Deutsche Syntax

Inhalt

Fußnoten

7.4.2 Akkusativobjektsatz

Der Satz ist nur dann akzeptabel, wenn der erste Teilsatz als Hauptsatz, der zweite Teilsatz als V1-Parenthese verstanden wird.

Vorwort zur ersten Auflage

Das vorliegende Buch ist als Begleitlektüre zu Einführungskursen in die deutsche Syntax gedacht, kann jedoch auch zum Selbststudium benutzt werden.

Die Einführung ist weitgehend theorieneutral und nicht als Einführung in eine bestimmte Grammatiktheorie gedacht, obwohl gelegentlich Hinweise auf Auffassungen gegeben werden, die im Rahmen bestimmter Grammatikmodelle vertreten werden.

Wir haben uns bemüht, weitgehend mit traditioneller Grammatikterminologie zu arbeiten, deren Beherrschung unserer Auffassung nach die Grundlage für jede weitere Beschäftigung mit Syntax und Syntaxtheorien ist. Unser Dank geht an Hans Altmann, der unser Verständnis von Syntax entscheidend geprägt hat.

 

Die einzelnen Kapitel wurden verfasst von:

 

Da wir jedoch die Kapitel jeweils gegengelesen und aufeinander abgestimmt haben, liegt die Gesamtverantwortung bei beiden Autorinnen.

Zum Entstehen des Buches haben eine Reihe von Leuten beigetragen. Bei Daniela Elsner und Harald Borkott möchten wir uns für ihre Unterstützung bei der Erstellung des Manuskripts bedanken und bei den Studierenden für ihre Hinweise, die an vielen Stellen zu einer klareren Darstellung geführt haben. Unser besonderer Dank aber gilt Frau Bochnig, die mit großer Geduld die Korrekturen ausgeführt hat und bei technischen Pannen stets die Ruhe bewahrte.

 

Bochum, im April 2004    Karin Pittner und Judith Berman

Vorwort zur siebten Auflage

Für die 7. Auflage des Arbeitsbuchs, die nun in einem neuen Layout erscheint, haben wir wieder kleinere Ergänzungen und Aktualisierungen vorgenommen. Allen, die uns Anregungen für die Überarbeitung gegeben haben, möchten wir an dieser Stelle herzlich danken.

 

Bochum, im November 2020    Karin Pittner und Judith Berman

Abkürzungen

Adj

Adjektiv

AdjP

Adjektivphrase

Adv

Adverb

Advb

Adverbial

AdvP

Adverbphrase

AKK

Akkusativ

Art

Artikel

DAT

Dativ

Det

Determinator

DO

Direktes Objekt

FP

Fokuspartikel

HMV

Halbmodalverb

HS

Hauptsatz

HV

Hilfsverb

IO

Indirektes Objekt

Konj

Konjunktion

KOOR

Koordinationsposition

Korr

Korrelat

KV

Kopulaverb

LK

linke Klammer

LV

Linksversetzung

MF

Mittelfeld

MP

Modalpartikel

MV

Modalverb

N

Nomen

NF

Nachfeld

NOM

Nominativ

NP

Nominalphrase

NS

Nebensatz

Pers

Person

Pl

Plural

PP

Präpositionalphrase

Präp

Präposition

PRÄP

Präpositionalkasus

Pron

Pronomen

Reladv

Relativadverb

Relpron

Relativpronomen

Res

Resumptivum

RK

rechte Klammer

S

Satz

Sg

Singular

V1

Verberststellung

V2

Verbzweitstellung

VE

Verbendstellung

VF

Vorfeld

VK

Verbalkomplex

VP

Verbalphrase

VV

Vollverb

 

 

1 Einführung

Das Wort Syntax geht auf ein griechisches Verb zurück, das soviel wie ‚zusammenstellen, zusammenordnen‘ bedeutet. Allgemein bezeichnet Syntax die Regeln für die Kombination von Zeichen in einem Zeichensystem. So gibt es z.B. in Computerprogrammen eine Befehlssyntax, die genau festlegt, in welcher Reihenfolge bestimmte Zeichen eingegeben werden müssen, damit das Programm den Befehl richtig interpretieren kann. In Bezug auf natürlichsprachliche Zeichensysteme werden die Regeln für die Kombination von sprachlichen Zeichen, und zwar insbesondere die Regeln für die Kombination von Wörtern zu größeren Einheiten, als Syntax bezeichnet.

Die Syntax ist ein Teil der Grammatik einer Sprache, die die folgenden Komponenten umfasst:

Die Syntax kann nicht völlig losgelöst von den anderen Komponenten der Grammatik beschrieben werden, da es vielfältige Beziehungen zwischen den einzelnen Ebenen der grammatischen Beschreibung gibt. Die Syntax ist insbesondere eng verknüpft mit dem Teilgebiet der Morphologie, das sich mit der Flexion („Beugung“, „Veränderung“ von Wörtern), befasst, der sogenannten Flexionsmorphologie. Die lexikalische Morphologie dagegen beschäftigt sich mit dem Aufbau von Wortstämmen, wobei „Wortstamm“ grob gesagt den unveränderlichen Teil der Wörter bezeichnet.

Die Phonologie beschäftigt sich mit dem Lautinventar einer Sprache und den Regeln, wie diese Laute zu größeren Einheiten kombiniert werden. Bei der Beschreibung der Syntax werden wir gelegentlich auf lautliche Erscheinungen stoßen, die über die einzelnen Laute hinausgehen, wie Akzente und Tonhöhenbewegungen.

