Walpurgis, Beltane

Froh und farbig sein

Die Welt ist wieder bunt und Leben pur. Draußen wie drinnen.
© Mirabai Sommerfeld

Im Wonnemonat Mai heißt es: ab ins Grüne! Jetzt ist der Frühling in seiner Hochzeit und geht über in den Sommer. Das volle Leben begegnet uns. Alles, was sich bisher noch zurückgehalten hatte, fließt, sprießt und gedeiht. Die Entfaltung ist in vollem Gang. Allerdings kann uns der Mai noch mit Wetterkapriolen überraschen. Die Eisheiligen Pankratius, Servatius und Bonifatius – vom 12. bis zum 14. Mai – sind als überaus frostige Gesellen bekannt. Den Abschluss bildet am 15. Mai die Kalte Sophie. Danach startet die Sonne vollends durch.

Unsere Wiesen sind voller Wunder, voll des Lebens: übersät mit Gänseblümchen und den gelben Blütenköpfen des Löwenzahns. Welch Pracht und Fülle können das Auge und Herz jener Menschen erfreuen, die dafür (wieder) eine Wahrnehmung haben. Klatschmohn, Storchnabel, Vergissmeinnicht, die Butterblume, und viele andere Pflanzen sorgen für einen Blütenrausch in der Natur und im Garten – oder auf dem naturnah gestalteten Balkon in der Großstadt. Weitere wichtige Vertreter des Wonne- und Wundermonates sind Waldmeister oder Maiglöckchen. Duftwolken von Flieder wehen uns in die Nase. Kräuterkundige sammeln jetzt Giersch, Gundelrebe, Sauer-Ampfer, Wiesen-Labkraut und andere wertvolle Nahrungs- und Heilkräuter, um sich weiterhin gesund zu ernähren oder Müdigkeit und Frühjahrsdurchhänger zu überwinden. Alles blüht auf, es kreucht und fleucht wieder.

Auch das Singen und Werben in der Welt der Vögel befindet sich auf dem Höhepunkt: Die Mauersegler sind pünktlich Anfang Mai – wie jedes Jahr – aus dem Süden zurückgekommen und schießen wie Delphine der Luft durch die Häuserschluchten der Städte und über die Dörfer. Überall flattern Vögel mit Insekten im Schnabel emsig und eifrig herum, um ihre Jungen zu füttern. Immer mehr Schmetterlinge tummeln sich an den Blüten, ein eigenes Wunder der Natur, und auch die Bienen – für den Menschen die wichtigsten Tiere überhaupt – sind wieder da. Eidechsen und Blindschleichen können wir mit etwas Glück dabei beobachten, wie sie sich in der Sonne räkeln.

Nach dem oftmals noch wechselhaften April hat sich das Wetter gefestigt. Der Drang, raus ins Grüne zu strömen, ergreift jeden: Die Naturkräfte wirken in uns … Wir setzen uns zum Essen und Trinken auf den Balkon, in den Park, an den Waldrand, machen Radtouren, Spaziergänge und Wanderungen, putzen uns mit leichten Kleidern und fröhlichen Farben heraus.

So wie die Natur jetzt in voller Bewegung ist und die Kräfte manchmal fast zu bersten und zu explodieren scheinen, so sind es auch viele Menschen. Wir sind in der Tatkraft, im freudigen Tun und Handeln angekommen: Eifrig und emsig wie die Bienen werkeln wir in unserer Umgebung. Gerade im Garten ist jetzt jede Menge zu tun, für viele Gemüse ist Pflanzzeit. Andere Naturfreunde wie die Kräutersammler ernten auf den Wiesen und im Wald ihre Lieblingspflanzen – auch, um sie später im Jahr zu verräuchern.

Die Bienen leisten unschätzbare Dienste, damit das Rad des Werdens und Vergehens in der Bewegung bleibt.
© Mirabai Sommerfeld

Die Sommerkräfte, die mit Beltane beginnen, bringen einen großen Schub mit sich: Sie regen das Körperliche an, das Geschlechtliche und Sinnliche, die Lust. Die Ausdehnungsbewegung der Natur und ihre Lebendigkeit schwingen in unsere Seele hinein. Wir fühlen uns offener und freier. Die Sehnsucht nach Verbindung, nach Beziehung und Partnerschaft wird größer.

Den eigenen Jahreskreis-Altar richten

Passend sind beispielsweise die Gewürze, die einen erotisch-sinnlichen Charakter aussenden und sich gleichzeitig zum Räuchern eignen: Chilli, Pfeffer, Muskat, Safran, Ingwer, Enzianwurzel, Vanille und Zimtblüte. Ein prachtvoll runder roter Granatapfel, Liebesfrucht der Schönheitsgöttin Aphrodite