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Cover

Nr. 450 – Aufbruch der MARCO POLO

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 451 – Die falschen Götter

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 452 – Planet der Pazifisten

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 453 – Vorsicht – radioaktiv!

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 454 – Plünderer der Sterne

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 455 – Auf der Arenawelt

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 456 – Der Schaukampf

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 457 – Die Operationsbasis

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 458 – Im Arsenal der Androiden

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 459 – Der Archivplanet

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 460 – Zeitpunkt X

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 461 – Flucht ins Ungewisse

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 462 – Der Wissende

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 463 – Die Spione von Siga

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 464 – Der falsche Ganjo

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 465 – Ein Steckbrief für die MARCO POLO

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 466 – Die Stadt und das Raumschiff

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 467 – Der letzte Mann der DOLDA

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 468 – Der Telekinet

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 469 – Der Tod fliegt mit

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 470 – Testfall MARCO POLO

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 471 – Der letzte Test

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 472 – Das violette Feuer

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 473 – Die verrückten Roboter

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 474 – Das Duell der Mächtigen

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Nr. 475 – Der große Vasall

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Nr. 476 – Der Schrecken von Takera

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Nr. 477 – Invasion der Schatten

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 478 – Die Schlacht um Olymp

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 479 – Ganjo-Alarm

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Nr. 480 – Der Dieb von Gruelfin

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 481 – Die Clique der Verräter

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 482 – Die Feinde des Ganjos

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 483 – Im Zeichen des Ganjos

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Nr. 484 – Das Ende der ODIKON

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 485 – Die Mutanten von Erysgan

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 486 – Zwischen Weltraum und Untergrund

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 487 – Ich, der Ganjo

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Die Hauptpersonen des Romans

1. Der falsche Ganjo

2. Der Ganjo

3. Der falsche Ganjo

4. Der Ganjo

5. Der falsche Ganjo

6. Der Ganjo

7. Der falsche Ganjo

8. Der Ganjo

9. Der falsche Ganjo

10. Der Ganjo

11. Der falsche Ganjo

12. Der Ganjo

Nr. 488 – Plan der Vernichtung

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 489 – Gucky und der Verräter

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 490 – System der tausend Fallen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 491 – Transmitter nach Takera

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 492 – Das stählerne Gefängnis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 493 – Panik auf Titan

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 494 – Mond der Gefahren

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 495 – Der Botschafter von Sol

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 496 – Die Flotte der Clans

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 497 – Die Armee der Kriegsdiener

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 498 – Die Rückkehr des Takerers

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 499 – Entscheidung in der Plutobahn

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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9.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

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Nr. 450

 

Aufbruch der MARCO POLO

 

Ein Raumschiff geht auf die lange Reise nach NGC 4594, der Heimatgalaxis der Cappin-Völker

 

von K. H. SCHEER

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Auf Terra schreibt man Ende Juli des Jahres 3437. Somit sind drei Jahre seit dem Tage vergangen, als das Solsystem durch seinen Rücksturz in die Gegenwart aufhörte, das »Ghost-System« zu sein.

Mit dem Ende des Versteckspiels wurde, auch das Ende des Diktators Dabrifa eingeleitet und die Gefahr gebannt, dass Menschen gegen Menschen kämpfen. Friede herrscht wieder zwischen Perry Rhodans Solarem Imperium und den anderen Sternenreichen der Terra-Abkömmlinge.

Dennoch besteht für die Galaxis eine Gefahr – und für die Menschheit Grund zur Beunruhigung! Schuld daran sind die Impulse, die der Todessatellit beim ersten Rücksturz in die Gegenwart ausgestrahlt haben muss. Der Cappin Ovaron, der längst zum guten Freund der Terraner geworden ist, behauptet es jedenfalls – und er als Sextadimnavigator muss es schließlich am besten wissen.

Ovaron, der bekanntlich per Nullzeitdeformator um 200 Jahrtausende in die Zukunft versetzt wurde, weiß natürlich nicht, was gegenwärtig in Gruelfin, seiner Heimatgalaxis, vorgeht. Er befürchtet aber eine gegen die Menschheit gerichtete Invasion – und gewisse Ereignisse scheinen seine Befürchtungen zu bestätigen.

Perry Rhodan will sich Gewissheit verschaffen. Deshalb hat er auch ein Projekt gefördert, das alle bisherigen kühnen Unternehmungen der Terraner weit in den Schatten stellt.

Ein Fernraumschiff ist entstanden – und eine Brücke zum Sternennebel NGC 4594 soll geschlagen werden mit dem AUFBRUCH DER MARCO POLO ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Leiter der Expedition nach NGC 4594.

Ovaron – Der Ganjo kehrt heim – nach 200.000 Jahren.

Atlan – Der Lordadmiral übt harte Kritik.

Oberst Elas Korom-Khan – Kommandant der MARCO POLO.

Senco Ahrat und Mentro Kosum – Zwei Emotionauten.

Oberstleutnant Menesh Kuruzin – Kommandant der 1. Kreuzerflottille der MARCO POLO.

Scholschowo – Ein Mann, der einen Weltuntergang miterlebt.

1.

 

Zuerst hatte es gezischt; dann geknallt; schließlich hatte jemand unverständliche Worte geschrien und dann – ja, was war dann geschehen?

Mentro Kosum wusste es nicht genau. Er fühlte lediglich eine warme, klebrige Flüssigkeit über seine Stirn rinnen. Das musste wohl die Folgeerscheinung einer unsanften Berührung mit der Stahlbetonmauer sein.

»Hurra!«, sagte Kosum zu einer Person, die er nur schattenhaft wahrnehmen konnte. »Bist du menschlich oder mechanisch? Wenn ja, dann ...!«

»Keine Drohungen«, lachte jemand mit tiefer Stimme. Sie klang angenehm. »Ich bin menschlich. Junge, hast du ein Glück, dass deine Haare ohnehin so schön rot sind. Da sieht man das Blut nicht so. Übrigens nur eine harmlose Schramme.«

Kosum fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er konnte wieder klarer sehen.

Vor ihm stand ein schwarzhäutiger Riese von über zwei Meter Körpergröße und prächtig weißen Zähnen.

»Nur eine Schramme? Vielen Dank, ich spüre es. Welcher Narr hat eigentlich den Roboter in die Luft fliegen lassen?«

Der Dunkelhäutige grinste noch breiter und deutete mit dem Daumen über die Schulter.

»Dieser völlig untalentierte Oberst der Hafenabwehr hat versucht, der Maschine einen Befehl zu erteilen. Da löste sie sich in ihre Bestandteile auf. Junge, gehst du immer so langsam in Deckung? Ich spürte bereits die Druckwelle, noch ehe unser positronischer Kampfgenosse den Geist aufgab.«

Mentro grinste jetzt ebenfalls; aber nicht über die Belehrung seines neuen Bekannten, sondern ausschließlich über das ergrimmte Gesicht jenes Mannes, der als »untalentierter Oberst« bezeichnet worden war.

