Image

image

Herausgegeben von

Erich Marks und Wiebke Steffen

Mit Beiträgen von:

Meinrad Armbruster, Silke Baer, Jörg Dittmann, Dieter Dölling, Stefan Fischer, Jan Goebel, Johann Haffner, Cordula Heckmann, Sandra Heisig, Dieter Hermann, Klaus Hurrelmann, Vanessa Jantzer, Liv-Berit Koch, Hans Rudolf Leu, Olaf Lobermeier, Erich Marks, Ulrike Meyer-Timpe, Nils Neuber, Peter Parzer, Franz Resch, Karla Schmitz, Carlo Schulz, Wiebke Steffen, Rainer Strobl, Ria Uhle, Haci-Halil Uslucan, Harald Weilnböck

Forum Verlag Godesberg GmbH 2012

Inhalt

Vorwort

I. Der 15. Deutsche Präventionstag im Überblick

Deutscher Präventionstag und Veranstaltungspartner

Berliner Erklärung

Erich Marks / Karla Schmitz

Zusammenfassende Gesamtdarstellung des 15. Deutschen Präventionstages

Wiebke Steffen

Gutachten für den 15. Deutschen Präventionstag: „Bildung - Prävention - Zukunft“

Rainer Strobl / Olaf Lobermeier

Evaluation des 15. Deutschen Präventionstages

II. Praxisbeispiele und Forschungsberichte

Meinrad M. Armbruster / Janet Thiemann

ELTERN-AG: Anleitung zur Selbsthilfe - Ein Präventionsprogramm der frühen Elternbildung für sozial Benachteiligte

Silke Baer / Harald Weilnböck

Bildung in Zeiten des Extremismus – Lebensweltlich-narratives Arbeiten in der Gruppe und der Faktor‚Kultur‘.

Zwei Modellprojekte sowie deren qualitative EU-Begleitforschung.

Jörg Dittmann / Jan Goebel / Sandra Heisig

Erfolgreich in Schule und Ausbildung trotz sozialer Benachteiligung Unter welchen Voraussetzungen gelingen Schulabschlüsse und Ausbildungsplatzsuche?

Cordula Heckmann

Von einer Schule mit zweifelhaftem Ruf zu einem Modellprojekt

Dieter Hermann / Vanessa Jantzer

Schulsozialarbeit – kriminalpräventive Wirkungen und Verbesserungsmöglichkeiten

Klaus Hurrelmann

Männer als Bildungsverlierer
Warum wir dringend eine stärkere Jungenförderung benötigen

Liv-Berit Koch

Evaluation des Pilotprojektes „Stadtteilmütter in Neukölln (2006 – 2008)“ Präsentation zentraler Ergebnisse auf dem 15. DPT

Hans Rudolf Leu

Kindertagesbetreuung im Ausbau – Voraussetzungen für präventive Effekte

Ulrike Meyer-Timpe

Was Armut für die Bildungschancen bedeutet. Die Folgen der Kinderarmut belasten Deutschlands Zukunft - Perspektiven und konkrete Handlungsvorschläge

Nils Neuber

Bildungspotenziale im Sport – ein vernachlässigtes Feld der Bildungsdebatte?

Carlo Schulz

Aller guten Dinge ist eins
Plädoyer für ein besseres Schulsystem

Ria Uhle

Veränderungen, Umbrüche, Krisen - Gewaltprävention an Schulen im Wandel

Haci-Halil Uslucan

Verkannte Potenziale: Bildungsbeteiligung und Bildungsförderung von Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte.

III Autoren

Vorwort der Herausgeber

Zum 15. Geburtstag des Kongresses kamen am 10. und 11. Mai 2010 insgesamt ca. 4.500 Teilnehmende und Gäste des 15. Deutschen Präventionstages in das Internationale Congress Centrum (ICC) in Berlin. Unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit wurden neben dem Schwerpunktthema „Bildung – Prävention – Zukunft“ in mehr als 500 Vorträgen, Präsentationen und Ausstellungsbeiträgen aktuelle Themen der Kriminalprävention und angrenzender Präventionsbereiche bearbeitet.

Dieser Dokumentationsband fasst einerseits die Schriftfassungen jener Vorträge zusammen, die dem Schwerpunktthema „Bildung – Prävention – Zukunft“ zuzuordnen sind. Andererseits gibt der Band einen Überblick über den gesamten Kongress und beinhaltet das Kongressgutachten, die Berliner Erklärung des Deutschen Präventionstages sowie die ausführliche Kongressevaluation.

