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Nicole C. Vosseler

Die Caravaggio-Verschwörung

Roman

Edel:eBooks

Erstes Buch

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Chiaroscuro:
Licht und Schatten

 

I

Bacchus

Mädchen und verliebte Jungen –
Hoch lebe Bacchus! Hoch lebe die Liebe!
Spielt auf, tanzt und singt!
Vor Süße erglüht das Herz:
Keine Müdigkeit, kein Schmerz!
Kommt herbei, kommt dafür zusammen!
Wer fröhlich sein will, soll es sein,
was morgen ist, ist ungewiss.

Lorenzo »Il Magnifico« de’ Medici, Bacchuslied

 

 

1. Kapitel

Neapel, Anno Domini 1609, gegen Ende des Monats September

Unvermittelt machte Caterina halt, als sich aus dem dunklen Hintergrund des Säulenportals von San Domenico Maggiore eine Silhouette löste und in das bläuliche Licht der Nacht hinaustrat. Selbst als Schattenriss, so wie jetzt, hätte Caterina Riccardo unter Tausenden ausmachen können. Ihr Herz dehnte sich aus, bis es ihr beinahe den Brustkorb sprengte, und sie lief los, geradewegs in Riccardos Arme, die sie umfingen und festhielten, während sie selbst ihn mit aller Kraft umschlang.

»Ich dachte schon, du kommst heute nicht mehr«, hörte Caterina ihn über ihren Kopf hinweg murmeln. Ohne Tadel, ohne Vorwurf, aber mit Erleichterung in seiner Stimme, in der noch ein Rest seiner ausgestandenen Befürchtungen mitschwang.

»Wenn ich einmal nicht käme«, flüsterte Caterina, die Wange an seine Brust geschmiegt, »dann sei gewiss, dass ich alles versucht habe und dennoch gescheitert bin.«

»Aber nicht heute.«

Caterina hob den Kopf und sah hinauf zu Riccardo. »Nein, heute nicht. Heute ist alles gut gegangen.«

Ihre Blicke verhakten sich ineinander, ernst zuerst, im Wissen, wie zerbrechlich das war, was sie miteinander teilten – wie eine Daunenfeder, die jederzeit vom geringsten Windstoß davongetragen werden konnte. Doch das Glück, trotzdem zusammen zu sein, überwog und ließ sie einander anlächeln.

»Komm«, raunte Riccardo und nahm sie bei der Hand.

Eilig schritten sie über den Platz und tauchten auf der anderen Seite der Via Benedetto Croce in das Gassengewirr der Stadt ein. Noch bewegten sie sich durch eine Gegend gutbürgerlicher Häuser, deren Bewohner um diese Zeit bereits tief und fest schliefen. Doch je weiter sie voranschritten, je näher sie dem Hafen kamen, desto belebter wurden die engen Gassen, desto niedriger die Häuser. Männer und Frauen saßen vor den Türen beisammen, tranken, lachten, schwatzten und spielten Karten. Sogar kleine Kinder sah Caterina um diese Zeit noch herumspringen und umeinander tollen, ihre Stimmen schrill vor müder Überdrehtheit. In Annas schlichter Tracht, die diese vom Land mitgebracht hatte und in ihrer kleinen Truhe im Palazzo Salerno wohl verwahrte, fiel Caterina hier gar nicht auf. Niemand erkannte in ihr die Tochter des Gewürzhändlers Federico di Salerno, der so reich war, dass er sein Gold und Silber gar nicht mehr im Haus aufbewahrte, sondern es in den Gewölben der Banco di Santa Maria del Popolo deponierte. Hier war sie nur ein einfaches Mädchen wie alle anderen auch.

Riccardo führte sie in eine Gasse, die vollkommen leer und still war. Eine Seltenheit im quirligen, lärmenden, drangvoll engen Neapel. Dunkel war es hier; das fahle Mondlicht ließ gerade das Nötigste erkennen. Er blieb stehen und ließ Caterinas Hand los, nestelte etwas aus seinem Wams und machte sich an einer Hauswand zu schaffen. Ein Klicken und eine Lattentür schwang auf, hinter der eine Duftwolke hervorquoll, süß und staubig.

Neugierig trat Caterina über die Schwelle und Riccardo zog die Tür hinter ihnen wieder zu. Caterina blieb stehen, wartete, bis ihre Augen sich an die Finsternis gewöhnt hatten. Hier war der Geruch betäubend intensiv; es roch grün, aber verdorrt. Ein Geruch nach Herbst, der die Erinnerung an den Sommer noch tief in sich trug; ein Geruch voller Sehnsucht und Wehmut.

»Was ist das hier?«, fragte Caterina leise.

»Ein Heulager, für die Pferde und Esel der Lastenkarren«, erklärte Riccardo. »Die gesamte Gasse ist voller Lagerräume und Speicher.« Unter seinen Stiefeln knisterte es, als er hin und her ging, und üppige Packen der sonnengetrockneten Halme zu einem provisorischen Lager arrangierte. Er richtete sich auf und sah sie an. »Bald wird es zu kühl und vor allem zu regnerisch sein, um noch an der Mole zu sitzen. Hier ist es trocken und warm und nachts verirrt sich nie jemand hierher.«

»Außer uns«, wisperte Caterina, als sie auf ihn zuging.

Riccardo blickte ihr reglos entgegen, ein, zwei Herzschläge lang, und leise kam sein Echo: »Außer uns.«

Er schlüpfte aus seinem Wams, breitete es auf der einen Hälfte der Heubündel aus und ließ sich selbst jenseits davon nieder. Caterina setzte sich auf den abgenutzten Stoff des Wamses, zog die Beine an und ringelte sich wie eine Katze in seinem Arm zusammen.

Eine Weile lagen sie nur so da, lauschten der Stille und dem Atem des anderen. Eine Zeit genügte es, die Wärme des anderen Körpers zu spüren, ein Kopf auf einer Schulter, je ein Arm um einen anderen Oberkörper, ein Knie an einer Hüfte. Irgendwann jedoch nicht mehr und Caterina richtete sich auf dem Ellenbogen auf.

Es gab immer diesen anfänglichen Moment der Scheu, der stummen Frage, ob der andere genauso empfand, das Gleiche begehrte. Der Versuch, in den Augen des anderen die Antwort zu lesen und die Hoffnung, es möge ein Ja sein.

Caterina war es, die heute den Anfang machte, als sie ihr Gesicht auf das Riccardos hinabsenkte. Ihre Lippen streiften seine Wange, sein Jochbein, von dem sie wusste, dass darauf eine winzige Narbe prangte. Seine fast waagerechten Augenbrauen, die ihn immer ernst blicken ließen, selbst wenn er lachte. Eines seiner Augenlider, die er bei der ersten Berührung ihres Mundes auf seiner Haut geschlossen hatte. Sie tupfte Küsse auf seine kräftige Nase und erst zum Schluss, nach einem Augenblick des Zögerns, drückte sie ihre Lippen auf seinen Mund.

Er erwiderte ihren Kuss. Zuerst sanft und behutsam, dann fester; schloss beide Arme um sie und rollte sie auf den Rücken. Caterinas Haube geriet ins Rutschen und Riccardo streifte sie ihr einfach vom Kopf, fing die Flut schweren, seidigen Haares mit seinen Fingern auf.

