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Deutsche Erstausgabe (ePub) November 2019

 

Für die Originalausgabe:

© 2017 by K.M. Neuhold

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Going Commando«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with

Hershman Rights Management, LLC

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2019 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Susanne Scholze

 

ISBN-13: 978-3-95823-788-9

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Aus dem Englischen von Anne Sommerfeld


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Schon seit er denken kann, ist Tatookünstler Royal in seinen besten Freund Nash verliebt. Sie leben zusammen, sie arbeiten zusammen, doch eine Sache gibt es, die sie immer trennen wird: Nash ist stockhetero. Oder denkt es zumindest, denn als Royal sich Hals über Kopf in den Ex-Marine Zade verguckt, ist Nash alles andere als begeistert. Doch Zade lässt nicht nur Royals Herz höher schlagen, auch Nash lässt er alles andere als kalt. Werden es die drei Männer schaffen, ihr Gefühlschaos zu entwirren und gemeinsam eine Lösung zu finden, die vielleicht noch besser ist als alles, was sie sich bislang vorstellen konnten?


 

 

Kapitel 1

 

 

Royal

 

»Komm schon, Kumpel, bringen wir dich nach Hause, und verabreichen dir etwas Wasser und Advil, um den Kater abzuwehren, den du morgen haben wirst«, schlägt mein bester Freund Nash vor, als er seinen Arm um mich schlingt, damit ich nicht umfalle.

Ich will mal eine Sekunde lang ehrlich sein… Ich bin nicht so betrunken. Aber wenn es falsch ist, das Ausmaß der eigenen Betrunkenheit zu übertreiben, damit der heterosexuelle beste Freund den Arm um einen legt, dann will ich nicht recht haben.

Ich bin kein widerliches Arschloch, ich schwöre es. Auf mir lastet der Fluch, in einen Mann verknallt zu sein, den ich niemals haben kann. Was für ein Klischee, oder?

»Alles in Ordnung?«, fragt Nash, als ich im Auto sitze.

Einen kurzen Augenblick lang erlaube ich mir, den umwerfenden Mann anzustarren, bevor ich den Blick von ihm losreiße und nicke, damit er weiß, dass es mir gut geht.

»Seid ihr Jungs da hinten startklar?«, fragt Dani vom Fahrersitz aus.

Dani ist eine der tollsten Frauen, die ich je kennengelernt habe. Da sie die einzige Frau in einem Tattoo-Studio voller ungehobelter Männer ist, war ich anfangs skeptisch, ob sie es mit uns aushalten würde. Aber sie teilt so gut aus, wie sie einsteckt und scheut sich nicht, uns zurechtzuweisen, wenn es nötig ist.

Ich bin zwischen Nash und Gage eingequetscht, der auch bei Heathens Ink arbeitet. Adam, der Besitzer des Heathens, sitzt auf dem Beifahrersitz.

Seit Nash und ich unsere Ausbildung vor vier Jahren begonnen haben, gibt es eine Tradition. Jeden Donnerstagabend gehen wir gemeinsam etwas trinken, nachdem wir den Laden geschlossen haben.

Vor ein paar Wochen wurde diese Tradition ausgesetzt, als einer meiner engsten Freunde und ebenfalls Tätowierer im Laden, in einer Bar einem Hassverbrechen zum Opfer fiel.

Mir zieht sich noch immer der Magen zusammen, wenn ich daran denke, wie knapp Madden dem Tod entkommen ist. Wenn er in dieser Nacht nicht zufällig einen Feuerwehrmann und ehemaligen Marine in der Bar kennengelernt hätte, bin ich nicht sicher, ob Madden noch am Leben wäre.

Jedenfalls haben wir entschieden, den Ort der Donnerstagstradition diese Woche zu Madden zu verlegen, nachdem er sich ein wenig erholen konnte. Und nachdem wir alle ein paar Drinks hatten, war es wieder wie in alten Zeiten.

»Wie fühlst du dich? Dir wird im Auto jetzt nicht schlecht, oder?«, erkundigt sich Nash.

»Mir geht's gut«, versichere ich ihm, tätschle seinen kräftigen Oberschenkel und zwinge mich dann, meine Hand zurückzuziehen, anstatt sie dort ruhen zu lassen, wo sie sich so verdammt richtig anfühlt.

Als Dani vor meinem und Nashs Haus anhält, stolpern wir aus dem Auto, verabschieden uns mit einem Winken über die Schultern und gehen zur Haustür.

