Cover

Über dieses Buch:

Sie will die Leidenschaft erleben, die nur ein dominanter Mann ihr schenken kann: Als Claire dem faszinierenden Vali begegnet, werden ihre geheimsten Wünsche wahr. Mit jeder Faser ihres Körpers und ihres Geistes genießt sie das Gefühl, sich ihm auszuliefern. Doch ihr droht ein unsanftes Erwachen – ist Vali ein eiskalter Verbrecher, der sie aus einem bestimmten Grund zu seiner Gespielin gemacht hat? Und wenn es so ist: Wie soll es ihr möglich sein, ihn zu verlassen?

Ein aufregendes Leseabenteuer rund um das lustvolle Spiel von Dominanz und Unterwerfung: „Der Gänsehautfaktor ist enorm!“ www.ciao.de

Über die Autorin:

Sandra Henke, geboren 1973, gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen erotischer Literatur in Deutschland. Ihre Romane erklimmen regelmäßig Bestsellerpositionen im Ranking der großen Onlinebuchhändler. Sandra Henke lebt glücklich verheiratet in der Nähe von Düsseldorf.

Sandra Henke veröffentlicht bei venusbooks auch die Romane:

Jenseits aller Tabus

Flammenzungen
Gebieter der Dunkelheit
Loge der Lust
Lotosblüte
Opfer der Lust
Die Condannato-Trilogie – Erster Band: Begierde des Blutes
Die Condannato-Trilogie – Zweiter Band: Zähmung des Blutes
Die Condannato-Trilogie – Dritter Band: Rebellion des Blutes


Die Autorin im Internet: www.sandrahenke.de

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eBook-Neuausgabe Februar 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die Originalausgabe erschien 2009 bei MIRA® TASCHENBÜCHER, Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg

Copyright © der Originalausgabe 2009 Sandra Henke

Copyright © der eBook-Ausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von Thinkstock/Hemera

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-024-8

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Sandra Henke

Die Maske des Meisters

Erotischer Roman



venusbooks

1. KAPITEL

Claire Austin setzte sich in den Schaukelstuhl auf der Veranda ihres Bruders Todd Moose. Sie trug nichts unter ihrem leichten roten Baumwollkleid, denn die Sommersonne hatte den ganzen Tag auf Ohio niedergebrannt, als wolle sie alles versengen. Zum Glück dämmerte es bereits.

Nachdenklich saß Claire dort, zog die Beine an, umschlang ihre Knie und schaukelte vor und zurück. Die Brise streichelte sie sanft zwischen den Schenkeln, eine sachte Berührung, die herrlich prickelte.

Ihr Blick schweifte über die Felder, die das alte Haus an drei Seiten umrahmten, während der Eingang von Eichen, Rotbuchen und Ahornbäumen geschützt wurde. Das zweistöckige Gebäude war so oft von Todd notdürftig ausgebessert worden, dass es wie ein Flickwerk aussah.

Dad hatte es damals fachmännischer gemacht, er konnte alles, dachte sie wehmütig, aber er lebte nicht mehr, und der gutmütige Todd hatte zwei linke Hände.

Sie erinnerte sich daran, wie ihre Eltern das Haus von Hank McLoughlin, dem Farmer, dem die Felder gehörten, abgekauft hatten. Spottbillig, denn es fiel fast in sich zusammen. Aber ihr Dad hatte es mühsam ein ganzes Jahr lang neben seinem Job renoviert, während sie längst darin wohnten, denn sie brauchten das gesparte Geld für die Miete, um Baumaterial zu kaufen. Bill Moose hatte fast zwanzig Jahre den Village Green Park in Fairfield gehegt und gepflegt und nach dem Hauskauf zusätzlich noch Hausmeisterarbeiten im Community Arts Center und der Lane Public Library übernommen.

Gegen Fairfield wirkte Oakwood wie ein Fliegendreck. Die winzige Gemeinde war auf den meisten Landkarten der Region nicht einmal markiert.

Das Haus der Mooses war geschichtsträchtiger, als die meisten Menschen wussten, hatte es doch im Sezessionskrieg als geheimer Unterschlupf der Underground Railroad gedient, einer Organisation, die Sklaven auf der Flucht versteckte. Zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs war es selbst in den freien Staaten illegal, einem entflohenen Zwangsarbeiter zu helfen. Der Ohio River stellte damals die Trennlinie zwischen den Nord- und Südstaaten dar und galt deshalb als ein heißes Pflaster.

Vielleicht war die Vergangenheit des alten Hauses ebenfalls ein Grund für Dad gewesen, es zu erhalten, dachte Claire, die ihren Vater um seine Beharrlichkeit beneidete. Sie selbst fühlte sich ziellos.

Die Kronen der Maispflanzen ragten hoch in den Himmel. Die Sonne tauchte langsam hinter den Hagebuttensträuchern ab, die als Begrenzung der Felder und gleichzeitig als Windschutz dienten. Unter der Veranda hörte Claire ein Rascheln, als würde sich eine Maus aus ihrem Loch trauen, nun, da die Abenddämmerung eingesetzt hatte und die zunehmende Dunkelheit die Sommerhitze erträglich machte.

Hier war Claire aufgewachsen. Von hier war sie geflüchtet. Und nun war sie zurück zu ihren Wurzeln gekehrt. Gezwungenermaßen.

Noch vor Kurzem hätte sie nie und nimmer gedacht, auch nur länger als eine Nacht auf Besuch in diesem 1000-Seelen-Kaff Oakwood zu verbringen. Aber nun saß sie hier, die Heimkehrerin. Alle im Ort tuschelten sicherlich, sie hätte es in New York City nicht geschafft und dass man vor Problemen nicht weglaufen konnte.

Aber tat Claire nicht genau das jetzt ein zweites Mal? Sie war vor Trauer aus Oakwood geflohen und flüchtete nun aus New York, weil ihr Traum in Trümmern lag. Nur wusste es niemand außer Todd, und wenn es nach ihr ginge, würde auch niemand ihr kleines Geheimnis erfahren.

Sie sah das Autowrack in ihrer Erinnerung glasklar, dabei war es schon zwei Jahren her, dass der Pick-up ihrer Eltern auf dem Bahnübergang von einem Zug erfasst worden war, doch das Bild der Unfallstelle hatte sich auf ewig in ihr Gedächtnis gebrannt. Die umherliegenden Teile. Die zusammengequetschte Fahrerseite. Das Blut. Ihr Vater hatte keine Chance gehabt.

Ihre Mom, die auf der Beifahrerseite gesessen hatte, lag auf einer Trage im Krankenwagen, hatte Claire angeschaut und mühsam herausgebracht: „Hatte nur ... diesen Song laut gedreht ... mitgesungen. Du weißt ... liebe ... Keith Urban. Dein Dad ... mich so verliebt ... angeschaut.“ Dann hatten sich die Türen des Ambulanzwagens geschlossen, und er war losgefahren, doch Karen Moose war längst wieder mit ihrem Mann vereint, als sie im Bridgeport Hospital ankam.

