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Jan Beinssen

 

Sieben Zentimeter

Paul Flemmings zweiter Fall

 

Kriminalroman

 

 

 

 

 

 

 

 

ars vivendi

 

Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (4. Auflage 2009)

© 2006 by ars vivendi verlag

GmbH & Co. KG, Cadolzburg

Alle Rechte vorbehalten

www.arsvivendi.com

 

Lektorat: Anett Schwarz

Umschlaggestaltung: Silke Klemt, www.silkeklemt.de

Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag

 

eISBN 978-3-86913-393-5

 

Für Annika

 

Wer nun am tapfersten kämpft

und seinen Gegner besieget,

dieser wähle sich selbst die beste

der bratenden Würste.

 

Homer (8. Jh. v. Chr.)

 

1

Es war der bisher heißeste Tag in diesem Sommer, doch Paul Flemming fror so sehr, dass er den obersten Knopf seines leichten Hemdes schloss, was allerdings überhaupt keine Wirkung zeigte.

Er befand sich in einer Situation, von der er selbst nicht wusste, wie er sie einordnen sollte: beängstigend oder aber einfach nur absolut lächerlich. Um seiner eigenen Motivation willen entschied er sich für Letzteres und nahm sich vor, erstens ganz ruhig zu bleiben und zweitens eine nüchterne Bilanz seiner Lage zu ziehen: Paul Flemming befand sich mitsamt seiner schweren Kameraausrüstung, einer mittelstarken Taschenlampe und sommerlich leichtem Outfit grob geschätzte sieben oder acht Meter tief im Nürnberger Untergrund. Vor ihm ein Labyrinth aus dunklen, feuchten Gängen und hinter ihm ein Labyrinth aus dunklen, feuchten Gängen. Er stand in gebückter Haltung, und von der niedrigen, aschgrauen Decke tropfte unentwegt Kondenswasser in seinen Kragen.

Der alte Mann, der ihm den Schlüssel für den Eingang der Nürnberger Felsengänge gegeben hatte und sich freimütig anbot, Paul auf seinem Weg in die Tiefe zu begleiten, hatte ihn ermahnt, auf keinen Fall die markierten Pfade zu verlassen. Doch Paul hatte nicht nur eine Begleitung durch den Fremdenführer abgelehnt, sondern sich auch über dessen Warnung hinweggesetzt. Denn für seinen neuen Auftrag, eine aktuelle Bilddokumentation vom unterirdischen Nürnberg für die Landesausstellung 200 Jahre Franken in Bayern, wollte er die jahrhundertealten Felsengänge zunächst ganz allein und ohne jede Störung auf sich wirken lassen. Schließlich besaß er ja einen Lageplan, und der kleine Abstecher in einen unausgeschilderten Seitenarm war ihm als vertretbares Risiko erschienen.

Inzwischen war gut eine Stunde vergangen, und Paul hatte sich – da bestand kein Zweifel mehr – hoffnungslos verlaufen. Wieder fand ein eiskalter Wassertropfen den Weg in seinen Kragen, und das Licht seiner Taschenlampe wurde allmählich flauer. Paul musste niesen.

Den Auftrag für die Dokumentation von Nürnbergs in vielen Teilen unerforschten Gängen, Fluchten und Felsengewölben im Untergrund der Stadt hatte er direkt aus dem Rathaus erhalten; dazu einen Stoß Aktenordner mit Katastern, Karten und früheren unvollständigen Bestandsaufnahmen. Die Akten lagen ungelesen in seinem Loft am Weinmarkt, und dort hatte er wohl auch seine Vernunft zurückgelassen, ärgerte sich Paul im Nachhinein über seine übereilte und schlecht vorbereitete Exkursion.

Paul zog abermals den Lageplan aus seiner Hosentasche, entfaltete ihn und richtete umständlich das matte Taschenlampenlicht darauf. Er studierte die verwirrend verlaufenden Gänge, erkannte Chaos statt System und fühlte sich nun vollends in einen Irrgarten versetzt. Er streckte seine Hand aus und fuhr zweifelnd an der klammen, bröckelnden Wand entlang.

Angesichts der Kälte, die ihm unter Hemd und Hose kroch, musste er sich eingestehen, dass er für diesen Job völlig falsch ausgerüstet war. Vor allem an wärmere Kleidung hätte er denken müssen, schimpfte er still vor sich hin, als er seinen Weg durch die dunklen kalten Stollen fortsetzte.

Nahezu die komplette Nürnberger Altstadt war unterkellert. Der felsige Untergrund war durchbohrt von unzähligen Stollen, deren Ausläufer angeblich bis hinaus über die Stadtgrenzen reichten. Das wusste Paul, und gerade das Erkunden dieses geheimnisumwitterten unterirdischen Systems hatte ihn an seinem neuen Auftrag ja so gereizt. Aber ohne Ortskenntnisse und bessere Vorbereitung würde er nicht weit kommen. Der Gang, in dem er jetzt stand, war höchstens sechzig Zentimeter breit. Wieder musste er seinen Kopf einziehen; die Erbauer dieses Tunnels hatten seine einsfünfundachtzig nicht vorhersehen können. Paul entschied sich umzukehren, als der Weg in einen Kriechgang überging.

Er machte also kehrt, ohne jede Ahnung, in welcher Himmelsrichtung er unterwegs war. Seine Schritte hallten in den kahlen Stollen wider. Das Knirschen zertretener Steinchen drang laut an sein Ohr. Sobald er aber stehen blieb, herrschte absolute Stille. Er war vollkommen abgeschirmt von der Außenwelt. Das war einerseits beruhigend, andererseits gespenstisch. Ihm schauderte, als er an die vielen gruseligen Geschichten über Nürnbergs geheime Gänge dachte, die ihn schon in seiner Kindheit gefesselt hatten. Etwa das uralte Gerücht vom Schatz, der im fünfzehnten Jahrhundert in einem der Tunnel eingemauert worden war und auf dessen Suche mancher Abenteurer verschollen sein sollte. Von sagenhaften Reichtümern war die Rede gewesen, aber eben auch von Fallen, heimtückischen Mechanismen, die einem den Weg abschnitten, und unendlich vielen Gassen, die im Nichts endeten.

Wieder zerbarsten feinste Steine unter Pauls Schuhsohlen. Er passierte eine Kreuzung, die er eigentlich von seinem Hinweg her in Erinnerung hätte haben müssen, die ihm allerdings gänzlich unbekannt vorkam. Von wo war er gekommen?

Ihm fiel eine andere, häufig erzählte Mär ein: Der Legende nach gab es eine Verbindung zwischen dem Tiergärtnertorplatz in Nürnberg und der Alten Veste in Zirndorf weit vor den Stadttoren Nürnbergs. Während dort Wallenstein 1632 die Stellung gegen die anrückenden Schweden hielt, soll deren König Gustav Adolf den Bau eines Schachts befohlen haben, um seine Gegner im Zirndorfer Feldlager aus dem Untergrund überrumpeln zu können. Na ja, dachte Paul, eine nicht gerade wahrscheinliche Theorie, zumal sich der Schwedenkönig dafür nacheinander unter zwei Flussläufen, der Pegnitz und der Rednitz, hätte hindurchbuddeln müssen. Aber jetzt, hier in dieser kalten, Angst einflößenden Atmosphäre, begann Paul Verständnis für die alten Legenden zu entwickeln. Und dafür, dass die Stadt ein gesteigertes Interesse daran hatte, endlich eine lückenlose Bilddokumentation dieser teilweise unerforschten Unterwelt zu bekommen.

