Cover

Susanne Wess

ROM

Eine Stadt in Biographien

TRAVEL HOUSE MEDIA GmbH

Herausgegeben von Norbert Lewandowski

INHALTSVERZEICHNIS

ÜBER DIESES BUCH

In welcher Straße eröffnete Valentino sein erstes Geschäft? Wer besuchte inkognito als Maler Johann Philipp Möller die Stadt seiner Träume? Welches Viertel liebte Franca Magnani ganz besonders? Die Identität einer Stadt entsteht mit den Lebensgeschichten ihrer Bewohner.

 

Zwanzig ausgewählte Biographien geben einen facettenreichen Einblick in Vergangenheit und Gegenwart, Kultur und Lebensgefühl der Stadt:

 

Cicero & Caesar

Ein grandioser Rhetoriker und ein genialer Feldherr und Politiker

 

Augustus

Roms erster Kaiser brachte der Stadt Frieden und Wohlstand

 

Simon Petrus

Der erste Papst – das Oberhaupt der katholischen Kirche

 

Nero

Erneuerer Roms oder geisteskranker Mörder?

 

Mark Aurel

Ein Philosoph auf dem Kaiserthron

 

Michelangelo

Schöpfer der Fresken der Sixtinischen Kapelle

 

Lucrezia Borgia

Femme fatale oder Instrument machtgieriger Männer?

 

Caravaggio

Ein genialer Künstler, aber auch launisch und gewaltbereit

 

Gian Lorenzo Bernini

Der barocke Baumeister prägte Rom wie kein Zweiter

 

Johann Wolfgang von Goethe

Mit 37 kam er nach Rom – der Stadt seiner Sehnsucht

 

Roberto Rossellini

Der Magier des neorealistischen Films

 

Alberto Moravia

Schriftsteller und größter Erotomane Roms

 

Federico Fellini

Der große Meister des italienischen Kinos

 

Papst Johannes Paul II.

Der bedeutendste Papst der Neuzeit

 

Marcello Mastroianni & Sophia Loren

Für viele Millionen Zuschauer das ideale Filmpaar

 

Franca Magnani

23 Jahre lang Roms Gesicht für das deutsche Fernsehen

 

Valentino Garavani

Die Via Condotti ist die Bühne des großen Modeschöpfers

 

Francesco De Gregori

Ein Liedermacher, Poet und Dichter besingt seine Stadt

 

Heinz Beck

Ein Deutscher wird zu Roms bestem Koch

 

Cecilia Bartoli

Eine der besten Mezzosopranistinnen der Welt

IMPRESSUM

Liebe Leserinnen und Leser,

vielen Dank, dass Sie sich für einen Titel aus unserer Reihe MERIAN porträts entschieden haben. Wir freuen uns, Ihre Meinung zu diesem Buch zu erfahren. Bitte schreiben Sie uns an merian-portraets@travel-house-media.de.

 

© 2013 TRAVEL HOUSE MEDIA GmbH, München

MERIAN ist eine eingetragene Marke der GANSKE VERLAGSGRUPPE.

 

ISBN 978-3-8342-1539-0

1. Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

 

TRAVEL HOUSE MEDIA

Postfach 86 03 66

81630 München

www.merian.de

PROGRAMMLEITUNG

Dr. Stefan Rieß

PROJEKTLEITUNG/REDAKTION

Susanne Kronester

REDAKTIONSASSISTENZ

Juliane Helf

BILDREDAKTION

Lisa Grau

SCHLUSSREDAKTION

Ulla Thomsen

REIHENGESTALTUNG

independent Medien-Design, Horst Moser, München

SATZ

h3a GmbH, München

REDAKTION E-BOOK

Juliane Helf, Gloria Schlayer

PRODUKTION E-BOOK

pagina GmbH, Tübingen

 

ABBILDUNGSNACHWEIS

Auf einen Blick (v.l.n.r.): Getty Images/Grant Faint/Photographer's Choice, Interfoto/WELTBILD, shutterstock/ Tupungato, shutterstock/James Steidl, Prisma/Vidler Steve

