Umschlag

Xaver Maria Gwaltinger ist im bayerischen Schwaben aufgewachsen, hat Germanistik, Theologie und Psychologie studiert und lange in Frankreich und Australien gelebt. Das Allgäu ist aber seine Heimat geblieben, vor allem wegen der Landschaft und der Sprache. Dort erholt er sich auf seiner Alm von seinen Tätigkeiten in verschiedenen sozialen Feldern, indem er als Autor die Tiefen der Allgäuer Seele auslotet.
 
Josef Rauch, geboren 1968 in Eichstätt, lebt in Franken, wo er im Gesundheitswesen arbeitet. Seit 2007 lässt er seinen Fürther Privatdetektiv Philipp Marlein in Kriminalromanen und -erzählungen vertrauliche Ermittlungen durchführen.
www.josefrauch.de

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

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© 2020 Emons Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagmotiv: mauritius images/Wolfgang Filser
Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept
von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer
Umsetzung: Tobias Doetsch
Lektorat: Carlos Westerkamp
eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-96041-524-4
Originalausgabe

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Ecce homo – seht da, welch ein Mensch!

Pontius Pilatus über Jesus,

Evangelium nach Johannes 19,5

1  Marlein und das wunderbare Geburtstagsgeschenk

Déjà-vu.

Es war fast genauso wie damals vor vier Jahren in Andechs.

Im Guten wie im Bösen 

Im Guten: Mein Hobbydetektiv-Kumpel, der Ex-Pfarrer und Ex-Psychologe Emil Bär, und ich, Privatdetektiv Philipp Marlein, saßen mittags um zwölf in der Gaststätte des Klosters auf dem Heiligen Berg und nahmen vor dem Beginn des Seminars noch gemeinsam ein Mittagessen ein.

Lediglich ein paar Details waren anders.

Es war zwar ebenfalls Mai, aber es war nicht Sonntag, sondern Montag.

Es war nicht das Kloster Andechs (geführt von Benediktinern) in Oberbayern, in dem wir uns getroffen hatten, sondern das Kloster Kreuzberg (geführt von Franziskanern) in der Rhön in Unterfranken.

Wir befanden uns nicht wie in Kloster Andechs nur auf einem Hügel, sondern auf einem echten Berg, dem »Heiligen Berg der Franken«, in immerhin knapp neunhundert Meter Höhe.

Die Klostergaststätte hieß hier nicht »Bräustüberl«, sondern »Klosterschänke«.

Und in dem Seminar, an dem wir teilnehmen wollten, ging es nicht um Buße und Umkehr, sondern um die Frage, ob Jesus Christus ein Gott oder ein Mensch war.

Aber abgesehen von diesen Kleinigkeiten war wirklich alles wieder ganz genauso.

Wie Andechs stand auch der Kreuzberg im Zeichen von »Kreuz und Krug«. Tausende von Menschen pilgerten täglich zu diesem Wallfahrtsort – viele aus religiösen, noch mehr aus kulinarischen Gründen. Und der Gedanke, Kreuz und Krug miteinander zu verbinden, hatte zu einem Werbespruch geführt, der nahezu identisch war mit dem in Andechs: Warb man dort mit dem Slogan »Genuss für Leib und Seele«, hieß das Motto hier auf dem Kreuzberg »Glauben & Genießen«.

Damit die Pilger, Wallfahrer, Besucher und Urlauber auch ausgiebig genießen konnten, gab es im Klosterbereich einen leistungsstarken Gastronomiebetrieb, bei dem, ebenfalls wie in Andechs, das Prinzip der Selbstbedienung herrschte. Es gab zwei Theken, den »Ausschank« für Getränke und den »Küchenschalter« für Speisen, an denen man sich das Gewünschte abholen konnte, um sich dann damit entweder draußen in den Biergartenbereichen um das Kloster und im Klosterhof oder drinnen im »Bierstüberl«, in der »Gästestube« oder im »Fürstensaal« niederzulassen.

Und in jenem »Fürstensaal« saßen – standesgemäß – Emil Bär und ich, um, wie damals in Andechs, ein fürstliches Festmahl zu uns zu nehmen (auch wenn das Ambiente wie in den anderen Gasträumen eher einfach und urig war als fürstlich).

Ich stellte Emil gerade eine gegrillte Schweinshaxe mit Kloß neben sein dunkles Klosterbier und mir einen Leberkäs mit Kartoffelsalat neben mein Mineralwasser.

Das Mittagessen vor dem Seminar war Bestandteil des Geschenks, das ich Emil zum runden Geburtstag gemacht hatte. Wir waren getrennt angereist, Emil aus dem Allgäu, ich aus Fürth, hatten eingecheckt, unsere Zimmer für eine Übernachtung bezogen und uns dann, wie vereinbart, um zwölf Uhr zum Mittagessen getroffen.

Das Hauptgeschenk für Emil war aber natürlich das Seminar, das um vierzehn Uhr beginnen würde.

Auf unserem Tisch lag der Werbeflyer, den Emil gerade interessiert studierte.

Jesus Christus – wahrer Mensch oder wahrer Gott?

2-Tages-Seminar im Kloster Kreuzberg

Veranstalter: Fränkisches Bildungswerk

Programm:

Montag:

14.00 Uhr: Vortrag: »Jesus war ein wahrer Gott«

16.00 Uhr: Kaffeepause

17.00 Uhr: Vortrag: »Jesus war ein wahrer Mensch«

19.00 Uhr: Abendessen

Dienstag:

08.00 Uhr: Frühstück

09.00 Uhr: Diskussionsrunde: »Jesus Christus: Wahrer Gott? Oder wahrer Mensch? Oder beides? Oder keines von beidem?«

11.00 Uhr: Ende des Seminars

»Na, Emil, jetzt sag doch mal – das ist doch ein wunderbares Geburtstagsgeschenk, das ich dir da gemacht habe, nicht wahr? Wir beide auf dem Kreuzberg, zum Glauben und Genießen!«

Bär sah auf, und ich glaubte, ein glückseliges Strahlen in seinen Augen erkennen zu können. »Ja, Philipp, ganz toll!«

Ich deutete auf die Schweinshaxe. »Ich weiß ja, dass du es kaum erwarten kannst, dass das Seminar losgeht, damit du, als ehemaliger Pfarrer, deinen theologischen und spirituellen Hunger stillen kannst. Aber jetzt lass uns vorher trotzdem erst einmal den leiblichen Hunger stillen. Guten Appetit, Emil!«

Und so begann alles genauso genussvoll und gut, wie es vier Jahre zuvor in Andechs begonnen hatte.

Dass es ähnlich kriminell und böse wie damals enden würde (und sogar noch viel schlimmer), daran verschwendete ich in dem Moment noch keinen Gedanken.

Dabei hätte ich es doch eigentlich ahnen müssen.

Déjà-vu 

2  Bär feiert

Ich kam mir vor wie ein Geburtstagskind.

Philipp war einfach rührend.

Ich strahlte ihn an.

Meine innere Ausstrahlung kam allerdings nicht von dem Prospekt, den ich anstandshalber in Händen hielt.

