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Ein unerwünschter Gast

Voll beladen mit Feuerwerksraketen und Böllern, lief der scharfsinnige Olchi-Detektiv Mister Paddock mit seiner Praktikantin Fritzi durch die Abwasserkanäle von London. Sie hatten für die Bonfire Night eingekauft, ein großes Fest, das übermorgen stattfinden würde. Paddock mochte die Stinkerwolken der Raketen sehr, darum hatte er beim Einkaufen ordentlich zugegriffen.

»Was feiern die Engländer eigentlich in der Bonfire Night?«, fragte Fritzi.

»Dasch ihr Könisch im Jahr Scheschehnhundertfünf nisch in die Luft gejagt worden isch«, erzählte Paddock, dem eine Rakete quer zwischen den Zähnen klemmte. Er spuckte sie auf die anderen in seinen Armen. »Damals wollte ein Kerl namens Guy Fawkes sechsunddreißig Fässer Schießpulver anzünden – direkt unter dem Saal, in dem der König die Politiker nach einer längeren Pause begrüßen und wieder an die Arbeit schicken sollte. Aber Fawkes wurde bei den Vorbereitungen erwischt und festgenommen. Die Engländer haben danach Freudenfeuer abgebrannt, weil ihr König gerettet worden war!«

»Ach so, deshalb heißt das Fest Bonfire Night – Freudenfeuer-Nacht!«, sagte Fritzi.

»Exactly. Oder auch Guy Fawkes Night oder Guy Fawkes Day. Jedes Jahr werden riesige Feuer entzündet und Feuerwerke in den Himmel geschossen zur Erinnerung daran, dass der gemeine Plan gescheitert ist. Kinder bauen Strohpuppen von Guy Fawkes, die in den Freudenfeuern verbrannt werden. Und es gibt sogar ein Lied: Remember, remember the fifth of November, gunpowder, treason and plot … Denk immer an den fünften November, Schießpulver, Verrat und Verschwörung …« Paddock drückte den Eingang zum Gully-Büro mit seinem Ellbogen auf und blieb wie angewurzelt stehen. »Foul fart!« Geschockt starrte er auf das gammelige Sofa in der Ecke.

Ein finsterer Kerl saß dort zusammengesunken in den Polstern. Seinen Hut mit dem breiten Rand hatte er tief ins maskierte Gesicht gezogen. Paddock erkannte ihn trotzdem, denn auf seinem Hemd leuchtete blutrot die Abkürzung seines Namens: FBJ!

»Bleib draußen, Fritzi!« Der Olchi-Detektiv kickte die Tür vor ihrer Nase zu und fixierte die düstere Gestalt. Es war sein schlimmster Feind!

»Was willst du hier, Firebomb Jack?«

Der Gangsterboss rührte sich nicht.

»Du bist wohl kaum hergekommen, um dich zu ergeben!«, rief Paddock ihm zu. Wieder bekam er keine Antwort.

Cheesy flyshit! Das ist eine Falle! – dachte er plötzlich. Blitzschnell ließ er alle Feuerwerkskörper los, zückte seinen Spezial-Regenschirm und richtete ihn auf den Verbrecher.

PFFFFFFFFTTT!

Müffelnder Qualm schoss aus dem eingebauten Stinkerwolkenwerfer und nebelte Firebomb Jack ein. Da tauchte mitten in der Wolke Dumpys Kopf aus einem Ölfass auf!

Paddock wusste, dass sein Gehilfe dort gern sein Nickerchen machte. »In Deckung! Wir haben einen ungebetenen Gast – den grausamsten Gangster des Landes …!«

Dumpy starrte seinen Chef verdutzt an. Dann prustete er los: »Huhuhuhahahahihi!« Vor lauter Lachen kippte er in seinem Ölfass um und kullerte damit durchs Gully-Büro.

»Hä? Was ist daran so lustig?«, fragte Paddock, ohne Firebomb Jack aus den Glupschaugen zu lassen.

»Das ist doch nur eine Puppe aus schimmeligem Stroh, Papiermatsch und Farbe!« Dumpy schnappte nach Luft.

Die Eingangstür wurde vorsichtig geöffnet, und Fritzi spähte hinein. »Ist alles o.k. bei euch?« Durch den Nebel von Paddocks Stinkerwolke sah sie die düstere Gestalt auf dem Sofa sitzen. Erschrocken wich Fritzi zurück.

Ihr Chef ließ den Spezialschirm sinken. »Keine Angst. Dumpy hat sich nur einen Scherz erlaubt!« Stinkig wandte er sich an seinen Gehilfen. »Was soll das? Warum hast du eine Firebomb-Jack-Puppe gebastelt?«

»Die ist für die Bonfire Night»Denk immer an den fünften November, Gangster ohne Gesicht! Verschwinde, wir wollen dich nicht!«