Die schwelenden Trümmer des Kampfroboters wurden von anderen Exemplaren seiner Art zur Seite geräumt. Die Sicherheitsschleuse des Gobi-Raumhafens WEST wurde wieder begehbar.

»Ich darf doch sehr bitten!«, schrie der gemaßregelte Wachoffizier und kam auf die beiden Männer zu.

»Das ist die Stimme, die ich noch vernahm«, seufzte Mentro Kosum weinerlich. Er erhob dozierend einen blutverschmierten Zeigefinger.

»Quäle einen Robot nie zum Scherz, denn er hat wie du ein Herz.«

Der Chef der Sonderwache Gobi WEST blieb stehen. Offenbar wollte er heftig werden, doch dann entschloss er sich zu einer ironischen Frage.

»Ach, Sie sind wohl der neue Bordkomiker, was? Ich sehe, Sie sind verletzt. Ist eine Behandlung erforderlich?«

»Das sollten Sie einen Arzt fragen«, warf der schwarzhäutige Hüne ein. »Seit wann erkundigt man sich beim Patienten ...!«

»Beruhige dich, unbekannter Wohltäter«, unterbrach Kosum die hitzig werdende Debatte. »Ich fühle immer, wenn es mir an den Kragen geht. Der Kratzer ist unwichtig. Übrigens, Sir, dürfen wir nun endlich jenes Areal betreten, das aller Mutmaßung nach in die Geschichte der Menschheit eingehen wird?«

Der Wachoffizier wurde plötzlich sehr dienstlich. Wahrscheinlich ohne es bewusst zu wollen, drehte er den Kopf und schaute zu jenem Gebirge aus Stahl hinüber, das kilometerweit entfernt war.

»Sie dürfen. Die Kontrollen sind bis auf eine letzte ID-Vergleichsaufnahme abgeschlossen. Tragen Sie bitte Ihre Kodemarken deutlich sichtbar auf der Brust.«

»Erst mal eine haben«, beschwerte sich Kosum und sah an seinem spindeldürren, dafür aber fast zwei Meter langen Körper hinunter. »Mir wird klar, durch welche unlauteren Forderungen Sie Kampfroboter zur Explosion bringen.«

Der Afroterraner neben Kosum lachte Tränen. Andere Männer folgten seinem Beispiel; nur nicht so deutlich! Schließlich waren sie dem Chef der Spezialwache unterstellt.

So lernten sich Mentro Kosum und Menesh Kuruzin kennen. Die Freundschaft begann am 1. Juli 3437 n. Chr. und sollte ein Leben lang währen. Das wussten die beiden Männer zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Sie durchschritten die Strahlschleuse des Flottenhafens Gobi WEST, ertrugen geduldig die Gehirnschwingungskontrolle und verließen danach die Halle, in der diese robotisch gesteuerte Prozedur stattgefunden hatte.

Erst dann nannten sie gegenseitig ihre Namen. Mehr als eine oberflächliche Vorstellung war nicht erlaubt. Militärische Ränge, Laufbahnen und was der Dinge mehr waren, galten seit Wochen und Monaten als Geheimnis der Solaren Flotte.

Der Stammbesatzung des Riesenraumschiffes weit draußen auf dem Wüstenhafen waren die Neuankömmlinge ebenso unbekannt wie jenen die Mitglieder der bereits eingefahrenen Crew.

Selbst der Name des Kommandanten war geheim geblieben. Das überraschendste war aber für viele abkommandierte Männer die Tatsache, dass sogar ihr zukünftiges Raumschiff keinen Namen hatte. Nicht einmal eine Nummernbezeichnung war ihnen verraten worden.

So war es auch als selbstverständlich anzusehen, dass weder Kosum noch Kuruzin eine normale Uniform trugen. Ehe sie von ihren angestammten Flotteneinheiten, Stützpunkten oder Raumstationen abkommandiert worden waren, hatten sie einheitlich dunkelblaue Kunstfaserkombinationen und schmucklose Schirmmützen erhalten.

Kein Rangabzeichen deutete darauf hin, mit wem man es eigentlich zu tun hatte. Die Marschbefehle wurden in Spezialbehältern mitgeführt, die nur mit einem positronischen Impulskodeschlüssel der Solaren Abwehr geöffnet werden konnten.

Einige Neugierige hatten versucht, die flachen, einer Brusttasche angepassten Behälter zu öffnen. Die Folgen waren unangenehm gewesen. Bei der thermischen Selbstvernichtung des Inhalts war es zu schweren Verletzungen gekommen.

Kosum und Kuruzin wussten das alles. Man hatte sie nicht nur zehnmal, sondern tausendmal belehrt. Mindestens fünfzig Kontrollen verschiedener Art hatten sie überstehen müssen, ehe sie mit kleinen Spezialraumschiffen der Abwehr zur Erde befördert worden waren.

Die Prozeduren vor der Strukturschleuse im systemumspannenden Paratronschirm waren nahezu menschenunwürdig gewesen. Sie hatten jedoch alles über sich ergehen lassen, weil sie sich zu diesem Einsatz freiwillig gemeldet hatten.

Nicht jeder Freiwillige war allerdings angenommen worden. Einige zehntausend Männer, die sich für hochqualifiziert hielten und es auch beweisen konnten, waren von den Verantwortlichen zurückgewiesen worden.

Kosum blieb stehen und sah sich um. Es war heiß. Ein warmer Wind, trocken und zum Husten reizend, wehte von den Wüstenbergen der westlichen Gobi herüber.

Einige hundert Fahrzeuge verschiedenster Größenordnung und Konstruktion standen vor bunkerähnlichen Versorgungsmagazinen. Andere heulten auf ihren Energiekissen zu dem Schiffsriesen hinüber. Plötzlich schien sich niemand mehr um die beiden hundertfach kontrollierten Männer kümmern zu wollen.

»Siehst du, Junge, siehste«, erklärte der Afroterraner resignierend. »Da wird man vorher halbwegs auseinandergenommen, mit modernsten Teufelsmaschinen schikaniert, und dann ...?«

Er ließ die Antwort offen.

Kosum gähnte ungeniert. Die Hände in den Beintaschen seiner Kombination vergraben, den Kopf in den Nacken gelehnt, zeigte er einem vorüberfahrenden Offizier der Abwehr sein Gebiss. Der Mann hielt den Gleiter an. Er schien Humor zu haben.

»Möchten die Herren laufen oder zu Fuß gehen?«

Kosum machte den Mund zu. Das Aufeinanderschlagen seiner Zähne war deutlich zu hören.

»Freund Kuruzin, wir müssen es mit einem Mathematiker zu tun haben. Bemerkst du die Gesetzmäßigkeit in seiner Begriffsfassung?«

Der Afroterraner lachte erneut. Er schien überhaupt gerne und herzhaft zu lachen. Kosum fand den Riesen immer sympathischer.