Sondern vom Frühschoppen.

Ich war schon um zehn Uhr eingetroffen.

Zum Akklimatisieren.

Mit einer Maß Bier. Genießen und glauben.

Man muss die Prioritäten richtig setzen.

Ich legte den Prospekt neben meine Schweinshaxe, weihte ihn mit einem Fettfleck ein, nahm einen tiefen Zug aus meinem Kreuzberg-Krug, sagte: »Philipp, die Idee mit dem Geburtstagsgeschenk ist einfach gigantisch. Wenn das Seminar so gut wird wie die Haxe und das Bier, werde ich wahrscheinlich seminarsüchtig.«

Das Seminar war mir wurscht.

Aber ich wollte meinem Freund Philipp die Freude nicht verderben. Dachte: Ob Jesus Christus wahrer oder falscher Gott oder Mensch war, hat null Einfluss auf den Bierpreis. Die Frage wurde meines Wissens schon im Jahr 451 auf dem Konzil von Chalcedon endgültig und abschließend entschieden. Mit einer genialen Lösung: wahrer Mensch und wahrer Gott. Basta! Hatte sich wohl noch nicht so richtig rumgesprochen.

Ich sagte: »Und die Fragestellung – wahrer Mensch oder wahrer Gott? – bringt’s voll. Spannender als wie ein Krimi.«

Wir stießen an. Ich mit Kreuzberger Klosterbier. Er mit Mineralwasser.

Glauben und genießen. Wir machten Arbeitsteilung. Ich genoss 

Ich blickte mich um.

»Ob wohl schon Leute vom Seminar da sind?«

Philipp blickte sich um.

Am Parkplatz hatte ich vier Busse gesehen.

Ich tippte auf Japaner.

Sah keinen einzigen.

Die Geräusche waren fränkisch. Urfränkisch.

So sprach man am Ende der Welt.

Die Leute sahen aus wie gläubige Genießer. Hielten ihre Maßkrüge wie eine Monstranz, zogen das flüssige Brot in sich hinein wie Allgäuer Kälber frisches Wasser. Schoben Kartoffelknödel, Schweinsbraten, Schweinshaxen, dampfendes Blaukraut in sich hinein.

Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.

Abendmahl auf Fränkisch.

»Schauen nicht gerade aus wie theologische Seminarteilnehmer«, sagte ich.

Philipp sagte: »Wahrscheinlich sind die noch am Anreisen.«

»Oder in der Kirche. Vorwärmen.«

»Vorwärmen?«

»Ja, bevor man zum Beispiel aufs Oktoberfest geht, kippt man sich noch ein paar Stamperl rein … damit man es besser aushält. Nüchtern überlebt man das nicht.«

Philipp schien nicht zu verstehen. Ich erklärte: »Bevor man ins theologische Seminar geht, gehen manche vielleicht in die Kirche. Sich einen Rosenkranz oder zwei reinziehen.«

»Meinst du fokussieren, konzentrieren, mentalisieren, spiritualisieren …?«

»Ja, irgendwie in Stimmung kommen.«

»So wie wir?«

»Ja, jeder auf seine Weise. Suum cuique.«

Philipp schaute leicht angepisst, sagte: »Ich weiß, dass du mal Abitur gemacht hast … großes Latinum und so.«

Ich sagte: »Keine Sorge. Mein Latinum hat sich bereits in Alkohol aufgelöst. Ich hab mir ein Buch gekauft: ›Latein für Angeber‹. Da lass ich ab und zu einen Spruch raus. Bin ich meinem Ruf schuldig. Also, du wirst es dann gleich um vierzehn Uhr erleben, wie sich die Teilnehmer in Stimmung gebracht haben. Die aus der Kirche riechen nach Weihrauch, die aus der Schenke nach Bier … und du nach Mineralwasser!«

»Mineralwasser ist geruchsfrei. Da kriegt man keine Fahne davon.«

»Wodka auch. Darum führen alle Alkis eine eiserne Ration Wodka mit sich. Erste Hilfe, wenn die Ernüchterung droht …«

Er sagte: »Hauptsache, sie schweißeln nicht.«

»Bei der Hitze kann das leicht passieren.«

Philipp, ganz der perfekte Geburtstagsgastgeber: »Kann ich dir noch eine Maß bringen?«

»Ja, gern, dann lohnt sich das Pinkeln mehr. Wenn das so weitergeht, hab ich jeden Monat ein Mal Geburtstag.«

Philipp verschwand in Richtung Schenke.

Ich fing an, mich wie neugeboren zu fühlen. War selig.

Blickte in die Weite: das Land der Franken mit der Seele finden.

Die Rhön.

Feuerberg.

Dreistelz.

Auersberg.

Wildflecken.

Rhön-Kaserne.

Truppenübungsplatz.

Ruine Ebersburg.

Wasserkuppe.

Schreckte auf: »Ist hier noch a Plätzla frai für uns zwa?«

Zwei Damen mittleren Alters standen vor mir. Eine im Dirndl, die andere im luftigen Sommerkleid.

Ich wurde gleich noch ein Stück neugeborener. Sagte: »Aber freilig, hockts eich her, wir rutschen a bissle zamm, dann ham mir alle Platz.«

Das Gesicht der Dirndl-Dame erstrahlte. Spirituell. Eine Seminarteilnehmerin?

»Dann hock ich mich gleich neben Sie!«

Ich rutschte.

»Gern!«

Ihre Freundin pflanzte sich gegenüber auf Philipps Platz.

Meine neue Nachbarin sagte, immer noch Glanz im Auge: »Aber gell, Sie sind nicht von hier?«

»Noi. I leb itta im Kloster. Schau ich so aus?«

Sie lachte.

»Wo kommet Se denn her?«

Ich lachte, sagte: »Genau da, wo Sie auch herkommen!«

»Nein!«

»Doch. Ausm Allgäu. Oberallgäu!«

»Nein!«

»Jetzt widersprechen S’ mir halt nicht dauernd. Glauben und genießen … I bin nämlich aus Tal am See!«

»Noi … i au … am See. Auf der anderen Seite, in Moosburg. Da wohn i.«

»Dann sind wir ja quasi Nachbarn!«

Ihre Freundin saß mit offenem Mund gegenüber.

Ich deutete auf Philipp.

Er trug den vollen Maßkrug vor sich her.

Ich sagte: »Da kommt mein Begleiter mit Verstärkung. Der ist nicht ausm Allgäu. Aber doch ganz nett.«

Die neben mir fragte: »Ihr Enkel?«

Ich zuckte. Hatte sie ihre Brille vergessen?

Sagte: »Mein Bruder! Aus Franken!«

Die gegenüber kriegte ihren Kiefer wieder ein, strahlte: »Allmächt! Aus Franken? Ich bin nämlich auch aus Franken!«

Sie machte Platz für Philipp.