»An dir ist alles so weich«, flüsterte er und strich mit den Fingerknöcheln über ihre Wangen. »Und du riechst so gut. So unglaublich gut.«

Caterina entfuhr ein kleines, verlegenes Lachen, das in ein Seufzen überging, als er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub, die Haut dort mit kleinen Küssen bedeckte. Riccardo roch wie der erste Regen nach einem langen, heißen Sommer, fand Caterina, manchmal durchmischt mit dem fruchtigen Aroma von Wein, wenn sein Hemd beim Ausschenken etwas abbekommen hatte. Sie strich über seine Arme, geformt vom Schleppen der Fässer, vom Heben der Humpen und schweren irdenen Krüge, und erschauerte, wenn er seine Hand über die Taille ihres Leibchens gleiten ließ, dann darunter, ihren Bauch und ihren Rücken durch den dünnen Stoff der Bluse hindurch streichelte. Und Küsse, so viele Küsse, über denen sie alles um sie herum vergaßen, bis ihnen beiden der Atem ausging.

»Ich weiß schon gar nicht mehr, wie du bei Tageslicht aussiehst«, murmelte Caterina, während sie sein dichtes, gelocktes Haar mit den Fingern durchkämmte. Sie erinnerte sich, dass es dunkelbraun war, wie seine Augen – die Farbe regennasser Erde.

»Kannst du nicht mit Anna wieder einmal auf den Markt gehen? Immer, wenn ich dort zu tun habe, halte ich nach dir Ausschau.« Seine Nasenspitze tippte links und rechts an die ihre.

»Mein Vater lässt mich nicht mehr. Er meint, ich sei jetzt in einem Alter, in dem es sich nicht mehr schickt, mich nur von einer jungen Zofe begleitet dort sehen zu lassen. Und am Tag ist es unmöglich, unbemerkt das Haus zu verlassen.«

Traurigkeit durchzog Caterina, ein Anflug von Hoffnungslosigkeit, und sie drückte Riccardo zurück in das Heu, bettete ihren Kopf auf seine breite Brust. »Wird es denn nie anders sein? Immer nur solch gestohlene Stunden in der Nacht?«, brach es aus ihr heraus. Ihre Stimme zitterte unter der Anstrengung, die Tränen tapfer hinunterzuzwingen, die in ihr aufstiegen.

Riccardo starrte hinauf in das Dunkel. »Ich weiß es nicht.«

Eine Kluft hatte sich plötzlich spürbar zwischen ihnen aufgetan und ließ sie beide schweigen, bis Caterina leise fragte: »Wenn du einen Wunsch freihättest. . . was würdest du dir wünschen?«

Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und Caterina glaubte zu spüren, wie er sich mit jedem Pulsschlag immer weiter von ihr entfernte, ganz so, als sei ihm diese harmlose Frage unangenehm.

»Ich würde«, erwiderte er schließlich dann doch, wenn auch spröde, »eine Menge drum geben, nicht mehr für den Alten schuften zu müssen. Lieber irgendwo als Lehrling ackern mit der Aussicht, irgendwann meinen Gesellen zu machen, vielleicht sogar den Meister. Aber«, er atmete tief durch, »ohne Lehrgeld keine Lehre.«

Caterina rieb ihre Wange an seinem Schlüsselbein, wie zum Trost. »Ich habe noch nie verstanden, warum man dafür bezahlen soll, für einen Meister arbeiten zu dürfen.«

»Weil der Meister einem all das beibringt, was man für das Gewerbe wissen muss. Die Zeit, die er dafür aufwendet, das Wissen, das er mit einem teilt – das lässt er sich eben bezahlen. Und die Arbeit«, er gab ein Schnauben von sich, »die Arbeit gibt es umsonst dazu.«

»Das ist nicht gerecht!«

»Nein«, stimmte Riccardo ihr langsam zu, »das ist es nicht. Genauso wenig ist es gerecht, wenn sich ein Vater einfach aus dem Staub macht und seine Frau und fünf Kinder zurücklässt, die dann sehen können, wie sie zurechtkommen.«

Caterina wagte nicht, ihm noch einmal anzubieten, heimlich eine kleine Summe vom Haushaltsgeld abzuzweigen. Riccardo war nicht wütend gewesen, als sie ihm diesen Vorschlag gemacht hatte, nur sichtbar gekränkt. Seine Augen hatten sich verdunkelt und er hatte sie einfach stehen gelassen und war davongegangen. Die Tage und Nächte, die verstrichen waren, bis er sich wieder an der Kirche eingefunden hatte, waren Caterina entsetzlich lang geworden, voller Bangigkeit, ob sie ihn je wiedersehen würde.

Es muss doch einen Weg geben, ging es Caterina durch den Kopf. Einen Weg, nicht nur heimlich und in der Nacht zusammen zu sein. Eine Brücke über den Graben, der unser beider Welten trennt.

Zum wiederholten Male dachte sie daran, Riccardo in den Plan einzuweihen, den sie in den endlosen Stunden im Palazzo Salerno ausgebrütet hatte. Ein Plan, der in ihr aufgekeimt war, während ihre Hände mit Nadelarbeiten beschäftigt waren oder ein aufgeschlagenes Buch hielten. Den sie im Geiste weiterspann, wenn sie mechanisch überprüfte, ob die Wäsche sauber und ordentlich gefaltet in den Schränken und Truhen verstaut war und ob das Silberbesteck fleckenlos glänzte.

Sie sah auf, als Riccardo sich auf die Seite rollte, zu ihr hin, sich klein machte, um mit Caterina auf Augenhöhe zu liegen zu kommen, so dicht, bis ihre Stirnen sich beinahe berührten.

Nein, noch nicht, sagte Caterina sich. Ich darf ihm keine falschen Hoffnungen machen. Erst wenn ich den Weg dafür geebnet habe, werde ich es ihm sagen. Wenn ich sicher weiß, dass es gelingen wird. Aber es wird mir gelingen. Es muss.

»Vielleicht hätten wir uns nie begegnen dürfen«, flüsterte er.

Worte, die Caterina hätten treffen müssen. Doch sie taten es nicht; denn in seiner Stimme lagen weder Spott noch Entschiedenheit. Zögerlich fragend hatte er geklungen und ein wenig traurig.

Offen sah Caterina ihn an. »Bereust du’s?«

Riccardo erwiderte ihren Blick ernst und ruhig. »Nein. – Du?«

»Niemals werde ich das.« Auf Caterinas Zügen erschien ein Lächeln und auch Riccardos Miene hellte sich auf. Er zog sie an sich und hielt sie fest, einfach nur fest.

Dass sie einander überhaupt je begegnet waren, grenzte für Caterina an ein Wunder – ihre Lebenswege hätten sich sonst wohl niemals gekreuzt.

Dabei hatte es lediglich ein Jux sein sollen. Ein kleines, prickelndes Abenteuer, aus einer übermütigen Laune heraus geboren. Damals, an jenem Tag im Mai. . .

