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Cover

Nr. 0950 – Testfall Olymp

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

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6.

7.

8.

Nr. 0951 – Ultimatum der Orbiter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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9.

Nr. 0952 – Die Höhlen der Ringwelt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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10.

11.

Nr. 0953 – Der Laser-Mann

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 0954 – Die Phantom-Jagd

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 0955 – Das Rätsel der Barriere

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 0956 – Niemandsland der Träume

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0957 – Der Traumplanet

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0958 – Die Gruft des Beschützers

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0959 – Der Loower und das Auge

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0960 – Das UFO-Serum

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0961 – Der verrückte Orbiter

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0962 – Wächter der goldenen Stadt

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0963 – Mission der Flibustier

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Die Hauptpersonen des Romans

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Epilog

Nr. 0964 – Schwingen des Geistes

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0965 – Die Sporenschiffe

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0966 – Der letzte der Mächtigen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Epilog

Nr. 0967 – Die Materiesenke

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Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 0968 – Exodus der Mutanten

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0969 – Der falsche Ritter

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0970 – Das Ende der Wächter

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Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Nr. 0971 – Alarm auf Martappon

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0972 – Die Stimme aus dem Nichts

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Die Hauptpersonen des Romans

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Epilog

Nr. 0973 – Das seltsame Genie

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0974 – Wachfort SKARABÄUS

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Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 0975 – Die zweite Welle

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Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 0976 – Kämpfer für Garbesch

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0977 – Kemoaucs Bestie

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 0978 – Heimkehr der Loower

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Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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3.

4.

5.

Zwischenspiel auf Alkyra-II

6.

7.

8.

Epilog

Nr. 0979 – Der Nachfolger

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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6.

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10.

Nr. 0980 – Schwerkraft-Alarm

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 0981 – Helfer der Kosmokraten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0982 – Der Auserwählte

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Die Hauptpersonen des Romans

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11.

Nr. 0983 – Der Ort der Stille

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 0984 – Waffen der Verdammnis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Nr. 0985 – Erzfeind der Orbiter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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9.

Nr. 0986 – Das Ende der Sternenstadt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 0987 – Die sanften Invasoren

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 0988 – Duell der Erbfeinde

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 0989 – Die Zukunft der Orbiter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 0990 – Planet der Glücksbringer

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 0991 – Die letzte Horde

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Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Nr. 0992 – Bestienrummel

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 0993 – Bastion der Bestien

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Nr. 0994 – Problem Langzeitwaffe

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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11.

Nr. 0995 – Der Kampf gegen die VAZIFAR

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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12.

Nr. 0996 – Der letzte Waffengang

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 0997 – Straße der Psychode

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 0998 – Terraner unerwünscht

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 0999 – Heimkehr

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

8.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

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Nr. 950

 

Testfall Olymp

 

Die Welt der Freihändler wird besetzt – die Orbiter proben den Ernstfall

 

von H. G. EWERS

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Man schreibt den Monat Juni 3587 terranischer Zeitrechnung. Perry Rhodan setzt in Weltraumfernen immer noch seine Expedition, die mit der SOL begann, mit der BASIS planmäßig fort.

Dem Terraner kommt es, wie erinnerlich, darauf an, sich Zugang zu einer Materiequelle zu verschaffen, um die so genannten Kosmokraten davon abzuhalten, diese Quelle zum Schaden aller galaktischen Völker zu manipulieren.

Sechs der Schlüssel, die zusammen mit Laires Auge das Durchdringen der Materiequelle ermöglichen sollen, sind bereits im Besitz Perry Rhodans, und während es dem Terraner nun um die Auffindung des siebten und letzten Geräts geht, das sich auf Kemoaucs kosmischer Burg befinden soll, spitzt sich die Lage in der Menschheitsgalaxis immer mehr zu.

Die Verantwortlichen der LFT und der GAVÖK sind gleichermaßen beunruhigt über das Massenauftreten von Wesen, die alle das Aussehen der sieben letzten Flibustier, der meistgesuchten Verbrecher der Milchstraße, besitzen. Die Fremden nennen sich Orbiter, und sie sehen ihre Aufgabe darin, die Garbeschianer – so bezeichnen sie alle Humanoiden – aus der Galaxis zu verjagen.

Die Bedrohung der Menschheit nimmt in dem Augenblick konkrete Formen an, als die Flotten der Orbiter ausschwärmen und bestimmte Ziele anfliegen. Dabei kommt es zum TESTFALL OLYMP ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Simudden, Schatten, Treffner, Tobbon, Brack, ten Hemmings und Axe – Die letzten Flibustier wollen die Völker der Galaxis warnen.

Archetral – Kommandant eines Orbiter-Schiffes.

Zarcher – Kommandant einer Orbiter-Flotte.

Anson Argyris – Der Kaiser von Olymp geht in den Untergrund.

Julian Tifflor – Der Erste Terraner erhält beunruhigende Nachrichten.

1.

 

Pearl Simudden horchte auf, als das Pfeifen der Alarmanlage durchs Schiff tönte. Als er merkte, dass seine Finger zitterten, stieß er eine halblaute Verwünschung aus.

Die Ereignisse der letzten Wochen waren nicht spurlos an seinen Nerven vorübergegangen. Erst war für seine Komplizen und ihn eine Welt zusammengebrochen – die Welt der Flibustier –, dann hatten unglaublich fremdartige Roboter sie zu stählernen Planeten im Zentrum der Milchstraße entführt, wo sie mit ihren robotischen Ebenbildern konfrontiert wurden.

Was darauf folgte, war ein grauenhafter Albtraum gewesen. Von den Orbitern, wie sich die robotischen Ebenbilder der sieben letzten Flibustier nannten, hatten sie erfahren, dass man sie – und offenbar alle anderen Lemurerabkömmlinge der Galaxis auch – für so genannte Garbeschianer hielt, die angeblich die Milchstraße überfallen hatten und von den Orbitern zum Rückzug gezwungen oder vernichtet werden sollten.

Das alles konnte nur auf einem Missverständnis beruhen, aber die Orbiter waren offensichtlich nicht fähig, ihren Irrtum einzusehen. Und sie hatten die Macht, ihr Ziel zu erreichen. Die Hunderttausende von keilförmigen Raumschiffen, die sich über Churuude versammelt hatten, wären schon allein dafür ausreichend gewesen. Inzwischen aber gab es keinen Zweifel mehr daran, dass sich über anderen Stützpunktwelten der Orbiter weitere riesige Armaden sammelten. Gegen Millionen schwerbewaffneter Raumschiffe aber waren die raumfahrenden Zivilisationen der Milchstraße machtlos.

Und das Pfeifen der Alarmanlage kann durchaus bedeuten, dass der erste Akt der Tragödie unmittelbar bevorsteht!, dachte der Akone voller Angst. Aber es war keine Angst davor, dass ihm etwas zustoßen könnte, denn er wusste, dass seine Freunde und er sicher waren, seit es ihnen gelungen war, aus ihrem Gefängnis auf Churuude zu entkommen und sich so unter die Orbiter zu mischen, dass man sie für robotische Ebenbilder der sieben Flibustier hielt.

