Langeweile

Betti Fleur

Beständigkeit ist etwas Beruhigendes.

Jeden Morgen um dieselbe Zeit aufstehen, duschen, frühstücken und zur Arbeit gehen. Sich tagtäglich durch den nicht weniger werdenden Papierwust kämpfen. Ein Tag so wie der nächste.

Janice kaute gedankenverloren an dem Ende eines Bleistiftes. „Beruhigend, aber auch eintönig. Ja, vielleicht, um ehrlich zu sein, ein bisschen langweilig“, dachte sie.

Seufzend legte Janice ihre gebräunten Beine auf den Schreibtisch, lehnte sich in ihren Drehstuhl zurück. Wenn nicht jeder Tag ein neues Datum bringen würde, könnte man keinen Unterschied feststellen und meinen, die Erde würde stillstehen. Sie griff nach ihrer Kaffeetasse und genoss den Augenblick des Nichts­tuns. Unwahrscheinlich, dass jemand sie jetzt im Büro überraschen würde. Um diese Uhrzeit sind sie alle in der Kantine, stopfen sich mit aufgeweichten Nudeln und stundenlang warm gehaltenem Gulasch voll und beglückwünschen sich gegenseitig zu ihrer Genialität, mit der sie in letzter Zeit dem Chef in den Allerwertesten gekrochen sind, um sich hervorzutun. Daran zu erinnern, dass sie noch existieren. Nein, das musste sie sich nicht antun. Da war es doch besser, die Pause alleine, in ihren tristen zehn Quadratmetern zu verbringen.

Ihr Blick glitt hinaus, die Bäume im Park gegenüber standen in sattem Grün, die Sonne strahlte heute ohne Unterlass. Sie konnte von ihrem Platz beobachten, wie Mütter ihren Kinderwagen schoben und einige ältere Herren mit einer Flasche Bier sinnierend auf der Parkbank saßen.

„Eigentlich ist das Wetter viel zu schön, um im Büro zu sitzen“, dachte Janice „und heiß ist es auch.“ Ihr Zimmer – mit direkter Sonnenseite – war nun zur Mittagszeit mächtig aufgeheizt. Die Klimaanlage war nun schon die zweite Woche defekt. Janice fächerte sich ein wenig Luft zu, öffnete verstohlen die obersten Knöpfe ihrer Bluse. Mit beiden Händen hob sie ihre langen Locken hoch, um ihren Nacken für einen Moment freizulegen und ein wenig Luft ranzulassen. Ein schwacher, warmer Luftzug wehte durch den Spalt im Fenster herein und ließ sie erschaudern. Ihre Nackenhaare richteten sich auf, sie schloss die Augen. Ihre Gedanken führten sie an den Strand von Rhodos. Die Sonne streichelte ihre Haut und vom Meer kam eine Brise herüber. Die Gischt, die mit jeder Welle an den Strand gespült wurde erreichte beinahe ihre Füße. Janice konnte fast die Meeresluft riechen. Sie schob die rechte Hand in ihre Bluse und berührte die linke Brust. Ein angenehmes Gefühl durchströmte sie. Die Brustwarze war bereits ein wenig aufgerichtet, als sie diese mit den Fingern striff. Sie befeuchtete mit der Zunge ihre Lippen und fuhr fort, sich zu streicheln. Von jeder Pore ihres Körpers schien sie Wärme zu durchfluten. Unwillkürlich seufzte Janice. Mit halb geschlossenen Augen griff sie nach ihrer Tasse und nahm einen Schluck von dem nunmehr lauwarmen Kaffee.

„Oh, Mann“, dachte sie „wie gut, dass ich mein Büro mit niemandem teilen muss.“ Ihr kurzer schwar­zer Rock war ein Stück hochgerutscht, bedeckte nun gerade mal eine Handbreit ihrer Oberschenkel. Das angenehme Gefühl setzte sich beharrlich durch und zauberte ihr ein Prickeln zwischen die Beine, eine Woge der Lust überflutete sie. Leise stöhnte Janice auf.

Tock, tock, tock. Inmitten dieser Stille hallte das Klopfen an der Tür gleich doppelt so laut.

Janice riss die Augen auf, sie nahm rasch die Hand aus ihrer Bluse, versuchte gleichzeitig die Füße vom Tisch zu nehmen und sich gerade hinzusetzen.

Ohne ein „Herein“ abzuwarten, öffnete sich die Tür und Mark Wellmer steckte den Kopf herein. Er konnte gerade noch mit ansehen, wie Janice in dem hektischen Bemühen sich zu ordnen, vom Stuhl rutschte und unsanft auf dem grauen Teppich landete. Die braune Brühe aus der Tasse ergoss sich formvollendet auf der gesamten Bluse.

„Scheiße!“ Fluchend und mit hochrotem Kopf versuchte sich Janice aufzurappeln. „Auch das noch“, dachte sie. „Wie peinlich.“ Sie biss sich auf die Unterlippe.

Mark, die Neuerwerbung der Abteilung, die zusätzlich zur Buchführung als rechte Hand des Chefs eingestellt wurde, galt unter allen weiblichen Mitarbeitern als echter Leckerbissen.

Er hatte sündhaft schöne braune Augen mit ungewöhnlich langen Wimpern, dunkelbraune wellige Haare. Der muskulöse Oberkörper wurde von den meist farbigen Hemden, die er trug, gut unterstrichen. Wann immer es ging erhaschte Janice einen Blick auf sein knackiges Hinterteil.

Mit zwei Schritten war er bei ihr und half ihr auf die Beine. Ihr Herz pochte wie wild, da er so nahe bei ihr stand.