»Warte mal, ich brauch eine Zigarette«, sage ich Nash, lasse mich auf unserer Veranda nieder und ziehe die Packung aus meiner Tasche.

»Du hast versprochen, dass du aufhörst«, sagt Nash mit seiner strengen Dad-Stimme.

»Nein, du hast mir gesagt, dass ich aufhören sollte. Ich hab nur aufgehört, zu diskutieren.«

»Royal.« Nash schiebt die Unterlippe vor und zeigt mir seinen besten Schmollmund. Er hat nur keine Ahnung, dass dieser verdammte Schmollmund meinen Schwanz lächerlich hart macht.

»Ugh, schön.« Ich stopfe die Zigaretten zurück in meine Tasche, ohne meine Nikotindröhnung zu bekommen. Ich strecke die Hand aus, damit mich Nash wieder auf die Füße ziehen kann und er enttäuscht mich nicht. Er zieht mich kraftvoller nach oben, als ich erwartet habe und ich stolpere gegen ihn, sodass ich an seine harte Brust knalle.

»Tut mir leid, zu stürmisch«, sagt Nash leise lachend.

Ich weiß nicht warum, aber ich kann mich scheinbar nicht dazu bringen, einen Schritt zurückzutreten. Und Nash hat es auch nicht eilig, Abstand zwischen uns zu bringen.

Ich erlaube mir einen Moment des Genusses, sehe zu meinem besten Freund auf und stelle mir vor, wie es sein würde, wenn er mir gehören könnte.

Bevor mir klar wird, was passiert, verschwindet der Abstand zwischen unseren Lippen. Ich kann nicht sagen, wer von uns beiden sich nach vorn beugt. Ich bin zu sehr mit dem Gefühl von Nashs Atem an meinen Lippen beschäftigt, um darüber nachzudenken, wer angefangen hat.

Nash sieht zu mir hinunter, seine blauen Augen glänzen und sind leicht verhangen… Und dann ist der Moment vorbei.

Ich drücke gegen seine Brust, damit er mich loslässt, dann trete ich einen Schritt zurück und zwinge mich, nicht wieder auf diesen verlockenden Mund zu blicken. Ich habe vielleicht so getan, als wäre ich betrunken, aber es ist offensichtlich, dass Nash es wirklich ist.

Als ich mich wieder genug unter Kontrolle habe, um ihn anzusehen, bemerke ich das leichte Stirnrunzeln und die Falte zwischen seinen Brauen.

»Wasser und dann Bett, richtig?«

»Richtig«, murmelt Nash benebelt und folgt mir schweigend ins Haus.

 

 

Nash

 

In betrunkener Verwirrung falle ich ins Bett. Hat Royal gerade versucht, mich zu küssen? Oder habe ich versucht, ihn zu küssen? Und warum empfinde ich etwas, das sich verdächtig nach Enttäuschung anfühlt, weil der Kuss nicht stattgefunden hat?

Es muss der Alkohol sein. Ich habe heute Nacht viel zu viel getrunken und es hat mir den Verstand vernebelt. Es ist nicht so, dass Royal und ich vor körperlicher Nähe zurückschrecken, nur ist dann normalerweise ein Mädchen beteiligt. Und selbst während unserer vielen Dreier haben wir uns nie geküsst. Wir sind nicht einmal in die Nähe eines Kusses gekommen.

Während ich allein in der Stille meines Schlafzimmers liege, kann ich nicht verhindern, dass sich meine Gedanken um die Frage drehen, was passiert wäre, wenn wir uns geküsst hätten. Wäre es ein betrunkener Fehler zwischen Freunden? Wäre es süß und voller Geheimnisse und Versprechen gewesen? Oder wäre es heiß gewesen, mit dem brennenden Verlangen nach mehr?

Mein Kopf versucht herauszufinden, wie es wäre, einen Mann zu küssen. Würde es sich vom Kuss einer Frau unterscheiden?

Ich seufze und schlage auf mein Kissen ein, um bequemer zu liegen. Der Beinahe-Kuss und wie es gewesen wäre, wird eine dieser großen Unbekannten im Leben sein und ich muss es vergessen. Selbst wenn ich auf Kerle stehen würde, ist Royal mein bester Freund und ich könnte das, was wir haben, nicht riskieren, um meine Neugier zu befriedigen.


 

Kapitel 2

 

 

Zade

 

Als ich aus dem Flugzeug steige, würde ich am liebsten verschwinden und den Boden küssen. Ich hasse es zu fliegen.