Pearl Simudden hatte Angst um das Schicksal der galaktischen Zivilisationen, und das, obwohl er als Pirat immer ein Ausgestoßener dieser Zivilisationen gewesen war. Erst die existenzielle Bedrohung aller galaktischen Zivilisationen hatte ihm – und seinen Gefährten – vor Augen geführt, dass es Bande zwischen ihnen und diesen Zivilisationen gab, die stärker waren als das Denken in den Bahnen Gesetzloser ...

Als er das leise Gleiten des Schottes hinter sich hörte, zuckte er heftig zusammen, dann fuhr er herum.

»Kayna!«, rief er erleichtert, als er Kayna Schatten erblickte.

Die Plophoserin lächelte.

»Schwache Nerven, Panika?«

Pearl Simudden wischte sich über die Stirn und stellte fest, dass er schwitzte.

»Du nicht, Kayna?«

»Doch, ich auch.«

Kayna Schatten setzte sich auf den äußersten Rand eines Schaltpults und leckte sich nervös über die Lippen.

»Ich hoffte, du wüsstest, warum Alarm gegeben wurde«, erklärte sie.

»Und deshalb hast du deinen Platz verlassen!«, sagte Pearl vorwurfsvoll.

»Ich werde sicher noch nicht gebraucht«, erwiderte Kayna.

Abermals öffnete sich das Schott. Diesmal war es Brush Tobbon, der den kleinen Arbeitsraum Pearls, den Arbeitsraum eines Planers für Außeneinsätze, betrat. Hinter ihm schloss sich das Schott wieder.

Der tonnenförmige Epsaler grinste.

»Wir befinden uns mitten im Raum«, berichtete er. »Als Einsatzleiter für die Schiffsreparaturtrupps habe ich überall freien Zugang. Deshalb konnte ich mir die Bildschirme der Außenbeobachtung ansehen.«

»Aber du weißt nicht, weshalb wir gehalten haben«, sagte Pearl.

Brush schüttelte den Kopf.

»In die Kommandozentrale darf auch ich nur gehen, wenn ich angefordert werde.« Er grinste wieder. »Diese Simudden-Type namens Archetral ist ein misstrauischer Hund. Sie würde mir Löcher in den Bauch fragen, wenn ich unaufgefordert in die K-Zentrale käme.«

Pearl nickte.

Mehrmals schon hatte er geglaubt, sich daran gewöhnt zu haben, dass es auf dem Erkunder, der SIRKON-BAL, von Orbitern wimmelte, die ihm und seinen Gefährten nachgebildet waren. Aber immer wieder hatte er feststellen müssen, dass es unmöglich war, sich daran zu gewöhnen.

Alle drei Flibustier zuckten zusammen, als es in den Lautsprechern der Bordkommunikation knackte. Gleich darauf sagte eine Stimme: »Tevort sofort in die Computerzentrale! Tevort sofort in die Computerzentrale!«

Die drei Piraten lächelten sich verzerrt an, weil sie alle ihre Nervosität offenbart hatten. Dann meinte Kayna Schatten: »Was wird man von Dezibel wollen?« Ihr Gefährte Körn Brack, wegen seines Berufes mit dem Spitznamen Dezibel bedacht, nannte sich unter den Orbitern Tevort. Sie alle konnten nicht mit ihren wahren Namen auftreten, wenn sie sich nicht verraten wollten.

»Er soll wahrscheinlich neue Informationen analysieren«, meinte Pearl Simudden. »Ich schlage vor, ihr geht wieder an eure Plätze zurück, da aufgrund der Computeranalysen sicher demnächst weitere Maßnahmen angeordnet werden, die euch direkt betreffen könnten. Und wenn nicht, erfahren wir sicher von Körn die Neuigkeiten, sobald er seine Arbeit beendet hat.«

Kayna nickte und verließ mit dem Epsaler den Arbeitsraum Pearls.

 

*

 

Als der Alarm abgeblasen wurde, verließ Pearl Simudden seinen Arbeitsraum, begab sich in die Messe und setzte sich an einen der langen, am Boden verankerten Tische – und zwar so, dass er mühelos die großen Bildschirme beobachten konnte, die den Weltraum außerhalb der SIRKON-BAL zeigten.

Die wenigen anwesenden Orbiter beachteten ihn nicht.

Pearl sah auf den Bildschirmen eine große rote Sonne. Sie war nur wenige Lichtwochen entfernt.

Da der Alarmzustand aufgehoben worden war, schien es im System der roten Riesensonne keinen von raumfahrttreibenden Intelligenzen bewohnten Planeten zu geben. Pearl fragte sich, weshalb die Flotte dann hier angehalten hatte.

Geistesabwesend tastete er an der Bestellapparatur des Tisches eine Schüssel »Erbsen mit Ananas«. Es handelte sich um einen graugrünen Brei von undefinierbarem Geschmack, dem Würfel einer gelben, strohig aussehenden, aber auf der Zunge schmelzenden Substanz beigefügt waren. Deshalb hatten die Flibustier ihm diesen Namen gegeben.

Alles in allem war die Verpflegung wohlschmeckend und sättigend. Die Nahrung musste auch für echte Orbiter bedeutungsvoll sein, denn es war nicht einzusehen, warum die robotischen Ebenbilder sie sonst zu sich nahmen, da sie ja fast glaubten, unter sich zu sein, so dass die Tarnung entfiel.

Plötzlich weiteten sich Pearls Augen. Draußen schwebte in geringer Entfernung ein Diskusschiff vorbei. Zuerst dachte der Akone an eine Space-Jet, dann bemerkte er, dass es für eine Space-Jet zu flach gebaut war. Es konnte also nur ein Raumschiff der Blues sein.

Aber was hatte ein Bluesschiff bei der Flotte der Orbiter zu suchen?

Das Diskusschiff änderte seinen Kurs. Es entfernte sich schneller und schneller in Richtung der roten Riesensonne.

Pearl Simudden beendete seine Mahlzeit, dann wartete er. Wenn Körn Brack mit seiner Arbeit fertig war, würde er kurz in der Messe vorbeischauen, in der mindestens einer der Flibustier auf ihn zu warten hatte – diesmal Pearl. Wenn er wieder ging, würde Pearl seine Gefährten davon unterrichten, dass Brack in seiner Kabine auf sie wartete, damit er berichten konnte, was er Neues erfahren hatte.

Als wenig später der Mathematiker erschien, musste Pearl sich zusammenreißen, um nicht aufzuspringen, zu dem greisen Olymp-Geborenen zu eilen und ihn auszufragen.

Körn Brack sah nicht zu ihm herüber. Er tastete eine kleine Mahlzeit, aß sie schnell und verließ danach die Messe wieder.

Pearl Simudden wartete noch eine Weile, dann stand er gelangweilt auf und ging. Draußen auf dem Korridor sah er sich aufmerksam um. Als er feststellte, dass er allein war, rannte er los, um seine Gefährten zu benachrichtigen.