„Danke.“ Verlegen räusperte sie sich und schob ihren Rock zurecht. Mark schaute sie durchdringend an. „Hab ich gerade gestört?“ Er grinste frech, sein Blick glitt an ihr herunter und verweilte unverblümt an ihrer Brust.

Janice war von seiner dreisten Art ein wenig verwirrt, hatte sie ihn doch für schüchtern gehalten. In all den Wochen, seitdem er hier arbeitete hatte er nur die nötigsten Worte mit ihr gewechselt.

„Was wollten Sie denn?“, fragte Janice so unbefangen wie möglich.

„Ich wollte mir nur etwas Papier für meinen Dru­cker ausleihen, ich weiß nicht, wo der Vorrat für alle deponiert ist.“

Janice wurde sich bewusst, dass sie unverwandt auf seinen Mund starrte. Beim Sprechen bildete die Unterlippe in der Mitte längs eine kleine Minifalte. Sie fand Männer mit vollen Lippen wahnsinnig anziehend, man sagte auch, sie würden besser küssen als Schmallippige.

„Ja, Moment.“ Janice riss den Blick von seinem Mund los, um ihm das Papier aus dem Schrank zu holen.

Mark war ihre intensive Musterung nicht entgangen.

„So, hier, das müsste erst einmal reichen, nachher zeig ich ihnen, wo das Papier für die gesamte Etage aufbewahrt wird. Wundert mich ja, dass …“ Sie hielt inne, Mark schloss die Bürotür, nahm ihr den Papierstapel ab und legte ihn auf den Schreibtisch. Noch ehe sie etwas sagen konnte, hatte Mark ihre Handgelenke gepackt und sie an die Wand gedrängt.

Die Handgelenke wurden ihr links und rechts neben ihrem Kopf an die Wand gedrückt, sein Becken drängte sich an ihres, sein rechter Schenkel schob sich zwischen die ihren. Sie konnte sich zunächst nicht rühren. Janice war derart überrumpelt, dass sie auch keinen Ton herausbringen konnte. Die Luft schien elektrisch aufgeladen zu sein, man konnte es förmlich knistern hören.

Mark blickte ihr, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, tief in die Augen.

Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt, sie versuchte in seinen Augen zu lesen, sein Blick war obgleich seiner brutalen Überrumpelung weich und warm. Ihr Atem verriet ihm ihre aufkeimende Erregung, derer sie sich nicht erwehren konnte. Die Sekunden, in der sie so verharrten, kamen ihr wie eine Ewigkeit vor.

„Ich habe gemerkt, wie du mich immer angesehen hast“, hauchte er ihr ins Ohr. Sie bekam eine Gänsehaut und ihr Atem wurde schneller. „Du hast mir auf den Hintern gestarrt, oder? Hat mir irgendwie gefallen. Ich dachte immer, nur wir Männer wären so visuelle Wesen.“

Er drückte einen sanften Kuss unterhalb des Ohres an ihren Hals, und noch einen, gleich ein Stück darunter. Immer noch fest ihre Hände fixierend, übersäte er ihren Hals mit Küssen und arbeitete sich weiter nach unten. Die tief aufgeknöpfte Bluse kam ihm sehr gelegen und er drückte ihr sanfte Küsse bis hin zu dem Ansatz ihrer Brust.

Janice legte den Kopf ein wenig in den Nacken, ihr war total schwindlig – sie wusste nicht wie ihr geschah. Die Erregung, gegen die sie zunächst angekämpft hatte, machte sich nun massiv in ihrem gesamten Körper breit. Nun blickte Mark wieder in ihre Augen, die dunkelblau und unergründlich wie der Ozean schimmerten. Seine Lippen berührten ihren leicht geöffneten Mund. Er hielt inne, drückte abermals seine Lippen auf ihre, sie erwiderte leidenschaftlich, versank in einem langen Kuss und gab sich seinem Spiel mit der Zunge hin. Er ließ ihre Hände los und schob seine Hand unter die Bluse, streichelte sanft über ihren Bauch. „Wie süß!“ er grinste und spielte mit dem Piercing an ihrem Nabel. „Mal sehen auf welch metallene Überraschungen ich noch sto­ße …“ Seine Hand wanderte weiter nach oben. Er stellte verwundert fest, dass sie keinen BH trug. Er berührte ihre kleinen festen Brüste und merkte, dass ihre Brustwarzen bereits hart wie Radiergummis waren.

Janice war mittlerweile wie Wachs in seinen Händen und genoss mit geschlossenen Augen seine Be­rüh­rungen.

Geschickt knöpfte Mark ihre Bluse auf und streifte sie mit den Worten „Der Kaffeefleck muss ohnehin entfernt werden, oder?“ ab und ließ sie zu Boden fallen. Ihre Brüste lagen nun freigelegt da, wie ein paar wohlgeformte Äpfel.

Mark massierte sie sanft und übersäte sie abwechselnd mit Küssen, umspielte ihre Liebesknospen mit der Zunge. Janice spürte, wie ihr innerer Saft sich seinen Weg nach draußen bahnte, sie verging fast vor Erregung. Ihre Hände streichelten seinen muskulösen Ober­körper, alle Zurückhaltung war jetzt vergessen, sie knöpfte so hastig sein Hemd auf, dass ein Knopf absprang und irgendwo auf den Teppich, unter den Schreibtisch rollte.

„Mmh, du riechst wunderbar.“ Sie grub ihr Gesicht an seinen Hals und sog den Geruch tief ein – eine Mischung aus einem besonders reizvollem Deodorant, unbeschreiblicher Wildheit und … einfach vermutlich nach ihm selbst.