Haltet mich für verrückt, aber in einer Blechbüchse zu sitzen, die von einem mir unbekannten Idioten kontrolliert wird, während wir uns Tausende Kilometer über dem Erdboden befinden, gefällt mir einfach nicht.

Und ich will gar nicht erst von der Jauchegrube der Krankheitserreger in der recycelten Luft anfangen.

Ich entdecke meinen Koffer auf dem Band und schnappe ihn mir, ehe ich auch den der zerbrechlichen älteren Dame neben mir herunternehme, die selbst nicht richtig herankommt.

»Ich danke Ihnen vielmals.«

»Es ist mir ein Vergnügen, Ma'am«, versichere ich ihr mit einem höflichen Nicken, ehe ich mich auf die Suche nach meiner Mitfahrgelegenheit mache.

Als ich mich vor zwei Wochen entschied, meinen Vertrag bei den Marines nicht zu verlängern, habe ich meinen besten Freund angerufen und ihn gefragt, ob ich für ein oder zwei Wochen bei ihm unterkommen kann. Thane und ich haben uns im Dienst kennengelernt, als wir beide neue Rekruten waren. Als wir herausfanden, dass wir ein gemeinsames Geheimnis haben – und zwar die Vorliebe für Schwänze –, war der Grundstein für unsere Beziehung gelegt. Er wurde mein Vertrauter, meine rechte Hand und ein Ventil für die sexuelle Frustration, während wir ein Jahr gemeinsam in Afghanistan stationiert waren.

Ich kann nicht sagen, dass unsere Vergangenheit bei meinem Anruf keine Rolle gespielt hat. Ich dachte mir, dass ich mich zumindest flachlegen lassen kann, wenn mein Leben schon den Bach runtergeht.

Ich verlasse den Flughafen und lasse meinen Blick über den Parkplatz schweifen, bis ich ihn entdecke. Thane lehnt an seinem Auto, als wäre er vollkommen sorglos. Scheiße, ich beneide ihn. Vielleicht war es ein Fehler, so lange beim Militär zu bleiben. Vielleicht war es ein Fehler, überhaupt zu gehen.

Ich schiebe die nervigen, widersprüchlichen Gedanken beiseite und gehe zu meinem besten Freund, den ich seit Jahren nicht gesehen habe.

»Tja, wenn das nicht der Kraken ist.« Ein Lächeln breitet sich auf Thanes Gesicht aus, als er meine Stimme hört. Er hebt den Blick und winkt mir zu, ehe er sich vom Auto abstößt und mich begrüßt.

»Es ist verdammt schön, dich zu sehen, Mann«, sagt Thane, als er mich fest umarmt und mir auf den Rücken klopft.

»Ebenso.« Er lässt mich los und öffnet seinen Kofferraum. Ich werfe mein Gepäck hinein, ehe ich zur Beifahrerseite gehe. »Danke, dass ich ein paar Tage bei dir bleiben kann.«

»Kein Problem. Brüder fürs Leben, richtig?« Thane nimmt eine Hand vom Lenkrad und hält mir seine Faust hin.

Während er fährt, gleitet mein Blick über seinen Körper. Ich war nicht sicher, ob Thane seine Fitnessroutine vernachlässigen würde, nachdem er die Marines verließ, aber es sieht definitiv nicht so aus, als hätte er auch nur einen einzigen Tag im Fitnessstudio verpasst.

»Ich hoffe, nicht zu brüderlich«, gestehe ich, während meine Gedanken zu den Nächten zurückgehen, in denen wir uns weggeschlichen und einen versteckten Ort gesucht haben, um rumzumachen.

Röte breitet sich auf Thanes Gesicht aus und er beißt sich auf die Unterlippe, während er mich aus dem Augenwinkel heraus ansieht.

»Ähm, was das angeht… Ich bin mit jemandem zusammen. Na ja, nicht wirklich zusammen, aber ich will mit ihm zusammen sein. Er wohnt gerade bei mir. Ich hätte früher etwas sagen müssen. Es tut mir leid, falls ich es jetzt komisch gemacht habe.«

Tja, natürlich ist Thane kein Single. Jetzt fühle ich mich wie ein Idiot, weil ich nicht mal gefragt habe.

»Alter, ich bin derjenige, der es komisch gemacht hat. Okay, wir tun so, als wäre es nicht passiert und du erzählst mir alles über deinen Mann. Wie heißt er? Wie habt ihr euch kennengelernt?«

Thane atmet erleichtert aus und seine gezwungene, unbehagliche Haltung schmilzt dahin.

