Diana Zenz

Aromatherapie für die Seele

Mit natürlichen Düften das eigene Selbst entfalten

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Seelendüfte als Lebensbegleiter

WIE DÜFTE AUF UNS WIRKEN

Aromen für Wohlbefinden, Stärkung und die Liebe

Künstliche Düfte

Natürliche Düfte

Der natürliche Duft der Pflanzen

Umweltbewusstsein

Seelendüfte als Begleiter auf deiner Reise zu dir selbst

Arbeit mit dem Buch

Mit Aromaölen zu dir selbst finden

DAS WUNDER NASE

Riechen und Emotionen – das limbische System

Riechen und Erinnerungen

Riechen und Schmecken

DÜFTE WIRKEN GANZHEITLICH

Körper und Psyche

Emotionen und Gefühle

Die geistig-seelische Ebene

Die feinstoffliche Ebene

Düfte individuell erspüren

VERTRAUE DEINER INTUITION

Mit allen Sinnen wahrnehmen

Duft-Spür-Übungen

Übung 1 – Einen Duft kennenlernen

Übung 2 – Die Duftrichtung erkennen

Übung 3 – Die Duftbotschaft verstehen

Was bedeutet der Duft für mich?

Ätherische Öle im Porträt

Atlas-Zeder

Bergamotte

Grapefruit

Immortelle (Strohblume)

Ingwer

Jasmin

Lavendel, Echter

Muskatellersalbei

Neroli (Orangenblüte)

Orange

Rose

Rosengeranie

Rosmarin

Sandelholz

Vanille

Vetiver

Weihrauch

Weißtanne

Ylang-Ylang

Zypresse

Seelendüfte selbst kreieren

BASISSTOFFE BILDEN DEN DUFTRAHMEN

Ätherische Öle

Fette Öle

Hydrolate

Alkohol

Sole

Konsistenzgeber

Emulgatoren

DUFTNUANCEN IN HARMONIE GEBRACHT

Aromen werden von Duftnoten getragen

Die Mischung machts – Kreativität ist gefragt

Betonung der Kopfnote

Betonung der Herznote

Betonung der Basisnote

Verdünnung ätherischer Öle

WIRKUNGSVOLLE DUFTPRODUKTE

Parfümspray –
der Klassiker

Ölparfüm-Roll-On –
für punktgenauen Einsatz

Alkohol-Parfum-Roll-On –
für schnelles Auftragen

Festes Parfüm –
duftet und pflegt zugleich

Auraspray mit Sole –
ummantelnder Duft

Raumspray mit Alkohol –
für die Atmosphäre

Massage- und Körperöl –
für intensiven Einsatz

Hygiene

Erste Hilfe

Themen & Rezepte

Entspannung

Erdung

Fokus

Freude

Geborgenheit

Herzensweg

Kreativität

Männlichkeit

Schutz

Selbstbewusstsein

Selbstliebe

Weiblichkeit

Eifersucht

Liebeskummer

Überforderung

Wut

Zu guter Letzt

Zuordnung ätherischer Öle zu den Duftebenen

Sicherheitshinweise

Bezugsquellen

Literaturverzeichnis

Autorenporträt

Register

Dankeschön!

Feedback der Seelenduft-Coaching-Klientinnen

Liebe Leserin, lieber Leser,

Düfte beeinflussen unser Unterbewusstsein und damit unsere Gefühle, Gedanken und Entscheidungen oft viel mehr, als uns bewusst ist. Das können wir uns zunutze machen: Der Einsatz von ätherischen Ölen ist seit langem bekannt. Schon vor Jahrtausenden nutzten beispielsweise Könige und Pharaonen sie zur Reinigung und bei spirituellen Handlungen. Auch die Wirkung gegen Bakterien und bei psychischen Beschwerden ist mittlerweile durch zahlreiche moderne wissenschaftliche Studien gut belegt. Welche Kraft aber der Duft der Pflanzen auch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung birgt, das möchte die Autorin hier zeigen.