»Meine Vorfahren hätten dich einen zahnlosen Löwen genannt. Harmlos in der Tat, aber gefährlich durch die Weisheit und Erfahrung seines Alters. In Ordnung, Captain, bringen Sie uns hinüber?«

»Warum, denken Sie wohl, habe ich vor euch schmucklosen Gestalten angehalten? Ich bringe Sie bis zum TS-Ring.«

»Zum was?«

»TOP SECRET. Der Begriff stammt aus einer terranischen Ursprache. Schon mal was davon gehört?«

»Ich bin vielleicht ein Historiker«, erklärte Kosum gelassen. »Verstehen Sie diese Sprache? Was bedeutet: ›Have you die Kappe left on the Ohr?‹«

Der Captain zögerte mit der Antwort. Sein Blick wurde argwöhnisch.

»Stimmt das, oder ist das nur Gerede aus irgendeinem carsualschen Idiom?«

»Das kann Ihnen niemand beantworten. Ich weiß nur, dass ich mich historisch korrekt ausgedrückt habe. Also gut, können wir prallern?«

»Was ...?«

»Auf Ihrem Prallfeld gleiten. Freund Kuruzin, das ist doch kein Mathematiker.«

Schnaufend und die Hitze verwünschend, zwängte sich Mentro Kosum auf die hintere Sitzbank des offenen Prallfeldgleiters. Der Dunkelhäutige lachte nur noch. Er schien es mit Behagen zu tun. Offenbar hatte er während der letzten Monate nichts zu lachen gehabt.

 

*

 

Sie fuhren Kilometer auf Kilometer. Das Gebirge aus Stahl wurde immer größer und mächtiger. Schließlich erreichten sie den so genannten TS-Ring; eine rotmarkierte Zone, die einige Meter weiter durch ein Energiegatter abgeschlossen wurde. Der Gleiter hielt.

»Ende der Reise, meine Herren. Die letzten Kilometer müssen Sie nun wirklich laufen. Sie können aber auch versuchen, einen zugelassenen Lastengleiter zu erwischen. Viel Erfolg und«, er zögerte, »vielleicht auch etwas Vergnügen. Wir beneiden euch nicht. Nein, fragen Sie bitte nicht. Erstens habe ich selbst keine Ahnung, was da gespielt wird, und zweitens dürfte ich keine Auskünfte geben, selbst wenn ich etwas erfahren hätte. Ihr Gepäck ist bereits an Bord. Sie können sicher sein, dass bei der perfekten Organisation nichts vergessen wurde, was Sie eines Tages benötigen werden. So können Sie als gegeben annehmen, dass die Organbank der Medizinisch-Biologischen-Abteilung mit passenden Ersatzgliedern und Innenorganen für Ihre ganz persönlichen Belange ausgerüstet wurde. Die Positronik der Zahnbank wird haargenau wissen, wieviel Wurzeln Ihre letzten Backenzähne besitzen; wie sie eingepflanzt werden müssen und wie Ihre vielleicht zu Bruch gehenden Kiefer ausgetauscht werden sollen. Man kennt Sie da drüben besser als Sie sich selbst. Genügt das als Auskunft?«

Selbst Mentro Kosum, sonst vorlaut in seiner Art, war beeindruckt. Sie stiegen aus. Der Wagen surrte davon.

Menesh Kuruzin warf einen Blick nach oben.

»Bemerkst du etwas?«

»Tausenderlei fremdartige Dinge«, entgegnete Kosum überraschend ernst. »Der Triebwerkswulst ist verändert. Stärker und höher. Seltsame Halbrundungen mit erkennbaren Schleusentoren an der Abschlusskante.«

»Und die Impulsstrahlabweiser?«

Kosum ließ seine Blicke tiefer wandern. Es war ein Kunststück, am gewölbten Rumpf dieses zweieinhalb Kilometer durchmessenden Kugelungeheuers überhaupt Details entdecken zu können.

Beide Männer waren noch einige hundert Meter von einem der säulenartigen Landebeine entfernt. Die unteren Hydraulikglieder waren nur zu zehn Prozent ausgefahren. Die klaffenden Einfuhröffnungen lagen bereits dreihundert Meter höher. Noch weiter oben, mindestens zwölfhundert Meter über den Betrachtern, erkannten sie die graublau schimmernden Strahldüsen der Korpuskulartriebwerke, die nur bis zur einfachen Lichtgeschwindigkeit reichten.

»Mich interessieren mehr die Projektoren für die Umlenkfelder. Siehst du sie? Seitlich hinter dem unteren Hochenergie-Verdichtungskranz. Mensch, das musst du doch sehen! Das ist neu, völlig neu!«

Kuruzin wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ahnungsschwer meinte er: »Junge, pass auf, wir kommen auf das unwahrscheinlichste Schiff, das Terraner jemals gebaut haben. Das ist zweifellos ein Ultraschlachtschiff der Galaxisklasse. Vieles aber stimmt nicht damit überein. Mir scheint, als hätte man lediglich auf die bewährte Kugelzelle zurückgegriffen, um daraus ein neuartiges Etwas zu machen. Den Kahn möchte ich nicht in manueller Notsteuerung fliegen; bestimmt aber nicht alleine.«

Plötzlich stand ein Leutnant vor ihnen. Er verbeugte sich leicht und salutierte.

»Habe ich die Ehre mit den Herren Kuruzin und Kosum?«

Mentro versuchte, seine ausgedörrte Kehle durch kräftiges Schlucken geschmeidig zu machen.

»Freund Kuruzin, der junge Mann hat dich zuerst erwähnt. Daraus folgert mein Verstand, dass du vielleicht ein Oberst bist und ich unter Umständen ein Kochsergeant. Wie vereinbart sich das mit unserer Duzerei?«

Der Dunkelhäutige lachte schon wieder. Er winkte ab. Dabei konnte er es aber nicht unterlassen, ständig nach neuen Einzelheiten zu suchen. Viel konnte er nicht erblicken. Ihm erging es wie einem Bergsteiger, der am Fuße eines Dreitausenders steht und versucht, von dort aus einige Einzelheiten, zweitausend Meter über sich, zu erkennen.

Der Leutnant tastete mit einem Identifizierungsgerät die beiden Impulsmarken ab. Auf und in ihnen waren Namen und sämtliche Individualdaten gespeichert. Er schien zu wissen, dass man soeben angekommene Raumfahrer bei diesem Anblick nicht zu klaren Auskünften bewegen konnte. Die Eindrücke waren übermächtig.

»Danke, meine Herren. Die Schleuse ist für Sie offen.«

Kosum und Kuruzin passierten schweigend die letzte Absperrung. Über ihnen wölbte sich der äquatoriale Ringwulst mit seinen zwanzig gigantischen Impulstriebwerken.

Kosum blieb unvermittelt stehen und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Ein Laut, fast ein Seufzer, wurde hörbar.

»Schmerzen?«, erkundigte sich Kuruzin besorgt.