»Sein Name ist Madden und wir haben uns letzten Monat kennengelernt. Um ehrlich zu sein, ist es die schlimmste Kennenlernstory aller Zeiten. Wir haben uns in einem Club getroffen und bevor ich ihn mit nach Hause nehmen konnte, gab es eine Schießerei. Er wurde dreimal getroffen.«

»Heilige Scheiße.«

»Ja, es war verrückt. Es geht ihm jetzt gut, oder zumindest ist er auf dem Weg der Besserung. Er wohnt bei mir, während er sich erholt, weil seine Wohnung im fünften Stock liegt, ohne Aufzug, und er jetzt ein kaputtes Bein hat.«

»Also seid ihr nicht zusammen, aber du willst es?«

»Ja.« Thanes Gesicht nimmt einen verträumten Ausdruck an, der nur eins bedeuten kann.

»Aber du hast mit ihm geschlafen.«

»Nur einmal. Er muss immer noch körperlich und emotional genesen, also wollte ich ihn nicht drängen und er sagt, dass er jetzt noch nicht für etwas bereit ist.«

»Ich bin sicher, dass er irgendwann so weit ist. Du bist ein toller Typ.«

Ich schmiere ihm nicht nur Honig ums Maul. Thane ist einer der besten Männer, die ich kenne. Nicht, dass ich mir Thane als meinen Freund wünsche. Man könnte glauben, es wäre so, da der Sex phänomenal war und er auch mein bester Freund ist. Aber ich könnte mir nie eine Beziehung mit ihm vorstellen.

»Also, erzählst du mir, warum du nicht verlängert hast? Ich war sicher, du würdest bis zur Pensionierung dabeibleiben.«

»Das dachte ich auch, aber… Dinge ändern sich.« Dinge ändern sich. Was für eine täuschend harmlose Formulierung.

»Möchtest du darüber reden?«

Gedanken und Schmerz wirbeln in meinem Kopf herum und rauben mir den Atem. »Nicht wirklich. Vielleicht später.«

»So ungefähr hab ich mich auch gefühlt, als ich gegangen bin. Du findest es heraus. Und bis dahin nimmst du mein Bett und ich schlaf auf der Couch.«

»Auf keinen Fall. Ich schlafe auf der Couch«, widerspreche ich.

»Mein Haus, meine Regeln. Ich schlafe auf der Couch.«

»Alles klar. Danke, Mann.«

»Jederzeit, das weißt du doch.«

Ungefähr zwanzig Minuten später fahren wir vor einem hübschen kleinen Haus in einer gutbürgerlichen Wohngegend vor.

»Hübsches Haus.«

»Danke.« Thane lächelt voller Stolz, als er sein Zuhause betrachtet.

Wir gehen hinein und Thane zeigt mir, wo ich mein Gepäck abstellen kann. Ich höre, wie Thane jemanden begrüßt – wahrscheinlich Madden – und ihn fragt, wie sein Tag war.

Unvermittelt überkommt mich Sehnsucht. Ich will das. Ich will einen Ort, an den ich am Ende jeden Tages zurückkommen kann. Ich will einen Partner, oder zwei, die mich begrüßen und mir von ihrem Tag erzählen. Ich möchte mir ein Leben aufbauen.

Sobald ich mein Zeug in Thanes Schlafzimmer gebracht habe, gehe ich wieder hinunter und Thane stellt mir Madden vor. Ich kann Thane sein Interesse nicht vorwerfen. Madden ist umwerfend, auf eine zugängliche und unvoreingenommene Art. Irgendetwas an ihm schreit Beschütz mich und ich bin sicher, dass Thane dem nicht widerstehen kann.

Ich setze mich auf die Couch und beginne eine Unterhaltung mit Madden über seine Karriere als Tattoo-Künstler, während Thane uns etwas zu trinken besorgt.

Gerade als ich mir auf den Rücken klopfe, weil ich mich mit Thanes Pseudo-Partner angefreundet habe, kommt Thane zurück und als er sich umdreht, um Madden sein Getränk zu geben, tauchen seine festen Pobacken in meinem Blickfeld auf. Ich bin ein neunundzwanzigjähriger Kerl, der zufällig Männer mit tollen Ärschen liebt und dass ich seit einer Ewigkeit keinen Sex hatte, ist verdammt noch mal Entschuldigung genug, wenn ich mir einen kurzen Blick erlaube.

