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Udo Sautter

DIE 101 WICHTIGSTEN
PERSONEN DER
WELTGESCHICHTE

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlag C.H.Beck

 


 

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Zum Buch

Die Geschichte liebt es bisweilen, sich auf einmal in einem Menschen zu verdichten, welchem hierauf die Welt gehorcht.

Jacob Burckhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen

Wer sind diese großen Menschen, denen die Welt gehorchte? Was haben sie geleistet? Dieses reich bebilderte Buch bietet in chronologischer Folge einen allgemeinverständlichen, faktenreichen Überblick über 101 Personen der Weltgeschichte, die jeder kennen sollte. Vertreten sind Politiker und Philosophen, Erfinder und Entdecker, Künstler und Musiker, «Bösewichter» und Heilige. Natürlich wird nicht jeder der Auswahl voll zustimmen, vielleicht sogar die Person vermissen, die ihm die allerwichtigste zu sein scheint. Aber insgesamt stellt diese sorgfältig überprüfte Zusammenstellung einen verlässlichen Kanon dar, der zum Nachschlagen und Schmökern einlädt.

Über den Autor

Udo Sautter ist Professor em. am Historischen Seminar der Universität Tübingen. Bei C.H.Beck erschienen von ihm unter anderem ein «Lexikon der amerikanischen Geschichte» (1997) sowie eine «Geschichte Kanadas» (2. Auflage 2007).

Inhalt

Vorwort

Hammurabi (1728–1686 v. Chr.)

Ramses II. (1290–1224 v. Chr.)

David (1040–962 v. Chr.)

Dareios I., der Große (550–486 v. Chr.)

Buddha (560–480 v. Chr.)

Konfuzius (551–479 v. Chr.)

Xerxes I. (519–465 v. Chr.)

Platon (428–348 v. Chr.)

Alexander III., der Große (356–323 v. Chr.)

Aristoteles (384–322 v. Chr.)

Hannibal (247–183 v. Chr.)

Gaius Julius Caesar (100–44 v. Chr.)

Kleopatra (69–30 v. Chr.)

Augustus (63 v. Chr.–14 n. Chr.)

Jesus Christus (4 v. Chr.–30 n. Chr.)

Paulus (Anfang 1. Jh.–63)

Konstantin der Große (280–337)

Augustinus (354–430)

Attila (434–453)

Theoderich der Große (454–526)

Benedikt von Nursia (480–547)

Mohammed (570–632)

Karl der Große (747–814)

Otto I., der Große (912–973)

Friedrich I. Barbarossa (1122–1190)

Franz von Assisi (1181–1226)

Dschingis Khan (1155–1227)

Friedrich II. (1194–1250)

Thomas von Aquin (1225–1274)

Dante Alighieri (1265–1321)

Jeanne d’Arc (1411–1431)

Johannes Gutenberg (1400–1468)

Lorenzo I. de’ Medici (1449–1492)

Christoph Kolumbus (1451–1506)

Leonardo da Vinci (1452–1519)

Vasco da Gama (1469–1524)

Niccolò Machiavelli (1469–1527)

Erasmus von Rotterdam (1466–1536)

Nikolaus Kopernikus (1473–1543)

Martin Luther (1483–1546)

Hernán Cortés (1485–1547)

Ignatius von Loyola (1491–1556)

Karl V. (1500–1558)

Michelangelo Buonarroti (1475–1564)

Johannes Calvin (1509–1564)

Iwan IV., der Schreckliche (1530–1584)

Philipp II. (1527–1598)

Elisabeth I. (1533–1603)

William Shakespeare (1564–1616)

Galileo Galilei (1564–1642)

René Descartes (1596–1650)

Oliver Cromwell (1599–1658)

John Locke (1632–1704)

Ludwig XIV. (1638–1715)

Peter I., der Große (1672–1725)

Isaac Newton (1643–1727)

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Voltaire (1694–1778)

Maria Theresia (1717–1780)

Friedrich II., der Große (1712–1786)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Maximilien de Robespierre (1758–1794)

Katharina II., die Große (1729–1796)

George Washington (1732–1799)

Immanuel Kant (1724–1804)

James Watt (1736–1819)

Napoleon I. (1769–1821)

Eli Whitney (1765–1825)

Thomas Jefferson (1743–1826)

Simón Bolívar (1783–1830)

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

Klemens Wenzel von Metternich (1773–1859)

Abraham Lincoln (1809–1865)

Pius IX. (1792–1878)