Nach der nächsten Kurve spürte Paul Hoffnung in sich aufkeimen. Ein Luftzug kündigte einen nahen Ausgang an, und er erkannte einen schwachen Lichtschein. Nach ein paar weiteren Schritten bestand kein Zweifel mehr: Paul hatte den erschlossenen Teil der Felsenkeller erreicht. Er beschleunigte seinen Gang. Nackte Glühbirnen an weit durchhängenden Elektrokabeln hießen ihn in der Welt der Zivilisation willkommen – und offengestanden war er mehr als erleichtert darüber.

Je näher er dem Ausgang kam, desto angenehmer stieg die Temperatur und damit sein Wohlfühlbarometer. Er öffnete die wuchtige Stahltür und kniff die Augen zusammen. Gleißendes Licht empfing ihn außerhalb der Felsenkeller. Ihm war augenblicklich wohlig warm zumute. Mit dem zwiespältigen Gefühl, gerade noch einmal davongekommen zu sein, schloss er hinter sich zwei Mal ab. Dann steckte er den Schlüssel in seine Hosentasche, und dort sollte er bleiben, bis er mit besserer Vorbereitung und Ausrüstung zurückkommen würde.

Paul hatte sein Fahrrad auf dem Albrecht-Dürer-Platz direkt neben dem bronzenen Denkmal abgestellt. Noch immer ein bisschen durcheinander ging er auf den hoch aufragenden Maler zu, zwinkerte in den grellen Himmel und genoss die Wärme der Julisonne.

Sein Handy hörte er im ersten Moment fast nicht, und als er es bemerkte, brauchte er einige Zeit, bis er es aus seiner Fototasche geangelt hatte.

»Blohfeld hier«, meldete sich der Anrufer mit vorwurfsvollem Unterton.

»Schönen guten Morgen«, sagte Paul bemüht freundlich, wobei es ihn wurmte, dass der Polizeireporter des Nürnberger Boulevardblatts stets so unhöflich sein musste und auf jegliche Begrüßungsfloskel verzichtete.

»Von wegen schöner Morgen!«, blaffte der Reporter ihn an. »Ich versuche seit Ewigkeiten, Sie zu erreichen!«

»Tut mir leid«, heuchelte Paul. »Ich war vorübergehend abgetaucht und hatte keinen Empfang.«

»Keinen Empfang?«, fragte Blohfeld ungläubig. »Wie dem auch sei. Es gibt Arbeit für Sie.«

»Ich habe genug Arbeit«, sagte Paul, der sich nach seinem Ausflug in den feuchten Untergrund eigentlich auf ein deftiges Frühstück auf der sonnenverwöhnten Terrasse der Studentenkneipe Ruhestörung an der Tetzelgasse freute.

Doch dem Reporter schien Pauls Wohlbefinden reichlich egal zu sein. »Schnappen Sie sich Ihren Knipsapparat und kommen Sie in die Wiesinger-Villa nach Erlenstegen«, sagte er energisch, »und zwar flott, ehe die Polizei die Leiche abtransportieren lässt.«

 

2

Paul musste ordentlich in die Pedale treten, als er in Höhe der alten Eisenbahnbrücke von der Erlenstegener Straße abbog und sich die Günthersbühler Straße hinaufquälte. Auch wenn er gut in Form war, spürte er nach der hinter ihm liegenden Fahrt durch die halbe Stadt nicht nur die Hitze, sondern – zugegeben – auch sein Alter.

Er strampelte tapfer weiter und bog kurz darauf in eine schmale Seitenstraße ein. Die vielen Streifenwagen und Zivilfahrzeuge der Polizei markierten besser als jedes Hinweisschild sein Ziel. Vor einer weiß gekalkten, mannshohen Mauer stellte er sein Rad ab, nahm die Fototasche vom Gepäckträger und ging geradewegs auf einen abweisend blickenden Polizeibeamten zu, der sich vor einer ebenfalls in Weiß gehaltenen, massiven Holzpforte postiert hatte.

»Presse«, nuschelte Paul und wollte sich an dem Beamten vorbeizwängen.

»Halt«, sagte dieser barsch, »Ihren Presseausweis!«

»Ich bin der Fotograf von Herrn Blohfeld«, sagte Paul mit gewisser Ungeduld.

Der Polizist rührte sich nicht vom Fleck. Doch dann erhellte sich seine Miene. Er musterte Paul mit unverhohlener Neugierde und sagte: »Wissen Sie, dass Sie diesem Schauspieler ähnlich sehen? Diesem Hollywoodschauspieler? Diesem …«

»Ja, ja«, tat Paul das Gehörte ab. »Darf ich jetzt bitte vorbei?«

»Meine Frau schaut sich jeden Film mit ihm an«, redete der Polizist weiter. »Sie schwärmt für ihn. Richtig eifersüchtig könnte man werden.«

»Mein lieber Herr: Ich kann Ihnen versichern, dass ich mit George Clooney weder verwandt noch verschwägert bin.« Paul bemühte sich, bewusst anders zu lächeln als sein Double aus Hollywood. »Lassen Sie mich also passieren?«

Der Beamte trat beiseite. »Diese Ähnlichkeit: erstaunlich.«

Paul betrat einen Garten, der eher die Bezeichnung Park verdient hätte. Ein geschwungener Weg aus weißen Kieseln wurde gesäumt von einem Rasen in Golfplatzqualität. Stattliche Laubbäume mit imponierenden Kronen spendeten Schatten. Sein Blick aber wurde von der Wiesinger-Villa in der Mitte des Anwesens angezogen: ein riesiger, strahlend weißer Bau mit einem von Säulen flankierten Portal und turmartigen Rundbauten an den Seiten. Ein Märchenschloss, kam es Paul spontan in den Sinn, und zwar ein ziemlich kitschiges.

Die Wiesingers. In Nürnberg kannte jeder den größten Bratwurstproduzenten der Stadt. Die Familie war eigentlich zugereist und hatte sich mit Ehrgeiz und Ellenbogen einen Platz im von jeher engen Nürnberger Bratwurstmarkt erkämpft. An Wiesinger-Würstchen kam heutzutage kaum jemand vorbei – egal, ob als Betreiber eines Bratwurststandes oder als Disponent einer Supermarktkette. Die Wiesinger-Villa war ein eindrucksvolles Symbol ihrer Dominanz, dachte Paul.

»Hallo«, sagte er halb erstaunt, halb erfreut, als er anstelle des Polizeireporters Blohfeld Katinka Blohm in elegantem hellem Hosenanzug auf der Veranda der Villa erblickte. Ihr langes blondes Haar fiel ihr ungezwungen über die zierlichen Schultern, ihre blassblauen Augen musterten ihn freundlich. Paul war erleichtert über den freundlichen Empfang, denn er kannte die Staatsanwältin auch anders.