Die meisten ätherischen Öle werden mittels Destillation – einem alchemistischen und jahrtausendealten Verfahren – aus duftendem Pflanzenmaterial gewonnen. Biochemisches Fachwissen, von der Autorin in Theorie und Praxis erworben, ist eine wichtige Voraussetzung für den sicheren und fachgerechten Einsatz der Duft- und Rohstoffe. Aber auch ein besonderes Gespür ist nötig, um wirkungsvolle Kompositionen kreieren zu können, die zum Einzelnen und seinem aktuellen Lebensthema passen.

Diana Zenz ist eine außerordentlich talentierte Absolventin meiner Ausbildung zur diplomierten Aromapraktikerin. Es gelingt ihr in besonderer Art und Weise, Menschen mit hervorragenden Duftkompositionen in ihre Balance zu bringen. Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, dass sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen nun in diesem Buch mit ihren LeserInnen teilt. Als ausgebildete Aromapraktikerin mit viel Praxiserfahrung gibt sie wertvolle Inspirationen weiter und begleitet dabei, den eigenen, ganz persönlichen »Seelenduft« zu komponieren. Emotional herausfordernde Lebenssituationen meistern, die eigenen Potenziale leichter finden und besser nutzen – all das ermöglicht die Aromatherapie für die Seele.

Ingrid Karner

Dipl.-Aromapraktikerin

Institutsleitung aromainfo.at

Vorsitzende der VAGA – Vereinigung für Aromapflege und gewerbliche AromapraktikerInnen

Referentin für med. Aromatherapie, Aromapflege und Aromapraxis

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Seelendüfte als Lebensbegleiter

Seelendüfte können dich zu einem Leben in Einklang mit deiner Seele geleiten. Sie unterstützen dich auf deiner Reise zu dir selbst und helfen dir, deinen Seelenweg leichtfüßig und voller Freude zu gehen. Dein Seelenduft kann dir zu einem wertvollen Helfer, Begleiter und Beschützer in herausfordernden Lebenssituationen werden.

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Wie Düfte auf uns wirken

»Und so erforschte er zu einer Zeit die duftenden Stoffe und die Geheimnisse ihrer Herstellung, destillierte schwer mit Düften beladene Öle und verbrannte wohlriechendes Gummi aus dem Orient. Er stellte fest, dass es keine Stimmung des Geistes gab, die nicht ihr Gegenstück im Leben der Sinne hatte, und machte sich daran, ihre wahren Beziehungen zu entdecken; er fragte sich, was im Weihrauch enthalten war, das einen in mystische Stimmung versetzte, in Ambra, das die Leidenschaft erwecke, in Veilchen, das die Erinnerung an vergangenes Liebesglück wachrief, in Moschus, das das Hirn verwirrte, und im Tschapak, das die Phantasie färbte; und oft versuchte er, eine wahrhafte Psychologie der Düfte auszuarbeiten und die verschiedenen Einwirkungen zu bestimmen.«

Oscar Wilde aus »Das Bildnis des Dorian Gray«

Wir sind umgeben von Düften. Alles und jeder hat einen bestimmten Geruch. Viele Gerüche nehmen wir aber nur unbewusst wahr. Wir merken dann vielleicht, dass wir uns auf einmal anders fühlen. Wenn ich in einer Arbeitspause einen Spaziergang durch unseren Garten mache, rieche ich gerne an den Blumen, die gerade blühen. Schon bald merke ich dann, wie sich meine zuvor noch wie wild im Kopf tanzenden Gedanken beruhigen und sich mein Atem vertieft. Ich schöpfe wieder Kraft und bringe neue Ideen aus der Pause mit zurück an meinen Arbeitsplatz.

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Ein Spaziergang durch einen blühenden Garten ist eine Wohltat für die Seele.

Ich hatte schon immer einen sehr ausgeprägten Geruchssinn. Bereits als Kind habe ich an allem, was meine Mutter mir zum Essen vorgesetzt hat, erst einmal gerochen. Ist beim Nachbarn im Garten der Toast angebrannt, haben mein Vater und ich fast gleichzeitig gesagt: »Ah, bei Braumanns ist mal wieder der Toast angebrannt.« Das ist übrigens auch der Grund, warum unser Geruchssinn der älteste ist. Er soll uns vor Gefahren warnen, vor Feuer, giftigen Gasen oder verdorbenem Essen. Somit war der Geruchssinn schon in Urzeiten für unser Überleben wichtig. Tiere riechen auch immer an ihrer Nahrung. Außerdem hilft das Riechen am Essen den Speichel anzuregen, die Verdauungssäfte auf das Essen vorzubereiten und den Stoffwechsel anzukurbeln. Auch hilft unser Riechvermögen bei der Auswahl der Speisen. Wir können riechen, was uns guttut und worauf wir Appetit haben.