Er schloss die Augen, während sie Zentimeter für Zentimeter seine Haut mit ihrem Mund liebkoste. Wie wunderbar weich seine Haut doch war. Ihre Locken kitzelten seine Brust. Er spürte, wie ihn eine Woge der Lust übermannte, sein Blut pulsierte durch jeden Winkel seines Körpers und überflutete jede Zelle mit Leben.

Sie schmiegte sich fest an ihn und küsste ihn wild. Dabei tasteten ihre Hände nach seinem Gürtel und öffneten ihn mit einem geübten raschen Griff. Sein Lust­spender war in voller Bereitschaft, wie die erhebliche Wölbung seiner Hose verriet. Janice zögerte nicht und befreite ihn aus der Enge, strich mit den Fingern vorsichtig der Länge nach hoch und runter. Hart wie ein Stück Holz reckte er sich ihr noch stärker entgegen, mit umschlossener Hand massierte sie ihn ganz langsam.

Mark stöhnte, seine Erregung steigerte sich mehr und mehr, er konnte an nichts anderes mehr denken als an ihre Berührungen, selbst wenn jetzt der Chef persönlich in der Tür gestanden hätte, er hätte ihn jetzt von nichts mehr abhalten können.

Hastig schob er ihren Rock empor, ließ seine Hand in ihr Höschen schlüpfen und fand ihr Lustzentrum mehr als bereit. Mit zwei Fingern massierte er ihre Klitoris und spielte damit wie mit einer geölten Erbse. Janice versuchte ihm besseren Zugang zu verschaffen, indem sie die Beine etwas auseinander stellte.

Mark blickte hinter sich auf den Schreibtisch, ließ von ihr ab und grinste sie an.

„Das wollte ich immer schon mal machen!“

Er fegte mit einem Schwung die eine Seite des Tisches frei. Der Stapel mit dem Kopierpapier, einige Kugelschreiber und zwei Akten lagen nun auf dem Boden. Mit einer einladenden Geste bat er sie dort hinauf.

„Bitte Platz zu nehmen.“

Ohne zu zögern schwang sich Janice auf die kühle Platte und lehnte sich, die Hände aufgestützt, erwartungsvoll ein Stück zurück. Lasziv befeuchtete sie ihre Lippen mit der Zunge und sah ihn auffordernd an.

Mark packte mit beiden Händen ihre Hüften und schob mit gekonntem Griff ihren Hintern bis an die Kan­te, drückte ihre Schenkel auseinander und dirigierte sein bestes Stück ohne Umwege in sie hinein.

Erst langsame, dann immer schnellere Bewegungen zauberten ihr eine fiebrige Röte ins Gesicht. Ihr Herz raste und sie wandte sich unter ihm vor Lust.

Mark ließ seinen Hintern im Wechsel zu tiefen Stößen kreisen. Kontrollierte den Ablauf des Tempos und der Bewegungen. Als er merkte, dass sie kurz vor dem Höhepunkt war, drückte er sein Becken so fest es ging an ihre Scham und beschleunigte das Tempo. Ein Hauch von Schweiß bedeckte beide Körper. Da … ein winziger Tropfen rann direkt zwischen ihren Brüsten hinab. Den Rücken nach hinten gebogen erreichte sie ziemlich lautstark den Höhepunkt.

Unten, auf dem Gehweg, veranlasste dies vorübergehende Passanten zu einem verwunderten Blick hi­nauf, zu dem offenen Fenster im ersten Stock. Durch die Spiegelung des Sonnenlichts war aber nichts zu sehen.

Mark brach kurz danach über Janice zusammen. Laut nach Atem ringend nahm er strahlend ihren Kopf in die Hände und küsste sie zärtlich. Er sah ihr tief in die Augen, sein Blick war voller Wärme und Vertrauen, langsam gingen ihrer beider Atem ein paar Takte ruhiger.

Tütelüt. Tütelüt.

Das Telefon holte sie beide aus ihrem tranceartigen Zustand wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er zog sich rasch die Hose hoch, schmiss ihr die Bluse entgegen, in die sie hineinschlüpfte (der Kaffeefleck war nun mittlerweile getrocknet). Sie schnappte sich den Hörer und legte, die Augenbrauen hochgezogen, den Zeigefinger auf ihren Mund und gebot somit Ruhe.

„Ja, hallo? Die Aufstellungen von der letzten Woche? Faxe ich gleich rüber, klar, kein Problem. Okay, bye.“

Erleichtert legte sie auf. Lächelnd griff er nach ihrer Hand. „Die Mittagspause haben wir doch ganz gut genutzt, oder?“ Sie nickte. „In der Tat, das schreit nahezu nach einer Wiederholung, wie?“

Janice und Mark klaubten alle Schreibtischutensilien vom Fußboden auf.

„Mein Papier“, er grinste breit „deswegen bin ich ja hergekommen.“

Janice lachte laut auf. „Alles klar, wer’s glaubt!“

Mark drückte ihr noch schnell einen Kuss auf und verließ, nicht ohne Janice noch einen intensiven Blick zu schenken, schnell das Zimmer, froh, von niemandem überrascht worden zu sein.

Mit einem lauten, zufriedenen Seufzer ließ sich Janice auf ihren Stuhl fallen, ihr Blick schweifte aus dem Fenster, sie dachte über das eben erlebte nach und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

Dann fiel ihr Blick auf den kleinen Knopf unter dem Schreibtisch. Ein kleiner stummer Zeuge dessen, was hier noch vor kurzem an sinnlichen Ereignissen vorgefallen war. Sie bückte sich und hob ihn auf. Ließ ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her rollen. Ein kleiner unscheinbarer weißer Knopf.

Einfarbig. Eintönig. Langweilig.