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THM 8-1539 04_2017_02

ISBN 978-3-8342-1539-0

DIE AUTORIN

Susanne Wess, in München geboren, hat mit 16 Jahren erstmals römische Luft geschnuppert. Sie studierte Italienisch und Englisch, arbeitete als Italienischdolmetscherin und verbrachte mehrere Monate in der Ewigen Stadt. 1998 ging sie als Fernsehredakteurin nach Rom, bevor sie sich im Jahr 2000 als freie Journalistin und Buchautorin selbstständig machte. Ihr großes Thema ist Italien, insbesondere die Hauptstadt, deren bisweilen chaotisches Flair sie nach wie vor fasziniert. Susanne Wess ist Autorin des Bandes »Venedig« in der Reihe MERIAN porträts.

Rom. Herz des Imperium Romanum, das Rom der Päpste und der Kunst, das Rom der Mode und des Films. Historie und Lebensgefühl. Rom hat alles im Überfluss: Heilige und Sünder, Götter und Teufel.

Eine Stadt, deren Fülle man in wenigen Tagen kaum zu bändigen vermag und deren Flair man doch nur erfassen kann, wenn man im römischen Rhythmus mitschwingt – ob quirlig oder getragen. Man kann sich dieser Lebenslust ebenso wenig entziehen wie dem tosenden Geräuschpegel, ohne den die Römer nicht leben könnten, weil für sie die Stille der Tod ist.

»Alle Wege führen nach Rom«, lautet ein Sprichwort. In diesem Fall lautet das Motto: »Viele Wege führen durch Rom.« Es sind Wege auf den Spuren jener Menschen, die in dieser Stadt gelebt und gewirkt haben, die hier geboren und gestorben sind und ihr Bild maßgeblich geprägt haben.

Wir erleben die Genialität eines Michelangelo und Caravaggio, die Kreativität Fellinis, das Temperament einer Cecilia Bartoli, das tragische Schicksal einer Lucrezia Borgia, die Liebschaften von Alberto Moravia, die Musik von Francesco De Gregori. Wir folgen Cicero und Caesar zum Forum Romanum und Nero zum Kolosseum, Bernini zur Piazza Navona, Anita Ekberg mit Marcello Mastroianni zur Fontana di Trevi, Goethe in die Villa Borghese.

»Die Ewige Stadt gleicht einer Kulisse«, hat ein kluger Mensch gesagt, »einem Welttheater im Kleinen, in dem jeder seine mehr oder minder große Rolle spielt.« Wir erleben eine Stadt »zwischen Chaos und Wunder«, wie es Franca Magnani formulierte. Auch ihr ist eines der 20 Kapitel gewidmet, auch sie ist Teil des römischen Kaleidoskops.

Ein Spektakel, das sich bewegt zwischen »caput mundi« und »dolce vita«, zwischen Größenwahn und pfiffigem Realismus. Seit über 2000 Jahren zieht es die Menschen in ihren Bann. Rom, die Ewige Stadt.

AUF EINEN BLICK

Ohne ihre Bewohner wäre die Stadt eine andere. Ohne Caesar, Gian Lorenzo Bernini, Sophia Loren … wäre Rom nicht Rom.

ORIENTIERUNG

Farbige Kästchen mit Ziffern 1 und farbige Buchstaben-Ziffern-Kombinationen ( D 3) verweisen auf die Orientierungskarte.

CICERO
10643 v.Chr.
CAESAR
10044 v.Chr.

Ein grandioser Rhetoriker und ein skrupelloser Feldherr – raffinierte Politiker waren sie beide. Beide schätzten sich, beide hassten sich. Ohne sie wäre Rom niemals zu dem geworden, was es dann wurde.

Er blickt uns so würdevoll an. Mit jener Besonnenheit und Klugheit, bei der man nicht so genau weiß, ob sie nun weise oder überheblich wirkt. Er, der sich hier unter den Büsten in den Kapitolinischen Museen 30 ( D 3) in bester Gesellschaft von Philosophen und Kaisern aus Marmor befindet, war beides in hohem Maße. Marcus Tullius Cicero gilt als einer der besten politischen Redner, Rhetoriker und Taktiker aller Zeiten. Er hat die lateinische Sprache verfeinert und sie zum bedeutenden Kunst- und Wissenschaftsinstrument gemacht. Die Sprache war seine Waffe, effektiv, präzise, bisweilen tödlich. Er konnte mit schönen, klugen Worten Wankelmütige bezirzen und Gegner vernichten.