Kurz danach war Claire von Ohio fort in die Großstadt gezogen und hatte ihren Bruder allein gelassen. Zu diesem Zeitpunkt war sie gerade 24 Jahre alt. Sie war sogar wütend auf Todd gewesen, weil er die Trauer weitaus besser bewältigte als sie. Mit 28 Jahren hatte er gerade die Prüfung zum Deputy Sheriff bestanden und setzte all seine Hoffnung in die neue Stelle im Sheriff's Department von Hamilton County, während Claire vor ihrer Trauer und dem Kleinstadtmief flüchtete und sich in New York mit Gelegenheitsjobs durchschlug.

Bis sie Morris Austin traf.

Morris gab ihr nicht nur einen Job als Call Center Agent in seiner Versandfirma für Ärztebedarf, sondern auch neue Hoffnung. Sie verliebten sich. Dann ging alles schwindelerregend schnell.

Innerhalb weniger Monate zog sie in seine Wohnung im Viertel Down under the Manhattan bridge overpass, das alle New Yorker nur kurz DUMBO nannten, ein. Claire mochte die Nachbarschaft, die sich zwischen der Manhattan und der Brooklyn Bridge erstreckt. Trotz der Hochhäuser war sie mit den kopfsteinpflasterbedeckten Straßen und den vielen Kunstgalerien wunderschön, der Brooklyn Bridge Park ganz in der Nähe. Das Viertel besaß durch seinen reichen historischen Hintergrund Charme. Der Gegend am River haftete immer noch das Flair des New York der 60er-Jahre an, obwohl die Lagerhäuser schon vor langer Zeit in Eigentumswohnungen und Lofts umgewandelt worden waren.

Kurze Zeit später heirateten Claire und Morris. Nur Todd wusste davon. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie wieder ein gutes Verhältnis, schließlich war er alles, was sie an Familie hatte.

Claire schaukelte kräftiger. Noch immer geriet ihr Blut in Wallung, wenn sie an Morris dachte, auch wenn sie ihn auf keinen Fall zurückhaben wollte. Es ging nicht um ihn, sondern um das, was er in ihr geweckt hatte. Dank ihm hatte sie eine sexuelle Neugier im Gepäck mit heimgebracht, die nun darauf lauerte, ausgepackt und näher betrachtet zu werden.

Sie erinnerte sich noch genau an den Moment, in dem sie sich das erste Mal bewusst wurde, dass sie von einem Mann dominiert werden wollte. Ja, so nannte man das wohl. Sie hatte im Internet nachgeforscht und war auf Unterwerfung und Dominanz gestoßen, eine sexuelle Spielart, die ihr bis dahin unbekannt gewesen war. Wieder einmal war sie sich wie eine Provinzlerin vorgekommen, und das war sie ja auch.

Es war Ende Mai gewesen, an einem der ersten sonnigen Tage des Jahres, an dem das Thermometer über 20 Grad Celsius geklettert war. In dieser Situation hatte sie sich Morris so nah gefühlt wie nie zuvor. Das war ein Fehler gewesen, aber das hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst.

Er hatte sie eines Abends auf das Dach des Hochhauses, in dem sie wohnten, geführt. „Hier oben wartet eine Überraschung auf dich.“

Als Claire den Korb sah, freute sie sich schon auf ein romantisches Picknick in luftiger Höhe, aber das war weit gefehlt.

Morris breitete eine Decke aus, und Claire nahm darauf Platz. Während er die Sektflasche entkorkte, lugte sie in den Korb. Zu ihrem Erstaunten befanden sich keine schmackhaften Köstlichkeiten darin, sondern zwei Seile. Sie war verwirrt, ließ sich jedoch nichts anmerken und trank einen großen Schluck Sekt, den Morris ihr gereicht hatte.

Es prickelte köstlich in ihrem Mund. Und in ihrer Scham.

Vor Aufregung auf das, was er für sie geplant hatte – was auch immer es war –, leerte sie das Glas viel zu schnell. Der Alkohol stieg ihr zu Kopf, und die Ungewissheit erregte sie.

„Komm, lass uns den Sonnenuntergang anschauen.“ Morris half ihr beim Aufstehen.

Er hielt ihre Hand ganz fest und führte sie zum Rand des Dachs. Der Abgrund ängstigte sie. Sie wollte zurückweichen, doch Morris stellte sich nah hinter sie, sodass sie nicht entfliehen konnte.

„Hab keine Angst. Ich halte dich fest“, säuselte er von hinten in ihr Ohr. Doch er strafte seine Worte Lügen, indem er sie weiter an den Rand drängte, anstatt den Arm um ihre schmale Taille zu legen.

„Bist du verrückt?“ Claire versuchte ihn wegzudrücken, kam jedoch nicht gegen ihn an. Ihr Herz raste.

Eigentlich hätte sie wütend auf ihn sein sollen. Sie war es aber erstaunlicherweise nicht, sondern ihr ganzer Körper fing an zu kribbeln, als würde eine Ameisenstraße über ihre Haut krabbeln, weil er sie zwang, sich ihrer Furcht zu stellen. Entgegen ihrer Liebesspiele zuvor las er ihr diesmal nicht jeden Wunsch von den Augen ab, sondern ließ sie im Dunkeln, was er mit ihr vorhatte.

Er legte ihre rotblonden Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte, über ihre Schulter nach vorne und küsste ihre Halsbeuge. Zärtlich knabberte er an ihrem Hals und zupfte mit den Zähnen an den kleinen Härchen in ihrem Nacken.

Claire seufzte. Unter anderen Umständen hätte sie seine Liebkosungen ausgekostet, aber die Straßenschlucht zu ihren Füßen lenkte sie ab. Lust und Angst mischten sich, eine bittersüße Melange. Sie schloss die Augen, lehnte sich gegen Morris' Körper und bemühte sich, die Verkehrsgeräusche der Autoschlangen, die sich durch die Straße zwölf Etagen unter ihnen schoben, zu ignorieren. Es klappte nur mäßig.

„Bitte, Morris, lass mich von der Kante weggehen, ja?“

„In Ordnung.“

Konnte es wirklich so einfach sein, ihn davon zu überzeugen, seine Pläne mit ihr zu verwerfen? Weshalb ging er dann nicht zurück? Wie ein Fels blieb er stehen, unnachgiebig und hart.

„Ich werde dich auf sicheres Terrain ziehen, aber erst nachdem du dich ausgezogen hast.“

„Wie bitte?“ Sie meinte sich verhört zu haben.

Leise lachte er in ihr Ohr. „Deine Kleidung gegen die Sicherheit der Dachmitte.“

„Du bist ein Teufel.“

„Nur heute Nacht“, wisperte er und knöpfte ihre cremefarbene Chiffonbluse auf. „Wer weiß, vielleicht gefällt dir meine diabolische Seite sogar.“

Und wie sie Claire gefiel! Ihre Haut fühlte sich wie elektrisiert an. Beiläufig stieß Morris mit den Unterarmen gegen ihre kleinen, aber vollen Brüste. Ihre Brustspitzen zogen sich zusammen und reckten sich auf.

