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Johannes Krüger

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Johannes Krüger

Helgolandstraße 2

01097 Dresden

Gunter Pirntke (Herausgeber)

Alexandre Dumas

Zehn Jahre später (Der Vicomte von Bragelonne)

Impressum

Covergestaltung: Alexandra Paul

Digitalisierung: Gunter Pirntke


2012 andersseitig.de

ISBN: 978-3-95501-113-0

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Dresden

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Erster Teil

I.

Mitte Mai 1660 ritten im Schloßgarten zu Blois drei Männer, begleitet von zwei Pagen, über die Stadtbrücke, dem alten Schlosse zu. Die Leute, die am Quai spazieren gingen oder herumstanden, kümmerten sich nicht viel um die vornehme Gesellschaft. Kaum daß einer den Hut lüftete oder mit den Worten: "Da kommt Monsieur von der Jagd", den Nachbar darauf aufmerksam machte. Gaston von Orleans führte, als ältester Bruder des verstorbenen Königs, noch immer den Titel Monsieur.

Während aber die Pferde den steilen Ahhang hinaufgingen, der vom Fluß nach dem Schlosse führte, näherten sich mehrere Ladenburschen dem letzten Pferd, an dessen Sattel verschiedene am Schnabel angebundene Vögel hingen.

Bei diesem Anblick gaben die Neugierigen mit einer ganz ländlichen Offenherzigkeit ihrer Verachtung Über einen so mageren Fang Ausdruck und kehrten dann, nachdem sie die Nachteile der Beize besprochen hatten, zu ihren Geschäften zurück. Nur einer von den Neugierigen, ein dicker pausbackiger Bursche, fragte, warum sich Monsieur, dem seine großen Einkünfte alle Arten von Belustigungen gestatten würden, mit einer so kläglichen Unterhaltung begnüge.

"Weißt du nicht", antwortete man ihm, "daß es die Hauptbelustigung des Prinzen ist, sich zu langweilen?"

Der lustige Bursche zuckte die Achseln mit einer Gebärde, die bedeutete: "Dann will ich lieber der dicke Jean als der Prinz sein." Und jeder ging wieder an seine Arbeit.

Monsieur ritt indessen seines Weges mit einer so schwermütigen und zugleich so majestätischen Miene, daß er sicherlich die Bewunderung der Zuschauer erregt haben würde, wenn er Zuschauer gehabt hätte. Doch die Bürger von Blois verziehen Monsieur nicht, daß er diese so heitere Stadt gewählt hatte, um sich nach Gefallen zu langweilen. Und so oft sie den erhabenen Gelangweilten erblickten, machten sie sich gähnend davon oder kehrten den Kopf in das Innere der Zimmer, als wollten sie sich dem einschläfernden Einfluß dieses langen, bleichen Gesichtes, dieser verschwommenen Augen und dieser schlaffen Haltung entziehen, so daß der merkwürdige Prinz beinahe sicher war, die Straßen öde und verlassen zu finden, so oft er sich sehen ließ. Monsieur hatte sich daran gewöhnt und darüber hinweggesetzt.

Dies war es vielleicht, was ihm die Miene ruhiger Langweile gab.

Monsieur war in seinem Leben sehr beschäftigt gewesen. Man läßt nicht einem Dutzend seiner besten Freunde die Köpfe abschlagen, ohne daß dies ein wenig Lärm verursacht. Da man aber nun, seit Mazarin an das Ruder gekommen war, niemand mehr den Kopf abschlug, so hatte Monsieur keine Beschäftigung mehr, und dies machte sich in seinem ganzen Wesen fühlbar.

Monsieur ritt einen kleinen Apfelschimmel und saß auf einem Sattel aus flandrischem Sammet. Dazu trug er ein karmoisinrotes Wams, das ihn schön aus seiner Begleitung heraushob. Der Kavalier an seiner Seite, der Oberstallmeister, war violett gekleidet, der Oberjägermeister zu seiner Linken grün. Einer der Pagen trug auf einer Stange zwei Falken, der andere ein Jagdhorn, in das er zwanzig Schritt vor dem Schlosse einmal hineinblies. Darauf traten acht Hellebardiere in Reih und Glied, und Monsieur ritt feierlich ins Schloß. Im Hofe stieg er vom Pferde und begab sich in seine Gemächer, wo der Kammerdiener ihm beim Umkleiden half. Dann streckte er sich in den Armstuhl und schlief ein. Die Hellebardiere legten sich der Länge nach auf die Bänke, die eben von der Sonne warm beschienen wurden. Wenn nicht ein paar Vögel in den Hecken gezirpt hätten, hätte man glauben können, das ganze Schloß läge im Schlafe, als wäre es elf Uhr abends.

Die Stille wurde plötzlich von einem lauten Lachen unterbrochen, das aus jener Ecke des Schlosses herüberschallte, in welche eben die Morgensonne hineinschien. Dort sah man einen kleinen, mit Blumen geschmückten Balkon, und auch in dem Zimmer stand auf einem viereckigen Tische eine langhalsige Vase mit einem Strauß Maiblumen. An diesem Tische saßen zwei Mädchen, die man nach ihrer Kleidung für entlaufene KlosterzögIinge hätte halten können. Die eine schrieb einen Brief, die andere sah ihr dabei zu. Die letztere, aus deren Munde das laute Lachen erklungen war, mochte neunzehn Jahre alt sein. Sie war brünett und hatte lebhafte Augen, die unter kühn geschwungenen Brauen unternehmend blitzten. Zwischen frischen roten Lippen glänzten perlenartige Zähne. Ihre Bewegungen hatten etwas Explosaves. - Die andere, welche den Brief schrieb, hatte blaue träumerische Augen, klar und rein wie der Himmel an diesem Tage. Sie war blond und trug das Haar in weichen Locken.

"Montalais!" rief diese Dame in sanftem Tone, "du lachst wie ein Mann. Nicht doch so laut. Die Gardisten hören es ja - und wir selbst können nicht hören, wenn Madame klingelt."

"Die Gardisten schlafen, Louise", antwortete die Montalais. "Du könntest eine Kanone abschießen, sie würden jetzt nicht aufwachen. Und wenn Madame schellt, na, du weißt ja, das hört man bis über die Brücke. Du ärgerst dich nur, daß ich gerade jetzt lache, weil du Angst hast, deine Mutter könnte heraufkommen und uns überraschen. Dann würde sie natürlich das Blatt Papier da sehen, auf das du seit einer vollen Viertelstunde noch nichts weiter geschrieben hast aIs die Worte: ,Werter Herr Raoul!'"

Darauf lachte sie wieder. Die junge Blondine wurde nun ernstlich böse und zerriß das Papier. - "Ei, ei", rief die Mantalais, "unser Lämmchen wird zornig? Sei doch vernünftig, deine Mutter kommt ja gar nicht. Und warum sollst du nicht einmal an einen alten Freund schreiben? Doch horch, da klingelt es. Nun, Madame muß eben warten oder heute morgen auf die Gesellschaft ihres ersten Ehrenfräuleins verzichten."