Aus der obersten Schublade holte sie eine Rolle Tesa-Film heraus und klebte den Knopf mit einem Stück von dem durchsichtigen Streifen auf eine Ecke des Tisches. Sie lehnte sich zurück und betrachtete das Relikt beinahe liebevoll.

„Du wirst mich daran erinnern, dass immer die Möglichkeit besteht, aus der Langeweile auszubrechen …“

Nachhilfe in Mathe

Andy Behm

Dennis fuhr mit seinem Rad direkt in den Fahrradständer und sprang in der gleichen Bewegung aus dem Sattel. Ohne hinzusehen legte er das Schloss an und sicherte so sein Rad. Seine Gedanken waren bereits bei Frau Schönbaum, seiner Nachhilfelehrerin. Und es waren absolut keine mathematischen Gedanken, die er dabei hegte.

Frau Schönbaum sah irgendwie ein wenig aus wie Sandra Bullock, dachte Dennis, als er das Wohnhaus betrat und auf seinem Weg in den zweiten Stock immer zwei Stufen auf einmal nahm. Seine Nachhilfelehrerin hatte langes nussbraunes Haar wie die Bullock, dazu die passenden braunen Rehaugen und eine Haut, die so weich aussah, dass Dennis immer wieder an Pfirsiche denken musste. Das klingt zwar kitschig, war aber so.

Als Dennis vor der Haustür mit dem Messingschild Schönbaum stand, hatte er aber alles andere als Pfirsiche im Sinn. In der Mappe, die er unter dem Arm trug, lag die neue Mathearbeit. Eine glatte Fünf. Dennis Mutter hatte in dieser nervtötend zischelnden Stimme davon gesprochen, dass Dennis es so wohl niemals auf die Universität schaffen würde. Und sein Vater hatte so laut gebrüllt, dass ihm die Spucke von den Lippen sprühte. Dennis war es egal. Am meisten Angst hatte er vor Frau Schönbaums Blick, mit dem sie ihn stumm und kühl ansehen würde, mit dieser Enttäuschung in den rehbraunen Augen.

Dennis hörte, wie auf der anderen Seite der Tür die Kette zurückgelegt wurde – und wurde sofort noch nervöser. Er tippelte von einem Bein auf das andere. Frau Schönbaum zog die Tür auf, winkte ihn herein und ging schon einmal ins Arbeitszimmer.

„Schön, Dennis, dass du so pünktlich bist. Machst du bitte die Tür zu?“ Und schon aus dem Nachbarzimmer. „Magst du etwas trinken?“

Dennis wusste genau, dass sie bereits den Tetrapack mit dem Orangensaft in der Hand hatte und ihm ein kleines Glas einschenkte. Das machte sie immer so. Dennis zog die Tür zu, zog die Schuhe aus und tippelte auf Socken über die dicken Bodendielen, um an der Garderobe seine Jacke aufzuhängen. Dann lief er ins Arbeitszimmer. Unter seinem Arm brannte die Klausur lichterloh und heiß: Das tat richtig weh. Aber nur irgendwo ganz hinten in seinem Kopf. Wäre es doch nur eine Drei. Oder wenigstens eine Vier.

Er setzte sich auf seine Seite des riesigen Holztisches, auf dessen dunkelbrauner Platte sich unzählige Fachmagazine wie „Spektrum der Wissenschaft“ oder „Technology Review“ stapelten – zusammen mit dicken Standardwerken der Mathematik, Physik und Chemie.

Dennis ließ seinen Blick streifen. Das ganze Zimmer sah dunkel aus und atmete den hehren Geist der Naturwissenschaften. Dennis fühlte sich hier klein, ahnungslos und wie auf dem Schuldpranger. Er hatte hier eigentlich nichts zu suchen. In diesen Räumen mussten Gespräche zwischen Gleichgesinnten stattfinden, Gespräche über die Unendlichkeit des Weltalls, über die Unmöglichkeit eines dreidimensionalen Möbiusbandes, über die verrückten Geometrien eines M.C. ­Eschers.

„Was macht die Klausur?“, fragte Frau Schönbaum auch schon. Jeder einzelne Muskel in Dennis Körper verkrampfte sich. Er schloss die Augen und wünschte sich ganz weit weg. Auf eine Alm zum Kühe hüten, gerne auch zum Stall ausmisten. In ein peruanisches Gefängnis, in dem sich vierzig homosexuelle Triebtäter einen winzigen Raum mit ihm teilen würden. Zurück in den Kindergarten; Bitte fangen Sie noch einmal ganz von vorne an. Und gehen nicht über Los.

Dennis beschloss, keine Zeit zu vergeuden: „Ich habe eine Fünf.“

Da war er, der enttäuschte Blick aus nussbraunen Au­gen. Und dann die Aufforderung: „Zeig doch mal her!“

Dennis nahm die Klausur aus der Tasche und reichte sie mit zittrigen Fingern weiter. Auf den Blättern war mehr Rot zu sehen als das Blau seines eigenen Stiftes. Es war eine einzige Peinlichkeit.

Während Frau Schönbaum die Klausur überflog, ließ Dennis den Blick schweifen – und landete ausgerechnet bei ihren Brüsten. Unter der Bluse, die seine Nachhilfelehrerin trug, schienen zwei große, prall gewachsene Brüste zu hausen. Im Ausschnitt konnte Dennis den filigran geschneiderten Rand eines Büstenhalters ausmachen. Schwarz. Und das unter einer weißen Bluse? Das sieht man doch.

Tatsächlich konnte Dennis durch den weißen Blusenstoff genau sehen, wo der Büstenhalter anfing und wo er wieder aufhörte.