»Seit wann rauchst du?«

Katinka Blohm sah Paul zunächst fragend an, dann blickte sie auf die halb gerauchte Zigarette in ihrer Rechten und schnippte sie ins Gebüsch. »Der Stress, mein Lieber«, sagte sie. Sie drückte ihm zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Du weißt ja, wer der Tote ist.«

Paul nickte. »Hans-Paul Wiesinger, nehme ich an, wenn ich den ganzen Polizeifuhrpark hier sehe.« Er beobachtete Katinkas Reaktionen genau, als er weitersprach. »Blohfeld hat mir am Handy nicht viel erzählt, aber mir ist klar, dass er ein leuchtender Stern in Nürnbergs High Society war.«

Katinka stimmte zu, und Paul bemerkte einige feine Sorgenfältchen, die sich um ihre Augen bildeten. »Offenbar habe ich es immer wieder mit prominenten Mordopfern zu tun«, klagte sie in Anspielung auf einen früheren Fall. »Wiesinger ist«, sie korrigierte sich, »war nicht nur einer der größten Rostbratwurstproduzenten, sondern auch politisch engagiert.«

»Allerdings.«

»Er war einer der wichtigsten und vor allem legalen Spendengeber und Wahlkampfhelfer für die Partei. Auch den Heimatbund soll er stark gefördert haben. Man wird ihn dort vermissen.« Katinka nestelte an ihrem Jackett, wohl auf der Suche nach einer neuen Zigarette. »Geh nur rein. Die Spurensicherung ist beinahe durch, und dein Freund Blohfeld scharrt sicher schon ungeduldig mit den Hufen.«

 

3

Das Innere der Villa unterschied sich stilistisch kaum von ihrem äußeren Eindruck. Das Foyer war weiß und riesig, und die verarbeiteten Materialien waren erlesen. Paul wollte nicht wissen, was allein die kindshohen Vasen gekostet hatten, die den unteren Absatz einer gewaltigen marmornen Treppe ins obere Stockwerk zierten.

Paul näherte sich einer Tür am Ende der Empfangshalle, die von ihren Dimensionen eher an ein Kirchenschiff erinnerte. Die Tür war einen Spaltbreit geöffnet, und grelles Scheinwerferlicht drang heraus.

»Besser spät als nie«, begrüßte ihn Blohfeld. Hinter der schmächtigen Gestalt des grauhaarigen Reporters entfaltete sich die geballte Schaffenskraft der modernen Kriminalistik: Im gleißenden Licht mehrerer wattstarker Strahler waren Männer und Frauen in weißen Schutzanzügen damit beschäftigt, jeden Krümel in dem antiquiert eingerichteten Arbeitszimmer umzudrehen. Die Kriminalbeamten gingen mit Pinzetten, Pipetten und Tupfern zu Werke, sammelten jedes verdächtig erscheinende Utensil und steckten es in durchsichtige Plastikbeutelchen. Mittendrin im emsigen Treiben, ausgestreckt auf einem Orientteppich, lag ein mit weißen Laken bedeckter Körper.

»Kleines Quiz«, sagte Blohfeld und zupfte sich sein burgunderrotes seidenes Halstuch zurecht, »seit wann gibt es Nürnberger Rostbratwürste?«

Paul, eingenommen von den Vorgängen um ihn herum, zuckte die Schultern.

»1313. Aus diesem Jahr stammt zumindest die erste urkundliche Erwähnung«, sagte der Reporter und pustete sich eine Strähne seines dünnen grauen Haares aus der hohen Stirn. »Zweite Frage: Warum sind Nürnberger Würstchen so klein?«

»Moment, das weiß ich!« Paul hob seinen Zeigefinger. »Weil die Nürnberger Wirte sie damals auch nach der Sperrstunde anbieten wollten und sie somit durch Schlüssellöcher hindurch verkaufen mussten.«

»Könnte man gelten lassen. Eine andere Theorie besagt, dass sie den Häftlingen im historischen Lochgefängnis unter dem alten Rathaus durchs Zellenschloss gereicht wurden und deshalb so kompakt sein mussten.«

»Habe ich die Prüfung also bestanden?«, frotzelte Paul.

Blohfeld strich sich über seine schmale Himmelfahrtsnase. »Bestanden haben Sie erst, wenn Sie mir ordentliche Tatortfotos liefern.«

Paul setzte ein Weitwinkelobjektiv auf den Bajonettverschluss seiner Nikon. Er schloss einen leistungsstarken Stabblitz an und orientierte sich durch den Sucher der Kamera. Konzentriert lichtete er den Raum ab. Zunächst Fotos des abgedeckten Toten auf dem Fußboden, dann folgten Aufnahmen des Schreibtisches mit zerwühlten Unterlagen darauf, anschließend Bilder von weiteren Möbeln, den Wänden und teuer aussehenden Dekorationsgegenständen. Zuletzt fotografierte Paul die Scheibe einer Verandatür, die vermutlich der Täter zerbrochen hatte, um in die Villa einzudringen.

»Was glauben Sie eigentlich, wie viele Würstchen der alte Wiesinger durchschnittlich im Jahr hergestellt hat?«, forderte ihn Blohfeld erneut heraus.

»Keine Ahnung«, sagte Paul. »Zweihunderttausend? Vierhunderttausend? Das ist schwer zu schätzen; man isst ja immer mehrere davon, um satt zu werden.«

Blohfeld lächelte ihn nachsichtig an. »Rechnen ist wohl nicht Ihre Stärke«, sagte er. »Deshalb stehen Sie mit der Miete für Ihre Atelierwohnung am Weinmarkt wohl auch seit Monaten in der Kreide, was? Ich will es Ihnen sagen: dreihundert Millionen! Dreihundert Millionen von diesen verflixt leckeren kleinen Sünden. Der hat sie in alle Welt exportiert und sich daran dumm und dämlich verdient.«

Das sieht man, dachte Paul angesichts der imposanten Kulisse.

»Raubmord?«, fragte er den Reporter, nachdem er weitere Fotos von der zerbrochenen Verandatür gemacht hatte.

Blohfeld sah ihn an, fuhr sich erneut über die Nase und sagte leise: »Das vermutet die Staatsanwaltschaft. Die ersten Eindrücke deuten darauf hin.«

Paul nahm Blohfelds Verschwörerton auf, als er sich erkundigte: »Und was glauben Sie?«

»Das weiß ich selbst noch nicht«, gestand der Reporter ein. »Aber die Alarmanlagen haben nicht ausgelöst, weder die an der Gartenmauer noch die in der Villa selbst. Das gibt einem zu denken.«

»Ein Profi«, suchte Paul nach einer plausiblen Erklärung.

»Warum nimmt er souverän die ersten Hürden, um dann mit brachialer Gewalt die Scheibe einzuschlagen?« Blohfeld schüttelte den Kopf. »Nein, nein, so einfach ist das nicht.«

Paul wusste nicht recht, ob er sich Blohfelds Zweifeln anschließen sollte. Denn warum sollte man einen glasklaren Fall wie diesen unnötig komplizieren? »Wie sieht denn die offizielle Lesart aus?«, fragte er.