Maddens finsterer Blick in meine Richtung verrät mir, dass ich aus der Nummer nicht so einfach rauskomme. So viel dazu, sich Freunde zu machen.

 

***

 

In einem unbekannten Bett zu liegen, sorgt immer dafür, dass meine Nerven zum Zerreißen gespannt sind. Vermutlich beschert einem das ein knappes Jahrzehnt als Marine: einen Verstand, der nie zur Ruhe kommt.

Ich gebe die Hoffnung auf, mühelos Schlaf zu finden, werfe die Decke von mir und beschließe, mir ein Glas Wasser zu holen. Vielleicht gehe ich ein- oder zweimal um den Block.

Es liegt nicht nur an dem fremden Bett und dem ungewohnten Schlafzimmer, dass ich mich ruhelos hin und her wälze. In den vergangenen zwei Wochen habe ich mein Leben völlig auf den Kopf gestellt, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.

Ich dachte, dass ich mein ganzes Berufsleben lang Marine sein würde, was immer der Plan gewesen war. Aber die jüngsten Ereignisse haben dafür gesorgt, dass ich noch einmal darüber nachgedacht habe, als ich mich erneut verpflichten sollte.

Ich konnte es nicht mehr tun. Ich habe mein Vertrauen in das System verloren. Das Problem ist, dass ich gekündigt habe, ohne zu wissen, was ich mit dem Rest meines Lebens machen sollte.

Ich ziehe mir die Jeans an, die ich auf dem Boden liegen gelassen habe, verlasse das Schlafzimmer und gehe nach unten.

Bin ich der größte Idiot auf dem Planeten? Wer gibt einen stabilen, ehrenhaften Job ohne Notfallplan auf?

Während ich durch das dunkle Haus nach unten gehe, dringt das Geräusch von schwerem Atem unterbrochen von leisem Stöhnen an meine Ohren.

Oh Scheiße.

Ich bleibe wie angewurzelt stehen und halte den Atem an, da ich meinen Kumpel nicht beim Sex stören will.

»Scheiße, Madden.« Ich höre Thane flüstern und mein Schwanz entscheidet sich, den Kopf zu heben.

Ich würde mein linkes Ei für die Chance geben, Thane und seinem Nicht-Freund Madden auf dem Sofa Gesellschaft zu leisten. Mein Motto war immer Je mehr, desto besser. Allerdings ist mir klar, dass viele Leute meine Einstellung nicht teilen.

Als ich jünger war, dachte ich, dass ich sonderbar bin, weil ich darüber fantasierte, eine Beziehung mit mehreren Partnern zu führen. Auf dem College, wo ich Psychologie als Hauptfach hatte, kam ich zu dem Schluss, dass bei mir das Verlangen wahrscheinlich etwas mit der fehlenden Zuwendung meiner Eltern zu tun hat. Versteht mich nicht falsch, sie waren keine schlechten Eltern. Vielen Menschen ergeht es sehr viel schlimmer als mir. Sie waren nur einfach nicht der Typ für Umarmungen. Als ich vierzehn war, hat meine Mom tatsächlich zu mir gesagt: »Du weißt, dass wir dich lieben, auch wenn wir dich nicht umarmen, oder?« Also ja, ich sehne mich nach körperlicher Zuwendung. Je mehr, desto besser.

»Sag mir, dass du mir gehörst«, verlangt Madden von Thane und ich weiß, dass meine Anwesenheit nicht willkommen wäre.

 

Das ist ein Eifersuchts-Fick. Ich habe seinen Mann den ganzen Tag lang beäugt und bedauert, dass ich nie wieder die kraftvollen Stöße seines beeindruckenden Schwanzes in meinem Arsch genießen würde. Bei Thane nehme ich lieber Freundschaft als gar nichts. Es ist nicht so, dass ich in ihn verliebt bin oder so. Aber es ist immer traurig, wenn man einen fantastischen Bettpartner verliert.

So leise wie möglich schleiche ich auf Zehenspitzen durch die Dunkelheit und an der Couch vorbei, auf der sie zu Gange sind. Als ich es nach draußen geschafft habe, stoße ich den Atem aus, den ich angehalten habe und richte meinen Blick auf den weiten Nachthimmel. Ich atme tief ein und fülle meine Lungen mit der kühlen Abendluft.

Scheiße, ich könnte eine Zigarette gebrauchen.

