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Peter Lieb

Unternehmen Overlord

Die Invasion in der Normandie
und die Befreiung Westeuropas

 

 

 

 

 

 

 

C.H.Beck

 


 

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Zum Buch

Mit der alliierten Invasion begann die Befreiung Westeuropas von deutscher Besatzung. Gemeinsam mit der fast zeitgleich stattfindenden Operation Bagration, der entscheidenden Offensive der Roten Armee im Osten, besiegelte sie das Schicksal des Dritten Reiches. Am Abend des D-Day hatten die amerikanischen, kanadischen und britischen Truppen einen ersten Brückenkopf im besetzten Frankreich gesichert. Mitte September standen alliierte Soldaten an der Reichsgrenze. Peter Lieb blendet in die deutschen Widerstandsnester an den Stränden der Normandie ebenso wie in die alliierten Landungsboote, schildert die mühsamen Materialschlachten der ersten Wochen sowie den rasanten Vormarsch nach dem Zusammenbruch des deutschen Widerstands und fragt nach den Reaktionen der französischen Bevölkerung. Dabei verbindet er den „Feldherrenblick“ von oben mit den Kampferfahrungen der einzelnen Soldaten und bettet das Geschehen in die strategischen Rahmenbedingungen des Zweiten Weltkriegs sowie die deutsche Besatzungspolitik in Frankreich ein.

Über den Autor

Peter Lieb ist seit 2005 Senior Lecturer im Department of War Studies an der Royal Military Academy Sandhurst und einer der führenden Experten für die Geschichte des besetzten Frankreichs und der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Für Magdalena, Franziska und Xaver

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

1. Prolog: Zwei Gefechte in einer gigantischen Schlacht

1.1. Das Widerstandsnest 62 am Omaha Beach, 6. Juni 1944

1.2. Das 5th Battalion der Duke of Cornwall’s Light Infantry an der Höhe 112, 10./11. Juli 1944

2. Strategie: Der Westen 1940–1943

2.1. Deutsche Besatzungspolitik in Frankreich

2.2. Vichy-Frankreich und die Résistance

2.3. Die Alliierten: Mittelmeer oder Westeuropa?

3. Planung: Vorbereitungen auf die Landung

3.1. Die deutsche Seite

3.2. Die alliierte Seite

4. Operation Neptune: Der D-Day, 6. Juni 1944

4.1. Die Luftlandungen

4.2. Die amphibischen Operationen

5. Normandieschlacht I: Krieg von „oben“

5.1. Die Briten und Kanadier in den Kämpfen um Caen

5.2. Die Amerikaner in den Kämpfen auf der Cotentin-Halbinsel und um St. Lô

5.3. Die deutschen Gegenmaßnahmen

6. Normandieschlacht II: Krieg von „unten“

6.1. Die Soldaten, ihre Mentalität und die Realität des Krieges

6.2. „Dreckiger Krieg“: Die Ermordung von Kriegsgefangenen

6.3. Zwischen den Fronten: Die französische Zivilbevölkerung

7. Befreiung: Frankreich im Sommer 1944

7.1. Der Zusammenbruch der Normandiefront und die Befreiung von Paris

7.2. „Anvil-Dragoon“: Die Landungen in Südfrankreich

7.3. Der französische Widerstand und seine Bekämpfung

7.4. Ein innerlich zerrissenes Land: Frankreich nach dem Bürgerkrieg und der Befreiung

8. Stillstand: Herbst 1944

8.1. Market Garden: Das Luftlandeunternehmen bei Arnheim

8.2. Die Kämpfe an der Reichsgrenze

8.3. Die Ardennenoffensive

9. Erbe und Mythos einer Schlacht

Deutsche und alliierte Stellenbesetzungen 1944

Zeittafel

Anmerkungen

Weiterführende Literatur

Danksagung

Bildnachweis

Personenregister

1. Prolog
Zwei Gefechte in einer gigantischen Schlacht

1.1. Das Widerstandsnest 62 am Omaha Beach, 6. Juni 1944

„Herr Unteroffizier, Leutnant Bauch will Sie sprechen!“ Verschlafen nahm Unteroffizier Förster dem Gefreiten den Hörer ab. Noch bevor er etwas sagen konnte, tönte es ruhig vom anderen Ende der Leitung: „Die Armee hat Alarmstufe II befohlen. Sie wissen, was das für Ihr Widerstandsnest heißt.“ Förster wusste natürlich, was sein Kompaniechef Bauch meinte. Es war die höchste Alarmstufe. In den letzten Wochen hatte es allerdings bereits mehrmals falschen Alarm gegeben. Ob nun dieses Mal wirklich die lang erwartete Landung der Briten und Amerikaner in Frankreich kurz bevorstand? Zweifel schienen angebracht, denn das Wetter war schlecht. Es war bewölkt, manchmal fielen sogar ein paar Tropfen Regen. Bauch konnte auch nichts Genaueres zur Feindlage sagen. Feindliche Bomberströme flogen zwar am Himmel, aber auch das war seit Wochen ein gewohntes Spektakel. In Abwesenheit des eigentlichen Kommandanten, Leutnant Claus, sowie seines Stellvertreters befahl Förster den gut 20 Mann im Widerstandsnest 62 ihre Stellungen zu beziehen. Sie gehörten zur 3. Kompanie des Grenadier Regiments 726. In der nächsten Stunde erschien auch der Chef der 1. Batterie des Artillerie Regiments 352, Oberleutnant Bernhard Frerking, mit einem Vorgeschobenen Beobachter (VB) seiner Batterie sowie dem dazu gehörigen Trupp. Der VB sollte bei einer feindlichen Landung das Artilleriefeuer am Strand leiten. Insgesamt waren nun 31 Mann im Widerstandsnest 62.

Dieses Widerstandsnest 62 war eine imposante Bunkeranlage, hier am Plage d’Or in der Normandie. Maschinengewehrstellungen, Granatwerfer, zwei 50 mm Panzerabwehrkanonen sowie vor allem zwei tschechische 75 mm Geschütze in massiven Kasematten bildeten sein Waffenarsenal. Umgeben war die Anlage von hunderten Metern Stacheldraht, einem Panzergraben, Minenfeldern sowie vor allem Stahl- und Betonhindernissen am Strand 100 Meter weiter unten. Vor wenigen Monaten, am 29. Januar 1944, war sogar Generalfeldmarschall Erwin Rommel zur Inspektion da gewesen, hatte sich aber über den Zustand der Verteidigungsanlagen sehr unzufrieden gezeigt. In den folgenden Wochen waren die Befestigungen zwar in aller Eile stark verbessert worden, doch fertig waren sie an jenem 6. Juni noch nicht. Auch der Kompaniechef war erst vor sechs Wochen ausgetauscht worden. Leutnant Edmond Bauch, der Ostfront-Veteran, hatte Hauptmann Ottemeyer abgelöst. Ottemeyer war zwar ein hoch dekorierter Offizier aus dem Ersten Weltkrieg gewesen, hatte jedoch hier in der Normandie über all die Besatzungsjahre kaum mehr Energie und Tatkraft versprüht.