Der setzte sein Fürther Detektiv-Pokerface auf, nickte. »Grüß Gott!«

Seine Nachbarin rückte ihm etwas näher auf die Pelle, sagte: »Aus Frangn kumma Sie? Ich nämlich auch. Woher denn genau?«

Philipp wurde gesprächig, meinte: »Fürth … und Sie?«

»Ganz in der Nähe. Heroldsbach.«

»Heroldsbach … bei Forchheim? Ist das nicht so eine Art Pilgerort?«

»Ja, da ist nach dem Krieg die Maria erschienen … und dann noch ein paarmal. Und bis heute kommen noch ganz viele Pilger hin.«

»Interessant … Und was führt Sie zum heiligen Kreuzberg?«

Die zwei schauten etwas verklemmt, die Allgäuerin sagte: »Mehr beruflich.«

Ende der Durchsage.

»Und ihr beide?«

Sie meinten Philipp und mich.

Ich sagte: »Hochzeitsreise!«

Sie schauten entgeistert.

»Vor zwei Jahr wurde doch das Familienrecht geändert. Ehe für alle. Die Schwulenehe. Und da ham wir geheiratet und feiern heute den zweiten Hochzeitstag. Mein Mann und ich. Gell, Philipp?«

Philipp wurde rot, keine Ahnung, ob aus Verlegenheit oder Zorn, machte kurz den Scheibenwischer vor den Augen zu mir hin, nickte.

»Ach, wie romantisch«, sagte die Heroldsbacherin.

Ich trank meine Maß aus.

Philipp sagte: »Wir müssen jetzt gehen, wir haben noch einen wichtigen Termin.«

»Oh …«

Ich sagte: »Ja, ich hab auch einen wichtigen Termin.« Deutete auf das Bier. »Das treibt. Entwässerung …!«

Wir winkten im Gehen: »Schönen Tag no!«

Sie winkten zurück.

Philipp schnauzte mich an: »Was soll denn die schwule Geschichte?«

Ich sagte: »Frauen stehen auf Schwule. Verstehst? Just in case «

»Versteh ich nicht.«

»Ist auch nicht nötig. Ich muss jetzt aufs Klo. Brunzen. Sonst derreißt’s mich.«

»Das versteh ich! Ich auch …«

Ich steuerte direkt auf die Toiletten zu, Philipp mit seiner Mineralwasserblase hinterher.

Ich kehrte zurück, um gefühlte Hektoliter erleichtert.

Philipp wartete schon, in einen Informationszettel vertieft.

Begeistert sagte ich zu ihm: »Hast gemerkt: Hier ist sogar das Klo spirituell!«

»Wieso?«

»Erstens haben sie hier noch ein Pissoir für Stehpinkler. Die sterben ja sowieso langsam aus. Das Matriarchat macht alle Männer von Kindheit an zu Mädchen. Pinkeln im Sitzen. Saubere Kastration … reiner Penisneid.«

Interessierte ihn anscheinend nicht. Er sagte: »Und zweitens?«

»Die Pinkelbecken haben eine Zielhilfe: eine Kerze. Dezent grau. Auch wenn man sie trifft, verlöscht sie nicht. Eine Art ewiges Licht, in Stein gebrannt. Eine Wucht!«

»Hab ich gar nicht gesehen.«

»Wo schaust du denn hin, wenn du pinkelst?«

»Aus dem Fenster hinaus.«

»Und wenn kein Fenster da ist?«

»In mich hinein. Einsicht nennt man das.«

»Und was für eine Einsicht hast du gehabt?«

»Dass wir uns jetzt die Klosteranlage anschauen, bevor das Seminar losgeht.«

Ich dachte: Scheiß auf die Klosteranlage, ein Königreich für einen Mittagschlaf. Sagte: »Wir können ja mit dem Klosterladen anfangen.«

Der Klosterladen war direkt hinter uns. Ebenerdig.

Philipp meinte: »Der Klosterladen läuft uns nicht weg. Wir sollten uns einen Überblick verschaffen. Zuerst die Klosteranlage. Und dann rauf nach Golgatha. Zu den drei Kreuzen.«

Er deutete nach oben.

Ich sagte: »Das sind aber zweihundertsechsundneunzig Stufen. Rauf. Und runter noch mal zweihundertsechsundneunzig.«

Er sagte: »Emil, nach der ersten wird’s leichter. Der wichtigste Schritt ist immer der erste.«

»Ist dir diese göttliche Einsicht auch beim Pinkeln gekommen?«

»Nein, das ist eine Tatsache. Wir gehen durch das Kloster, und dann besteigen wir den Berg. Golgatha.«

»Unter Besteigen habe ich mir bisher was anderes vorgestellt.«

Philipp lächelte. »Das kommt später!«

3  Marlein und das unverhoffte Wiedersehen

Als wir mit dem Mittagessen fertig waren und außerdem unsere Blasen erleichtert hatten, war es dreizehn Uhr, und wir hatten noch eine Stunde Zeit bis zum Beginn des Seminars.

Da ich mich verpflichtet fühlte, Emil ein Komplettprogramm zu bieten, schleifte ich ihn als weiteren Bestandteil meines Geburtstagsgeschenks auf einen Rundgang um das Klostergelände, um ihm die Sehenswürdigkeiten des Kreuzbergs zu erschließen.

Ich war zwar noch nie hier gewesen, hatte aber auf meinem Zimmer eine Broschüre mit den essenziellen Informationen zu diesem Ort gefunden.

Mit diesem Heftchen bewaffnet, zog ich los, Emil im Schlepptau. Zurückhaltend, wie er war, wollte er seine Freude über diesen Kulturtrip äußerlich nicht so recht zeigen, aber ich wusste, dass er tief in seinem Innersten regelrecht jubilierte.

Wie sich herausstellte, hätte ich die Broschüre gar nicht gebraucht, denn es gab einen beschilderten Rundweg mit mehreren Stationen und dazugehörigen Infotafeln.

An jeder Station versuchte ich, die ausführlichen Aussagen der Broschüre und der Tafel zu einer Kerninformation zu komprimieren, was jedes Mal einen wechselweise amüsierten, ironischen, sarkastischen oder gar zynischen Kommentar von Emil nach sich zog.

Ich: »Wir befinden uns hier im 1692 eingeweihten Franziskusbau, der zusammen mit der Kirche das ursprüngliche Kloster bildete, das 1706 um den Fürstenbau und in den 1950er Jahren um den Marienbau und den Antoniusbau erweitert wurde. Marienbau und Antoniusbau dienen als Schlafstätte für Gäste und Pilger, als Speisesaal und als Veranstaltungsort. Die 1731 gegründete Klosterbrauerei wurde ebenfalls in den 1950er Jahren neu und größer gebaut und Anfang der 1990er Jahre grundlegend modernisiert.«

Emil: »Mönche wissen eben, was wichtig ist. Ein Kloster ohne Brauerei ist wie ein Schwimmbecken ohne Wasser.«

Ich: »Hier auf dem Friedhof, am Rande des Klostergartens, gibt es vierzehn teils doppelt belegte Grabstätten für die Brüder des Franziskanerordens, die hier auf dem Kreuzberg gelebt haben. Es ist üblich, dass ein Franziskaner an seiner letzten Wirkungsstätte auch beerdigt wird.«

Emil: »Ja, und zwar direkt neben der Brauerei. Ein beruhigendes Gefühl, in Biererde zu ruhen.«

Ich (flüsternd): »Nun befinden wir uns in der 1692 eingeweihten Kloster- und Wallfahrtskirche, einem typisch franziskanischen Kirchenbau mit schlichter Fassade und ohne Turm. Sie war zusammen mit dem Franziskusbau das erste Gebäude, das auf dem Kreuzberg errichtet wurde. Der Hochaltar thematisiert die Kreuzigung, und in der Silbermonstranz wird ein Originalsplitter vom Kreuz Christi aufbewahrt.«

Emil (ebenfalls flüsternd): »Oje, nicht schon wieder Reliquien! Damit haben wir ganz schlechte Erfahrungen gemacht, weißt du noch, Philipp? In Andechs ging die ganze Scheiße damit los, dass sie die Kreuzsplitter und andere Jesus-Hinterlassenschaften geklaut haben, während wir dort waren. Nicht dass uns so was hier wieder passiert!«

Wie sich später herausstellen sollte, hatte Emil nicht unrecht mit seinen düsteren Vorahnungen.