In Gedanken stellte er sich die Form ihrer Brustwarzen vor. Sicherlich waren es winzige Knöpfe mit einem ganz kleinen, exakt kreisförmigen Hof. Brustwarzen von der Natur, die bei Erregung hart wie Rosinen werden konnten. Wie bei Dennis erster Freundin Ute. Damals hatte er seine Hände gar nicht mehr aus ihrem Pulli hervorziehen können, so viel Vergnügen hat­te er dabei, ihre prallen Brüste zu kneten.

„Weißt du, was dein Problem ist?“ Frau Schönbaum musterte ihn so, als wäre ihr ganz plötzlich die Er­kennt­nis gekommen, wie sich Dennis Matheproblem ganz einfach lösen ließ.

Dennis fokussierte seinen abweisenden Blick neu und schaute seiner Nachhilfelehrerin genau in die Augen. Er räusperte sich, brachte aber nur ein schnoddriges „Nö“ heraus, das Dennis zugleich sehr ärgerte. Klang zu sehr nach kleinem Bubi.

Frau Schönbaum stand auf, wobei ihre Bluse stramm­­gezogen und noch enger an den schwar­zen Büs­tenhalter herangezogen wurde.

„Dein Problem ist“, sagte sie und zeigte auf Dennis, „dass du nicht weißt, wofür die Mathematik eigentlich gut ist. Du lernst nur, weil du lernen musst. Deswegen macht es dir keinen Spaß. Das müssen wir ändern. Wenn du weißt, wofür die Mathematik im Alltag zu gebrauchen ist, wird auch bei dir der Knoten platzen. Ich bin mir ganz sicher.“

Die Nachhilfelehrerin winkte ihm aufzustehen und bedeutete ihm dann, um den Tisch zu ihr herumzukommen. Dennis war neugierig. Was sollte das denn werden?

Frau Schönbaum griff beide Hände von Dennis und legte sie sich auf ihre eigenen Brüste. Dennis fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er griff beherzt zu. Er fühlte den harten Stoff des Büstenhalters und dahinter die verführerische Weiche eines prallen, jungen und naturgewachsenen Busens.

„Mein Gott“, dachte Dennis. Ich halte die Brüste einer erfahrenen Frau in den Händen. Die ist doch mindestens schon Dreißig. Das glaubt mir doch echt niemand.“ Und dann dachte er noch: „Und sie hat wirklich kleine harte Knöpfchen.“

Frau Schönbaum keuchte kurz hinten in der Kehle und drückte Dennis Hände sogleich noch fester auf ihre Brüste.

„Jetzt, lieber Dennis, lernen wir einmal richtig Mathematik. Stell dir vor, meine Brüste wären zwei absolut perfekte Kugeln. Wie definierst du eine solche Kugel im mathematischen Sinn?“

Dennis geriet fast außer Fassung, lockerte aber seinen Griff nicht. Was war denn jetzt los? Zugleich kramte er bereits in seinem Hirn: Denk nach, Alter, denk nach, das weißt du doch. Schon sprudelte es aus ihm heraus: „Das ist der geometrische Ort aller Punkte im dreidimensionalen Euklidischen Raum, die einen Abstand kleiner als ‘r’ von einem festen Punkt des Rau­mes aus gesehen haben.“

Frau Schönbaum stieß seine Hände beiseite, knöpfte sich die Bluse auf, streifte die Bluse auf und griff hinter sich, um auch noch den Büstenhalter aufzuhaken. Er fiel zu Boden. Zwei üppige Brüste schwangen jetzt nackt und frei direkt vor Dennis hin und her. Dennis spürte, wie ihm seine Erektion fast die Hose sprengte.

„Wobei ‘r’ der Radius ist“, stammelte Dennis noch. Dann konnte er nicht anders: Er griff wieder zu und versenkte alle seine zehn Finger in ihrem weichen Fleisch. Er glaubte, im Himmel angekommen zu sein.

Frau Schönbaum gab nicht locker. „Wenn meine Brüste unter dem Ansturm deiner Finger nicht plötzlich ihre Form verlieren und noch immer Kugeln ähneln: Wie würdest du ihr Volumen berechnen?“

Mein Gott, dachte Dennis, ich explodiere gleich und die kommt mir jetzt mit Volumenformeln. Doch komischerweise hatte er die Lösung sofort parat.

„Ist ganz einfach: Das Volumen ‘V’ ist vier Drittel ‘Pi’ mal Radius hoch drei.“ Stimmte das wirklich? Dennis konnte nicht mehr richtig denken.

Frau Schönbaum ging drei Schritte zurück und entfernte sich von ihm. Nein, nein, alles falsch, so ein Mist. Doch im nächsten Moment sah Dennis, dass sie nur Platz brauchte, um ihre Jeans auszuziehen. Und ein weißes Baumwollhöschen. Was für ein knackiger Po darunter hervorkam. Dann fixierte er seinen Blick auf den braunen Busch zwischen ihren Beinen. Dennis glaubte, auf der Stelle vom Blitz getroffen zu werden. Seine Freundin, Ann-Kathrin, wischte seine neugierigen Finger bereits weg, wenn sie auch nur einen Millimeter weit unter den Bauchnabel vordrangen.