Entlang der französischen Küste hatten die Deutschen mithilfe der Organisation Todt den „Atlantikwall“ mit hunderten solcher Widerstandsnester angelegt. An dem sechs Kilometer langen und landschaftlich sehr reizvollen Plage d’Or gab es 14 solcher Anlagen verschiedenster Größe, durchnummeriert von 60 bis 73. Das Widerstandsnest 62 war das stärkste. 600 Meter weiter rechts lag auf einer Höhe das Widerstandsnest 60, das den östlichen Abschluss des Strandes bildete. Nur etwa 200 Meter entfernt, rechts vorne im Taleinschnitt und direkt am Strand, lag das Widerstandsnest 61 mit einer gefürchteten „Acht-Acht“. Diese 8,8 cm Flak konnte fast den gesamten Strand entlang Ziele direkt bekämpfen. Durch die Talsenke führte eine kleine Straße 800 Meter landeinwärts zum Dorf Colleville-sur-Mer, wo Leutnant Bauch im Widerstandsnest 63 seinen Gefechtsstand hatte. Obwohl es sich in diesem Gelände eigentlich angeboten hätte, lagen auf dem gegenüberliegenden Talhang keine deutschen Stellungen. Personalmangel zwang zur Improvisation. Alle Widerstandsnester waren personell weit unter ihrer eigentlichen Stärke besetzt und zudem oft mit Beutewaffen ausgerüstet.

Die Männer des Widerstandsnests 62 standen nun in ihren ausgebauten Stellungen und warteten. In der Dunkelheit war nichts zu sehen, ruhig lag das Meer vor ihnen. Doch dann im Morgengrauen tauchten viele kleine Punkte am Horizont auf. Zunächst ganz klein, dann immer deutlicher. Es waren zweifellos feindliche Schiffe. Um kurz vor 5 Uhr begann dann das Inferno. Feindliche Schiffsartillerie ließ einen halbstündigen Hagel auf die deutschen Verteidigungsstellungen niedergehen. Steine, Erdreich und Staub wirbelten durch die Luft, wie es selbst die kampferfahrenen Veteranen von der Ostfront noch nie erlebt hatten. Die Granateneinschläge erschütterten selbst die massivsten Bunkeranlagen im Widerstandsnest 62. Zwischendurch flog ein riesiger Strom von amerikanischen B-24 Bombern über den Strand hinweg, doch ihre Bomben verfehlten das Ziel und landeten etwa zwei Kilometer weiter im Hinterland.

Als der Bombenhagel um etwa Viertel nach 5 Uhr beendet war und Unteroffizier Förster die Verluste in seinem Widerstandsnest zählte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass alle Mann das Bombardement überlebt hatten. Allerdings war die Fernsprechleitung zu seinem Vorgesetzten, Leutnant Bauch, durchtrennt. Die Kommunikation musste nun durch Läufer erfolgen. So hatte Förster auch gar nicht erfahren, dass wenige Kilometer westlich Geräusche von der See her gemeldet worden waren, vermutlich Schiffseinheiten. Doch auch so eröffnete sich für die Männer ein beeindruckendes, aber auch furchterregendes Bild. Eine riesige Armada war auf See zu sehen. Die ersten 60 bis 80 Landungsboote näherten sich rasch der Küste, dahinter waren größere Schiffe zu erkennen: Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer.

Es war also endlich so weit, die lang erwartete alliierte Invasion hatte begonnen! Nun gab es für die Männer in ihren Widerstandsnestern am Plage d’Or nur noch eines: Den gelandeten Feind so lange mit allen Waffen am Strand bekämpfen, bis Verstärkungen von weiter hinten eintrafen. Der Kampfauftrag war ihnen immer wieder eingehämmert worden: „Landung des Feindes verhindern, gelandeten Gegner vernichten, Widerstandsnest verteidigen bis zum letzten Mann.“ Ein Rückzug war praktisch nicht möglich, die Aufgabe des Stützpunktes strengstens verboten. Bauch und die anderen Offiziere hatten vor einigen Wochen sogar unterschreiben müssen, dass sie bis zur letzten Patrone die Widerstandsnester verteidigen würden.

Förster sah auf die Uhr: Kurz vor halb sechs. Unten am Strand gingen jetzt die ersten feindlichen Soldaten an Land. Trotz des Nebels, den der Feind geschossen hatte, erkannte Förster an den Helmkonturen, dass es sich um amerikanische Soldaten handelte. Es waren offenbar Pioniere, die sich unten beim Widerstandsnest 61 daran machten, die deutschen Strandhindernisse zu beseitigen. Feuererlaubnis hatte Förster seinen Männern schon längst erteilt, und so mähten die deutschen Maschinengewehre die feindlichen Soldaten massenweise nieder.

Nur wenige Minuten später landete eine weitere, viel größere Welle an Landungsbooten zwischen den Widerstandsnestern 60 und 62. „Auf die aufgehenden Laderampen halten“, schrie Förster seinen Soldaten zu. An einen geleiteten Feuerkampf war aber nicht mehr zu denken, jeder seiner Landser feuerte wild in die feindliche Menge. Daneben schlugen immer wieder Artillerie- und Mörsergranaten ein. Der VB machte seine Arbeit gut. Die Amerikaner mussten von ihren Landungsschiffen gut 100 Meter über den freien Stand laufen, bis einige von ihnen hinter einem kleinen Erdwall verschwanden, wo die deutschen Waffen nicht wirken konnten. Doch auf diesen 100 Metern lagen zwischen den Strandhindernissen schon Dutzende, wenn nicht sogar schon Hunderte gefallene Gegner, wie Förster im Rauch und Nebel schätzte. Außerdem irrten einige angelandete Sherman-Panzer orientierungslos umher. Sie waren bisher noch keine Gefahr, doch die feindliche Schiffsartillerie hämmerte nun mit Präzision auf die deutschen Stellungen und verursachte empfindliche Verluste im Widerstandsnest 62.

Doch nicht nur dort: Ein Zufallstreffer hatte bereits um 7.15 Uhr die 8,8 cm Kanone im Widerstandsnest 61 zum Schweigen gebracht. Damit waren die Deutschen in diesem Verteidigungssektor ihrer stärksten Waffe beraubt, die Talsenke Richtung Colleville für den Feind offen. Zwar wüteten noch immer die deutschen Waffen schrecklich am Strand, wo nun schon mehrere hundert tote Amerikaner lagen. Doch schon landete eine neue große Welle mit feindlichen Landungsbooten direkt vor dem Widerstandsnest 62 an. Es war 9 Uhr, seit über zweieinhalb Stunden standen die Landser im heftigsten Verteidigungskampf. Die eigene Linie begann jetzt aber zu bröckeln. Förster erhielt Meldung, dass einige Widerstandsnester weiter links von ihm in Feindeshand gefallen waren. In der Tat sah er dort amerikanische Infanterie die Höhen erstürmen und in Richtung Colleville vorrücken. Seine linke Flanke war damit offen und es bestand die Gefahr, dass sein Widerstandsnest 62 nun von hinten angegriffen würde. Auch beim Widerstandsnest 60 ganz rechts war der Feind eingedrungen, konnte aber im Gegenstoß wieder zurückgeworfen werden (bis heute steht in fast allen Büchern über den Omaha-Beach fälschlich, das Widerstandsnest 60 sei um 9 Uhr als erstes komplett in amerikanische Hände gefallen). Auch im Widerstandsnest 62 waren bereits amerikanische Soldaten eingedrungen, konnten aber wieder vertrieben werden. Um 10.15 Uhr gingen die beiden tschechischen Geschütze verloren, gegen Mittag schoss nur noch ein einziges Maschinengewehr; Förster war gefallen, ebenso sein Kompaniechef Bauch in Colleville. Zudem ging langsam aber sicher die Munition zu Neige; die Artilleriegranaten waren bereits verbraucht.

