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Mischa Bach

Bühnentod – Kurzkrimi

 

Saga

Bühnentod

Mischa Bach

III. Akt, I. Szene. Ein öffentlicher Platz in Verona. So steht es im Textbuch. Auf der Bühne umkreisen Tybalt und Mercutio einander, verwickelt zuerst in ein Wortgefecht, dann in einen Kampf auf Leben und Tod. Über Tische und Stühle, getürmt zu absurden, gefährlich aussehenden Bergen, geht es in rasantem Tempo hinweg. So haben es sich Bühnenbildner und Choreograph gedacht. Romeo, frisch verliebt, verheiratet und auf Frieden gestimmt, kommt hinzu, will die Kämpfenden trennen. Ein verhängnisvoller Fehler. Keiner der beiden Kampfhähne rechnet damit. Wieso greift Romeo ein? Was bezweckt er? Er stellt sich zwischen die beiden, den Rücken zum Freund Mercutio gewandt, nach vorn auf Tybalt, bis vor kurzem noch ein Todfeind, einredend. Mercutio hebt die Arme, als wolle er dem Duellgegner sagen, ich weiß auch nicht, was er hat. Tybalt zögert nicht. An Romeo vorbei sticht er zu, elegant, gekonnt und gnadenlos trifft er Mercutio.