Die Semantik beschäftigt sich mit der Bedeutung der einzelnen Wörter und der Bedeutung von Sätzen, die sich aus der Bedeutung der einzelnen Wörter und der Art ihrer Zusammensetzung ergibt. Daher ist auch der Bereich der Semantik eng mit der Syntax verknüpft und wir werden auf die Semantik eingehen, soweit sie für eine Beschreibung der syntaktischen Regeln nötig ist.

Damit ein Satz grammatisch ist, müssen die Wörter nicht nur in einer nach den Syntaxregeln möglichen Abfolge erscheinen, sondern auch jeweils in der richtigen Form, soweit es sich um flektierbare (veränderliche) Wörter handelt. Vgl. dazu die beiden folgenden „Sätze“:

(1)

a.

*Ente Hans die seinen Kindern geschenkt hat.

 

b.

*Hans wirfst dem Buch in der Ecke.

Alle kompetenten Sprecher und Sprecherinnen des Deutschen werden zugeben, dass es sich bei diesen Wortfolgen nicht um korrekte Sätze des Deutschen handelt (*steht für ‚ungrammatisch‘). Obwohl lauter bekannte Wörter vorkommen, liegen ganz offensichtlich keine grammatischen Sätze des Deutschen vor, denn die Mittel zum Aufbau von syntaktischen Strukturen sind nicht richtig eingesetzt. (1a) lässt sich dadurch, dass die Abfolge der einzelnen Elemente verändert wird, zu einem korrekten Satz machen. Die Abfolge der einzelnen Elemente ist eines der Mittel zum Aufbau syntaktischer Strukturen.

In (1b) ist der Fall dagegen anders gelagert. Hier erscheinen die einzelnen Wörter zwar in einer möglichen Abfolge, jedoch nicht in ihrer richtigen Form. Statt wirfst müsste es wirft heißen, statt dem das usw. Die Wahl der richtigen Flexionsformen ist ein weiteres Mittel, syntaktische Strukturen zu bilden. Mit Hilfe der Flexion können an Wörtern bestimmte Merkmale angezeigt werden. Wir nennen dieses Mittel daher auch morphologische Markierung.

Da die Syntax eng mit der Flexionsmorphologie verknüpft ist und die konkrete Wortform durch syntaktische Regeln bestimmt wird, beschreiben Grammatiken einer Sprache, z.B. des Deutschen, diese beiden Teile der Grammatik, die auch unter dem Begriff „Morphosyntax“ zusammengefasst werden.

Neben diesen beiden syntaktischen Mitteln – Abfolge und morphologische Markierung – gibt es noch ein drittes, das weniger augenfällig ist, da es nur in der gesprochenen Sprache vorkommt, nämlich die IntonationIntonation. Die beiden Sätze

(2)

a.

Er kommt.

 

b.

Kommt er?

unterscheiden sich nicht nur in der Abfolge der Elemente, sondern auch in der Art, wie sie ausgesprochen werden. In (2a) geht der Sprecher mit der Stimmtonhöhe gegen Ende des Satzes deutlich nach unten, in (2b) dagegen deutlich nach oben. Das ist offensichtlich dadurch bedingt, dass es sich in (2a) um einen Aussagesatz, in (2b) dagegen um einen Fragesatz handelt. Die Tonhöhenbewegung hat hier also die Funktion, den SatztypSatztyp zu kennzeichnen. Auch weitere intonatorische Eigenschaften wie Pausen und Akzente spielen eine Rolle für die Syntax. In der geschriebenen Sprache wird die Intonation – bis zu einem gewissen Grad – durch die Interpunktion angedeutet.

Halten wir also fest, dass es im Wesentlichen drei Mittel zum Aufbau syntaktischer Strukturen gibt:

1.1 Übungsaufgaben

1.

Überlegen Sie, wo in folgenden Sätzen beim Sprechen Pausen (bzw. in der geschriebenen Sprache Kommas) möglich sind und wie sich dann jeweils die Interpretation des Satzes ändert.

 

 

 

 

 

a)

Gott vergibt Django nie

 

b)

Der Lehrer sagt Hans beherrscht die deutsche Grammatik nicht

2 Syntaktische Kategorien

Was in diesem Kapitel behandelt wird:

Für die Syntax ist der Begriff der Struktur zentral. Dieser Begriff impliziert zweierlei:

Wie schon erwähnt, setzt sich eine Struktur aus „Bausteinen“ zusammen, die sich aufgrund ihrer Eigenschaften in bestimmte Kategorien einteilen lassen. Offensichtlich müssen die Kombinationsregeln nicht für jedes einzelne Wort festgelegt werden, sondern es gibt Klassen von Elementen, die sich weitgehend gleich verhalten. Solche Elemente, die gleiche oder ähnliche grammatische Eigenschaften aufweisen, gehören zur gleichen syntaktischen KategorieKategoriesyntaktische.

Die elementaren Bausteine der Syntax sind die Wörter, die sich zu Wortarten gruppieren lassen. Die Wortarten werden auch lexikalische KategorienKategorielexikalische genannt, weil sie im Lexikon einer Sprache verzeichnet sind. Daneben lassen sich auch bestimmte Wortgruppen (oder Phrasen) identifizieren, die sich aufgrund von bestimmten Eigenschaften bestimmten PhrasenkategorienPhrasenkategorie zuordnen lassen.