Wo waren nur die versprochenen Verstärkungen? Sie kamen gar nicht bis zum Strand vor, sondern waren in schwere Kämpfe in Colleville verwickelt. Die dezimierte Besatzung im Widerstandsnest 62 erhielt nur spärliche Meldungen von dort, aber offenbar wechselte das Dorf mehrmals den Besitzer. Das Widerstandsnest selbst war nun vollkommen umzingelt, aber noch immer hielten sich die Überlebenden. Eine Kapitulation war nicht möglich, die Amerikaner würden in der Hitze des Gefechts keine Gefangenen machen. Um kurz vor 14.00 Uhr keimte noch einmal Hoffnung auf. Teile des II. Bataillons vom Grenadier Regiment 915 sollten zum Gegenstoß antreten. Doch nur knapp eine halbe Stunde später war auch diese letzte Hoffnung dahin. Die Soldaten gerieten in einen so starken Feuerhagel der feindlichen Schiffsartillerie, dass ihr Angriff schon im Ansatz stecken blieb. Also entschlossen sich die letzten Überlebenden des Widerstandsnests 62, den Ausbruch nach Colleville zu wagen. Um etwa halb vier Uhr Nachmittags war somit eines der letzten deutschen Widerstandsnester am Strand geräumt. Die Kämpfe aber sollten in Colleville die gesamte Nacht und den nächsten Tag weitergehen.

Nur zwei Männer aus dem Widerstandsnest 62 erreichten die eigenen Linien und überlebten auch den Rest des Kriegs, die beiden Gefreiten Franz Gockel und Hein Severloh. Lange Jahrzehnte sprachen sie nicht über das grausame Geschehen jenes 6. Juni 1944, brachen aber einige Jahre vor ihrem Tod das Schweigen und standen als letzte deutsche Zeitzeugen des Widerstandsnests 62 Historikern und Journalisten Rede und Antwort. Gockel war bereits am Vormittag an der Hand verwundet und evakuiert worden. Er geriet im Herbst 1944 in US-Gefangenschaft. Bis zu seinem Tod im November 2005 pflegte der gelernte Dachdecker einen intensiven Kontakt zu den US-Veteranen sowie der französischen Familie, wo er in den Wochen vor der Landung untergebracht gewesen war. Hein Severloh, der „Bursche“ von Oberleutnant Frerking, hatte nach eigenen Angaben mit seinem MG im Laufe des Tages 12.000 Schuss verfeuert und war für den Tod ungezählter US-GI’s verantwortlich. Einige nannten ihn daraufhin das „Beast of Omaha Beach“. Dabei hatte Severloh nichts anderes getan als um sein eigenes Leben in dieser Hölle gekämpft. Auch er setzte sich bis zu seinem Tod 2006 für die Aussöhnung mit den ehemaligen Feinden ein. David Silva, den vermutlich er am 6. Juni verwundet hatte, wurde sein Freund. Der Strand hatte längst einen neuen Namen erhalten: Omaha Beach, benannt nach dem amerikanischen Codenamen von jenem 6. Juni 1944. Aus dem Plage d’Or, dem „Goldstrand“, war der „Bloody Omaha“ geworden.

1.2. Das 5th Battalion der Duke of Cornwall’s Light Infantry an der Höhe 112, 10./11. Juli 1944

„Bloody Tankies“, fluchte Captain C. L. Blackwell im feinsten Englisch. Gemeint war damit eine Panzer-Kompanie vom 7th Battalion, Royal Tank Regiment (7 RTR). Sie war dem 5th Battalion der Duke of Cornwall‘s Light Infantry (5 DCLI) für den bevorstehenden Angriff zugeteilt worden. Der Brigadebefehl war bereits um 17 Uhr herausgegangen, doch waren seither zwei Stunden nutzlos verstrichen, weil es wieder einmal Schwierigkeiten in der Verbindungsaufnahme mit zugeteilten fremden Panzerkräften gab. Keiner wusste so recht, wo sich die Panzer befanden. Auch auf massive Luftunterstützung konnte das 5 DCLI nicht zählen, denn an diesem 10. Juli war der Himmel bedeckt und gelegentlich regnete es sogar. Immerhin hatte Blackwell mit seiner C Company, 5 DCLI, die Verbindung mit der Royal Artillery hergestellt; auf die „Gunners“ konnte man sich wie immer fest verlassen.

Wäre es für die Alliierten in den letzten fünf Wochen seit dem D-Day nach Plan gegangen, hätten sie schon längst irgendwo in Zentralfrankreich stehen müssen. Nun aber war das 5 DCLI knapp zehn Kilometer südwestlich von Caen in die Front eingeschoben, gerade einmal 20 Kilometer Luftlinie von der Küste entfernt. Erst vor gut einer Woche war es in Frankreich gelandet, hatte aber bereits die ersten kleineren Gefechte hinter sich. Blackwell und seine Männer verstanden sehr schnell, warum der Feldzug in der Normandie bisher so schleppend vorangegangen war: Die Deutschen verteidigten sich geschickt. Nun war das 5 DCLI erstmals Teil einer größeren Offensive und sollte gleich das Schlüsselgelände nehmen, die Höhe 112.

Blackwell sah auf die Uhr. Es war kurz nach 19 Uhr. Erst jetzt setzte endlich heftiges Trommelfeuer der eigenen Artillerie ein. Der Captain konnte die Einschläge in etwa einem Kilometer Entfernung nicht sehen, doch der Lärm und der Rauch bezeugten, dass die Royal Artillery exzellente Arbeit leistete. Wo die Panzer vom Royal Tank Regiment blieben, war nach wie vor unklar. Es schien nun aber loszugehen. Blackwells C Company formierte sich in einem Weizenfeld, rechts eines breiten Feldwegs. Neben ihm war die B Company, hinter den beiden Kompanien folgte die D bzw. die A Company. Auf dem Bataillon lag bereits deutsches Mörserfeuer, das aber keine Verluste verursachte. Dann, um 19.30 Uhr, kam endlich der Bataillonsbefehl zum Angriff. Ziel: Ein kleiner Obstgarten oder Wäldchen, der später sogenannte „Cornwall Wood“, auf der Höhe 112. Dieser sollte in den zwei noch verbleibenden Stunden vor Sonnenuntergang genommen werden, und anschließend das Bataillon dort zur Verteidigung übergehen. Der Kommandeur der 43rd (Wessex) Infantry Division, Major-General Ivor Thomas, hatte unmissverständlich in seinem Befehl insistiert, die Höhe 112 unter allen Umständen noch an diesem Abend zu nehmen. Alle bisherigen Angriffe waren den gesamten Tag über erfolglos geblieben, mit dem 5 DCLI setzte Thomas nun seine letzte Reserve ein. Auf der Höhe selbst wurden SS-Truppen in unbekannter Stärke vermutet.

