Millie in Wien

Die Wiener Walze

Heute ist ein gemütlicher Tag. Obwohl es ein Samstag ist! Aber nach langer Winterzeit lacht die Sonne vom Himmel. Die Krokusse strahlen gelb und lila um die Wette und die Schneeglöckchen haben schon ganz lange Hälse.

»Wir wollen uns den Tag doch nicht mit Hausputz verderben«, meint Mama.

Toll, Mama! Millie ist begeistert. Und da sie über das Wochenende keine Hausaufgaben zu erledigen hat, ist sie für alle Schandtaten bereit. Obwohl … mit Mama und Papa an ihrer Seite wird sie nie richtige Dummheiten machen können. Höchstens ganz kleine.

Mama hat vorgeschlagen, in die Stadt zu fahren und bummeln zu gehen. Papa mag Bummel-Spaziergänge nicht so gern, aber heute murrt er nur ein bisschen. Er interessiert sich nicht für Schuhläden oder Schöne-Kleider-Shops. Auch nicht für Tausend-Sorten-Tee-Geschäfte und für Börgerbuden und die vielen Fressi-Fressi-Kneipen in der Einkaufsstraße schon gar nicht.

»Du bist einfach ein fauler Hund«, sagt Mama, aber sie lacht dabei. »Bloß keinen Schritt zu viel.«

Doch die Sonnenstrahlen haben auch bei Papa für gute Laune gesorgt. Heute lässt er hoffentlich alles mit sich machen.

Er hält beim Spaziergang durch die Hauptstraße Millies kleine Schwester an der Hand. Trudel kann gar nicht anständig laufen, sie macht immer hops-hops.

Kindergartenkind!

Für Hops-hops ist Millie schon viel zu groß. Immerhin geht sie bereits in die zweite Klasse. Wenn einer ihrer Klassenkameraden sie beim Hopsen erwischen würde, könnte er denken, Millie sei plemplem. Außer Kucki natürlich. Kucki ist Millies beste Freundin. Sie denkt so was nicht.

Millie läuft also brav an Mamas Seite. Mit Hand geben! Hand geben ist einfach schön.

Jetzt bleibt Papa doch vor einem Geschäft stehen. Computer und so ’n Kram.

Ach nee, Papa, ist doch langweilig: Handys, Peh-Cehs, Hip-Hops.

»Laptops, Millie!«, verbessert Papa.

Na schön. Ist ihr doch egal.

Aus lauter Langeweile muss Millie schnell mal in der Nase bohren. Ist doch nur ein Fussel, der sie stört!

Trudel winkt jemandem zu. Dabei wird sie hier in dieser Gegend niemanden kennen. Und jetzt behauptet sie sogar, sie hätte gerade ein Nilpferd gesehen. Mitten in der Stadt?

Trudel spinnt doch.

»War großes Nilpferd«, sagt Trudel und macht mit beiden Armen eine ausladende Bewegung. »Hatte großen Mund.«

Ist ja schon gut, Trudelchen.

»Hatte großen Bauch.«

Mann, die hört gar nicht mehr auf mit ihrem Nilpferd.

»Und großen Popo.«

Ja, ja.

So, jetzt haben sie aber genug Computer angeschaut. Und auch genügend Handys und Hip-Hops.

Bitte auf der anderen Seite zurücklaufen, wo die interessanteren Geschäfte sind. Ein Laden mit Glitzer-Blitzer-Halsketten im Schaufenster und einer mit bunten, wehenden Tüchern vor der Tür. Und da, an der Ecke, wo die Fußgängerzone von einer breiten Straße durchtrennt wird und sie an der Ampel warten müssen, taucht plötzlich das Nilpferd auf. Ist ja nicht zu fassen!

Mann, was hat das Nilpferd für ein großes Maul! Und was für einen großen Bauch! Und was für einen großen Popo!

Das Nilpferd läuft auf zwei Beinen und winkt mit einem seiner Vorderstampfer Millies kleiner Schwester zu. Trudel winkt zurück. Die beiden kennen sich ja bereits.

Mama und Papa sind auch bass erstaunt über das Nilpferd und so verpassen sie die grüne Phase an der Ampel.

