Kundalini
und
die Lehren eines Meisters

Mit Dank an meine Frau Ana Lúcia de Almeida Eckstein für unendlich viele Hilfestellungen am Computer.

Für das Foto Swamijis danke ich Joan Shivarpita Harrigan.

Schließlich geht mein Dank auch hier wieder an Benedikt Maria Trappen, den fernen Wegbegleiter über viele Jahre.

Kundalini

und

die Lehren eines Meisters

Kiu Eckstein

Swami Chandrasekharanand Saraswati (1930–2016)

Inhalt

Vorwort

Eine uralte, ganz neue Welt

Die Vorgeschichte

Der Meister und das Umfeld

Die traditionelle Lehre von Kundalini

Kundalini – die subtilste und stärkste aller Kräfte

Die Grundlagen und die Prozesse

Prana, Vayus, Nadis und Chakras

Die sechs Nadis der Kundalini

Die Freisetzung Kundalinis

Die drei Prüfsteine in Sushumna Nadi

Die zwei fehlgeleiteten Aufstiege

Vishuddha, der hochsensible Engpass

Ajna, weiß und zart wie der Mond

Ajna – Tor zu höheren Bereichen

Makara, der entscheidende Punkt in Ajna

Tiefe Blicke in verborgene Winkel

Der Mensch und der spirituelle Bereich

Die fünf Hüllen des Allerinnersten

Der feinstoffliche Körper – nicht Dies, nicht Das

Der Meister und die Welt der Geister

Karma – die Lasten der Vergangenheit

Kurze Blicke in die höheren Bereiche

Die Umpolung von Prana und mentalem Geschehen

Die vier Stufen innerer Erfahrung

Die Wege in den oberen Gefilden

Swamiji über sich und seine Arbeit

Glossar:

Vorwort

Nachdem Swami Chandrasekharanand Saraswati 2016 seinen physischen Körper verlassen hatte, dachte ich hin und wieder daran, die Essenz seiner Lehren aus dem vorangegangenen, 2008 erschienenen Buch „Kundalini-Erfahrungen: Eine Meister-Schüler Begegnung“1 in einem kleineren Buch, ohne die vielen Informationen aus dem Umfeld und von dem langen Weg, auf dem ich zu ihm gekommen bin, zusammenzufassen.

Ich war damals nicht zu Swamiji gegangen, um ein Buch über seine Arbeit und meine Erfahrungen zu schreiben. Erst im dritten Jahr, nachdem ich begonnen hatte, die Zusammenhänge zwischen einem Kundalini Aufstieg und den vielen Um- und Irrwegen meines Lebens zu verstehen und davon überzeugt war, dass ich einen wirklichen Meister gefunden hatte, war mir der Gedanke gekommen, etwas davon weiterzugeben.

Die Grundlagen des ersten Buches und mithin auch dieser, ganz auf die Prozesse und ihre Wirkungen ausgerichteten Fassung – ein paar eigene Erfahrungen zur Verdeutlichung der inneren Vorgänge sind geblieben – verdanke ich einem systematisch aufgebauten Kurs, den Swamiji während meines zweiten Aufenthalts jeden Abend zwei oder drei und manchmal auch mehr Stunden gegeben hatte. Dabei schaute er ab und zu in ein uraltes, zerlesenes Exemplar eines winzigen Büchleins, in die Sat Cakra Nirupana2, die Beschreibung der sechs Chakras, das immer neben ihm lag.

Es war ein regelrechter Lehrgang über Prana, Nadis, Chakras, die Voraussetzungen für das Erwachen Kundalinis, die feinstofflichen Kanäle, in denen sie aufsteigt und die Blockierungen, die ihren Aufstieg auf verschiedenen Höhen des subtilen Körpers behindern können. Während des Kurses konnten wir Fragen stellen, und oft ergab sich irgendwann während des Tages eine Gelegenheit, mit Swamiji den einen oder anderen Zweifel zu klären.

Durch die Erfahrungen im eigenen Prozess, die Erklärungen Swamijis, der hin und wieder kam, der Praktik beiwohnte und uns dann sagte, was vor sich ging, und seine Antworten auf unendlich viele Fragen stellte sich eine erste Ahnung von der Genauigkeit ein, mit der diese althergebrachte, über Jahrhunderte in mündlicher Überlieferung von Meister zu Meister weitergegebene Lehre die Vorgänge im feinstofflichen Körper und den Prozessen klar und nachvollziehbar aufzeigt.