Er streifte Claires Bluse von ihren Schultern, warf sie achtlos auf den Boden und hakte ihren Büstenhalter auf. Langsam schob er die Träger beiseite und zog ihr den BH aus.

Schützend legte Claire die Hände über ihre Brüste. Sie fragte sich, ob man sie von den obersten Etagen des gegenüberliegenden Hauses erspähen konnte. Ein frivoles Lächeln erschien um ihre Lippen.

Übermütig nahm sie die Hände weg und präsentierte ihren nackten Busen.

So kannte sie sich gar nicht. Was war nur los mit ihr? Das außergewöhnliche Liebesspiel schien ihre Fantasie anzuregen.

„Dein Höschen, bitte.“ Morris hielt ihr die Hand hin, mit der Handfläche nach oben.

Fassungslos schüttelte sie den Kopf. So hatte er sich noch nie verhalten. Bisher, in dem halben Jahr ihrer Beziehung und dem Dreivierteljahr Ehe, war er immer ein sanfter Verführer gewesen und hatte ihr die erotischen Wünsche von den Augen abgelesen. Nun stellte er auf einmal Forderungen. Für Claire war das etwas vollkommen Neues – aufregend und abenteuerlich.

Ihre Beine zitterten, als sie das Höschen über ihre Hüften nach unten schob, ob nun vor Angst oder Erregung, konnte sie selbst nicht sagen. Der Slip rutschte herunter. Sie stieg heraus und trug nur noch ihre Flip-Flops.

„Bist du zufrieden?“, sagte sie schnippisch, dabei fühlte sie sich lediglich ertappt, weil sein Spiel sie reizte. Die Angst war wie ein Aphrodisiakum, aber nur, weil Claire sich sicher war, dass Morris sie festhalten würde, sollte ihr aufgrund der Höhe schwindelig werden oder sie in Panik geraten.

Anstatt zu antworten, begann er, sie zu streicheln. Sanft glitten seine Hände über ihren Körper. Er strich über ihren Bauch, ihren Venushügel und tauchte kurz zwischen ihre Beine ab, um dann ihre Oberschenkel zu streicheln. An ihren Hüften glitt er wieder hinauf, drückte ihre Apfelbrüste von der Seite her zusammen und betrachtete die zusammengepressten Hügel über ihre Schulter hinweg.

Claire spürte die Wölbung in seiner Hose an ihrem Hintern und lächelte. Auch er war erregt.

Ihr Blick schweifte über die Häuserdächer zur Sonne, die immer tiefer sank. Mittlerweile war der strahlende Himmel orangerot eingefärbt, ein wunderschönes Bild, das den Abend ankündigte. Die Brise frischte auf. Man merkte eben doch, dass es noch nicht Sommer war. Aber Claire genoss den kühlen Atem der Natur auf ihrer nackten Haut, denn er fühlte sich an, als würden sie viele sanfte Hände liebkosen.

Morris nahm ihren Busen in seine Hände. Er massierte das zarte Fleisch und knetete es sachte durch, bis Claire abermals seufzte. Als er jedoch ihre Brustspitzen zwirbelte, an ihnen zupfte und über die Kuppen rieb, konnte sie ihr Stöhnen nicht länger zurückhalten. Morris befeuchtete seine Fingerkuppen und seifte ihre Brustwarzen mit seinem Speichel ein.

Die kühle Abendluft fühlte sich nun an den feuchten Stellen noch frischer an. Claire spreizte die Beine ein wenig und spürte an ihrer Scham die gleiche Reaktion, was nur bedeuten konnte, dass sich Feuchtigkeit in ihrer Mitte sammelte.

Unten auf der Straße hupten einige Autos. Dadurch wurde Claire wieder bewusst, dass sie auf einem Hochhausdach am Abgrund stand. Die Furcht erzeugte erneut das bekannte Kribbeln, das durch ihren Körper prickelte.

„Darf ich jetzt bitte einige Schritte von der Kante weggehen?“, fragte sie. Ihr Brustkorb wogte auf und ab.

Wie versprochen hob Morris sie hoch, wodurch ihr die Flip-Flops von den Füßen rutschten. Einer kippte dabei über den Abgrund und fiel die zwölf Stockwerke nach unten.

Morris brachte Claire zur Decke und sagte: „Knie dich hin und leg dich mit dem Oberkörper auf den Picknickkorb.“

„Wieso?“

„Da gibt es etwas, das du schon immer mal erleben wolltest“, sprach er sanft. „Bisher hast du dich nicht getraut, mich an deinen Anus zu lassen, aber heute bestimme ich, was wir machen. Also, wärst du bitte so nett?“ Er zeigte auf die Decke.

Claires Herz machte einen Sprung. Es pochte aufgeregt. Sie ließ sich auf die Knie nieder, neigte sich vor und legte sich schräg mit dem Bauch auf den Picknickkorb, sodass eine Ecke des Korbs ihre Beine spreizte.

Schon länger träumte sie davon, ihren After verwöhnen zu lassen, aber sie war in einer konservativen Kleinstadt aufgewachsen, und deshalb hätte sie ihren Wunsch niemals einem Jungen aus Oakwood anvertraut. Erst bei Morris hatte sie den Mut gefunden.

Claire wachte kurz aus ihrer Erinnerung auf und bremste den Schaukelstuhl. Damals hatte sie noch gedacht, dass ihre Entscheidung, nach New York zu gehen, die beste ihres Lebens gewesen war, aber heute wusste sie es besser. Seufzend zog sie ihr Kleid über die angewinkelten Knie. Durch die bittersüße Erinnerung prickelte ihr Ringmuskel.

Sie dachte daran, wie Morris damals auf dem Dach seinen Zeigefinger in den Mund gesteckt und ihn benässt hatte. Er hatte ihre Pobacken auseinandergezogen, seinen feuchten Finger über ihren faltigen Ring kreisen lassen, und sie hatte laut und lustvoll gestöhnt.

„Das gefällt dir, ja?”, fragte er.

Verschämt kicherte sie und öffnete ihre Schenkel ein Stück weiter. Seine Berührungen kitzelten, aber es war ein wohliges Kribbeln, das sich im Tal zwischen ihren Pobacken ausbreitete und wie ein Virus ihre samtene Mitte ansteckte.

Claire versuchte sich mit Morris' Augen zu sehen, wie sie dort vor ihm hockte: die Schenkel gespreizt, ihre geschwollenen Falten schamlos präsentierend, ihre strammen, auseinandergezogenen Pobacken und ihre enge Öffnung im Tal dazwischen ... Ihr Körper bot sich ihm auf obszöne Weise an, aber er nahm sie nicht, sondern hielt seine eigene Lust eisern zurück und spielte noch ein wenig mit ihr.

Er kostete ihre Offenheit und seine Macht über sie aus.