Charles Darwin (1809–1882)

Karl Marx (1818–1883)

Louis Pasteur (1822–1895)

Otto von Bismarck (1815–1898)

Viktoria (1819–1901)

John Pierpont Morgan (1837–1913)

Thomas Woodrow Wilson (1856–1924)

Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924)

John Davison Rockefeller (1839–1937)

Mustafa Kemal Atatürk (1881–1938)

Sigmund Freud (1856–1939)

Marie Curie (1867–1934)

Anne Frank (1929–1945)

Franklin Delano Roosevelt (1882–1945)

Benito Mussolini (1883–1945)

Adolf Hitler (1889–1945)

Henry Ford (1863–1947)

Mahatma Gandhi (1869–1948)

Josef Stalin (1879–1953)

Albert Einstein (1879–1955)

Winston Churchill (1874–1965)

Konrad Adenauer (1876–1967)

Charles de Gaulle (1890–1970)

Pablo Picasso (1881–1973)

Mao Tse-tung (1893–1976)

Charlie Chaplin (1889–1977)

Bill Gates (∗1955)

Bildlegenden

Register

Vorwort

Nur mit einigem Zögern bin ich der Anregung des Verlages gefolgt, die 101 «wichtigsten» Personen der Weltgeschichte auszuwählen und auf jeweils einer Druckseite vorzustellen. Am wenigsten störte dabei der Gedanke, dass ein derartiges Unternehmen innerhalb der Historikerzunft vielleicht nicht ganz ernst genommen werden könnte. Ich glaube im Gegenteil, dass es nachgerade ein Anliegen des Historikers sein sollte, solides geschichtliches Wissen auch über die engen Grenzen der Profession hinaus in historisch weniger informierte Kreise zu tragen. Ein wohlfeiles Bändchen wie das hier vorgelegte ist sicher nicht das übelste Mittel, einem solchen Zweck zu dienen. Diese Überlegung hat mich schließlich zur Annahme des Auftrags veranlasst.

Die größte Schwierigkeit bereitete dann naturgemäß die Auswahl der zu besprechenden Personen. Was ist «wichtig» in der Geschichte? Selbst wenn man die Fragestellung eingrenzt auf «wichtig für uns zu kennen», bleibt immer noch freie Bahn für jegliche Einschätzung, jede Geschmacksrichtung, jede politische, konfessionelle, ideologische oder sonstige Überzeugung. Ich habe mich dafür entschieden, keine starren inhaltlichen Kriterien zu formulieren, sondern eben historische Gestalten aufzunehmen, die wahrscheinlich von gebildeten Leuten unserer Zeit im deutschen Sprachraum als in einen solchen Kanon gehörend erachtet werden. Es wäre vermutlich allzu kühn zu hoffen, dass die so getroffene Auswahl allenthalben auf ungeteilte Zustimmung stößt. Aber wenn sie auch nur zu Überlegung und Diskussion anregt, so ist sie damit doch auch schon auf dem Weg zur Erfüllung der oben angesprochenen Aufgabe.

Die Absicht dieses Bändchens ist es somit weniger, den Leser zu belehren, als vielmehr, früher Gewusstes in die Erinnerung zurückzurufen, halb Gewusstes zu ergänzen und im Übrigen anzuregen zu weiterer Beschäftigung mit den großen Gestalten der Vergangenheit. Der interessierte Leser mag profitieren von den beigegebenen Literaturangaben, die nach Möglichkeit neuere und nicht nur in Bibliotheken, sondern auch im Buchhandel verfügbare Titel enthalten. Die Kurzbiographien der einzelnen Gestalten sind nach dem jeweiligen Todesjahr geordnet.

Zu danken habe ich dem betreuenden Lektor des Verlags C.H.Beck, Herrn Dr. Ulrich Nolte, dessen einfühlsame Hilfsbereitschaft und Toleranz die Zusammenarbeit zum Pläsier werden ließen.

Tübingen, im Januar 2002

Udo Sautter

 

Vorwort zur fünften Auflage

Für diese Auflage wurden drei der im ursprünglichen Text enthaltenen Lebensbeschreibungen (Garibaldi, Sun Yat-sen und Gorbatschow) herausgenommen und dafür die Biographien von Kleopatra, Anne Frank und Bill Gates neu eingefügt. Im ganzen übrigen Text wurden die Literaturangaben überprüft und auf den neuesten Stand gebracht.