Blohfeld grunzte. »Hans-Paul Wiesinger schläft in seinen Privatgemächern im ersten Stock. Er hört ein verdächtiges Geräusch. Da es bereits mitten in der Nacht und er – bis auf den alten Chauffeur – allein im Haus ist, sieht er selbst nach dem Rechten. Er überrascht einen Einbrecher in seinem Arbeitszimmer. Dieser verliert die Nerven und schlägt Wiesinger mit einem – sagen wir – Stemmeisen oder einem ähnlich schweren Gegenstand nieder. Anschließend flüchtet der Täter mit der Tatwaffe.«

Paul hörte ein dumpfes Schluchzen und schaute sich irritiert um, konnte die Herkunft des Geräuschs aber nicht feststellen. »Wer hat den Toten gefunden?«, fragte er.

Blohfeld deutete in die Richtung, aus der das Schluchzen kam. »Dort draußen sitzt er, auf der Veranda, der alte Chauffeur. Armer Kerl. Hat in kindlicher Naivität an seinem Arbeitgeber gehangen. Der Mann ist beinahe im Rentenalter, kann sich von seinem Posten aber offenbar nicht trennen.« Blohfeld kehrte den Chef heraus. »Seien Sie so gut und machen Sie ein paar hübsche Aufnahmen von ihm.«

Paul trat unter Protest eines Spurensicherers durch die zerbrochene Scheibe auf die Veranda hinaus. Tatsächlich saß dort jemand: zusammengesunken, das Gesicht verborgen zwischen großen, faltigen Händen; er trug eine weit fallende, dunkle Chauffeursgarderobe. Paul näherte sich dem Mann und sah hinab auf struppiges schlohweißes Haar. Neben dem Fahrer lag eine Chauffeurskappe, scheinbar achtlos auf die Holzbohlen der Veranda geworfen.

»Es ist alles aus«, stammelte der Mann. »Alles vorbei.«

Paul hatte nicht vor, den Seelsorger zu spielen, zumal er darin bestimmt nicht der Geeignetste war. »Darf ich«, setzte er unbeholfen an, »einige Aufnahmen von Ihnen machen? Sie sind einer der wichtigsten Zeugen«, sagte er bekräftigend.

»Über dreißig Jahre – und dann ein solches Ende«, sagte der Chauffeur mit brüchiger Stimme. Er schaute auf und blickte Paul aus traurigen fahlen Augen an. Dabei fielen Paul seine großen abstehenden Ohren auf.

»Darf ich?«, fragte Paul erneut und drückte schon auf den Auslöser. Fünf Fotos in rascher Folge. Die Sache war blitzschnell im Kasten.

Paul war erleichtert, als er wieder auf Blohfeld stieß, der sich im Foyer von einem Kripobeamten Kaffee aus einer Thermoskanne einschenken ließ. »Der Arme ist ja fix und fertig.«

»Hauptsache, Sie haben die Fotos.«

Paul nickte. »Zur Abwechslung habe ich jetzt mal eine Quizfrage«, sagte er. »Was verdient man denn mit dreihundert Millionen verkauften Würstchen im Jahr?«

Blohfeld zog die Brauen hoch und antwortete: »Streichen Sie eine Null und Sie haben den Umsatz.«

»Dreißig Millionen?«, fragte Paul ungläubig. »Und ich hatte mich schon darüber gewundert, wie sich ein Metzger einen eigenen Fahrer leisten kann.«

Blohfeld lächelte wie üblich ein wenig überheblich. »Nicht nur einen Fahrer, mein Lieber. Da waren auch eine Köchin, ein persönlicher Assistent und ein Gärtner drin.«

»Na, dann«, grinste Paul, »haben wir ja unseren Mörder gefunden!«

Blohfeld klappte die Kinnlade herunter. »Den Mörder?«

»Natürlich«, trumpfte Paul scherzhaft auf, »der Gärtner ist immer der Mörder! Haben Sie schon Kontakt mit ihm aufgenommen?«

Der Reporter verzog keine Miene. »Gärtner, Köchin und Assistent wohnen außer Haus beziehungsweise hatten in der Mordnacht Ausgang. Nun sehen Sie zu, dass Sie Ihre Fotos in die Redaktion mailen«, blaffte Blohfeld Paul an.

Paul beeilte sich, den Tatort zu verlassen. Er hetzte durch das Foyer, blieb an einem zierlichen japanischen Sekretär aus rötlich schimmerndem Edelholz stehen und griff sich eine darauf ausgelegte Imagebroschüre der Wiesinger-Fabrik.

»Das pure Elend«, entfuhr es ihm. Der Prospekt in seinen Händen war bieder, schlecht layoutet und vor allem mies fotografiert. Wenn der alte Wiesinger nicht tot im Nebenraum liegen würde, hätte Paul ihm hier und jetzt ein Angebot für einen neuen, attraktiveren Imagekatalog gemacht.

»Augenblick«, riss ihn Katinka Blohm aus seinen Gedanken. »Ich brauche mal deine Unterstützung«, sagte sie schmeichelnd und lenkte ihn in eine stille Nische zwischen zwei griechisch anmutenden Säulen.

Paul grinste. »Klar. Immer. Gern. Worum geht es?« Er rechnete nicht wirklich mit einem anstrengenden Gefallen.

»Hannah studiert doch jetzt an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, der WiSo«, begann Katinka umständlich.

Paul nickte abwartend. Von Hannah hatte er lange nichts gehört. Nichts mehr, seit sie als Nürnberger Christkind für die eine oder andere Schlagzeile gesorgt hatte. Aber er konnte sich ausrechnen, dass Katinkas widerspenstige Tochter aus erster und gescheiterter Ehe inzwischen ihr Abitur bestanden hatte und zur Studentin aufgestiegen war.

»Sie ist von zu Hause ausgezogen«, erklärte Katinka leicht melancholisch, »ins Noricus.«

»Ins Noricus?«, fragte Paul mit gewissem Unglauben. Ausgerechnet dorthin? Nichts gegen Hochhäuser; die brauchte eine Großstadt nun einmal. Aber musste es das Noricus sein? Die Bettenburg am Wöhrder See genoss nicht gerade den Ruf eines renommierten Mietshauses. In den zwanzig oder dreißig Stockwerken sollten angeblich Prostituierte anschaffen. Und auch sonst war die Klientel wohl nicht die, die sich eine Mutter für ihre neunzehnjährige Tochter wünschen konnte.

»Das Noricus ist schon lange keine Nuttenhochburg mehr.« Katinka schien seine Gedanken lesen zu können. »Hannah hat eine anständige Wohnung zu einem anständigen Preis gefunden«, sagte sie und grinste. »Außerdem eine mit unverbaubarem Burgblick.«

»Nun ja«, gab Paul klein bei. »Was für einen Gefallen soll ich dir oder ihr denn tun?«

»Ich möchte dich bitten, ab und zu nach ihr zu schauen«, sagte Katinka.