Körn Brack lag auf seiner Pneumoliege, als die übrigen Flibustier seine Kabine betraten. Er rauchte gerade das letzte Stück einer Narkozigarette und drückte den Stummel auf dem Fußboden aus.

»Hast du noch eine?«, fragte Pearl.

Brack schüttelte den Kopf.

»Man war anscheinend der Ansicht, dass einem Roboter eine einzige Narkozigarette als Belohnung für seine Leistung genügen müsste, die für einen Spezialisten bestimmt keine sehr befriedigende Leistung war.«

»Hast du Mist gemacht, Dezibel?«, fuhr Brush Tobbon den Mathematiker an.

Körn Brack lächelte nur mitleidig.

»Nicht mehr Mist, als du gemacht hast, seit wir an Bord dieses Schiffes sind«, erklärte er gelassen. »Inzwischen wirst du ja auch festgestellt haben, dass die Technik der Orbiter uns manchmal vor schwierige Probleme stellt. Aber im Unterschied zu mir bist du der Leiter eines Reparaturtrupps und kannst Arbeiten, mit denen du nicht klarkommst, einfach deinen Untergebenen übertragen. Von mir, dem Roboter mit dem auf Mathematik und Computer spezialisierten Gehirn, erwartet man jedoch eigene, unabhängige Leistungen.«

»Rede doch nicht so geschwollen daher, du ...!«

Kayna Schatten schob sich zwischen Brush und Körn.

»Nicht aufregen, Brush!«, mahnte sie. »Wir alle wissen, dass es zutrifft, was Dezibel gesagt hat. Die Technik der Orbiter hat ihre Tücken für uns.« Sie wandte sich an den Kosmomathematiker. »Von deinen Schwierigkeiten kannst du nachher berichten. Zuerst erkläre uns, was der Alarm zu bedeuten hatte!«

»Und was das Bluesschiff in unserer Flotte zu suchen hatte«, warf Pearl Simudden ein und berichtete kurz über seine Beobachtung.

Körn Brack nickte.

»Es war tatsächlich ein Raumschiff der Blues, aber in ihm saßen keine Blues, sondern Orbiter. Es waren Spione, die schon vor einiger Zeit auf einem Planeten der roten Riesensonne Muragh abgesetzt worden waren.

Ich will euch nicht mit den vielen Einzelheiten langweilen, die für die Orbiter interessant zu sein scheinen, weil sie sich eben in unserer Milchstraße nicht auskennen. Wichtig scheint mir zweierlei zu sein. Erstens haben die Orbiter erfahren, dass die vermeintlichen Garbeschianer nicht eben erst eingefallen sind, sondern schon vor einiger Zeit und dass sie inzwischen alles besitzen, was zu einer festen Zivilisation gehört, sogar eine galaxisumspannende Infrastruktur – und zweitens erfuhren sie, dass das Herzstück dieser galaxisumspannenden Infrastruktur ein Planet mit dem Namen Olymp ist.«

»Aha!«, entfuhr es Kayna Schatten. »Dann dürften die Orbiter inzwischen eingesehen haben, dass gar keine Invasion der Horden von Garbesch stattgefunden hat – denn wie sollten die Invasoren die Leistung vollbracht haben, gleich nach dem Einfall in eine fremde Galaxis auf zahlreichen Planeten hochstehende Zivilisationen zu schaffen, die auch noch durch eine galaxisumspannende Infrastruktur miteinander verbunden sind!«

Brack schüttelte den Kopf.

»Menschenlogik, Kayna. Die Orbiter sind aber keine Menschen. Und sie besitzen offenbar ein Basisprogramm, das es ihnen verbietet, an der Unfehlbarkeit des Signals zu zweifeln, das sie über die Invasion der Horden von Garbesch informierte. Die bestehende Diskrepanz zwischen Annahme und Wirklichkeit erklären sie sich deshalb damit, dass das Signal mit Verspätung erfolgt sei.«

»Das ist idiotisch!«, stieß Josto ten Hemmings, der schwergewichtige Gäaner, hervor.

»Es ist schlimm«, sagte Pearl Simudden. »Was hast du für die Orbiter ausrechnen müssen, Körn?«

»Eine Menge«, antwortete der Mathematiker. »Uns braucht nur das Resultat zu interessieren. Es besteht in dem Beschluss der Orbiter, das Herzstück der galaktischen Infrastruktur in ihre Gewalt zu bringen.«

»Olymp?«, schrie Pearl.

»Ja«, sagte Körn Brack. »Sie werden Olymp besetzen – und wir werden dabei sein.«

 

*

 

Jemand kicherte.

Pearl sah sich um und bemerkte, dass es Axe war, der kicherte.

»Hör auf!«, fuhr Brush Tobbon Axe an.

Axe starrte den Boss der Flibustier mit seinem affenartigen Gesicht verwundert an.

»Aber praktisch war das doch immer unser Wunsch, Brush.«

Kayna Schatten lächelte verzerrt.

»Und praktisch hätte er sich während unserer Flibustierzeit niemals verwirklichen lassen, du schwarzhaariger Affe! Olymp war viel zu gut gesichert, als dass wir den Planeten jemals hätten erobern können.«

»Aber wir träumten davon«, sagte Josto ten Hemmings. »Wir träumten davon, die Perle des galaktischen Handels nur für ein paar Tage in unsere Gewalt zu bringen und unsere Schiffe mit den wertvollsten Schätzen zu beladen, die dieses Dorado bereithält!« Plötzlich verzog sich sein Gesicht zu einer weinerlichen Grimasse. »Und nun werden wir als Eroberer auf Olymp landen und nicht einmal ein Gramm Howalgoniumstaub anrühren dürfen! Millionen Hektoliter besten Alkohols lagern dort – und die Orbiter werden uns nicht einen Tropfen davon trinken lassen!«

»Du hast Sorgen!«, sagte Pearl grimmig. »Gegen die Orbiter-Flotten hat die Raumabwehr von Olymp nicht die geringste Chance – und sobald diese Roboter das herausgefunden haben, werden sie nicht zögern, auch die restlichen zivilisierten Planeten der Milchstraße zu besetzen.«

»Olymp wird von ihnen als Testfall betrachtet«, bestätigte Körn Brack. »Sie wollen herausfinden, mit welchen Mitteln sich die Horden von Garbesch ihnen widersetzen.«

»Da haben wir es!«, sagte Markon Treffner, der Ara, der als eine Art Leibarzt der führenden Flibustier fungiert hatte. »Sie werden die galaktischen Zivilisationen zerstampfen, und aus den Überlebenden werden Wilde werden, die niemals wieder eine Zivilisation aufbauen können. Und was wird aus uns?«

Die Flibustier sahen sich gegenseitig in die bleichen Gesichter.