Da kann man es sich kaum vorstellen, dass dieser messerscharf argumentierende Intellektuelle in seiner Jugend ein Stotterer war, der Mühe hatte, drei Sätze hintereinander zu sprechen, ohne sich zu verhaspeln. Dennoch wurde Cicero eine der großen politischen Figuren der Antike, die auf ewig ihre Plätze in den Geschichtsbüchern haben. Mit ihm erleben wir die letzten Jahre der Römischen Republik – ein Spaziergang wie eine abenteuerliche Zeitreise, die uns vom heutigen Rom ins Zentrum der antiken Weltmacht über 2000 Jahre zurückführt.

Cicero und Caesar wurden in eine Zeit hineingeboren, die geprägt war von Bürgerkrieg, Verrat und Mord. »O tempora, o mores – welche Zeiten, welche Sitten«, klagte Cicero in seiner berühmten Rede zur Catilinarischen Verschwörung. Er war der ältere der beiden Gegenspieler und wurde am 3. Januar 106 v.Chr. in Arpinum, 100 Kilometer südöstlich von Rom, als Marcus Tullius geboren. Ein »homo novus«, ein Emporkömmling, der nur durch die Heirat seiner Frau Terentia zu einem beträchtlichen Vermögen kam. Diese Terentia war ihm eine kluge Ratgeberin; sie kannte die Ränkespiele der Mächtigen und Aufstrebenden, und sie hatte einen untrüglichen Instinkt für Gefahren.

Von Anfang an stand Marcus Tullius auf der Seite der konservativen Adelspartei der Optimaten, d.h., er war ein Verfechter der Senatspolitik. Sein Beiname »Cicero« wird abgeleitet vom lateinischen »cicer«, der Kichererbse. Vermutlich hatte einer seiner Vorfahren eine erbsenähnliche Einkerbung an der Nase. So entstand ein Spitzname für Generationen.

Gaius Julius Caesar, geboren am 13. Juli 100 v.Chr., war ein »homo nobilis«, ein Adliger aus dem römischen Patriziergeschlecht der Julier, die sich auf ihre sagenhafte Abstammung von einem gewissen Iulus, dem Enkel des trojanischen Adligen Aeneas und der Göttin Venus, beriefen. Trotz seiner aristokratischen Familie gab sich Caesar als Mann des Volkes; er war ein Vertreter der Popularen, die ihre Politik im Einklang mit der Volksmeinung ausrichteten bzw. die Stimmung der Plebejer entsprechend beeinflussten und manipulierten. Cicero wie Caesar hatten in ihrer Jugend Bildungsreisen nach Griechenland unternommen und wurden auf Rhodos vom Rhetoriklehrer Apollonius Molon unterrichtet.

CICERO IST KLUG, CAESAR DURCHTRIEBEN

Das Forum Romanum 25 ( F 6) im Herzen Roms ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Welt. Vom Haupteingang an der Via dei Fori Imperiali strömen täglich Tausende von Touristen auf das Gelände der Tempelruinen, Säulen und antiken Gebäude. Es gibt keinen anderen Ort, an dem die Aura der römischen Weltmacht so intensiv spürbar ist. Dieses halb verfallene, halb restaurierte Säulenfeld zwischen den drei Stadthügeln Kapitol, Palatin und Esquilin war über Jahrhunderte hinweg das Zentrum für die gesamte damalige Welt. Doch man soll sich von der Ästhetik der architektonischen Proportionen nicht täuschen lassen: Es war eine hochgefährliche politische Schlangengrube. Es war die Bühne von Caesar, dem bekanntesten Römer, und Cicero, dem klügsten.

Die politische Situation in der Zeit von Cicero und Caesar ist kompliziert. Das Römische Reich expandiert im Mittelmeerraum; Hannibal und seine Punier sind längst geschlagen, Griechenland ist unterworfen. Jetzt geht es in Rom darum, welche Person diese Macht auf sich bündelt und repräsentiert: Wer ist der Chef von allen und allem?