Langsam marschierte das 5 DCLI nach Süden in Richtung Höhe 112, durch die Stellungen des 4th Battalion, Somerset Light Infantry, hindurch. Deren Angriff war am Vormittag im feindlichen Feuer liegen geblieben. Die britische Artillerie beackerte weiterhin die vermuteten deutschen Stellungen, vom Feind aber bisher keine Spur. Die Felder waren von kleinen Granattrichtern überzogen, das Getreide zumeist niedergetrampelt. Überall standen ausgebrannte Churchill- oder Sherman-Panzer, „Tommy Cooker“ („Tommy-Kocher“) wie sie die britischen Soldaten sarkastisch tauften. Beide Modelle waren an Feuerkraft und Panzerung den deutschen Panzern, allen voran dem „Panther“ und dem „Tiger“ hoffnungslos unterlegen. Seltsam, warum in den vorherigen Tagen so heftig um diese Höhe 112 gekämpft worden war, dachte sich Blackwell. Sie war als signifikanter Geländepunkt überhaupt nicht wahrzunehmen, ihre angeblich operative Bedeutung erschloss sich dem Captain nicht.

Dann, kurz nachdem das Bataillon eine Querstraße passiert hatte, eröffnete plötzlich links aus einem Obstgarten ein deutsches Maschinengewehr das Feuer auf die B Company. Schon schlugen die ersten Mörsergranaten auch bei Blackwells Kompanie ein und kurz darauf erhielt er Feuer von rechts, wo deutsche Einzelschützen unsichtbar in den Getreidefeldern lagen. Innerhalb von wenigen Momenten war von der schulbuchmäßigen Gefechtsformation des Bataillons nicht mehr viel übrig. Über Funk bestätigte der Bataillonskommandeur, der 26-jährige Lieutenant-Colonel R. W. James, Blackwell solle mit seiner Kompanie weiterhin auf das ursprüngliche Ziel, den „Cornwall Wood“, vorgehen. Die Orientierung war durch den von der Artillerie aufgewirbelten Staub und den von den Explosionen verursachten Rauch schwierig, aber irgendwie erreichte die C Company in etwa 300 Meter Entfernung ein kleines Wäldchen, angelehnt an eine verwaiste Pferdekoppel. Der Wald hatte unter den Kämpfen der vorherigen Tage schon erheblich gelitten, die Astkronen waren teilweise abgebrochen. Vom Feind war wieder nichts zu sehen, er lag vermutlich in dem nicht einsehbaren, konkav abfallenden Hang nur etwa 300 Meter südlich. Gleichzeitig erschloss sich Blackwell nun aber die Bedeutung dieser Höhe 112: Er hatte einen kilometerweiten freien Blick auf das gesamte Gelände südlich und westlich. Es war wirklich ein signifikanter Geländepunkt, eine dominierende Höhe.

Doch wo waren die drei anderen Kompanien? Blackwell versuchte, über Funk das Bataillon zu erreichen – vergeblich, keine Antwort. 500 Meter weiter links hatte sich inzwischen der Gefechtslärm merklich intensiviert. Kettengeräusche waren zu hören und auch Einschläge von vermutlich deutschen Panzergeschützen. Einsehen konnte Blackwell dieses Gelände nicht, doch dort stand sicherlich der Rest des 5 DCLI im Kampf, während bei der C Company noch alles ruhig war. Das Lagebild stellte sich für Blackwell völlig unklar dar. Wenigstens hatten sich inzwischen knapp zehn Mann einer Panzerabwehrkanone, eines 17-pounders, bei Blackwell gemeldet. Damit hatte sich das Waffenarsenal der C Company merklich verstärkt, denn der 17-pounder galt als die effektivste Panzerabwehrkanone der Alliierten in der Normandieschlacht.

Endlich, nach gut einer Stunde meldete sich der Bataillonskommandeur James auf Funk. Blackwell solle sich mit seiner Kompanie eingraben und die Stellung im südwestlichen Teil der Höhe 112 halten. James berichtete auch, der Rest des Bataillons habe bereits einen ersten kleineren deutschen Gegenangriff abgewehrt, doch den großen Angriff erwarte er erst für den nächsten Morgen. Blackwell befahl seinen Männern, sofort Schützenlöcher auszuheben; den 17-pounder dirigierte er nach vorne rechts, angelehnt an die Pferdekoppel. Die Soldaten der C Company waren natürlich wenig erfreut, die Nacht über Stellungen anlegen zu müssen; an Schlaf war kaum zu denken.

Mit dem ersten Tageslicht vernahmen die Männer der C Company Kettengeräusche. Die Deutschen griffen also an! Die eigene Artillerie schoss bereits in die vermutete Richtung der Angreifer. Blackwell befahl umgehend, die Gefechtsbereitschaft herzustellen. Übermüdet wollte die Crew des 17-pounder gerade die Holme auseinanderklappen, schon kam der erste Tiger-Panzer hinter dem Hang zum Vorschein und feuerte den ersten Schuss ab. Volltreffer! Der 17-pounder und somit die stärkste Panzerabwehrwaffe war vernichtet. Die Soldaten der C Company wussten, nun ging es ums nackte Überleben, und sie verteidigten sich hartnäckig in ihren Schützenlöchern. Doch der ungleiche Kampf war schnell vorbei. Die deutsche Kampfgruppe, bestehend aus einer Kompanie der schweren SS-Panzerabteilung 102 sowie aus zwei Kompanien Panzergrenadiere der 9. SS-Panzer Division „Hohenstaufen“, überrannte die britischen Stellungen. Verzweifelt forderte Blackwell Artillerieunterstützung an. Durch Nebel hoffte er die feindlichen Panzer von den nachfolgenden Grenadieren zu trennen. Und es gelang: Im Nebel trauten sich die deutschen Panzer nicht mehr weiter auf der Höhe 112 vorzugehen. Sherman Tanks der Scots Grey verstärkten zudem das 5 DCLI. Die Deutschen zogen sich zurück – vorerst.

Denn es war nur eine Verschnaufpause. Bereits um 10 Uhr rollte der nächste Angriff der Waffen-SS. Nun gab es für Blackwells Soldaten kein Halten mehr, alle Überlebenden des Infernos fluteten nach hinten und rannten über die Felder der Höhe 112. Der Bataillonskommandeur James war tot, an seiner Stelle hatte Major J. E. E. Fry übernommen. Auch beim Nachbarn rechts hinten, dem 4th Battalion, Somerset Light Infantry, war die Lage bedrohlich. Deren Kommandeur, Lieutenant-Colonel C. G. Lipscombe, griff zu drastischen Mitteln, um die Disziplin in seinem Bataillon aufrechtzuerhalten. Mit gezückter Pistole schrie er: „Ich erschieße den ersten Somerset-Soldaten, der zurückgeht!“ Erneut versuchten die Scots Grey in die Schlacht einzugreifen. Ihre Wirkung blieb aber mit Ausnahme der mit einer 17-pounder Kanone ausgestatteten „Fireflies“, einer britischen Variante des Shermans, bescheiden. Die gewöhnlichen Shermans dagegen bestätigten erneut ihren zweifelhaften Ruf als „Tommy Cookers“.