Doch Swamiji erklärte nicht nur, was in den Prozessen vor sich ging, er kannte sich in dem vielschichtigen feinstofflichen Bereich, der zwielichtigen Welt zwischen den Welten, sehr genau aus. Wusste von den Machenschaften dies- und jenseitiger Wesen, und auch er trat, wann immer er wollte, aus seinem physischen Körper aus. Er sah die verborgenen Zusammenhänge von Karma und Wiedergeburt und erkannte, wenn es sich um schwierige Fälle handelte, was im Vorleben seiner Schüler geschehen war.

Bei ihm gab es die im spirituellen Bereich so häufigen wagen und oft von persönlichen Interessen getrübten Aussagen nicht. Er verletzte nie die gute alte Regel, dass Erkenntnisse der uns übergeordneten Sphären denen, die man mit dem gesunden Menschenverstand erfassen kann, nicht widersprechen dürfen, aber wenn sie das nicht tun, über die beschränkten alltäglichen Erfahrungen und Einsichten hinausgehen dürfen.

Die Lehren vom Wirken und der Kraft Kundalini Shaktis und der so oft missverstandenen Prozesse, die sie auslöst, können der schnell wachsenden Zahl der Menschen helfen, die in unserer Zeit eines epochalen Umbruchs, ob sie wollen oder nicht, dieser oft sehr schwierigen und zugleich erlösenden Erfahrung unterworfen werden.

Wenn man weiß, um ein Beispiel herauszugreifen, dass Kriyas, die in den Anfangsstadien der Prozesse so häufig auftretenden unwillkürlichen, kompulsiven Körperbewegungen, die man nicht einfach unterdrücken kann, der Reinigung des fein- stofflichen Körpers dienen und nach einiger Zeit ganz von selbst wieder aufhören, beunruhigen sie einen nicht mehr so sehr, und man lernt nach und nach einfach mitzugehen. Und Kenntnisse von den Vorgängen in den Prozessen können helfen, die wenigen echten von den vielen falschen Meistern, den Quacksalbern und Scharlatanen zu unterscheiden, die sich auf diesem Feld tummeln und für viel Geld oft nur Unheil anrichten.

Doch dieses theoretische Wissen kann auch zu voreiligen und falschen Annahmen führen. Dass Kundalini Shakti hin und wieder zum Ansporn kurze, erhebende Blicke in höhere Bereiche gewährt, führt mitunter zu der Annahme, man habe das Ziel schon erreicht, sei schon erleuchtet und kann somit die weitere, mitunter langwierige, in immer neuen Ansätzen fortschreitende Entfaltung des Prozesses behindern.

Wenn es im vorangegangenen Buch vor allem um die Prozesse und die Erfahrungen ging, dann trat bei der Arbeit an dieser kürzeren Fassung das von Yogis in direkter Erfahrung über Jahrhunderte erarbeitete Bild des Menschen, das Potenzial, das in uns schlummert, in den Vordergrund. Der lange, steile Weg, der zur Verwirklichung dieses Potentials führt, ist Stufe für Stufe, in Kundalini Vidya, der Wissenschaft von Kundalini, aufgezeigt.

Besonders deutlich wird, um ein paar Beispiele herauszugreifen, diese hierarchisch haargenau gegliederte Stufenfolge in den feinstofflichen Zentren, mit der von Chakra zu Chakra steigenden Zahl der Blütenblätter, den fünf Hüllen, die das Allerinnerste, unseren Wesenskern, umgeben oder den vier Bewusstseinszuständen, die zu ihm führen.

Noch eine Anmerkung zu Schreibweisen und der Übernahme von Fremdworten: Ich habe versucht nur solche Sanskrit-Ausdrücke zu verwenden, die zu den grundlegenden Begriffen von Kundalini Vidya, der Wissenschaft von Kundalini gehören. Um ihre Aneignung zu erleichtern, sind diese Sanskrit- und einige Fremdwörter, mit Ausnahme des immer wiederkehrenden Wortes Kundalini, kursiv gesetzt.

Schließlich möchte ich meinen Dank an aller erster Stelle Kundalini Shakti und den Göttern, die sie gesandt haben, zu Füßen legen, dann meinem Meister noch einmal danken und der von ihm auserkorenen Nachfolgerin, Silvia Viryananda Saraswati, alles Gute für ihre weitere Arbeit wünschen.

1Kiu Eckstein, Kundalini Erfahrungen: „Eine Meister-Schüler-Begegnung, Aquamarin 2008, ISBN 978-3-89427-381-1

2 Sat Cakra Nirupana, wiedergegeben in Hiroshi Motoyama, Theories of the Chakras, Quest Books, The Theosophical Publishing House, Adyar, Madras 1995