Sie stöhnte leise, als er mit dem Zeigefinger in ihre Enge eindrang. Behutsam schob er seine Fingerspitze in sie hinein. Er wartete ihre Reaktion ab, und sie ermutigte ihn, tiefer in sie hineinzugleiten, indem sie ihm ihr Gesäß entgegenstreckte.

Einige Male schob er seinen Finger bis zum Ansatz in ihre Enge hinein und zog ihn sogleich wieder heraus. Als er spürte, dass ihr Ringmuskel sich nicht mehr gegen ihn, den Eindringling, wehrte, blieb er einige Sekunden tief in ihr stecken.

Morris bewegte seinen Zeigefinger in ihr, als wolle er ihr Innenleben ertasten, und sie hielt erschrocken die Luft an. Doch dann merkte Claire, dass alles, was er tat, ihr Wohlbehagen bereitete und der erwartete Schmerz ausblieb, weil er äußerst vorsichtig vorging.

Sie entspannte sich wieder und stieß geräuschvoll den Atem aus.

Während sein Finger noch immer tief in ihr steckte, benässte er den Zeigefinger seiner anderen Hand und massierte seinen Speichel in ihren Anus ein. Ihr Eingang öffnete sich erregt. Er weitete sich durch die steigende Lust von selbst. Morris nutzte das aus und drang zusätzlich mit der zweiten Fingerspitze ein kleines Stück weit ein.

Verdutzt schaute Claire ihn über die Schulter hinweg an. Ihr faltiger Ring zog sich um die beiden Eindringlinge zusammen. Er fühlte sich heiß an und wollte die Störenfriede herausdrücken, doch sie blieben in ihr stecken. Schließlich gab der After nach, und die Verkrampfung löste sich.

Morris spürte, dass der Widerstand verschwunden war und glitt mit dem zweiten Finger ebenso bis zur Wurzel hinein.

Die sanfte Dehnung entfachte Claires Lust erneut. Sie seufzte lasziv und schloss die Augen, um die Penetration ihrer engen Öffnung intensiver wahrzunehmen. Sie hatte Angst, dass ihr Anus reißen würde, aber sie erwartete den Schmerz vergeblich, denn Morris hatte sie behutsam bis zu diesem Punkt geführt und sie auf das Weiten ihrer Enge Schritt für Schritt vorbereitet.

Nun, da ihre Furcht sich als unbegründet herausgestellt hatte, konnte Claire die Stimulation vollkommen genießen.

Einige Male zog Morris seine beiden Finger heraus und drang wieder ein. Zuerst war sein Eindringen sachte und langsam, doch er steigerte sich alsbald und glitt schneller und forscher in sie hinein, sodass die unbekannten Gefühle Claire berauschten.

Ihr Atem ging rasch. Sie vergaß, dass sie nackt auf einem Hochhausdach kniete und jeden Augenblick von den anderen Bewohnern, die hier oben zum Beispiel ihr eiskaltes Budweiser an einem der ersten lauen Frühlingsabende trinken wollten, überrascht werden konnten und wirkte mit ihrem Unterleib dem Drängen der Finger entgegen.

Eine Gier erwachte in ihr. Sie hatte sich von Oakwood gelöst und sehnte sich danach, sich auch von ihren Tabus zu verabschieden und ihre Leidenschaft hemmungslos auszuleben.

„Nimm mich“, hauchte sie.

Morris entfernt seine beiden Finger aus ihr und knetete ihre Pobacken. Er leckte über ihren Anus, drang mit der Zungenspitze in die Enge ein und saugte von hinten an ihren kleinen Schamlippen.

Das war Claire nicht genug. Warum ließ er sich nur so viel Zeit? Er quälte sie, indem er sie noch immer nicht an ihrer empfindsamsten Stelle berührte oder küsste, sondern zärtlich in ihre Oberschenkel biss.

Ein zweites Mal wisperte sie, diesmal eindringlicher: „Nimm mich, bitte.“

„Na gut.“ Er streichelte über ihr Gesäß, strich ihre Beine herab und tätschelte aufmunternd ihre Waden. „Steh auf.“

Keck streckte sie ihren Hintern hoch. „Warum nicht in dieser Stellung?“

„Weil ich es sage.“ Sein leises Lachen war zu hören.

Claire zuckte zusammen, als er ihr einen Klaps auf den Hintern gab. Widerwillig erhob sie sich und schaute ihn an. „Wo hätte der Herr mich denn gerne?“

„Stell dich an den Schornstein dort drüben.“

Fragend hob sie die Augenbrauen. Da Morris sie mit einer ausladenden Geste aufmunterte, seine Anweisung zu befolgen, zuckte sie mit den Achseln und tat ihm den Gefallen, auch wenn sie nicht wusste, was das sollte.

Claire versuchte die Esse zu umfassen, aber sie schaffte es nicht. Sie stellte sich mit dem Rücken an den Schlot und schaute nach oben. Er überragte sie um eine Kopflänge. Über ihnen zeigte sich bereits der Nachthimmel. Es würde eine relativ klare Nacht werden, kaum Smog, vereinzelt waren sogar Sterne zu sehen.

„Wir haben den Sonnenuntergang verpasst.“

„So ein Pech!“, feixte Morris, öffnete den Picknickkorb und holte die Seile heraus. Gut gelaunt schlenderte er zu Claire, warf den dünneren, kurzen Strick auf den Boden und legte den längeren über seine Schulter.

Claire bekam ein mulmiges Gefühl im Magen. Nie zuvor hatte Morris sie gefesselt. Bedenken wechselte sich mit unbändiger Vorfreude ab.

2. KAPITEL

Fasziniert beobachtete sie, wie Morris begann, das Seil immer wieder um ihren Bauch, ihre Arme, die sie locker hängen ließ, und den Schornstein zu schlingen. Er umkreiste sie, drückte ihr einen Kuss auf, wenn er vor ihr stand, und fuhr fort, sie an den Rauchabzug zu binden, bis schließlich ihr Leib von den Hüften aufwärts bis knapp unter ihren Busen umwickelt war.

Nun konnte sie ihre Arme nicht mehr bewegen. Es war ein beklemmendes Gefühl, das gleichzeitig sehr reizvoll war und sie erregte, denn sie wusste, sie konnte Morris vertrauen.

Ein letztes Mal schlang er das Seil um ihren Oberkörper, knapp über ihren kleinen, vollen Brüsten, sodass sie leicht zusammengedrückt wurden und obszön zwischen den Strängen hervorlugten. Er knotete die Enden vor ihrem Körper zusammen.

„Ich weiß nicht, ob ich das aushalte“, jammerte sie. Die Fesselung war nicht so eng, dass sie ihr die Luft abschnürte, aber es war ungewohnt für sie, in ihrer Bewegung eingeschränkt zu sein.