Am Vormittag erreichten die ersten Tiger-Panzer die Höhe 112 und eigentlich bestand keine zusammenhängende britische Verteidigungslinie mehr; ein deutscher Durchbruch war zu befürchten. Unvermindert hämmerte die britische Artillerie auf die angreifenden SS-Truppen ein, auch deren Verluste waren hoch. Und noch viel wichtiger: Die britischen Nebelgeschosse konnten endlich die SS-Grenadiere von den Panzern trennen. Isoliert und ohne Infanterieunterstützung wagte der Kommandeur der schweren SS-Panzerabteilung 102 keinen weiteren Vorstoß über die Höhe 112 hinaus und befahl den Übergang zur Verteidigung. Wie schon so oft in der Normandieschlacht hatte wieder einmal die Royal Artillery die britische Infanterie vor der völligen Vernichtung gerettet – diesmal das 5 DCLI.

Am Nachmittag um 15.00 Uhr kam für das 5 DCLI der erlösende Rückzugsbefehl hinter die Höhe 112, das 4th Battalion der Somerset Light Infantry hielt nun allein die Stellung, die Deutschen griffen nicht mehr weiter an. Das 5 DCLI hatte diesen Abwehrerfolg teuer erkauft. Etwa 380 Mann waren am 10. Juli um 20.30 Uhr zum Angriff auf die Höhe angetreten. Beim Rückzug am 11. Juli um 15.30 Uhr hatte das Bataillon noch eine Gefechtsstärke von 60 Mann. Innerhalb von 19 Stunden hatte es 85 Prozent eingebüßt, 320 Mann waren tot, verwundet, vermisst oder in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten.

Militärisch gesehen war das Opfer der Männer im Widerstandsnest 62 vergeblich, sie hatten nicht die amerikanische Landung am Omaha-Beach aufhalten können. Die Überlebenden des 5 DCLI konnten sich zumindest damit trösten, dass sie mit ihren gefallenen Kameraden einen großen deutschen Panzerangriff abgewehrt und einen feindlichen Vorstoß über die Höhe 112 hinaus verhindert hatten. Und mit noch etwas können sich die Angehörigen der Toten des 5 DCLI bis heute trösten: Diese britischen Gefallenen trugen zur Befreiung Westeuropas von der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft bei. Die deutschen Soldaten des Widerstandsnests 62 hingegen hatten für eine verbrecherische Sache gekämpft – ganz unabhängig von ihrer persönlichen Tapferkeit und der Tatsache, dass sie sich selbst nichts Verwerfliches zu Schulden hatten kommen lassen und glaubten, ihrem Vaterland dienen zu müssen.

Die Kämpfe um das Widerstandsnest 62 am 6. Juni 1944 sowie auf der Höhe 112 am 10./11. Juli waren nur zwei winzige Ausschnitte einer großen Schlacht. Einer Schlacht, die vom 6. Juni bis Ende August 1944 etwa 50.000 bis 55.000 deutsche, 55.000 bis 65.000 alliierte Soldaten sowie 18.000 bis 19.000 französische Zivilisten das Leben kostete. Viele Städte und Dörfer der Normandie waren verwüstet. Es war eine der größten Schlachten der Weltgeschichte; in der angelsächsischen Welt wird sie heute vielleicht sogar als die bedeutendste Schlacht überhaupt wahrgenommen. In Deutschland hingegen steht die Normandie seit jeher im Schatten der Ostfront.

„An der Westfront!? Hahaha. Ja, mein Gott na! Da ham Sie ja gar nix erlebt! Da könna Sie ja gar net mitred’n!“ So parodierte der bayerische Kabarettist Gerhard Polt das Gespräch zweier Weltkriegsveteranen in dem Sketch „Vom Krieg“. Polt griff damit ein weitverbreitetes Stereotyp in Deutschland nach 1945 auf: Der Westen war kein „echter“ Krieg – zumindest im Gegensatz zur Ostfront. Diese Sicht ist aber in vielerlei Hinsicht falsch. Schon für die Zeitgenossen stellte sich die Sache anders dar. Die alliierte Landung und die Normandie galten vor allem für Hitler und seine Militärs als die bedeutendste Operation des Jahres 1944. Mit der anschließenden Niederlage ging das wichtigste deutsch besetzte Gebiet, Frankreich, verloren. Für viele Zeitgenossen übertrafen die Kämpfe in der Normandie an Intensität die Westfront des Ersten und die Ostfront des Zweiten Weltkriegs. So resümierte beispielsweise General Leo Geyr von Schweppenburg, der Oberbefehlshaber der Panzergruppe West: „Die […] Kampf- und Schlachtfelder bei der Invasion waren in meinem insgesamt zehnjährigen Kriegserleben zwischen Kaspischem Meer und Atlantik die denkbar schwersten und furchtbarsten.“[1]

Dieses Buch möchte der unterschätzten Bedeutung des westlichen Kriegsschauplatzes im Allgemeinen sowie der Normandie im Speziellen entgegenwirken. Es waren für den Verlauf und den Ausgang des Zweiten Weltkriegs entscheidende Schlachten.

2. Strategie
Der Westen 1940 – 1943

2.1. Deutsche Besatzungspolitik in Frankreich

Es erschien den meisten Zeitgenossen wie ein militärisches Wunder. Was den deutschen Heeren zwischen 1914 und 1918 nicht gelungen war, schaffte die Wehrmacht 1940 in nur sechs Wochen. Das Deutsche Reich bezwang triumphal den „Erbfeind“ Frankreich. Nebenbei hatten die Deutschen auch noch die Niederlande, Belgien und Luxemburg überrannt sowie das britische Expeditionskorps vom Kontinent vertrieben. Dabei hatte die französische Armee als die stärkste Streitmacht der Welt gegolten, doch es bestätigte sich eine alte Regel: Armeen bereiten sich im Frieden häufig nicht auf den nächsten Krieg vor, sondern auf den letzten. So glaubten die Franzosen mit einem imposanten Festungswerk, der Maginot-Linie, den Ersten Weltkrieg erneut kämpfen zu müssen. Die Wehrmacht hingegen focht mit ihren – wenn auch zahlenmäßig eher geringen – motorisierten Verbänden einen neuartigen Bewegungskrieg. Die moderne, in die Zukunft gewandte deutsche Militärdoktrin siegte über den französischen Blick nach hinten auf verkrusteten Ruhm alter Tage. Am 22. Juni 1940 musste die neue französische Regierung des Marschalls Philippe Pétain einen Waffenstillstand unterzeichnen, der drei Tage später in Kraft trat. Der Verhandlungsort war genau der gleiche wie 1918: Der Wald von Compiègne in jenem gleichen Eisenbahnwaggon, in dem am 11. November 1918 der Waffenstillstand unterzeichnet worden war.