»Nach ihr zu schauen?«, fragte Paul perplex. »Wie stellst du dir das vor? Ich bin nicht ihr Vater. Außerdem bin ich froh, wenn ich meine eigenen Angelegenheiten einigermaßen regeln kann.«

Katinka lächelte, wobei ihre blauen Augen ihn erwartungsvoll ansahen. »Gerade weil du nicht ihr Vater bist, bitte ich dich darum. Hannah würde es mir übelnehmen, wenn ich in nächster Zeit zu oft bei ihr aufkreuze, kaum dass sie ihre Selbstständigkeit erkämpft hat.«

»Aber Katinka«, protestierte Paul zum Scherz. »Das hört sich schwer nach verdeckten Überwachungsmethoden an.«

Katinka nickte und blickte ihn schelmisch an. »Ich traue meiner Kleinen ja eine Menge zu – aber leider auch eine Menge Blödsinn. Also? Kann ich auf dich zählen?«

»Ich werde dich bei Gelegenheit um eine Revanche bitten«, sagte Paul und war trotz des ernsten Anlasses ihres Zusammentreffens guter Dinge, weil er seine alte Schulfreundin lange nicht so gelöst erlebt hatte. Paul wollte die gute Stimmung nutzen, um sich mit Katinka zum Abendessen zu verabreden, als ihr Gespräch durch das Geräusch eines hochtourig laufenden Motors unterbrochen wurde.

Beide sahen in Richtung der Toreinfahrt und folgten mit ihren Blicken einem schwarzen Sportwagen mit offenem Verdeck, der in rasantem Tempo den Weg zur Villa hinauffuhr und ohne Rücksicht auf eventuelle Lackschäden den Kies aufstieben ließ.

»Das muss er sein«, raunte Katinka Paul zu.

»Wer?«, fragte Paul. Doch noch während er Katinka die Verandatreppe hinab zur Auffahrt folgte, reimte er sich zusammen, dass es sich bei dem flotten Fahrer wohl um den Sohn von Hans-Paul Wiesinger handeln musste. Andi Wiesinger war erfolgreicher Geschäftsmann und Dandy in einem, von Paul unzählige Male auf diversen Galas, Bällen und Golf-Trophys abgelichtet.

Tatsächlich saß in dem Porsche-Cabriolet, das unmittelbar vor den Treppen zum Stehen gekommen war, ein Mann Mitte dreißig, von schmaler, aber sportlicher Statur, mit einem gebräunten Gesicht und zurückgekämmtem dunkelblondem Haar, das zum Teil von einer Schirmmütze verdeckt wurde. Neben Andi Wiesinger erkannte Paul auf dem Beifahrersitz eine dunkelhaarige Frau mit auffallend dunklem Teint: seine Gattin Doro Wiesinger. Sie war etwa im gleichen Alter wie Wiesinger junior und trug ein extravagantes, leuchtend rotes Kleid, von dem sich eine nicht zu übersehende Goldkette abhob. Ihre dunklen Augen strahlten große Entschlossenheit aus.

»Mein Beileid«, nahm Katinka die Wiesingers in Empfang, kaum waren sie aus dem Porsche ausgestiegen.

Paul bemerkte, dass Wiesinger den Motor laufengelassen hatte. Wohl weil er davon ausging, dass ein Bediensteter den Wagen in die Garage fahren würde. Wahrscheinlich würde diese Aufgabe dem trauernden alten Chauffeur zufallen, dachte Paul mitleidig.

»Es ist eine Tragödie«, sagte Katinka mit gedämpfter Stimme. »Ich habe Verständnis dafür, wenn Sie sich erst einmal sammeln möchten, bevor wir Sie mit unseren Fragen quälen müssen.« Sie reichte ihm die Hand. »Blohm ist mein Name. Ich bin die zuständige Staatsanwältin.«

Paul lobte Katinka im Stillen für ihre Diplomatie und brachte dezent seine Kamera in Position.

»Staatsanwältin?«, fragte Wiesinger, während er ihr mit leichtem Widerstreben die Hand schüttelte. »Ist das hier nicht Sache der Polizei?«

»Ich bin angehalten, mich in diesem besonderen Fall von Anfang an selbst mit den Ermittlungen zu befassen.«

»Also gut: Fragen Sie ruhig, fragen Sie«, sagte Andi Wiesinger, wobei sein Blick ziellos umherirrte. »Ist er dort drin?« Er zeigte mit einer fahrigen Bewegung auf die Villa.

Katinka nickte. »Die Bestatter werden jeden Augenblick eintreffen.«

»Kann ich ihn sehen?«, fragte Wiesinger.

»Ich würde es Ihnen nicht empfehlen«, sagte Katinka leise.

»Schon gut, schon gut.« Unruhig wandte sich Wiesinger seiner Frau zu. »Ermordet«, sagte er zu ihr. »Stell dir das bloß vor, Liebes. Ermordet – bei uns zu Hause!« Jetzt wandte er sich wieder an Katinka: »Es war ein Einbrecher, sagte die Polizei am Telefon. Ist das richtig? Wie konnte das passieren?«

Katinka deutete an, dass der oder die Einbrecher gut informiert gewesen sein mussten, da sie die Sicherungssysteme umgangen hatten. »Aber die Bluttat selbst war unseren Vermutungen nach kein Vorsatz. Ihr Vater hat den Täter wahrscheinlich auf frischer Tat ertappt.«

»Kein Vorsatz?« Wiesinger griff nach der Hand seiner Frau, die sie ihm aber augenblicklich wieder entzog. »Vorsatz hin, Vorsatz her – das macht meinen Vater nicht wieder lebendig.«

»Kommen Sie direkt aus München?«, bemühte sich Katinka, das Gespräch zurück auf eine sachliche Ebene zu führen.

Wiesinger nickte, und Paul bemerkte beim Blick durch den Sucher, dass das Gesicht des Mannes mit dem Image des ewigen Sunnyboys bei näherer Betrachtung von tiefen Falten durchzogen war. »Wir waren auf einer Vernissage«, knüpfte Wiesinger an. »Bei einer befreundeten Malerin. Wir waren zwar noch im Käfers, aber schon recht früh im Hotel.«

»Ja, so gegen ein Uhr«, meldete sich Doro Wiesinger erstmals zu Wort. Ihre Stimme war unerwartet tief und nach Pauls Empfinden durchaus exotisch. »Dort erreichte uns dann gegen Morgen der Anruf.«

Katinka blickte auf ihre Uhr. »Laut dem Chauffeur Ihres Vaters, Herrn Schönberger, hatten Sie Nürnberg am späten Nachmittag verlassen.«

»Ja«, bestätigte Andi Wiesinger. »Schönberger hatte den Wagen voll getankt, und gleich darauf sind wir losgefahren.«

»Der Totschlag wird vom Gerichtsmediziner nach ersten vorsichtigen Schätzungen auf die Nachtstunden zwischen Mitternacht und vier Uhr terminiert.«

»Wie Sie das sagen.« Doro Wiesinger bedachte Katinka mit einem feindseligen Blick. »Wir reden hier über einen Menschen, meinen Schwiegervater, und nicht über irgendein Kaninchen, das bei einem Laborversuch verendet ist.« Sie taxierte jetzt auch Paul voller Argwohn und zog ihr Kleid über dem Dekolleté zusammen, nachdem er seine Kamera abermals auf sie gerichtet hatte.