2. Kapitel

Fünf Monate zuvor, zu Beginn des Monats Mai

Nachdem Caterinas Zofe Giuliana im Frühling den Palazzo verlassen hatte, um einen Genueser Schiffskapitän zu heiraten, war an ihrer statt ihre junge Base Anna ins Haus gekommen. Caterina, die sich schnell mit Anna angefreundet hatte, stellte bald fest, dass diese keineswegs das unverdorbene Mädchen vom Lande war, für das ihr Vater das neue Dienstmädchen halten mochte. Anna hatte schon viele Jungen geküsst – und nicht nur das; mit hochroten Wangen hatte Caterina den Erlebnissen in Heuschobern und nächtlichen Sommerwiesen gelauscht, die Anna Abend für Abend im Flüsterton mit ihr geteilt hatte. Und Anna hatte Caterina auch anvertraut, dass sie ein Auge auf Giovanni – einen der Wächter der di Salernos – geworfen hatte, mit dem sie sich zum Fest des Blutwunders von San Gennaro vor dem Palazzo verabredet hatte.

Caterina hatte einen neidvollen Stich verspürt. Das Fest von San Gennaro, dem Schutzpatron Neapels, war eine der wichtigsten Feierlichkeiten in der Stadt – und eine der lebhaftesten; genau deshalb hatte Caterina noch nie dabei sein dürfen. Der heilige Gennaro war im Zuge der Christenverfolgung den Märtyrertod gestorben. Seine Gebeine und eine Ampulle mit seinem vergossenen Blut hatten in Neapel ihre letzte Ruhestätte gefunden und zweimal im Jahr, im September und am Tag vor dem ersten Sonntag im Mai, ließen die inbrünstigen Gebete der versammelten Gläubigen das vor eintausenddreihundert Jahren geronnene Blut sich verflüssigen. Ein Wunder, das nun schon einige Jahrhunderte lang der Stadt Neapel und ihren Menschen Glück versprach.

Dabei lag Caterina nichts an der feierlichen Messe im duomo, dem mächtigen Dom der Stadt, in dem der alte Ritus des Blutwunders abgehalten wurde. Vielmehr war es das Volksfest rings um den Dom, das Caterina lockte: sich unter die Feierlustigen zu mischen, den Gauklern bei ihren Kunststücken zuzusehen und vor allem zu tanzen, die neapolitanische Tarantella, wild und schwindelerregend schnell.

Im Nachhinein hatte keines der beiden Mädchen mehr zu sagen gewusst, wer von ihnen als Erste auf den Gedanken verfallen war, Caterina sollte einfach mit auf das Fest kommen. Gemeinsam jedoch heckten sie bis in jede noch so kleine Einzelheit aus, wie dieses Unterfangen zu bewerkstelligen wäre.

Jener Samstag war dafür wie geschaffen gewesen. Anna hatte Caterina nur zu gerne ihre Dorftracht geliehen, konnte sie so doch mit gutem Gewissen ihr schönes messingfarbenes Kleid tragen, das ihr als Dienstkleidung von Federico di Salerno gestellt worden war und ihr so gut zu ihrem schwarzen Haar stand.

Das Kontor war aufgrund des Festtages geschlossen geblieben, der sonst so betriebsame Innenhof des Palazzos lag vollkommen verlassen da. Das immens große Glück aber bestand darin, dass Federico di Salerno, der selbst an hohen Feiertagen zu arbeiten und dabei ruhelos zwischen Geschäfts- und Wohntrakt hin- und herzupendeln pflegte, für ein paar Tage auf Sizilien weilte, der Geschäfte wegen. Daher war es den beiden Mädchen ein Leichtes gewesen, ungesehen durch das Eingangstor zu schlüpfen und sich flugs unter die Schaulustigen entlang der Via Benedetto Croce zu mischen, noch ehe der Wachposten jenseits des Tores sie auch nur aus dem Augenwinkel bemerkt hatte.

Für Caterina war es ein bisschen Furcht einflößend, vor allem aber wunderbar gewesen, im Menschenpulk zu stehen und die Prozession zu verfolgen. Aus den Fenstern und von den schmiedeeisernen Balkonen, mit Bahnen bunter Seide behängt, regnete es Rosenblätter. Als sich der Zug an geistlichen Würdenträgern gemessenen Schrittes näherte, wurden die Schaulustigen unruhig. Die Menschen begannen, zu drängeln und zu schieben, um möglichst gute Sicht auf die Silberbüste des Schutzheiligen zu erhalten. Caterina und Anna hatten Mühe, sich auf den Beinen zu halten, doch sogleich war ihnen Giovanni zu Hilfe gekommen und schirmte sie gegen die wogende, bedrohliche Masse der Leiber ab. Als die letzten Priester der Prozession vorübergeschritten waren, teilte sich die Menge wie einst das Rote Meer. Ein Großteil der Neapolitaner reihte sich in die Prozession ein, um San Gennaro durch das traditionelle Karree an Häuserblöcken zurück zum duomo zu folgen. Alle anderen jedoch zog es in die entgegengesetzte Richtung, die Via Benedetto Croce hinauf und ohne Umweg direkt zum Domplatz, mit dem Ziel, den Tag des Heiligen richtig kräftig zu feiern – darunter auch Caterina, Anna und Giovanni.

Über den Festplatz vor dem mächtigen Leib des duomo zu schlendern, war für Caterina wie das Betreten einer fremden Welt gewesen. Wie das Eintauchen in eine tosende See aus Menschen, das ihr auf der Haut prickelte und wohlig die Härchen auf den Unterarmen aufstellte. Während Anna und Giovanni nur Augen füreinander gehabt hatten, hatte Caterina sich nicht an den aufgebauten Ständen sattsehen können. Kleine Büsten und Statuen im Miniaturformat von San Gennaro wurden feilgeboten, Kreuze und Kruzifixe, Engelsfiguren und Madonnen.

Dazwischen wurde angepriesen, was Leib und Seele zusammenhielt und das eigentliche Wesen des Festes ausmachte. Süßigkeiten vor allem; wie die sfogliatelle, ein kugel- oder muschelförmiges Gebäck aus Mehl, Zucker und Grieß, Butter und Eiern, mit ricotta – Frischkäse – und kandierten Früchten, abgeschmeckt mit Vanille und Zimt. Überhaupt waren kandierte Früchte die beliebteste aller Süßigkeiten, wie gezuckerter Ingwer, von einer Kruste aus weißen Kristallen umhüllte Pflaumen, Kirschen, Orangenspalten oder Zitronenscheiben. Doch auch dem herzhaft gesonnenen Gaumen wurde Rechnung getragen, der sich an knusprig gebackenen Brotringen, den taralli, gütlich tun konnte, deren Teig mit reichlich Schmalz und Pfeffer angerührt wurde. In Öl gebratene Sardinen mit einem Spritzer Zitrone waren dazu ein gern genossener Imbiss, ebenso Fladenbrot – wie jede Art von süß, salzig oder scharf belegtem Teig pizza genannt – , das Broccoli beherbergte, Muschelfleisch und Tintenfisch, Spargel, Artischocken, Oliven, Zwiebeln und zerlaufene Scheiben von mozzarella, die weißen oder gelblichen Kugeln aus Büffelmilchkäse.