Ich habe seit fast zehn Jahren nicht mehr geraucht, aber hin und wieder überkommt mich das Verlangen, als hätte ich erst gestern aufgehört. Meistens passiert es, wenn ich trinke, oder mich besonders selbst beobachte.

Mir wird klar, dass ich das nicht sehr gut durchdacht habe, als ich bemerke, dass ich nur mit einer Hose bekleidet draußen stehe. Keine Schuhe, kein T-Shirt… toller Start in ein Leben als Zivilist, hm?

Anstatt also wie geplant spazieren zu gehen, setze ich mich auf die Veranda und lehne mich zurück, um zu den Sternen zu sehen und genieße das Gefühl, ein unbedeutender Fleck im Universum zu sein.

 

***

 

Als ich mich mit einer Kaffeetasse in der Hand an den Küchentisch setze, fällt mir ein Hauch von Feindseligkeit in Maddens Blick auf. Ich dachte, dass ihr nächtliches Schäferstündchen seine Unsicherheiten bezüglich meiner Beziehung zu Thane zerstreut hätte. Anscheinend nicht.

Es ist wirklich schade, denn gestern haben wir uns ein paar Minuten lang gut verstanden. Ich dachte, dass ich vielleicht einen neuen Freund gefunden hätte.

Dann habe ich versehentlich angefangen Thane abzuchecken. Zu meiner Verteidigung, er hat jede Menge Fick mich-Pheromone verströmt. Mein Kopf wusste, dass sie nicht mir galten, aber versuch mal, das meinem Schwanz zu sagen. Außerdem gibt es in meinem Kopf eine lästige andere Seite, die auf Wer teilt, der kümmert sich besteht und dass es keinen Grund gibt, warum ich ausgeschlossen werden sollte.

Vielleicht sollte ich meiner To-do-Liste hinzufügen, einen oder zwei Freunde zu finden. Direkt unter eine Wohnung suchen und herausfinden, was ich sein will, wenn ich groß bin.

Heute Morgen scheinen Thane und Madden mehr auf Tuchfühlung zu gehen als bei meiner Ankunft gestern. Vermutlich hat Maddens Eifersucht auf Thanes und meine Vergangenheit etwas in ihrer aufkeimenden Beziehung losgetreten. Ich werde Thane später daran erinnern müssen, mir dafür zu danken.

»Bist du sicher, dass du klarkommst, solange ich auf der Arbeit bin?«, fragt Thane Madden, der daraufhin die Augen verdreht.

»Geh arbeiten und hör auf, dir Sorgen um mich zu machen. Wenn ich etwas brauche, rufe ich Adam oder Royal an, oder bin ein verdammter Erwachsener und mache es selbst.«

Thane hebt gespielt ergeben die Hände.

»Na gut, dann hab einen schönen Tag.« Thane gibt Madden einen kurzen Kuss, ehe er mir auf die Schulter klopft und zur Arbeit verschwindet.

»Also…« Madden rutscht auf seinem Stuhl herum und schaut mich an.

»Also…« Ich nicke zustimmend. Tja, das ist unangenehm. Mir fällt das Tribal auf, das seine Arme bedeckt und dann erinnere ich mich daran, dass er gestern gesagt hat, er wäre Tattoo-Künstler. »Hey, ich habe darüber nachgedacht, mir ein neues Tattoo stechen zu lassen. Kannst du mir jemanden empfehlen?«

Maddens Augen leuchten auf und er setzt sich gerader hin.

»Oh, ich weiß den perfekten Mann für dich.« Sein Tonfall ist so verschlagen, dass ich beinahe erwarte, dass er seine Aussage mit einem böser Plan-Lachen beendet. »Wir können nachher gehen, wenn du willst. Im Laden ist unter der Woche vormittags meistens nicht so viel los, deshalb bin ich sicher, dass er dich gleich drannehmen kann.«

»Cool. Ist es in Ordnung, wenn ich zuerst meinen Kaffee austrinke und noch duschen gehe?«

»Natürlich. Du kannst mir Bescheid sagen, wann immer du fertig bist. Ich hab selbst über ein neues Tattoo nachgedacht, also ist es perfekt.«

Madden steht vom Tisch auf und geht mithilfe seiner Krücke den Flur entlang ins Wohnzimmer.

Ich ziehe mein Handy hervor und suche in den Online-Stellenangeboten nach etwas, das mein Interesse weckt, während ich meinen Kaffee austrinke.