Mit Blick auf die Gesamtdarstellung des 15. Deutschen Präventionstages sind insbesondere drei weitere Dokumentationsbereiche zu nennen:

Namentlich danken wir dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für die finanzielle Förderung des 15. Deutschen Präventionstages, die auch diese Veröffentlichung möglich gemacht hat. Des weiteren danken wir den Autorinnen und Autoren des Buches sowie Kathrin Geiß für Texterfassung und Gestaltung, Karla Schmitz für die Endredaktion und Carl Werner Wendland für die verlegerische Betreuung.

Erich Marks und Wiebke Steffen

I. Der 15. Deutsche Präventionstag im Überblick

Berliner Erklärung des 15. Deutschen Präventionstages

10. und 11. Mai 2010 in Berlin

Bildung und Qualifizierung sind die Voraussetzung für individuelle Lebenschancen und soziale Teilhabe. In Deutschland wird der Bildungserfolg jedoch in hohem Maß von Schicht und Herkunft bestimmt. Einkommens-, Bildungs- und Integrationsarmut, die Erfahrung sozialer Ungerechtigkeit und sozialen Ausschlusses können Kriminalität, insbesondere Gewaltkriminalität begünstigen. Bildungsgerechtigkeit, gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung, sind deshalb auch ein Beitrag zur Prävention von Gewalt und Kriminalität.

Die Bildung der nachwachsenden Generation ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft. Deshalb hat der 15. Deutsche Präventionstag „Bildung – Prävention – Zukunft“ zu seinem Schwerpunktthema gemacht und damit eine Problematik aufgegriffen und vertieft, die bereits bei den Verhandlungen des 14. Deutschen Präventionstages deutlich wurde: Das Zusammenwirken von Bildungsgerechtigkeit, Integration und sozialer Teilhabe bei der Entstehung, wie erst recht bei der Verhinderung von Gewaltkriminalität.

Auf der Basis des Gutachtens von Dr. Wiebke Steffen „Lern- und Lebensräume von Kindern und Jugendlichen als Orte von Bildung und Gewaltprävention“ zum Schwerpunktthema geben der Deutsche Präventionstag, seine ständigen Veranstaltungspartner sowie seine diesjährigen gastgebenden Veranstaltungspartner diese „Berliner Erklärung“ ab.

Gesellschaftliche Veränderungen und ihre sozialen Folgen beeinträchtigen die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland: Der Bildungserfolg wird in hohem Maße von Schicht und Herkunft bestimmt, soziale Ungleichheit wird so vererbt

Bildung ist mehr als Schule: Lern- und Lebensräume von Kindern und Jugendlichen als Bildungsorte

Bildung ist Prävention, Prävention ist Bildung

Der Deutsche Präventionstag appelliert an die Verantwortlichen in der Politik und in den Medien sowie in zivilgesellschaftlichen Gruppierungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene:

  1. Den Beitrag der zunehmend pädagogisch ausgerichteten Gewalt- und Kriminalprävention zu Integration und sozialer Teilhabe wahrzunehmen, zu würdigen und diesen bewährten Weg der Verdeutlichung gesellschaftlich verbindlicher Normen und Werte zu unterstützen und auszubauen.
  2. Weiterhin alle Anstrengungen zu unternehmen, die Familien in ihren Erziehungs- und Beziehungskompetenzen zu unterstützen, die Ursachen von Armut und Benachteiligung entschieden zu bekämpfen, Kindern und ihren Familien einen angemessenen Lebensstandard sowie Teilhabechancen am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Bei aller Bedeutung von Maßnahmen früher Förderung und früher Hilfen gilt es, perfektionierte Kontrollsysteme zu vermeiden, das Erziehungsrecht der Eltern zu respektieren und auf Freiwilligkeit und Partizipation zu setzen.
  3. Die Kindertagesbetreuung weiter auszubauen, wobei allerdings darauf geachtet werden muss, diese Einrichtungen der frühen, individuell orientierten Förderung nicht mit Erwartungen zu überhäufen, denen die Einrichtungen und die in ihnen tätigen Fachkräfte unter den derzeit geltenden Rahmenbedingungen gar nicht entsprechen können. Eltern müssen stärker und systematischer in die Erziehungs- und Bildungsprozesse der Kindertageseinrichtungen einbezogen werden. Ihr Ausbau zu Zentren für integrierte und niedrigschwellig zugängliche Dienstleistungsangebote ist anzustreben.
  4. Den Auf- und Ausbau der Schulen zu gebundenen Ganztagsschulen zu forcieren, insbesondere auch mit dem Ziel, die herkömmliche Unterrichtsschule um andere Bildungsinhalte und andere Formen des Lernens zu ergänzen. Die Bildungssysteme sind im Hinblick auf eine Verstärkung des Prinzips der individuellen Förderung und Unterstützung, des Ausbaus ganztägiger Angebote und der Vernetzung der formellen und informellen Bildung weiterzuentwickeln. Dazu ist nicht nur die Kooperation mit der Kinder- und Jugendhilfe anzustreben, sondern auch die Schaffung von neuen Bildungsorten hin zu lokalen Bündnissen für Bildung und kommunalen Bildungslandschaften.
  5. Alle Anstrengungen zu unternehmen, um Bildungsgerechtigkeit herzustellen als der Voraussetzung für individuelle Lebenschancen und gesellschaftliche Teilhabe und damit auch für die Verhinderung von Gewalt und Kriminalität.