Wie sehr Gerüche Geborgenheit und das »Zu-Hause-Gefühl« auslösen können, hat eine clevere Immobilienmaklerin herausgefunden. Sie empfiehlt ihren Kunden, vor Besichtigungsterminen einen Apfelkuchen zu backen. Die Kaufinteressenten würden sich dann sogleich Zu Hause fühlen und viel eher zum Kauf des Hauses neigen.

Kraftvolle Orte, an denen du eine schöne Zeit erlebt hast, sind mit den dort erfahrenen Gerüchen verbunden und in dir abgespeichert. Mein Mann und ich lieben es, in Kroatien am Meer zu campen. Unser liebster Campingplatz hat einen sehr alten Baumbestand, und diese ganz besondere Mischung aus Pinien-, Pistazien-, Myrten- und Lorbeerbäumen in Verbindung mit dem Duft des Meeres versetzt mich in kürzester Zeit in einen Zustand tiefer Erholung. Ich habe einen Raumduft mit Sole und den ätherischen Ölen dieser Bäume und Sträucher kreiert und hole mir so diese entspannenden Erinnerungen ganz einfach nach Hause.

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Ich liebe es, umgeben vom Duft der Myrten- und Pistaziensträucher in der Hängematte zu liegen und zu lesen.

Jeder Mensch hat seine eigenen Duftvorlieben, welche durch die Erfahrungen und Erlebnisse seines bisherigen Lebens geprägt sind. Ein Duft, den wir in Verbindung mit schönen Erlebnissen bringen, speichern wir als angenehm ab. Düfte wie Zimt, Orange und Weißtanne wecken die Erinnerungen an besinnliche und geborgene Weihnachtstage im Kreise der Familie. Der Geruch von Bohnerwachs weckte selbst im Freigeist Harry Haller in »Der Steppenwolf« von Hermann Hesse die Sehnsucht nach bürgerlicher Alltäglichkeit und Geborgenheit. Gerüche wie die von Desinfektionsmitteln lösen bei vielen Menschen eher unangenehme Erinnerungen an Krankenhausaufenthalte oder Ähnlichem aus und stehen deshalb auf der Liste der ungeliebten Gerüche. Während hingegen Schuhputzmittel oder Klebstoff durchaus gute Gefühle auslösen, da sie beispielsweise mit schönen Erinnerungen an das gemeinsame Schuheputzen oder Basteln mit den Eltern verbunden sind.

Wir erkennen Düfte übrigens schon im Mutterleib. Der Geruchssinn wird beim Embryo bereits ab dem 42. Tag entwickelt. Massiert die werdende Mutter ihren Bauch mit Rosenöl, wird das Kind auch eine besondere Beziehung mit Rosenöl eingehen und den Duft der Rose mit der liebevollen Zuneigung der Mutter in Verbindung bringen. Vorlieben für bestimmte Gerüche und bestimmtes Essen entstehen auch durch das, was die Mutter bevorzugt in der Schwangerschaft isst. Eine interessante Rolle spielt der Duft von Vanille. Vanille ist einer der meistgeliebten Düfte. Er vermittelt Sicherheit, Geborgenheit und lädt zum Wohlfühlen ein. Dazu muss man wissen, dass Fruchtwasser leicht nach Vanille riecht. Wir können uns mit dem Duft von Vanille an die beschütze und geborgene Zeit im Mutterbauch erinnern und diese Qualitäten in unser Leben holen.

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Bereits im Mutterleib nehmen wir Gerüche wahr. Sie prägen unsere späteren Duftvorlieben oder -abneigungen.