In der Tat hatte es geklingelt - das Zeichen, daß Madame das Frühstück erwarte. Alsbald setzte sich denn auch die Dienerschaft in Bewegung und trug die Speisen ins Schloß, und wo der feierliche Zug vorbeikam, da präsentierten die Hellebardiere, die das Glockenzeichen dem süßen Schlummer entrissen hatte.

"Madame muß ohne mich frühstücken", sagte die Montalais. "Sie wird mich dafür bestrafen, indem sie mich nicht auf die Spazierfahrt mitnimmt, aber das ist es eben, was ich wünsche. Es ist immer dasselbe - immer die gleichen ausgefahrenen Gleise!"

"Wie kannst du so reden?" entgegnete Louise. "Du hast eine glänzende Zukunft. Du bist bei Hofe zugelassen. Wenn der König sich vermählt, wird Monsieur zu ihm gerufen werden; du wirst die Festlidlkeiten mitansehen -"

"Und auch Raoul sehen, der bei dem Prinzen ist", warf die Montalais ein. "Doch genug! du sollst an ihn schreiben." - Und sie reichte Louise Feder und Papier.

"Und fang diesmal nicht an: Wert er Herr Raoul!" führ die Montalais fort, "sondern so, wie dir ums Herz ist. Schreibe so: Mein lieber Raoul! - Oh, erröte doch nicht - ich lese es ja in deinen Augen - Und weiter schreibe: Du mußt dich gewiß sehr am Hofe zu Paris langweilen, daß du noch Zeit hast, an ein Mädchen aus der Provinz zu denken."

Louise stand plötzlich auf. "Nein, Montalais", versetzte sie, "so ist mir nicht ums Herz. Vielmehr so - und nun lies das!" Und sie schrieb mit raschem Entschluß ein paar Zeilen. - Die Montalais las:

"Ich wäre unglücklich gewesen, wenn Sie mich weniger inständig um ein Andenken gebeten hätten. Hier erinnert mich ja doch alles wieder an die schönen ersten Jahre, die wir zusammen verlebt haben und die mir unvergeßlich sind." - "Bravo!" rief die Montalais, "so ist es richtig."

In diesem Augenblick erklangen Hufschläge auf dem Schloßhof.

Louise sprang ans Fenster und rief: "Raoul ist es.“ Dann sank sie vor dem noch unvollendeten Briefe nieder. - "Er kommt wie gerufen", sagte die Montalais und sah neugierig hinaus. - "Zurück vom Fenster!" rief Louise und zog sie fort. - "Ach was!" rief die Mutwillige, "er kennt mich ja gar nicht, laß mich nur sehen!"

Es war ein großer schlanker Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren, der in den Hof ritt. Er rief einen der Gardisten heran. "Melde mich", sprach er, "ich bringe eine Botschaft für Seine Königliche Hoheit!" - "So will ich gleich den Hofmeister, Herrn von Saint-Remy rufen. Welchen Namen darf ich dem Hofmeister nennen?"

"Graf Bragelonne aus dem Gefolge des Prinzen Conde." - Der Soldat grüßte militärisch und eilte davon. Nach wenigen Minuten kam er zurück.

Herr von Bragelonne hatte nicht Zeit gehabt, sein Pferd an die eisernen Stangen der Freitreppe zu binden, als Herr von Saint-Remy schon atemlos herbeilief, mit der einen Hand seinen dicken Bauch haltend, mit der andern die Luft durchschneidend, wie ein Schiffer mit seinem Ruder die Wellen durchschneidet. "Sie in Blois, Herr von Bragelonne?" rief er. "Guten Tag! Wie wird sich Fräulein von Lavall ... hm, und meine Frau freuen, Sie zu sehen! Was bringen Sie denn? Hoheit frühstücken eben. Sind es gute Nachrichten?" - "Sehr gute und sehr wichtige.“ - "Hoheit lassen sich nicht gern stören, doch in diesem Falle will ich es wagen, Sie sogleich zu melden."

Monsieur und Madame saßen an ihrer reich gedeckten Tafel. Die Becher klirrten, die Schüsseln dampften, und Gaston von Orleans ließ es sich schmecken, als Saint-Remy mit der Meldung hereintrat, ein Bote vom Prinzen von Conde bitte um EinIaß. Monsieur erschrak ein wenig. - "Wie heißt der Bote?" fragte er. - "Graf von Bragelonne, ein Edelmann aus dieser Gegend", antwortete Saint-Remy. - Monsieur richtete. einen fragenden Blick auf Madame. Sie nickte leicht mit dem Kopfe und Gaston befahl, den Boten vorzulassen.

Raoul von Bragelonne trat ein und verneigte sich tief vor dem erlauchten Paar. Der Prinz wartete, bis der letzte der Dienerschaft das Zimmer verlassen hatte und die Türen geschlossen worden waren. - "Sie kommen von Paris?" fragte er dann, die Augen auf den Abgesandten heftend. "Was macht der König?" - "Es geht ihm gut, Königliche Hoheit." - "Und meine Schwägerin?" - "Ihre Majestät die Königin-Mutter sind noch immer brustleidend, doch befinden sie sich besser.“ - "Und Sie kommen im Auftrage des Prinzen von Conde?" - "Sehr wohl, und soll diesen Brief überreichen und auf Antwort warten."

Gaston von Orleans nahm mit zitternder Hand das Schreiben in Empfang, betrachtete es mit verstörtem Blick, öffnete es dann, las es und rief in freudigem Tone: "Das ist ja eine sehr angenehme Überraschung! Madame lesen Sie nur! Oder lesen Sie es bitte meiner Frau vor, Graf!" - Raoul sprang herzu, nahm Monsieur das Schreiben aus der Hand und las: "Monseigneur! Majestät reisen an die Grenze. Binnen kurzem wird die Vermählung Seiner Majestät stattfinden. Nun würden Majestät gern einen Tag in Blois verleben, und ich bitte Sie, mir mitzuteilen, ob Sie damit einverstanden sind, daß ich Ihr Schloß in die Marschroute einsetze. Sollte Ihnen diese unvermutete Bitte Verlegenheit verursachen, so lassen Sie es mich durch den Überbringer dieses Schreibens alsbald wissen. Majestät würden dann eben nicht über Blois, sondern über Vendome oder Romorantin reisen. In der Hoffnung jedoch, Eurer königlichen Hoheit damit einen Gefallen zu erweisen, bin ich Ihr Prinz von Conde."

"Nichts könnte uns angenehmer sein", rief Madame. "Sagen Sie Herrn von Conde, wir danken für sehne Aufmerksamkeit." - "Wann wird Majestät kommen?" fragte der Prinz. - "Heute abend.“ "So schnell? Dann sind Majestät wohl schon in Orleans?" - "Noch näher, Hoheit. Wahrscheinlich schon in Meung.“ - "Mit dem Hofe?" - "Jawohl." - "Ich vergaß, zu fragen - wie geht es dem Kardinal?" - "Eminenz scheinen sich wohl zu befinden." - "Seine Nichten sind ebenfalls bei ihm?"