Morris winkte ab. „Wirst du schon, ganz einfach, weil du musst.“

„Du bist ein Schuft!“

„Ich tue nur, um was du mich gebeten hast“, widersprach er und hob den zweiten Strick vom Boden auf. „Du wolltest von mir genommen werden.“

Claire versuchte, ihre Arme herauszuziehen oder zumindest durch etwas Druck das Seil zu lockern, aber es gab nicht nach. „In dieser Stellung? Wie willst du das anstellen?“

„Geduld war nie deine Stärke.“ Lächelnd hockte er sich hin, band den dünnen Strick um ihr rechtes Fußgelenk und führte ihn hinter dem Schlot herum. Er zog das Seil stramm und fesselte ihren linken Fuß mit dem anderen Ende, sodass Claire ihre Beine nicht mehr schließen konnte.

Aufbrausend versuchte sie ihre Füße loszureißen und nach ihm zu treten, aber Morris hatte den Strick fest verknotet. Ihre Schenkel waren gespreizt und würden es bleiben, bis Morris die Güte hatte, sie loszubinden. Einen kurzen Moment zweifelte sie, ob es richtig gewesen war, sich fesseln zu lassen.

Doch schon als Morris sich vor sie hinhockte und sie seinen Atem an ihrer Mitte spürte, schmolzen ihre Zweifel. Er massierte ihre Oberschenkel, ließ sie behutsam seine Zähne spüren und schob seine Zungenspitze in das Tal zwischen Schenkel und Schamlippe.

Ein Seufzer kam über Claires Lippen.

„Willst du immer noch, dass ich dich wieder losbinde?“ Morris' Stimme klang rau vor Lust.

Schmunzelnd schaute sie auf ihn hinunter. Wie er da vor ihr hockte, ihre Scham direkt vor seinem Gesicht und sein Blick vor Erregung getrübt, erschien er Claire wie der persönliche Diener ihrer Sinneslust. Sie war zwar die Gefesselte und Morris hielt die Fäden in der Hand, doch in Wahrheit tat er alles, um ihrer Leidenschaft zu dienen. Die Reaktionen ihres Körpers zeigten ihm den Weg zu ihrer Hingabe.

Nein, sie wollte nicht von den Fesseln befreit werden, nicht, bevor sie Erlösung gefunden hatte.

Claire schüttelte den Kopf.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Morris nickte.

Er küsste die Innenseite ihrer Schenkel, spitzte seine Lippen und streifte mit seinem Mund ihre großen Schamlippen. Claire erschauerte wohlig.

Morris saugte sanft ihre kleinen Schamlippen in seinen Mund ein und gab sie wieder frei, nur um mit der Zunge dagegenzuklopfen und sie zum Schwingen zu bringen.

Dann drang seine Zunge in ihre feuchte Mitte ein. Seine Nase drückte sich zwischen ihre Schamlippen, damit er noch näher herankam und tiefer hineingleiten konnte.

Claire hörte, dass Morris tief einatmete, um ihren Intimduft intensiver wahrzunehmen. Er zog seine Zunge aus ihr heraus, glitt wieder in sie hinein und wiederholte es ... zweimal, dreimal ... unzählige Male, bis Claire zu zählen aufhörte und nur noch genoss.

Ihr Unterleib zerfloss in Leidenschaft, und Morris leckte sie auf. Er trank von ihrer Libido, stöhnte und züngelte ausgiebig in ihre Mitte hinein.

Seine Hände fanden ihren Hintern, und sie begannen ihre Pobacken liebevoll zu kneten, während sein Mund ihrer Scham einen Kuss nach dem anderen aufdrückte. Morris küsste Claires feuchte Mitte und ihre Schamlippen, bis zu ihrer verborgenen Perle, an der er verweilte. Zärtlich öffnete er ihre Blütenblätter, legte seine Lippen um den Stempel und züngelte darüber.

Claire meinte ohnmächtig zu werden vor Lust und war froh, dass die Fesseln sie aufrecht hielten. Ihre Erregung wuchs schnell und ließ sie erschauern. Sie zitterte aufgrund von Morris' intensivem Kuss und seufzte. Ihr Seufzer ging in Stöhnen über. Ihre Beine fühlten sich wie Pudding an. Ihr Puls raste.

„Das ist alles zu viel.“ Sie versuchte ihre Beine zu schließen, doch der Strick hinderte sie daran.

Morris schaute lächelnd zu ihr auf. Seine Lippen glänzten von ihrer Feuchtigkeit. „Heute machen wir, was ich möchte, und ich will dich genau dort küssen.“

Bedächtig züngelte er um ihre empfindsamste Stelle und hörte erst auf, als Claire kurz vor dem Höhepunkt stand. Er leckte ein letztes Mal über ihren Kitzler und stand auf.

Morris legte die Hand an Claires Kinn. Sein Daumen streichelte ihre Wange. Er näherte sich ihrem Gesicht, schaute ihr verführerisch in die Augen und dann auf den Mund.

Ihre Lippen kribbelten in freudiger Erwartung eines Kusses. Sie fühlte sich ihm so nah, weil sie durch ihn eine intime Offenheit kennenlernte, die sie früher, daheim in Oakwood, nicht gekannt hatte.

Dann küsste Morris sie. Er presste seine Lippen auf die ihren, öffnete sie ein Stück und drang mit der Zungenspitze in Claires Mund ein.

Das erste Mal in ihrem Leben schmeckte sie sich selbst. Sie versuchte eine Beschreibung für den Geschmack zu finden, aber ihr fiel nur ein Wort ein: obszön.

Morris' Hände legten sich um ihre Brüste, die von dem Seil ein wenig zusammengedrückt wurden. Geschickt fanden seine Finger ihre Brustspitzen und zwirbelten sie.

Claire stöhnte in seinen Mund hinein. Sie hatte das starke Bedürfnis, sich unter seinen Liebkosungen lustvoll zu winden, aber die Fesselung hinderte sie daran, und seltsamerweise fachte genau das ihre Begierde noch mehr an.

Sie wollte mehr von Morris' feuchten Zungenküssen, von diesem außergewöhnlichen Spiel, mit dem Morris sie überrascht hatte, und der Leidenschaft, die er zelebrierte.

„Nicht so stürmisch“, sagte Morris, nachdem er den Kuss gelöst hatte. „Du bist heiß.“

Es klang wie ein Kompliment, doch Claire wusste, dass es anders gemeint war. „Ja, ich bin bereit für dich.“

Morris band ihre Füße los. Er winkelte ihr rechtes Bein an, drückte es seitlich an seinen Körper, sodass sich ihre Mitte für ihn öffnete, und befreite sich geschickt mit der anderen Hand von seiner Hose.

Mit einem sachten Stoß drang er in sie ein.

Mit den bisherigen Liebkosungen hatte er sie so gut vorbereitet, dass er mühelos in sie hineinglitt.

Als er fortfuhr, sie sanft zu nehmen, flatterten ihre Lider, und sie rang nach Atem. Ihre Fingerspitzen tasteten nach Morris' Körper, aber sie konnte ihn nicht erreichen. Sie konnte ohnehin nichts weiter tun, als sich seinen Stößen und ihrer wachsenden Erregung hinzugeben. Daher schloss sie die Augen, richtete den Blick nach innen auf ihre Scham und spürte das Feuer zwischen ihren Schenkeln.