Caterina war das Wasser im Mund zusammengelaufen, doch noch ehe sie sich entschieden hatte, wofür sie als Erstes ein paar ihrer Carlini ausgeben sollte, war es auch schon geschehen. Eben noch hatte sie fasziniert zugeschaut, wie Anna und Giovanni einander küssten, als eine Horde Gassenjungen johlend und lachend über das Pflaster rannte und sich schubsend und boxend eine Schneise durch das Festvolk schlug. Dicht gefolgt nicht allein von dem zornesroten Bäcker, dessen Stand sie offensichtlich geplündert hatten, sondern auch von einer Anzahl hilfsbereiter und prügelwilliger Bürger. Als Meute und Jäger zwischen Caterina und dem frisch verliebten Pärchen hindurchwalzten, erhielt Caterina einen tüchtigen Hieb gegen die Schulter, der sie taumeln machte. Und sofort schlossen Gaffer und unbeteiligte Flaneure die Lücken in der Menge, die gerade eben entstanden waren.

Sobald Caterina wieder fest auf beiden Beinen stand, drehte sie sich unter suchenden Blicken mehrfach um sich selbst. Doch auch als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und den Hals reckte, konnte sie Anna und Giovanni nirgendwo entdecken.

»Kann ich dir helfen?«

Caterina fuhr herum. Die Stimme hatte zu einem Jungen mit hochgerollten Hemdsärmeln gehört, der an einem der Stände Wein aus irdenen Krügen ausschenkte, nur wenige Schritte von Caterina entfernt. Obwohl er gut zu tun hatte, nahm er sich zwischen seinen schnellen, aber ruhig ausgeführten Handgriffen die Zeit, Caterina fragend zu mustern.

Caterina hatte zuerst nur verneinend den Kopf schütteln wollen, als der Junge sie angesprochen hatte, war dann aber wie von einer unsichtbaren Hand vorwärtsgeschoben näher gekommen, bis sie direkt vor ihm stand und zaghaft meinte: »Ich habe meine Kammerz... meine Freundin verloren. So viel größer als ich«, sie hob die Hand waagerecht ein Stück über den Scheitel der von Anna geliehenen Haube, »schwarze Haare, messingfarbenes Kleid und einen Leberfleck am Kinn. Und ihr Freund ist noch größer, ein Bär von einem Kerl, mit rötlichem Haar und Sommersprossen. Hast du die beiden vielleicht gesehen?«

»Leider nicht. Aber wart doch solange hier. Von hier aus hast du einen besseren Überblick und wirst außerdem selbst besser gesehen als im Gedränge.« Sprach’s und hielt Caterina mit freundlichem Nicken einen gefüllten Becher hin. Hastig begann Caterina in ihrer Schürzentasche nach ein paar Sestini zu kramen, doch der Junge schüttelte den Kopf. »Lass nur. Spendier ich dir.« Aufmunternd hob er den Becher kurz an, und als Caterina ihn entgegennahm, berührten sich ihre Finger. Ein heißes Prickeln schoss durch Caterinas Hand, den Arm hinauf, und das Blut stieg ihr ins Gesicht, noch ehe sie den ersten Schluck getrunken hatte.

Sie murmelte ein hastiges »Danke« und nippte schnell an ihrem Wein.

»Du kommst nicht oft auf solche Feste, oder?«

Caterina schüttelte den Kopf. Die verwünschte Röte, die ihr Wangen und Stirn glühen ließ, breitete sich immer weiter aus.

»Lässt dich deine Herrschaft so hart schuften?«

Caterina nickte erneut und leistete stumm Abbitte für diese wortlose Lüge, die im Grunde jedoch nur eine halbe war, denn viel zu tun im Haus hatte sie ja ohne jeden Zweifel.

»Wo arbeitest du denn?«

»In . . . in . . .« Sie suchte verzweifelt nach einer Antwort, die möglichst weit von der Wahrheit entfernt war, stotterte dann aber mangels eines zündenden Einfalls hervor: »Im Pa-Palazzo Sal-Salerno.«

Er pfiff leise durch die Zähne, als er sich bückte und den Stopfen des Weinfasses neben ihm herauszog, um einen leeren Krug zu befüllen. »Dann kann ich mir vorstellen, dass du keine Zeit zum Feiern hast. Der reiche Pfeffersack soll seinen Leuten einiges abverlangen, hab ich gehört. Aber sonst hat man’s bei ihm wohl recht gut, Lohn und Extras und so.«

Caterina nickte wieder nur und wusste nicht, ob sie loslachen sollte ob dieser treffenden Beschreibung oder diesem Burschen seinen Wein gleich wieder entgegenschütten, zur Strafe dafür, dass er solch lose Reden über ihren Vater im Munde führte. Dabei fand sie ihn eigentlich ganz nett; er wirkte selbstsicher und ihr gefiel, wie er sich bewegte; sie mochte seine Augen, seinen Blick, seine Stimme.

»Bist du immer so wortkarg?«, kam seine nächste Frage.

Caterina hob verlegen eine Schulter und sehnte sich nach einem Loch, das sich zwischen den Pflastersteinen auftun und sie verschlingen mochte. Er sah sie an, ein, zwei Herzschläge lang, hielt mitten in seiner Tätigkeit inne, ehe ihm offenbar wieder einfiel, weshalb er hier stand, und mit seinen geübten Handgriffen fortfuhr. Hastiger jedoch und fahriger, wie aus dem Takt geraten, und auf seinen Wangen zeichneten sich zwei glühende Flecken ab. Nun schwiegen sie beide und jedes Mal, wenn Caterina den Blick von ihrem Becher hob, trafen sich ihre Augen mit den seinen, bevor beide rasch wieder in die entgegengesetzte Richtung schauten.

»Da ist sie, gottlob!« Anna befreite sich aus der Menge, Giovanni im Schlepptau, und kam auf Caterina zugestürmt, sichtlich blass um die Nase. »Der Herr sei gepriesen«, schnaufte Anna, als sie Caterina um den Hals fiel, »ich hatte solche Angst! Danke, tausend Dank«, sprudelte sie dem Jungen am Weinstand entgegen. »Nicht auszudenken, wenn ich sie nicht heil nach Hause gebracht hätte!«

»Nichts zu danken«, gab dieser zurück, sichtlich amüsiert von Annas Überschwänglichkeit. »Ich bin übrigens Riccardo.«

»Caterina, Anna, Giovanni«, stellte Anna sie reihum vor und hakte sich bei Caterina unter, bereit, wieder aufzubrechen. »Danke noch mal, dass du ein Auge auf sie gehabt hast!«

»Habt ihr heute Abend schon was vor?«, kam Riccardos hastige Frage mit einem Seitenblick auf Caterina.

»Warum fragst du?« Die sonst so gewitzte und schlagfertige Anna wirkte überrascht, fast ein bisschen misstrauisch.

»Wenn ich hier fertig bin, ziehe ich noch mit ein paar Freunden um die Häuser. Wollt ihr vielleicht mitkommen?« Riccardo wich den großen Augen Annas und Caterinas aus und versenkte seinen Blick tief in einen der Weinkrüge.