"Nein, die Fräulein von Mancini sind auf Geheiß Seiner Eminenz nach Brouage gegangen und reisen am linken Loireufer, währen der Hof am rechten reist." - "Wie? Fräulein von Mancini verläßt den Hof?" rief Monsieur, und ein Funke seiner früheren Freude an Intrigen blitzte in seinen trüben Augen auf. Darauf entließ er den Grafen, klingelte und rief den hereintretenden Dienern die Worte zu: "Seine Majestät erfreut mich mit der Ehre, einen Tag in Blois zuzubringen, ich rechne darauf, daß der König, mein Neffe, die Gunst, die er meinem Hause gewährt, nicht zu bereuen haben wird."

"Es lebe der König!" riefen die Hofleute wie aus einem Munde, und Gaston von Orleans, der ein ganzes Menschenleben lang den Ruf: "Es lebe der König!" hatte mit anhören müssen, neigte betrübt das Haupt, denn er hatte diesen Ruf eine lange Zeit nicht mehr vernommen. Nun erhob sich vor ihm ein jüngeres, lebhafteres, glänzenderes Königtum wie eine neue schmerzliche Herausforderung. Madame begriff die Leiden dieses scheuen, argwöhnischen Herzens und stand von der Tafel auf. Monsieur tat mechanisch dasselbe, und mit einem bienenartigen Gesumme umgaben alle Diener des Hauses Raoul, um ihn zu befragen.

Madame sah diese Bewegung und rief Herrn von Saint-Remy.

"Das ist nicht der Augenblick um zu plaudern, sondern um zu arbeiten", sagte sie im Tone einer Hausfrau, die sich ärgert. "Man wird hoffentlich für diesen Edelmann sorgen!"

Der gute Mann lief sogleich Raoul nach. "Madame beauftragte uns, Ihnen Erfrischungen zu reichen", sagte er, "es ist auch eine Wohnung im Schlosse bereit."

"Ich danke, Herr von Saint-Remy, aber ich habe Sehnsucht, meinen Vater wiederzusehen." - "Das ist begreiflich", sagte der Haushofmeister. "Bitte, mich aufs beste zu empfehlen." - Nach diesen Worten stieg Bragelonne in den Hof hinab. Als er, sein Pferd am Zügel führend, unter dem Torgewölbe durchkam, rief eine helle Stimme aus dem Hintergrund: "Herr Raoul!"

Der junge Mann wandte sich erstaunt um und sah ein schwarzköpfiges, junges Mädchen, das einen Finger auf die Lippen legte und ihm winkte.

Dieses Mädchen war ihm unbekannt. Raoul machte einen Schritt gegen das Mädchen, das ihm zurief.

"Aber mein Pferd, Madame", sagte er.

"Im ersten Hof ist ein Schuppen, bindet Euer Pferd dort an und kommt rasch." - "Ich gehorche, Madame."

Nach kurzer Zeit kehrte Raoul zu seiner geheimnisvollen Führerin zurück, die ihn auf den Stufen einer Wendeltreppe erwartete.

"Sind Sie mutig genug, mir zu folgen, mein Herr Ritter?" fragte das junge Mädchen, lachend über das kurze Bedenken, das Raoul einen Augenblick verraten hatte. Er antwortete damit, daß er ihr auf der düsteren Treppe nacheilte. So erstiegen sie drei Stockwerke.

Die unbekannte Dame stieß eine Tür auf und zog ihn in ein Zimmer. Kaum trat er ein, als er einen lauten Schrei hörte und eine schöne Blondine mit blauen Augen sah, die, seinen Namen nennend, mit gefalteten Händen in einen Stuhl sank. Raoul erkannte sie, warf sich vor ihr auf ein Knie und vermochte nur das eine Wort hervorzubringen: "Louise!"

"Oh, Montalais", flüsterte Louise, "wie konntest du mich so hintergehen?" - "Wieso denn hintergehen?" - "Du hast doch gesagt, du wolltest dich nur im Hofe erkundigen. Nun bringst du den Grafen zu mir!" - "Er muß sich doch den Brief abholen." - Raoul sah das Schreiben auf dem Tische liegen und streckte die Hand aus. Da auch Louise eben danach griff, begegneten sich ihre Hände, und Raoul zog die des jungen Mädchens ehrfurchtsvoll an die Lippen. Inzwischen nahm die Montalais den Brief an sich, faltete ihn zusammen und steckte ihn in den Busen. - "Hier ist er wohlgeborgen, Louise", sagte sie. "Der Graf wird nicht so kühn sein, ihn aus diesem Versteck zu rauben. Nun, ich sehe, Louise, du hast mir verziehen, daß ich den Grafen herführte, und der Graf selbst wird mir deshalb gewiß auch nicht böse seim. So wollen wir denn wie alte Freunde miteinander reden. Louise, stelle mich zuerst dem Grafen vor."

"Vicomte", sagte Louise mit holdem Lächeln, "gestatten Sie mir, Sie mit meiner besten Freundin, Aure von Montalais, Ehrendame an Madames Hofe, bekannt zu machen. Sie sind ihr bereits bekannt. Meine Freundin weiß alles." - Die Montalais nickte lachend. - "Schluß nun mit den Höflichkeiten!" rief sie. "Nehmen Sie Platz, Graf, und erzählen Sie, was für eine Botschaft Sie zu bestellen hatten." - "Es ist kein Geheimnis mehr, Fräulein", antwortete Raoul. "Der König kommt nach Blois." - Die Montalais war sogleich wie aus dem Häuschen. "Den König und den Hof sollen wir sehen?" rief sie, in die Hände klatschend. "Aber wann denn, Vicomte?" - Als sie jedoch erfuhr, daß Majestät schon am Abend dieses Tages kommen werde, zog sie ein saures Gesicht. - "Da hat man ja nicht einmal Zeit, sich zu putzen", schmollte sie. - "Trösten Sie sich", antwortete Raoul galant, "Sie sind ja immer schön." - "Sehr gütig, Herr Graf! Also heute abend - mit dem ganzen Hofe? Sind die Fräulein Manoini auch dabei?" - "Nein, die sind nicht im Gefolge." - "Aber man sagt doch, der König könne ohne Fräulein Marie von Mancini nicht leben." - "Er wird wohl ohne sie leben müssen, denn der Kardinal hat sie aus seiner Nähe verbannt." - "Oh, dieser Heuchler!" rief die Montalais und ließ sich durch eine warnende Gebärde Louisens nicht abschrecken hinzuzusetzen: "Ach was, es hört uns hier niemand. Mazarino Mazarini ist ein Heuchler, ich wiederhole es. Es wäre ihm nichts lieber, als wenn er seine Nichte Marie zur Königin von Frankreich machen könnte!"