Ich: »Wir stehen jetzt vor dem Brauereigasthof ›Zum Elisäus‹. Der ehemalige Berggasthof ›Bavaria‹ der Familie Hohn wurde 2007 vom Kloster übernommen und umgebaut. Er wurde zum Andenken an den letzten franziskanischen Braumeister der Klosterbrauerei, dem bis 1964 wirkenden Bruder Elisäus, umbenannt.«

Emil: »Merkst du was? Es geht hier dauernd um Glauben und Genießen. Vor allem Genießen. Vielleicht sollte man den Kreuzberg doch in ›Bierberg‹ umbenennen …«

Ich: »Um dieser zunehmenden Entwicklung weg vom Glauben und hin zum Genießen und zum Tourismus entgegenzuwirken, wurde ja das Bruder-Franz-Haus neben dem Kloster, das seit 1687 als Gästehaus für Pilger fungierte, umgebaut und 2008 neu eröffnet als Ort der Ruhe und der Meditation sowie als Informationszentrum mit Ausstellungen über den religiösen Hintergrund der Wallfahrten, über den Franziskanerorden, über das Leben des heiligen Franziskus und über das Kloster Kreuzberg. Als spiritueller Gegenpol zur Wirtschaft sozusagen.«

Emil: »Die können hier so viele spirituelle Gegenpole eröffnen, wie sie wollen. Solange das Klosterbier so gut schmeckt, werden die Leut weiterhin hauptsächlich zum Krug statt zum Kreuz pilgern.«

Ich: »Hier oben sehen wir die Mariengrotte mit der Madonnenstatue, die 1958 von den Wirtsleuten des Berggasthofs nach dem Vorbild der Lourdes-Grotte hier im Wald über dem Gasthof aus Basaltsteinen in den Fels gebaut wurde und zu einem Geheimtipp für Marien-Fans geworden ist, die die Muttergottes in freier Natur verehren wollen.«

Emil: »Also doch auch wieder die Maria! Ich hatte schon gedacht, das hier ist endlich mal ein echter und reinrassiger Jesus-Christus-Wallfahrtsort. Hier kann man ja keine zwei Meter gehen, ohne über einen überdimensionalen Jesus am Kreuz zu stolpern: in der Wallfahrtskirche, in der Kerzenkapelle davor, auf dem Freialtar neben der Kerzenkapelle, an der Auffahrt zum Kloster und natürlich bei den Kreuzwegstationen und bei der Golgatha-Gruppe oben auf dem Berg. Und dann jetzt diese Mariengrotte. Ganz ohne die Mutti geht’s offenbar auch hier nicht.«

Ja, den Kreuzweg und die Golgatha-Kreuze wollte ich natürlich eigentlich als Höhepunkt meiner Führung präsentieren, aber es war schon bald vierzehn Uhr, und ich musste konstatieren, dass wir das zeitlich nicht mehr vor dem Seminar schaffen würden.

Ich versprach Emil, dass wir die Besteigung des Berges nach dem Abendessen nachholen würden, und wir gingen von der Mariengrotte zurück zum Antoniusbau, in dem das Seminar stattfinden sollte.

Nachdem wir eine Weile durch den Antoniusbau geirrt waren, fanden wir schließlich den Seminarraum. Er war ähnlich einfach eingerichtet wie die Gaststuben und sollte wohl klösterliche Askese und Schlichtheit suggerieren.

Das gute Dutzend an Stühlen war zu einem Kreis angeordnet (der an einer Stelle offen war, an der eine Flipchart-Tafel und eine Leinwand standen), und ich machte mir Sorgen, dass das bei Emil einen allergischen Schock auslösen würde, denn er hatte eine ausgesprochene Abneigung gegen Stuhlkreise.

Doch zu meiner Überraschung strahlte er wie ein Honigkuchenpferd, als wir den Raum betraten.

Ich brauchte einen Moment, dann begriff ich, was ihm trotz des Stuhlkreis-Desasters ein fettes Grinsen ins Gesicht zauberte: Unsere beiden »Klosterschänke«-Bekanntschaften saßen im Rund! Offenkundig nahmen sie ebenfalls am Seminar teil.

Dieses unverhoffte Wiedersehen war ein Umstand, der auch mir nicht gerade missfiel, denn die Heroldsbach-Madonna fand ich durchaus schnucklig, in ihrem Sommerkleidchen, mit ihren langen dunklen Locken und ihrem hübschen Gesicht.

Blöd nur, dass Emil diese alberne Schwulengeschichte aufgebracht hatte. Die würde ich später unbedingt richtigstellen müssen.

Leider konnten wir uns den Damen nicht zur Seite gesellen, da die Plätze direkt neben ihnen schon besetzt waren von anderen Typen. Also ließen wir uns auf den Stühlen ihnen gegenüber nieder – sie waren als einzige noch frei, Emil und ich waren offenbar die letzten Teilnehmer – und ließen es uns nicht nehmen, ihnen verschwörerisch zuzublinzeln, was sie lächelnd erwiderten.

Konnte vielleicht doch ganz nett werden, das Seminar, auch wenn mich das Thema im Gegensatz zu Emil mit seiner theologischen Vergangenheit nicht die Bohne interessierte.

Dass es inhaltlich wenig erbaulich werden würde, ließ der erste Dozent befürchten, der zwischen Flipchart-Tafel und Leinwand stand, uns kurz begrüßte und dann gleich mit seinem Vortrag zum Thema »Jesus war ein wahrer Gott« begann: ein altes und faltiges Hutzelmännchen in Klerikerkluft und mit dicker Hornbrille, das eine düstere Leidensmiene zog, mit monotoner Betbruderstimme sprach und ungefähr so viel Sinn für einen lebendigen und unterhaltsamen Vortrag zu haben schien wie ein Totengräber.

Aber ich beschloss, unvoreingenommen zu sein und darauf zu hoffen, dass er meine Befürchtung widerlegte und ein Feuerwerk an Esprit, Eloquenz und Infotainment abbrannte.