Elemente, die gleiche oder ähnliche grammatische Eigenschaften aufweisen, gehören zur gleichen syntaktischen Kategorie. Man unterscheidet

2.1 Wortarten

Zunächst aber zu den Wortarten. Aufgrund ihrer Eigenschaften ist es uns z.B. möglich, die unbekannten Wörter in folgendem Satz aus einem Nonsense-Text bestimmten Wortarten zuzuordnen.

(1)

Der Benziplauk prümst das Wenzipül.

Benziplauk und Wenzipül können aufgrund ihrer Position im Satz als Substantive identifiziert werden, denn sie erscheinen nach einem Artikel, was eine für Substantive typische Position ist. Man könnte an dieser Stelle im Satz andere zur Klasse der Substantive gehörige Wörter einsetzen. Hier haben wir ein distributionelles Kriterium zur Identifizierung eingesetzt. Unter der DistributionDistribution eines Elements versteht man die Positionen im Satz, in denen ein Element auftreten kann.

Auch das Wort prümst lässt sich aufgrund seiner Position im Satz einer Wortart, nämlich den Verben, zuordnen. Hier kommt allerdings noch ein weiteres Merkmal hinzu: -t ist als Flexionsendung eines Verbs erkennbar. Hier haben wir also ein morphologisches Kriterium für die Zuordnung zu einer Wortart.

Wörter können also aufgrund von zweierlei Kriterien Wortarten zugeordnet werden, nämlich syntaktisch-distributionellen und morphologischen Kriterien.

Semantische Kriterien spielen dagegen eher eine untergeordnete Rolle. Dies liegt zum einen daran, dass es sehr schwer ist, eine gemeinsame Semantik z.B. für alle Substantive oder alle Verben zu definieren, die nicht wegen ihrer Allgemeinheit eine bloße Leerformel ist. Zum anderen sind natürlich morphologische und distributionelle Eigenschaften leichter zu beobachten und zu überprüfen als semantische. Bei dem folgenden Überblick über die Wortarten werden daher vor allem die ersten beiden Kriterien berücksichtigt.

Anhand morphologischer Eigenschaften lassen sich Wörter zunächst in flektierbare (veränderbare) und unflektierbare (unveränderbare) einteilen. Bei den flektierbarenFlexionWortflektierbares ergeben sich anhand der Flexion wieder zwei Gruppen, nämlich deklinierbareDeklinationWortdeklinierbares und konjugierbare WörterKonjugationWortkonjugierbares.

 

Nach morphologischen Kriterien erhalten wir also die in Abbildung 1 dargestellte Klassifikation:

Abb. 1:

Einteilung in Wortarten nach morphologischen Kriterien

DeklinierbarWortdeklinierbares sind alle Wörter, die Kasus-, Genus- und Numerusmarkierungen tragen können. Dazu gehören Substantive, Adjektive, Pronomen und Artikel, die im Deutschen folgende Merkmale aufweisen können:

KonjugierbarWortkonjugierbares sind alle Wörter, die Person-, Numerus-, Tempus-, Modus- und Genus verbi-Kennzeichnungen tragen können. Die konjugierbaren Wörter sind alle Verben. Verben können im Deutschen folgende Merkmale tragen:

Verbformen, die Person- und Numerusmarkierungen tragen, sind finite VerbformenVerbformfinite. Partizipien und Infinitivformen fehlen diese Merkmale, sie stellen infinite VerbformenVerbforminfinite dar.

2.1.1 Deklinierbare Wortarten

Für eine weitere Unterteilung der deklinierbaren Wörter müssen nun vor allem distributionelle Kriterien herangezogen werden.

2.1.1.1 Substantive

SubstantiveSubstantiv (auch: Nomina) unterscheiden sich von allen anderen deklinierbaren Wortarten dadurch, dass ihr GenusGenus unveränderlich ist. Sie treten in der Regel zusammen mit einem Artikel oder Pronomen auf, die die Referenz des Substantivs festlegen.

Man kann unterscheiden zwischen

  • AppellativaAppellativum (Gattungsnamen): Löwe, Kind, Vase, Tisch, …

  • StoffsubstantivenStoffsubstantiv: Sie bezeichnen Mengen, die ihrer Natur nach nicht zählbar sind: z.B. Mehl, Reis, Holz, …

  • AbstraktaAbstraktum: bezeichnen Nicht-Gegenständliches wie Liebe, Hass, Hoffnung, Tod, Freiheit, …

  • EigennamenEigenname: z.B. Peter, Eva, Struppi, Meier, …

Diese Klassen von Substantiven verhalten sich in Bezug auf das Auftreten eines Artikels unterschiedlich. Stoffsubstantive, Abstrakta und Eigennamen können oft ohne Artikel stehen.

 

Bei einigen Substantiven treten Genusschwankungen auf:

 

der/das Teller, die/der Butter, der/das Radio (dialektale bzw. regionale Variation)

 

Der Genuswechsel kann mit einer Bedeutungsveränderung verbunden sein: der/das Band, die/das Steuer, der/das Tor.

Nicht alle Substantive können Pluralformen bilden, manche treten nur im Singular auf, wie bestimmte Stoffsubstantive (z.B. Reis, Mehl, Sand), Eigennamen und manche Abstrakta (z.B. Hass, Wut, Eifersucht). Umgekehrt können einige Substantive nur im Plural erscheinen (z.B. Geschwister, Alpen).