»Wir müssen es verhindern!«, sagte Kayna Schatten und blickte dabei Pearl Simudden an. »Pearl und ich haben schon einmal darüber gesprochen. Wir müssen die SIRKON-BAL in unsere Gewalt bringen und die Menschen vor den Orbitern warnen.«

»Wir können nichts tun«, meinte Josto ten Hemmings resignierend.

»Wir können warnen«, erwiderte Pearl.

»Darüber sprachen wir vor längerer Zeit schon einmal«, sagte Körn Brack müde. »Wir waren uns einig darüber, dass niemand eine Warnung ernst nehmen würde, wenn die Warner anonym blieben – und dass wir nicht unsere wirklichen Namen nennen können, dürfte wohl einleuchtend sein.«

»Es ist völlig klar, dass wir uns keinem Risiko aussetzen werden«, sagte Kayna Schatten. »Aber gehen wir denn ein Risiko ein, wenn wir von Bord unseres Schiffes lediglich Funkverbindung mit einer Welt aufnehmen, die zur GAVÖK gehört, unsere Namen nennen, uns auf dem Bildschirm sehen lassen und dann unsere Warnung aussprechen?«

Brush Tobbon lachte zornig.

»Hat Panika dir nicht gesagt, dass es bereits ein unkalkulierbares Risiko sein würde, die SIRKON-BAL in unsere Gewalt zu bringen, Kayna? Selbst, wenn das gelänge, was sollten wir anschließend tun? Zur Flotte BAL könnten wir nicht zurückkehren, und auf einem Planeten der GAVÖK könnten wir auch nicht landen, da wir dort sofort verhaftet würden. Und ich habe keine Sehnsucht danach, meine Persönlichkeit löschen zu lassen und meinem Gehirn die synthetisierte Persönlichkeit eines mittelmäßig begabten friedlichen Bürgers aufprägen zu lassen – und genau das wäre es, was uns bevorstünde, wenn wir in die Gewalt der GAVÖK gerieten.«

»Wir werden nicht in die Gewalt der GAVÖK geraten, Brush«, erklärte Kayna Schatten. »Sobald wir die GAVÖK gewarnt haben, können wir uns mit der SIRKON-BAL irgendwo im Dschungel der Sterne verstecken, bis die Gefahr vorüber ist.«

Brush Tobbon lachte humorlos.

»Du kannst nicht mehr klar denken, Kayna! Die Gefahr durch die Orbiter wird nicht vorübergehen, niemals. Wir würden niemals Ruhe finden!«

»Würden wir Ruhe finden, wenn wir tatenlos zuschauten, wie die galaktischen Zivilisationen vernichtet werden?«, entgegnete Kayna Schatten aufgebracht. »Brächtest du es fertig, anschließend für den Rest deines Lebens ein robotisches Ebenbild deiner selbst zu spielen, dich mit den Maschinen des Erkunders zu beschäftigen, Brei aus unbekannten Zutaten zu löffeln ...«

»Hör auf!«, schrie Brush Tobbon gepeinigt. »Dieses Leben widert mich schon jetzt an! Du hast recht, Kayna. Lieber ein Risiko eingehen als für immer eine Marionette zu sein.«

Pearl Simudden atmete auf.

»Dann lasst uns über den Plan beraten, wie wir die SIRKON-BAL in unsere Gewalt bringen.«

2.

 

»Was für ein Datum ist heute eigentlich, Körn?«, fragte Pearl Simudden, während er mit dem Mathematiker zur Computerzentrale ging.

»Datum?«, fragte Körn Brack zurück. »Warum willst du das wissen, Pearl?«

Der ehemalige Chef des akonischen Energiekommandos lächelte verlegen.

»Nun, heute ist ein Tag, der möglicherweise einmal in die Geschichtscomputer der galaktischen Zivilisationen eingespeichert werden wird.«

»Es wäre zu hoffen, denn es hieße, dass die galaktischen Zivilisationen weiterexistieren«, meinte Körn Brack. »Warte, bis wir in der Computerzentrale sind!«

Schweigend legten die beiden Flibustier die letzte Strecke zurück. Als sie den halbkreisförmigen Raum betraten, atmeten sie auf, denn der Raum war leer. In Anwesenheit von Orbitern hätten sie ihren Plan nicht durchführen können, der schlichtweg darin bestand, den Öffnungskode für das Waffendepot der SIRKON-BAL zu ermitteln. Es gab keine andere Möglichkeit, an Waffen zu gelangen, denn weder die Flibustier noch die Orbiter trugen welche – und ohne Waffen die Kommandozentrale besetzen zu wollen, erschien den Flibustiern undenkbar.

Körn Brack zog seinen flachen Taschenrechner unter der Montur hervor.

»Also, welche Zeit?«

»Erdzeit natürlich«, antwortete Pearl.

»So natürlich ist das nicht, mein Sohn«, meinte der Mathematiker mit feinem Lächeln, während seine Finger über die Sensoren des Kleincomputers huschten. »Jedenfalls nicht für einen Flibustier. Ah, da haben wir es! Sechsundzwanzigster Juni dreitausendfünfhundertsiebenundachtzig.«

»Danke«, sagte Pearl.

Körn Brack ließ den Taschenrechner wieder verschwinden, stellte sich vor eine Kontrollwand und bediente nach kurzem Zögern die Eingabetastatur.

Pearl Simudden nahm seinen Infospeicher aus der Brusttasche seiner Montur, schaltete ihn ein und sprach relativ nichtssagende Angaben ein. Sollte zufällig ein Orbiter auftauchen, wollte er damit den Anschein erwecken, als würden »Tevort« und er, der sich Lykkord nannte, Daten aus einem Computer holen, die er bei seiner Arbeit als Planer für Außeneinsätze brauchte.

Körn Brack seinerseits forderte keineswegs solche Daten an, sondern ging so vor, als wollte er mit Hilfe des Computers eine synthetische Signalsprache entwickeln, die den Vorteil besaß, in kürzerer Zeit mehr Informationen zu übermitteln, als mit der normalen Sprache möglich war. In Wirklichkeit benutzte er ganz einfach das uralte terranische Morsealphabet, und das selbstverständlich nur als Vorwand. Irgendwann, während der Zusammenarbeit zwischen dem Computer und sich würde er – angeblich als Hilfe bei der Synthetisierung der Signalsprache – Informationen über alle bekannten Kodes anfordern, und er hoffte, dabei auch den Öffnungskode für das Waffendepot zu erhalten.

Als Körn nach etwa einer halben Stunde noch immer nicht zum Ziel gekommen war, wurde Pearl Simudden nervös. Falls der Computer die Anforderung des Kodes als illegal einstufte, würde er zweifellos einen Alarm auslösen. Dann würde der Kommandant eine Untersuchung anordnen, bei der die Identität der sieben letzten Flibustier mit großer Wahrscheinlichkeit aufgedeckt werden würde.