Und wenn nicht, konnte ich mich immer noch am Anblick meiner fränkischen Landsmännin erfreuen – und mir überlegen, zu welcher Abendaktivität ich sie später einladen könnte 

4  Bär prognostiziert

Meine Allgäuer Überraschungsbekanntschaft aus Moosburg saß mir gegenüber.

Diagonal, diametral, im Dirndl.

Sie beugte sich hinab zu ihrer Handtasche.

Ich beugte mich vor.

Genoss die Aussicht.

Sanfte Hügel, liebliche Täler.

Ganz Allgäu. Ganz dahoim.

Glauben und genießen.

Ihre luftige Freundin aus Franken schaute unschuldig in die Runde.

Keiner sollte sehen, dass sie mit Philipp flirtete.

»Jesus – wahrer Gott«. Jessasmariaundjosef!

Hatte sie einen BH an oder nicht?

Ihre Freundin fischte einen Stenoblock aus den Tiefen ihrer Tasche. Fummelte geräuschvoll nach einem Schreibgerät.

Sie hatte ihr kastanienbraunes Haar hinten zusammengesteckt.

Ich hatte freie Sicht.

Wie sie wohl ausschaute, wenn sie Haar und Dirndl runterließ?

Endlich fand sie, was sie suchte. Schaute nach einem silbernen Montblanc-Füller aus.

Ich katapultierte mich aus meinen Phantasien raus und ins Hier und Jetzt hinein.

Nicht schnell genug.

Sie schnappte meinen Forscherblick auf, lächelte, kritzelte etwas auf ihren Stenoblock.

Ganz wissenschaftlich.

Sah ich recht? Angeregte Rötungen um ihren Kälbchenhals?

Kamen wohl vom Thema: »Jesus – wahrer Gott«.

Professor Dr. theol. Dr. phil. Rainer Maria Spatzinger thronte aufrecht auf seinem Stuhl im Stuhlkreis und dozierte.

Bei Stuhlkreis dachte ich an Kreißsaal. Mal schauen, was da rauskommt.

Er hielt intensiven Blickkontakt.

Mit sich selbst.

Wahrscheinlich war ihm entgangen, dass er nicht im Audimax des Angelicums in Rom stand, sondern in einem unterfränkischen Stuhlkreis hockte, mit Menschen unterschiedlichen Geschlechts, weiblich, männlich, divers, ab vierzig plus, voll spiritualisiert.

»Ich möchte mit dem Höhepunkt beginnen!«

Er machte eine Pause.

Damit sich die Spannung im Stuhlkreis ausbreiten konnte.

Schlagartig starrten vierundzwanzig Augen auf:

Schreibblöcke.

Programmbroschüren.

Schuhspitzen.

Rötungen an sichtbaren Körperteilen nahmen zu.

Er wiederholte: »Der Höhepunkt …«

Ich dachte an Ejaculatio praecox.

Ist heilbar.

Zum Beispiel mit einer Maß Kreuzberg-Bier. Früh, mittags und abends.

Zweiter Anlauf, die Spannung war kaum mehr auszuhalten: »Der Höhepunkt meiner Ausführungen ist: Jesus … war …«

Schwul?

Lesbisch?

Transvestit?

Praktizierender Asexueller?

Antisemit?

Unbeschnitten?

Eunuch?

Alkoholiker?

Neurotiker?

Psychopath?

»Er war … er ist …«

Hoffentlich hatten sie einen Notarzt vor Ort. Die Spannung im Stuhlkreis übersprang die Hunderttausend-Volt-Marke.

So musste es an Pfingsten gewesen sein, damals, als die Jünger im Stehkreis standen und den Heiligen Geist empfingen – einen Vogel, die berühmte La Paloma – und ihnen die Sicherungen durchbrannten und ihre Birnen zu brennen anfingen.

Die Stille vor dem Sturm.

Und dann ließ er es knallen, der Professor Dr. Dr. Rainer Maria in seiner Kutte: »… Jesus war und ist … wahrer Gott!«

Kollektives Ausatmen. Durchatmen. Postkoitale Entspannung.

Ein Königreich für eine Gauloises.

Mein Blick traf sich über dem Kreismittelpunkt mit dem meiner neuen Allgäuer Freundin.

Ich kam mir vor wie ein Konfirmand, wollte loskichern … verzog mein Gesicht, dachte an den Zahnarzt und meine Dentalphobie.

Sie antwortete mit einem hysterischen Hustenanfall.

Wir waren auf einer Wellenlänge.

Professor Spatzinger lächelte in sich hinein.

Selbstvergnügt.

Er hatte die Bombe platzen lassen und genoss die Kollateralschäden.

Ein rhetorisches Genie!

»Ich werde das jetzt näher ausführen und argumentativ begründen … und zwar in drei Argumentationszyklen, die sich progressiv steigern, von …«

Kunstpause.

Er baute die Spannung neu auf. Die Gruppe sollte wohl noch ein zweites Mal kommen. Oder öfter. Multiple Erkenntnisorgasmen. Normal können das nur Frauen. Steckte unter Professor Spatzingers Kutte etwa eine Frau?

Meine Hirngespinste wurden unterbrochen: »… die sich progressiv linear steigern, und zwar …«

Pause zum Mitschreiben.

»Erstens: Anfang!«

Kurzes Staunen. Wer hätte das gedacht?

»Zweitens: Mitte …«

Oh, là, là!

»Drittens: …«

Philipps fränkischer Flirtgefährtin kam ein Laut aus.

War auch gar nicht peinlich. Die Körperöffnung stimmte: »Ende?«

Professor Spatzinger wandte sich ihr zu.

Huldvoll wie ein Oberlehrer.

»Ganz richtig. Ende! Schön, dass Sie mitdenken!«

Er ließ den Enthusiasmus des Stuhlkreises verebben.

Räusperte sich. Hieß wohl auf Deutsch: Schnauze!

»Ich beginne mit dem Anfang.«

Fing er etwa bei Adam und Eva an?

Der Herr hatte Gnade mit seinem Stuhlkreis.

Professor Spatzinger begann tatsächlich mit dem Leben Jesu, wie alles angefangen hatte.

Ich machte eine mentale Zeitreise zurück in meine Studentenzeit.

Unendliche Vorlesungen.

Unendlich lange.

Tödliche Langeweile.

Das einzig Interessante hier war meine Prognose.

Er würde die Jungfrauengeburt als Anfangsbeweis für »Jesus – wahrer Gott« ausschlachten.

Die Mitte: Jesu Wundertaten als Indizien für seine Gottheit.

Heilungswunder.

Speisungswunder.

Naturwunder – auf Wasser wandeln und so … oder Stürme stillen.

Und der Abschluss 

Meine neueste Spontaneroberung zwinkerte mich schon wieder an.

Zufällig.

Ich blinkerte zurück.

Zufällig.

Das Anstrengendste war nicht, Professor Spatzingers Ausführungen und Einlassungen zu folgen.

Meine Prognose ging voll auf.

Wirklich anstrengend war: so zu tun, als wäre unser Geflirte nur zufällig.

Und: meine Phantasien im Zaum zu halten. Über den »geselligen Teil« am Abend.