"Nicht doch", versetzte der Graf. "Hat doch Mazarin selbst Seiner Majestät die Infantin Maria-Theresia zur Gemahlin bestimmt. Der Ehekontrakt ist schon geschlossen." - Montalais schaute Raoul ins Gesicht und rief: "Ihr glaubt an diese Märchen, ihr Pariser? Ah, wir in Blois wissen mehr als ihr." - "Mein Fräulein, da der König nach Spanien reist, da der Heiratsvertrag zwischen Don Luis de Hara und Seiner Eminenz festgestellt ist, so seht Ihr wohl ein, daß es sich nicht mehr um Kinderspiele handelt." - "Ah! Ich denke, der König ist der König." - "Allerdings, mein Fräulein, doch der Kardinal ist der Kardinal." - "Er ist also kein Mann, der König? Er liebt also Marie Mancini nicht?" - "Er betet sie an." - "Nun wohl, so wird er sie heiraten, wir bekommen Krieg mit Spanien, Herr von Mazarin gibt einige von den Millionen aus, die er beiseite gelegt hat, unsere Edelleute verrichten Heldentaten, wenn sie mit den stolzen Castilianern zusammentreffen, und viele von ihnen kehren mit Lorbeern bekränzt zu uns zurück, und wir bekränzen sie dann mit Myrten. So verstehe ich die Politik." - "Montalais, Sie sind toll", sagte Louise, "jede Übertreibung zieht Sie an, wie das Feuer die Schmetterlinge anzieht." - "Louise, Sie sind so vernünftig, daß sie nie leben werden." - "Oh!" machte Louise mit einem zärtlichen Vorwurf, "rede doch nicht so närrisches Zeug, Montalais. Die Königin-Mutter wünschte, daß ihr Sohn die Infantin heirate, er wird seiner Mutter nicht ungehorsam sein. Vor kindlichem Gehorsam muß die Liebe zurückstehen." - Mit einem Seufzer schlug Louise die Augen nieder, während die Montalais mit übermütigem Lachen rief: "Ei nun, ich habe keine Eltern mehr."

Doch mitten in ihrem Lachen unterbrach sie sich und horchte mit ernster Miene nach der Tür hin. "Mein Gott, es kommt jemand", sagte sie. - "Wer kann das sein?" rief Louise ängstlich. - "Es ist meine Mutter - ich kenne ihren Schritt." - "Frau von Saint-Remy!" sagte Raoul betroffen. "Wo soll ich mich verbergen?" - "Ja, wahrhaftig", sprach die Montalais, "nun erkenne ich auch die klappernden Stelzschuhe der Frau Mama. Nur ruhig Blut, Graf! Das Fenster hier ist leider fünfzig Fuß hoch und geht auf einen gepflasterten Hof hinaus. Aber Sie können hier in diesen Schrank eintreten, der ist wie gemacht dafür."

Frau von Saint-Remy stieg rascher als gewöhnlich die Treppe hinauf und trat eben ein, als die Montalais den Schrank schloß und sich an die Tür lehnte. - "So finde ich dich doch hier, Louise?" rief Frau von Saint-Remy in ungehaltenem Tone. "Ja, Mutter", antwortete Louise kleinlaut, als wäre sie über einem schweren Vergehen ertappt worden. - "Bitte, nehmen Sie doch Platz, gnädige Frau", sagte die Montalais, ohne vom Schranke wegzutreten, doch Frau von Saint-Remy lehnte in etwas spitzem Tone ab. "Ich danke, Fräulein Aure", sagte sie. "Komm rasch mit mir, Kind, du mußt anfangen Toilette zu machen", wendete sie sich an Louise. - "Wie beliebt?" fragte die Montalais, die schleunigst die Erstaunte spielte, so sehr fürchtete sie, Louise könnte eine Unvorsichtigkeit begehen. - "Ihr wißt also die Neuigkeit nicht?" fragte Frau von Saint-Remy. - "Welche Neuigkeiten sollen zwei Mädchen in diesem Taubenschlag erfahren, Madame?" - "Wie! ... Ihr habt niemand gesehen?" - "Madame, Sie sprechen in Rätseln, und Sie braten uns langsam!" rief die Montalais, die, als sie Louise immer bleicher werden sah, nicht mehr wußte, welchem Heili.gen sie sich weihen sollte.

Endlich gewahrte sie bei ihrer Freundin einen sprechenden Blick, einen jener Blicke, die eine Mauer verstehen würde. Louise bezeichnete ihrer Freundin den Hut Raouls, der sich auf dem Tische breit machte.

Die Montalais warf sich davor, ergriff ihn mit ihrer linken Hand, schob ihn hinter sich und verbarg ihn gänzlich, während sie sprach.

Frau von Saint-Remy fuhr fort, als wenn sie wirklich nichts gesehen hätte: "Es ist eben ein Eilbote mit der Nachricht angekommen, daß heute abend der König eintreffen wird. Da müssen sich alle jungen Damen schön machen. Also komm, Louise!"

Louise stand auf, ihre Mutter nahm sie bei der Hand. "Komm!" sagte sie. Und dann ganz leise: "Wenn ich dir verbiete, zur Montalais zu gehen, warum gehst du doch zu ihr?" - "Mutter, sie ist meine Freundin. Übrigens kam ich soeben." - "Hat man niemand in eurer Gegenwart sich verbergen lassen?" - "Mutter!" - "Und wem gehört der Hut auf dem Tische? Sicher diesem Tagedieb, dem Malicorne. Ein Ehrenfräulein darf mit solchem Taugenichts auf keinen Fall -"

Die anderen Worte verloren sich auf dem Korridor, so daß die Montalais sie nicht mehr hörte. Sie zuckte leichthin die Achseln und ließ Raoul aus seinem Versteck heraus. - "Verlassen Sie das Schloß so rasch wie möglich", sagte sie, "damit uns durch irgend welche Indiskretionen nicht etwa Unannehmlichkeiten entstehen. Leben Sie wohl!" - "Werde ich von Louise hören?" fragte Raoul. - "Gewiß, gewiß. Nur Mut!"

Raoul schlich in den Hof, holte sein Pferd, schwang sich in den Sattel und ritt spornstreichs davon.

Er folgte der wohlbekannten Straße, die von Blois nach dem ente des Grafen de la Fere führte, und an die sich viele ihm teure Erinnerungen knüpften. Bald bemerkte er das spitze Dach, die beiden Türmchen und die Schwärme von Tauben, die sie umflogen. Ein Jahr war es nun her, daß er seinen Vater nicht wiedergesehen hatte, und diese ganze Zeit über war er beim Prinzen Conde gewesen. Nach den stürmischen Zeiten der Fronde hatte Conde sich feierlich mit dem König ausgesöhnt. Solange Feindschaft zwischen ihnen bestand, war Graf von Bragelonne dem Prinzen ferngeblieben und hatte, statt an dessen revolutionären Unternehmungen teilzunehmen, unter Turenne für den König gekämpft. So jung Raoul auch noch war, so hatte er doch unter Turenne und unter Conde bereits in zehn siegreichen Schlachten mitgefochten und durfte sich einen Soldaten nennen, dessen Schild durch keine Niederlage befleckt war.

Roul fand die Gartentür offen und ritt ohne weiteres hinein, ungeachtet der zornigen Gebärden eines alten Mannes, der am Wegrand stand und offenbar erst um Erlaubnis gefragt sein wollte. Der Alte arbeitete an einem Blumenbeete und trat entrüstet auf den Reiter zu. Doch kaum hatte er dessen Gesicht gesehen, so warf er sein Arbeitszeug weg und rannte mit Zeichen höchster Freude auf das Haus zu. Der Graf ritt ruhig weiter, gelangte in den Hof, gab sein Pferd einem Knecht, ging ins Haus und trat in das Zimmer des Grafen de la Fere.