»Unsinn, du Vielleicht-Oberst. Weißt du, was wir beide übersehen haben? Freund, schau dir die Farbe des Zellenmaterials an! Das ist die neue Ynkelonium-Terkonit-Legierung. Seit wann glänzen die Wandungen terranischer Schiffe in einem rötlich-blauen Farbton?«

Sie schauten sich eine Weile schweigend an. Dann gingen sie weiter. Der Schlagschatten des Ringwulstes schirmte sie jählings vor den Glutstrahlen der Sonne ab. Sie mussten vierhundert Meter weit laufen, ehe sie die untere Rundung des eigentlichen Schiffskörpers erreichten.

Wieder blieben sie stehen. Eine Flut von Fragen drängte sich ihnen auf. Sie fanden keine Antwort. Plötzlich jedoch riss Kuruzin die Augen so weit auf, dass sie hell aus dem dunklen Gesicht hervorleuchteten.

»Das – das gibt es doch gar nicht. Junge, ich muss wahnsinnig geworden sein. Das ist doch ...!«

Obwohl Kosum dem Blick des Freundes folgte, bewahrte er die Fassung. Alleine das war bewunderungswürdig!

Schließlich war es nicht alltäglich, mitten im Fünfunddreißigsten Jahrhundert einem blauen Pferd mit ockergelbem Schweif zu begegnen, auf dem obendrein noch ein düsterblickender Mann und ein lächelndes Mädchen mit kupferfarbenen Haaren ritten.

Und das unter dem Triebwerksringwulst eines terranischen Ultraschlachtschiffes, dessen Schubaggregate längst nicht mehr mit dem Begriff »Pferdestärken« gemessen werden konnten. So viele Pferde hatte es auf dem Planeten Erde niemals gegeben.

»Diese Raumfahrt, die wird lustig«, meinte Kosum. »Als historisch geschulter Mensch mit prähistorischen Sprachkenntnissen würde ich dieses vierbeinige Lebewesen als Gaulewitsch, als den Sohn des Gauls bezeichnen, verstehst du? Unsere Vorfahren hängten damals immer ein ›witsch‹ hintendran. Ich – ach du Schande ...!«

Diesmal schwieg sogar der unerschütterliche Mentro. Der Anblick verschlug ihm die Sprache.

Hinter dem elegant trabenden Pferd tauchte ein dunkelbehaarter Neandertaler auf. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet, eine riesige Holzkeule geschultert, rannte er zähnefletschend neben dem Reiterpaar her.

Das war aber noch nicht alles!

Ein Individuum, der Figur nach offenbar menschlicher Abstammung, umkreiste die fremdartige Gruppe mit Hilfe feuersprühender Rollschuhe. Kosums technischer Instinkt verriet ihm sofort, dass der buntgekleidete Kerl zwei Mikro-Strahltriebwerke in diese Sportgeräte eingebaut hatte. Sie fauchten, zischten und pfiffen zusammen mit den überbeanspruchten Rollenlagern derart heftig, dass sogar das Anlaufgeräusch eines schiffseigenen Hilfsaggregates übertönt wurde.

Kosum begann zu grinsen.

»Freund, den da kenne ich. Das ist Roi Danton alias Michael Rhodan, dem man nachsagt, er wäre vor etwa tausend Jahren erschossen worden. Plötzlich war er wieder da. Und wie er erschien! Erst raubte er seinem werten Vater, den wir als Großadministrator des Solaren Imperiums kennen, den letzten Nerv und behauptete anschließend, für ihn wären nur ein paar Wochen verstrichen. Ich – he, wo willst du hin?«

Menesh Kuruzin, gewiss bärenstark, unerschrocken und tausendfach erfahren, ergriff die Flucht. Er rannte zu einem Landeteller hinüber und ging dahinter mit einer derartigen Schnelligkeit in Deckung, dass Kosum endgültig begriff, weshalb der Afroterraner bei der Explosion des Kampfroboters unverletzt geblieben war.

Der Rollschuhläufer hatte den Vorgang bemerkt. Er sauste auf Kuruzin zu, fuhr einige verwegene Achter und schwang dabei affektiert den pelzbesetzten Federhut sowie in wechselseitiger Anhebung beide Beine durch die Luft.

Kuruzin brüllte etwas. Infolge des Fauchens war aber kein Wort zu verstehen. Der rotbefrackte Düsensportler kam nun auf Kosum zugedonnert. Die Flammen des Gegenschubs schienen aus den Spitzen der Schnallenschuhe hervorzuschießen. Mentro nahm sich vor, sich nicht nochmals verblüffen zu lassen.

Disziplinwidrig feixend, die Hände in den Taschen, betrachtete er des Läufers weiße Perücke, seine honiggelben Kniehosen und die offenbar echt seidenen Kniestrümpfe.

Danton begutachtete den Rothaarigen durch eine Stielbrille.

»Äh – Seine Haare sind lang. Hat Er auch keine Läuse?«

»Faustgroße«, konterte Mentro. »Linksseitig amputiert und rotgepunktet.«

»Wieso rotgepunktet?«

»Linksseitig amputierte Läuse sind immer rotgepunktet.«

Roi Danton runzelte die Stirn. Dezent hüstelnd, umrollte er den hageren Neuankömmling.

»Mir scheint, Er ist flink mit dem Maule nach des Pöbels Art. Warum macht Er keinen Kratzfuß? Sieht Er nicht, dass Er mit einem General aus vornehmstem Geblüte spricht?«

»Da musst du dir aber ein Informationsschild um den Hals hängen. Ich bin kein Hellseher.«

Mentro Kosum wurde unsanft angestoßen. Er taumelte nach vorn und klammerte sich haltsuchend an dem Rollschuhläufer fest.

Als Kosum den Kopf wendete, erblickte er das unwillig stampfende Pferd.

»Verzeihung«, sagte der Gaul. »Sie haben wohl auch noch nie gehört, dass vernunftbegabte Lebewesen dummen Kreaturen besser aus dem Weg gehen sollten, wie? So etwas ...!«

In Mentros Gesicht waren die Sommersprossen deutlicher zu sehen als sonst.

»Ich wäre Ihm verbunden, wenn Er Seine schmutzige Nase aus meiner Puderdose zöge«, erklärte Roi Danton. »Außerdem ist Er dabei, mir in den Oberschenkel zu beißen. Parbleu – das tut nicht einmal ein echter Neandertaler. Hinweg mit Ihm.«

Der Affenmensch lachte brüllend. Auf seine Keule gestützt, stand er vor Kosum und zeigte ihm sein mächtiges Gebiss.

»Da staunst du, was? Terraner, wenn ich deine Figur hätte, beginge ich auf Rois Rollschuhen Selbstmord. Wenn du wissen willst, wie Markknochen geknackt werden, wende dich vertrauensvoll an mich.«

Kosum stöhnte nur noch. Kuruzin schrie aus seiner Deckung heraus allerlei Warnungen. Das Mädchen mit den kupferfarbenen Haaren lachte melodisch, und der hochgewachsene Mann auf dem Rücken des sprechenden Pferdes lächelte. Gleichzeitig unternahm er etwas, was ihm ums Haar das Leben gekostet hätte. Er tastete mit seinen pedoorientierten Parasinnen nach Kosums Wachbewusstsein, um die Geisteskapazität dieses zerbrechlich wirkenden Terraners zu testen.