Der Mathematiker schien die Nervosität Pearls zu spüren, denn er wandte den Kopf in seine Richtung und lächelte beruhigend, dann setzte er seine Arbeit fort. Kurz darauf zeigte ein Kontrollschirm Oszillationen an. Körn Brack holte abermals seinen Taschenrechner hervor und fuhr mit der linken Hand über die Sensoren, während er mit der rechten Hand weiter die Tastatur des Computers betätigte.

Ein weiterer Bildschirm leuchtete auf. Auf ihm erschienen in dichter Folge mehrere Zahlenkombinationen. Körn schaltete seinen Rechner auf Speicherung und tastete die Zahlenkombinationen ein. Zehn Minuten später nickte er Pearl zu.

»Ich habe, was wir brauchen. Gehen wir!«

 

*

 

Der Zugang zum Waffendepot öffnete sich auf das Kodesignal hin. Die sieben Flibustier drangen ein und bewaffneten sich mit Kombinationswaffen, die sich auf verschiedene Wirkungen einstellen ließen.

Brush Tobbon hantierte an der Einstellung seiner Waffe herum. Plötzlich fuhr ein greller Blitz aus der »Mündung« und brannte ein großes Loch in den Boden.

Im Raum darunter hielten sich Orbiter auf. Die Flibustier erkannten das an dem Geschrei, mit dem sie auf die Beschädigung der Decke reagierten.

»Schnell!«, rief Kayna Schatten. »Wir müssen sofort handeln, sonst können wir gleich aufgeben!«

Die Flibustier kümmerten sich nicht um die übrigen Waffen, sondern stürmten los. Zu ihrem Glück war es nicht weit bis zur Kommandozentrale, so dass der Kommandant und die übrige Zentralebesatzung erst in dem Augenblick alarmiert wurden, als die Flibustier bereits in die Zentrale stürmten.

Pearl Simudden feuerte einen Schuss gegen die Decke, damit die Orbiter sahen, dass der Überfall ernstgemeint war. Brush Tobbon aktivierte hinter ihm die Sperre, die das Panzerschott der Zentrale gegen Öffnungsversuche von außen sicherte.

Kommandant Archetral trat einen Schritt vor.

»Was soll das bedeuten?«, schrie er. »Kein Mannschaftsmitglied darf die Kommandozentrale bewaffnet betreten! Legt sofort die Waffen weg!«

Kayna richtete ihre Handwaffe auf ihn und erklärte: »Wir sind keine Roboter, die darauf programmiert sind, dir zu gehorchen, Archetral, sondern wir sind die Originale. Hebt die Hände über die Köpfe und versucht nicht, Widerstand zu leisten! Wir werden euch nur dann zerstören, wenn ihr uns dazu zwingt.«

»Na, los schon!«, schrie Brush, als die insgesamt fünf Orbiter sich nicht rührten. »Hebt die Hände über die Köpfe, sonst müssen wir euch zerstrahlen!«

Zögernd hob Archetral die Hände hoch. Die vier anderen Orbiter folgten seinem Beispiel.

»Ihr seid die Originale?«, fragte Archetral und blickte Kayna an. »Heißt das, dass ihr die Garbeschianer seid?«

»Genau die«, erklärte Josto ten Hemmings grinsend. »Und ihr seid jetzt unsere Geiseln, die für das Wohlverhalten der übrigen Schiffsbesatzung haften.«

Die Simudden-Type namens Archetral blickte den Hochenergie-Waffeningenieur vorwurfsvoll an.

»Ihr erreicht dadurch nichts, Garbeschianer.«

Kayna seufzte.

»Aber vielleicht glaubt ihr uns jetzt, da wir die Macht ausüben, dass wir keine Garbeschianer sind und dass überhaupt keine Invasion irgendwelcher Horden von Garbesch stattgefunden hat. Die Zivilisationen dieser Galaxis sind die Zivilisationen von Völkern, die sich innerhalb dieser Galaxis im Zuge der allgemeinen Evolution entwickelt haben.«

»Was soll es, Schwester, er glaubt dir kein Wort!«, warf Pearl ein. »Archetral, du unterrichtest sofort die Besatzung darüber, dass ihr in unserer Gewalt seid und dass sie ab sofort unseren Befehlen zu gehorchen hat! Danach denkst du dir einen Vorwand aus, unter dem du dich vom Kommandeur der Flotte BAL zu einem Sondereinsatz abmelden kannst – und danach sehen wir weiter!«

»Ich werde tun, was ihr verlangt«, erklärte Archetral.

Er ging zum Bordkommunikator, schaltete ihn ein und sagte: »Hier spricht der Kommandant. Das Schiff befindet sich vorübergehend in der Gewalt der sieben Grundmuster, die es auf rätselhafte Weise fertig brachten, die Kontrollen zu überlisten und auf der SIRKON-BAL unerkannt als Orbiter mitzufliegen. Solange dieser Zustand besteht, halten sich alle Besatzungsmitglieder zurück und befolgen die Anweisungen der Garbeschianer, die jeweils durch mich übermittelt werden.«

Er schaltete die Bordkommunikation aus und drehte sich um.

»Ausgezeichnet«, sagte Brush Tobbon.

»Es wird schwieriger sein, euren zweiten Wunsch zu erfüllen«, erklärte Archetral. »Wenn der Kommandeur der BAL-Flotte meine Bitte um Genehmigung eines Sondereinsatzes nicht erfüllt, kann ich die SIRKON-BAL nicht aus der Flotte steuern. Das Schiff würde vernichtet werden.«

»Warum macht er nicht etwas am Antrieb kaputt?«, wandte sich Axe mit breitem Grinsen an Brush Tobbon. »Dann müssen wir zurückbleiben.«

Brush wölbte erstaunt die Brauen.

»Das ist gar nicht so übel, wenn ich bedenke, dass der Gedankenblitz aus dem Müll hinter deiner Affenstirn kam.« Er wandte sich wieder an Archetral. »Also, dann täusche einen Maschinenschaden vor, Simudden-Type! Einen echten Schaden wollen wir lieber nicht herbeiführen, denn wir werden die FLIBUSTIER noch brauchen.« Er grinste triumphierend. »Ihr habt euch nicht verhört, Flibustier! Dieses Schiff wird nach uns benannt sein.«

»Gehorche, Archetral!«, sagte Kayna Schatten, als der Kommandant zögerte. »Wenn du einen Trick versuchst, zerstrahle ich dich.«

Der Kommandant wandte sich dem Fernkommunikator zu, aber als er ihn aktivieren wollte, sagte Pearl Simudden: »Warte damit lieber noch, bis wir den Erfassungsbereich der Optik verlassen haben, Zwilling! Der Kommandeur würde sich wundern, wenn er sieben bewaffnete Orbiter in der Kommandozentrale deines Schiffes sähe.«

Kayna Schatten winkte auffordernd mit der Strahlwaffe, dann traten sie und die anderen Flibustier aus dem Bilderfassungsbereich des Fernkommunikators.

»Zuerst sollte jemand die Triebwerke zum Stottern bringen!«, rief Körn Brack.