Anna sah abwechselnd Riccardo und Caterina an und der Anflug eines Verstehens glitt über ihr Gesicht, während Caterina ein stechender Schmerz durchfuhr. Vor Kummer, diese nur zu verlockende Einladung ablehnen zu müssen, geriet ihre Antwort piepsig. »Das geht leider ni.. .«

Sie verstummte abrupt, als Annas Ellenbogen sie zwischen den Rippen traf.

»Sehr gerne«, zwitscherte Anna und zeigte Riccardo ihr strahlendstes Lächeln. »Wann denn?«

Riccardos Züge hellten sich auf. »Kurz nach Sonnenuntergang. Dort vorne, am Hauptportal?«

»Bene, wir werden da sein!«

Caterina konnte Riccardo gerade noch den geleerten Becher in die Hand drücken, dann zog Anna sie schon mit sich fort. Mit einem Blick über ihre Schulter sah sie, wie Riccardo ihnen nachschaute, und ihr Herz machte einen Satz. Aus dem kleinen Abenteuer des Tages war ein großes geworden.

Jener Abend, am Fest von San Gennaro, war jedoch nur der Anfang gewesen. Gefolgt waren ihm Sommernächte an der Mole, in denen das Wasser der Bucht sanft gegen die Hafenmauern schlug und an den Rümpfen der Schiffe gluckste. Nächte unterm Sternenzelt, bei Lautenklang und Grillengezirp. Eng umschlungen erzählten sie einander ihre Kümmernisse und Sorgen, halbierten sie dadurch und schenkten einander Trost. Über die Zukunft sprachen sie dabei nie; es gab immer nur diese eine Nacht und die nächste und die darauf. Eine Nacht, in der sie sich zum ersten Mal küssten und viele weitere, in denen Küsse Worte ersetzten.

Eine Nacht wie diese.

3. Kapitel

Die Glocken der Basilika Santa Chiara schlugen die Stunde und San Giovanni Maggiore ganz in der Nähe beeilte sich, es ihr gleichzutun. Riccardo und Caterina zählten beide stumm die Zahl der Schläge mit. Die Nacht ging ihrem Ende entgegen und damit ihre gemeinsame Zeit.

Wortlos standen sie auf; Caterina stopfte ihr Haar zurück unter die Haube, Riccardo zog sein Wams wieder über und stapelte die Heubündel zurück an ihren Platz.

Hand in Hand, Caterinas kleine, zarte in der großen, schwieligen Riccardos, wanderten sie durch die Gassen, die nun in tiefem Schlaf lagen.

An der Ecke zur Via Benedetto Croce blieben sie stehen und küssten sich ein letztes Mal, hielten sich eng umschlungen. »Sehen wir uns morgen?«

»Oh, ich würde so gerne!« Caterina klang unglücklich. »Aber mein Vater hat eine Einladung ausgesprochen und ich muss die Dame des Hauses geben.« Sie schnitt eine Grimasse. »Wer weiß, wie lange das dauert und ob ich es danach wagen kann, mich auf den Weg zu machen. Nicht, dass mein Vater noch auf ist und ich ihm womöglich in die Arme laufe.«

»Ich werde da sein und auf dich warten. Wenn es sein muss, die ganze Nacht.« Riccardos Hände legten sich um ihr Gesicht und er hauchte einen Kuss auf ihren Mund. »Gute Nacht, bellissima.«

»Gute Nacht, caro mio.« Sie umfasste sein Handgelenk und drückte ihre Lippen in seine Handfläche. Langsam ließ sie ihn los, machte zwei Schritte rückwärts und wandte sich dann um.

Riccardo sah ihr nach, wie sie die Straße überquerte, wie Giovanni ihr das Tor öffnete und Caterina dahinter verschwand. Er verharrte noch einige Augenblicke auf der Stelle, bevor er kehrtmachte, zurück in Richtung des Hafens, wo ihn sein Strohsack auf dem Dachboden des »Bullen« erwartete.

Mit einem warmen Gefühl im Bauch huschte Caterina quer durch den verlassenen dunklen Innenhof und die Steinstufen zum Eingang des Seitenflügels hinauf. Sorgsam verriegelte sie die Tür mit dem bleigefassten Glasfensterchen wieder hinter sich und schlich unter herzhaftem Gähnen die Treppen empor und den Korridor entlang.

»Caterina?«

Ihre bestrumpften Zehen lösten sich vom Boden und verharrten in der Luft. Eines der Plättchen in der kostbaren Einlegearbeit aus Holz musste sich gelockert haben und hatte sie mit einem leisen Klicken verraten. Auf dem anderen Bein balancierend, die von Anna geborgten Schnallenschuhe in der Hand, hielt sie die Luft an, bemüht, nicht noch ein unwillkommenes Geräusch zu verursachen.

Es war eine Mär, dass alte Leute schlecht hörten; vielmehr entsprach es der Wahrheit, dass ihre Ohren nur taub waren für alles Nebensächliche und Unangenehme, während sie das, was sie nicht hören sollten, überdeutlich wahrnahmen. Das hatte Caterina gerade begriffen.

Aus dem Augenwinkel schielte sie zu der geschlossenen Tür hin, unter der ein schwacher Lichtschimmer auf den dunklen Korridor drang. Wie lange ihre Großmutter wohl schon wach gelegen hatte?

»Caterina? Bist du das, mein Kind?«

Die feine Stimme der alten Frau flackerte, klang angespannt und brüchig und Caterina konnte die Furcht darin heraushören. Was würde ihrer Großmutter größeres Leid zufügen: die Vorstellung, ein Dieb triebe sich womöglich auf der Suche nach Gold und Geschmeide im Haus herum – oder zu erfahren, dass sich ihre einzige Enkeltochter aus dem Haus gestohlen hatte, um sich auf der Straße mit einem Burschen zu treffen?

Sie atmete aus und unterdrückte den Seufzer, der in ihrer Brust emporstieg, stellte den Fuß zurück auf den Boden und schob die Tür auf.

»Kannst du wieder nicht schlafen, nonna?« Die Zärtlichkeit in ihrer Stimme war nicht gespielt; Caterina wurde weich, sobald sie nur die zerbrechliche Gestalt in dem riesig wirkenden, langärmligen Nachthemd unter der Bettdecke sah und das flaumige weiße Haar, auf dem eine Schlafhaube thronte.

»Ist nicht weiter schlimm, schlafen kann ich bald noch genug. Ich habe mich nur so erschrocken! Da war dieses Geräusch . . . Komm doch her, mein Mädchen, komm her zu mir!« Begierig streckten sich ihre Hände Caterina entgegen. Caterina schloss die Tür und ging hinüber zu dem mächtigen Bett. Das Rascheln ihrer Röcke, als sie sich auf der Bettkante niederließ, nutzte Caterina, um die Schuhe möglichst lautlos auf dem Boden abzustellen.