Mit einer Hand hielt Morris ihr Bein hoch, mit der anderen zupfte er an ihren Brustspitzen. Er drang immer ungestümer in sie ein, heizte ihre Leidenschaft an und fiel dann in einen schnellen Rhythmus. Auch er stöhnte. Er streichelte ihre Brustspitzen und hielt sich schließlich an ihrem Busen fest, ohne ihr wehzutun.

Claires Unterleib krampfte sich vor Lust zusammen. Sie lehnte den Hinterkopf an den Schornstein, ballte die Hände zu Fäusten und hielt die Luft an.

Kurz darauf erschütterte sie ein Orgasmus, der ihr einen leisen Schrei entlockte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, ließ sich wieder auf die Fußsohlen herab und zitterte, während Morris sie noch immer nahm. Die Reibung verursachte, dass sie erschauerte und eine Gänsehaut bekam, da ihre empfindlichste Stelle weiterhin gereizt wurde.

Kraftvoll stieß sie die Luft aus und rang nach Atem. Wie berauscht schwang ihr Kopf hin und her. Sie stöhnte leise, erbebte und zuckte ekstatisch, bis auch Morris kam. Er schmiegte sich an sie, legte den Kopf auf ihre Schulter und blieb in ihr ruhen.

Claire lauschte seinem Atem, der sich nur langsam wieder beruhigte.

Eine Weile standen sie einfach nur da und genossen das Nachglühen. Dann küsste Morris Claires Halsbeuge, band sie los und hob sie auf seine Arme. Er brachte sie zur Decke und bettete sie darauf, bevor er sich ebenfalls hinlegte.

Claire schaute zum Nachthimmel auf. Sie kraulte Morris' Nacken und genoss ihre Nacktheit, die frische Erinnerung an die Verschmelzung mit ihm und dankte Gott, dass sie solch einen tollen Mann gefunden hatte.

Heutzutage wusste sie es besser.

Nur wenige Wochen später hatte sie herausgefunden, dass Morris auch die Verkäuferin in der Nathans-Filiale an der Ecke mit seinen sensationellen Liebeskünsten beglückte. Seitdem hasste Claire Hotdogs!

„Die Kleine kann dich haben“, hatte Claire geschimpft und war zu ihrem Bruder Todd geflüchtet, da sie keine Ahnung hatte, was sie jetzt tun sollte.

Ihre Liebe war zerbrochen. Job und Wohnung waren weg.

Die Großstadt machte ihr auf einmal Angst, und sie kehrte an den Ort zurück, an dem sie aufgewachsen war: nach Oakwood.

Die Verandatür schwang auf. Todd kam heraus und stellte eine Tasse auf den Tisch neben dem Schaukelstuhl, auf dem Claire mit angewinkelten Beinen saß. „Ich dachte, du könntest einen starken Schwarztee gebrauchen.“

„Für Tee ist es viel zu heiß“, sagte sie, nickte aber dankend.

„Schwitzen ist gut, das senkt die Körpertemperatur.“ Er zeigte auf einen der drei Korbsessel, die auf der anderen Seite des Tischs standen. „Darf ich mich setzen, oder möchtest du alleine sein?“

„Ist schon gut.“ Claire ergriff die Tasse und nahm einen Schluck. Todd hatte einen Schuss Zitrone hineingespritzt, die den Tee erfrischend wirken ließ.

„Wirst du den Namen Austin behalten?“, fragte er beiläufig und schlürfte laut seinen Tee. Er sah Claire nicht an, sondern spähte zur Straße, die in die Kleinstadt führte. Oakwood war so nah, dass sie zu Fuß in fünfzehn Minuten am Ortsrand waren. Dazwischen gab es nur Felder und das kleine Wäldchen aus Laubbäumen.

„Auf keinen Fall! Ich werde wieder eine Moose“, verkündete sie euphorischer, als sie sich fühlte. Ihre erste Ehe war gescheitert, und das nach noch nicht einmal einem Jahr. Das nagte an ihr. Morris dagegen hatte sie längst abgehakt. Der Casanova war es nicht wert, ihm hinterherzuweinen.

„Vermisst du ihn?“

„Morris?“ Claire schüttelte den Kopf. Sie trauerte nur um den Sex mit ihm.

Jetzt blickte Todd sie doch an. „Aber du siehst zerknirscht aus.

Sie seufzte und stellte die Tasse auf den Tisch. „Er hat mich verletzt. Außerdem, wie würdest du dich fühlen, wenn du wieder von vorne anfangen müsstest?“ Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich nach einem Mann. Sie wollte von Herzen geliebt werden, wollte hemmungslos sein, denn Morris hatte Sehnsüchte in ihr geweckt, die sie vorher nicht gehabt hatte.

Aber einem Mann, der in Oakwood lebte, wo jeder jeden kannte, würde sie bestimmt nicht ihre erotischen Fantasien beichten. Wie sollte sie daher jemanden kennenlernen, jetzt, wo sie in diesem Kaff feststeckte?

Sie hatte einen verrückten Gedankenblitz! Genau so, wie sie auch ihre erste Bleibe in New York City, eine Wohngemeinschaft, gefunden hatte: über das Internet.

„Was macht dein Liebesleben?“ Beiläufig kratzte Claire sich den rosefarbenen Nagellack vom großen Zehennagel und nahm sich vor, ihre Nägel gleich in der Früh neu zu lackieren.

Todd fuhr sich durch die kurzen, blonden Haare, eine Geste, die er immer dann machte, wenn ein Thema ihm unangenehm war, das wusste Claire. „Wie du siehst, wohne ich alleine.“

„Das muss nicht bedeuten, dass du keine Freundin hast.“

„Habe ich trotzdem nicht. Du weißt doch, dass das mit mir und den Frauen noch nie gut funktioniert hat.“ Hastig trank er, um nicht weitersprechen zu müssen.

Claire nickte, denn soviel sie wusste, hatte Todd nur zu Beginn der Highschool eine Beziehung von wenigen Wochen gehabt. Seitdem war er immer derjenige gewesen, der alleine zu Partys kam. Er machte nicht den Eindruck, als wäre er einsam, aber Claire war sich sicher, dass sie an seiner Stelle einsam wäre.

Ihre Gedanken schweiften wieder zum Internet. Wollte sie das wirklich machen, sich online einen Liebhaber suchen? Tummelten sich in den Chats und Singlebörsen nicht nur Psychopathen?

Claire betrachtete ihren Bruder und verstand nicht, weshalb er noch nicht verheiratet war. Seine Haut war sonnengebräunt, weil er im Sommer nach der Arbeit Hank beim Einholen der Ernte half, soweit die Schicht es zuließ. Aufgrund seines Jobs bei der Polizei und seit einigen Jahren nun beim Sheriff's Department war er zu einer wichtigen Person des Städtchens geworden. Er bekleidete einen angesehenen Posten, war beliebt, und es mangelte früher nicht an Mädchen, die ihn für sich gewinnen wollten. Aber aus den Mädchen waren Frauen geworden, die geheiratet und eine Familie gegründet hatten. Todd hatte den Anschluss verpasst.

