Tagebuch eines sentimentalen Killers

Der Tag fing schlecht an. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber an solchen Tagen, glaube ich, sollte man besser keinen Auftrag annehmen; selbst wenn die Prämie siebenstellig und steuerfrei ist. Der Tag fing schlecht an, und spät. Als ich in Madrid landete, war es achtzehn Uhr dreißig und höllisch heiß. Der Taxifahrer, der mich ins Palace brachte, ging mir mit seinem aufdringlichen Geschwätz über den Europacup auf die Nerven. Ich hätte nicht übel Lust gehabt, ihm den Lauf einer Fünfundvierziger in den Nacken zu drücken, damit er endlich das Maul hielt; aber ich hatte kein Schießeisen dabei, und außerdem legt man sich als Profi nicht mit Kretins an, auch wenn sie als Taxifahrer daherkommen.

An der Hotelrezeption gab man mir die

Ich gab dem Hotelboy, der meinen Koffer aufs Zimmer getragen hatte, gerade ein Trinkgeld, als das Telefon klingelte. Ich erkannte die Stimme des Mannes, der mir die Aufträge gab. Ich hatte ihn noch nie zu sehen bekommen und wollte es auch nicht, denn so ist es unter Profis üblich; aber an seiner Stimme würde ich ihn in jeder Menschenmenge erkennen.

»Hast du eine gute Reise gehabt? Hat man dir den Umschlag übergeben? Tut mir leid, dir den Urlaub verderben zu müssen«, sagte er anstelle einer Begrüßung.

»Ja auf die beiden Fragen, und das Letzte glaube ich dir nicht.«

»Du reist morgen ab«, sagte er. »Ruh dich aus.«

»In Ordnung«, sagte ich und legte auf.

Ich warf mich aufs Bett und schaute auf die Uhr. Noch fünf Stunden bis zur Landung der Maschine, mit der meine Kleine – was für eine

Immer. Bis ich sie kennenlernte.

Es war in einem Café am Boulevard Saint-Michel. Alle Tische waren besetzt, und sie fragte, ob sie sich auf einen Kaffee an meinen setzen könne. Sie hatte einen Packen Bücher dabei, den sie auf die Erde legte, bestellte einen Espresso und ein Glas Wasser, nahm eines der Bücher und begann, mit einem Marker Sätze anzustreichen.

Plötzlich unterbrach sie mich und bat um Feuer. Ich hielt ihr die Hand mit dem Feuerzeug hin, und sie umfasste sie mit beiden Händen. Sie wollte es wissen, die Kleine. Es gibt Frauen, die können ihrer Lust auf Bumsen Ausdruck verleihen, ohne ein Wort zu sagen.

»Wie alt bist du?«, fragte ich.

»Vierundzwanzig«, antwortete sie mit ihrem kleinen roten Mund.

»Ich bin zweiundvierzig«, gestand ich mit einem Blick in ihre Mandelaugen.

»Ein junger Mann«, log sie mit dem ganzen Fieber ihrer Bewegungen beim Rauchen, während sie das Haar zurückstrich, das die Farbe reifer Kastanien hatte und so glatt und geschmeidig war wie Wasser, das über moosbedeckte Steine plätschert.

»Willst du vor dem Bumsen essen oder hinterher?«, fragte ich und winkte dem Kellner, um zu zahlen.

Wir verließen das Café und gingen in das erste Hotel, das wir fanden. Ich kann mich nicht erinnern, jemals mit einem so unerfahrenen Mädchen zusammen gewesen zu sein; sie wusste nichts, aber sie war scharf darauf, zu lernen. Und sie lernte. Sie lernte so gut, dass ich die elementare Regel des Alleinseins verletzte und ein Killer mit fester Freundin wurde.

 

Sie wollte Übersetzerin werden, und wie alle Intellektuellen war sie naiv genug, jedes Märchen zu glauben, das man ihr auftischte, sodass ich ihr ohne Mühe einreden konnte, ich sei Repräsentant einer Fluggesellschaft und müsse daher viel reisen.

Drei Jahre mit ihr zusammen. Sie entwickelte sich rasch zur Frau, ihre Hüften erblühten vom puren Gebrauch, ihr Blick wurde durchtrieben, sie lernte, dass Lust im Fordern besteht, fand

Und ich verletzte in der Zwischenzeit verschiedene Sicherheitsregeln; vor allem jene, die verlangt, allein zu leben, anonym zu bleiben, unerkannt, nur ein Schatten zu sein. So wurde aus dem Apartment, in dem ich die Aufträge entgegennahm, mein Büro, in das ich jeden Morgen ging, während wir für die Abende und Nächte eine gemeinsame Wohnung genommen hatten, die schon bald den Geruch von bürgerlichem Heim annahm, da uns dort ihre Freunde besuchten und Feste gefeiert wurden. Im Lauf dieser drei Jahre erledigte ich mehrere Aufträge in Asien, den USA und Lateinamerika, und ich glaube, ich verbesserte mich als Profi sogar, weil ich schnell zu Werke ging, um bald wieder bei ihr sein zu können. Wie gesagt: Sie hatte mir das Hirn weich gekocht.