2.1.1.2 Adjektive

AdjektiveAdjektiv sind größtenteils komparierbar, d.h. zu ihnen können ein KomparativKomparativ und ein SuperlativSuperlativ gebildet werden (z.B. groß – größer – am größten).

Adjektive sind deklinierbare Wörter, die zwischen Artikel und Substantiv stehen (attributive Verwendung) und als Teil des Prädikats zusammen mit einem Kopulaverb auftreten (prädikative Verwendung). Bei prädikativer Verwendung bleibt das Adjektiv stets unflektiert.

 

der gute Wein – der Wein ist gut

 

Bestimmte Adjektive sind auf eine dieser beiden Verwendungsweisen festgelegt:

 

der gestrige Tag – *der Tag ist gestrig (nur attributiv)

die Freunde sind quitt – *die quitten Freunde (nur prädikativ)

 

Die Adjektive, die nur prädikativ auftreten können, sind stets unflektiert und können daher streng genommen gar nicht zu den deklinierbaren Wörtern gerechnet werden. Engel (2004:421f.) bezeichnet sie als „Kopulapartikel“.

Neben ihrer attributiven und prädikativen Verwendungsweise lassen viele Adjektive auch eine adverbiale Verwendungsweise zu:

 

der Wein schmeckt gut, er fühlt sich schlecht

 

In dieser Verwendungsweise bleiben Adjektive stets unflektiert.

2.1.1.3 Artikel

ArtikelArtikel treten stets zusammen mit einem Substantiv auf. Zwischen Artikel und Substantiv können nur Adjektive und ihre Erweiterungen treten. Die Funktion der Artikel ist es, die Referenz des Substantivs festzulegen. Man unterscheidet den bestimmten (der, die, das etc.) und den unbestimmten Artikel (ein, eine etc.), der im Plural entfällt. Der bestimmte Artikel kennzeichnet eindeutig identifizierbare Größen, die häufig im situativen oder sprachlichen Kontext präsent sind. Der unbestimmte Artikel kennzeichnet dagegen (noch) nicht eindeutig identifizierte Größen.

Häufig lässt sich auch der Kasus nicht am Nomen, sondern nur am Artikel erkennen.

2.1.1.4 Pronomen

PronomenPronomen treten entweder anstelle eines Artikels auf, z.B.

 

dieses Buch (Demonstrativpronomen)

 

oder sie stehen anstelle von Artikel + Substantiv:

 

sein Kind – es, der Mann – er (Personalpronomen).

 

Eine Reihe von Pronomen können sowohl in Artikelposition wie auch anstelle von Artikel + Substantiv auftreten:

 

Das ist mein Buch/meines.

 

Die Unterscheidung von Artikel und Pronomen ist schwierig, manche Grammatiken fassen sie in einer Klasse zusammen (etwa als „Stellvertreter und Begleiter des Nomens“). Die Grammatiken, die eine Unterscheidung machen, legen unterschiedliche Kriterien zugrunde. Darüber hinaus lassen sich die Artikel und die artikelartigen Pronomen zu einer Klasse zusammenfassen, den sog. Determinatoren (da sie die Referenz des Substantivs „determinieren“).

Zu den Pronomen gehören:

  • Personalpronomen: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, …

  • Possessivpronomen: mein, dein, sein, …

  • Demonstrativpronomen: dieser, jener, …

  • Indefinitpronomen: alle, einige, manche, etwas, jemand, man, …

  • Negationspronomen: kein, niemand, nichts

  • Reflexivpronomen: sich

  • Fragepronomen: wer, was, welcher, …

  • Relativpronomen: der, die, das, …

2.1.2 Konjugierbare Wortarten

Zu den konjugierbaren WörternWortkonjugierbares gehören alle Verben. Aufgrund ihrer Semantik und ihrer Kombinatorik unterscheidet man traditionell folgende Gruppen von Verben:

2.1.2.1 Vollverben

VollverbenVollverb sind alle diejenigen Verben, die ohne Hilfe eines anderen Verbs das Prädikat bilden können. Vollverben heißen sie u.a. deswegen, weil sie eine eigene vollständige Semantik besitzen. Dies ist die weitaus größte Klasse von Verben.

Alle übrigen Arten von Verben sind demgegenüber sehr eingeschränkte Klassen.

2.1.2.2 Hilfsverben

HilfsverbenHilfsverb (auch AuxiliareAuxiliarHilfsverb genannt) werden zur Bildung von bestimmten Tempus- und Modusformen und zur Bildung der Passivformen eingesetzt.

Mit Hilfe von Hilfsverben gebildete TemporaTempusanalytisches (= analytische Tempora):

  • PerfektPerfekt (gebildet aus der Präsensform von haben oder sein + Partizip II): er hat geschlafen, sie ist gekommen

  • PlusquamperfektPlusquamperfekt (gebildet aus der Präteritumform von sein oder haben + Partizip II): er hatte geschlafen, sie war gekommen

  • Futur IFutur I (gebildet aus der Präsensform von werden + Infinitiv Präsens): sie wird kommen

  • Futur IIFutur II (gebildet aus der Präsensform von werden + Infinitiv Perfekt): sie wird gekommen sein

Der KonjunktivKonjunktiv wird häufig mit Hilfe von würde gebildet:

(2)

Ich würde es verstehen, wenn es besser erklärt wäre.