Der 15. Deutsche Präventionstag verweist in diesem Zusammenhang auf die Verhandlungen des 12., 13. und des 14. Deutschen Präventionstages, die Forderungen und Appelle der „Wiesbadener Erklärung“, der „Leipziger Erklärung“ und der „Hannoveraner Erklärung“. Ihre Aktualität und Dringlichkeit bestehen unvermindert fort.

Berlin, 11. Mai 2010

Erich Marks / Karla Schmitz

Zusammenfassende Gesamtdarstellung des 15. Deutschen Präventionstages

Der 15. Deutsche Präventionstag stand unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Klaus Wowereit und fand am 10. und 11. Mai 2010 im Internationalen Congress Centrum (ICC) Berlin statt. Das Schwerpunktthema des Kongresses lautete „Bildung – Prävention – Zukunft“.

Die jährlich stattfindenden Deutschen Präventionstage verfolgen das Ziel, Kriminalprävention ressortübergreifend, interdisziplinär und in einem breiten gesellschaftlichen Rahmen darzustellen, zu erörtern und zu stärken. Dieser Beitrag soll auch aus dokumentarischen Gründen einen Überblick über die Struktur und die zahlreichen Themen, Sektionen und Foren des 15. Deutschen Präventionstages vermitteln.

Leitbild des Deutschen Präventionstages

Das Selbstverständnis und die Rahmenziele sind kongressübergreifend in einem Leitbild formuliert: Der Deutsche Präventionstag wurde 1995 als nationaler jährlicher Kongress speziell für das Arbeitsfeld der Kriminalprävention begründet. Von Beginn an war es das Ziel, Kriminalprävention ressortübergreifend, interdisziplinär und in einem breiten gesellschaftlichen Rahmen darzustellen und zu stärken. Nach und nach hat sich der Deutsche Präventionstag auch für Institutionen, Projekte, Methoden, Fragestellungen und Erkenntnisse aus anderen Arbeitsfeldern der Prävention geöffnet, die bereits in mehr oder weniger direkten Arbeitszusammenhängen stehen. Neben der weiterhin zentral behandelten Kriminalprävention reicht das erweiterte Spektrum des Kongresses von der Suchtprävention oder der Verkehrsprävention bis hin zu den verschiedenen Präventionsbereichen im Gesundheitswesen.

Der Kongress wendet sich insbesondere an alle Verantwortungsträger der Prävention aus Behörden, Gemeinden, Städten und Kreisen, Gesundheitswesen, Jugendhilfe, Justiz, Kirchen, Medien, Politik, Polizei, Präventionsgremien, Projekten, Schulen, Sport, Vereinigungen und Verbänden, Wissenschaft, etc..

Der Deutsche Präventionstag will als jährlich stattfindender nationaler Kongress:

Programmbeirat

Zur Vorbereitung eines jeden Präventionstages wird ein Programmbeirat1 gebildet, in dem der Veranstalter sowie die gastgebenden und ständigen Veranstaltungspartner repräsentiert sind. Der Programmbeirat ist zuständig für inhaltliche Gestaltungsfragen des jeweilig anstehenden Kongresses sowie für Ausblicke und erste Vorplanungen künftiger Kongresse.

Der - wie in den Vorjahren veröffentlichte - Aufruf zur Einreichung von Vortragsthemen wurde wiederum sehr positiv aufgenommen und ergab eine große Zahl von Vorschlägen und Bewerbungen, die die Zahl der limitierten Vortragseinheiten in den verschiedenen Foren erneut deutlich überstieg.