Durch unser spirituelles Techtelmechtel verging die Zeit wie im Flug.

Professor Spatzinger hatte sich heißgezwitschert, schaute auf die Uhr, sagte: »Und nun zum Punkt drei: das Ende. Der Höhepunkt meiner Argumentation.«

Ich wollte noch einen unauslöschlichen Eindruck bei meiner Landsfrau machen: mich als potenten theologischen Stier erweisen.

Ich stellte mich naiv, hob wie in der Schule zaghaft meinen Zeigefinger, sagte: »Darf ich was sagen?«

Professor Spatzinger stockte irritiert und spöttelte dann von oben herab: »Wenn es der Wahrheitsfindung dient, junger Mann.«

Ich räusperte mich, warf einen schnellen Blick auf meine Verehrerin und begann meine Steilvorlage für Professor Spatzinger, den Platzhirsch.

»Ich spiele jetzt mal den Advocatus Diaboli …«

Er lächelte wissend.

»Die Geschichte mit der Parthenogenese ist hoch umstritten. Viele berühmte Persönlichkeiten der damaligen Zeit wurden von Jungfrauen geboren, zum Beispiel der Kaiser Augustus. Auch er galt als göttlich … Es könnte sich also um eine Verehrungs- oder Legitimationslegende handeln, nicht um einen historisch-biologischen Sachverhalt …«

Aller Augen waren auf den Wissenschaftsmönch gerichtet. Ob er zum Stierkampf antrat? Was es, gruppendynamisch, auch war.

Er lächelte. Hatte er wohl schon zum fünfhundertsten Mal gehört, meinen Einwand.

»Bei Gott ist nichts unmöglich«, klärte er uns auf.

Stille. Neben mir eine Stimme, ich schreckte zusammen, Philipps Stimme: »Bei einer Frau alles!«

Er hatte auf einen Schlag die Lacher auf seiner Seite.

Der Professor tat, als hätte er nichts gehört, fragte: »Sonst noch was?«

Arrogante Sau.

Gut, dann kriegte er eben noch eine Breitseite von mir. »Was die Naturwunder betrifft: Manche sagen, dass damals, zur Zeit Jesu, noch keine wissenschaftlichen Kenntnisse von den Vorgängen in der Natur zur Verfügung standen, zum Beispiel über die Schwerkraft oder die physikalischen Gesetze bei Unwettern. Meine Oma zum Beispiel sagte bei Gewitterdonner: ›Das Himmelvaterle zürnt!‹«

Nostalgisches Lächeln auf vielen Gesichtern, Kopfnicken. Hatten wohl mehrere so eine weise Oma.

Professor Spatzinger lächelte mit, milde, wieder von oben herab, von wo auch sonst.

»Ihre Oma war sicher eine liebe Frau, aber keine Wissenschaftlerin.«

Jetzt wurde ich ungemütlich. Auf meine Oma lass ich nix kommen. Sagte: »Auch liebe Frauen, auch schöne Frauen …«, blickte mein Gegenüber vielsagend an, »können weise Dinge sagen.«

Spatzinger, mit triumphalem Grinsen: »Schauen Sie, Ihre Oma hatte also ein vorbewusstes Wissen vom Wirken des Allmächtigen in der Natur!«

Oh Scheiße, jetzt hatte ich mir ein Eigentor geschossen.

Neuer Anlauf: »Lassen wir meine Oma aus dem Spiel. Nehmen wir zum Beispiel die Speisungswunder. Die Vermehrung von fünf Fischsemmeln in vier-, fünf- oder siebentausend Portionen – der Beweis für Jesus, den göttlichen Allesernährer …«

Ich hörte mich zynisch werden. Nicht gut, holte mich zurück, sagte ganz sachlich und cool: »Von einem mathematischen Standpunkt aus kann man mit einem Stück Torte die ganze Menschheit ernähren. Man nennt das geometrische Reihe.«

Offene Münder … Jetzt hatte ich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Stuhlkreises.

»Man teilt die runde Torte in zwei Hälften. Die eine Hälfte davon wieder in zwei, die eine Hälfte davon wieder in zwei … Man kann die jeweils verbleibenden Hälften unendlich in zwei weitere Hälften aufteilen. Eine Art Tortenkernspaltung.«

Professor Spatzinger schaute ungeduldig auf seine Rolex.

»Das ist eher Haarspalterei.«

»Aber ich habe noch mehr –«

»Und wir haben keine Zeit mehr. Ich komme zum Schluss und wage zu sagen: Selbst wenn man alles Bisherige, was ich zum Beweis für die wahre Gottheit Jesu überzeugend ausgeführt habe, in Abrede stellen wollte … dass es in allen Religionen überall in der Welt vergleichbare Wunder und übernatürliche Phänomene gibt, eines, der letzte Trumpf sozusagen, gibt es nur im Christentum. Und das ist …«

Spannung pur.

Ich wusste, was kommen würde.

Es kam: »Die Auferstehung Jesu. Ich zitiere den Apostel Paulus, 1. Korinther 15,14: Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Das ist der Eckstein des Christentums: dass Jesus auferstanden ist. Weil er auferstanden ist, ist er wahrer Gott. Und das ist der Beweis, und das ist ein Fakt! Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.«

Stille.

Hände hoben sich zum Beifall, auch meine.

Bevor der erste Klatscher kam,

kam ein trockener Satz.

Von meiner Allgäuer Freundin: »Und wenn es kein Fakt, sondern ein Fake war, die Auferstehung?«

Zum ersten Mal kriegte der Gelehrte Farbe ins graue Gesicht.

Er dröhnte: »Ausgeschlossen.«

»Und wenn man Beweise hätte?«

»Zum Beispiel?«

Die luftige Fränkin sprang ihrer Freundin bei: »Knochen von Jesus. DNA-Analysen. Geheime Dokumente. Sollen ja immer mal wieder auftauchen … von Zeitzeugen … rein theoretisch …«

Professor Spatzinger pumpte, er hob an, etwas zu sagen: »…«

Ich hörte einen Plumps.

Ich sah: Spatzinger lag am Boden. War vom Hocker gerutscht, käsweis.

Die Dame aus Franken kniete neben ihm.

Leichenblass. Zittrige Hände. Schaute, als hätte sie ihn auf dem Gewissen.

Ich sprang hoch, dachte an Mund-zu-Mund-Beatmung.

Verwarf den Gedanken. Professor Spatzinger war nicht der Typ zum Wachküssen.

Philipp kümmerte sich um die luftige blasse Dame aus Heroldsbach.

Ich holte meinen Flachmann aus der Tasche.

»Kreuzberger Geist«.

Tröpfelte ihn dem Spatzinger ein.

Er hustete, verschluckte sich, blinzelte, fing sich, rappelte sich hoch, sagte: »Wir machen jetzt Pause.«

Verschwand.

Betretene Gesichter.

Ich ließ den Geist rundgehen. Heiliges Abendmahl.

In die Gruppe kam Leben.

Einer sagte: »Das Alter …«

Ich sagte: »Der Schock.«

Ich ging mit Philipp raus, eine rauchen.

Er hielt ein Glas Mineralwasser in der Hand, fragte: »Wie geht’s jetzt wohl weiter?«

Ich sagte: »Schlimmer geht’s immer.«

5  Marlein und der wahre Mensch

Nachdem der erste Vortrag so dramatisch geendet hatte, waren alle froh, dass nun eine einstündige Kaffeepause folgte.

Im Nachbarzimmer des Seminarraums war so etwas wie ein Kaffee-und-Kuchen-Büfett aufgebaut.

Da Emil, der alte Süchtling, aber erst einmal eine Kippe brauchte, waren wir zunächst nach draußen ins Freie gegangen.

Nur äußerst widerwillig hatte ich meine schnucklige fränkische Landsmännin in die Obhut ihrer Begleiterin übergeben. Nachdem der Spatzinger kollabiert war, hätte es sie fast auch umgehauen, aber ich hatte sie in den Arm genommen und gestützt.

Er hatte sich gut angefühlt, ihr Körper unter ihrem Sommerkleidchen, und ich hatte sie auch an den richtigen Stellen festgehalten 

Und das Beste: Sie war nicht entsetzt, hatte mich nicht zurückgewiesen, im Gegenteil, es schien mir, als wäre sie länger in meinen Armen geblieben, als es nötig gewesen wäre … Kurz gesagt: Sie schien einem Näherkommen nicht abgeneigt. Eine ganz hervorragende Aussicht für den kommenden Abend!

Und ich fluchte innerlich, dass ich jetzt im Gequalme von Emil stehen musste und mir sein Geschimpfe über die theologische Unzulänglichkeit des Dozenten, den er »Spatzenhirn Spatzinger« titulierte, anhören musste.

Und als Emil ausgepafft hatte und wir dann endlich hochgehen konnten in den Pausenraum, wurde ich fuchsteufelswild!

Denn alle anderen Seminarteilnehmer saßen da, schlürften Kaffee und mampften Kuchen – nur das Heroldsberg-Schnuckelchen und ihre Allgäu-Freundin waren verschwunden!

Ich blaffte Emil an: »Na ganz toll! Jetzt sind die Mädels weg!«

Emil blieb unbeeindruckt.

»Die werden sich halt auf ihre Zimmer verzupft haben. Zum Ausruhen. Nach dem Schock!«

»Ich glaube eher, die haben sich vom Seminar zurückgezogen. Nach dem Schock zuvor.«

»Nach welchem Schock zuvor?«

»Dass wir ein schwules Pärchen sind. Mensch, Emil, was hast du dir denn dabei gedacht? Mit dieser Story hast du uns um einen echt geilen Aufriss gebracht!«

»Das war alles nur Taktik. Das verstehst du nicht.«

»Super Taktik! Sie haben die Flucht ergriffen! Damit wir in Ruhe unseren zweiten Hochzeitstag feiern können … Du bist echt ein Volldepp, Emil!«

»Das weißt du doch gar nicht, ob sie auf und davon sind. Wart erst mal ab, bis das Seminar weitergeht. Die tauchen schon wieder auf, wirst sehen!«

»Ja, das mache ich. Aber wehe, sie tauchen nicht wieder auf. Dann kannst du deine Schwuchtelnummer allein durchziehen. Ich fahre dann auf jeden Fall zurück nach Fürth.«

»Und ich fahre zurück ins Allgäu. Weil … ehrlich: Dein Geschenk ist ein saudummer Schmarrn, das kannst du dir sonst wo hinschieben. Dass Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott war, ist seit zweitausend Jahren bekannt. Dafür braucht niemand mehr ein Seminar – außer man ist ein Hinterwäldler aus Fürth!«

Danach schmollten wir.

Ich stopfte mir Schokoladenkuchen rein, Emil verschwand nach draußen – zum Qualmen und wahrscheinlich auch zum Saufen.

Ich dachte schon, er würde vielleicht sogar wirklich abreisen, aber pünktlich zum Beginn des zweiten Vortrags erschien er dann doch wieder und setzte sich wortlos neben mich. Wahrscheinlich hatte ihn nur die Neugier hergetrieben, ob er mit seiner Prognose richtiglag oder nicht.

Und ich musste zu meiner Schande eingestehen – er lag richtig!

Denn unsere beiden Flirtpartnerinnen tauchten tatsächlich wieder auf, sie betraten gemeinsam den Seminarraum.

Allerdings setzten sie sich nicht auf die Plätze, die sie während des ersten Vortrags innegehabt hatten, sondern blieben zwischen Flipchart-Tafel und Leinwand stehen.

Die im Dirndl begann zu sprechen.

»Herzlich willkommen zurück, meine Damen und Herren. Mein Name ist Erna Kalb. Ich komme aus Moosburg im Allgäu. Ich bin Religionswissenschaftlerin und darf Sie zum zweiten Vortrag des Jesus-Seminars begrüßen.«

Die im Sommerkleid setzte fort.

»Mein Name ist Sandra Danner. Ich bin Religionsphilosophin. Ich komme aus Heroldsbach in Mittelfranken und möchte Sie ebenfalls herzlich willkommen heißen zu unserem Vortrag, in dem wir uns mit dem Thema ›Jesus war ein wahrer Mensch‹ beschäftigen werden.«

Emil und ich wetteiferten darum, wem als Erstes die Augen aus den Höhlen fielen.

Die beiden Damen zwinkerten uns amüsiert zu, dann begannen sie mit ihren Ausführungen.

Nach einer Weile beendete ich das eisige Schweigen, das seit unserem Scharmützel in der Kaffeepause zwischen uns herrschte, und raunte Emil leise zu: »Okay, du hast gewonnen.«

Er flüsterte ebenso leise zurück: »Hab’s dir doch gesagt, die kommen wieder.«

»Trotz der Schwulennummer?«

»Gerade wegen der Schwulennummer.«

»Versteh ich nicht.«

»Du bist eben kein Frauenversteher.«

»Aber du wohl, oder was?«

»Klar.«

»Unsinn. Die sind nur geblieben, weil sie die Dozentinnen des zweiten Vortrags sind.«

»Und waren in der Kaffeepause nicht da, weil sie sich auf ihren Vortrag vorbereitet haben.«

»Also hat’s doch nix mit Frauenverstehen zu tun. War reiner Zufall.«

»Nein, war kein Zufall. Ich erklär’s dir später.«

»Tut mir leid, dass ich dich so angepflaumt habe, Emil.«

»Tut mir leid, dass ich dich mit meiner Schwulennummer so genervt hab, Philipp.«

»Sind wir wieder gut miteinander?«

»Klar. Wir sind doch Blutsbrüder.«

»Und hätten uns beinahe in die Haare gekriegt. Und wer war schuld? Die Weiber!«

»Ja, das können s’ gut, die Weiber, die Mannsbilder gegeneinander aufbringen.«

»Und zur Strafe werden wir sie später flachlegen.«

Ich grinste, und Emil grinste zurück.

Jetzt passte wieder kein Blatt mehr zwischen uns.

Wir waren wieder auf derselben Wellenlänge – und hatten eine gemeinsame Mission 

Doch zuvor mussten wir uns auf eine andere Mission einlassen.