Mentro Kosum handelte mit einer Schnelligkeit, wie es nur Männer seiner Art konnten. Roi Danton bemerkte nicht einmal, dass seine elegante Strahlwaffe plötzlich aus der Gürtelschärpe verschwand, um dafür in Kosums Hand aufzutauchen.

Kosum sprang zurück. Der Reiter schaute in zwei wachsam blickende Augen, aus denen der Funke des Humors verschwunden war.

»Absteigen, Cappin! Hände über dem Kopf falten und keine falsche Bewegung, oder ich verwandle Sie mit dem Thermostrahl zu Asche. Sofort!«

Der Angesprochene zögerte keine Sekunde. Er wusste, dass der Tod vor ihm stand. Er riss beide Hände nach oben, rutschte aus dem Sattel und blieb reglos neben dem Pferdekörper stehen. Das rotflimmernde Abstrahlungsfeld der Mündung redete eine unmissverständliche Sprache.

Plötzlich war eine Stimme aus unsichtbaren Lautsprechern zu vernehmen.

»Atlan spricht. Bleiben Sie ruhig stehen, Ovaron. Er meint es ernst. Das gilt auch für Zwiebus und Takvorian. Warten Sie.«

Der Sprecher wandte sich nun an den Terraner.

»Ich benutze die Außenbordsprechanlage, Mister Kosum. Machen Sie keinen Unsinn, und sichern Sie die Waffe.«

»Der Fremde ist ein Cappin, Sir«, entgegnete Kosum. Die Außenbordmikrophone nahmen seine Worte auf. »Er versuchte, mich auf Pedoebene einzupeilen.«

»Das wurde mir aus Ihrer Reaktion klar. Ein Missverständnis.«

»Ein Test«, warf der Cappin ein. »Er interessierte mich.«

»Jeder einzelne Mann an Bord dieses Spezialschiffes ist interessant«, wies Atlan die Entschuldigung ab. »Ich darf Sie darüber aufklären, dass Mentro Kosum jener Terraner ist, der vor vier Monaten im Alverhei-Top-System zwei Pedotransferer erkannte und erschoss. Und ausgerechnet ihn wollen Sie testen. Meine Herren, nehmen Sie Vernunft an. Weg mit der Waffe, Kosum. Ovaron ist ein zuverlässiger Sonderbeauftragter der Menschheit. Ich werde Sie später mit den Einzelheiten bekannt machen.«

Mentro senkte zögernd den Lauf. Danton nahm ihm wortlos den Kombistrahler aus der Hand und steckte ihn in die Schärpe zurück.

»Sie sind ein USO-Spezialist, nicht wahr? Verzeihen Sie. Wir waren in etwas zu ausgelassener Stimmung.«

»Was man nicht in jedem Falle sein sollte«, entgegnete Kosum leise.

Der Neandertaler seufzte hörbar und schulterte seine Keule.

»Ich bin natürlich kein ganz echter Gaul«, erklärte das Pferd. »Gestatten, Takvorian ist mein Name. Der Pferdekörper ist echt, doch darauf sitzt ein menschlicher Oberkörper. In Ihrer Sagenwelt wurden Geschöpfe wie ich Zentauren genannt. Wir waren eine erbbiologische Fehlkonstruktion verbrecherischer Wissenschaftler aus dem Gesamtvolk der Cappins. Ovaron und ich stammen übrigens aus einer Epoche, die zweihunderttausend Jahre vor Ihrer Jetztzeit liegt. Das möchte ich Ihnen sofort mitteilen, damit der Schatten des Todes aus Ihrem Gesicht entschwindet. Der Pferdekopf mitsamt dem Hals ist eine Maske.«

Menesh Kuruzin war plötzlich auch wieder aufgetaucht. Er stellte sich neben den neugewonnenen Freund und beobachtete den 2,20 Meter großen Urmenschen.

»Den hätte ich zur Not für einige Sekunden aufhalten können, Junge«, sagte Kuruzin sachlich. »Danach wäre ich zwar erledigt gewesen, aber du hättest Zeit für den zweiten Schuss gewonnen. In Ordnung, vergessen. Bist du sicher, dass du wirklich mit Atlan gesprochen hast?«

Aus den Lautsprechern ertönte ein ärgerliches Auflachen.

»Jetzt bin ich ganz sicher«, nickte Mentro, und ein erstes Lächeln erschien auf seinen Lippen. »So lacht nur der große Alte. Verzeihung, Sir.«

»Ich hätte die Sachlage ebenfalls klären können.«

Mentro sah Danton überlegend an.

»Wahrscheinlich, Sir. Dann wäre es aber zu spät gewesen. Wissen Sie, wie es ist, wenn man von einem Cappin pedogepolt wird? Die meisten Menschen bemerken es nicht. Jene aber, die dafür einen besonderen Sinn besitzen, haben das Gefühl, als bohrten sich glühende Nadeln in ihr Gehirn.«

»Gehören Sie zum neuen Mutantenkorps?«

»Mein Redeverbot ist noch nicht aufgehoben worden, Sir.«

Roi Danton nickte, bückte sich und löste die Düsenrollschuhe aus den Magnethalterungen. Er betrachtete sie mit einem Ausdruck des Bedauerns.

»Sie haben uns den Spaß verdorben, junger Mann. Ovaron ist übrigens ein wirklicher Freund der Menschheit. Er vernichtete vor knapp drei Jahren den Sonnensatelliten und befreite mich aus der Gefangenschaft der Zeit. Das aber nur nebenbei.«

Mentro trat vor und streckte dem Fremden die Hand hin. Er war ebenfalls fast zwei Meter groß, nur wesentlich breiter und kräftiger als der Terraner.

»Wollen wir uns vertragen, Sir?«

»Für Sie Ovaron. Gerne! Sie haben enorm schnell reagiert. Mir scheint, Perry Rhodan hat sich für dieses Raumschiff genau die richtigen Männer ausgesucht. Es tut mir leid. Ich werde mich zukünftig hüten, jemand zu testen.«

»Was für Sie naturgemäß reizvoll ist«, nickte Kosum. »Ich möchte mich entschuldigen.«

»Dazu haben Sie durchaus keinen Grund. Das ist übrigens Merceile, ein Mädchen aus meinem Volk. Wir kommen beide aus der Vergangenheit. Das Unternehmen Nullzeitdeformator dürfte Ihnen bekannt sein.«

Mentro salutierte knapp.

»Madame, es ist mir eine Ehre, Sie ...«

»Auch das noch«, unterbrach Danton weinerlich. »Bewahre Er die Dame meines Herzens vor Seinen Redensarten. A bientôt, Monsieur, der Informationsoffizier des Schiffes erwartet Sie.«

Mentro schaute den vier so verschiedenartigen Lebewesen versonnen nach. Kuruzin nahm die Mütze ab und wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn.