»Lass dich ansehen.« Gehorsam neigte Caterina den Kopf zu ihr hin. Die Fingerspitzen ihrer Großmutter glitten über Caterinas helle Haut, entlang der Mulden unter den goldbraunen Augen, befühlten die Konturen des herzförmigen Gesichts, das zu Caterinas geheimem Kummer nicht die Spur von Wangenknochen zeigte, aber wenigstens von einer hübschen kleinen Nase geziert wurde. Jedes erfühlte Detail schlug sich in raschen Bewegungen der milchigen Augäpfel nieder. Als vergliche die alte Frau alles mit den Bildern, die sie aus jener Zeit in sich trug, in der ihre Welt noch nicht allein aus Schemen bestanden hatte.

»Du bist ja ganz heiß«, rief sie voller Sorge aus. »Du hast dir doch nicht etwa ein Fieber geholt? Bist du deshalb noch auf? Der September ist ein trügerischer Monat. Tags ist er noch warm wie der Sommer, aber in den Nächten –«

Sanft bog Caterina ihren Kopf zurück, weg von den allwissenden Händen ihrer Großmutter.

»Mir geht es gut, sei unbesorgt.«

»Ach, ich weiß, ich bin eine alte Glucke«, seufzte die Greisin. »Aber wenn man so viele Menschen vor der Zeit begraben musste wie ich, dann –« Sie unterbrach sich, als sie nach der Hand ihrer Enkelin tastete und dabei den Stoff von Caterinas Röcken streifte – nach einem Nachtgewand fühlte sich Annas Kleid sicherlich nicht an. Die silberweißen Augenbrauen der alten Frau zogen sich zusammen, als sie Caterinas Rockschoß befingerte und das Miederleibchen, das viel zu locker saß, weil Anna nicht nur zwei Jahre älter war als Caterina mit ihren vierzehn, sondern auch deutlich fülliger.

Caterina biss sich auf die Unterlippe und senkte schuldbewusst den hochroten Kopf, fieberhaft nach einer Ausrede suchend. Vergeblich; denn sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen, was ihr als kleines Mädchen mehrfach ein brennendes Hinterteil voller Striemen eingebracht hatte.

Unter gesenkten Lidern blickte sie in das Gesicht ihrer Großmutter, in dem es sichtlich arbeitete, bis sich Verblüffung um die schmalen, faltigen Lippen abzeichnete, dann ein harter, strenger Zug.

»Du hast dich wohl aus dem Haus geschlichen.«

Caterina schluckte, setzte zu einer Erwiderung an, blieb diese aber dann doch schuldig. Sie schämte sich, wie sie es seit Jahren nicht mehr getan hatte.

»Wie alt ist er?«

»Ein Jahr älter als ich«, konnte Caterina nur noch heiser flüstern.

Ihre Großmutter schürzte die Lippen über dem nahezu zahnlosen Mund und presste sie wieder zusammen. Der knochige Zeigefinger der Greisin strich über Caterinas Handrücken. »Ist er ein guter Junge?«

Caterinas Erstaunen über den sanften Tonfall dieser Frage versank in der Flut an Gefühl, das in ihr aufquoll und ihre Stimme zittern ließ. »Sehr, nonna.«

Die alte Frau nickte sachte; dann schlossen sich ihre Finger um Caterinas Hand und drückten sie sanft. »Dann geh schon endlich schlafen und lass dich bloß nicht von deinem Vater erwischen«, fügte sie mit gütiger Bestimmtheit hinzu.

Caterina beugte sich vor und küsste ihre Großmutter auf die Wange, die zerknittert war wie altes Pergament und sich doch so weich anfühlte wie das Blütenblatt einer Rose. »Danke.«

Ein Lächeln glitt über das Gesicht der alten Frau, dann flatterten ihre Lider und schlossen sich. Caterina warf noch einen Blick zurück, dann zog sie leise die Tür hinter sich zu und setzte den Weg zu ihrem Zimmer in Strümpfen und auf Zehenspitzen fort. Unnötig im Grunde, denn außer ihren eigenen Gemächern und denen ihrer Großmutter war der Rest des Flurs verwaist, so wie es auch in den anderen Stockwerken im hinteren Teil des Palazzo Salerno unbewohnte Räume gab. Die Aufteilung des Hauses und seine Einrichtung stammten noch aus den Jahren, in denen die Familie größer gewesen war – bevor der Sensenmann nach und nach seine reiche Ernte eingefahren hatte.

Riccardo wanderte durch die Gassen Neapels, die so ausgestorben dalagen, wie sie es nur taten, wenn die Nacht am schwärzesten war, auf halbem Weg zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Allein diejenigen des Hafenviertels waren um diese Stunde noch nicht ganz menschenleer.

An eine Hauswand gestützt, erbrach sich ein Bursche in Riccardos Alter unter gurgelnden Geräuschen.

Zwei spanische Soldaten, die sich bislang nur lautstark gestritten hatten, gingen dazu über, einander schallende Backpfeifen zu verpassen. Unwillkürlich zog Riccardo die Schultern hoch und heftete seinen Blick auf den Boden, in der Hoffnung, sie würden ihn nicht bemerken. Denn bei den allgegenwärtigen Soldaten, den tausendfachen Tentakeln des verhassten spanischen Vizekönigs, wusste man nie, woran man war. Zu oft nutzten sie ihre Macht, um sich nichtsahnende Passanten zu schnappen und unter Hohngelächter erst durch den Staub robben zu lassen, bevor sie sie zusammenschlugen und mit ihren Stiefeln nachtraten. Sie stahlen und randalierten im Suff, nahmen grundlos Verhaftungen vor und bedrängten Mädchen und Frauen, als ob es rings um den Hafen nicht genug Damen des sündhaften Gewerbes gäbe.

Die Spanier waren die Herren über Neapel und ihr Wort und ihr Handeln war Gesetz. So wie in Mailand, auf Sizilien und Sardinien. In der Toskana, in Genua und einer Handvoll kleiner Staaten im Norden Italiens setzten die Spanier mittels ihrer militärischen Überlegenheit den dortigen Herrschern Daumenschrauben an und selbst der Papst kuschte vor ihrer Übermacht. Nur Savoyen und die Republik von Venedig waren noch wirklich frei zu nennen. Das Ergebnis von sechzig Jahren an Feldzügen und Schlachten, an Plünderungen und Gräueltaten, mit denen fremde Mächte die italienischen Lande überzogen hatten. Und auch jetzt, etwas mehr als zwei Generationen nach dem Friedensschluss, hatte Italien sich noch immer nicht so recht davon erholt, waren die Narben des Krieges allenthalben noch sichtbar – und Italien fest in spanischer Hand.

»Rico! Eh, Rico!«

Riccardo erkannte die weinschwangere Stimme seines Freundes Fabio – der hatte ihm nun gerade noch gefehlt. Er sehnte sich nach ein paar Stunden viel zu kurzen Schlafes, ehe Giuseppe ihn wieder nach unten scheuchen würde, um die Taverne auszufegen.

»Aspetta – so warte doch! Rico!!«

Riccardo tat so, als habe er den Ruf nicht gehört, und beschleunigte seine Schritte, vorbei an einer zusammengekauerten Gestalt auf dem festgetretenen Boden, die den Heimweg offenbar nicht mehr geschafft hatte – oder vielleicht auch gar kein Zuhause besaß.

