Vielen Dank,

liebe Spinne! #3

 

 

 

von

Niklaus Schmid

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

Foto: Faisal Akram from Dhaka, Bangladesh

© 110th / Chichili Agency 2015

EPUB ISBN 978-3-95865-572-0

MOBI ISBN 978-3-95865-573-7

 

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

 

INHALT

 

Bärenbeute

Valbonas Brautkleid

Oleg, die Navis und ich

 

KURZINHALT

 

Niklaus Schmid in Bestform! Immer 3 Top-Kurzkrimis.

 

BÄRENBEUTE: Uwe Wagenseil ist auf der Flucht. Er hatte gerade eben einen Tresor ausgeräumt. Die Polizei war bereits hinter ihm her, als er in seiner Panik in das Bärengehege des Berliner Zoos klettert. Dass er dort nicht nur auf einen hinterhältigen Bären trifft, damit hatte er nicht gerechnet.

 

VALBONAS BRAUTKLEID: Klement Süsterhenn plant einen großen Coup. Den Schmuck der Braut Valbona Busche will er bei der Trauung stehlen. Die Medien berichteten über nichts anderes mehr, als über die pompöse Hochzeit am ehemaligen Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich. Zusammen mit seinem Kumpel Bernhard zieht er dann los. Der Raub gelingt. Doch die folgenden Ereignisse dieser Nacht, lassen alle Träume wie eine Seifenblase zerplatzen.

 

OLEG, DIE NAVIS UND ICH: Oleg und Kalle klauen einen LKW. Die mutmaßliche Ladung mit Navigationsgeräten entpuppt sich als etwas völlig anderes, was dazu führt, dass sie ganz woanders landen, als es ursprünglich geplant war.

 

BÄRENBEUTE

 

„Habe ich richtig gehört?“, fragte der Verleger mit gefährlicher Ruhe in der Stimme. „Sie haben dafür Geld geboten?“

„40 Euro pro Seite“, antwortete der Literaturagent.

„Ja, sind Sie denn noch bei Trost!“, polterte der Verleger. „40 Euro?“

„Zeitschriften zahlen wesentlich mehr.“

„Guter Freund, wer bei uns veröffentlicht, gehört zur Elite. Hier geht es um die Ehre, mitmachen zu dürfen, in einem großen Rahmen, in einem namhaften Verlag.“ Ergriffen von den eigenen Worten, hielt der Verleger inne und fuhr dann um einiges milder fort: „Mord? Kommt Raub und Mord vor, Sex, Witz, Überraschung und Berlin-Bezug?“

„Ja, alles drin.“

„Na gut, geben Sie das Manuskript mal rüber, oder, warten Sie, lesen Sie, ja, lesen Sie’s mir vor, ich hab hier noch eine Menge zu unterschreiben.“

„Verstehe“, sagte der Literaturagent und begann zu lesen:

*

Träge stieg Max von Lisa, gab ihr noch einen freundlichen Klaps mit der Pranke aufs zottelige Hinterteil und ließ dann ganz von ihr ab. Beide griffen sich noch eine der angematschten Orangen, stöhnten wohlig und zogen sich dann in die Nachtbehausung zurück. Ein langer Sommer mit vielen Besuchern lag hinter ihnen. Bald würde es schneien. Höchste Zeit also, an die Winterruhe zu denken. Behaglich sog Max den Geruch seiner Gefährtin ein. Im Traum trottete er in den Rocky Mountains, wo er nie gewesen war, über eine Bergwiese mit Wildblumen und Schmetterlingen; er sah sich Lachse angeln und einen Bienenstock ausräumen, er schmeckte den Honig auf der Zunge – und schreckte jäh hoch.

Ein dumpfes Geräusch hatte ihn geweckt. Er hörte Schritte, nahe der Höhle, und Rufe aus menschlichen Kehlen, weit jenseits der Gitterstäbe und Kunstfelsen.

Schwerfällig erhob sich Max von seinem Lager. Im Dämmerlicht sah er bei dem Graben, der sich unterhalb des Zauns mit den schmiedeeisernen Spitzen befand, eine Gestalt; aber es war nicht die des Wärters. Der Fremde hielt etwas in den Händen. Max schnupperte – Leckereien waren das nicht. Er spitzte die Ohren – die Stimmen weit draußen schienen sich zu nähern.

 

Scheiße!, dachte Uwe Wagenseil. Das mit dem Sprung über die Gitter war keine gute Idee gewesen. Er hatte sich den Fuß verknackst. Aber das war nicht das Schlimmste. Wenn ihn nicht alles täuschte, war der dunkle Fleck, den er wenige Meter entfernt ausmachte, ein Bär. Ein felliges Ungetüm, das jetzt den Kopf wiegte und Witterung aufnahm. Bären sollten um diese Jahreszeit längst im Winterschlaf liegen.

Schöne Scheiße!, dachte Wagenseil und wischte sich die Hände an den Jogginghosen ab. Jetzt hatte er einen verdammten Bären vor der Brust und zwei Einsatzwagen mit Bullen auf den Fersen. Gleich würden sie hier auftauchen, Gestalten in geduckter Haltung, die ihre Dienstpistolen beim Laufen gegen den Oberschenkel gepresst hielten.

Wohin? Schnelle Entscheidung. Jeden Augenblick konnte der altbekannte Ruf erschallen: Halt, stehen bleiben, sonst machen wir von der Schusswaffe Gebrauch!

Stehen bleiben? Was denn sonst noch?, höhnte Wagenseil lautlos. Etwa auch die Kohle durch die Gitterstäbe reichen? Nee, dafür hatte er den Tresor nicht ausgeräumt. Nee, nicht mit ihm, nicht mit Uwe Wagenseil! Er würde sich jetzt, so gut es ging, aus dem Staub machen, entlang dem Graben bis zu den Felsen, durch das Gebüsch und dann ab durch die Mitte. Schön, dass die Architekten wenigstens den eingesperrten Tieren ein menschenwürdiges Zuhause einrichteten.