»Das ging hart auf hart, Junge. Was denkst du wohl, was Rhodan mit dir gemacht hätte, wenn du ausgerechnet den Mann erschossen hättest, der vor drei Jahren den Satelliten sprengte?«

»Nichts, überhaupt nichts«, entgegnete Kosum erstaunlich reserviert. »Ich hätte als freier Bürger des Imperiums sogar eine Entschuldigung der Verantwortlichen verlangt.«

Kuruzin pfiff leise durch die Zähne.

»Individualist, wie?«

»Nein, nur ein Mensch, der seine Rechte fordert. Wenn man – so wie wir – wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen wird, dann ist es nicht verwunderlich, dass man im gegebenen Augenblick so reagiert, wie man normalerweise reagieren muss. Wenn ich von einem Cappin eingepolt werde, ist er erledigt; vorausgesetzt, er gibt mir noch die Zeit dazu. Das wäre es, Großer. Gehen wir? Ich bin gespannt wie ein Flitzbogen.«

»Was ist denn das schon wieder?«

Kosum gewann seine gute Laune zurück.

»Historischer Begriff. Ich liebe es, die Leute zu belehren.«

»Dann pass nur auf, dass du mit diesen Aussprüchen keinem alten Aktivatorträger über den Weg läufst. Die haben nämlich das, was du zu wissen glaubst, noch selbst erlebt.«

»Hm ...! Ich werde vorsichtig sein und überdies hoffen, zusammen mit dir auf die gleiche Station zu kommen. Das dürfte allerdings bei der Größenordnung dieses Schiffes etwas problematisch werden.«

»Vielleicht können wir den Rollenoffizier bestechen?«, hoffte Kuruzin.

»Womit? Hast du Alkohol? Oder Howalgoniumklümpchen? Freund, verlasse dich auf meinen Charme. Auf dein herrliches Lachen möchte ich ungerne verzichten.«

2.

 

Sie hatten etwa eineinhalb Kilometer unter der immer drohender wirkenden Rundung des Schiffskörpers zurücklegen müssen, ehe sie die kleine Mannschleuse am tiefstliegenden Punkt der Zelle erreicht hatten.

Zahlreiche Lastenfahrzeuge waren an ihnen vorbeigesurrt. Es waren nur noch kleinere Versorgungseinheiten gewesen, die jene Güter herbeibrachten, die zur so genannten Minimalausrüstung eines Ultraschlachtschiffes gehörten.

Eine tausendjährige Erfahrung in der Ausrüstung fernflugtauglicher Großraumschiffe sorgte dafür, dass selbst absurd wirkende Kleinigkeiten nicht vergessen wurden. Dazu zählten beispielsweise bestimmte Duftstoffe, die dem Wasser des bordeigenen Schwimmbades zugesetzt wurden. Die Galaktopsychologen wussten seit vielen Jahrhunderten, dass terrageborene Menschen hier und da nach dem Duft von Tannen verlangten.

Das bislang namenlose Großraumschiff hatte in den vergangenen Wochen etwa siebenhunderttausend Tonnen direkte Bedarfsgüter an Bord genommen. Darunter waren in erster Linie dehydrierte Lebensmittel aller Art, Frischwasser und lebensnotwendige Artikel zu verstehen.

Hätte man den Nahrungsmitteln die Wasser- und Knochenbestandteile nicht völlig entzogen, wäre das reine Verladungsgewicht unter irdischen Gravitationsbedingungen auf zirka fünfundachtzig Prozent angestiegen.

Dieser Wert wäre jedoch im Zeitalter der Antigravitationsfelder vernachlässigbar gewesen. Das Lagerungsvolumen, das von dehydrierten Nahrungsmitteln benötigt wurde, war infolge ausgereifter Methoden um durchschnittlich das Sechzigfache geringer als die Raumbeanspruchung solcher Nährstoffe, die in ihrer natürlichen Ausdehnung, auch im tiefgefrorenen Zustand, in den Magazinen hätten verstaut werden können.

Die wichtigste Voraussetzung zur Genießbarkeit staubtrockener und steinharter Dehydrate war ihre Anreicherung mit Wasser. Erst dann gewannen sie im Verlauf der Zubereitung ihr tatsächliches Volumen zurück. Eine Verschwendung des vorhandenen Lagerplatzes konnte man sich nicht erlauben. Ein Großraumschiff dieser Art musste in der Lage sein, drei Jahre lang, maximal vier Jahre lang, ohne Inanspruchnahme einer Versorgungsbasis operieren zu können.

Das unerlässlich notwendige Wasser jedoch konnte man auf zahllosen Planeten finden. Die chemisch absolut reine Regenerierung ausgeschiedener Flüssigkeiten aller Art gehörte zu jenem Wasserhaushalt-Kreislauf, der in akuten Notfällen sogar die Übernahme natürlicher Wasservorräte erübrigte.

An Bord moderner Großraumschiffe der Solaren Flotte ging kein Schweißtröpfchen und keine verwertbare Körperausscheidung verloren. Nur ein kleiner Prozentsatz musste als Totalverlust angesehen werden, was verschiedenartige Ursachen hatte.

Die exzellente Lösung einer langfristigen Versorgung weitab aller Nachschubhäfen bestand seit tausend Jahren in der höchstmöglichen Verringerung des Nahrungsmittel-Platzbedarfes. Konserven im althergebrachten Sinne waren nur in geringer Anzahl für dringende Bedarfsfälle der Bordklinik übernommen worden. Aus dieser technisch und ökonomisch bedingten Tatsache resultierte auch die Auffassung, auf terranischen Raumschiffen könnte man zwar niemals verhungern; aber der Gaumen eines Menschen würde unweigerlich veröden.

Das erdgebundene Gewicht der so genannten indirekten Bedarfsgüter lag bei einskommaeins Millionen Tonnen.

Hierbei handelte es sich um Ersatzteile aller Art; angefangen vom Mikroschraubenzieher bis hinauf zum Waringschen Kompakt-Kompensationskonverter, mit denen ausgelaufene Aggregate der Beiboote ersetzt wurden.

Das reine Beladungsgewicht schloss die Werft- und Werkstattausrüstungen der bordeigenen Anlagen nicht in sich ein. Die einzige Unvollkommenheit der Ersatzteilgüter und Werkzeuge bestand darin, dass man sie im Volumen nicht ebenfalls so verkleinern konnte wie Lebensmittel.

Ihr tatsächlicher Vorteil bestand in ihrer hohen Materialdichte, die wiederum das Hauptproblem »Laderaumvolumen« sehr günstig beeinflusste. Ein Reaktor von zweihundert Tonnen beanspruchte bei exakter Lagerung wesentlich weniger Raum als normales Frischfleisch von gleicher Gewichtsordnung.

Verantwortlich für die Verstauung dieser Güter war ein hochspezialisiertes Positronikgehirn, das jeden Laderaumwinkel des Schiffes »kannte«. Die Spezialisten des Ersten Lademeisters waren Männer und Frauen, die ein langjähriges Studium für verschiedenartige Schiffstypen absolviert hatten. Sie waren Kapazitäten.

