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Aphroshi Erosique

Verzückung der Finsternis II

Biss zum Orgasmus


Diese Geschichte ist dem Betareader Walter Penfine und allen Lesenden gewidmet.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Prolog

 

Duncan war ein uralter Vampir. Dieser traf in Teil 1* auf die junge Thalia, welche er erst als Nahrung sah, dann aber ein magisches Band zwischen den beiden gesponnen wurde, welches ihre Schicksale miteinander verknüpfte. Stürbe der eine, so würde auch der Andere das Schicksal teilen.

Trotz der Unterschiede erwachte langsam die Liebe zwischen den beiden. In einem leidenschaftlichen Augenblick trank Thalia aus Versehen von Duncans Blut. Nun drohte ihr die Verwandlung in einen Vampir und Duncan das Ende. Die Reise dieses Schicksal abzuwenden, war lange und gefahrvoll. Zugleich schafften sie es, die Trennung der Verbindung beider Seelen zu verhindern.

Es hätte somit eine friedliche Zeit in London beginnen können, aber die Flucht vor den Hexenjägern trieb sie aus der Stadt und unglaubliche Urgewalten in Form eines gewaltigen magischen Gewitters in eine Höhle*. Für sie vergingen dort nur Augenblicke, aber außerhalb wandelte sich die Welt rasant. Jahrhunderte vergingen, in denen die Vampire auf der Welt ausgelöscht worden waren. Nach und nach wurde die Magie der Welt entzogen, aber all dies wussten die beiden noch nicht.

 

 

(*Nachzulesen in "Verzückung der Finsternis - Vom Vampir die Unschuld geraubt", ISBN 978-3-7368-3880-2)

 

 

Kapitel 1 - Die Ankunft


Plötzlich war alles ruhig und dunkel. Thalia löste ihre Umklammerung von Duncan.

"Duncan, ich glaube, es ist vorbei", wagte die junge Frau aufzuatmen.

Duncan sah sich um, was selbst ihm in dieser unglaublichen Finsternis schwerfiel. Nur vage Umrisse der Umgebung offenbarten sich ihm noch.

"Halte dich an mir fest. Lass uns versuchen, nach draußen zu gelangen." Er nahm das Bündel mit dem Gold und ihren wenigen Habseligkeiten.

Fast meinte er ihre Krallen zu spüren, so gut hielt sich Thalia an ihm fest. Angst um ihr untotes Dasein hatte sie nicht mehr, dafür aber Duncan zu verlieren.

Mühsam tastete er sich aus der Höhle in die Richtung, wo er den Ausgang vermutete, aber irgendwie musste er sich falsch an den Weg falsch erinnert haben. Seine Hände ertasteten Felsen, wo sich vorher der Zugang befunden hatte.

Über das Band sickerte seine stärker werdende Nervosität in Thalia.

"Warum bist du so nervös? Stimmt etwas nicht?"

Erst wusste er nicht, wie er es sagen sollte, brachte dann aber doch ein paar Worte hervor. "Der Ausgang ist nicht, wo er sein sollte."

"Vielleicht hast du dich getäuscht." In ihrer Stimme klang Hoffnung mit.

"Ich bin mir leider ziemlich sicher. Meine Orientierung hat mich bisher nur sehr selten getäuscht." Als er die nun stark wachsende Nervosität von Thalia spürte, fügte er beruhigend hinzu: "Wir finden schon einen Weg."

Überraschend küsste er sie intensiv, sodass sie die Finsternis um sich herum vollkommen vergaß.

Da war etwas, Duncan spürte es am Rande seines Bewusstseins. Auch das feine Gehör verriet es ihm. Ganz entfernt erklangen Stimmen.

"Hörst du es auch? Da sind Stimmen."

Thalia versuchte, sie zu hören, aber sie schaffte es nicht. Wahrscheinlich waren ihre Sinne noch nicht so fein, wie die von Duncan. Sanft strich er über ihre Wange. "Folge mir! Wo Stimmen sind, findet sich auch ein Ausgang."

Für mehrere Minuten irrten sie durch die Dunkelheit. Immer wieder stoppte Duncan und lauschte. Es musste eine größere Gruppe von Menschen sein, die sein feines Gehör wahrnahm.

"Ich höre eine laute Stimme und Gemurmel im Hintergrund. Wir schon ganz nahe."

