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Vorbemerkung des Herausgebers

»Eine große Fremdheit liegt zwischen den Geschlechtern, und in dieser Spannung zeigt sich Musils Stärke, hineinzuwandern in die seelischen Labyrinthe und Hintergründe.« (Musil-Kenner und Herausgeber Adolf Frisé)

Robert Musil, der genialische Einsiedler auf dem Planeten der Literatur, war – man ist überrascht – auch ein großer Kenner des subtilen Wechselspiels der Geschlechter. Kaum irgendwo in der Literatur gibt es präzisere und schärfere Analysen der magischen, faszinierenden und nicht selten desaströsen Interaktion zwischen Mann und Frau, als in diesen drei Erzählungen.

Drei Frauen stehen zwar nicht im Mittelpunkt – denn das scheinen die zugehörigen Männer zu sein –, doch sie dominieren und bestimmen das Geschehen: Die Bäuerin Grigia, die portugiesische Aristokratin und die Verkäuferin Tonka. Drei Männer erleiden durch diese Frauen ihre Tragik und ihr Schicksal.

Diese Novellen sind Meisterwerke, fundamental in der Konstruktion, brillant in der Sprache.

Über Robert Musil:

Robert Musil wurde am 6. November 1880 in Klagenfurt geboren. Sein Vater sah für ihn die Militärlaufbahn vor und schickte ihn auf verschiedene Militärakademien. Er brach jedoch die Offizierslaufbahn ab und studierte – nach einem Intermezzo im Maschinenbaustudium – ab 1903 in Berlin Philosophie und Psychologie, und bekam dort ersten Zugang zu Künstlerkreisen. 1910 geht Musil zurück nach Wien, arbeitet als Bibliothekar, freier Schriftsteller und Journalist, 1911 heiratet er Martha Marcovaldi. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er teilnahm, festigt er seinen Ruf als Schriftsteller, und wird mit diversen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Kleist-Preis für das Schauspiel »Die Schwärmer«. 1920 lernt er in Berlin seinen künftigen Verleger, Ernst Rowohlt kennen, der ihn in den nächsten 20 Jahren, während Musil am »Mann ohne Eigenschaften« arbeitet, mit Vorschüssen finanziell unterstützen wird. Musil publiziert nun fast nichts anderes mehr, setzt all seine Kraft in sein Monumentalwerk.

Mit dem »Anschluss« Österreichs an den Nationalsozialismus im Jahr 1938 werden Musils Bücher nach Deutschland nun auch in Österreich verboten. Er emigriert mit seiner Frau in die Schweiz, zunächst wohnen sie in Zürich, später bei Genf. – Am 15. April 1942 stirbt Robert Musil an einem Gehirnschlag, am Chemin des Clochettes in Genf. Er hatte seit mehreren Wochen nur noch an einem einzigen Kapitel (Atemzüge eines Sommertags) des »Mannes ohne Eigenschaften« gearbeitet, das man nach seinem Tod geöffnet auf dem Schreibtisch fand. Robert Musils Asche wurde in einem Wald bei Genf verstreut.

Redaktion eClassica