Na gut, das Nilpferd ist keins aus Afrika. Und nicht mal eins aus dem Zoo. Es ist eins aus Plüsch. Und innendrin steckt wohl ein Mann. Oder eine Frau. Oder ein Gespenst! Aber Nilpferd bleibt Nilpferd. Recht gehabt, Trudel!

Wie das Nilpferd an ihnen vorbeistapft und seine Pfote hebt, kann Millie nicht anders. Sie winkt auch zurück. Gut, dass keiner aus ihrer Klasse jetzt gesehen hat, wie sie einem Plüschtier zugewunken hat. Das wäre ja peinlich! Die würden sich totlachen!

Nun sollten sie sich aber sputen, die Ampel zeigt schon wieder Grün!

Mama steuert die große Buchhandlung an, in deren Eingangsbereich einige Kisten mit Schnäppchen-Büchern stehen. Manchmal ist was für Mama dabei. Oder für Millie. Manchmal aber auch nicht.

Mama überfliegt die Titel von den Sonderangeboten in den Kisten. Huah, ist das langweilig. Aber von hier aus hat man einen prima Blick in den weitläufigen Laden. Und da fängt das große Jammern an.

Jammern tut Trudel. Millie nie!

Trudel jammert, weil sie den blauen Glitzerbleistift mit Radiergummi haben möchte. Oder das lila Armband aus Plastikperlen. Oder Winnie Pu.

Millie möchte am liebsten den rosa Rucksack oder Lotti Karotti oder wenigstens die Ceh-Deh mit Pippi Langstrumpf. Es muss nicht unbedingt ein Buch sein, Mama!

Während Mama noch die Wühlkisten vor dem Laden durchstöbert, hat Trudel schon zwei Bücher und ein Faltblatt herausgezogen.

»Kaufen, Mama«, sagt sie.

Millie sucht vorsichtshalber auch nach einem Buch. Weil sie den rosa Rucksack sowieso nicht bekommen wird. Oder?

»Ich hätte gerne …«, beginnt sie.

»Ja, ja, ich weiß«, sagt Mama.

Echt? Und woher? Millie hat doch noch gar nicht richtig losgelegt.

»Ich hätte gerne …«

»Ich weiß.«

»… den ro…«

»Ich weiß«, sagt Mama schon wieder.

Dabei würde Millie gar nicht den rosa Rucksack mit Minnie nehmen, sondern den mit Daisy. Aber vielleicht weiß Mama auch das. Es kommt vor, dass sie Gedanken lesen kann.

Die kleine Schwester drückt Papa eins ihrer Bücher und das Faltblatt in die Hand.

»Halten!«, bestimmt sie.

Papa ist heute friedlich und nimmt alles entgegen. Mit den Augen überfliegt er die Sonderangebote der Ceh-Dehs, die ebenfalls in einer Wühlkiste liegen.

Trudel liest das Buch, das sie behalten hat, vor. Es ist ein Bärenbuch.

»Mama Bär hat ein Babybär. Babybär heißt Hatssipatssi und ssläft. Babybär wird groß und ist wilder Bär mit Fell.«

»Ach«, sagt Papa. »So schnell ist der kleine Bär gewachsen?«

»Ja«, sagt Trudel. »Ist jetzt großer Bär. Aber lieb.«

»Aha«, sagt Papa. »Und was wird aus dir, wenn du groß bist?«

»Großer, wilder Bär«, sagt Trudel. »Und fauler Hund.«

Darüber müssen sie alle lachen.

»Aber lieb«, fügt die kleine Schwester hinzu. »Und Millie wird Ssmetterling.«

Danke, Trudelchen!

Jetzt will sie die beiden Bücher und das Faltblatt aus der Wühlkiste nicht mehr hergeben.

»Das geht nicht«, sagt Mama. »Oder höchstens eins.«

Trudel nimmt bestimmt das Bärenbuch.

Falsch gedacht, Millie!

»Kenn ich sson«, meint Trudel und schmeißt das Bärenbuch zurück in die Kiste.

Sie nimmt Papa alles aus den Händen. Das Faltblatt wandert auch zurück in die Kiste, aber das andere Buch interessiert sie noch. Sie drückt es fest an ihre Brust.