»Richtig, Dezibel!«, sagte Kayna. »Archetral!«

Archetral erteilte einem seiner Leute eine Anweisung. Kurz darauf war auf den Bildschirmen zu erkennen, dass die SIRKON-BAL ziemlich wild schlingerte.

Danach stellte Archetral die Verbindung mit dem Flaggschiff der Flotte BAL her und meldete dem Kommandeur einen Maschinenschaden. Er erklärte, ihn innerhalb von etwa zehn Stunden mit Bordmitteln beheben zu können, so dass die SIRKON-BAL anschließend wieder an die Flotte aufschließen konnte.

Ohne mehr als ein paar sachliche Fragen zu stellen, erteilte der Kommandeur, der mit Zarcher angeredet wurde und eine Treffner-Type war, Archetral die Erlaubnis, sein Schiff zu stoppen und die notwendigen Reparaturen durchzuführen.

Nachdem Archetral den Fernkommunikator wieder ausgeschaltet hatte, wandte er sich an die Flibustier und sagte: »In anderthalb Stunden wird die Flotte BAL beschleunigen und zur Überlichtfahrt übergehen. Danach brauchen wir keinen Maschinenschaden mehr vorzutäuschen. Wohin möchtet ihr dann gebracht werden?«

»Wir sind keine Passagiere!«, brauste Brush Tobbon auf. »Oder hast du nicht begriffen, dass dieses Schiff vorhin in den Besitz unserer Organisation übergegangen ist – in die Organisation der Flibustier?«

»Das ist nicht möglich«, entgegnete Archetral.

»Du wirst dich noch wundern!«, schrie Brush Tobbon.

Pearl Simudden aber war beunruhigt, auch wenn er es nicht zeigte. Die Tatsache, dass sich Archetral überhaupt nicht erschüttern ließ, erregte in ihm den Verdacht, dass die Orbiter zumindest noch einen Trumpf im Ärmel hatten.

Er nahm sich vor, herauszubekommen, woraus dieser Trumpf bestand.

 

*

 

Aber Pearl Simudden hatte noch nichts herausgefunden, als die anderen Schiffe der Flotte BAL mit Überlichtgeschwindigkeit verschwunden waren.

In der Zwischenzeit hatten die Flibustier die Positionsdaten der SIRKON-BAL bestimmt und wussten, dass sie sich in der Nähe der kleinen Dunkelwolke Betsheda befanden, und Pearl erinnerte sich, dass dort drei robotische Relaisstationen der GAVÖK stationiert waren, die die Hyperfunkverbindung zwischen den wichtigsten Planeten außerhalb und innerhalb der galaktischen Eastside garantieren sollten.

Kayna Schatten zeigte Archetral im Kartentank die Dunkelwolke und sagte: »Du wirst die FLIBUSTIER ganz dicht heransteuern – und zwar an diese Stelle!« Sie betätigte den Lichtzeiger, dann wandte sie sich an ihre Gefährten. »Wir könnten natürlich auch von hier aus eine Relaisstation anfunken, aber ich möchte so nahe wie möglich heran, um die Streuung minimal zu halten. Über das Relais rufen wir dann die Administration des Planeten Claneter, Sonnensystem Acho Paer, an. Die Bewohner sind Neu-Arkoniden und gehören demnach der GAVÖK an, aber die relativ junge Kolonie verfügt über keine eigenen Raumschiffe, so dass man uns von dort aus niemanden auf den Hals hetzen kann.«

»Ausgezeichnet!«, lobte Brush Tobbon. »Archetral, worauf wartest du noch!«

Der Kommandant setzte sich vor die Hauptkontrollen und schaltete. Pearl Simudden stellte sich schräg hinter ihn, presste die Mündung seiner Waffe in den Nacken Archetrals und sagte: »Keine Dummheiten!«

»Du brauchst dich nicht zu fürchten, Garbeschianer«, erwiderte der Orbiter.

Das Schiff ging zum Überlichtflug über, nachdem es mit Werten beschleunigt hatte, die von den schnellsten terranischen Raumschiffen bei weitem nicht erreicht wurden.

Als es in den Normalraum zurückkehrte, schien es gegen eine dunkle Wand zu prallen, die dicht vor ihm aufragte. Aber das war nur eine optische Täuschung, hervorgerufen durch die relativ geringe Entfernung zur Dunkelwolke Betsheda und die Dichte der Dunkelwolke.

»Wo befindet sich die nächste Relaisstation?«, fragte Brush Tobbon.

Einer der Orbiter schaltete. Ein Bildschirm erhellte sich, zeigte die elektronisch gezeichneten Konturen eines kugelförmigen Objekts mit zahlreichen materiellen Antennen sowie mehreren Antennenprojektoren.

Brush Tobbon trat vor das Hyperfunkgerät, musterte die Kontrollen aus halb zusammengekniffenen Augen und schaltete dann. Er wurde relativ schnell mit der fremdartigen Technik vertraut, denn trotz seines betont primitiven Verhaltens war er ein hervorragender Kosmonaut.

Nach etwa zehn Minuten stabilisierte sich das Erkennungssymbol der angefunkten Relaisstation auf dem Bildschirm des Hyperfunkgeräts, und eine Automatenstimme sagte: »Relaisstation Betsheda-zwei! Bitte, identifizieren Sie sich und nennen Sie die gewünschte Endempfangsstation!«

»Irgendein Name genügt völlig!«, flüsterte Pearl.

»Kenneth Vurton, Raumschiff MURÄNE«, sagte Brush Tobbon. »Ich benötige eine Verbindung mit der Administration von Claneter, System Acho Paer.«

»Verstanden, Mister Vurton«, erwiderte die Automatenstimme. »Kann die Gebühr von einem Ihrer Konten abgebucht werden oder beantragen Sie ein R-Gespräch?«

»Ein R-Gespräch«, antwortete Brush grinsend.

»Dann warten Sie bitte. Die Zustimmung der Administration von Claneter muss eingeholt werden.«

»Und wenn die Administration nicht zustimmt?«, flüsterte Tobbon dem Akonen zu.

»Keine Sorge«, erwiderte Pearl lächelnd. »Neugier ist stärker als Geiz.«

Kurz darauf meldete sich die Relaisstation abermals und teilte mit, dass das Gespräch von Claneter angenommen würde. Der Bildschirm wurde dunkel. Als er sich wieder erhellte, zeigte er das Abbild eines Neu-Arkoniden.

»Mister Kenneth Vurton?«, sagte er mit gepflegter Stimme, dann weiteten sich seine Augen. »Was soll diese Maskerade?«, rief er.

Tobbon winkte seine Gefährten zu sich heran.

»Da staunen Sie, Mann!«, brüllte er begeistert. »Sie kennen mich also – und ich hoffe, Sie kennen meine Freunde auch. Wir sind komplett. Alle sieben noch lebenden Flibustier – und wir rufen an, weil wir uns stellen möchten.«

Der Mann auf dem Bildschirm seufzte.