»Entschuldigen Sie«, sagte Katinka und geleitete die Wiesingers in Richtung der Eingangstür. »Wir sollten uns an einem ruhigen Ort ungestört weiter unterhalten.«

Dann machte sie Paul gegenüber eine Geste, als wollte sie einen lästig werdenden Hund vertreiben. »Du bleibst draußen«, zischte sie.

Großartig, dachte er voller Sarkasmus, als er Andi Wiesinger in seinem Tausend-Euro-Freizeitanzug und seine in Rot gewandete südamerikanische Schönheit gemeinsam mit Katinka in der Villa verschwinden sah. Doro Wiesinger hatte, so fiel Paul auf, als er sie von hinten sah, um die Hüften herum ein wenig zugelegt. Was mochte das wohl bedeuten?, fragte er sich. Kummerspeck, weil ihr Mann sie so oft betrog? Aber das würde sie kaum nötig haben, denn Doro Wiesinger war dem Vernehmen nach in dieser Hinsicht selbst nicht von schlechten Eltern. Und ihre Attraktivität stand außer Frage. Nein, nein, diese Dame war selbstbewusst genug, um sich genau die Figur zu leisten, die sie anstrebte und die zu ihr passte. Sie war ganz sicher nicht dem zweifelhaften Schönheitsideal abgemagerter Supermodels verhaftet.

Paul stand alleingelassen neben dem schwarzen Porsche der Wiesingers und begann in der knallenden Nachmittagssonne zu schwitzen. Das war es dann wohl, dachte er sich und trat den Rückzug an. Zuvor schoss er noch einige Bilder von dem Cabrio. Die ersten von vorn aus der Froschperspektive – das machte den Wagen imposanter beziehungsweise ließ ihn angeberischer wirken –, dann einige von der Seite. Schließlich richtete er sein Objektiv auf das Cockpit und die ledernen Sportsitze, auf denen noch das Gucci-Handtäschchen von Doro Wiesinger lag.

 

4

Paul radelte zurück und spürte plötzlich, dass er zwar seit Stunden unterwegs war, jede Menge erlebt hatte, aber in der ganzen Zeit keinen Bissen zu sich genommen hatte. Während er in die Pedale trat, überlegte er, ob er vor der Rückfahrt ins Burgviertel einen Schlenker über die Pirckheimerstraße einplanen sollte. Es war kurz nach zwei. Ihm stand der Sinn nach sommerlich leichter italienischer Küche ohne viel Brimborium, und er wusste, dass er genau diese in der L’Osteria bekommen würde. Dort gab es nicht nur die besten, sondern auch die größten Pizzen der Stadt. Pizza Rucola war sein Favorit. Und dazu würde er sich ein leichtes Weizenbier gönnen, um die verbrauchten Mineralien in den Körper zurückzuschwemmen.

Mit diesen versöhnlichen Gedanken war er der Realität allerdings um einige Kilometer voraus, denn schon am Naturgartenbad endete seine Fahrt vorläufig. Er nahm sie im quirligen Treiben der vor den Kassen anstehenden Jugendlichen zunächst nur aus den Augenwinkeln wahr, und das noch dazu gehandicapt, weil ihm gerade eine Schweißperle von der Stirn in die Augen gelaufen war. Paul sah zuerst nur ihre unverwechselbare Lockenpracht, und dann erkannte er auch ihre Stimme.

»Hannah?«, rief er, als er beide Bremsen betätigte und das Rad neben dem Kassenhaus des Bades ausrollen ließ.

Hannah Blohms Gesichtsausdruck sprach Bände. Katinkas Tochter schien nicht begeistert zu sein, im Kreise ihrer jugendlichen Freunde von Paul angesprochen zu werden. Paul malte sich ihre Befürchtungen aus: Hoffentlich denkt niemand, dass ich etwas mit diesem Typ habe – er könnte ja mein Vater sein.

Stattdessen sagte Hannah allerdings etwas ganz anderes. Ihre Gesichtszüge klarten erstaunlicherweise auf, als sie sich einem Mädchen an ihrer Seite zuwandte und erklärte: »Das ist Paul Flemming. Der Fotograf, von dem ich dir erzählt habe.«

Das Mädchen, eine attraktive Erscheinung mit dunklem, leicht gewelltem Haar und melancholischen Augen, lächelte Paul erwartungsfroh an. Sie hatte lange magere Beine, die sie mit kokettierender Ungeschicktheit kreuzte, als ständen sie sich gegenseitig im Wege.

»Antoinette«, stellte Hannah sie vor, »französische Gaststudentin und meine Mitbewohnerin. Sie hat nach dem Semesterende einige Wochen drangehängt, um bei uns Land und Leute besser kennen zu lernen.«

»Mitbewohnerin?«, erkundigte sich Paul. »Deine Mutter hat mir schon gesagt, dass du ausgezogen bist, aber eine Mitbewohnerin hat sie nicht erwähnt.«

»Ja, ja, typisch Mami«, winkte Hannah ab. »Wie sollte ich eine eigene Wohnung denn sonst finanzieren?«

»Du hättest ja nicht auszuziehen brauchen«, merkte Paul vorsichtig an.

»Nicht?«, entgegnete Hannah schroff. »Sie ist es doch gewesen, die mit dem Drängen angefangen hat! Katinka hat mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Es konnte ihr plötzlich nicht schnell genug gehen. Demnächst muss ich wahrscheinlich noch entscheiden, welche meiner Puppen überleben darf und ob das Schulzeug aus der ersten Klasse zu Altpapier wird oder Teil meiner Memoiren.«

Paul beschloss, nicht näher auf diese Familienangelegenheit einzugehen und sich stattdessen Hannahs neuer Freundin zuzuwenden. »Freut mich«, sagte er. Da ihre rechte Hand verbunden war, reichte sie ihm ihre linke. Die Hand verschwand fast vollständig in seiner, und als er sie für Sekunden drückte, spürte er die Zartheit ihrer Finger. Antoinettes Augen waren ungewöhnlich groß und dominierten ihr zart geschnittenes Gesicht. Ihre Nase wollte nicht so recht zum Rest passen: Sie war eine Nummer zu groß geraten, fand Paul, der froh war, diesem Idealbild einer heranreifenden Frau zumindest ein kleines Manko abtrotzen zu können.

Antoinette war lässig gekleidet. Ein schlichtes weißes Kleid, für eine Studentin gerade passend. Sie trug einen winzigen, in der Sonne funkelnden Stein im linken Nasenflügel. Ansonsten verzichtete sie – im Gegensatz zu Hannah – auf Attribute der Jugend wie Tattoos oder Piercing. Paul bewunderte verstohlen ihre reizvolle Figur. Aufgepasst, ermahnte er sich: An einer so charmanten Versuchung konnten sich mittelalte Herren wie er sehr leicht die Finger verbrennen.

Hannah schien die gleichen Gedanken zu haben, denn sie sagte scharf: »Sie können ihre Hand jetzt wieder loslassen.«

Paul fühlte sich ertappt und schreckte zurück.