Doch blieb der deutsche Sieg über Frankreich nur ein Teilerfolg, weil der neue britische Premierminister Winston Churchill grimmig entschlossen war, weiterzukämpfen und dem Deutschen Reich die Stirn zu bieten. Erfolgreich, denn nach der verlorenen Luftschlacht um England im Herbst 1940 wendete Hitler seinen Blick nach Osten. Dort, gegen die Sowjetunion, sollte er ab Juni 1941 seinen eigentlichen Krieg führen. Für die weitere Politik im Westen hatte er kaum mehr Interesse. Hier waren nur die politischen Vorstellungen für die Niederlande klar. Sie sollten unter dem Reichskommissar Arthur Seyß-Inquart in eine „neue gemeinsame Ordnung“[1] mit Deutschland geführt werden. Für Belgien hingegen und viel mehr noch für Frankreich war die weitere Zukunft unklar. Fest stand nur, dass die einstige Grande Nation keinesfalls mehr Großmachtstatus erreichen sollte, weder wirtschaftlich, noch politisch, noch militärisch. So wurde das Staatsterritorium im Waffenstillstandsvertrag von 1940 zerstückelt. Der Norden und der Westen, insgesamt etwa drei Fünftel des Landes, kamen unter deutsche Militärverwaltung (Besetzte Zone), während der Süden des Landes – getrennt durch die Demarkationslinie – als Etat Français unter Pétain vorerst unabhängig blieb (Freie Zone). Die industriell wichtigen nordfranzösischen Départements Nord und Pas-de-Calais wurden dem Militärbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich zugeschlagen, Elsass-Lothringen faktisch an das Deutsche Reich angeschlossen. Erst im November 1942 besetzten die Deutschen auch Südfrankreich, lösten die französische Regierung aber nicht auf.

An der Spitze der deutschen Militärverwaltung stand als Inhaber der vollziehenden Gewalt der Militärbefehlshaber in Frankreich, von 25. Oktober 1940 bis 16. Februar 1942 General Otto von Stülpnagel. Ihm folgte bis zum 21. Juli 1944 General Carl-Heinrich von Stülpnagel, anschließend für die letzten Wochen der Besatzung General Karl Kitzinger. Die Militärverwaltung zeigte sich weitgehend pragmatisch in ihrer Besatzungspolitik, zumindest in der Anfangszeit. Sie gewährte den Franzosen in einigen Bereichen eine überraschend große Autonomie. Die französische Polizei und Verwaltung blieben während der gesamten Besatzungszeit intakt. Die deutsche Militärverwaltung begnügte sich mit ihren Feldkommandanturen – Stäben von nicht mehr als 100 Mann – in den jeweiligen Département-Hauptstädten damit, die Ausführung der Verwaltungsmaßnahmen zu überwachen. Es war ein System der indirekten Herrschaft, die „Aufsichtsverwaltung“.

Die Deutschen verzichteten lange Zeit auf Gewaltmaßnahmen gegenüber der Bevölkerung. Solange Interventionen aus dem Führerhauptquartier ausblieben, hielt sich die Militärverwaltung – abgesehen von ersten wirtschaftlichen Maßnahmen gegen Juden im Herbst 1940 – weitgehend an die Haager Landkriegsordnung. Das lag zum Teil an einer nicht zu leugnenden Frankophilie vieler Militärs, allen voran im Stab des Militärbefehlshabers. Zudem bestand bei der konservativen Militärelite noch ein Rest von Rechtsbewusstsein in der Besatzungspolitik, selbst in einem Totalen Krieg. Vorrangig jedoch entsprang diese – im Vergleich zu anderen deutsch besetzten Gebieten – moderate Besatzungspolitik dem Bewusstsein, dass der Militärverwaltung die Machtmittel fehlten, um eine totale Besatzungspolitik durchzusetzen. Die Anzahl des Besatzungspersonals war nämlich erstaunlich niedrig. Im Schnitt hielten weniger als 1000 deutsche Beamte, 2500 Polizisten und – je nach Zeitpunkt – zwischen 40.000 und 80.000 Besatzungssoldaten die Ordnung in einem Land mit 40 Millionen Einwohnern aufrecht.

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Etappe Paris: In der französischen Hauptstadt tummelten sich von 1940 bis 1944 wichtige wie auch überflüssige Stäbe des deutschen Besatzungsapparats.

Das System der „Aufsichtsverwaltung“ kam im Herbst 1941 auf den Prüfstand, als sich nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion erstmals der kommunistische Widerstand bemerkbar machte. Seit August kamen bei Attentaten einzelne deutsche Soldaten ums Leben, die innere Sicherheit des Landes war damit aber keinesfalls gefährdet. Als Otto von Stülpnagel eine kleine Anzahl von Geiseln erschießen lassen und ansonsten die Anschläge polizeilich aufklären wollte, intervenierte Hitler und befahl stattdessen für jeden toten deutschen Soldaten 100 Geiseln zu erschießen. Es folgte ein wochenlanges Tauziehen zwischen dem Militärbefehlshaber und dem Führerhauptquartier. Stülpnagel bestand auf einer flexiblen Handhabung der Geiselfrage, da „französische Verhältnisse anders sind als polnische“[2], wie er es ausdrückte. Hitler blieb aber unerbittlich und so wurden in Bordeaux und Nantes am 20./21. Oktober insgesamt 98 Geiseln erschossen.

Die Attentate nahmen aber nicht ab und als sich immer mehr herauskristallisierte, dass die Täter aus kommunistischen Kreisen kamen und es überdies häufig Juden waren, schlug Stülpnagel am 5. Dezember 1941 dem OKH vor, als „Sühne“ 100 Geiseln zu erschießen, den Juden von Paris eine Geldbuße von 1 Milliarde Francs aufzuerlegen und schließlich 1000 Juden und 500 Jungkommunisten „zum Arbeitseinsatz“ in das deutsch besetzte Osteuropa zu deportieren. Bis heute ist unklar, was den Militärbefehlshaber zu diesem radikalen Vorschlag veranlasste. Ging die Initiative von ihm selbst aus, „um die Dinge sich überschlagen zu lassen und ad absurdum zu führen“[3], wie er es selbst kryptisch formulierte? Oder stand sein Verwaltungschef, der SS-Mann Werner Best dahinter? Oder war der deutsche Botschafter in Paris, Otto Abetz, der Drahtzieher? Sicher ist: Stülpnagels antisemitischer Vorschlag markierte den Beginn der Judendeportationen aus Frankreich, wenngleich wegen Transportmangel der erste Zug erst fast vier Monate später in den Osten rollte. Unklar ist, inwiefern Stülpnagel von den Judenmorden im Osten allgemein Kenntnis hatte; von der systematischen Vernichtung der Deportierten konnte er aber sicher nichts wissen. Er glaubte vermutlich, sie würden in Osteuropa zum Arbeitseinsatz herangezogen werden, eine Praxis, wie sie aus dem Ersten Weltkrieg bekannt war. Denn in Stülpnagels Zielgruppe befanden sich explizit nur arbeitsfähige Männer.

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Militärbefehlshaber und dem Führerhauptquartier in dieser „Geiselkrise“ hatten damit aber kein Ende gefunden, so dass Stülpnagel im Februar 1942 um seinen Rücktritt bat. Hitler nutzte gleich die Gelegenheit, um den gesamten Besatzungsapparat in Frankreich umzustrukturieren, und setzte einen Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Frankreich ein, den SS-Brigadeführer Carl Albrecht Oberg. Dieser erhielt formell das polizeiliche Exekutivrecht im besetzten Frankreich und war somit zukünftig für die Erschießungen von Geiseln sowie die Verhängung von Repressalien verantwortlich. Damit hatte Himmlers SS ihre Machtbasis in Frankreich erheblich ausbauen können, die Wehrmacht hingegen hatte sich in Hitlers Augen als zu moderat gezeigt. Da Oberg jedoch auch nicht Anhänger einer radikalen Geiselpolitik war, änderte sich an der Besatzungspolitik kaum etwas. Die kommunistischen Attentate und die folgenden deutschen Geiselerschießungen trieben keinen tiefen Keil zwischen Besatzer und Besetzte, die „Aufsichtsverwaltung“ funktionierte nach wie vor. Lediglich die sich verändernde Kriegslage dämpfte ab 1942 die französische Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

Eine bedeutende Änderung aber brachte Obergs Ernennung: Sein neu aufgebauter Apparat von Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst (Sipo/SD) organisierte im ganzen Land die Massendeportationen von Juden. Bis zum Ende der Besatzung im August 1944 wurden etwa 76.000 Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager Osteuropas deportiert, nur 2500 davon überlebten. Dennoch konnten die Deutschen „nur“ gut 20 Prozent der schätzungsweise 350.000 in Frankreich lebenden Juden habhaft werden. Die Rolle der Vichy-Regierung im Holocaust ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. An dem Schicksal der sogenannten „staatenlosen“ oder erst kürzlich eingebürgerten Juden, meist in der Zwischenkriegszeit nach Frankreich eingewanderte Osteuropäer, hatte die französische Regierung keinerlei Interesse. Die französische Polizei organisierte bis 1943 sogar die Razzien für die anschließenden Deportationen in die Vernichtungslager. Strittig ist aber, inwieweit die Vichy-Regierung langeingesessene französische Juden vor dem deutschen Zugriff schützte.

Erfolgreicher als die „Judenpolitik“ verlief aus nationalsozialistischer Sicht hingegen die Wirtschaftspolitik. Der Westen im Allgemeinen und Frankreich im Speziellen waren die wichtigsten besetzten Gebiete für die deutsche Kriegsindustrie. Anders als in Osteuropa schlachteten die Deutschen aber nicht die Kuh, sondern molken sie. Dies hieß langfristige und nicht kurzfristige Ausbeutung. Die westeuropäischen Länder hatten extrem hohe Besatzungskosten zu zahlen und produzierten Konsumgüter für den Export nach Deutschland. Das wiederum setzte Kapazitäten für die Rüstungsindustrie im Reich frei. So gingen 70 Prozent der Farb-, 60 Prozent der Gummi- und 55 Prozent der französischen Holzproduktion ins Reich. Französische, belgische und niederländische Unternehmen produzierten aber auch Kriegsgerät. So lag 1943 der Anteil der besetzten Westgebiete an der deutschen Rüstungsproduktion bei Flugzeugen bei 8 Prozent, bei Kraftfahrzeugen bei 14 Prozent, bei Nachrichtengeräten bei 24 Prozent und beim Schiffsbau gar bei 32 Prozent. Hinzu kamen umfangreiche Rohstoffexporte. Allein Frankreich und Belgien lieferten 37 Prozent des deutschen Verbrauchs an Zinn, 27 Prozent an Eisenerz und jeweils 24 Prozent an Bauxit und Kupfer.[4] Hinzu kam ein Heer an Arbeitskräften. Ende 1943 arbeiteten im Reich etwa 660.000 französische und gut 50.000 belgische Kriegsgefangene sowie 650.000 französische, 275.000 holländische und gut 220.000 belgische zwangsverpflichtete Zivilarbeiter. Verantwortlich für die Aufbringung der zivilen Arbeitskräfte war Fritz Sauckel. Vergeblich hatten sich der Militärbefehlshaber in Frankreich sowie der Oberbefehlshaber West (OB West) mehrmals gegen Sauckels Politik gewendet. Zu Recht befürchteten sie negative Auswirkungen auf die Stimmung in den besetzten Gebieten und zudem einen erheblichen Zulauf für die französische Widerstandsbewegung.

So wichtig der besetzte Westen für das Deutsche Reich in wirtschaftlicher Hinsicht war, so wenig galt dies von 1941 bis 1943 in militärischer Hinsicht. Seit Hitlers „Weisung Nr. 21. Fall Barbarossa“ vom 18. Dezember 1940 war der Westen Nebenkriegsschauplatz. Lediglich die Häfen waren für die Kriegsmarine und ihren „Kampf im Atlantik“ von Bedeutung. Doch für das Heer galt der Westen zwischen 1940 und 1943 als beschaulicher und ruhiger Ort, wo „Badebetrieb“ herrschte, wie es spöttisch hieß. Häufig kamen abgekämpfte Divisionen aus dem Osten für ein paar Monate nach Frankreich zur „Auffrischung“.

Während der vier Besatzungsjahre gab es lediglich drei größere Landoperationen, wobei jeweils nur kleine Teile des Westheeres zum Einsatz kamen: Erstens, die Abwehr des britisch-kanadischen Landeunternehmens in Dieppe am 19. August 1942 durch Einheiten einer einzigen Division; zweitens, die Besetzung Südfrankreichs am 11. November 1942 (Unternehmen Anton) mit zehn Divisionen; drittens, die Entwaffnung der italienischen Truppen in Südostfrankreich im September 1943 (Unternehmen Achse) mit vier Divisionen. In all diesen Auseinandersetzungen blieben die Deutschen siegreich, im Falle der Besetzung Südfrankreichs 1942 sogar völlig ohne Blutvergießen.

Nicht immer erfolgreich hingegen war die Wehrmacht bei der Bekämpfung von mehreren kleineren und kleinsten britischen Kommando-Unternehmen. So konnte am 27./28. Februar 1942 eine britische Fallschirmjäger Kompanie ein komplettes „Würzburg“-Radargerät bei Brunéval in der Normandie einnehmen und über See nach England abtransportieren (Operation Biting). Ebenso gelang es britischen Kommandos am 28. März 1942, die Trockendocks in St. Nazaire zu sprengen (Operation Chariot). Zwar kehrten nur 228 der ursprünglich 622 beteiligten Soldaten wieder nach Großbritannien zurück, doch die Deutschen konnten für den Rest des Kriegs das deutsche Schlachtschiff Tirpitz nicht mehr in einem französischen Hafen reparieren.