Der Graf war immer noch eine schöne stattliche Erscheinung, obwohl nun sein Haar fast weiß geworden war und der Schnurrbart stark ins Graue spiegelte. - Raoul umarmte ihn so zärtlich und so stürmisch, daß der Graf sich nicht loszumachen vermochte. -"Raoul!" rief er endlich, einen Schritt zurücktretend. "Du hier? Hast du Urlaub oder ist etwas passiert?" - "Ich war als Abgesandter des Königs in Blois. Majestät will seinem Oheim einen Besuch abstatten." - "So hast du Monsieur gesehen?" Athos sah ihm prüfend ins Auge. - "Ich habe diese Ehre gehabt." - "Wen hast du sonst noch in Blois gesehen?" - "Ich habe auch Madame gesehen, Vater", antwortete der junge Mann. - "Ja doch, aber an die dachte ich dabei nicht", versetzte Athos mit einem strengeren Blick. "Oder verstehst du mich nicht, Raoul?"

"Ich verstehe Sie sehr wohl, Vater", erwiderte Raoul errötend.

"Auch sinne ich nicht auf Ausflüchte, wenngleich ich nicht sofort eine Antwort bereit habe." - "Also hast du Fräulein von LavalIiere gesehen?" fragte der Vater. - "Ja. Ich wußte nicht, daß sie im Schlosse zu Blois sei, der Zufall führte mich zu ihr." - "Der Zufall?" entgegnete der Graf de la Fere. "Und in welcher Gestalt erschien dir dieser Zufall?" - "In der Gestalt eines Fräuleins von Montalais." - "Was ist das für eine Dame?" - "Ich habe sie nie zuvor gesehen und weiß nur, daß sie Ehrendame der Herzogin von Orleans ist." - "Genug, ich habe dir geraten, Fräulein von Lavalliere aus dem Wege zu gehen. Mein Wunsch ist es und bleibt es, daß du sie nicht besuchst. Merke dir das ein für allemal, Raoul." Es war, als ob das so reine und durchsichtige Auge Raouls sich bei diesen Worten trübte. "Und nun von etwas anderem! Kehrst du gleich in deinen Dienst zurück?" - "Nein, lieber Vater, ich kann den ganzen Tag bei Ihnen weilen. Der Prinz hat mir weiter keinen Auftrag gegeben, als den, den ich nun erledigt habe.“ - "Er und der König sind wohlauf?" - "Wie immer, Vater."

Der Graf vergaß Mazarin aus alter Gewohnheit.

"Es freut mich, daß ich dich einen ganzen Tag bei mir habe - so will ich mich auch durch nichts abhalten lassen" rief er. "Doch da ist ja unser alter Grimaud. Komm her, Mann, laß dich von dem Burschen hier umarmen." - Das ließ sich Grimaud' nicht zweimal sagen, eilte herbei und drückte den Jüngling an die Brust. Als dann Vater und Sohn in den Garten gingen, sah er ihm mit Tränen im Auge nach. "Wie groß er geworden ist!" murmelte er und strich seinen weißen Knebelbart. Und er hatte recht. Raoul reichte mit dem Kopfe fast an den Querbalken der Tür heran.

Am Morgen noch so friedlich wie der ruhigste See der Welt, füllte sich Blois bei der Nachricht von der Ankunft des Königs mit Lärm und Gesumme.

Alle Bedienten des Schlosses gingen unter der Aufsicht des Hausoffizianten in die Stadt, um Vorräte zu holen. Ein Heer von Armen fegte die Höfe und wusch die steinernen Vorplätze ab. Die ganze Stadt machte Toilette mit großem Aufwand an Bürsten, Besen und Wasser, und das zuweilen sehr schmutzige kleine Pflaster wurde geputzt und blinkte im freundlichen Sonnenglanz.

Die Musiker bereiteten sich vor, die Schubladen entleerten sich.

Man kaufte bei den Handelsleuten Wachs, Bänder und Degenquasten. Die Haus-frauen sorgten für Fleisch, Brot und Spezereien. Viele Bürger, deren Haus ausgestattet war, als sollte es eine Belagerung aushalten, zogen schon, da sie sich mit nichts anderem zu beschäftigen hatten, ihre Festtagskleider an und wandten sich nach dem Tore der Stadt, um die ersten zu sein, welche den Zug sehen oder ankündigen würden.

II.

Im untern Teile der Stadt, kaum hundert Schritte vom Schlosse entfernt, stand in der schönen Altgasse ein ehrwürdiges Haus mit spitzem Giebel, das im ersten Stock drei, im zweiten zwei, im dritten nur ein Fenster hatte. Der Sage nach hatte zur Zeit Heinrichs III. ein Stadtrat darin gewohnt, der auf Betreiben der Königin Katharina erdrosselt worden war. Nachher hauste darin ein Italiener namens Cropoli, ein ehemaliger Koch des Marschalls von Ancre. Der Mann hatte aus dem Hause eine kleine Restauration gemacht und war besonders wegen seiner schmackhaften Maccaroni weit und breit bekannt ,geworden, namentlich seit die Königin Maria von Medici, die im Schlosse gefangen gewesen war, sich einmal eine Schüssel voll von dieser Spezialität hatte holen lassen. Als er starb, übernahm ein Sohn das Restaurant, änderte seinen italienischen Namen in einen französischen um, indem er aus Cropoli Cropole machte, und ließ einen berühmten Maler kommen, der ein Schild mit den Bildnissen zweier Königinnen und mit der Inschrift "Zu den Medicis" malen mußte.

Das Gasthaus erfreute sich eines großen Zuspruchs, und der Besitzer, der sich inzwischen auch mit einer jungen Französin verheiratet hatte, welche sogar eine hübsche Summe Geldes mit einbrachte, war auf dem besten Wege, ein reicher Mann zu werden. Daß dies so rasch wie möglich geschähe, war natürlich sein innigstes Verlangen. Anläßlich des Königsbesuchs hoffte er nun ein schönes Stück Geld auf einmal zu verdienen.

Im Gasthaus logierte zur Zeit nur ein Fremder, ein großer, stattlicher Mann von etwa dreißig Jahren und ernstem, fast trübsinnigem Wesen. Er trug ein Wams aus schwarzem Sammet mit weißem Kragen von puritanischem Schnitt. über seiner etwas sarkastischen Oberlippe kräuselte sich ein blonder Schnurrbart. Seine blauen Augen hatten einen durchdringenden Blick, dem man schwer standhalten konnte.

Zu der damaligen Zeit gab es eigentlich nur zwei Klassen von Menschen, den Kavalier und den gemeinen Mann. Cropoles Gast nun mußte selbst auf einen flüchtigen Blick hin der ersteren Klasse zugezählt werden, man erkannte in ihm sofort einen Edelmann von reinstem Wasser. Trotzdem aber behagte es nun dem Wirt nicht, daß dieser alleinstehende Fremde die besten Zimmer seines Gasthauses innehatte, zumal er nach einer kurzen Mitteilung, daß er einen Herrn namens Parry erwarte, welcher sofort nach der Ankunft zu ihm zu führen sei, den Mund viele Stunden hintereinander nicht wieder geöffnet hatte. Erst als draußen lauter Lärm erscholl und ungewöhnlich lebhaftes Treiben die sonst so stille Stadt erfüllte, erwachte er aus seiner gleichgültigen Ruhe und fragte nach der Ursache dieser Aufregung.