PassivPassivformen werden im Deutschen generell mit Hilfsverben und dem Partizip II gebildet:

  • VorgangspassivVorgangspassiv (gebildet mit werden + Partizip II): Anna wird von Otto bewundert.

  • ZustandspassivZustandspassiv (gebildet mit sein + Partizip II): Das Fenster ist geöffnet.

  • RezipientenpassivRezipientenpassiv (gebildet mit kriegen/bekommen + Partizip II): Sie bekommt das Buch geschenkt.

2.1.2.3 Modalverben

Modalverben sind diejenigen Verben, die eine Möglichkeit, Notwendigkeit, Erlaubnis, Fähigkeit u.ä. bezeichnen. Zu den ModalverbenModalverb gehören im Deutschen können, dürfen, müssen, sollen, wollen, mögen. Diese Verben treten in Verbindung mit infiniten Vollverben oder Kopulaverben (im reinen Infinitiv ohne zu) auf:

(3)

a.

Er kann warten.

 

b.

Sie musste arbeiten.

 

c.

Morgen dürfte Hans da sein.

Außerdem weisen diese Verben eine Besonderheit bei der Perfektbildung auf. Sie bilden ihr Perfekt nicht mit dem Partizip II, sondern mit dem Infinitiv (daher auch als „ErsatzinfinitivErsatzinfinitiv“ bezeichnet):

(4)

Er hat kommen müssen/*gemusst.

In semantischer Hinsicht unterscheidet man zwei Verwendungsweisen der Modalverben.

  • Das Modalverb Modalitätdeontischebezeichnet eine Beziehung zwischen dem Subjekt des Satzes und dem Sachverhalt, wie Verpflichtung, Notwendigkeit, Erlaubnis, Fähigkeit, Möglichkeit (subjektbezogene Modalität, auch deontische Modalität genannt):

(5)

Eva muss/kann/darf arbeiten.

  • Das Modalverb bezeichnet eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit seitens des Sprechers (sprecherbezogene, auch epistemische oder inferentielle ModalitätModalitätModalitätepistemische genannt):

(6)

Hans muss/kann/könnte in der Bibliothek sitzen.

In semantischer Hinsicht eng verwandt mit den Modalverben sind die sog. HalbmodalverbenHalbmodalverb.

(7)

a.

Petra scheint zu schlafen.

 

b.

Das Wetter verspricht schön zu bleiben.

 

c.

Die Sache drohte ihm aus der Hand zu gleiten.

Ein klarer Unterschied zu den Modalverben besteht jedoch darin, dass sich diese Verben nicht mit dem reinen InfinitivInfinitivreiner, sondern mit dem zu-Infinitivzu-Infinitiv verbinden.

2.1.2.4 Kopulaverben

Eine kleine Gruppe von Verben dienen als KopulaverbenKopulaverb. Sie sind selbst relativ bedeutungslos, bezeichnen lediglich einen Zustand (sein) oder das Eintreten bzw. die Fortdauer eines Zustands (werden, bleiben). Sie bilden das Prädikat zusammen mit anderen Elementen wie Adjektivphrasen, Nominalphrasen im Nominativ, u.a. (Hans ist/wird/bleibt gesund/ein guter Fußballer). Durch diese erhält das Prädikat erst seine volle Bedeutung. Den Kopulaverben kommt vor allem eine verbindende Funktion zu, daher ihre Bezeichnung (lat. copulare ‚verbinden‘).

2.1.3 Unflektierbare Wortarten

2.1.3.1 Überblick über die Unflektierbaren

Zu den unflektierbaren WörternWortunflektierbares gehören Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen, Partikeln und Interjektionen. Während Adverbien alleine eine Phrase darstellen können, die in der Regel die syntaktische Funktion eines Adverbials ausübt, ist das für alle anderen unflektierbaren Wortarten nicht möglich. Konjunktionen verbinden Phrasen oder Sätze, Präpositionen verbinden sich in der Regel mit einer Nominalphrase, deren Kasus sie regieren. Partikeln können aufgrund ihrer Stellungs- und Betonungseigenschaften weiter differenziert werden in Modal-, Fokus-, Steigerungs- und Antwortpartikeln.

Unflektierbare Wortarten werden in älteren Grammatiken auch unter dem Begriff Partikeln zusammengefasst (Achtung: Als grammatischer Terminus ist das Wort feminin: die Partikel!).

Da morphologische Kriterien hier zur weiteren Unterscheidung natürlich entfallen, können diese Wörter nur nach distributionellen und semantischen Kriterien weiter subklassifiziert werden (Abb. 2).

Abb. 2:

Klassifikation unflektierbarer Wörter

Zu den PartikelnPartikel im engeren Sinn werden hier alle unflektierbaren Wörter gerechnet, die nicht vorfeldfähig sind, d.h. nicht alleine die Stelle vor dem finiten Verb in Aussagesätzen füllen können, keinen Kasus regieren und keine verknüpfende Funktion haben. Dazu gehören Fokus-, Modal-, Steigerungs- und Antwortpartikeln, die aufgrund ihres Stellungsverhaltens und aufgrund semantischer Eigenschaften unterschieden werden können.

2.1.3.2 Adverbien

Die größte Klasse der Unflektierbaren sind die AdverbienAdverb, die ihrerseits wieder eine recht heterogene Menge darstellen. Als Adverbien werden traditionell solche Wörter bezeichnet, die Ort, Zeit und Art und Weise eines Geschehens näher kennzeichnen können. Dementsprechend unterscheidet man

  • temporale Adverbien: heute, gestern, morgen, oft, manchmal usw.