Millie schaut mal nach, wie es heißt: Der Steinburger Weiterbildungskalender.

Trudel hat doch einen Knall!

Wahrscheinlich ist die kleine Schwester auf den Glanzumschlag reingefallen.

Es dauert eine ganze Weile, bis Mama und Papa Trudel den Weiterbildungskalender ausgeredet haben.

Wie haben sie das geschafft?

Papa hat der kleinen Schwester das Inhaltsverzeichnis vorgelesen:

Transport und Verkehr

Medizinische Pädagogik

Betrieblicher Umweltschutz

»Kleiner Bär?«, fragt Trudel.

Kein Bär.

Da pfeffert Trudel den Weiterbildungskalender auch in die Kiste zurück. Niemand hat heute etwas Passendes in den Wühlkisten der Buchhandlung gefunden.

Halt!

Papa hat im letzten Moment doch noch zugegriffen.

»Nur eine CD«, sagt er.

Während er den Laden betritt, um zu bezahlen, schlendert Mama mit den Kindern langsam weiter.

Da ist der Bummel-Spaziergang auch schon so gut wie zu Ende. Jeder bekommt noch eine Butterbrezel zu essen und dann ab nach Hause.

Weil es draußen so schön ist, lässt Millie sich sogar erweichen, mit der kleinen Schwester im Sandkasten zu spielen. Von der anderen Straßenseite schallt der Lärm herüber, den Gus und Wulle machen, ihre Freunde von gegenüber. Wahrscheinlich kloppen sie sich und sind danach tagelang verkracht.

Oh! Aus der offen stehenden Terrassentür dringt nun Musik nach draußen. Papa hat wohl die gerade erstandene Ceh-Deh aufgelegt. Millie und Trudel rennen hinüber und werfen einen Blick ins Wohnzimmer.

Da steht Mama und lacht sich kaputt. Papa jedoch sieht ziemlich bedeppert aus. Er schüttelt den Kopf über sich selbst.

»Ich habe nach der falschen CD gegriffen«, sagt er.

»Ist doch egal«, meint Mama. »Ist trotzdem schön.«

»Aber ich wollte Beethoven haben. Oder wenigstens Schubert«, sagt er.

Millie kennt keinen von beiden, nicht den Besoffenen und auch nicht Bert Schuh.

»Sind doch alles irgendwie Wiener«, sagt Mama.

Wiener? Wiener Würstchen? Und von welchem Wiener Würstchen ist denn die schöne Musik auf der Ceh-Deh, die Papa versehentlich gekauft hat?

»Johann Strauß«, sagt Mama.

Vogel Strauß?

»Johann!«, verbessert Mama. »Johann Strauß. Vater oder Sohn. Die heißen beide Johann, deshalb verwechsele ich die immer. Jedenfalls hat einer von beiden diesen Wiener Walzer von der schönen blauen Donau komponiert.«

Mama fängt sogar an, im Takt der Musik zu tanzen, eins, zwei, drei … eins, zwei, drei … Sie grabscht sich Papa, und er muss mitmachen, ob er will oder nicht, eins, zwei, drei … eins, zwei, drei …

»Außerdem möchte ich mal wieder nach Wien«, sagt Mama.

»Och nee.«

»Och ja.«

»Wir haben doch gar keine Zeit«, meint Papa.

»Zu Pfingsten haben wir Zeit«, behauptet Mama und dreht sich mit Papa im Kreis herum, eins, zwei, drei … eins, zwei, drei …

Millie und Trudel gucken sich verlegen an. Das kommt ja nicht alle Tage vor, dass Mama und Papa so trallalla sind und mitten im Wohnzimmer ein Tänzchen hinlegen, die Wiener Walze. Mit Papas Arm um Mamas Taille und Mamas Singsang:

Donau so blau,

so schön und blau

durch Tal und Au

wogst ruhig du hin,

dich grüßt unser Wien.

Mama versucht, zur Walzenmelodie den Text zu singen. Passt nicht ganz. Aber dass Papa tanzen kann, hat Millie gar nicht gewusst. Das macht wohl die Musik von Straußvatersohn. Die ist fröhlich. Und laut und wahrscheinlich bis zur nächsten Straßenecke zu hören.