Partner

Das Engagement und die Verbundenheit der DPT-Partner sind ein zentraler Baustein für das Gelingen des Kongresses. Allen beteiligten Entscheidungsträgern und Repräsentanten der DPT-Partner sei besonders herzlich für ihr Engagement gedankt. Insgesamt 24 Organisationen und Institutionen haben sich in unterschiedlichen Formen und vielfältigen Rollen ausdrücklich als offizielle Partner des 15. Deutschen Präventionstages mit ihrem Logo, ihrem guten Namen sowie personellen und finanziellen Ressourcen eingebracht. Ein ebenso herzlicher Dank gilt erneut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Förderung des 15. Deutschen Präventionstages. Im Einzelnen waren beteiligt:

Gastgebende Veranstaltungspartner
Ständige Veranstaltungspartner
Kooperationspartner und Sponsoren

Partnerkongresse

Internationale Partner

Medienpartner

Der 15. Deutsche Präventionstag gliederte sich in die Bereiche:

Plenen

Eröffnungsplenum

Abschlussplenum

Vorträge

Schwerpunktthema

Zum Schwerpunktthema „Bildung – Prävention – Zukunft“ wurden die nachfolgenden 20 Vorträge als Parallelveranstaltungen angeboten. Ziel der thematischen Auswahl der einzelnen Themen war es, das Schwerpunktthema des Kongresses, ergänzend zum Kongressgutachten, systematisch und in seinen zentralen Aspekten zu erfassen und zu dokumentieren.

Offenes Forum

Im Offenen Forum wurden aktuelle Themen der Kriminalprävention im engeren und weiteren Sinn bearbeitet, die nicht unmittelbar mit dem Schwerpunktthema bzw. einem anderen Vortragsforum korrespondieren.

Internetforum

(Kriminal-)Prävention und das Internet haben zahlreiche inhaltliche Berührungspunkte und Schnittmengen. Nach den erstmals positiven Erfahrungen mit einem gesonderten Internetforum beim 12. DPT wurde ein solches Forum auch beim diesjährigen Jahreskongress angeboten, um das Internet gezielt und in der gesamten Bandbreite seiner Chancen und Risiken in einem eigenen Forum betrachten und erörtern zu können. Neben der generellen Auseinandersetzung sind hier beispielsweise internetspezifische Straftaten ebenso zur Sprache gekommen wie netzbasierte Beratungsangebote, präventionsspezifische Informationsangebote und Datenbanken oder methodische Fragen der Medienkompetenz.

Es wurden 5 Vorträge im Internetforum angeboten:

DPT-Universität

Im Bereich der DPT-Universität 2010 wurden zwei Open-Space-Veranstaltungen, die in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt wurden, drei Vorlesungen, sowie eine Buchlesung angeboten:

Viertes Internationales Forum (AIF) des Deutschen Präventionstages2

An den Beratungen des 15. DPT und des 4. AIF haben neben zahlreichen Teilnehmenden aus Deutschland auch 192 Kolleginnen und Kollegen aus insgesamt 36 Ländern3 teilgenommen. Konferenzsprache war Englisch. Die Ergebnisse des 4. Internationalen Forums wurden in englischer Sprache in einem gesonderten Dokumentationsband veröffentlicht:

Marc Coester & Erich Marks (Eds.): International Perspectives of Crime Prevention 4 – Contributions from the 4. and 5. Annual International Forum 2010 and 2011 within the German Congress on Crime Prevention; erschienen im Forum Verlag Godesberg, Mönchengladbach 2012, ISBN 978-3-942865-00-5 (Printausgabe) und 978-3-942865-01-2 (eBook).

Das 4. Annual International Forum wurde in spezieller Kooperation mit der Hauptversammlung 2010 des Europäischen Forums für urbane Sicherheit (EFUS, Paris) ausgerichtet und stand unter dem Titel „Wie vereinen Städte Sicherheit und Grundrechte“. Die Veranstaltung fand unter Beteiligung weiterer internationaler Akteure, wie dem Internationalen Center für Kriminalprävention (ICPC, Montreal) in Saal 7 statt und richtete sich ausdrücklich an alle nationalen und internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen Präventionstages. Die gesamte Veranstaltung wurde simultan in den Sprachen deutsch, englisch, spanisch, französisch und italienisch gedolmetscht.

Eröffnung: Sicherheit und Freiheit in einem neuen europäischen und internationalen Kontext
Moderation: Michel Marcus, EFUS-Generalsekretär

Firmenvorträge
Projektspots

Projektspots sind praxisbezogene Kurzvorträge von 15 Minuten Dauer bzw. Projektvorstellungen zu verschiedenen aktuellen Themen der (Kriminal-)Prävention. Es wurden insgesamt 118 Projektspots angeboten: