image

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Man schrieb den 15. Dezember 1580.

„Auf die Schlepptrosse achten, Profos!“ dröhnte die Stimme des Seewolfs über Deck.

„Aye, aye“, klang es unwillig zurück, und Carberry spie angewidert über das Schanzkleid in die von achtern heranrollende Dünung.

Dieser Engländer, den sie seit mehr als einer Stunde im Schlepp hatten, hing dem Profos längst zum Hals heraus. Sollen die Kerle doch mit ihrem Kahn absaufen, diese verdammten Hurensöhne! dachte der Profos.

Er warf einen Blick zu der Karavelle „Hermes“ hinüber, und abermals stieg ihm die Galle hoch. Der Engländer hatte ihnen eine verdammt harte Verfolgungsjagd geliefert, das mußte ihm der Neid lassen. Es war unmöglich gewesen, das schnelle Schiff abzuschütteln, immer wieder war es an der Kimm aufgetaucht.

Später, als sie wie aus heiterem Himmel den Ruderschaden erlitten, als die „Isabella VIII.“ etliche Stunden lang manövrierunfähig gewesen war, hatte die „Hermes“ sie angegriffen. Aber der Seewolf hatte sie überlistet und bereits nach kurzem Gefecht ausgeschaltet, ohne daß die „Hermes“ überhaupt zum Schuß gekommen war.

Anders hingegen hatten sich die Dinge entwickelt, als auch die „Albion“, die weitaus größere und stärkere Galeone der Engländer, zur Stelle war. Ihr Kommandant, Sir Nottingham, war ein wesentlich härterer Brocken gewesen. Nach einem kurzen, aber mörderischen Gefecht, in dem beide Schiffe alles auf eine Karte setzten, war die „Albion“ dann ebenfalls durch die Pulverpfeile der „Isabella“ in Brand geraten und durch eine Breitseite so schwer angeschossen worden, daß sie schließlich sank. Allerdings – und bei diesem Gedanken knirschte der Profos vor Wut mit den Zähnen – hatte auch die „Isabella“ ihren Teil abgekriegt. Eine Breitseite der Zwanzigpfünder der „Albion“ hatte genau im Ziel gelegen, und Ferris Tucker hatte alle Mühe gehabt, die „Isabella“ vorm Absaufen zu bewahren.

Carberry knurrte vor sich hin, während er die lange Schlepptrosse kontrollierte. Und warum das alles? Weil diese verfluchten Intriganten Burton und Keymis und ein paar verstaubte Lordschaften den Seewölfen aufgrund miesester Verleumdungen buchstäblich die Hölle auf den Hals gehetzt hatten!

Carberry blickte zu Stenmark hinüber. Der Schwede trug einen blutigen Kopfverband. Batuti war am Oberarm verletzt und Bob Greys Gesicht sah aus, als hätte man es mit einer Zimmermannsaxt bearbeitet.

Ferris Tucker trat aufs Achterkastell und stellte sich neben den Profos. Das Gesicht des rothaarigen Schiffszimmermannes wirkte verkniffen. Seine Laune war dementsprechend.

„Sieh dir nur unsere ‚Isabella‘ an“, knurrte er. „Was die Himmelhunde aus dem schönen Schiff gemacht haben. Auf der Steuerbordkuhl ist das halbe Schanzkleid hinüber. Die Reparatur wird verdammt schwierig werden, und zwei Lecks haben wir auch.“

„Hast du sie schon abgedichtet?“ erkundigte sich Carberry.

„Nur provisorisch mit Speckdämmseln. Mehr kann ich im Moment nicht tun. An Land müssen wir sie krängen, sonst kommen wir an die Löcher nicht heran.“

„Verdammter Mist“, fluchte der Profos. „Hoffentlich besteht Hasard darauf, daß wir die Karavelle ausschlachten.“

„Ganz bestimmt“, sagte Tucker. „Die Kerle werden zwar gehörig maulen, aber das soll uns egal sein. Schließlich sind wir weder Meuterer noch Rebellen und keiner, von uns hat Lust, in England an irgendeinem verdammten Galgen zu baumeln.“

Der Wind blies an diesem fünfzehnten Dezember leicht aus Nordwest. Die „Isabella“ segelte über Backbordbug und schleppte die angeschlagene Karavelle wie ein totes Tier hinter sich her.

Immer wenn sie sich in die Wellen legte, ihr schmaler Bug sich hob und senkte, straffte sich die Schleppleine, begann wild zu scheuern und zog sich so straff, als würde sie jeden Augenblick mit einem gewaltigen Knall brechen.

Achtern dümpelte die segellose Karavelle, die immer wieder aus dem Kurs geriet und die Manöver auf der „Isabella“ dadurch erschwerte.

Hasard trat zu ihnen. Sein Gesicht war ernst und verschlossen. Kein Lachen in den sonnenverbrannten Zügen, kein Blitzen seiner weißen Zähne.

„Noch ungefähr eine halbe Stunde“, sagte er, „dann haben wir die kleine Insel erreicht.“ Er blickte auf die Schlepptrosse und nickte.

„Sie wird hoffentlich halten!“ meinte er dann.

Tucker starrte den Seewolf sauer an.

„Am liebsten würde ich die Axt nehmen und die verdammte Trosse damit kappen. Diese Hurenböcke haben uns nichts als Kummer bereitet und unnötigen Aufenthalt beschert. Ich wette, daß wir mit denen noch eine Menge Ärger kriegen.“

„Es sind unsere Landsleute“, erinnerte Hasard sanft, aber Tucker war nicht zu bremsen.

„Schöne Landsleute“, sagte er giftig. „Überhaupt dieses Arschloch von Leutnant Scinders. Der haßt uns wie die Pest.“

„Er ist auf unsere Hilfe angewiesen, genau wie die anderen auch.“

Der Seewolf wußte, daß es noch Ärger geben würde. Scinders hielt sie für Meuterer und ehrlose Rebellen. Er konnte die Wut der Seewölfe verstehen, er verstand auch Tucker und Carberry, die immer wieder grimmige Blicke zu der Karavelle hinüberwarfen.

Wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie das angeschlagene Schiff sicher sich selbst überlassen. Sollten die Engländer doch sehen, wie sie auf der Azoreninsel klarkamen.

Aber Hasard wollte sich den Weg zurück nicht verbauen. Er wollte nicht, daß sie als gesetzlose Piraten galten, von England gehaßt, von der Krone verfemt. Es mußte einen goldenen Mittelweg geben.

In seine Überlegungen begann die Trosse hell zu singen. Die Karavelle schob sich nach Steuerbord und lief aus dem Kurs.

„Wenn die Leine nicht hält, werd ich wahnsinnig!“ schrie der Profos wild. „Dann können wir halsen und manövrieren, bis uns das Wasser im Hintern kocht. Könnt ihr verdammten Idioten denn nicht richtig steuern?“ brüllte er zu der Karavelle hinüber und schüttelte die mächtige Faust.

Die „Isabella“ tauchte in ein Wellental. Gischt spritzte am Bug hoch und verteilte sich in einem feinen Schleier über das ganze Vorschiff. Die Schlepptrosse hing ein paar Yards durch, und als die Galeone den Bug aus dem Wasser hob, straffte sie sich so stark, daß es einen spürbaren Ruck gab.

Carberry betete zum Himmel, daß das verdammte Tau halten möge. Es hielt zum Glück, auch wenn es immer wieder den Anschein hatte, es würde gleich brechen.

Die Karavelle schwenkte wieder auf Kurs, und der Profos atmete erleichtert auf.

Die Insel Graciosa rückte näher. Deutlich war die Rauchfahne eines kleinen Vulkans zu erkennen. Das Eiland war nicht groß, es hatte einen weißen, leuchtenden Strand von Palmen gesäumt. Dahinter wucherte Urwald. Er zog sich bis zu einem Berg hoch, der in dem Vulkankegel endete.

Hasard sah skeptisch zu der Insel hinüber. Es war die nördlichste in der Mitte der Azorengruppe. Er wußte nicht, ob sie bewohnt war. Jedenfalls zeigten sich keine Eingeborenen am Strand, und Boote waren auch nicht zu sehen. Doch das mußte nicht viel zu bedeuten haben.

Auf der „Isabella“ begann jetzt eine fieberhafte Emsigkeit.

Hasard gab die erforderlichen Befehle an Ben Brighton, der sie an die Crew weiterleitete.

„An die Brassen, an die Schoten! Holt ein die Blinde! Smoky, Tiefe loten!“

Die Männer standen bereit. Die Blinde, das Segel am Bugspriet, wurde eingeholt, die Männer schufteten.

Smoky lotete aus. Er kam auf fünfundzwanzig Faden, eine Tiefe, die sich nur sehr langsam veränderte. Klippen gab es nicht, sie konnten gefahrlos mit der „Isabella“ bis an den Strand segeln.

Ein Segel nach dem anderen wurde aufgegeit. Bramsegel, Marssegel und Großsegel fielen. Rapide nahm die Fahrt der Galeone ab.

Tucker und Carberry klarierten eilig die provisorisch wiederhergerichtete Nagelbank, die von den Kugeln der „Albion“ getroffen worden war.

Achtern lief die Karavelle jetzt aus dem Kurs, aber das ließ sich nicht ändern. Sie mußte zwangsläufig auf den Strand laufen.

Als die Leine im Wasser hing, drehte Hasard sich um.

„Achtern Schlepptrosse los, Ruder zwei Strich Backbord abfallen!“

Pete Ballie wiederholte den Befehl. Langsam schwang die „Isabella“ herum, um aus dem Bereich der auflaufenden Karavelle zu gelangen.

Noch sechs Faden Wasser unter dem Kiel, das jetzt ständig abnahm.

„Fallen Anker!“

Der Anker klatschte ins Wasser, das hoch aufspritzte. Carberry gab Lose, bis die ranke Galeone elegant herumschwoite und der Anker Grund faßte. Unter dem Kiel begann es sanft zu knirschen.

An Steuerbord rückte die Karavelle auf. Auch sie warf gleich darauf Anker, schwoite herum und zeigte den Seewölfen ihre zerschossene Steuerbordseite, ehe sie auflief.

Tiefe Stille herrschte ringsum, die nur durch das leise Murmeln der Wellen unterbrochen wurde, die an den Strand liefen.

Hasard hatte diese Stelle bewußt gewählt. Es war eine kleine, ruhige Bucht, in der die Schiffe vor auflandigem Wind einigermaßen geschützt waren. Hier konnten sie in aller Ruhe mit den schwierigen Reparaturarbeiten beginnen.

Das Deck wurde klariert, Hasard ließ die Ankertrosse noch etwas nachfieren, bis die „Isabella“ so sicher wie in Abrahams Schoß lag.

„Ein idealer Platz“, ließ sich Big Old Shane vernehmen, der riesige Schmied und ehemalige Waffenmeister der Feste Arwenack. Sein gigantischer Brustkasten war vorgewölbt, bei jeder Bewegung spielten die Muskelstränge an seinem Rücken und den Oberarmen.

„Ja, das ist er, Shane“, sagte Hasard. „Jetzt bin ich nur noch gespannt, ob unsere Landsleute uns helfen werden.“

„Zweifelst du daran?“ fragte Big Old Shane, dessen graue Haare wie ein Urwald von seiner Brust abstanden.

„Ehrlich gesagt, ja! Die Leute selbst sind nicht schlecht, aber ich traue Scinders nicht. Er wird versuchen, sie gegen uns aufzuhetzen.“

„Scinders! Dieser arrogante Narr. Wir werden ihn schon kleinkriegen“, versprach der Schmied.

„Drüben steigen die Soldaten an Land“, meldete Blacky.

Ein Trupp von knapp zwanzig Mann verließ die Karavelle über die Jakobsleitern. Sie sprangen ins Wasser und wateten an Land.

„Wir gehen auch an Land“, sagte Hasard. „Außerdem muß ich Leutnant Scinders sprechen. Wir wollen die Reparaturarbeiten möglichst schnell vorantreiben. Unser Ziel ist schließlich die Karibik und nicht die Azoren.“

„Ganz recht“, sagte Tucker. „Und deshalb werden wir diesen Hurenböcken gehörig Dampf unter die Hintern blasen.“

Etwas später verließen ein paar Männer das Schiff, um sich an dem Strand umzusehen. Hinter dem Urwald, der sich aus der Nähe mehr als großes verfilztes Gestrüpp entpuppte, kräuselte Rauch aus dem Vulkankegel in den Himmel. Es sah aus, als hätte jemand ein großes Feuer angezündet, das nicht so richtig brennen wollte.

Hasard, Tucker, Brighton und Carberry betraten den Strand. Sie sahen, wie sich bei den Engländern zwei Gruppen gebildet hatten. Die eine scharte sich um Leutnant Jonathan Scinders, die andere scharte sich um den ehemaligen Kommandanten der untergegangenen Galeone, Sir Daniel Nottingham.

Hasard dachte sich seinen Teil. Sir Nottingham war ein ehrenhafter Mann, der von seiner Mannschaft fast vergöttert wurde. Er war das, was man einen aufrechten Kerl nennt, während Scinders ein fanatischer Offizier war, ehrgeizig, kaltschnäuzig und arrogant. Aber jetzt war er es, der bei den Engländern zu bestimmen hatte.

Der Strand war heiß und feinkörnig. Gleich dahinter begannen die Palmenhaine, ein paar Kasuarinen und buntschillernde Sträucher.

Hasard ging auf die Gruppe zu, gefolgt von Brighton, Carberry und dem Schiffszimmermann, der auch diesmal nicht darauf verzichtet hatte, seine riesige, mörderische Axt mitzuschleppen.

„Was ist das denn?“

Tucker blieb stehen und deutete auf eine Stelle zwischen den Palmen, wo sich ein mannshohes, hölzernes Gebilde erhob.

Neugierig traten sie näher heran. Die Engländer hatten das Gebilde noch nicht bemerkt, aber sie äugten herüber.

Hasard blieb vor dem Ding stehen. Es war so groß wie er, nur breiter. Der untere Teil stellte einen primitiven Körper vor, der grob aus dem Holz herausgeschnitzt war. Anstelle eines Schädels befand sich auf dem oberen Teil der Kopf eines Haifisches mit weit aufgerissenem Maul und spitzen Zähnen.

„Eine merkwürdige Statue“, sagte Hasard. „Das paßt alles nicht zusammen. Vielleicht stellt es eine Art Gottheit dar.“

„Das hieße also, auf dieser Insel gibt es Eingeborene“, sagte Ben Brighton.

Hasard schüttelte den Kopf. „Das muß nicht unbedingt der Fall sein. Hier kann jemand gestrandet sein, der aus Langeweile dieses Ding geschnitzt hat. Sehr kunstvoll ist es ja nicht gerade.“

Hasard wollte Bens Theorie nicht direkt von der Hand weisen. Vermutlich gab es hier doch Eingeborene, aber warum sollte er seine Leute unnötig beunruhigen? Sie hatten genug um die Ohren. Die angeschlagene Galeone und dann die Engländer. Die nächsten paar Tage würden alles andere als langweilig werden.

Er betrachtete noch einmal diesen fürchterlichen Haifischkopf, dann wandte er sich achselzuckend ab. Die leichte Beunruhigung zeigte er nicht, niemand merkte ihm etwas an.

Sir Nottingham erwiderte Hasards Gruß höflich und zuvorkommend. Er achtete den Seewolf, genau wie der ihn auch achtete. Die Soldaten standen im Halbkreis herum und scharrten unruhig im Sand.

Leutnant Scinders erwiderte den Gruß nicht. Er drehte sich verächtlich zur Seite.

Scinders war ein hagerer, großer Mann, rötlichblond, mit einem abweisenden Gesicht von der Art, das selbst bei starkem Sonnenschein nie braun wurde. Es blieb immer leicht gerötet. Sein schmallippiger Mund wirkte verkniffen, um die Nase herum befanden sich kleine dunkle Sommersprossen. Seine Nase war leicht gebogen, was seinem Gesicht einen lauernden Ausdruck gab.

„Ich habe mit Ihnen zu reden, Leutnant“, sagte Hasard.

Scinders blickte aufs Meer. Als er antwortete, war seine Stimme schneidend scharf.

„Ich wüßte nicht, was ich mit Ihnen zu besprechen hätte.“ Er hielt es nicht für nötig, sich umzudrehen.

In Hasard begann es zu kochen. Seine Wangenmuskeln traten scharf hervor, der Blick seiner Augen wurde eiskalt.