Offiziell wird das Reich regiert von zwei Konsuln, die jährlich neu gewählt werden. Daneben gibt es den bis zu 1000-köpfigen Senat, eine Art gesetzgebendes Parlament. Cicero gehört ihm an, hier startet er auch seine Karriere als grandioser Redner und Strippenzieher. Zwei Männer dominieren diese späte Römische Republik, jeder von ihnen sieht sich als der eigentliche Herr Roms. Da wäre der unermesslich reiche Marcus Licinius Crassus (115/11453 v.Chr.). Er hat sich große Verdienste um die Niederschlagung der Sklavenaufstände des Spartacus erworben. Der andere ist die Feldherrn-Legende Gnaeus Pompeius, der u.a. die Kilikischen Piraten vernichtet hat, ein ebenso populärer wie selbstgefälliger Mensch, der sich den Beinamen Magnus – der Große – gegeben hat.

CICERO LÄSST FÜNF VERSCHWÖRER TÖTEN

63 v.Chr. ist das Jahr außergewöhnlicher Erfolge für Cicero. Er wird Konsul, auf dem Papier das mächtigste Amt der Römischen Republik. Und er deckt den Putschversuch des skrupellosen Senators Lucius Sergius Catilina auf, die sogenannte Catilinarische Verschwörung, hinter der Cicero eine heimliche Beteiligung von Caesar und Crassus vermutet, aber nicht beweisen kann. Catilina flieht aus der Stadt und fällt ein Jahr später bei einer Schlacht mit römischen Truppen. Fünf seiner Mitverschwörer werden verhaftet und am 5. Dezember 63 v.Chr. hingerichtet.

Caesar stellt sich im selben Jahr zur Wahl zum Pontifex Maximus, des obersten Priesters von Rom. Dafür will er besonders bei den Popularen Stimmen gewinnen und nimmt eine enorme Verschuldung in Kauf. Er lebt auf großem Fuß, über seine zahlreichen Liebschaften spricht die ganze Stadt. Seit er 66 v.Chr. Ädil, oberster Ordnungshüter von Rom, wurde, ist er Herr über die Tempel, Straßen, Bäder, öffentlichen Gebäude und Bordelle. Ihm obliegt die Versorgung des Volkes mit Wasser und Lebensmitteln ebenso wie die mit brachialer Unterhaltung. So veranstaltet er pompöse Gladiatorenspiele, bei denen sich 320 Gladiatorenpaare auf Leben und Tod gegenüberstehen. Dadurch gewinnt Caesar eine ungeheure Popularität, die allerdings von Crassus finanziert wird. 60 v.Chr. bildet der 40-jährige Julier das Erste Triumvirat mit Pompeius und Crassus – ein Bündnis der drei mächtigsten Römer zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen. Er versucht, auch den Staatsmann Cicero für sich zu gewinnen, aber der lehnt aus moralischen Gründen ab. Cicero geht für 15 Monate ins Exil nach Thessaloniki und widmet sich verstärkt der Schriftstellerei. Sein Vermächtnis enthält 54 Reden und 700 private Briefe.

Währendessen wird Caesar als Feldherr unsterblich: Er unterwirft Gallien. Das Erste Triumvirat bricht auseinander, nachdem Crassus in einem Feldzug gegen die Parther in Vorderasien getötet wird und Pompeius Ehefrau Julia, eine Tochter Caesars, im Kindbett gestorben ist. Schließlich kommt es 49 bis 45 v.Chr. zum Bürgerkrieg: Pompeius, der Schwiegersohn, geht gegen Caesars Machtstreben vor und lässt sich zum alleinigen Konsul wählen. Sein Kontrahent marschiert mit seinen Legionen gegen Rom, während sich Pompeius nach gescheiterten Verhandlungen nach Griechenland absetzt und dort ein neues Heer aushebt. Schließlich kommt es 48 v.Chr. bei Pharsalos in Thessalien zur entscheidenden Schlacht, bei der Pompeius von Caesar vernichtend geschlagen wird. Er flieht nach Ägypten und wird dort ermordet.