Claire wusste, dass sie mit ihm auf keinen Fall über ihre Idee sprechen durfte, online nach einem neuen Partner zu suchen, denn wenn Todd von ihrem Vorhaben wüsste, würde er ausflippen und sie für verrückt erklären, weil sie sich doch vor Kurzem erst getrennt hatte und in den nächsten Tagen die Scheidung einreichen wollte. Aber da war ein sehnsüchtiges Pochen in ihrem Herzen, das sie nicht ignorieren konnte.

Sie dachte an den Fremden, der irgendwo im World Wide Web auf sie warten könnte, um eine stürmische Affäre mit ihr zu beginnen. Ein aufgeregtes Kribbeln breitete sich in ihr aus, ein Prickeln, das auch ihre Mitte infizierte. War sie wirklich schon bereit für einen Flirt?

Todd schob die Teetasse geräuschvoll über den Tisch und legte seine nackten Füße auf die Tischplatte. „Ich habe auch gar keine Zeit für Frauen.“

„Jetzt sag bloß, du musst Kriminelle jagen“, spöttelte sie. Sie rümpfte die Nase wegen seiner Füße und kitzelte ihn unter den Sohlen.

„Schon gut. Ich nehme sie herunter. Du bist ja wie Mom.“ Seufzend hob er die Beine vom Tisch. „In Oakwood war es ruhig, bis eine Frau verschwunden ist. Das macht es nicht gerade angenehm, Deputy Sheriff zu sein. Eigentlich sollte ich für Sicherheit sorgen.“

Ruckartig setzte sich Claire auf. „Was?“

„Bitte beruhige dich. Ich hätte es dir nicht erzählen dürfen.“ Beschwichtigend legte er die Hand auf ihren Unterarm. „Mein loses Mundwerk ... Ich wollte dich von deinem Trennungsschmerz ablenken, aber nicht so.“

„Kenne ich sie?“

Todd schüttelte den Kopf. Er lehnte sich vor, stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und hob seine Tasse an. Schlürfend trank er.

„Du lügst“, warf sie ihm vor.

„Wirklich nicht.“

„Dann sag mir ihren Namen.“

Er blies in seinen Tee. „Ich dürfte dir das gar nicht erzählen, aber in einer Kleinstadt wie Oakwood hat sich das ohnehin schon herumgesprochen. Die Frau heißt Cynthia Bavenger.“

Claire überlegte fieberhaft, aber der Name sagte ihr nichts. „Ist sie tot?“

Todd, der gerade getrunken hatte, verschluckte sich. Er bekam einen Hustenanfall. Sein Gesicht lief rot an und seine Augen tränten, doch er beruhigte sich langsam wieder. „Ich sagte nur, dass sie verschwunden ist, Herrgott.“

„Kann es sein, dass sie weggelaufen ist, durchgebrannt mit dem Nachbarn oder so?“

Nun lachte er herzhaft. „Du darfst nicht von dir auf andere schließen. Dies ist Oakwood, nicht Desperate Housewives.“

„Dann geht ihr von einer Entführung aus?“ Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von einer Pobacke auf die andere. „Habt ihr einen Verdacht?“

„Dafür ist es noch zu früh.“

„Habt ihr Hinweise am Tatort gefunden?“

Todd schüttelte den Kopf und schaute so angestrengt in seine Tasse, dass Claire unsicher war, ob er die Wahrheit sprach.

„Lüg mich nicht an!“, insistierte sie.

„Da war ... der oder die Täter haben eine Signatur hinterlassen.“

Claire bemerkte sehr wohl, dass er die allgemeine Bezeichnung Täter und nicht Entführer oder Mörder gewählt hatte. „Welche?“

„ASE, drei Großbuchstaben.“

Grübelnd runzelte sie die Stirn. „Was soll das denn heißen? Das ist doch kein normaler Name.“

„Wir vermuten, dass es eine Abkürzung ist.“

„Für eine Organisation? Ein Kürzel, wie IRA ?“

„Oder FBI.” Er versuchte einen Witz zu machen, doch er klang lahm. „Nicht in der Größenordnung.“

„Es war auch nur ein Beispiel.“ Claire verdrehte ihre Augen. „Hat sich schon jemand mit einer Forderung gemeldet?“

Auf einmal sah er auf. Sein Blick war angriffslustig. „Hat Morris sich schon gemeldet?“

„Wie bitte?“ Im ersten Augenblick war Claire über diese Frage verdutzt. Er hatte plötzlich das Thema gewechselt. Im nächsten Moment dämmerte ihr, dass es ein Ablenkungsmanöver von ihm war, damit er nicht weiter über das Kidnapping sprechen musste. Sie nippte an ihrem Tee. „So ungefähr tausendmal. Ich habe mein Handy ausgestellt.“

„Aber er kennt deinen Mädchennamen und deinen Geburtsort“, warf er ein. „Weshalb hat er noch nicht auf meinem Festnetzanschluss angerufen?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er herausgefunden, dass du ein Cop bist. Möglicherweise hat er es auch aufgegeben.“

Es konnte aber auch einen ganz anderen Grund geben. Wer wusste schon, zu was Morris Austin fähig war? Claire hatte das Gefühl, ihn niemals richtig gekannt zu haben, denn sie hätte ihm nicht zugetraut fremdzugehen und gleichzeitig so abgebrüht zu sein, ihr den leidenschaftlichen Ehepartner vorzuspielen.

Ob sie jemals wieder solch eine Leidenschaft empfinden würde, wie Morris ihr dort oben auf dem Hochhausdach entlockt hatte?

Ihre Sehnsucht wuchs mit jedem Tag. Sie fühlte sich immer einsamer, und ihre Fantasien wurden immer wollüstiger. Sie träumte von Leidenschaft, Seilen, dunklen Abgründen und zwei starken Armen, die sie festhielten, damit sie nicht in die Tiefe fiel.

In den nächsten Tagen reifte der Gedanke, sich im Internet umzuschauen. In Oakwood gab es einfach keine Alternative. Als Todd sich in seinem alten in Tarnfarben lackierten Chevrolet Blazer zum Sheriffbüro aufmachte, ging sie in sein Büro, fuhr seinen in die Jahre gekommenen Computer hoch, der mit einer dicken Staubschicht bedeckt war, und wählte sich ins Internet ein.

Aufgeregt suchte sie nach lokalen Homepages, fand aber nur ein Forum für Farmer. Erst als sie ihr Suchgebiet ausweitete, entdeckte sie die Singlebörse LoveSpot, deren Mitglieder Alleinstehende aus ganz Ohio waren. Auf der Homepage gab es neben Profilen der Kunden auch einen Chat, mit einem eigenen Chatroom für Cincinnati.