»Lass nur«, sagte Antoinette zu Hannah. Dann wandte sie langsam den Kopf und lächelte Paul zuversichtlich an. »Ich habe gehört, Sie können mir eventuell zu einem Zeitungsjob verhelfen?«, fragte sie mit kaum wahrnehmbarem französischem Akzent.

»Wo haben Sie so gutes Deutsch gelernt?«, wollte Paul zunächst wissen.

Antoinette lächelte gewinnend. »Wissen Sie, meine Familie hatte immer viel Kontakt mit den Deutschen.«

»Sie kommt aus Grimaud«, sagte Hannah, als würde die Erwähnung dieses Ortsnamens alles erklären.

Auf Pauls fragenden Blick hin erläuterte Antoinette: »Ein kleines Örtchen auf einem Hügel über der Bucht von St. Tropez.«

»An der Côte d’Azur«, mischte sich Hannah erneut ein.

»Ich weiß, wo St. Tropez liegt«, sagte Paul mit einem Anflug von Verärgerung. Hannah trat schmollend einen Schritt zurück.

»Dort sind im Sommer viele Touristen«, erklärte Antoinette freundlich, »und vor allem viele deutsche Touristen«, redete sie weiter und ließ – das nahm Paul deutlich wahr – den südfranzösischen Akzent jetzt stärker durchklingen. Sie lächelte abermals.

Paul freute sich über diese Avancen, die ihm durchaus schmeichelten. Seine eigenen Gefühle hatte er trotz der sommerlichen Temperaturen allerdings gut im Griff und dachte gar nicht daran, seinen Hormonhaushalt von diesem jungen Ding durcheinanderbringen zu lassen.

Hannah hielt ihn wohl für weniger diszipliniert und selbstbeherrscht, denn sie sagte: »Ich glaube, Herr Flemming muss jetzt schleunigst nach Hause. Er muss sicherlich noch arbeiten.« Dann grinste sie ihn böse an. »Wenn Sie Antoinette mal wieder sehen wollen, können Sie sie ja zu Ihrem vierzigsten Geburtstag einladen.«

»Vierzig werden Sie schon?«, fragte Antoinette und tat erstaunt. Sie griff erneut nach Pauls Hand, und nun wurde die Sache für ihn allmählich doch etwas heikel. Antoinette strich über seine Handfläche und strahlte. »Sie sind ein Typ wie der Delon. Dem merkt man sein Alter auch nicht an. Das liegt am Charisma.« Sie hielt seine Hand ganz dicht vor ihr Gesicht. So nahe, dass er ihren warmen Atem spürte. »Nur die Hände verraten einem das wahre Alter. Die Tiefe der Lebenslinien …«, sagte sie und entließ seine Hand endlich aus ihrer zarten Umklammerung.

»Okay, jetzt langt’s.« Hannah schien innerlich zu kochen, und Paul hatte nicht vor, sie ohne wirklichen Grund herauszufordern.

Er verabschiedete sich höflich und setzte sich wieder auf sein Fahrrad, bis Antoinette ihm ein Stück hinterherlief und ihn nochmals auf den Zeitungsjob ansprach. Paul willigte ein, bei Blohfeld ein gutes Wort für sie einzulegen.

Er ließ sich die leichte Anhöhe des Villenviertels hinabrollen und amüsierte sich im Nachhinein über die schmeichelhafte Begegnung mit Hannahs Freundin und ihre Reaktion darauf. Sein Bedürfnis nach Pizza Rucola war mittlerweile allerdings dem aufkeimenden Pflichtgefühl gewichen. Schließlich wartete genug Arbeit auf ihn, dachte Paul, als er in den Weinmarkt einbog und sein Fahrrad ins angenehm kühle Treppenhaus seines Wohnhauses schob: Er musste die Tatortfotos aus der Wiesinger-Villa so schnell wie möglich bearbeiten und in die Redaktion mailen. Er würde eine Nachricht für Blohfeld beifügen und ihm darin eine französische Praktikantin wärmstens ans Herz legen.

 

5

Das Knoblauchsland duftete. Paul saß tief zurückgelehnt auf dem Beifahrersitz und ließ sich bei geöffnetem Fenster die Loher Hauptstraße entlangfahren. Er atmete die morgendliche Sommerluft in vollen Zügen ein. Während er die Felder an sich vorbeiziehen sah, erschnupperte er erst den charakteristischen Geruch von Sellerie, dann von Lauch, Fenchel, einen Hauch von Dill und ein bisschen Rettich. Es waren die Aromen einer ganzen Gemüseküche, und Paul genoss das ländliche Ambiente so nahe vor den Stadtmauern Nürnbergs.

»Ein herrlicher Morgen«, stimmte Jan-Patrick in Pauls Wohlgefühl ein, während er seinen klapprigen Kastenwagen in eine schmale Stichstraße steuerte. Der Besitzer und Küchenmeister des Altstadtlokals Goldener Ritter strahlte Paul über seine braun gebrannte Rübennase hinweg aus unternehmungslustigen dunklen Augen an.

Paul ließ den Arm aus dem Fenster baumeln und vom milden Fahrtwind streicheln. Er beobachtete einen betagten Traktor, der im Schneckentempo über einen Acker kroch. Am Heck war ein ausladendes Holzbrett befestigt, auf dem drei Erntehelferinnen hockten und in gebückter Haltung Radieschen rissen. »Es ist schön, dass ich dich auf deiner Shoppingtour begleiten darf«, sagte er. »Was wird denn auf deiner Tageskarte stehen?«

Der Koch runzelte nachdenklich die Stirn. »Die Leute wollen bei diesen Temperaturen etwas Erfrischendes. Aber ich möchte ihnen keine kulinarischen Langweiler wie Grünkernkaltschale oder angefrorene Gurkensuppe servieren.« Der Kastenwagen donnerte über den staubigen Asphalt, und Paul suchte in einer scharfen Kurve vergebens nach Halt. »Gestern habe ich Melonensuppe mit Kaisergranat aufgetischt«, redete Jan-Patrick ungerührt weiter. »Du hättest die Gesichter dieser verwöhnten Geschäftsleute sehen sollen, wie sie sich zu einem Lächeln hinreißen ließen, als sie kosteten und sich auf ihren Zungen die angenehme Süße von fruchtiger Melone mit der delikaten Salzigkeit des Granats vermischte.«

»Und heute?«, erkundigte sich Paul, dem das Wasser im Mund zusammenlief.

»Das kann ich dir erst sagen, wenn ich das aktuelle Warenangebot gesehen habe. Ich liebe es zu improvisieren. Deshalb kaufe ich lieber direkt beim Bauern statt im Großmarkt.« Dann verfinsterte sich seine Miene. »Manchmal frage ich mich allerdings, für wen ich mir die ganze Mühe überhaupt mache.«

»Was willst du denn damit sagen?«, fragte Paul.

Jan-Patrick richtete bei anhaltend hohem Tempo seinen Blick auf ihn und fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger. »Wir züchten uns in unserer Fast-Food-Gesellschaft eine Generation der kulinarischen Analphabeten heran«, wetterte der Koch. »Von den vier Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter kennen die meisten Kids – also meine Kunden von morgen! – nur noch zwei: süß und salzig. Mehr kommt in einem Hamburger nämlich nicht vor!«

»In der Nürnberger Rostbratwurst aber schon?«, fragte Paul zunehmend beunruhigt wegen Jan-Patricks halsbrecherischen Fahrstils.