Die Gewissheit von Duncan färbte auf Thalia ab und gab ihr Zuversicht. Die fast absolute Finsternis war inzwischen von leichtem Lichtschein erhellt.

Von irgendwo vor ihnen erklang erneut eine lautere Stimme.

"... bei Bauarbeiten im Jahre 1977 fand man dieses Höhlensystem, was scheinbar teilweise auch als Lagerplatz und zur Bestattung in früheren Zeiten diente. Es ist noch nicht vollkommen erforscht, obwohl es bereits fast 40 Jahre bekannt ist."

Sowohl Duncan als auch Thalia hatten die Jahreszahl vernommen. "Das kann nicht sein", Thalia konnte sich nicht vorstellen, dass so viel Zeit vergangen war.

"Bei Magie kann man nie sicher sein. Vieles ist möglich."

Dennoch lag auch in Duncans Stimme deutlicher Zweifel, als er dies Thalia zuflüsterte.

Der Akzent und die Betonung der Menschen klang sehr seltsam und passte nicht zu dem Englisch, welches die beiden gewohnt waren.

Als sie vorsichtig um eine Ecke schlichen, sahen sie Menschen in seltsamen Gewändern vor sich. Sie würden hier mit ihrer Kleidung unweigerlich auffallen, zumal diese von der Flucht verschmutzt und zerrissen war. Das Gold nützte wenig. Und wenn wirklich so viel Zeit vergangen war, kannte keiner von beiden die Regeln dieser Gesellschaft. Somit war es auch nicht möglich einfach jemanden zu töten und dessen Kleidung zu nehmen. Wer wusste schon, wie sich die Menschheit weiterentwickelt hatte. Duncan vermochte nicht, sich dies vorzustellen, obwohl er die Entwicklung von vielen Jahrhunderten erlebt hatte. Aber dies war immer ein Auf und Ab gewesen.

"Wir schließen uns der Gruppe an. So werden wir wenigstens nach draußen gelangen. Versuche dich ganz natürlich zu verhalten, als gehörtest du dazu, auch wenn wir auffallen werden."

Thalia verstand die Anweisungen von Duncan, war sich aber nicht sicher, ob ihr dies gelingen würde. Sie war ihrer noch immer neuen nocturnen Natur zu dankbar, dass sie nicht erröten konnte.

Die beiden schlichen sich vorsichtig an die Gruppe heran. Sehr leise, wie es dem Raubtier entsprach, was in ihnen lauerte, näherten sie sich den Fremden und stellten sich einfach zu der Gruppe. Bemüht darum, nicht zu sehr aufzufallen, folgten sie der langatmigen Führung.

"...hier fanden wir einen Sarkophag mit verschiedenen Leichenteilen von kleinwüchsigen Menschen. Bis heute geben diese Rätsel auf. Nach einem Diebstahl blieben die Knochen verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass irgendein Sammler diese jetzt hat."

Duncan erinnerte sich an kleinwüchsige Wesen. Hatten diese etwa hier gelebt, bloß warum fand man Knochen? Normalerweise wurden diese pulverisiert.

"Was ist?", flüsterte Thalia, die Duncans Verwirrung spürte.

"Wir reden später darüber", flüsterte er zurück.

Auf einmal sprach der Erzählende zu ihnen. "Was gibt es denn da hinten zu tuscheln?"

"Nichts", gab Duncan schnell von sich und hoffte sein Akzent klang wie diese seltsame Aussprache, die inzwischen wohl üblich war.

Einige der Anwesenden drehten um und sahen die Neuankömmlinge verblüfft an. Allerdings nur für einen Augenblick. Die Dunkelheit verbarg zum Großteil den schlechten Zustand von Duncans und Thalias Kleidung. Sie hielten sich trotzdem etwas abseits, um nicht zu sehr im Fokus zu stehen. Der Stimmgewaltige schien fast ununterbrochen zu erzählen. Sie mussten sich eine ganze Weile gedulden, bis die Führung schließlich an einer hölzernen Treppe endete.

Er hielt natürlich die Hand in einer selbst für Duncan deutlichen Geste auf. Ohne lange zu zögern, warf er eine Kupfermünze hinein.

Dann gingen sie nach draußen und bekamen nicht mehr mit, wie der Führer verblüfft auf die Münze starrte. Duncan hatte nicht mehr daran gedacht, wie sehr sich Münzen und Währungen im Laufe der Zeit änderten. Als uralter Vampir vergaß man manchmal schon das eine oder andere.