Frau Schönbaum war plötzlich wieder da. Splitterfasernackt drängte sie sich an ihn, hatte plötzlich eine Hand in seinem Schritt, massierte seine steinharte Erek­tion. Mit hartem Griff hielt sie seine Stange plötzlich fest und murmelte ihm ins Ohr: „Wenn das, was ich hier festhalte, ein Zylinder wäre, wie würde ich da wohl das Volumen berechnen können?“

Dennis war heilfroh, eine solche Aufgabe geschenkt zu bekommen. Das lenkte ihn ab. Alles, was ihn jetzt von ihrem Griff da unten ablenken würde, war gut. Ansonsten könnte er für nichts mehr garantieren. Schon gar nicht für eine plötzliche Schweinerei in seiner Unterhose: „Das Volumen errechnet sich aus der Formel ‘Pi’ mal ‘r’ zum Quadrat mal ‘h’.“

Frau Schönbaum nickte: „Na bitte, geht doch.“ Und nestelte zuerst an seinem Gürtel, dann an seinem Hosenknopf und abschließend am Reißverschluss. Plötzlich stand er in Unterhosen dar. Seine Erektion stellte den Baumwollstoff zu einem Zelt auf. Frau Schönbaum befreite seinen Penis und nahm ihn sofort bis zum Anschlag in den Mund.

Zeit für eine weitere Ablenkung: „Wobei ‘r’ der Radius der Grundfläche und ‘h’ die Höhe des Zylinders ist.“

Mit diesen Worten konnte Dennis nicht mehr: Sein Orgasmus überkam ihn mit der Wucht einer Signalrakete, die von Schiffbrüchigen auf turbulenter See abgeschossen wurde. Frau Schönbaum wich keinen Millimeter zurück, sondern heizte ihn mit ihrer Zunge noch mehr an.

Dann stand sie auf, zog seine Unterhose wieder hoch, was irgendwie etwas unpassend Mütterliches hatte – und drehte sich dann um, um ihre Wäsche zu suchen. Dabei konnte Dennis ihren durchgedrückten Hintern – und noch mehr – sehen.

„Nächstes Mal, lieber Dennis“, meinte Frau Schönbaum wieder ganz sachlich, „sprechen wir über den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik und darüber, wie sich das Volumen zweier miteinander verschmolzener Körper berechnen lässt.“

Während Dennis noch über die Zweideutigkeit in ihrem Satz nachdachte, ordnete sie bereits ihre Haare und meinte wieder ganz in ihrer Rolle als Nachhilfelehrerin: „Die Stunde ist vorbei, Dennis, das macht dann 15 Euro.“

Dennis zahlte mit zittrigen Händen und taumelte auf wackeligen Beinen aus der Wohnung der Lehrerin. Dieses Mal, so glaubte er, hatte er wirklich etwas fürs Leben gelernt.

Die Zustellung

Mark Pond

In meiner Eigenschaft als Briefträgerin sind mir ja schon so manche Sachen passiert und Menschen begegnet, denen man freiwillig eigentlich nicht über den Weg laufen möchte. Vieles vergisst man lieber wieder schnell, an anderes erinnert man sich gern. Man kann über so einiges auch im Nachhinein lachen. Aber dann gibt es Einzigartiges, was man sein Leben lang nicht vergessen wird. So etwas ist mir tatsächlich passiert.

Seit einigen Wochen stellte ich für einen jungen Mann Einschreiben zu. Er musste den Empfang quittieren. Das ging regelmäßig so. Ich klingelte, er öffnete, lächelte mich an und unterschrieb den Empfang. Wir wechselten kein Wort miteinander.

Er hat mir schon beim ersten Mal sehr gut gefallen. Er war groß, schlank und schien gut gebaut zu sein. Einmal stand er mit nacktem Oberkörper vor mir und nur mit einem Handtuch um die Hüften. Ein sehr angenehmer Anblick. Sein Haar war nass, er schien gerade geduscht zu haben. Mein Blick wanderte über seine muskulöse Brust, und er fing an zu grinsen und zuckte mit den Schultern. Wir schauten uns aber auch dann nur an, manchmal hatte ich den Eindruck als warte er darauf, dass ich etwas sage, aber er selbst machte keine Anstalten etwas zu sagen. Doch letzte Woche war alles anders.

Er muss mir angesehen haben, dass etwas nicht in Ordnung war, oder er tat endlich das, was er seit Wochen schon vorgehabt hatte. Vielleicht alles Zufall. Ich weiß es nicht und es ist mir auch egal. Er hat mir letztendlich bei einer Entscheidung geholfen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, auch weil er eine Seite in mir zum Klingen brachte, von der ich gar nicht wusste, dass sie noch in mir ist. Manchmal muss man im wahrsten Sinne des Wortes angestoßen werden, um voran zu kommen.

Es war am Morgen, nachdem ich mich abends mit Mark so gestritten hatte, dass er die Tür laut hinter sich zuknallte, als ich ihn gebeten hatte, sofort zu verschwinden. Dass das eines Tages passieren würde, war nur eine Frage der Zeit gewesen. In den letzten Wochen hatten wir uns immer öfter gestritten, wegen Kleinigkeiten und dann wegen dieser Frau, die angerufen hatte. Ich hasse es, angelogen zu werden. Ich hatte in der Nacht fast kein Auge zugemacht und morgens hatte ich mich fürchterlich darüber geärgert, weil ich mich so aufgeregt hatte. Ich blöde Kuh hatte mir sogar noch Sorgen gemacht, wo Mark denn blieb. Ich war so bescheuert. Und darüber ärgerte ich mich noch mehr.

Ich muss am Morgen fürchterlich ausgesehen haben. Mehr schlecht als recht hatte ich mich frisch gemacht. Aber als dieser junge Mann die Tür öffnete, um sein Einschreiben entgegenzunehmen, stutzte er, hob die Augenbrauen und schaute mich länger als sonst an. Der Brief schwebte zwischen uns, ich hatte ihn noch nicht losgelassen und er machte keinerlei Anstalten, ihn mir aus der Hand zu nehmen.