Cropole nahm die Gelegenheit beim Schopfe und erzählte, daß der König erwartet würde, und daß er selbst nun in die größte Verlegenheit käme, da er für die zu erwartenden Gäste keine Zimmer mehr zur Verfügung hätte. - "Wie?" rief der Unbekannte entrüstet, "soll das etwa heißen, daß ich die Wohnung räumen soll? Sind Sie argwöhnisch? Halten Sie mich für arm? Fürchten Sie, nicht zu Ihrem Gelde zu kommen?" - "Durchaus nicht", versetzte Cropole geschmeidig, "allein Monsieur werden begreifen, es ist dies eine günstige Gelegenheit, ein Geschäftchen zu machen, die Zimmer teurer zu vermieten als sonst -" - "Herr Wirt", versetzte der Fremde, "wenn der König nach Blois kommt, so ist dies für mich ein triftiger Grund, hier zu bleiben. Wieviel wollen Sie unter diesen Umständen für Ihre Zimmer haben?" - "Wenn Monsieur die ganze Wohnung haben wollen - oder wäre Monsieur damit einverstanden, ein paar Zimmer abzutreten, damit ich sie an das königliche Gefolge weitervermieten kann -?"

"Ich behalte die ganze Wohnung", versetzte der Fremde, "machen Sie Ihren Preis."

"Nun", antwortete Cropole, "der König kommt, viele Menschen werden Unterkunft suchen, da steigt der Tarif natürlich. Ich kann da spielend zwei Louisdors für das Zimmer herausschlagen." - "Und ich habe drei Zimmer inne", unterbrach ihn der Unbekannte. "Das wären also sechs Louisdors, und einen bewillige ich außerdem noch für die Fütterung des Pferdes. Sind Sie zufrieden, Herr Wirt?" Mit diesen Worten zog er eine gestickte Börse, allein sie sah ziemlich schlaff aus, was dem scharfen Blick des Wirtes nicht entging. Sie enthielt denn auch nur noch sechs Louisdors, und um die erforderliche Summe vollzumachen, mußte der Gast seine Taschen umdrehen. Mit knapper Not fand sich soviel Geld zusammen, wie die Rechnung betrug.

"Ich danke bestens", sprach der Wirt, das Geld einstreichend.

"Dies wäre der Preis für heute. Gedenken Monsieur nun die Wohnung auch für morgen noch zu behalten? Oder könnte ich - -?" -"Auch für morgen noch!" rief der Fremde. "Doch Sie haben es ja gesehen. Cropole - ich habe kein Geld mehr. Nehmen Sie also diesen Diamantring - er ist unter Brüdern dreihundert Pistolen wert. Verkaufen Sie ihn so vorteilhaft wie möglich. So viel, wie die Wohnung kostet, schlagen Sie allemal heraus. Und nun lassen Sie mich in Ruhe. Unsere Rechnung ist beglichen." - Cropole verneigte sich. "Wenn ich Monsieur beleidigt haben sollte, so bitte ich die Umstände zu berücksichtigen und es mir nicht übelzunehmen", sprach er noch, aber der Fremde machte eine so abweisende Handbewegung, daß der Wirt es vorzog, sich zu empfehlen.

Als er gegangen war, senkte der Fremde den bisher so majestätischen Blick zu Boden, und ein bitteres Lächeln spielte um seine zusammengepreßten Lippen. Stumm und unbeweglich saß er am Fenster und blickte hinaus, bis die Nacht einbrach und in allen Fenstern Licht aufflammte. Während er saß und schaute, erklang unten plötzlich der Ruf: "Der König kommt! Der König kommt!" - Gleich darauf näherte sich, begleitet von vielen lodernden Fackeln, der Zug des Hofes. Eine Kompagnie Musketiere und eine Schar berittener Edelleute bildeten den Vortrab. Dann folgte, von vier Rappen gezogen, die Equipage des Kardinals Mazarin, hinter der seine Pagen und Diener einherschritten. Dann kam die Kalesche der Königin-Mutter mit einer Eskorte von Ehrendamen und Kavalieren. Dann - auf einem schönen Pferde mit langer Mähne - der König - zwei Schritte hinter ihm der Prinz von Conde, Dangeau und zwanzig andere Hofherren, begleitet von einem zahllosen Gefolge an Dienern und Gepäckträgern.

Der Fremde lehnte sich zum Fenster hinaus. Das Schmettern der Trompeten, der Jubel des Volkes brauste ihm in den Ohren und schien ihm auf einen Augenblick die ruhige Überlegung zu rauben. "Der König ist es!" flüsterte er mit einem Ausdruck der Seelenangst und Verzweiflung. Der Zug war vorüber, die Wirtsleute drängten sich noch in der Tür, als ein alter Mann, der ein irländisches Pferd am Zügel führte, herantrat und Einlaß forderte. Er überließ seinen Gaul dem Stallknecht und eilte die Treppe hinauf, wo der Fremde, der ihn hatte eintreten sehen, ihn schon erwartete.

Sie fielen sich in die Arme. – "0, Parry!" rief der junge Mann.

"Sie kommen von England - eine so weite Reise in diesem Alter! Setzen Sie sich, Sie haben in meinem Dienste gar schwere Mühsal zu ertragen. Gönnen Sie sich Ruhe!" - "Vor allem", antwortete der Alte, "habe ich Ihnen die Antwort zu überbringen." - "Und sie lautet ungünstig, Parry", unterbrach ihn der Fremde, "sonst würdest du nicht so anfangen. Wehe mir, du hast mir nichts gutes zu melden." - "Nicht verzweifeln, Mylord!" antwortete der Greis, "noch ist nicht alles verloren. Fester Wille, Beharrlichkeit und vor allem Ergebung - das tut uns not."

"Parry"', antwortete der junge Mann, "durch tausend Gefahren habe ich mich bis hierher durchgekämpft. Zehn Jahre lang habe ich an dem Gedanken, diese Reise auszuführen, hartnäckig festgehalten. Heute habe ich den letzten Diamanten meines Vaters verkauft, um den Wirt hier zufriedenzustellen. Zweifelst du an meinem festen Willen?" - Der Greis hob seine zitternden Hände gen Himmel. - "Doch nun erzähle mir alles! Was hat der General gesagt?"

"Zuerst wollte er mich gar nicht vorlassen und nachdem ich in einem Briefe Ihre Lage und Ihre Absichten eingehend erläutert hatte, ließ er mir sogar mit Verhafuung drohen." - "Aber du hattest doch mit ,Parry' unterzeichnet?" - "Gewiß, und dem Adjutanten des Generals war ich auch von St. James her wohlbekannt."

"So drohte dir der General vor den Leuten", sprach der junge Mann, "aber was tat er, als du mit ihm unter vier Augen warst? Was sagte er da?" - "Er schickte mir vier Reiter, Mylord, die mich zum Hafen Terby brachten - ohne Aufenthalt, ohne Rast. Vom Hafen schafften sie mich in ein kleines Fischerboot, das eben nach der Bretagne in Segel ging. Und nun bin ich hier."

