Rechten – und zeigt, wie ihr Anspruch, für »das Volk« zu sprechen, in totalitäre Ermächtigungsvorstellungen, Rache- und Vernichtungsphantasien führt. Er legt offen, wie diese Sprache der Gewalt sich selbst verharmlosend verkleidet. Und er macht vor, wie sich solche rhetorischen Strategien durchschauen lassen.

 

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Endnoten

So Alexander Gauland im Gespräch mit der FAZ über seine »Vogelschiss«-Metapher: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gauland-interview-AfD-will-grenzen-des-sagbaren-ausweiten-15627982.html

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw20-de-einspruch-ordnungsruf/555494

https://www.AfDbundestag.de/rede-von-alice-weidel-zur-haushaltsdebatte-im-bundestag/

http://www.fr.de/politik/AfD-hunderte-strafanzeigen-gegen-beatrix-von-storch-a-1418013

https://www.youtube.com/watch?v=iumkytk-CYU, auch in der FAZ vom 5. Juni 2016: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/zum-nachlesen-gaulands-rede-im-wortlaut-14269861.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

Interview in der FAZ vom 5. September 2018, S. 2.

Siehe Anm. 5.

Ebd.

ZEITmagazin vom 25. Februar 2016, S. 30–37. Eine Zusammenfassung findet sich hier: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/alexander-gauland-AfD-fluechtlingskrise-fluechtlingspolitik-grenzen

https://www.facebook.com/BeatrixVonStorch/posts/1046239668750811

https://www.zeit.de/politik/2016-01/alternative-fuer-deutschland-beatrix-von-storch-petry-schusswaffen

https://www.tagesspiegel.de/politik/hoecke-rede-im-wortlaut-gemuetszustand-eines-total-besiegten-volkes/19273518-all.html

Walther Hofer (Hrsg.), Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933–1945, Neuausg., Frankfurt a. M. 1982, S. 23; vgl. Cornelia Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin / New York 22007, S. 599.

Hier und im Folgenden: Gauland-Interview in der FAZ vom 4./5. September 2018, S. 2. Siehe auch: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/AfD-chef-gauland-friedliche-revolution-gegen-das-politische-system-15771150.html

Ebd.

Am 6. September 2018, https://rp-online.de/politik/deutschland/horst-seehofer-lehnt-stichtagsregelung-fuer-fluechtlinge-als-fachkraefte-ab_aid-32736207

Sitzungsprotokoll der 48. Sitzung des Deutschen Bundestages in der 19. Wahlperiode, 12. September 2018, S. 5035–5039.

Ebd.

FAZ vom 6. Oktober 2018, S. 8. Siehe auch: https://www.faz.net/social-media/instagram/alexander-gauland-warum-muss-es-populismus-sein-15823206.html

Hier und im Folgenden zitiert nach dem Videomitschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=RCb4KWtzLyo

Hier und im Folgenden zitiert nach: https://www.tagesspiegel.de/politik/hoecke-rede-im-wortlaut-gemuetszustand-eines-total-besiegten-volkes/19273518-all.html

Ebd.

Siehe Anm. 5.

Siehe Anm. 21.

Ebd.

https://AfD-thl.de/2017/01/18/persoenliche-erklaerung-von-bjoern-hoecke-zu-seiner-dresdner-rede/

Siehe Anm. 21.

Ebd.

Siehe Anm. 5.

Björn Höcke in: Nie zweimal in denselben Fluss. Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig, Waltrop 2018, hier S. 258.

Siehe Anm. 21.

Tagesschau vom 24. September 2017.

https://www.theeuropean.de/doku-mentation/13733-alexander-gauland-antwortet-der-bundeskanzlerin

Thomas Mann, »Ein Briefwechsel«, in: T. M., Essays, Bd. 4.: Achtung, Europa! 1933–1938, hrsg. von Hermann Kurzke und Stephan Stachorski. Frankfurt a. M. 1995, S. 183–191. Siehe auch: https://www.zeit.de/1964/45/brief-an-den-dekan/komplettansicht

Johann Wolfgang Goethe, »Epirrhema«, in: J. W. G., Gedichte, hrsg. von Stefan Zweig, Stuttgart 1967, S. 198.

https://www.zeit.de/2016/17/alexander-gauland-AfD-cdu-konservatismus/komplettansichtAfD

https://www.youtube.com/watch?v=78spEzkbUAM

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/antisemitismusbeauftragter-klein-kritisiert-AfD-15718682.html

http://AfD-fraktion-bw.de/aktuell/1119/Emil-Sänze-Muhterem-Aras’-peinliche-Selbstinszenierung-im-Konzentrationslager

https://www.presseportal.de/pm/127902/4082327

Hier und im Folgenden nach dem Videomitschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=RCb4KWtzLyoAfD

Ebd.