»Mister von Epsal, wie immer Sie heißen mögen, lassen Sie wenigstens mich mit Ihrer billigen Komödie in Ruhe. Sie wären, nach den letzten Nachrichten von Terra, schon der zwanzigste falsche Brush Tobbon, der in die Gefangenschaft der LFT geriete.«

»Was ...?«, schrie Tobbon.

Pearl Simudden begriff, was geschehen war. Offenbar waren einige ihrer Ebenbilder gefasst worden.

»Aber wir wollen die LFT warnen!«, rief er. »Und auch die GAVÖK! Eine ungeheuerliche Gefahr ...«

Der Mann auf dem Bildschirm winkte ab.

»Spielen Sie sich nicht auf, Mann! Wir auf Claneter haben andere Sorgen, als dass wir uns um ein paar falsche Piraten kümmern könnten. Wenn Sie wollen, dass man Sie gefangen nimmt und verhört, dann wenden Sie sich an Mutoghmann Scerp oder direkt an Julian Tifflor im Solsystem. Die haben Zeit, sich mit solchen Phantastereien zu befassen, wir nicht!«

Der Bildschirm wurde dunkel.

»Er hat die Verbindung einfach unterbrochen!«, schrie Brush Tobbon tödlich beleidigt auf. »Er hat uns ignoriert, als wären wir irgendwelche namenlose Raumtramps! Ich werde es diesen Banausen auf Claneter zeigen!«

Er wirbelte herum und brüllte Archetral an: »Bring uns zum System Acho Paer! Ich lege den Palast der Administration in Schutt und Asche!« Außer sich, versetzte er dem Hyperfunkgerät einen Tritt.

Pearl Simudden eilte auf ihn zu, um zu verhindern, dass er irreparable Schäden anrichtete. Das nutzte Archetral aus, um das Blatt wieder zu Gunsten der Orbiter zu wenden.

Lautlos entstanden mehrere Öffnungen in der Innenwand der Kommandozentrale. Aus ihnen schossen sieben jener kegelförmigen Roboter, wie die Flibustier sie in mehr als unangenehmer Erinnerung hatten, und erstickten jede Gegenwehr im Keim.

Innerhalb von Sekunden hatte sich das Blatt grundlegend gewendet.

»Ihr werdet sicher nichts dagegen einwenden, dass dieses Schiff ab sofort wieder die SIRKON-BAL ist«, sagte Archetral mit beleidigter Gleichgültigkeit. »Roboter, bringt die Garbeschianer in die Arrestzelle!«

3.

 

Fürst Gero Hassenstein ballte die rechte Hand zur Faust, reckte sie zur Decke des Ratssaals und schüttelte sie drohend.

»Meine Raumjäger werden den Fremden das Fürchten beibringen!«, rief er mit seinem raumfüllenden Bass. »Noch nie haben sich Freihändler leise weinend verkrochen, wenn Olymp bedroht war!«

»Niemand verkriecht sich!«, erwiderte Fürst Nurim Dagorew, Erster Handelsrat von Olymp. »Aber ich werde niemals zulassen, dass unsere wenigen Raumjäger gegen siebzehntausend schwere Raumschiffe kämpfen, von denen hundert genügen würden, um mit allen Jägern fertig zu werden! Ich befehle dir, den Raumjagdverbänden Anweisung zu geben, sich aus dem System zurückzuziehen, solange es noch nicht völlig von den Keilschiffen abgeriegelt ist!«

Gero Hassenstein schickte dem Ersten Handelsrat einen zornigen Blick, dann stampfte er mit dem Fuß auf.

»Einen solchen Befehl führe ich nur aus, wenn er mir vom Kaiser persönlich erteilt wird!«, protestierte er.

»Der Kaiser wird ihn bestätigen, sobald er hier ist«, sagte Nurim Dagorew und wischte sich mit einem bunten Tuch den Schweiß von der Stirn. Ihm war äußerst mulmig, denn seit Stunden hatte er vergeblich versucht, Kaiser Anson Argyris zu erreichen – und die Lage im System von Boscyks Stern spitzte sich immer mehr zu.

Krachend öffnete sich das schwere Tor aus Holzimitat. Fürst Jürgo Wolfe-Simmer, Olympischer Rat für Sicherheit, stapfte in den Saal. In seinen Augen flackerte es.

»Ich konnte ihn nicht finden«, erklärte er.

»Ausgerechnet jetzt!«, sagte einer der neun Edelmänner des Handelsrats von Olymp. »Er muss doch zu finden sein!«, schrie er plötzlich. »Oder hat er sich in Luft aufgelöst?«

Die anderen Handelsräte, die an dem hufeisenförmigen Tisch saßen, schauten sich ratlos an.

»Hockt nicht herum wie verschüchterte Hühner!«, fuhr Fürst Gero Hassenstein sie an. »Wir Freifahrer werden kämpfen, und wenn wir dabei untergehen!«

Nurim Dagorew blickte ihn lange an, dann sagte er in einem Ton, der jeden Widerspruch ausschloss: »Ich opfere keinen einzigen Mann, wenn es sinnlos ist, Fürst Hassenstein. Da ich als Erster Handelsrat politisch die Funktion eines Stellvertreters des Kaisers ausübe und er nicht aufzufinden ist, haben meine Anweisungen die gleiche Gültigkeit wie seine Befehle. Du wirst also dafür sorgen, dass die Raumjagdverbände sich aus dem System zurückziehen, Gero!«

Gero von Hassensteins Gesicht verfinsterte sich noch mehr, aber er widersprach diesmal nicht, sondern schlug sich mit der Faust auf die linke Brustseite und verließ dann den Saal.

»Jürgo!«, sagte Dagorew.

»Ich höre!«, erwiderte Jürgo Wolfe-Simmer grollend.

»Versuche weiter, Funkkontakt mit dem Kommandeur der fremden Flotte zu bekommen, und sorge dafür, dass die Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung und die wichtigsten Einrichtungen Olymps forciert werden!«

»In Ordnung!«, erwiderte Wolfe-Simmer und verließ den Saal.

Fürst Nurim Dagorew wandte sich an die Edelleute.

»Ihr sorgt dafür, dass die Containertransmitter-Verbindung zum Solsystem reibungslos weiterläuft. Es ist sehr wichtig, dass wir unsere Verpflichtungen erfüllen, solange wir können. Das Solsystem braucht dringend Nachschub an Rohstoffen und Halbfertigfabrikaten, damit es seine Industrie- und Verkehrszentren auf- und ausbauen kann. Aber das wisst ihr ja selbst. Ich werde mich gleich mit Julian Tifflor in Verbindung setzen, ihm von unserer Situation berichten und feststellen, ob er inzwischen weiß, was das Auftauchen der siebzehntausend Keilschiffe zu bedeuten hat, über das ich ihn vor zwei Tagen informierte.«

Er wartete, bis die Handelsräte den Saal verlassen hatten, dann begab er sich in die Hyperfunkzentrale des Kaiserlichen Palasts. Kaum dort angekommen, meldete sich Fürst Wolfe-Simmer über Telekom und teilte ihm mit, dass einer der Keilschiffe Hyperfunksignale aussandte, die nach Olymp gerichtet waren.