»Riccardo Pezza! Verflixt noch eins, hast du Bohnen in den Ohren?!«

Sichtbar unwillig verlangsamte Riccardo seinen Sturmschritt, machte auf dem Absatz eine halbe Drehung und blieb schließlich stehen. »Cia’ Fabio«, rief er dem kurzbeinigen, dicklichen Burschen zu, der auf ihn zugeschwankt kam.

Endlich hatte Fabio ihn eingeholt und begrüßte ihn mit einem heftigen Knuff gegen den Oberarm. »Krieg ich dich auch mal wieder zu Gesicht«, keuchte er. »Wo steckst du Pfeife denn die ganze Zeit?«

Riccardo fand, dass Fabio ein wenig übertrieb; es war noch gar nicht lange her, dass sie sich zuletzt gesehen hatten. Vor etwas über einer Woche, zum herbstlichen Fest von San Gennaro am 17. September, hatten sie gemeinsam die nächtlichen Gassen der Stadt unsicher gemacht. Dennoch entsprach es der Wahrheit, dass Riccardo kaum noch Zeit mit Fabio und seinen anderen Kumpels verbrachte. Er fühlte sich ertappt und seine Gewissensbisse ließen ihn unwirsch reagieren. »Hab viel zu tun. Muss auch gleich weiter, ist spät geworden heute.«

Fabio zeigte ein breites Grinsen, das jedoch trotzdem nicht eine unterschwellige Wut zu verbergen vermochte. »Hast dir die Zeit wohl wieder mit diesem Pfefferprinzesschen vertrieben!«, sagte er und packte Riccardo am Ärmel.

Ungehalten schüttelte Riccardo seine Hand ab. »Ich kann’s nicht leiden, wenn du sie so nennst.«

»Dio mio, Rico, du hast deinen Kopf auch nur dafür, dass er dir die Ohren auseinanderhält! Ich hab’s dir schon ein Dutzend Mal gesagt: So eine ist nichts für unsereins! Irgendwann wird’s für sie keinen Reiz mehr haben, sich mit einem armen Schlucker wie dir abzugeben. Dann hat sie das lustige Spiel mit dir verliebtem Trottel satt!«

»Halt die Klappe«, knurrte Riccardo und setzte seinen Weg fort. Es reute ihn einmal mehr, dass er sich Fabio in einer schwachen Stunde anvertraut hatte, der seither keine Gelegenheit ausließ, ungefragt seine Ansicht zu diesem Thema kundzutun.

»Schau, was kann diese Zimtziege dir schon bieten?«, schlug Fabio nun einen schmeichlerischen Tonfall an. Sein weinsaurer Atem wehte Riccardo ins Gesicht. »Es gibt genügend Weiber, die dir schöne Augen machen. Du brauchst nur ein bisschen nett zu sein, schon fressen sie dir aus der Hand! Grazia beispielweise . . .«

»Ah, lass mich doch in Frieden mit deinem Geschwätz!« Riccardo begann zu laufen, schließlich zu rennen, während Fabio zurückblieb.

»Ja, hau ruhig ab!«, hörte er ihn hinter sich brüllen. »Stronzo! Aber komm nicht bei mir angekrochen, wenn du wegen deiner Safranschlampe auf der Nase liegst, hörst du?!«

Mit zusammengebissenen Zähnen rannte Riccardo weiter, darum bemüht, Fabios Worte Lügen zu strafen, jedes Wort, jede Berührung und jeden Kuss dieser Nacht rief er sich von Neuem in Erinnerung, hielt sich daran fest, bis er keuchend an der Hintertür des »Bullen« anlangte und die Treppen hinaufstiefelte.

Ein neuer Tag unter der Knute des Gastwirts lag morgen vor ihm, ein Tag voll stumpfsinniger Knochenarbeit, endlos wie alle vorangegangenen.

Doch mit den Gedanken an Caterina würde er zu ertragen sein.

4. Kapitel

In derselben Nacht braute sich über dem Mittelmeer ein Sturm zusammen. Wolkenfetzen eilten herbei, verdichteten sich zu einer dunklen Masse, finsterer noch als der tintenfarbene Himmel, und verschlangen dessen Sterne. Ein Wind hob an, brausend über dem Wasser, stöhnend über den Felsen. Das Meer tanzte unruhig, begann zu brodeln und sein sonst ruhiger, steter Atem wurde zu einem Keuchen, einem Zischen und Fauchen, als es sich voller Zorn gegen die Küste der Insel warf.

Hinter den Mauern der Festung war davon jedoch kaum etwas zu hören. In dem abgelegenen Raum, in dem sich eine Handvoll Männer versammelt hatte, kam der aufziehende Sturm nur als auf- und abebbendes Rauschen an.

»Syrakus. Messina. Palermo.« Jede Silbe entsprach einem knallenden Stiefelschritt auf dem Steinboden und das Ende des Satzes wurde mit einem Zusammenklappen der Hacken und einer Wendung um die eigene Achse markiert. Fra Alvaro Fernández Pacheco de Escalona war von kleinem Wuchs, hielt seinen drahtigen Körper aber immer so gerade, dass er um einiges größer wirkte. Selbst wer nicht wusste, dass er mit Fra Alvaro das Oberhaupt der Ordenszunge von Kastilien und Portugal vor sich hatte, kam nicht umhin, ihm auf den ersten Blick Ehrfurcht, zumindest aber Achtung entgegenzubringen. Vor allem war es sein Gesicht, das wie dazu geschaffen war, Respekt einzuflößen: wie ein auf der Spitze stehendes Dreieck, die scharfen Wangenknochen überspannt von fahlgelblicher Haut, gänzlich beherrscht von den Augen, die in ihrem farblosen Grau undurchdringlich wie eine Gewitterfront wirkten. Und sein akkurat kurz geschnittener Schopf sowie der gepflegte Knebelbart verrieten seinen Hang zu unnachgiebiger Genauigkeit.

»Nahezu ein Jahr hat er auf Sizilien verbracht. Fast immer in Sicht- und Hörweite von Euch und unseren anderen Brüdern dort.« Die Hände auf dem Rücken verschränkt, musterte Fra Alvaro die Männer, die sich in Reih und Glied vor ihm aufgestellt hatten. Wie er waren sie allesamt schwarz gekleidet, sodass ihre Umrisse mit den Schatten ineinanderflossen, die die Kerzenflammen in den Halbdämmer zauberten. Nur die weißen Ordenskreuze auf ihrer Brust – wie vier gespaltene Zungen, die sich an der schmalsten Stelle trafen – leuchteten hell.

»Wie konnte er unbemerkt Sizilien verlassen?« Fra Alvaro hatte leise gesprochen, doch in seiner Stimme lag keine Milde. Metallisch klang sie und scharf wie eine frisch geschliffene Klinge. »Und vor allem: Wo hält er sich im Augenblick auf?«

Ein Moment der Stille folgte, ehe sich einer der Ritter ein Herz fasste und die unbequeme Botschaft verkündete, die er und die anwesenden Brüder mit nach Malta gebracht hatten. »Das wissen wir nicht.«

»Wie könnt Ihr es wagen«, obwohl Fra Alvaro seine Stimme nicht angehoben hatte, wurde sie drohend von den Wänden zurückgeworfen, »vor mir zu stehen wie ein Schuljunge, der seine Aufgaben nicht gemacht hat? Ihr hattet einen Befehl, den es auszuführen galt!«

»Verzeiht, Fra Alvaro«, beeilte sich ein zweiter Ritter für den Unglücklichen in die Bresche zu springen, »aber niemand weiß etwas darüber. Wir haben uns überall umgehört. Den einen Tag war er noch in Palermo, kurz nachdem er ein Gemälde für Kardinal Doria fertiggestellt hatte, und am Tag darauf ward er nicht mehr gesehen.«

»Er muss heimliche Helfer gehabt haben«, warf der erste Ritter ein, der sich wieder gefangen hatte.