Tübingen, im März 2015

Udo Sautter

Hammurabi

Babylonischer König; regierte 1728 v. Chr. bis 1686 v. Chr.

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Der babylonische König Hammurabi (auch: Hammurapi) gilt als eine der bemerkenswertesten Gestalten der historischen Frühzeit, seit man vor über hundert Jahren den Keilschrifttext unter seinem bei Susa S in Persien aufgefundenen Relief entzifferte. Dieser enthielt insgesamt 282 Rechtssätze, die ganz offenkundig das Zusammenleben von Hammurabis Untertanen regelten. Die Sensation war groß, erkannte man doch in diesem Kodex Hammurabi die erste vor der Bibel zusammengestellte Gesetzessammlung. Heute wissen wir, dass hier eigentlich nur eine schon ältere sumerische Gesetzestradition festgehalten wurde. Nichtsdestoweniger handelt es sich um die bei Weitem umfangreichste, am besten systematisierte Rechtssammlung des Alten Orients. Sie gibt uns Aufschluss über die Weise, wie die königliche Verwaltung mit Diebstahl und Körperverletzung, mit Sklaverei und Schuldenwesen umging, und enthält Bestimmungen für Heirat und Scheidung, über Warenpreise und Handelsverkehr. Umsichtig das Wohl seiner Untertanen im Auge behaltend, sorgte Hammurabi für die Pflege des Bewässerungssystems, baute Stadtmauern und Tempel und brachte das Land zu wirtschaftlicher Blüte. Der Text erschließt uns die Regierungsweise eines Königs, der, auch durch Siege über seine Nachbarn, den bis dahin einflussarmen Norden für mehr als tausend Jahre zum Zentrum historischen Geschehens im Zweistromland machte.

Literatur: Herbert Rittmann, Hammurabi und sein Gesetzbuch (1982). – Horst Klengel, König Hammurapi und der Alltag Babylons (1999). – Marc van de Mieroop, King Hammurabi of Babylon (engl. 2004).

 

Ramses II.

Ägyptischer König; geb. um 1290 v. Chr., gest. um 1224 v. Chr.

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Die Herrschaft von Ramses II. währte 66 Jahre und war damit nicht nur die zweitlängste aller Pharaonen, sondern vielleicht auch die erfolgreichste. Schon zu seinen Lebzeiten erfreute er sich größter Popularität. Dabei errang er gar nicht so viele Siege, wie die Tradition später verbreitete. Zwar führte er im vierten Jahr nach Machtantritt seine Truppen erfolgreich durch Palästina und den Libanon bis über das heutige Beirut hinaus. Doch als er im nächsten Jahr die hethitische Stadt Kadesch nördlich von Damaskus erobern wollte, geriet er in einen Hinterhalt, und seine Krieger flohen in Panik. Da er offenbar die Hethiter nicht bezwingen konnte, schloss er mit ihnen 1270 v. Chr. einen Friedensvertrag und vermählte sich 1257 mit der ältesten Tochter ihres Königs. Der Ruhm Ramses’ II. beruht besonders auf der Prosperität, die seine Herrschaft kennzeichnete. Er vollendete die große Säulenhalle in Karnak (Theben) und errichtete sich selbst in Theben-West als Grablege das Ramesseum, einen der größten Tempel Ägyptens. Berühmt wurden auch die beiden in den Fels gehauenen Tempel von Abu Simbel in Nubien. Über seine Person selbst wissen wir recht wenig. Ausweis seiner großen Majestät war gewiss der umfangreiche Harem, dessen Frauen ihm mehr als 100 Kinder gebaren. Seine Mumie lässt einen sehr alten Mann mit langem, schmalem Gesicht und starkem Unterkiefer erkennen; sie ruht heute in einem Museum in Kairo.

Literatur: Hermann A. Schlögl, Ramses II. (2001). – Joyce Tyldesley, Ramses (2002). – Philipp Vandenberg, Ramses der Große (2002). – Manfred 10 Clauss, Ramses der Große (2010).

 

David

Israelitischer König; geb. um I040 v. Chr., gest. um 962 v. Chr.