CICERO BEGRÜSST DEN MORD AN CAESAR

Cicero hat sich im Bürgerkrieg auf die Seite des unterlegenen Pompeius gestellt und somit politisch aufs falsche Pferd gesetzt. Er wird zwar begnadigt und besingt Caesars Milde, doch aufhalten kann er dessen Siegeszug als Imperator nicht mehr.

Wollen Rom-Reisende die Machtfülle des ersten römischen Diktators nachempfinden, so kommen sie am Besuch des Forum Iulium und der Curia Iulia, in der der Senat mehr als ein Jahrtausend tagte, nicht vorbei. An der nordwestlichen Schmalseite des Forum Romanum 25 ( F 6) stand der Tempel der Venus Genetrix, dessen Bau Caesar im Falle eines Sieges über Pompeius vor der entscheidenden Schlacht gelobt hatte. Außerdem ist überliefert, dass er in diesem Tempel eine vergoldete Bronzestatue seiner Geliebten, der ägyptischen Kaiserin Kleopatra, aufstellen ließ. 283 n.Chr. brannte das Forum nieder und wurde von Diokletian wieder aufgebaut. Besonders stimmungsvoll ist die Führung »Roma sotto le stelle« unter nächtlichem Sternenhimmel.

Nachdem sich Caesar zum Diktator auf Lebenszeit hat ausrufen lassen, zieht sich Cicero auf sein Landgut bei Tusculanum zurück. Und weil die Alleinherrschaft mit der alten republikanischen Verfassung unvereinbar war, kommt es, wie es kommen muss: Caesar wurde am 15. März 44 v.Chr. von einer Gruppe republikanischer Senatoren ermordet. Es ist jedoch nicht, wie oft behauptet wird, die Curia Iulia der Ort des Mords, sondern die Curia des Pompeius 17 ( D 3), die zu dessen Theaterkomplex gehörte. Am »Katzenforum«, an den Stufen der Kurie, wird Caesar empfangen, ins Gebäude geführt und von 60 Senatoren niedergestochen. Unter den Mördern ist Caesars enger Vertrauter Brutus, der auch mit Cicero befreundet ist. Cicero begrüßt diesen politischen Mord und lässt sich sogar dafür beglückwünschen.

In der Folge entbrennt erneut ein Bürgerkrieg, in dem Cicero die 14 Philippischen Reden gegen Marcus Antonius, den selbst ernannten Nachfolger Caesars, hält – ein folgenschwerer Fehler, der ihn 43 v.Chr. das Leben kosten soll, denn Caesars Großneffe und Adoptivsohn Gaius Octavius, der spätere Augustus, der zunächst mit Cicero und den Senatoren paktiert hat, wechselt die Fronten und verbündet sich mit Marcus Antonius und Lepidus zum Zweiten Triumvirat, das sofort radikale Maßnahmen gegen politische Gegner beschließt, die sogenannten Proskriptionen.

Am 7. Dezember wird der 63-jährige Cicero brutal ermordet und seine Leiche durch die Stadt geschleift. Kopf und Hände werden auf den Rostra, Ciceros alter Rednerbühne, mitten auf dem Forum Romanum zur Schau gestellt. Ciceros Zunge, seine schärfste Waffe, ist mit einer Haarnadel durchbohrt, als wolle man noch den Toten zum Schweigen bringen.

CURIA DI POMPEO 17 D 3

Piazza di Grotta Pinta, Largo Torre Argentina, Pigna

Tram: Argentina

FORO ROMANO 25 F 6

Via dei Fori Imperiali, Campitelli

Metro und Tram: Colosseo

MUSEI CAPITOLINI 30 E 6

Piazza del Campidoglio 1, Campitelli

www.museicapitolini.org

Metro: Colosseo

AUGUSTUS

63 v.Chr.–14 n.Chr.

Der Großneffe und Adoptivsohn Caesars war der erste Kaiser Roms. Aus einem skrupellosen Politiker wurde ein Staatsmann, der Frieden und Wohlstand schuf und die Stadt wie kein anderer prägte.