Düfte helfen uns herauszufinden, wer zu uns passt. Ob Lebenspartner, berufliche Kooperationspartner oder Freunde. Wir erkennen es am ganz speziellen Duftcocktail, den ein jeder Mensch ausströmt. Unbewusst wissen wir, wen wir riechen können und wen nicht. Schwierig wird es, wenn dieser ganz besondere und individuelle Duft von künstlichen Parfüms überdeckt wird. Auch Verhütungsmethoden wie die Antibabypille verändern den eigenen Körperduft. So kommt es nicht selten vor, dass Paare sich trennen, nachdem die Frau die Pille abgesetzt hat. Sie konnten sich eigentlich noch nie so richtig riechen und haben das bei der Partnerwahl aufgrund der Beeinträchtigung des Körpergeruchs durch die Antibabypille nicht berücksichtigen können.

Wie Düfte zu mehr Kreativität und Schaffenskraft führen, zeigt uns die lustige Anekdote über Schiller. Seine Frau erzählte, er sei einmal unter einem Apfelbaum inmitten von Fallobst eingeschlafen und mit einem fertigen Gedicht im Kopf aufgewacht. Seitdem liebte er den Geruch von faulen Äpfeln und brauchte diesen zum Schreiben. Er hatte wohl eine ganze Schublade gefüllt mit Fallobst in seiner Schreibstube.

Aromen für Wohlbefinden, Stärkung und die Liebe

Schon unsere Vorfahren machten sich vor Tausenden von Jahren Düfte aller Art zu eigen. Sie wurden zur Heilung, Gottesanbetung oder für reine Sinnesfreuden verwendet. Vor mehr als 4000 Jahren wurden im Nahen Osten Aromatika aus Weihrauch verbrannt, um die Götter gnädig zu stimmen. Man glaubte, der Weihrauch ziehe gute Geister an und vertreibe die bösen. Weihrauch wurde auch zur Heilung der Kranken und rituell zur Reinigung nach jedem Geschlechtsakt angewandt. Bei den Ägyptern standen Massageanwendungen und Bäder mit wohltuenden ätherischen Ölen auf der Tagesordnung. Sie verwendeten sie nicht, um Körpergeruch zu überdecken, denn durch das häufige Baden waren sie sehr rein, sondern liebten sie um des Duftes willen. Kleopatra war eine große Liebhaberin von Duftstoffen. Traf sie sich mit ihrem Liebhaber Marc Antonius, waren die Segel seines Schiffes mit Rosenwasser besprenkelt oder der Boden ihres Zimmers mit Rosenblättern bestreut. Er baute ihr auch eigens einen riesigen Garten mit balsamischen Bäumen und Duftpflanzen und stellte ihr einen eigenen Parfümeur zur Seite. Kleopatra wurde zum Inbegriff der Schönheit und Sinnlichkeit.

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Weihrauch ist eines der ältesten Duft- und Räucherstoffe und wird noch heute für rituelle Handlungen verwendet.

Spirituell wurde Weihrauch bei Gottesdiensten, Eröffnungen neuer Schreine, bei der Krönung des Pharaos oder bei rituellen Totenfesten geräuchert. Man glaubte, dass die Seelen der Toten mit den Weihrauchwolken ins Himmelreich emporsteigen. »Per Fumum« (mittels Rauch) überbrachten die Ägypter ihre Bitten an die Götter. Der Name »Parfüm« ist daraus abgeleitet. Myrrhe, Fichtenharz und Eichenmoos wurden beispielsweise verwendet, um die Mumien einzubalsamieren. Alabasterkrüge mit aromatisierten Salben wurden den Toten dann für das Leben in der nächsten Welt mitgegeben.

Die »Enfleurage«, die Gewinnung von aromatischen Blütendüften durch den Auszug in Schweine- und Rinderfett, wurde von den Priestergelehrten in Ägypten entdeckt. Die alten Römer und Griechen räucherten dagegen getrocknete Blüten und Kräuterteile zu diversen Zwecken.

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Schon bei den alten Römern und Griechen wurden getrocknete Blüten und Kräuter verräuchert.

Sei es, um schlechte Gerüche oder Krankheiten zu vertreiben, angenehme Schwingungen im Raum zu verbreiten oder um die Libido zu fördern. Jasmin zum Beispiel hat eine uralte Geschichte als Aphrodisiakum und Liebespflanze und wurde schon immer für Zaubertränke und Zaubersprüche benutzt. Unter Alexander dem Großen, einem großen Liebhaber des Orients und der dort verwendeten Aromatika wie Myrrhe und Weihrauch, verbreitete sich die Verwendung von Salben für das persönliche Wohlbefinden in Griechenland. Er unterstützte die Arbeiten von Theophrast, der über die Eignung verschiedener Parfüms für bestimmte Seelenzustände und Gesundheitsstörungen forschte.

Indien ist das Land mit den reichsten Vorkommen an aromatischen Pflanzen. Die Religionen der Buddhisten und Brahmanen ermunterten zum häufigen Waschen und Baden, und nach diesen Reinigungsritualen wurden duftende Öle, Puder und Pasten auf den Körper und die Haare verteilt. Insbesondere Inder der hohen Kasten wurden in täglichen ausführlichen Baderitualen mit einem Duftöl aus Sesamöl, Jasmin, Koriander, Kardamom, heiligem Basilikum, Agarholz, Kiefer und Gewürznelken massiert, um ihre Aufgaben mit Manneskraft und Mut ausführen zu können.

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Es rauchte und brodelte in der Werkstatt eines Alchemisten, was nicht immer ganz ungefährlich war.

Im Islam sind blühende Blumen sehr stark mit der Gefühlswelt verbunden und wurden von den Dichtern in vielen Versen geehrt. Sie wurden Sufis zum Symbol des höchsten geistigen Aufstiegs. Die Narzisse mit ihrem weißen Auge galt als Erinnerung, dass man gegenüber dem Göttlichen in der Welt nicht blind sein sollte. Die Rose wurde als Symbol der Einheit verehrt. Ihr Name »Rosa damaszener« erinnert an Damaskus, die erste Hauptstadt des Islam.

Und bereits im 9. Jahrhundert verwendeten die Chinesen eine ganze Menge von Gewürzen aus dem heutigen Indonesien. Die Lieferungen waren als »aromatische Medikamente« ausgezeichnet. Es wurde kaum ein Unterschied gemacht zwischen Medikamenten, Gewürzen, Parfüms und Weihrauch. Es waren alles Substanzen, die den Körper und den Geist nährten.

Noch heute spielt die Verwendung von Kräutern und Pflanzenölen eine wichtige Rolle in der chinesischen Medizin. Als in Europa mehrere Jahrhunderte die Pest wütete, verbrannte man riesige Holzstöße von Wacholder und verdampfte aromatisierten Kräuteressig in den Wohnstuben. Da man davon ausging, dass sich die Pest durch Wasser verbreitet, ersetzte man in gehobenen Kreisen kurzerhand das Wasser durch Parfüm, um unangenehme Körpergerüche zu übertünchen. So entstand der Name »Eau de Toilette«.

Als Zentrum des Seehandels lag Venedig günstig und war die Quelle der Düfte der Welt. In verschwenderischer Manier wurde alles parfümiert: von den Handschuhen über Strümpfe hin zu Hemden und Geldmünzen. In England ließ Königin Elisabeth I. sogar ihren gesamten Palast samt Tapeten und Möbel beduften. Auch vor ihren Lieblingstieren machte sie nicht halt. Katharina de Medici brachte im 16. Jahrhundert die Parfümerie nach Frankreich. Bei Hofe wurden vom 17. bis ins 19. Jahrhundert Aromaöle wie Lavendelöl auch zusammen mit Ammoniak in Riechsalz und Riechfläschen angewandt, um der oft durch das Tragen von Korsetts ausgelösten Ohnmacht entgegenzuwirken. Auch die durch Langeweile bei den Hofdamen weitverbreiteten depressiven Verstimmungen wurden mittels aromatischer Pflanzenöle mit stimmungsaufhellender Wirkung wie Bergamotte oder Neroli (Orangenblüten) kuriert.

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In kunstvollen Gefäßen und Flakons wurden die kostbaren Düfte aufbewahrt.