Die Kommando-Unternehmen riefen bei Hitler erregte Reaktionen hervor und zeigten, wie leicht sich der Krieg im Westen radikalisieren konnte. In St. Nazaire wollte er ursprünglich eine Anzahl französischer Geiseln erschießen lassen, da die Kriegsmarine meldete, die Bevölkerung habe sich an den Kämpfen beteiligt. Eine von der Militärverwaltung eigens eingesetzte Untersuchungskommission konnte jedoch zweifelsfrei „friendly fire“ als Ursache der Schießereien nachweisen. Nachdem bei einem weiteren Kommando-Unternehmen auf der Kanalinsel Sark deutsche Gefangene erdrosselt aufgefunden worden waren und zudem bei Dieppe ein britisches Handbuch über zweifelhafte Fesselungstechniken aufgetaucht war, gab das OKW im Auftrag Hitlers am 18. Oktober 1942 den berüchtigten „Kommandobefehl“ heraus. Zukünftig waren gefangene alliierte Kommandos sofort nach Gefangennahme zu erschießen oder dem Sicherheitsdienst zu übergeben – ganz gleich ob die Gefangenen Uniform getragen hatten oder nicht. Der „Kommandobefehl“ war später ein wichtiger Anklagepunkt im Nürnberger Hauptprozess 1945/46 und gilt bis heute neben „Kommissarbefehl“ und „Kriegsgerichtsbarkeitserlass“ als einer der zentralen verbrecherischen Befehle der Wehrmacht.

Militärisch waren all die Kommando-Unternehmen nichts weiter als Nadelstiche, eine alliierte Großlandung hingegen war zwischen 1940 und 1943 nicht ernsthaft zu erwarten. Dennoch war die Zahl der im Westen stationierten Truppen weiterhin beträchtlich: Im Mai 1941 waren es noch 35 Infanterie Divisionen mit 380.000 Mann allein vom Heer. Diese Kampftruppen unterstanden dem OB West und waren im Gegensatz zu den Besatzungstruppen des Militärbefehlshabers fast ausschließlich in den Küstenregionen stationiert. Die horrenden Verluste an der Ostfront wirkten sich aber spätestens ab dem Winter 1942/43 auch auf den Zustand des Westheeres aus, und das nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Voll ausgebildete und ausgestattete Divisionen mussten in immer kürzeren Abständen in den Osten abgegeben werden. Zwar hatte der OB West Mitte November 1943 gut 1,2 Millionen Soldaten, davon etwa 786.000 vom Heer, unter seinem Kommando, doch die Anzahl der Panzer war auf gerade einmal 256 Stück zusammengeschrumpft.

Dies änderte sich erst Ende 1943. Ausgangspunkt war die Weisung Nr. 51 vom 3. November 1943. Sie leitete „die letzte große Phase der Strategie Hitlers“[5] ein: „Der harte und verlustreiche Kampf der letzten zweieinhalb Jahre gegen den Bolschewismus hat die Masse unserer militärischen Kräfte und Anstrengungen aufs Äußerste beansprucht. Dies entsprach der Größe der Gefahr und der Gesamtlage. Diese hat sich inzwischen geändert. Die Gefahr im Osten ist geblieben, aber eine größere im Westen zeichnet sich ab: Die angelsächsische Landung! […] Gelingt dem Feind hier ein Einbruch in unsere Verteidigung in breiter Front, so sind die Folgen in kurzer Zeit unabsehbar. […] Ich kann es daher nicht mehr verantworten, dass der Westen zu Gunsten anderer Kriegsschauplätze weiter geschwächt wird. Ich habe mich daher entschlossen, seine Abwehrkraft zu verstärken […].“[6]

Genau genommen hatten die Deutschen mit dieser Weisung Nr. 51 erstmals seit langem wieder eine Gesamtstrategie; die Zeit der operativen Aushilfen seit dem Scheitern von „Barbarossa“ schien vorbei. Eine rationale Grundüberlegung hatte die Weisung Nr. 51 durchaus. Im Osten war die Übermacht der Roten Armee so erdrückend, dass deutsche Erfolge nur mehr zeitlich und örtlich begrenzt blieben. Im Westen Europas hingegen sah die Lage anders aus. Die deutsche Herrschaft war hier nach wie vor unangefochten, und mit dem besetzten Frankreich standen dem Deutschen Reich noch ungeheure wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung. Wollten die Westalliierten Hitler-Deutschland niederringen und diese Aufgabe nicht alleine den Sowjets überlassen, so mussten sie früher oder später im Westen angreifen. Genau darin schien die deutsche Chance zu liegen. Nach der Abwehr einer Invasion würden sich die frei werdenden Truppen wieder in den Osten verlegen lassen und zudem wäre der gegnerischen Koalition irreparabler Schaden zugefügt. Der Westen war für Hitler somit wieder zum bedeutendsten Kriegsschauplatz geworden. Dennoch: Die Masse des Heeres war nach wie vor an der Ostfront eingesetzt: Etwa 165 Divisionen kämpften im Juni 1944 gegen die Rote Armee. Dem standen im Westen nur knappe 60 Divisionen gegenüber. Die von Hitler gewünschte strategische Schwerpunktbildung ließ sich in diesem Mehrfrontenkrieg 1944 nicht mehr verwirklichen.

2.2. Vichy-Frankreich und die Résistance

Vernichtende militärische Niederlagen ziehen stets tiefe politische und gesellschaftliche Umbrüche nach sich. Das war in Frankreich 1940 nicht anders. Das Land war ideologisch verwirrt, politisch ziellos, sich nicht mehr seiner republikanischen Traditionen und Identität bewusst, das Selbstvertrauen als Grande Nation verschwunden. Symbolisch standen hierfür die 8 Millionen Flüchtlinge aus den Kampfgebieten Nordfrankreichs. Deren Flucht war in gewisser Weise „symptomatischer als die militärische Niederlage als solche“.[7]

Und wie so häufig in Zeiten der Unsicherheit gab es den Wunsch nach einem starken Retter. Dieser schien schnell gefunden zu sein: Der 84-jährige Maréchal Philippe Pétain. Noch während des Feldzugs zunächst zum stellvertretenden Ministerpräsidenten, dann am 16. Juni zum Ministerpräsidenten berufen, setzte er sich umgehend für einen Waffenstillstand mit den Deutschen ein. Doch Pétain ging es nicht nur um ein Ende der Kampfhandlungen, er wollte auch eine politisch-moralische Wende. Er, der Held von Verdun 1916 und Schlichter der großen Heeresmeuterei 1917, prangerte den gesellschaftlichen Verfall Frankreichs seit 1918 an: „Seit dem Sieg hat der Geist des Genusses über den Geist der Opferbereitschaft gesiegt. Anstatt dienen zu wollen, hat man lieber Ansprüche gestellt.“[8] Der Sündenbock waren die Vertreter der linken „Volksfront“-Regierung aus der Vorkriegszeit. Eine Fehleranalyse in den eigenen Reihen, allen voran im Offizierskorps, betrieben die Rechten hingegen nicht.