"Und das ist alles, Parry?" rief der junge Mann, den Kopf in beide Hände pressend. - "Das ist alles, Mylord." - Dieser kurzen Antwort Parrys folgte ein langes Schweigen, der junge Mann schritt in heftiger Erregung auf und ab. Der Alte wollte dem Gespräch eine Wendung geben und fragte daher, was der Lärm auf den Straßen zu bedeuten hätte. - "Das weißt du nicht?" antwortete der junge Mann. "Der König von Frankreich ist zum Besuch nach Blois gekommen. Sein Minister, der ihm Millionen zusammengescharrt, führt ihn einer reichen Braut zu. Das Volk begrüßt ihn mit Jubelgeschrei. Und während dieser Ludwig in Saus und Braus lebt, haben meine Schwestern und meine Mutter nicht satt zu essen. Und wenn Europa erfährt, was du eben erzählt hast, so werde ich in allen Landen verspottet werden. Doch freilich, Parry", rief er mit ungestümer Gebärde und gürtete das Schwert um, "wenn ich wie eine feige Memme nichts für mich selbst tue, was soll mein Gott für mich tun. Noch habe ich zwei Arme, noch ein Schwert!"

"Mylord", rief der Greis, "was wollen Sie tun?" - "Parry, was ich tun will? Was jedermann in meiner Familie tut. Meine Mutter lebt von der öffentlichen Wohltätigkeit, meine Schwester bettelt für meine Mutter, ich habe irgendwo Brüder, welche ebenfalls für sie betteln. Ich, der Älteste, will es machen, wie sie alle, ich will Almosen fordern!"

Und nach diesen Worten, die er durch ein schreckliches Gelächter kurz abschnitt, gürtete der junge Mann sein Schwert um, nahm seinen Hut, ließ sich einen schwarzen Mantel auf der Schulter befestigen, drückte dem Greis, der ihn voll Angst anschaute, beide Hände und sprach: "Mein guter Parry, laß uns guter Dinge sein, mein treu er, mein einziger Freund: wir sind reich wie Könige!"

Er gab dem Sack mit den Pistolen, den er für den verkauften Diamanten erhalten hatte, einen Faustschlag, daß er schwer auf die Erde fiel, brach wieder in jenes finstere Gelächter aus, das Parry so sehr erschreckt hatte und schlüpfte durch den großen Saal auf die Straße.

Als der Zug Ludwigs XIV. unter die Halle des Schlosses kam, fand hier der König, umgeben von seinen Wachen und Edelleuten, den Herzog Gaston von Orleans, dessen von Natur majestätisches Aussehen durch die feierlichen Umstände einen neuen Schimmer und neue Würde gewonnen hatte. In ihrem prunkvollen Festschmuck erwartete Madame den Einzug ihres Neffen. Alle Fenster des alten Schlosses glänzten von Damen und Kerzen. Unter dem Lärm der Trommeln, Trompeten und Hochrufe überschritt der junge König die SchwelIe des Schlosses. Aller Augen suchten, nachdem sie den jungen, so schönen, so edlen König bewundert hatten, den alten, bleichen, gebückten andern König von Frankreich, der weit mehr König war als der erste und Kardinal Mazarin genannt wurde.

Ludwig war damals mit allen natürlichen Gaben ausgestattet, die dem wahren Edelmann bilden. Er hatte ein glänzendes und zugleich sanftes Auge von reinstem BIau, es war mit den Augen des Königs wie mit der unermeßlichen Tiefe des Himmelsgewölbes - ein riesiger Spiegel, auf dem der Himmel bald seine Gestirne, bald seine Stürme widerstrahlen zu lassen liebt. Der König war von kleinem Wuchs; er maß kaum fünf Fuß zwei Zoll, doch seine Jugend entschuldigte diesen Fehler, der überdies durch einen großen Adel aller seiner Bewegungen und durch eine gewisse Gewandtheit in den Leibesübungen ausgeglichen wurde. Er war in der Tat schon der König, doch da man ihn bis dahin dem Volke ziemlich wenig und stets ziemlich armselig gezeigt hatte, da diejenigen, denen man ihn zeigte, seine Mutter, eine Frau von hoher Gestalt, und den Herrn Kardinal, einen Mann von schöner Stattlichkeit, bei ihm sahen, so fanden viele so wenig königliches an ihm, daß sie sagten: Der König ist weniger als der Kardinal.

Wie es auch mit dieser auf den König bezüglichen Bemerkungen sein mag, die man besonders in der Hauptstadt machte, so wurde der junge Prinz von den Einwohnern von Blois wie ein Gott und von seinem Oheim und seiner Tante beinahe wie ein König empfangen.

Die Edelleute und die Damen wurden ihren Majestäten und dem Herrn Kardinal vorgestellt. Der König bemerkte, daß seine Mutter und er selten den Namen derjenigen kannten, die man ihnen vorstellte, während der Kardinal nie verfehlte, mit vortrefflichem Gedächtnis mit jedem von seinen Gütern, von seinen Voreltern oder seinen Kindern zu sprechen, von denen er ihnen einige nannte, was diese würdigen Dorf- junker entzückte und den Gedanken bestätigte, derjenige sei allein und wahrhaft König, der seine Untertanen kenne.

Als das Frühstück vorüber war, erhob sich der König auf ein Zeichen des Herrn von Mazarin und begann die Reihen der Versammlung zu durchwandern. Die Damen bemerkten nun, Ludwig XIV. habe einen raschen und kühnen Blick, was ihren Reizen und Schönheiten einen ausgezeichneten Würdiger versprach. Die Männer stellten fest, der Prinz sei stolz und hochmütig, er liebe es, die Augen, die ihn zu lange und zu fest anschauten, zum Senken zu bringen, was einen strengen Herrn zu weissagen schien.

Ludwig XIV. hatte ungefähr den dritten Teil seines Rundganges vollendet, als er einen Frauennamen vernahm, den seine Eminenz gegen Monsieur aussprach. Kaum hatte ihn Ludwig XIV. vernommen, als er nichts anderes mehr hörte und den Bogen des Kreises, der seinen Besuch erwartete, gänzlich vernachlässigte, um nur so rasch wie möglich das Ende der krummen Linie zu erreichen.

Als guter Höfling erkundigte sich Monsieur bei Seiner Eminenz nach der Gesundheit ihrer Nichten, der Damen Hortense, Olympia und Marie von Mancini, die vor fünf bis sechs Jahren aus Italien zu dem Kardinal gekommen waren. Er bedauerte, nicht die Ehre zu haben, sie zugleich mit ihrem Oheim zu empfangen. Gewiß hätten sie an Schönheit und Anmut zugenommen.

Dem König fiel ein gewisser Gegensatz in der Stimme der zwei Redenden auf. Die Stimme Monsieurs war ruhig und natürlich, während die des Herrn von Mazarin um anderthalb Töne unter seine gewöhnliche Stimmlage sank. "Monseigneur", erwiderte er, "die Fräulein von Mancini haben noch ihre Erziehung zu vollenden, und der Aufenthalt an einem jungen, glänzenden Hof zerstreut sie zu sehr."