»Informationsgehalt?«, fragte Dagorew.

»Keine Daten«, antwortete Wolfe-Simmer. »Die Signale sollen uns wahrscheinlich nur darauf vorbereiten, dass in Kürze eine Nachricht an uns abgeht.«

»Gut«, erwiderte Dagorew. »Gib mir die Frequenz durch, dann lasse ich einen Hyperkom hier auf Empfang schalten!«

Als das getan war, ließ Fürst Dagorew einen anderen Hyperkom auf eine Relaiskettenverbindung nach Terra schalten. Es dauerte nicht lange, bis sich Imperium-Alpha meldete. Da man dort über das Auftauchen der siebzehntausend Raumschiffe bereits seit zwei Tagen informiert war, hatte Tifflor Imperium-Alpha seitdem nicht wieder verlassen und meldete sich bald.

Sein Gesicht auf dem Bildschirm des Hyperkoms sah besorgt aus.

»Wie ist die Lage bei euch, Nurim?«

»Noch unklar«, antwortete der Erste Handelsrat. »Die Flotte der Keilschiffe zieht sich langsam um das System zusammen. Ich habe unseren Raumjägern befohlen, sich aus dem System zurückzuziehen, damit sie bei einem eventuellen Angriff nicht zur leichten Beute werden.«

»Formieren sich die Keilschiffe denn zum Angriff?«, wollte Tifflor wissen.

»Bisher noch nicht«, sagte Nurim Dagorew. »Aber es ist schließlich auch kein Freundschaftsbeweis, wenn sie das System abriegeln. Ich hoffe, dass sie sich bald über Funk melden und erklären, was sie hier suchen.«

Julian Tifflor nickte.

»Hast du irgendwann einmal die Begriffe ›Horden von Garbesch‹ und ›Armadan von Harpoon‹ gehört, Nurim?«

Dagorew dachte nach, dann schüttelte er den Kopf.

»Nein, ganz bestimmt nicht, Tiff. Aber ich werde mich umhören, ob von meinen Mitarbeitern jemand diese Begriffe gehört hat.«

»Es wäre wichtig, etwas mehr darüber zu erfahren«, erklärte Tifflor. »Kann ich Kaiser Argyris sprechen?«

»Leider nicht, Tiff. Wir versuchen seit zwei Tagen, ihn zu finden, aber er ist spurlos verschwunden. Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen.«

»Das glaube ich nicht«, meinte der Erste Terraner. »Ich wollte ihn bitten, gegenüber den Aktionen der Keilschiffe stillzuhalten, solange es sich irgendwie vertreten lässt. Da er nicht da ist, richte ich meine Bitte an dich, Nurim.«

»Ich werde ihr entsprechen«, sagte Fürst Dagorew. »Schließlich will auch ich keinen Kampf um Olymp riskieren. Wir sind gar nicht in der Lage dazu, den siebzehntausend Keilschiffen entgegenzutreten, falls sie angreifen sollten.«

»Vielleicht lässt sich alles friedlich regeln«, erwiderte Julian Tifflor. »Rufe mich wieder an, sobald du mehr weißt. Und ...« Er zögerte und lächelte verlegen.

Nurim Dagorew verstand ihn auch so.

»Der Containertransmitter arbeitet, solange es möglich ist, Tiff«, versprach er. »Dafür habe ich gesorgt.«

Tifflors Gesicht verriet Erleichterung.

»Danke, Nurim! Ich drücke euch die Daumen!«

Fürst Dagorew nickte und schaltete den Hyperkom ab. Nachdenklich setzte er sich in einen Sessel und legte die Füße auf den davorstehenden Schalttisch. Er fragte sich, weshalb Tifflors Stimme so zuversichtlich geklungen hatte, als er erklärte, er glaube nicht, dass Argyris etwas zugestoßen sei.

Wusste oder ahnte der Erste Terraner vielleicht mehr über den Verbleib des Kaisers als er, sein Stellvertreter?

 

*

 

Er vergaß diese Überlegung, als ihm der Leiter der Hyperkomzentrale meldete, dass eines der Keilschiffe eine Nachricht im Klartext nach Olymp sendete.

»In Interkosmo?«, fragte Nurim Dagorew verblüfft.

»In Interkosmo, Fürst«, antwortete der Mann.

Nurim Dagorew sprang auf und eilte auf den Hyperkom zu, der auf die Frequenz der ersten Hyperfunksignale eingestellt worden war. Enttäuscht bemerkte er, dass der Bildschirm nur ein Symbol zeigte, das ihm nichts sagte.

Dafür sagte ihm der aus den Lautsprechern klingende Text der Nachricht um so mehr.

 

»... wiederhole ich, hier spricht der Kommandeur der Orbiter-Flotte, die das System von Boscyks Stern abgeriegelt hat. Ich wende mich an die Garbeschianer, die sich auf dem Planeten Olymp festgesetzt haben und fordere sie auf, innerhalb von zehn Minuten bedingungslos zu kapitulieren. Widerstand wäre sinnlos. Er würde von unseren Schiffen niedergekämpft werden.«

 

Fürst Dagorew wurde leichenblass. Zwar hatte er befürchtet, dass die Fremden irgendwelche Forderungen stellen würden, aber nicht, dass sie gleich das ganze System kassieren wollten.

Aber nach wenigen Sekunden siegten Zorn und Stolz des Freihändlers über den Schock.

»Hier spricht Fürst Nurim Dagorew!«, brüllte er. »Höre mir zu, du Erzschurke, und zeige erst einmal dein Gesicht! Wir Freihändler von Boscyks Stern haben noch vor niemandem kapituliert – und das wird sich auch nie ändern!«

»... Ablauf der gesetzten Frist wird der Planet Olymp von Schiffen der Flotte BAL besetzt werden«, sprach die fremde Stimme ungerührt weiter. »Ihr Garbeschianer seid schon einmal geschlagen worden und werdet auch diesmal geschlagen werden. Die Frist läuft ab jetzt.«

Das Symbol auf dem Hyperkomschirm erlosch.

Grimmig starrte Fürst Dagorew den Bildschirm an, dann stieß er eine Serie von Verwünschungen hervor, bis ihm einfiel, dass sich unter dem Personal der Hyperfunkzentrale auch Frauen befanden.

»Verzeihung!«, würgte er heraus.

Anschließend stand er mit geballten Fäusten und gesenktem Kopf da und versuchte, Klarheit in seine durcheinander wirbelnden Gedanken zu bekommen.

Die Fremden verlangten etwas völlig Unmögliches, etwas, das kein Freihändler akzeptieren konnte, soviel war ihm klar. Aber ihm wurde auch wieder klar, dass die Fremden die Macht besaßen, ihren Willen durchzusetzen und dass der Planet Olymp nach dem schrecklichen Aderlass der Konzilsherrschaft nicht in der Lage war, sich gegen die riesige Raumflotte zu verteidigen.