Hinsichtlich all dieser Größenordnungen war es bedeutsam, dass die unerlässlich notwendigen Kernbrennstoffe nur einen Bruchteil des Ladevolumens beanspruchten.

Ultrakatalysiertes Deuterium, dessen Fusionsprozess im kalten Verschmelzungsvorgang schon bei knapp über dreitausend Grad Celsius erreichbar war; KATALY-D-ULTRA, das den einzigartigen Kohlenstoffzyklus der Sterne exakt kopierte, versorgte die Hochenergiereaktoren der Kraftwerke, die Direktstrahlmeiler der Korpuskulartriebwerke und die Autarkversorger der Überlichtflugkonverter mit nur winzigen Mengen verschmelzungsfreudiger Einspritznebel.

Kernbrennstoffe dieser Art konnten überdies auf jedem wasserhaltigen Himmelskörper mit bordeigenen Anlagen hergestellt werden. Es hatte in der Geschichte der Solaren Flotte nur wenige Fälle gegeben, in denen Kommandanten mit ihren Kernbrennstoffen in Schwierigkeiten gekommen waren. Niemals aber war ein Schiff durch den totalen Verbrauch seiner Vorräte manövrierunfähig geworden.

Besonders die neuartigen Schwarzschild-Reaktoren solarer Raumschiffe verwerteten notfalls auch andere Elemente.

All diese Dinge hatten so erfahrene Männer wie Kosum und Kuruzin stillschweigend als selbstverständlich vorausgesetzt. Sie sahen mit offenen Augen und bemerkten mit geschärften Sinnen, dass dieser Schiffsriese startklar war. Die Restbeladung betraf nur noch Luxusgüter, auf die man hätte verzichten können.

»Langfristiges Fernflugunternehmen!«, hatte Kuruzin behauptet, ehe er zusammen mit Kosum in das Antigravfeld der Mannschleuse gesprungen und nach oben geschwebt war.

Beide kannten derartige Vorbereitungen aus tausend gleichartigen Einsätzen. In diesem Falle sah die Lage aber noch komplizierter aus. Hier wurde an alles gedacht.

Als sie vom Wachoffizier der Polschleuse empfangen und nochmals kontrolliert worden waren, hatten sie hinsichtlich des Flugziels keine besonderen Fragen mehr gehabt. Es musste weit entfernt sein – sehr weit sogar!

Sie hätten um ihre Köpfe wetten mögen, dass dieser Ynkelonium-Terkonit-Gigant ein Dimetranstriebwerk zum Anflug fremder Galaxien besaß. An Lineartriebwerke für den normalen Überlichtflug in der Heimatgalaxis dachten sie keine Sekunde lang. Das war seit tausend Jahren üblich. Bestenfalls hätten sie noch an eine Vervollkommnung der Waringschen Kompensationskonverter geglaubt; den wesentlich besseren und leistungsstärkeren technischen Nachkommen der ehemaligen Kalups.

Was jedoch tatsächlich auf sie wartete, hatten sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen erahnen können. Dieses Schiff war ein Raumfahrzeug der Superlative.

 

*

 

Der Ertruser erhob sich. Der Empfangsraum lag dicht hinter der Mannschleuse. Er war klein, spartanisch eingerichtet und mit Kommunikationsgeräten überfüllt. Der umweltangepasste Mensch füllte den Raum nahezu aus. Er trug die einfache Borduniform der Flotte. Seine Rangabzeichen wiesen ihn als Oberst des Solaren Imperiums aus. Weitere Symbole, klein, kaum zu bemerken, verrieten, dass er dem Stabsführungskommando angehörte.

Der über zweieinhalb Meter große und etwa zwei Meter fünfzehn breite Gigant trug die sichelförmig geschnittene Haartracht seines Volkes. Die übrigen Schädelpartien waren enthaart. Seine Stimme klang dröhnend und überlaut.

»Oberst Toronar Kasom, Zweiter Stellvertretender Kommandant des Schiffes, nebenbei Sonderoffizier der Raumflotte«, stellte er sich vor. »Willkommen, meine Herren, nehmen Sie Platz.«

Er deutete einladend auf zwei Schwenkschemel. Sie waren an der Wand befestigt.

»Es ist meine Aufgabe, neu eintreffende Besatzungsmitglieder zu begrüßen und sie oberflächlich mit den bisher streng geheimen Einzelheiten bekanntzumachen. Dieser Raumflugkörper ist der Prototyp einer neuartigen Großserie. Die exakte Bezeichnung lautet ›Ultraschlachtschiff der Trägerklasse‹. Aufgebaut auf der bewährten Kugelzelle eines Raumers der Galaxisklasse, führt das Schiff außer den üblichen fünfzig Beiboot-Korvetten und den fünfhundert Lightning-Space-Jets noch fünfzig Hundertmeter-Kreuzer der völlig neuentwickelten Planetenklasse mit. Daher der Begriff ›Trägerklasse‹. Sie werden den umgestalteten Äquatorialwulst bemerkt haben. Die Normaltriebwerke sind kompakter und dennoch leistungsfähiger geworden. Die äußere Ringwulstzone enthält fünfzig Großhangars zur Aufnahme und Ausschleusung der fünfzig Kreuzer. Sie, Oberstleutnant Kuruzin, sind als Chef der Ersten Kreuzerflottille vorgesehen. Sie werden später den Ihnen unterstehenden Kommandanten vorgestellt. Jede Flottille besteht nach dem altbewährten Muster der Trägerkorvetten aus zehn Einheiten.«

Menesh Kuruzin atmete schwer. Er hatte viel erwartet; das aber nicht.

Kasom, der Urenkel des in die Menschheitsgeschichte eingegangenen Ertrusers Melbar Kasom, verlor keine Zeit. Er sah geflissentlich über die verstörten Blicke des Afroterraners hinweg.

»Übrigens wird Ihr Schweigegebot ab sofort aufgehoben. Sind Sie mit Ihrem neuen Kommando einverstanden, Mr. Kuruzin?«

»Ja – aber ich – ich ...!«

»Wir wissen natürlich, dass Sie bisher als Kommandant des Schlachtkreuzers GONAPALA fungierten«, unterbrach der Ertruser. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. »Lassen Sie sich dadurch nicht stören. Sie sollten mir später einmal erzählen, wie Sie es eigentlich geschafft haben, ganz alleine in den Bluessektor vorzudringen, dort drei Monate unbemerkt zu operieren, um schließlich zweitausend menschliche Kriegsgefangene aus einem Höllenlager der Blues herauszuholen. Außerdem würde es mich interessieren, wie man einen Verband von dreihundert Großraumschiffen der Blues ausmanövrieren kann, ohne mehr als drei scharfe Transformschüsse abfeuern zu müssen. Sie haben durch Ihr geschicktes Vorgehen politische Verwicklungen größten Ausmaßes vermieden. Solche Männer brauchen wir. Wir wissen nicht, was uns am Reiseziel der MARCO POLO erwartet.«