  • lokale Adverbien: dort, hier, unten, dorthin usw.

  • modale Adverbien: eilends, flugs, gerne usw.

  • kausale Adverbien: deswegen, daher, umständehalber usw.

Aufgrund einer distributionellen Eigenschaft unterscheiden sich die Adverbien im Deutschen von allen anderen unflektierbaren Wortarten. Sie können nämlich allein vor dem finiten Verb in Aussagesätzen auftreten. Es ist ein einfach anwendbares Kriterium zur Identifizierung von Adverbien, sie an dieser Position im Satz einzusetzen:

(8)

_______ kommt Hans.

Diese Position kann auch von unflektierbaren Wörtern wie leider, hoffentlich eingenommen werden. Diese gehören somit zu den Adverbien, lassen sich jedoch keiner der oben genannten Gruppen zuordnen. Im Gegensatz zu diesen stellen sie einen Kommentar des Sprechers zu dem ganzen Satz dar, weswegen sie auch SatzadverbienSatzadverb oder KommentaradverbienKommentaradverb (gelegentlich auch Modalwörter) genannt werden. Semantisch fallen die Satzadverbien in verschiedene Gruppen:

  • Sie können eine emotionale Stellungnahme des Sprechers zum bezeichneten Sachverhalt geben, wie z.B. leider, hoffentlich, glücklicherweise, wünschenswerterweise u.a.

  • Sie können eine Bewertung der Wahrscheinlichkeit des bezeichneten Sachverhalts geben, wie vielleicht, möglicherweise u.a.

  • Sie können eine Bewertung anderer Art ausdrücken wie dummerweise, schlauerweise, arroganterweise u.a.

Eine weitere Gruppe von Adverbien hat die Funktion, Beziehungen zum Vortext herzustellen, weswegen sie auch KonjunktionaladverbienKonjunktionaladverb genannt werden.

(9)

Trotzdem/deshalb/infolgedessen kommt er.

Diese Adverbien haben eine ganz ähnliche Funktion wie Konjunktionen, sie unterscheiden sich aber von jenen dadurch, dass sie alleine die Position vor dem finiten Verb in Aussagesätzen besetzen können.

Als PronominaladverbienPronominaladverb werden solche Adverbien bezeichnet, die – ähnlich wie Pronomen – stellvertretend für andere, vollsemantische Elemente stehen. Im Gegensatz zu Pronomen sind die Pronominaladverbien unflektierbar. Sie werden gebildet aus den Adverbien da, hier und wo und einer Präposition:

Darauf, darüber, hierauf, worunter etc. gehören also zu dieser Wortart.

2.1.3.3 Präpositionen

Eine weitere Gruppe der Unflektierbaren sind die PräpositionenPräposition. Sie treten zusammen mit einer Nominalphrase auf, deren Kasus sie festlegen (regieren). Der Terminus „Präposition“ suggeriert dabei, dass diese Wörter vor ihrer Ergänzung stehen. Dies trifft für einen Großteil zu, in einigen Fällen zeigen sie jedoch ein anderes Stellungsverhalten. Nach ihrer Position kann man unterscheiden zwischen:

  • Präpositionen: auf, über, unter, neben, …

  • PostpositionenPostposition: halber, hinaus, hinauf, zuliebe, …

  • ZirkumpositionenZirkumposition: um … willen, um … herum, …

  • AmbipositionenAmbiposition (entweder vor- oder nachgestellt): wegen, nach (wegen der Kinder, der Kinder wegen)

Alle diese Wörter werden gelegentlich unter dem hinsichtlich der Position unspezifizierten Begriff der „AdpositionAdposition“ zusammengefasst. Gebräuchlicher ist es jedoch, sie alle als Präpositionen zu bezeichnen.

Eine ganze Reihe von Präpositionen können mehrere Kasus regieren. Das Schema in Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Kasusrektion von Präpositionen:

GENITIV

DATIV

AKKUSATIV

DAT/GEN

DAT/AKK

kraft

seitens

infolge

dieseits

aufgrund

zugunsten

aus

bei

zu

von

seit

mit

nach

gegenüber

für

durch

bis

gegen

ohne

um

per

pro

trotz

wegen

statt

während

längs

mittels

laut

an

auf

in

neben

hinter

vor

unter

über

Tab. 1:

Kasusrektion von Präpositionen

Die Variabilität der Kasusrektion ist im Fall der Präpositionen mit Dativ oder Genitiv stilistisch bedingt. Der Genitiv gilt als korrekter und tritt in der Schriftsprache fast ausschließlich auf. Umgangssprachlich wird stattdessen häufig der Dativ verwendet.

Bei den Präpositionen mit Dativ- oder Akkusativrektion ist die Variation vor allem semantisch bedingt. Mit dem Akkusativ haben diese Präpositionen einen direktionalen Charakter, während bei Dativrektion die lokal-statische Komponente gekennzeichnet wird:

(10)

a.

Der Affe sitzt auf dem Baum. (lokal)

 

b.

Der Affe klettert auf den Baum. (direktional)

2.1.3.4 Konjunktionen

Als KonjunktionenKonjunktion bezeichnet man unflektierbare Wörter, die Sätze oder Satzteile miteinander verknüpfen.

Koordinierende KonjunktionenKonjunktionkoordinierende verknüpfen gleichrangige Sätze oder Satzteile:

(11)

a.

Hans und Peter gehen in den Zirkus.