Dieser schaute ihn zunächst verdutzt, dann beinahe ein wenig empört an. »Das lässt sich doch nicht vergleichen«, sagte er rigoros. »Die Rostbratwurst ist ein Kulturgut, und – ja – sie ist ein Geschmacksträger allererster Güte.«

»Man kann sich das gar nicht vorstellen, wenn man bedenkt, wie viele zigtausend davon in einer Wurstfabrik wie bei den Wiesingers Tag für Tag über die Fließbänder rollen«, wagte Paul eine Provokation.

Mit Erfolg: Jan-Patrick lief rot an, als er darauf einstieg: »Die Zusammensetzung der Original Nürnberger Rostbratwurst ist ebenso strikt geregelt wie ihre Herkunft ›Made in Nürnberg‹ – egal, ob jemand eine oder Millionen davon herstellt. Das ist Ehrensache. Und für den Fall, dass es jemand mit der Ehre nicht so genau nehmen sollte, gibt es den langen Arm des städtischen Rechtsamtes und des Schutzverbandes Nürnberger Bratwurst, die jeden Verstoß vor Gericht bringen und einstweilige Verfügungen erstreiten. Bisher immer mit Erfolg.« Er blickte Paul direkt in die Augen. »Glaube mir, unsere Wurst kann es mit jedem Hamburger dieser Welt aufnehmen.«

Paul erwiderte seinen strengen Blick, doch dann musste er lachen. Zunächst wollte er es unterdrücken, doch dann prustete er los und hielt sich den Bauch, so sehr amüsierte ihn die verbissene Ernsthaftigkeit, die sein Freund an den Tag legte, wenn es ums Essen ging.

Jan-Patrick, der das Tempo inzwischen wieder gedrosselt hatte, blieb gar nichts anderes übrig, als in Pauls Heiterkeit einzustimmen.

»Zugegeben«, sagte Paul kichernd. »Diese kleinen Dinger sind wirklich unwiderstehlich lecker. Und noch mal zugegeben: Hans-Paul Wiesinger hat in guter Qualität produziert.« Jan-Patrick stimmte ihm nickend zu. Nachdenklicher geworden sagte Paul: »Seinem Sohn Andi traue ich es allerdings kaum zu, dieses Niveau halten zu können. Der scheint sich mehr für schnelle Autos und andere flotte Dinger zu interessieren.«

Jan-Patrick protestierte erneut: »Was sind denn das für Vorverurteilungen?«, schalt er ihn. »Lass den Junior doch sein Geld genießen. Verdient hat er es jedenfalls.« Angesichts von Pauls offenkundiger Verwunderung erklärte er: »Andi hat die Geschäfte schon vor ein paar Jahren von seinem Vater übernommen. Der alte Herr war zwar nach wie vor der Eigentümer und hatte das letzte Wort bei Konzernentscheidungen, aber das Management des Betriebs und damit letztlich auch die Qualitätskontrolle lag bereits in Andis Händen. Der versteht sein Handwerk, glaube mir.«

»Du nennst ihn beim Vornamen«, erkundigte sich Paul neugierig. »Kennt ihr euch näher?«

Jan-Patrick tat die Sache mit jovialer Geste ab. »Na ja, man kennt sich eben. Der Goldene Ritter nimmt seit einiger Zeit Wiesinger-Würstchen ab, und wir sind ja nicht die schlechteste Adresse in Nürnberg, wie du weißt.«

Das wusste Paul sehr wohl. Und er wusste nun auch, dass er eine reelle Chance hatte, mit den Wiesingers durch einen neuen Imageprospekt ins Geschäft zu kommen. In wenigen Worten weihte er Jan-Patrick in sein Vorhaben ein und bat ihn, sich bei Andi Wiesinger für ihn stark zu machen.

Jan-Patrick willigte sofort ein. »Das wird kein Problem sein. Du bist ein guter Fotograf, und mit Qualität sind die Wiesingers immer zu gewinnen.« Er sicherte zu, sich bei nächster Gelegenheit mit Andi Wiesinger darüber zu unterhalten. Dann bremste er den Lieferwagen abrupt.

Sie standen jetzt vor einem futuristisch anmutenden Gebäudekomplex, der einen krassen Gegensatz zu der betulichen Nostalgie der sonstigen Landwirtschaft bildete, die Paul zuvor so angenehm berührt hatte.

»Komm«, forderte ihn Jan-Patrick auf. »Wir machen einen Streifzug durch den Tomatenpark.«

»Tomatenpark?«, fragte Paul neugierig und legte sich den Tragegurt seiner schweren Fototasche um die Schulter.

Als der Koch die Tür zu einem großen Gewächshaus öffnete, staunte Paul nicht schlecht und fühlte sich in einen Dschungel versetzt. Gewaltige, neun oder zehn Meter lange Tomatenpflanzen schlängelten sich dicht an dicht um dünne, von der Decke herabhängende Rankhilfen. Zwischen dem satten Grün der Stränge und Blätter wirkten die blutroten prallen Früchte wie von Künstlerhand gesetzte Farbkleckse.

Der Koch rupfte sich eine besonders große Frucht ab. »Köstlich. Beinahe so gut wie die Paprika aus dem Gewächshaus nebenan.«

»Paprika aus Nürnberg?«, fragte Paul verdutzt.

»Es gibt keine bessere als die fränkische Paprika«, behauptete Jan-Patrick. »Jung, knackig, frisch. So wie deine kleine Französin.«

»Wen meinst du?«, fragte Paul misstrauisch.

Jan-Patrick ging ungerührt weiter. »Nürnberg ist klein. Ist eigentlich immer ein mittelalterliches Dorf geblieben. Da bleiben Geheimnisse nicht lange geheim.«

»Quatsch«, maulte Paul. »Spar dir dein inzestuöses Noris-Szenario. Nürnberg hat eine halbe Million Einwohner. Da können Geheimnisse durchaus geheim bleiben.«

»Aha, es ist also ein Geheimnis.«

»Dreh mir nicht das Wort im Mund um«, wehrte sich Paul.

Café Central

Im Central?, fragte sich Paul erstaunt. Was suchte der alte Haudegen Blohfeld in dieser Schickimicki-Bar? Sehr schnell zählte er dann aber eins und eins zusammen. Blohfeld war gut zehn Jahre älter als er – allerdings auch um einiges skrupelloser. Was versprach sich der Boulevardreporter von dem Ausflug ins Szeneleben mit der schönen Antoinette an seiner Seite?

Neugierig tippte Paul Blohfelds Handynummer ein. Er wartete, bis die Verbindung endlich stand. Es tutete ein Mal, es tutete zwei Mal. Nach dem dritten Mal reagierte Blohfeld – allerdings anders, als Paul erwartet hatte.

Fassungslos starrte er auf das Display seines Telefons. »Er hat mich weggedrückt«, sagte Paul. »Er hat mich einfach weggedrückt …«