Gut sieht er aus, ausgesprochen attraktiv. Eine edle Gesichtsform, gerade Nase, hohe Stirn, in die seine Locken fallen. Ein Symbol antiker Schönheit. Den Blick hat er demutsvoll gesenkt. Über Haupt und Schulter liegt der Schleier des Pontifex Maximus. Dieser Mann, so signalisiert es eindeutig die Körpersprache der Statue im Römischen Nationalmuseum, hat sich einer vornehmen Aufgabe unterworfen: Er dient. Seinem Volk, seinem Land, seinen Göttern. Allerdings auf höchstem Niveau, denn er selber ist ja gottgleich, in aller Bescheidenheit.

So ist Augustus der erste Staatschef der Geschichte, der sein historisches Bild nicht den Nachfahren überlässt, sondern es selbst prägt. In seiner 40-jährigen Regierungszeit als Princeps ist er darauf bedacht, das Bild eines umsichtigen Herrschers zu zeichnen oder zeichnen zu lassen. Die Schriftsteller seiner Zeit sind ihm geradezu verfallen und ergehen sich in Lobeshymnen. Horaz schreibt sein Kultlied auf Augustus:

»Treu und Glauben sind neu erwacht./Wen erfüllt noch mit Angst Parther und Skythe?/Wen Germaniens Brut, Söhne der rauen Luft?/Wen, da Caesar uns lebt, kümmert des Krieges Dräu’n,/fern im wilden Iberien?«

Heute würde man das eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit nennen, vor über 2000 Jahren war es ein Geniestreich. Denn dieser Augustus ist ein Januskopf, ein Mensch mit zwei entgegengesetzten Persönlichkeiten: stürmisch, ehrgeizig und skrupellos bis zur Grausamkeit in seiner Jugend. Klug, berechenbar und vorausschauend in seiner zweiten Lebenshälfte, die ihn zum größten Herrscher Roms machen wird.

Er kommt am 23. September 63 v.Chr. als Gaius Octavius zur Welt. Nach dem Tod seines Vaters wächst er bei der Großmutter Julia auf, und die ist eine Schwester Caesars. Damit sind die Weichen gestellt: Caesar, der selbst nur eine Tochter und keinen ehelichen Sohn hat, nimmt sich des Jungen an. Gaius Octavius begleitet seinen Großonkel auf Feldzügen nach Spanien gegen die Söhne des Pompeius; dort beeindruckt er durch Härte, sodass ihn Caesar auch in den Osten gegen die Parther, ein nicht zu kontrollierendes iranisches Reitervolk, schicken will. Octavius weilt zu Studienzwecken in Apollonia in der römischen Provinz Mazedonien, als ihn die Nachricht von der Ermordung Caesars erreicht. Sofort kehrt der junge Mann nach Rom zurück, sein Großonkel hat ihn testamentarisch adoptiert und zu seinem Erben erklärt. Octavius beginnt umgehend mit dem Kampf um die Macht.

Er ist ein gerissener Taktiker, nennt sich nach seinem Adoptivvater Caesar und baut mit zahlreichen Veteranen ein neues Heer auf. Mit dem Feldherrn Lepidus und Marcus Antonius, dem selbst ernannten politischen Erben Caesars, geht er das Zweite Triumvirat ein, das erst einmal politische Gegner, u.a. Cicero, aus dem Weg räumt. Dann sind die Mörder Caesars dran, schließlich geht es gegen den verbündeten Marcus Antonius, der mittlerweile Caesars Lebensgefährtin Kleopatra zur Geliebten hat. Octavius besiegt ihn 31 v.Chr. in der Seeschlacht von Actium. Das unterlegene Liebespaar flieht nach Ägypten, wo beide Selbstmord begehen. Octavius ist am Ziel. Er hat die alleinige Macht über Rom.

Das Jahr 27 v.Chr. wird zum Schicksalsjahr – für den Adoptivsohn Caesars und für Rom: Am 13. Januar bekommt der 35-Jährige vom Senat für zehn Jahre das prokonsulische Imperium übertragen. Am 16. Januar wird ihm der Titel »Augustus, der Erhabene« verliehen. Und im Juni erhält er die tribunizische Gewalt auf Lebenszeit.

Nie zuvor hatte ein Römer solche Macht, er ist de facto Alleinherrscher, sagt das aber nicht, sondern nennt sich Princeps Senatus, Erster des Senats. 14XIIIXXIXXXVII132137