»Endlich hört man einen Namen«, warf Mentro Kosum ein. Er schaute düster vor sich hin. »Siehst du, Freund Kuruzin, ich habe doch geahnt, dass du ein verkappter Oberst bist.«

»Ein Beinahe-Oberst«, lachte der Afroterraner. »In Ordnung, Sir, ich nehme das Kommando an. Wann kann ich einen der neuen Kreuzer sehen? Taugen sie etwas?«

»Das darf man behaupten. Achthundert Kilometersekunden hoch zwei im Beschleunigungswert; durch Vollautomatisierung nur noch sechzig Mann Besatzung; Reichweite mit zwei Waring-Ultrakompkonvertern zwei Millionen Lichtjahre, Ynkelonium-Terkonit-Zelle, drei Transformkanonen à eintausend Gigatonnen TNT, enorme Manövrierfähigkeit, stützpunktunabhängige Operationszeit zwei Jahre Standard. Kampfkraft identisch mit der eines Schweren Kreuzers der Solarklasse. Dazu wesentlich schneller, handlicher und bedarfsunabhängiger. Mit den zehn Planetenkreuzern Ihrer Flottille können Sie Entscheidungen treffen. Reicht Ihnen das?«

»Jaha, röchelte der Große und sank ohnmächtig zu Boden«, ließ Kosum einen seiner Knüttelverse verlauten.

Der Ertruser lachte dröhnend. Mentro verzog das Gesicht.

»Nun zu Ihnen, Major Kosum. Ich darf Sie als Zweiten Kosmonautischen Offizier der MARCO POLO begrüßen. Kommandant ist der Emotionaut, Oberst Elas Korom-Khan, ehemals Chef der berühmten INTERSOLAR, deren Besatzung überwiegend auf die MARCO POLO übernommen wurde. Sie ersetzen den ausgeschiedenen ehemaligen Zweiten Offizier, Major Trec Lacuert. Perry Rhodan legt größten Wert darauf, infolge der Einmaligkeit des bevorstehenden Unternehmens mindestens drei Emotionauten an Bord zu nehmen, die sich in der Führung moderner Großkampfschiffe bewährt haben. Das USO-Ultraschlachtschiff MAPIRAMOS wäre von einem Verband der Zentralgalaktischen Union fraglos vernichtet worden, wenn Sie nach dem Ausfall des Kommandanten nicht die SERT-Steuerung übernommen und den angegliederten Schlachtkreuzerverband indirekt geleitet hätten. Wäre einem normalen Menschen, darunter verstehe ich auch einen Ertruser, diese Verantwortung ohne jede Vorbereitungszeit übertragen worden, hätte eine Katastrophe nicht ausbleiben können. Die von Cappins übernommenen Flottenkommandeure des Alverhei-Top-Systems hatten die Absicht gehabt, die wichtigsten Kalfaktoren der ZGU ebenfalls zu unterjochen und die Regierungsgewalt über ein beachtlich großes Sternenreich anzutreten. Das hätte in letzter Konsequenz zu einem Vernichtungskrieg Mensch gegen Mensch geführt. Sie haben sich freiwillig zu unserem bevorstehenden Einsatz gemeldet. Nun kennen Sie die von uns für Sie vorgesehene Position. Sie werden nur Zweiter Offizier. Wollen Sie das Kommando annehmen?«

»Und wenn nicht, Sir?«

»Dann werden Sie von Lordadmiral Atlan zum Chef einer USO-Flotte befördert und an den Brennpunkten der Verlagerten Front eingesetzt.«

Kosum lächelte versonnen. Ein prüfender Blick traf den Ertruser.

»Das wäre wesentlich reizvoller, meinen Sie nicht auch?«

»Ihre Sache, Major Kosum. Nun ...?«

»Ich nehme die Position als Zweiter Offizier der MARCO POLO an.«

Toronar Kasom nickte.

»In Ordnung, dann wären wir uns einig. Ich ...!«

Er zögerte, stand auf und salutierte. In der Tür, die lautlos aufgeglitten war, stand plötzlich ein mittelgroßer, dunkelhaariger Offizier. Es war ebenfalls ein Oberst. Auf seinem linken Uniformärmel glänzte jedoch ein Symbol, das unter vielen Milliarden Menschen nur ganz wenige Männer tragen dürfen.

Es stellte Gesicht und Schädel eines Mannes dar, dessen Hirnschale von einer leuchtenden Metallhaube umschlossen wurde. Die Augen wirkten ausdruckslos.

Dieser Mann war ein Emotionaut. Er besaß die parapsychische Fähigkeit, seine Gedanken- und Vorstellungsmuster über Schaltvorgänge aller Art unter Umgehung der befehlsleitenden Nervenbahnen und der ausführenden Hände direkt auf eine Spezialpositronik übertragen zu können.

Sie verwirklichte die Befehlsimpulse seines Gehirns mit Lichtgeschwindigkeit und nahm all jene Schaltvorgänge vor, die von dem Emotionauten lediglich gedacht, niemals aber mechanisch durchgeführt wurden.

Die Vorteile lagen klar auf der Hand. Emotionauten handelten tausendfach schneller, sicherer und präziser als Menschen, die das Vorstellungsgut ihres Gehirns über den Umweg der Nervenleiter und der dadurch angeregten Fingermuskulatur erst einmal in Knopfdruckvorgänge, Schalterbewegungen und was der rein manuellen Tätigkeiten mehr waren, umsetzen mussten. Das kostet sehr viel Zeit!

Emotionauten wurden als Halbmutanten eingestuft. Ihre Hirnimpulse wurden von den so genannten SERT-Hauben direkt aufgenommen und mit Hilfe der synchron geschalteten Sonderpositroniken augenblicklich auf die Ausführungsorgane übertragen. Dazu zählten nicht nur Triebwerke aller Art, sondern auch Manövervorgänge, Funksprüche, Aktivierung der Defensivwaffen, Feuereröffnung der Breitseiten und zahllose andere Direktschaltungen. Ein geschultes Gehirn, das nicht auf die langsamen und schwerfälligen Reaktionen seiner organischen Körpermasse angewiesen war, konnte tausendfach schneller und umfangreicher handeln. Voraussetzung war die exakte Abtastung seiner befehlsgebenden Individualimpulse durch eine SERT-Haube, die in direkter Verbindung mit der Hauptschaltpositronik stand.

Die Abkürzung SERT beinhaltete den Begriff »Simultane Emotio- und Reflex-Transmission«.

Selbst die als überaus reaktionsschnell bekannten Ertruser konnten sich mit einem Emotionauten nicht entfernt messen. Es war daher nicht verwunderlich, dass Emotionauten innerhalb der Solaren Flotte eine Sonderstellung einnahmen, die jener der positiven Vollmutanten gleichwertig war.

Auch Menesh Kuruzin stand auf und salutierte. Kosum verhielt sich etwas zurückhaltender. Er gehörte ebenfalls zu jenen einsamen und seltenen Menschen, die jene Kunst beherrschten. Er tippte nur mit dem Zeigefinger an die Mütze.