 

b.

Der Tag geht, und Johnny Walker kommt.

 

c.

Otto soll arbeiten, aber/doch er hat keine Lust.

Subordinierende KonjunktionenKonjunktionsubordinierende leiten untergeordnete (subordinierte) Sätze ein. Formal erkennt man das daran, dass in dem Satz, den sie einleiten, das finite Verb am Ende steht.

(12)

a.

Hans weiß, dass Anna kommt.

 

b.

Otto weiß nicht, ob sie kommt.

 

c.

Während Anna schläft, arbeitet Otto.

2.1.3.5 Modalpartikeln

ModalpartikelnModalpartikel haben keine eigenständige lexikalische Bedeutung, sondern sie drücken in Kombination mit dem Satzmodus und der Intonation spezifische Sprechereinstellungen aus, weswegen sie auch Abtönungspartikeln genannt werden. Sie sind meist unbetont und treten fast ausschließlich im Mittelfeld eines Satzes auf. Ihr Auftreten ist jeweils auf bestimmte Satzmodi beschränkt:

(13)

a.

Er hat ja/doch/einfach keine Zeit.

 

b.

Wo bist du denn/überhaupt/eigentlich gewesen?

 

c.

Komm mal/bloß/nur/ruhig her!

Die Wirkungsweise von Modalpartikeln soll an folgendem Beispiel veranschaulicht werden:

(14)

a.

Komm her! (Imperativsatz, Sprechhandlung: Befehl)

 

b.

Komm ruhig her! (Imperativsatz, Sprechhandlung: Erlaubnis)

 

c.

Komm bloß her! (Imperativsatz, Sprechhandlung: Drohung)

Der im Imperativsatz ausgedrückte Befehl kann durch entsprechende Modalpartikeln entweder zu einer Erlaubnis oder zu einer Drohung abgewandelt werden.

Mit wenigen Ausnahmen sind Modalpartikeln stets unbetont. Zu diesen Ausnahmen gehören die Modalpartikeln ja, bloß, nur in Drohungen (Komm ja/bloß/nur her!).

 

Die meisten Elemente, die als Modalpartikeln auftreten, treten auch in anderen Wortarten auf:

  • als Adjektiv: ruhig, eben, bloß

  • als Adverb: eben, schon, vielleicht

  • als Konjunktion: denn, aber, doch

  • als Fokuspartikel: auch, nur

  • als Antwortpartikel: ja, doch

2.1.3.6 Fokuspartikeln

GradpartikelnGradpartikel/Fokuspartikeln sind relativ frei im Satz verschiebbar und haben dann jeweils einen anderen semantischen Bezug.

(15)

a.

Nur Peter ging gestern ins Kino.

 

b.

Peter ging nur gestern ins Kino.

 

c.

Peter ging gestern nur ins Kino.

Im ersten Satz bezieht sich nur besonders auf Peter, im zweiten Satz auf gestern und im dritten auf ins Kino. Es fällt auf, dass die Konstituente nach der Gradpartikel jeweils einen starken Akzent trägt und in besonderer Weise hervorgehoben ist, d.h. fokussiert wird. Sie enthält die wichtigste Information im Satz. Wegen dieser besonderen Beziehung zur fokussierten Konstituente werden diese Partikeln auch FokuspartikelnFokuspartikel genannt. Sie treten in der Regel direkt vor der fokussierten Konstituente auf, in seltenen Fällen auch danach (16a) oder in Distanzstellung (16b).

(16)

a.

Die Tochter nur entkam den Flammen.

 

b.

Peter konnte diese Frage leider auch nicht beantworten. (ambig!)

Satz (16b) ist ambig, weil sich die Fokuspartikel entweder auf Peter oder auf diese Frage beziehen kann.

Die prototypischen Vertreter der Fokuspartikeln sind auch, nur und sogar. Sie interagieren in verschiedener Weise mit der fokussierten Konstituente, die einen Bezug zu Alternativen herstellt:

(17)

Auch/nur/sogar Peter kommt.

Auch schließt mindestens eine Alternative ein (es kommt noch jemand außer Peter), nur schließt die Alternativen aus (niemand außer Peter kommt) und sogar bezeichnet eine Bewertung dahingehend, dass es in irgendeiner Weise besonders oder unerwartet ist, dass Peter kommt. Hier liegt also in gewisser Weise ein wertender Vergleich mit den möglichen Alternativen vor.

2.1.3.7 Steigerungspartikeln

SteigerungspartikelnSteigerungspartikel (auch Intensitätspartikeln genannt) treten in der Regel zusammen mit graduierbaren Adjektiven auf (selten auch mit Verben und Adverbien) und legen einen bestimmten Grad einer Eigenschaft oder eines Geschehens fest:

(18)

a.

zu/sehr/ungemein dumm

 

b.

Er liebt sie sehr.

2.1.3.8 Antwortpartikeln

AntwortpartikelnAntwortpartikel können als Antwort auf Entscheidungsfragen (ja/nein-Fragen) dienen. Sie ersetzen vollständige Sätze, weswegen sie auch „Satzäquivalente“ genannt werden.

(19)

a.

Kommst du? Ja./Nein.

 

b.

Geht sie? Vielleicht./Hoffentlich./Leider.

Die Beispiele zeigen, dass auch Satzadverbien teilweise als Antwort auf Entscheidungsfragen auftreten können. Sie unterscheiden sich jedoch von den Antwortpartikeln dadurch, dass sie alleine vor dem finiten Verb in Aussagesätzen vorkommen können.