„Nanu?!“, sagte er. „Was ist los?“

Ich musste wohl ziemlich bescheuert geschaut haben, und dann passierte das, was eigentlich nicht passieren sollte. Ich ließ die Hand mit dem Einschreiben sinken und fing an zu weinen. Er traf zur rechten Zeit genau die richtige Stelle. Ich verlor die Fassung.

„Na, na“, sagte er sanft. „So schlimm?“.

Er berührte mich an der Schulter und ich ließ mich gar nicht erst von ihm an sich ziehen, sondern fiel ihm regelrecht entgegen, in seine, wie ich schnell feststellte, sehr kräftigen Arme. Er roch gut. Er musste wieder einmal gerade geduscht haben, war aber schon angezogen. Und aus dem Flur oder der Küche strömte der Duft von frischem Kaffee und frischen warmen Brötchen. Hatte er gewartet?

„Wollen Sie kurz hereinkommen?“, fragte er.

Da er bereits einen Schritt nach hinten und dann zur Seite machte, blieb mir fast nichts anderes übrig, weil ich ihn noch immer nicht losgelassen hatte. Ich hatte meine Arme um seine Hüften geschlungen. Ich merkte, dass ich dringend Nähe und eine solide Schulter brauchte. Ich spürte jedoch schnell, dass hier mehr zu bekommen war als nur ein Brötchen, ein Kaffee und ein tröstendes Gespräch. Ich war niemandem Rechenschaft schuldig.

Eine seiner Hände wollte nicht von mir lassen, wäh­rend ich ihm folgte. Ich weiß gar nicht, wie lange es her war, dass mich ein Mann an die Hand nahm und hinter sich herzog. Er hatte kräftige und warme Hände. Sie erzeugten ein angenehm warmes Kribbeln. Doch dieses Kribbeln erschreckte mich auch ein wenig. Sie waren sehr gepflegt, wie ich später feststellen konnte.

Wir setzten uns in die Küche.

„Ich wollte gerade frühstücken. Haben Sie vielleicht etwas Appetit? Das vertreibt vielleicht die Sorgen.“

„Die habe ich schon vertrieben“, sagte ich und schniefte. „Oder besser, die Ursache meiner Sorgen.“ Dann erst merkte ich, dass ich im Begriff war, einem fremden Mann Dinge zu erzählen, die ihn doch eigentlich nichts angingen. Ich stutzte. Und schaute ihn an. Er saß mir gegenüber und machte sich in aller Seelenruhe ein Brötchen.

Er bemerkte das sofort. „Sie brauchen nur Kaffee zu trinken und ein Brötchen zu essen, wenn Ihnen danach ist. Alles andere bestimmen Sie selbst.“ Er biss in sein Brötchen und leckte sich mit der Zunge Marmelade von den Lippen.

Ich bemerkte plötzlich wieder dieses merkwürdige Kribbeln im Bauch. Aus dem Kribbeln wurde ein intensives Ziehen. Mir wurde noch wärmer. Ich wollte hier nicht so untätig herumsitzen. Das machte mich nervös. Das heißt, und das merkte ich in diesem Augenblick auch, es war nicht das Herumsitzen, das mich nervös machte, es waren diese Augen und seine Stimme. Er klang so verständnisvoll und schaute sehr einfühlsam. Am liebsten hätte ich mich wieder gegen seine Schulter oder noch besser an seine Brust geschmiegt und seine Hände über meinen Körper streichen gefühlt. Ich beließ es jedoch erst einmal bei einem Kaffee und beschloss, ihn an diesem Tag nicht weiter mit meinen Sorgen zu belästigen.

„Ich sehe wahrscheinlich fürchterlich aus“, sagte ich schon wieder grinsend.

„Es gibt Schlimmeres“, meinte er und schaute mich an.

Ich war froh und dankbar, dass er nicht nachsetzte und in mich drang, denn wer weiß wie ich dann reagiert hätte. Ich hatte beschlossen, nicht weiter die Fassung zu verlieren. Er sollte mich nicht noch aufgelöster sehen.

„Sie sind sehr freundlich. Ein Kaffee ist schon gut.“ Fast hätte ich gesagt, fürs Erste, aber ich hatte mich wieder unter Kontrolle. Ich wollte nicht, dass er sich ausgenutzt fühlte. Aber er hätte mich ja nicht in sein Haus bitten müssen.

Als ich das Haus verließ, wusste ich, dass ich ihn wiedersehen würde. Und als sich abends im Bett meine Hände zwischen meinen Schenkeln wiederfanden, wuss­te ich, dass ich bei ihm am nächsten Tag klingeln würde, auch wenn er kein Einschreiben bekommen soll­te. Er sollte von mir eine ganz persönliche Zustellung erhalten. Oder vielleicht holte ich mir eine ab.

Mark hatte sich den ganzen Tag nicht bei mir gemeldet und ich sah einfach nicht ein, dass ich ihm hinterher telefonieren sollte. Außerdem genoss ich diesen Abend mit mir allein und dem Bild des Mannes vor Augen, als meine fleißigen und warmen Finger ganz feucht wurden und ich schnell kam. Er würde mir dabei helfen, Mark schneller zu vergessen als befürchtet. Zufrieden schlief ich ein.

Ich musste nicht einmal all meinen Mut zusammennehmen, um am nächsten Tag bei ihm zu klingeln. Er öffnete die Tür, sah mich an und lächelte. In meinen Händen befand sich kein Einschreiben für ihn, das sah er gleich.

„Der Kaffee ist gleich fertig“, sagte er und trat einen Schritt zur Seite. Er war angezogen. Dass er jedoch nur eine Jeans und ein T-Shirt über der sonst nackten Haut trug, sollte ich bald bemerken.