In Italien und England forschte man an den Universitäten über die heilenden und stimulierenden Wirkungen von Pflanzenessenzen. Die daraus resultierenden Erkenntnisse beeinflussten viele Alchemisten, Heiler und Ärzte Europas. Paracelsus, Arzt und Alchemist dieser Zeit, nahm die Öle in seine Heilmittel auf. Durch den Alchemisten und Apotheker Francesco Tombarelli wurde das südfranzösische Grasse im 16. Jahrhundert zum Zentrum der Parfümherstellung. Die Gilde der Handschuh- und Parfümmeister wurde gegründet und somit der Grundstein für das Berufsbild des Parfümeurs gelegt.

Deutschlands berühmtester Duft, das echte »Eau de Cologne«, wurde von Johann Maria Farina im 18. Jahrhundert erfunden. Er schreibt über die Wirkung seines Duftes: »Ich habe einen Duft gefunden, der mich an einen italienischen Frühlingsmorgen erinnert – an Bergnarzissen, Orangenblüten, kurz nach dem Regen. Er erfrischt mich, stärkt meine Sinne und Phantasie.«

Napoleon Bonaparte hatte immer eine Flasche Eau de Cologne in einer eigens dafür angebrachten Tasche an seinem Stiefel. Sein Verbrauch des Wunderwassers von Farina soll sich auf ein bis zwei Flaschen pro Tag belaufen haben. Er versprach sich von dem erfrischenden Duft Kraft und Klarheit für seine strategisch ausgefeilten Feldzüge und vielleicht auch die Heilung seines Magenleidens.

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Napoleon schwor auf die Wirkung von Farinas Wunderwasser »Eau de Cologne«.

In der Fachpresse wurde 1875 erstmals von W. S. Watson darauf hingewiesen, welche aufmunternde Wirkung Düfte auf Geisteskranke hätten. Es wurde mittels der Messung der Elektrizität der Haut festgestellt, dass Gerüche einen nachweisbaren Einfluss auf Gefühle haben. Herausgefunden wurde, dass beispielsweise Bergamotte, Zitrone und Lavendel Mut und Entschlossenheit verleihen und Vanille und Rose die Nerven beruhigen. Professor Paolo Rovesti wies darauf hin, dass in einem Zeitalter von Angst und Depression Düfte Muskeln entspannen, uns heiter stimmen und unsere Fantasien und Ideen neu beleben können. Rousseau schrieb: »Der Geruch ist der Sinn der Phantasie.« Wenn die Phantasie genährt wird, werden die Nerven gestärkt und die Hormonproduktion angeregt, sodass der Mensch gesunden kann.

Der französische Chemiker René Maurice Gattefossé wird als der Gründer der neuzeitlichen Aromatherapie angesehen. Als er seine durch einen Laborunfall verursachten Verbrennungen mit reinem Lavendelöl kurierte, spürte er die Heilkraft der ätherischen Öle, und sein Forschergeist war geweckt. Der Chirurg Jean Valnet entwickelte Gattefossés Erkenntnisse weiter und ergänzte sie um seine praktischen Heilerfahrungen, die er in seiner aromatherapeutischen Praxis bei seinen Klienten erlebte. In unserer heutigen Zeit ist man sich der umfassenden Wirkung der natürlichen Pflanzendüfte auf Körper, Geist und Seele des Menschen bewusst und setzt sie gezielt zur ganzheitlichen Heilung ein.

Künstliche Düfte

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist es der Forschung gelungen, natürliche Düfte synthetisch »nachzubauen«. Ich setze in meiner Arbeit und auch in diesem Buch prinzipiell nur natürliche Pflanzendüfte ein. Dennoch möchte ich dir im Folgenden einen Einblick in die künstliche Duftwelt und ihr »Für und Wider« geben.

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Bei der Herstellung künstlicher Düfte werden die Bestandteile natürlicher ätherischer Öle synthetisch »nachgebaut«.

Der Bedarf an Duftstoffen übersteigt das Vorkommen natürlicher Pflanzenduftstoffe um ein Vielfaches. Nicht nur die Parfümindustrie bedient sich der Duftstoffe, auch die Kosmetik-, Lebensmittel-, Waschmittel-, Kleidungs- und Automobilindustrie sowie der Einzelhandel und das Gastgewerbe verwenden künstliche Duftstoffe. Kommen wir beispielsweise in ein Hotel, in dem wir uns wie durch ein Wunder sofort wohl- und wie Zu Hause fühlen, dann kann es gut sein, dass bereits die Hotellobby mit Geborgenheit auslösenden Gerüchen beduftet wurde. Das kann der dezente Geruch von Tonkabohne oder sogar Apfelkuchen sein. Beim Einkaufen fordert es mich sehr heraus, wenn ich in den Geschäften den künstlichen Geruch von Düften wahrnehme, die das Kaufverhalten anregen sollen. Dennoch reagieren weniger empfindliche Nasen auf Bergamotte, Jasmin, Vanille oder Weihrauch mit wachsendem Konsumverhalten.