Da mischte sich Sir Nottingham ein. Er wollte vermitteln.

„Leutnant“, sagte er sanft. „Ich begreife Ihre ablehnende Haltung, aber der Ernst der Lage erfordert es, daß wir zumindest vorläufig Hand in Hand arbeiten. Wir sind aufeinander angewiesen, denn wenn die Arbeit ...“

Schneidend scharf fuhr Scinders dazwischen.

„Ich darf Sie daran erinnern, Sir, daß Sie meinem Kommando unterstehen, seit Ihr geschätzter Rebell die ‚Albion‘ auf den Grund der See geschickt hat. Wenn Sie mit den Piraten konspirieren, werde ich mir weitere Schritte gegen Sie nach unserer Rückkehr vorbehalten. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden, Sir!“

„Natürlich“, entgegnete Sir Nottingham kalt. „Aber ich lasse mich von Ihnen nicht einfach absetzen. Ich habe zwar nicht die Macht, im Augenblick etwas dagegen zu tun, aber eines Tages werden wir wieder zurückkehren, und dann wird man Sie zur Rechenschaft ziehen. Ich lehne es vorläufig ab, Gewalt zu ergreifen, und ich möchte nicht, daß es unter unseren Leuten zu Tätlichkeiten kommt. Wir sind waffenlos, vergessen Sie das bitte nicht!“

Scinders Gesicht verfinsterte sich.

„Und mir werden Sie wohl oder übel ebenfalls zuhören müssen, Leutnant“, unterbrach ihn Hasard rauh.

Dieser Scinders schien nur aus einer geballten Ladung Haß zu bestehen. Er haßte den Seewolf, und er verachtete den anständigen Sir Nottingham, den Kommandanten der gesunkenen Galeone „Albion“.

In das Wortgefecht der Männer mischte sich ein leises Grollen, das durch den Boden lief, ihn wellenförmig, leicht schüttelte und dann verebbte.

Alle Augen starrten zum Gipfel des Vulkans, aus dem träge der Rauch zog., In manchen Augen flackerte es leicht, aber als sich das Grollen nicht mehr wiederholte, beruhigten sich die meisten.

Scinders lachte verächtlich. „Ich muß überhaupt nichts. Und mit Meuterern und Rebellen will ich nichts zu tun haben, eher würde ich mir freiwillig die Pest holen, als mit solchem Gelichter zu verhandeln.“

Er hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da stand Ferris Tucker blitzartig vor ihm. Die scharfe Schneide seiner Axt fuhr hoch. Erst kurz vor Scinders Gesicht blieb sie blitzend in der Luft hängen.

„Noch ein solches Wort, Freundchen“, drohte Tucker respektlos. „Noch einmal dieser Ausdruck, dann landet deine Rübe im Sand!“

Scinders wurde totenblaß. Er taumelte zurück. Nackte Angst stand in seinem Blick.

„Greift diesen Kerl!“ fuhr er seine Leute an.

Die Soldaten taten so, als hätten sie nichts gehört. Und Ferris, der rothaarige Hüne, ließ sich nicht erst vom Seewolf zurückpfeifen, er drehte sich wortlos um und ging zurück.

Hasard beherrschte sich meisterhaft. Nur seine Augen blitzten zornig und eiskalt vor verhaltener Wut. Mit diesem Holzkopf war einfach nicht zu reden, der ignorierte alles, was ihm nicht in den Kram paßte, auf eine arrogante und verletzende Art.

„Ihr sollt diesen Kerl greifen!“ schrie Scinders mit vor Wut überkippender Stimme.

Ein Teil der Leute hörte immer noch nicht. Unauffällig verließen sie Scinders und scharten sich um Sir Nottingham, dem die ganze Situation immer peinlicher wurde.

Drei oder vier andere unternahmen den lahmen Versuch, auf Ferris Tucker zuzugehen, doch sie erstarrten im Ansatz.

Wie dieser rothaarige Riese dastand, die mörderische Axt in den großen Händen, wie seine Augen vor Wut blitzten, wie er ganz langsam die Axt hob – nein, das wollte niemand riskieren. Der sah so aus, als würde er zehn Mann ganz allein erschlagen.

Ferris entblößte die Zähne, grinste unheilvoll und sah dann seinen Freund Carberry an.