Auf die Mission unserer weiblichen Opfer.

Deren Mission war es offenbar, die Menschen davon zu überzeugen, dass Jesus ein ganz normaler Mensch war, der erst posthum zu einem Gott überhöht wurde.

Diese Ansicht trugen sie mit viel Wortgewalt und Enthusiasmus vor und versuchten sie mit zahlreichen Belegen zu untermauern.

Erna Kalb zählte im ersten Teil des Vortrags die einzelnen Stationen der Biografie des historischen Jesus von Nazareth auf – und lieferte ausführliche Begründungen für ihre Behauptungen.

Es war eine sehr menschliche Biografie, und es war eine sehr skandalträchtige Biografie für jeden, der buchstäblich an den Evangelien klebte und Jesus für einen reinen Gott hielt.

Sie berichtete von einem Menschen namens Jesus,

– der als Bastard geboren wurde, einem unehelichen Verhältnis seiner Mutter Maria mit einem römischen Soldaten namens Pantera entstammte;

– der ein klassisches Problemkind war, sonderbar, einzelgängerisch, trotzig, boshaft, aufsässig und schwer erziehbar;

– der in seiner Jugend auf Wanderschaft ging und sich in Ägypten und Indien zum Magier ausbilden ließ;

– der nach seiner Rückkehr in seine Heimat ein Jünger des Gurus Johannes der Täufer wurde;

– der nach dessen Tod sein Nachfolger wurde und eine neue Lehre predigte, in der Genuss, Gewalt und Zauberei eine große Rolle spielten;

– der mit seiner Anhängerin Maria Magdalena eine Liebesbeziehung hatte und Kinder mit ihr zeugte;

– der schließlich von seinen Feinden verleumdet wurde und als politischer Aufrührer hingerichtet werden sollte, seine Kreuzigung aber überlebte und schließlich nach Indien auswanderte, wo er im Alter eines natürlichen Todes starb.

Und im Anschluss zeigte Sandra Danner im zweiten Teil des Vortrags auf, mit welchen zugedichteten Mythen-Versatzstücken anderer sagenhafter Helden und Götter, zum Beispiel Josua, Buddha, Mithras, Dionysos, Krishna, Zarathustra, Adonis, Osiris, Horus, Orpheus, Tammuz, Attis, Jason, Krishna, Hermes, Asklepios und Herkules, der historische Zimmermann und Wanderprediger Jesus aus Nazareth in Galiläa überhöht wurde, beispielsweise mit der Jungfrauengeburt, der Wundertätigkeit, der gewaltsamen Hinrichtung, der Wiederauferstehung von den Toten und der Auffahrt in das Himmelreich.

Die zwei Stunden vergingen wie im Flug, und ehe ich mich’s versah, hielt Frau Danner schon das Schlussplädoyer.

»Jesus von Nazareth hatte ein bewegtes und außergewöhnliches Leben, und er hinterließ einen großen Eindruck bei seinen Zeitgenossen. So groß, dass man dieses Leben weitererzählte – und dass man ihn beim Weitererzählen immer mehr verklärte, bis er schließlich zu einem Gott beziehungsweise einem Gottessohn mutiert war, als die Evangelisten Jahrzehnte später das niederschrieben, was sie über ihn gehört hatten. In Wirklichkeit war Jesus nur ein Mensch – aber eben ein wahrer Mensch. Vielleicht der wahrhaftigste Mensch, der jemals gelebt hat. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!«

Als ihre Worte verklungen waren, herrschte erst Schweigen – und dann brandete beeindruckter Applaus auf.

Die Seminarteilnehmer waren begeistert!

Ich war ebenfalls begeistert – weniger vom Vortrag (das war mir doch zu viel Theologie auf einem Haufen), aber umso mehr von Sandra Danner.

Sie war auch ein wahrer Mensch – und eine wahrhaftige Frau.

Wahrhaftig attraktiv 

6  Bär sekundiert

Ich steckte mir eine Gauloises an.

Philipp sagte: »Du rauchst schon vor dem Essen …«

Ich kam mir plötzlich vor wie seit dreißig Jahren verheiratet.

Du rauchst schon … du trinkst wieder  War gespannt, was mein mir Angetrauter noch in petto hatte.

Ich sagte: »Zum Ausgleich rauch ich danach auch noch eine. Bin gespannt, was es zum Essen gibt …«

Philipp meinte: »In der Klosterwirtschaft gibt es sicher was Deftiges.«

»Hoffentlich. Ich bin nämlich traumatisiert.«

»Traumatisiert?«

»Ja, ich hab schon so oft in meinem langen Leben in kirchlichen Tagungsstätten essen müssen. Am schlimmsten war es im Predigerseminar. Im ersten Semester. Jeden Tag das Gleiche.«

»Was, gibt’s doch nicht …«

»Es hat jedenfalls immer gleich geschmeckt. Nach nix. Dazu lauwarmer Tee, hat ausgeschaut wie Pferdebrunze. War Hängolin drin, hieß es.«

»Hängolin?«

»Ja oder andere triebhemmende Substanzen. Kamille. Lindenblüten. Melisse. Valium. Lithium, Cyproteronacetat … weiß Gott. Wird auch im Knast und beim Militär eingeworfen.«

»Und hat das gewirkt?«

»Bei mir nicht. Bei den andern auch nicht. Wir waren Anfang zwanzig, junge Hengste … Das Einzige, was uns beruhigt hat, war Bier. Reichlich dosiert. Früh, mittags und abends.«

Philipp sinnierte: »Aha, jetzt dämmert mir, warum die protestantische Kirche keinen Pfarrermangel hat.«

»Ja, drei Viertel aller evangelischen Geistlichen kommen aus Pfarrhäusern.«

»Und da wird früh, mittags und abends gesoffen?«

»Nein. Deshalb kommt ja so viel Nachwuchs.«

Philipp legte seine Stirn in Falten.

Er dachte.

Die Seminarteilnehmer bewegten sich auf die Klosterwirtschaft zu.

Ich sagte: »Ich sehe was, was du nicht siehst.«

»Wirst jetzt infantil?«

»Schau dich mal unauffällig um …«

Er schaute sich um, wie ein Privatdetektiv aus Fürth sich umschaut. Als würde er Sterne oder Wolken zählen.

Dann leuchteten seine Augen.

Wie die Sterne.

Er hatte sie gesehen: unsere beiden Häschen.

»Frisch aufgebrezelt!«, sagte er.

»Die haben ja heut Nachmittag eine tolle Nummer losgelassen. Theologisch vom Feinsten. Und rhetorisch … und überhaupt.«

»Wenn die im Bett –«

»Philipp, ich wusste gar nicht, dass Mineralwasser die Phantasie so anregt … deine jedenfalls.«

Er, schnippisch: »Dann probier’s halt auch mal, das Mineralwasser.«

»Ach, leck mich. Lieber abstinent als mineral … Also ehrlich, ich hab selten in einem Semester so viel Theologie gelernt wie von unseren beiden Freundinnen in zwei Stunden.«

»Vielleicht sollten wir um private Nachhilfestunden fragen.«