Bei diesem letzten Beiwort lächelte Ludwig traurig. Wohl war der Hof jung, doch der Geist des Kardinals hatte es so eingerichtet, daß sich nichts von dem Glanze bemerkbar machte.

"Doch Sie haben nicht die Absicht, sie in ein Kloster zu bringen oder sie zu Bürgerinnen zu machen?" entgegnete Monsieur. - "Keineswegs", erwiderte der Kardinal scharf, "keineswegs. Ich habe ganz einfach die Absicht, sie zu verheiraten, und zwar so gut als nur immer möglich."

Während dieses Gesprächs vollendete Ludwig XIV., geführt von Madame, den Kreis der Vorstellungen. "Mademoiselle Arnoulx", sagte die Prinzessin, Seiner Majestät eine große Blondine von zweiundzwanzig Jahren vorstellend, die man bei einem ländlichen Feste für eine Bäuerin im Sonntagsstaat hätte halten können, "Mademoiselle Arnoulx, die Tochter meiner Musiklehrerin. " Der König lächelte. Madame hatte nie vier Noten richtig auf der Violine oder auf dem Klavier hervorbringen können. - "Mademoiselle Aure von Montalais", fuhr Madame fort, "ein Mädchen von Stand und eine vortreffliche Dienerin. "

Diesmal war es nicht der König, der lachte, sondern es war die Vorgestellte, weil sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben von Madame, die sie durchaus nicht verwöhnte, loben hörte. Montalais, unsere alte Bekannte, machte Seiner Majestät eine tiefe Verbeugung, einerseits aus Ehrfurcht, andererseits um gewisse Zusammenziehungen ihrer Lippen zu verbergen, die der König wohl nicht ihrem wahren Beweggrund hätte zuschreiben können.

Gerade in diesem Augenblick geschah es, daß der König das Wort hörte, das ihn beben machte. "Und die dritte heißt?" fragte Monsieur, "Marie, Monseigneur", antwortete der Kardinal.

Ohne Zweifel lag in diesem Wort eine Zauberkraft, denn der König bebte, als er es hörte. Er zog Madame gegen die Mitte des Kreises, als wollte er irgend eine vertrauliche Frage an sie richten, in Wirklichkeit aber, um sich dem Kardinal zu nähern, und sagte hier lachend und halblaut: "Frau Tante, mein Lehrer in der Geographie hat mich nicht davon unterrichtet, daß Blois so ungeheuer weit von Paris entfernt ist." - "Wieso, mein Neffe?" - "Es scheint in der Tat, die Moden brauchen mehrere Jahre, um diesen Raum zu durchdringen. Seht doch die Fräulein an!" - "Ich kenne sie." - "Einige sind hübsch." - "Sagen Sie das nicht so laut, Herr Neffe, Sie werden sie zu eitel machen." - " Warten Sie, liebe Tante, der zweite Teil meines Satzes muß den ersten verbessern." - "Aber Blois ist nur fünf Tagesreisen von Paris weg." - "Ei, das ist es gerade, jeder Tag bedeutet zwei Jahre, um die Sie zurück sind." - "Ah! Wahrhaftig? Das ist seltsam, ich bemerke es nicht." - "Sehen Sie", fuhr Ludwig XIV. fort, indem er sich immer mehr Mazarin näherte, "neben diesem veralteten Plunder, neben diesen Frisuren dieses einfache weiße Kleid an. Es ist ohne Zweifel eines von den Ehrenfräulein meiner Mutter, obgleich ich es nicht kenne. Das lasse ich mir gefallen! Das ist eine Frau, während die anderen nur Kleider sind." - "Mein lieber Neffe", entgegnete Madame lachend, "diesmal hat Ihre Wahrsagekunst Sie getäuscht. Diese junge Dame ist Mademoiselle Louise Franoise de la Beaume Leblanc, Tochter des Marquis Lavalliere, die Stieftochter meines Oberhofmeisters, also aus Blois." - Louise wurde herbeigerufen und verbeugte sich mit soviel Anmut unter der tiefen Schüchternheit, die ihr die Gegenwart des Königs einflößte, daß dieser bei ihrem Anblick einige Worte des Gespräches zwischen Monsieur und dem Kardinal verlor. Doch rasch wieder gesammelt, hörte er, wie Mazarin mit den Worten endigte: "Marie reist mit ihren Schwestern in dieser Stunde nach Brouage ab. Ich lasse sie dem Ufer der Loire folgen, das demjenigen entgegengesetzt ist, welchem wir folgen, und wenn ich ihre Reise gut berechne, so werden sie morgen auf der Höhe von BIois sein."

Sobald der König diese letzten Worte gehört hatte, war es ihm, als hätte er einen vergifteten Pfeil ins Herz bekommen. Er hielt es nicht mehr am Platze aus. Sein Auge befragte mehr als zwanzigmal die Königin-Mutter, die, durch Mazarins Blicke gewarnt, die in den Mienen ihres Sohnes enthaltenen Bitten nicht zu verstehen schien. Von diesem AugenbIick an wurde alles, Musik, Blumen, Lichter, Schönheiten dem jungen König verhaßt. Nachdem er sich hundertmal auf die Lippen gebissen, seine Arme und seine Beine gereckt hatte, wie das wohlerzogene Kind, das, weil es nicht zu gähnen wagt, alle Arten, seine Langeweile kundzugeben, erschöpft, nachdem er abermals vergeblich Mutter und Minister angefleht hatte, wandte er sein verzweifeltes Auge nach der Türe, das heißt nach der Freiheit.

An dieser Türe sah er den Offizier vom Dienst, den wahren Typus militärischer Schönheit. Dieser Offizier hatte einen grauen Hut mit roter Feder auf dem Kopf, ein Beweis, daß er im Dienst hierher berufen war, und nicht für sein Vergnügen. Wäre er für sein Vergnügen erschienen, so hätte er seinen Hut in der Hand gehabt. Er lehnte am Simswerk der Tür, als die traurigen und müden Augen des Königs zufällig den seinigen begegneten.

Es war nicht das erste Mal, daß die Augen des Offiziers diesen Augen begegneten, und er kannte ihren Wunsch ganz genau und wußte, wie der schüchterne Entschluß, wegzugehen, sich in der Tiefe dieses Herzens regte. Er begriff, man müsse dem König auch unverlangt und beinahe wider seinen Willen einen Dienst leisten, und kühn rief er mit schallender Stimme: "Der Dienst des Königs!" Bei diesen Worten, die wie ein Donner wirkten, schauten der Kardinal und die Königin-Mutter mit Erstaunen Seine Majestät an. Bleich, aber entschlossen, erhob sich Ludwig XIV. von seinem Sessel und machte einen Schritt gegen die Tür. "Du gehst, mein Sohn?" fragte die Königin, während Mazarin sich begnügte, mit einem Blick zu fragen, der sanft hätte scheinen können, wäre er nicht so durchdringend gewesen. - "Ja, Madame, ich fühle mich müde und möchte überdies gern heute abend schreiben." Ein Lächeln schwebte über die Lippen des Ministers, der den König mit einem Kopfnicken zu entlassen schien.