»Heimliche Helfer«, wiederholte Fra Alvaro und es klang, als zermahlte er diese Worte zwischen seinen Kiefern. »So wie er welche gehabt hatte, als er vor fast einem Jahr aus der Guva hier entkam.«

»Vielleicht hat er den Kardinal selbst um Hilfe gebeten«, überlegte ein dritter Ordensritter halb laut. »Oder dessen Bruder, der mit einer Colonna vermählt ist. Und die Colonna. . .«

»Danke«, unterbrach Fra Alvaro ihn eisig. »Mir sind seine Verbindungen zur Familie der Colonna bestens bekannt.«

Die Colonna zählten zu den ältesten Adelsgeschlechtern Italiens. Heißblütig und tief gläubig, kampfbereit und waffenstolz war es ihnen gelungen, ihre Macht bis in den Vatikan auszudehnen und durch eine kluge Heiratspolitik bis in alle noblen Familien des Landes. So wie Constanza Colonna in eine Nebenlinie der Mailänder Sforza eingeheiratet hatte, einer nicht weniger großen und kämpferischen Familie. Als Marchesa di Caravaggio hatte sie ein Auge auf die Söhne von Fermo Merisi gehabt, der in Diensten der Sforza von Caravaggio gestanden hatte, ehe er im Pestjahr 1577 dem Schwarzen Tod zum Opfer gefallen war. Ihrem Einfluss war es zu verdanken, dass die weit verzweigte Sippe der Colonna überall für Michelangelo Merisi Fürsprache gehalten hatte, wohin ihn sein Weg geführt hatte. Die Macht der Colonna hatte Caravaggio Auftraggeber verschafft und ihn mehr als einmal aus seinen Zwistigkeiten mit dem Gesetz wieder herausgezogen.

»Ich brauche Euch wohl nicht zu sagen, worum es hier geht«, wandte er sich an die übrigen Ritter. »Was für uns auf dem Spiel steht und was zu tun ist. Ihr kennt die Regeln und habt vor Gott geschworen, sie nicht nur zu befolgen, sondern auch zu verteidigen.«

Zufrieden sah er in die betretenen bis entschlossenen Mienen, erfasste er ihr gehorsames, stummes Nicken.

»Die Colonna werden nicht auf ewig ihre Hand über ihn halten können. Sie sind mächtig – aber nicht so mächtig wie wir«, verkündete Fra Alvaro, als er erneut seinen Rundgang durch den Raum aufnahm. Am Fenster blieb er stehen und blickte in die Nacht hinaus.

Nach Rom würde Caravaggio nicht zurückkehren, das lag für Fra Alvaro auf der Hand. Noch immer galt das Todesurteil, das vor mehr als drei Jahren für das tödliche Duell auf dem Pallacorda-Feld über Caravaggio verhängt worden war. In Rom war er vogelfrei; jeder dahergelaufene Gesell konnte ihn sich greifen und eine hohe Belohnung einkassieren, lieferte er ihn den sbirri, den Ordnungshütern, aus – gleich ob tot oder lebendig. Außerdem war Giovan Francesco Tomassoni zwischenzeitlich begnadigt worden und aus seinem Exil nach Rom heimgekehrt, gewiss nur darauf lauernd, Rache für den Tod seines Bruders Ranuccio zu nehmen. In den Norden hatte es Caravaggio nie wieder gezogen, trotz seiner engen Bande zu den Colonna – als hätte er damals, als junger Mann, bei seinem Fortgehen alle Brücken hinter sich abgebrochen. Obendrein gab es in Mailand, Genua, Florenz und Venedig keinen Platz für einen Neuankömmling von Maler; die dortigen Kreise der Künstler waren fest zementiert wie die Fundamente der palazzi. Schon gar nicht würde man darin für einen Maler zusammenrücken, dem ein zweifelhafter Ruf vorauseilte und dessen Bilder ebenso berühmt wie berüchtigt waren. Im Norden mochte man die Kunst gefällig und sittsam, nicht düster und auf brutale Weise naturgetreu wie diejenige Caravaggios.

Caravaggio wollte malen, um jeden Preis, so viel stand für Fra Alvaro fest. Möglichst unter dem Schutz der Colonna, in einer Stadt, in der sich Auftraggeber und Käufer für seine Gemälde fänden. Einer Stadt, in der er bereits Verbindungen besaß und die groß und turbulent genug war, um darin untertauchen zu können.

Fra Alvaros Augen verengten sich, als er den Gedankenfaden weiterverfolgte, und weiteten sich, als er dessen Ende im Geiste ergreifen konnte. Er drehte sich um, weg vom Fenster, hin zu den Rittern, die ihm aufmerksam und in Erwartung eines Befehls entgegensahen.

»Sucht ihn in Neapel.«

5. Kapitel

Mit dem Ellenbogen drückte Caterina die Tür auf und schob sich mitsamt dem beladenen Tablett in das Zimmer. »Guten Morgen, nonna.«

Obwohl Caterina nach ihrer Rückkehr in den Palazzo in der vergangenen Nacht weniger als eine Handvoll Stunden Schlaf bekommen hatte, war sie zum Morgengeläut von San Domenico Maggiore leichtfüßig aus ihrem Bett gehüpft. Nur der Anflug eines wattigen Gefühls in ihrem Kopf trug Zeugnis davon, dass sie für Riccardo den Großteil ihrer Nachtruhe geopfert hatte, mehr als aufgewogen jedoch durch das Gefühl, auf Schwingen durch den neuen Tag zu gleiten.

»Guten Morgen, mein Kind«, kam die fröhliche Antwort von der Bettkante her und eine wesentlich kräftigere und tiefere Stimme, die dennoch unverkennbar weiblich war, rief: »Strahlend wie der junge Tag! Einen wunderschönen guten Morgen Euch, Donzella Caterina!«

»Guten Morgen, Paola«, erwiderte Caterina den Gruß der Kammerzofe und dann denjenigen Fiorellas, der Wäschemagd, die kurz mit ihrer Beschäftigung innehielt und vor Caterina knickste, bevor sie damit fortfuhr, die gebrauchten Laken und Kissenbezüge zu einem festen Bündel zu verschnüren.

Solange Caterina zurückdenken konnte, war Paola an der Seite ihrer Großmutter gewesen, und so selbstverständlich, wie Paola sich früher um die feinen Kleider und kunstvollen Frisuren Rosangela di Salernos gekümmert hatte, war sie dazu übergegangen, mehr und mehr die Aufgaben einer Pflegerin zu übernehmen, ebenso tüchtig wie liebevoll zupackend.