Autositze werden übrigens mit dem typischen »Neuwagenduft« beduftet, der dem Käufer das Gefühl gibt, wirklich einen ganz neuen und ungebrauchten Wagen zu kaufen. Aus wirtschaftlichen Gründen ist die Verwendung von synthetisch hergestellten Düften notwendig. Die niedrigen Herstellungskosten und stabilen Preise, welche unabhängig von den Schwankungen auf dem Rohstoffmarkt der Ursprungspflanzenöle sind, und die Stabilität der Düfte, welche nicht wie die natürlichen Düfte von klimatischen Bedingungen abhängig sind, machen künstliche Düfte so attraktiv für die Industrie. Synthetische Düfte haben auch eine hohe Duftintensität, und sie bleiben länger auf der Haut oder in der Nase haften.

Der erste synthetische Duft war übrigens das berühmte Chanel No. 5, welches 1920 erfunden wurde. Bis dato wurden in der Parfümherstellung ausschließlich natürliche Pflanzendüfte verwendet. Heutzutage werden drei Viertel der Parfümrohstoffe durch chemische Synthese gewonnen. Der Hauptinhaltsstoff ist Erdöl. Die Pflanze gilt als »Kopiervorlage«. Ihre Inhaltsstoffe werden künstlich »nachgebaut«. Der Geruch eines Pflanzenduftes ist im Labor bis zu 80 Prozent nachbaubar. Die restlichen 20 Prozent würden teurer als das natürliche Pflanzenöl werden. Doch natürlich gibt es auch viele Nachteile, die für mich so gewichtig sind, dass ich auf die Verwendung von synthetischen Duftstoffen komplett verzichte.

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Chanel No. 5, ein Klassiker aus Zitrone, Mandarinorange, Orange, Neroli, Mairose, Jasmin, Ylang-Ylang, Zeder und weißem Moschus.

Künstliche Duftstoffe werden von sensiblen Menschen als unnatürlich und aufdringlich empfunden. TrägerInnen eines künstlichen Parfüms »beglücken« immer gleich die ganze Umgebung. Hautreizungen und Allergien auf synthetische Duftstoffe sind weitverbreitet und können die Lebensqualität der betroffenen Personen sehr einschränken. Künstliche Duftstoffe sind im Körper schwer abbaubar und können sich im Fettgewebe, Blut und in der Muttermilch als Schlacken ablagern. Durch die synthetische Herstellung wird der Gesamtcharakter des Pflanzenöls stark verändert, und die Wirkweise ist viel geringer als bei natürlichen, pflanzlichen Düften.

Künstliche Parfüms zu tragen ist für mich irgendwie wie das Tragen einer Maske. In der Werbung wird uns der Status oder die Rolle suggeriert, die wir mit dem Tragen des Parfüms ausfüllen können. Es umhüllt uns vielleicht wie der Duft der Reichen oder lässt uns der Vamp sein, der wir schon immer mal sein wollten. Doch versteckt er unsere eigentliche Persönlichkeit, da er sich so gut wie nicht mit unserem eigenen Duft verbindet. Er überdeckt ihn. So fällt es auch schwerer, den richtigen Partner zu »erschnuppern«. Denn wir riechen ja gar nicht mehr so, wie wir von Natur aus duften. Willst du also auf „Nummer Sicher“ gehen und die wirklich passenden Menschen in dein Leben ziehen, dann solltest du auf künstliche Parfüms verzichten.

Natürliche Düfte

Ein natürlicher Duft hingegen verbindet sich mit unserem eigenen Geruch. Er verstärkt die eigene Persönlichkeit, bringt das nach außen, was in unserem Inneren strahlt. Ein natürlicher Duft lässt dich ganz authentisch werden und kann dir auch helfen, den passenden Partner anzuziehen. Er hilft dir, dich in deiner ganzen Schönheit zu zeigen, statt dich hinter einer Fassade oder Rolle zu verstecken.