Schon kommen Gus und Wulle angepest und stecken ihre Köpfe ebenfalls zur Tür herein.

»Nee«, sagt Gus. »Was ist denn das für ein Rumgehopse? Ringelpiez mit Anfassen? Iiiii!«

»Ist kein Ringelpiez«, raunzt Millie ihn an. »Ist die Wiener Walze.«

Der Tanz der blauen Donau fährt Millie auch in die Glieder. Da kann man gar nicht anders, da muss man sich einfach im Takt der Musik wiegen.

Trudel läuft ins Zimmer und umschlingt Mamas und Papas Beine. Sie ist wohl ein bisschen eifersüchtig, weil sie nicht mitmacht. Da lassen sich Papa und Mama endlich los. Zum Glück! Das Rumgehopse ist ja doch ein bisschen peinlich, weil Gus und Wulle so glotzen.

Aber Mama und Papa walzen jetzt mit der kleinen Schwester durchs Zimmer, oje, oje.

Die Jungs müssen denken, dass die ganze Familie langsam verrückt wird.

Trudel freut sich. Sie lacht mit weit offenem Mund. Papa macht eine Kopfbewegung, die bedeutet, dass Millie auch mitmachen soll. Sie weiß nicht recht. Die Jungs gucken doch zu und machen sich ja schon beim Anblick von Papa, Mama und der kleinen Schwester über sie lustig. Wulle krümmt sich vor Lachen. Als hätte er Bauchschmerzen. Und Gus macht pppfff und zeigt allen einen Vogel. Das darf er nicht!

Aber dann haut er ab und zieht Wulle mit sich.

»Die sind doch bekloppt«, sagt er noch.

Millie hört das ganz genau!

Jetzt, wo die beiden geflüchtet sind, kann Millie ja ruhig mitwalzen. Wie geht das? Eins, zwei, drei … eins, zwei, drei … Und wie sie nun zusammen kreisen und schweben und fliegen!

Der große, wilde Bär.

Der faule Hund.

Der Schmetterling.

Und Mama.

Schön ist es, Wiener Walze zu tanzen.

Walzer, Millie! Wiener Walzer!

Braun und Grün und Lila

Mit der Walzenmusik hat Mama Papa überzeugt. Zu Pfingsten geht es für ein paar Tage nach Wien.

Mama und Papa haben hin und her überlegt, wie sie am besten dahin kommen.

Mit dem Flugzeug die gerade Strecke, dschiiitt?

Mit dem Auto die lange, kurvige Strecke?

Mit der Bahn bequem und quer durch die Lande?

Alle Wege führen nach Wien!

Am schnellsten geht es aber mit dem Flieger. Das hat ihnen Tante Gertrud geraten, Millies Großtante, die Mama gleich über die Reise informieren musste. Weil die Tante alles weiß, kennt sie auch Wien wie ihre Westentasche.

Tante Gertrud hat sogar noch schnell ein Päckchen geschickt. Da ist was für Millie drin und für Trudel.

Für Millie gibt es ein Büchlein: WIEN – Stadtführer für Kinder.

Puh! Tante Gertrud will aus Millie immer eine schlaue Liese machen.

Außerdem hat sie noch zwei Jacken in die Postsendung gepackt. Eine für Millie und eine für die kleine Schwester. Die wären nämlich so praktisch, weil es in Wien zu dieser Jahreszeit sowohl warm als auch ziemlich frisch sein kann. Da sollte man sich darauf einstellen und immer was zum Überziehen dabeihaben.

Mama sagt zu beiden Jacken: »Schön!«

Ach, Mama!

Trudels Jacke ist mischelmuschelblau. Nicht blau, nicht grau. Taubenblau! Total bescheuert.

Millies Jacke ist mischelmuschelrot. Nicht rot, nicht pink. Altrosa! Total bescheuert.

Aber die Jacken kommen mit. Weil sie praktisch sind.

Und weil es so früh am Morgen noch recht kühl ist, tragen Millie und Trudel die bescheuerten Mischelmuschel-Jacken bereits am Flughafen.