2.1.3.9 Interjektionen

InterjektionenInterjektion wie mmh, na ja, brr, gell haben neben rein expressiven (hurra, igitt, autsch) teilweise gesprächsgliedernde Funktionen, und werden daher auch Gesprächs- oder Diskurspartikeln genannt. Sie sind in der Regel syntaktisch isoliert, indem sie auch intonatorisch von Sätzen abgegrenzt sind und über eigene Intonationskonturen verfügen. Ihr Wortstatus ist umstritten, da sie auch phonologisch ungewöhnlich sind, weil sie z.B. im Deutschen sonst nicht auftretende Silbenstrukturen aufweisen (brr, mmh). Trotzdem sind sie sprachspezifisch und damit zum Wortschatz einer Sprache zu rechnen.

Zu ihren gesprächssteuernden Funktionen gehören Sprechersignale, durch die Sprecher anzeigen, dass sie einen Redebeitrag übernehmen, weiterführen oder beenden möchten (z.B. ja, also, nun, äh), Hörersignale, durch die Hörer den Sprechern Rückmeldungen geben (z.B. mhm, ja jaja, aha) und Rückversicherungssignale, die ähnlich wie tag questions im Englischen funktionieren (z.B. oder?, ne?).

2.2 Phrasenkategorien

Die elementaren Bausteine der Syntax sind die Wörter, die wir aufgrund bestimmter Eigenschaften lexikalischen Kategorien zugeordnet haben.

Nun setzt sich aber ein Satz nicht unmittelbar aus Wörtern zusammen, sondern es lassen sich Gruppen von Wörtern identifizieren, die enger zusammengehören und zusammen eine Phrase bilden. Intuitiv ist es zunächst einsichtig, dass in dem Satz

(20)

Die Katze schläft gemütlich auf dem Sofa.

z.B. die Wörter die Katze enger zusammengehören als etwa Katze schläft und die Wörter auf dem Sofa enger zusammengehören als etwa gemütlich auf. Die Katze und auf dem Sofa bilden Phrasen, die aufgrund ihrer grammatischen Eigenschaften bestimmten Phrasenkategorien zugeordnet werden können, nämlich den Nominalphrasen bzw. Präpositionalphrasen. Wie die einzelnen Wörter können auch Phrasen gegeneinander ausgetauscht werden, über ähnliche grammatische Eigenschaften verfügen und damit zur gleichen Kategorie gehören.

Die Phrasenstruktur von Sätzen lässt sich in einem sogenannten Baumdiagramm (Abb. 3) darstellen:

Abb. 3:

BaumdiagrammStrukturbaumBaumdiagramm

Eine alternative Darstellungsweise der Konstituentenstruktur, die weniger Platz beansprucht, ist die indizierte Klammerung, die für diesen Satz wie folgt aussieht:

(21)

S[ NP[Die Katze] VP[liegt AdjP[gemütlich] PP [auf NP [dem Sofa]]]].

Die Phrasenkategorien werden jeweils nach einem Wort benannt, das eine zentrale Rolle in ihnen spielt, dem Kern (oder Kopf) der Phrase.

Die wichtigsten Phrasenkategorien sind:

2.2.1 Nominalphrasen

NominalphrasenNominalphrase enthalten ein Substantiv oder ein Pronomen als Kopf. Zu einem Substantiv tritt in der Regel noch ein Artikel hinzu.

Erweiterungen sind möglich durch

(22)

a.

Adjektive: die fette, faule Katze

 

b.

Genitiv-NP: die Katze des Nachbarn

 

c.

PP: die Katze vom Nachbarn

 

d.

Adverbien: die Katze dort

 

e.

Sätze (z.B. Relativsätze): die Katze, die gerade eine Maus gefressen hat

Diese Erweiterungen einer NP werden traditionell Attribute genannt, je nach Art des erweiternden Elements spricht man daher von einem Adjektiv-Attribut, Genitiv-Attribut, PP-Attribut, Adverb-Attribut und einem Attributsatz.

Die Phrasen in (22) können gegeneinander ausgetauscht werden, verfügen also über dieselbe Distribution und gehören somit zur selben Kategorie, nämlich NP. Anstelle von diesen Phrasen könnte jedoch auch lediglich das Pronomen sie auftreten. Auch dieses Pronomen ist somit eine – wenn auch vergleichsweise inhaltsleere – NP.

Nun sind aber nicht beliebige Kombinationen der genannten Elemente, z.B. Artikel + Adjektiv + Substantiv NPs. So z.B. ist *das dicken Katze keine korrekte NP. Artikel, Adjektiv und Substantiv einer NP müssen in einer ganz bestimmten Relation zueinander stehen, sie müssen nämlich in Genus, Kasus und Numerus übereinstimmen. Eine solche Übereinstimmungsrelation in bestimmten grammatischen Merkmalen nennt man Kongruenz.

Unter KongruenzKongruenz versteht man eine regelhafte Übereinstimmung zwischen Elementen in bestimmten grammatischen Merkmalen.

Artikel, Adjektiv und Substantiv kongruieren also in Kasus, Genus, Numerus. Das Genus wird vom Substantiv vorgegeben, da Substantive über ein unveränderliches Genus verfügen. In Bezug auf Kasus und Numerus sind alle diese Wortarten veränderbar und müssen in übereinstimmenden Formen auftreten.