Joseph Goebbels: »Was wollen wir im Reichstag?« In: Der Angriff, 30. April 1928, S. 71–73. Faksimile online: http://www.archive.org/stream/DerAngriff-AufsaetzeAusDerKampfzeit/GoebbelsJoseph-DerAngriff-AufsaetzeAusDerKampfzeit1935345S.ScanFraktur#page/n71/mode/2up

Johann Wolfgang Goethe, West-östlicher Divan. Studienausgabe, hrsg. von Michael Knaupp, Stuttgart 1999, S. 101.

Heinrich von Kleist, »Germania an ihre Kinder«, in: H. v. K., Sämtliche Werke und Briefe, Bd. 3: Erzählungen, Anekdoten, Gedichte, Schriften, hrsg. von Klaus Müller-Salget, Frankfurt a. M. 1990, S. 430 f.

Ernst Moritz Arndt, »Des Teutschen Vaterland«, in: Gedichte der Romantik, hrsg. von Wolfgang Frühwald, Stuttgart 1984 [u. ö.], S. 70–72.

Johann Wolfgang Goethe, West-östlicher Divan (siehe Anm. 44), S. 112.

Johann Wolfgang Goethe, »Hegire«, ebd., S. 11 f.

Johann Wolfgang Goethe, West-östlicher Divan. Teil 1, hrsg. von Hendrik Birus, Frankfurt a. M. 1994, S. 710 und Abb. 24.

Dazu vgl. jetzt meine Beiträge »›In diesem Islam leben wir alle‹. Goethes ›Divan‹ im Kontext«, in: Goethe-Jahrbuch 2019, sowie »Orient und Okzident. Warum der Islam zur deutschen Literatur gehört«, in: Süddeutsche Zeitung vom 28. August 2019 (online: https://www.sueddeutsche.de/kultur/goethe-geburtstag-orient-und-okzident-1.4577580).

https://causa.tagesspiegel.de/gesellschaft/wie-nuetzlich-ist-eine-leitkultur-debatte/leitkultur-verkommt-zum-klischee-des-deutschseins.html

https://AfD-thl.de/wp-content/uploads/sites/20/2018/05/Leitkultur-Identität-Patriotismus.pdf, S. 6 f.

Ebd., S. 29 f.

Ebd., S. 68.

Ebd., S. 29 f.

Nach dem Videomitschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=iV7YgdSRCLI

 Thomas Mann, Ein Briefwechsel (1936)

Die Hitlerzeit – ein »Vogelschiss«; die in Hamburg geborene SPD-Politikerin Aydan Özoğuz – ein Fall, der »in Anatolien entsorgt« werden sollte; muslimische Flüchtlinge – »Kopftuchmädchen und Messermänner«: Formulierungen wie diese haben in den letzten Jahren und Monaten immer von neuem für öffentliche Empörung, für Gegenreden und Richtigstellungen gesorgt. Und für Schlagzeilen, mit denen die AfD im Scheinwerferlicht der Aufmerksamkeit und im Gespräch blieb.

»Vogelschiss«, »Entsorgung« und »Messermänner« sind Beispiele für eine Verhexung des politischen Diskurses durch Wörter, genauer: durch Schlagwörter und Kampfvokabeln, kalkulierte provozierende Verstöße gegen Höflichkeitsregeln und Taktempfinden, die sich die Verstoßenden als Trophäen ihres vorgeblichen Kampfes gegen Denkschablonen und Sprechverbote einer allgegenwärtigen political correctness ans Revers heften. Wer den Kampf unter diesen Vorgaben aufnimmt, hat ihn schon verloren. Denn es geht seinen Verursachern nicht um argumentative Überlegenheit, sondern um die Erschließung und Besetzung diskursiver Felder. Um das Abstecken von claims geht es, um den Ehrgeiz, mit Reizvokabeln »die Grenzen des Sagbaren auszuweiten«,1 um die Steuerung der öffentlichen Aufmerksamkeit.