Da ist auch schon der Flieger, nichts wie rein in die Kiste, Rucksack ablegen, Jacke ausziehen, Platz nehmen. Anschnallen.

Bist du bereit, Pilot? Wir können starten!

So schnell sausen sie nach Wien, dschiiitt, dschiiitt, dass Millie nicht mal zwischendurch aufs Klo muss. Kaum Zeit, ein kleines Frühstück einzunehmen.

Und, ey, sie spielen ja schon im Flugzeug Wiener Walze, eins, zwei, drei …

»Das ist der Kaiserwalzer«, flüstert Mama Millie zu.

»Auch von Straußvatersohn?«

»Ja sicher«, sagt Mama. »Aber frag mich nicht, von wem genau.«

Zum Glück tanzt das Flugzeug nicht im Walzentakt, sondern fliegt schnurgerade von hier nach dort.

Schon werden die Reste vom Frühstück abgeräumt. Der Flieger sinkt bereits. Und … plopp … berühren die Räder den Boden.

Abschnallen, aufstehen, Jacke liegen lassen, Rucksack überstreifen, raus aus der Kiste.

»Habt ihr auch alles mitgenommen?«, fragt Mama leider, leider, als Millie schon fast ihren Fuß auf Wien gesetzt hat. Fast! Mama hat noch im Flugzeug überlegt, ob irgendetwas vergessen wurde.

Ja, ja, Millies Jacke.

Mama quetscht sich wieder zwischen allen Leuten, die noch in der Rausgeh-Schlange stehen, hindurch zu ihren Sitzplätzen.

Triumphierend schwenkt sie Millies bescheuerte mischelmuschelrote Jacke.

Das fängt ja gut an, hier in Wien.

Wien liegt in der hintersten Ecke von Österreich und ist die Hauptstadt. Aber nicht so groß wie New York. Nicht mal so groß wie London oder Paris. Das merkt Millie schon auf der kurzen Zugfahrt in die Innenstadt, wo sie ihre Tage in einem kleinen Hotel verbringen werden. Falsch, Millie! Sie werden dort ja nur übernachten. Tagsüber wollen sie doch unterwegs sein und die Stadt erkunden.

»Wie denn, Papa?«, fragt Millie. »Bitte nicht mit viel Laufen.«

»Guck doch mal in deinem Reiseführer nach«, schlägt Papa vor. »Vielleicht steht dort, wie man die Stadt am besten besichtigen kann.«

Nee, Papa, da ist immer nur von Rundgängen die Rede. Gänge kommt von gehen! Erst auf Seite 17 steht was von Straßen- und U-Bahnen. Na immerhin!

Mama und Papa haben sich natürlich schon vor der Reise schlaugemacht. In Wien kommt man nämlich auf unterschiedlichste Weise voran. Außer mit den Füßen tatsächlich noch mit der S- oder der U-Bahn und mit Bussen. Die öffentlichen Verkehrsmittel nennen die Wiener Öffi. Das ist doch sehr nett! Man kann aber auch eine Pferdekutsche nehmen. Na sieh mal an! Oder das Fahrrad und die Bim. Die Bim gehört ebenfalls zur Öffi.

»Bim wie bimbam?«

Darüber lacht sich Trudel kaputt. Dabei ist die Bim bloß eine ganz normale Straßenbahn. Eine Tram.

Dass Wien in einem anderen Land liegt, merkt Millie gleich. Die Leute reden hier anders. Sie sprechen Wienerisch. Das ist eine Komischsprache.

Millie kann einiges davon verstehen. Sie muss nur den Hebel im Kopf auf lustig umlegen.

Schon bei der Begrüßung im Hotel geht es los: »Grüeßgott!«, und an Trudel gewandt: »Woas fürn herzig Pamperletsch des is!«

Das Pamperletsch, Millie und Papa und Mama laden schnell ihr Gepäck im Zimmer ab und nutzen die Stunde. Nah beim Hotel, gleich links um die Ecke, liegt die Haltestelle der Bim, die vor jedem Stopp zweimal läutet, bimbim.

Rein in die Bim! Viele Plätze sind noch frei, plumps, plumps, plumps.

Mama zögert noch. »Habt ihr alle einen Platz gefunden?«

Siehst du doch, Mama.