Kaum hatte er die Tür hinter uns geschlossen, drehte ich mich um und ließ mich von ihm in die Arme nehmen. Oder besser gesagt, ich fiel ihm in die offenen Arme.

„Vielleicht brauche ich nachher einen Kaffee“, flüs­ter­te ich.

„Soll mir recht sein, der Kaffee läuft nicht weg“, sagte er und schob seine Hände unter meine Bluse. Meine Jacke hatte ich im Auto gelassen und meine Bluse hatte ich vorausschauend schon im Auto aus der Hose gezogen. Seine warmen Hände berührten meine bereits erregte Haut, die nach mehr von diesen Berüh­rungen verlangte. Auch meine Hände waren nicht un­tätig gewesen und hatten sich unter sein T-Shirt geschoben. Als sich meine Hände dann am Gürtel seiner Hose zu schaffen machten, entdeckte er, dass sich zwischen Bluse und meinen Brüsten kein Stoff mehr befand. Seine Hände begnügten sich aber nicht damit, das einfach nur festzustellen, sondern fingen sofort damit an, meine bereits aufgeregten Brüste zärtlich zu streicheln.

Ich schaffte es nicht mehr, meinen Atem kontrolliert auszustoßen. Bereits im Auto hatte ich bei dem Gedanken an diesen Mann auf glühenden Kohlen gesessen. Ich seufzte tief und stöhnte meine Bereitschaft und meine Absichten an seinen Hals. Weil wir sehr eng aneinander standen, spürte ich durch den Stoff unserer Hosen, dass meine Erregung nicht spurlos an ihm vorüber ging. Hatte er auch schon an mich gedacht? Es war ein gutes Gefühl, begehrt zu werden. Da schwoll etwas an, das er gegen meinen Schoß presste.

Bereits am Abend im Bett hatte ich mit Erleichterung festgestellt, dass meine Leidenschaft, meine Lust und mein Verlangen nach solch intensiven Berührungen nicht gänzlich verschwunden waren. Ich war scharf auf diesen Mann, ich wollte ihn, ich wollte, dass er mich nimmt. Ich wollte nicht getröstet werden, sondern dass er mich tief innen berührt und mich hemmungslos nimmt.

Nachdem mein Atem wieder einigermaßen regelmäßig ging, obwohl seine Hände noch immer zärtlich mit meinen Brustwarzen spielten, öffnete ich seine Hose ganz und griff ohne zu zögern nach seinem Penis, der in meiner Hand pochte und sich ganz heiß anfühlte. Er stöhnte auf. Die Hose glitt auf den Boden, ein Slip folgte nicht, und der Verdacht, dass er auf mich gewartet hatte, wurde zur Gewissheit. Dass ich bei ihm klingeln würde, bemerkte er spätestens jetzt, als seine Hände keinen Slip unter meiner Hose berührten.

„Was für eine Überraschung“, stöhnte er unter der Berührung meiner Hände.

Während mich eine seiner Hände fest umschlossen hielt, schob sich die andere ungestüm zwischen meine Beine, die sich bereitwillig öffneten. Kaum hatte er mich dort berührt, wo ich noch mehr von ihm spüren wollte, glitten seine Finger unwiderstehlich fordernd in mich hinein.

„Komm“, flüsterte er und ließ von mir ab.

Wir streiften unsere Hosen über die Füße, er hatte damit weniger Probleme als ich, weil ich noch Schuhe anhatte. Er nahm mich so wie am Tag zuvor an der Hand und führte mich durch den Flur in sein Schlafzimmer. Wir standen sehr schnell nackt voreinander, weil wir beide nicht mehr viel auszuziehen hatten.

Entschlossen schubste ich ihn auf das Bett und schaute auf ihn herunter. Seine Erregung streckte sich mir entgegen. Ich stieg zu ihm aufs Bett, hockte mich seitlich zu ihm und fing an, seine Brust und seinen Ober­körper zu küssen. Ich spürte, wie sein ganzer Körper zitterte und bebte, je näher ich mit dem Kopf seinem Penis kam. Aber ich ließ mir Zeit. Dass ich ihn in wenigen Augenblicken in den Mund nehmen würde, an ihm saugen und ihn mit meiner Zunge verwöhnen würde, daran bestand kein Zweifel, das wollte ich, aber ich wollte auch, dass er noch etwas leiden sollte.

Seine Hände versuchten mich, soweit er an mich herankam, zu streicheln. Ich weiß, dass ich einen recht festen und knackigen Hintern habe und deswegen wuss­te ich, warum er mich ausgerechnet dort streichelte und fester anfasste, je näher ich seinem Wunsch kam. Und als ich dann meine Hand um ihn legte, seine Erregung etwas anhob und sich dann meine warmen und feuchten Lippen um ihn schlossen, konnte ich aus seiner Reaktion auf seinen Zustand schließen. Er hielt inne, spannte den ganzen Körper an und stöhnte laut auf. Wenig später spürte ich seine Hand auf meiner Brust.

Ich hatte mich so hingehockt, dass er sehen konnte, was er spürte. Meine Haare lagen auf der anderen Seite. Als ich zu ihm hochschaute, sah ich jedoch, dass er so sehr damit beschäftigt war, das Gefühl, das ich ihm bereitete, zu verarbeiten und zu genießen, dass er mit geschlossenen Augen da lag und sich seine andere Hand in das Laken krallte. Ich genoss ebenfalls diesen Anblick. Dieser Mann, dessen Namen ich nicht kannte, war so überwältigt von meiner Behandlung, dass ich an jeder seiner Bewegungen erkennen konnte, wie sehr es ihm gefiel. Und ich wusste, dass ich hier auch noch auf meine Kosten kommen würde.