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Kunstvolle Parfümflakons werden auch heutzutage zur Aufbewahrung von Naturparfüms verwendet.

Natürliche Duftstoffe, wie beispielsweise das ätherische Rosenöl, können bis zu 400 verschiedene Inhaltsstoffe beinhalten. Sie stecken voller Energie und wirken ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele. Pflanzen nehmen die elektromagnetische Energie der Sonne auf und speichern einen Teil der Energie in ihren ätherischen Ölen ab. Das erklärt, warum die Zitrusöle, welche im sonnenreichen Süden Europas wachsen, eine so stark stimmungsaufhellende Wirkung haben.

Im Gegensatz zu synthetischen Duftstoffen können natürliche Düfte ihre Wirkung an die Bedürfnisse des Körpers anpassen. So können beispielsweise Lavendel oder Bergamotte aufmunternd oder entspannend wirken, je nachdem, was für dich gerade wichtiger ist. Die Rosengeranie gleicht deinen Hormonspiegel aus, je nachdem, ob du gerade zu viel oder zu wenig von einem bestimmten Hormon hast. Das Pflanzenöl weiß genau, was zu tun ist. Die Moleküle der ätherischen Pflanzenöle sind denen des Menschen recht ähnlich und können so dazu beitragen, energetische Defizite auszugleichen und Blockaden zu lösen. Dein Körper und deine Seele verstehen die Kommunikation mit ätherischen Ölen. Zudem sind die Moleküle der ätherischen Öle so klein, dass sie direkt in die Zellen der Menschen gelangen und dort wirken können, wo sie am meisten gebraucht werden.

Der natürliche Duft der Pflanzen

Die Pflanze schenkt uns mit ihrem ätherischen Öl die Essenz ihres Wesens. Indem wir dieses Wesen näher kennenlernen, können wir auch erkennen, welche Unterstützung der Duft dieser Pflanze für uns und unsere Seele bietet. In ihrem Duft vereinen sich hochpotenziert die Wirkstoffe und Energien, welche die Pflanze aus ihrem Umfeld für ihr eigenes Wachstum aufgenommen hat. Pflanzen passen sich an ihren Standort und die klimatischen und sonstigen Bedingungen an. Die Thymianpflanze, die in den tiefer liegenden Regionen wächst, muss sich gegen karge klimatische Bedingungen durchsetzen und bildet das scharf-würzige ätherische Thymianöl mit dem Chemotypen »Thymol«. Es ist hochwirksam und muss sehr vorsichtig eingesetzt werden. Der Thymian, der in höher gelegenen Regionen wächst, ist viel milder und duftet sogar leicht nach Zitrone. Sein ätherisches Öl mit dem Chemotypen Linalool ist viel leichter verträglich und kann auch bei Kindern angewendet werden. Für die Arbeit auf der seelischen Ebene setze ich den milderen Thymian »Linalool« ein.

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Das ätherische Rosenöl enthält bis zu 400 verschiedene Inhaltsstoffe und wirkt ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele.

Pflanzen bilden ätherische Öle als Schutz vor Sommer und Hitze, Pilzinfektionen, Bakterien, Viren und Fressfeinden. Zudem werden durch den Duft der ätherischen Öle der Pflanze Nützlinge wie Insekten oder Vögel angelockt, welche die Pflanzen bestäuben oder zur Verbreitung ihrer Samen beitragen. Die Duftstoffe werden als Botenstoffe eingesetzt, wie eine Sprache zur Kommunikation innerhalb der Pflanzen. Sie warnen sich beispielsweise untereinander, wenn ein Schwarm Fressfeinde angeflogen kommt. Jede Pflanzenfamilie hat ihren eigenen Dialekt und benötigt dazu verschiedene Duftstoffe. Florianne Koechlin, eine Schweizer Biologin und Chemikerin, die sich auf Pflanzenkommunikation spezialisiert hat, spricht sogar von 2000 Pflanzenduftstoffvokabeln, die 900 Pflanzen