Täglich loggte sich Claire unter dem Nickname Nymphae ein, nachdem sie Mitglied geworden war, aber unter ihren Chatpartnern war nicht einmal jemand, bei dem sie den Wunsch verspürte, sich länger mit ihm zu unterhalten.

Bis sie Vali traf.

Schon bei den ersten Zeilen, die er ihr im Flüstermodus schickte, damit ausschließlich sie seine Nachricht lesen konnte, spürte sie ein Kribbeln in ihrem Magen.

VALI: Du bist auf der Suche nach jemand Besonderem, habe ich recht?

Claire, die gerade ein Stück von ihrem Schokoriegel abbeißen wollte, hielt in der Bewegung inne, und weitete erstaunt die Augen. Sie fühlte sich, als hätte dieser Fremde direkt in ihr Herz gesehen. Sie legte den Riegel weg und tippte eilig eine Antwort.

NYMPHAE: Woher willst du das wissen?

VALI: Ich beobachte dich schon seit geraumer Zeit. Am Anfang hast du dich rege an den Gesprächen beteiligt und warst euphorisch. Später bist du immer ruhiger geworden, bis du dich ganz zurückgezogen und nur noch mitgelesen hast.

Er hatte sie beobachtet, seit Längerem. Claire ertappte sich dabei, wie sie über die Schulter sah, so als würde dieser Mann vor ihrem Fenster stehen, was natürlich Unsinn war. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass ihre Begegnung nur in einem virtuellen Raum stattfand und sie sich zurückziehen konnte, wann immer sie wollte. Der Fremde bedeutete keine Gefahr für sie.

VALI: Hab ich dich erschreckt? Das täte mir leid. Du bist mir einfach aufgefallen, weil du keine Tippfehler machst und Groß- und Kleinschreibung beachtest. Die meisten Chatter sind einfach Schreibbanausen.

Claire lachte schallend, sie lachte über ihre eigene Dummheit, weil sie sich von diesem Mann verfolgt gefühlt hatte, dabei hatte sie seine Aufmerksamkeit durch eine Banalität erlangt.

Herzhaft biss sie erneut in den Schokoriegel. Der Geschmack von Erdnüssen, Schokolade und Cornflakes breitete sich in ihrem Mund aus, viele köstliche Kalorien, die sie glücklich machten, zumindest für kurze Zeit, bis zum nächsten Bissen. Seit der Trennung von Morris war sie süchtig nach Süßigkeiten, eine Sucht, die ihr bisher zwei Kilo mehr auf der Waage eingebracht hatte.

VALI: Du bietest dich auch nicht so freizügig an wie die anderen Frauen, die meinen, sie könnten die Liebe ihres Lebens finden, wenn sie ihre Paarungsbereitschaft signalisieren.

NYMPHAE: Willst du damit andeuten, ich mache einen prüden Eindruck?

VALI: Nur zurückhaltend, aber stille Wasser sind bekanntlich tief

Und er? Was war mit ihm? Claire kitzelte es in den Fingerspitzen. Sie warnte sich davor, sich zu früh Hoffnungen zu machen. Aber nun hatte sie so lange auf einen netten Chatkontakt gewartet, jetzt konnte sie ihm wenigstens eine Chance geben.

Sie schluckte den Rest Schokoriegel in ihrem Mund herunter, spülte mit Rootbeer nach und rief Valis Profil auf, um mehr über ihn zu erfahren.

Halleluja, endlich ein interessanter Mann!

3. KAPITEL

Laut las Claire: „Das Leben ist kurz, und seine Zeit zu verlieren ist eine Sünde. Albert Camus.“ Ein wenig enttäuscht stellte sie nun fest, dass keine persönlichen Angaben über Vali in seinem Profil zu finden waren.

Sie kam sich ungebildet vor, als sie den Namen Camus googeln musste, doch was ihre Schul- und Ausbildung betraf, war sie schon immer ziellos gewesen. Sie hatte nicht einmal die Highschool beendet, sondern war bereits ein Jahr früher als Junior abgegangen, weil sie keine Lust mehr gehabt hatte. In Momenten wie diesen bereute sie es. Ihr Dad hatte ihr damals einen Job in der Lane Public Library in Fairfield besorgt.

„Camus war ein französischer Philosoph und Schriftsteller.“ Sein Spruch sprach sie an, ermunterte sie, ihre sexuelle Neugier zu verfolgen, weil sie es ansonsten später bereuen könnte. Doch nun wollte sie etwas über Vali erfahren. War er ein Abenteurer? Jemand, der das Leben auskostete oder leichtfertig damit umging?

NYMPHAE: Was bedeutet dein Nickname?

VALI: Was bedeutet deiner?

NYMPHAE: Ich habe zuerst gefragt.

VALI: Aber ich verlange zuerst eine Antwort.

NYMPHAE: Das ist unverschämt.

VALI: Du magst Herausforderungen, magst keine Kerle, die sich dir zu Füßen werfen, sich anbiedern, sondern suchst nach jemand Besonderem, wie ich bereits schrieb. Und genau aus diesem Grund wirst du meine Frage jetzt beantworten.

Claire zögerte. Gedankenversunken biss sie auf dem Nagel ihres kleinen Fingers herum. Ihr gefiel seine fordernde Art, doch gleichzeitig regte sich Trotz in ihr. Sie wollte nicht, dass er sie für eine Landpomeranze hielt, mit der er machen konnte, was er wollte. Gleichzeitig sehnte sie sich danach, sich einem Mann zu unterwerfen. Beides konnte sie nicht in Einklang bringen. Sie sah ihren Wunsch nach sexuellem Neuland dahinschmelzen.

VALI: Du haderst, weil du mich nicht einschätzen kannst, das verstehe ich. Nicknames sind wie Masken, du weißt nicht, wer sich dahinter verbirgt. Erlöser oder Teufel? Aber vielleicht bin ich genau derjenige, den du gesucht hast. Ich habe gesehen, wie du aus dem Chat geflüchtet bist, als dieser Kerl dich angefleht hat, sich mit ihm zu treffen. Das ist es nicht, was du möchtest. Aber ich werde nicht betteln, höchstens bitten, aber diese Bitte ist nicht flehentlich gemeint, sondern nachdrücklich. Also? Hast du die Kraft nachzugeben?

Unwillkürlich schmunzelte Claire. Vielleicht suchte sie ja nach dem Unmöglichen: einem Teufelchen, das Erlösung brachte.

In Todds Büro war es brütend heiß. Sie stellte den weißen Tischventilator an, der gleich neben der Lampe stand. Staubflocken wurden fortgeweht. Er war so groß wie ein Wagenrad und selbst auf der niedrigsten Stufe viel zu stark, um auf dem Tisch zu stehen. Deshalb stellte sie ihn auf den Boden, damit er wenigstens von unten etwas Kühlung brachte. Aber der Wind verstärkte auch das Prickeln zwischen ihren Beinen.

NYMPHAE: Kraft? Bedeutet es nicht vielmehr Schwäche?

VALI: Ganz und gar nicht. Man muss stark sein, um sich zu unterwerfen.