Dass David die vielen Psalmen verfasste, die ihm traditionsgemäß zugeschrieben werden, ist eher unwahrscheinlich. Und dass er wirklich mit der Schleuder den riesenhaften Philister Goliath erlegte, ist auch nicht erwiesen. Als vertrauenswürdiger erscheint die Überlieferung, dass er eine überaus dynamische, seine Umgebung prägende Persönlichkeit war. Ihr zufolge begann er als Waffenträger und Zitherspieler am Hofe Sauls, des ersten Königs von Israel. Als er sich in Kämpfen mit den Philistern auszeichnete, erregte er Sauls Missgunst und musste in den Süden Kanaans fliehen. Dort sammelte er eine Schar von Abenteurern um sich und arrangierte sich sogar mit den Philistern. Als diese Saul und drei von dessen Söhnen im Kampf töteten, verhandelte David mit seinem Stamme Juda und wurde um 1003 v. Chr. in Hebron zum König gesalbt. Ein weiterer Sohn Sauls, Isbaal, regierte noch das nördliche Israel. Nach Isbaals Ermordung, an der David nicht beteiligt war, erreichte er seine Krönung auch als König von Israel. Eine neue Residenz sollte die Zusammenfassung der beiden Reiche symbolisieren, und David besetzte mit diesem Ziel den auf der Grenze zwischen Israel und Juda gelegenen kanaanäischen Stadtstaat Jerusalem. In den folgenden Jahren schuf er der biblischen Überlieferung zufolge durch Unterwerfung der Kanaanäer, Philister, Syrer, Moabiter und Edomiter ein sich bis zum Euphrat erstreckendes Großreich. Von Archäologen wird die Existenz des Großreichs und der Ausbau Jerusalems zu einer repräsentativen Residenz heute bezweifelt. Des ungeachtet nimmt David in der jüdischen Tradition eine einzigartige Stellung ein. Er wurde zum Prototyp eines zukünftigen Messias, der aus seinem Geschlecht hervorgehen würde.

Literatur: Steven L. McKenzie, König David (2001). – Stefan Ark Nitsche, König David (2002). – Walter Dietrich, David (2006). – Israel Finkelstein und Neil Asher Silberman, David und Salomo (2006).

 

Dareios I., der Große

Persischer König; geb. um 550 v. Chr., gest. um 486 v. Chr.

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Dareios gilt als der bedeutendste Herrscher der altorientalischen Geschichte. Er stammte aus einer persischen Nebenlinie, doch 522 v. Chr. erschlug er einen Usurpator und übernahm die Herrschaft. Aufflammende Revolten in vielen Teilen des Reiches vermochte er rasch zu unterdrücken. Um auch seine Grenzen zu sichern, eroberte er das Tal des Indus und zog 519/18 nach Ägypten. 513 überquerte er an der Spitze eines riesigen Heeres den Bosporus auf einer Schiffbrücke und verfolgte die Skythen bis über die Donau. Als Athen und Eretria ab 499 den Ionischen Aufstand in Kleinasien mit Schiffen unterstützten, nahm er dies zum Anlass für eine Strafexpedition gegen die Griechen. Seine 492 entsandte Flotte zerschellte allerdings im Sturm am Vorgebirge Athos, und ein Angriff zu Lande endete 490 bei Marathon in einer Niederlage gegen die Athener unter Miltiades. Bleibenden Ruhm erwarb sich Dareios jedoch als Administrator. Tolerant gegenüber den vielerlei Religionen in seinem großen Reich, vollendete er die schon unter König Kyros begonnene Reichseinteilung in Satrapien. Der Ausbau eines Straßen- und Kuriernetzes diente dann sowohl der Überwachung der Satrapen als auch der Förderung des Handels, zu welcher gleichfalls die Standardisierung von Münzen, Gewichten und Maßeinheiten beitrug. Seine Bauten in Persepolis und der neuen Residenz Susa gaben der persischen Kunst ihre dauernde Form.

Literatur: Walther Hinz, Darius und die Perser (2 Bde., 1976–79). – Heidemarie Koch, Es kündet Dareios der König (2. Aufl. 1996). – Pierre Briant, Darius dans l’ombre d’Alexandre (franz. 2003). – Florian Rübener, Das Bild des Dareios in der Überlieferung (2011).

 

Buddha

Religionsstifter; geb. um 560 v. Chr. Kapilavastu, gest. um 480 v. Chr. bei Kushinagara (heute Kasia)

Siddhartha Gautama, der Begründer des Buddhismus, war adliger Herkunft. Sein Vater herrschte über ein kleines indisches Fürstentum nahe der nepalesischen Grenze; seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt. Nach einer wohlbehüteten Jugend vermählte er sich sechzehnjährig mit einer Kusine und lebte mit ihr in fürstlichem Luxus, als er auf einigen Ausritten mit Alter, Krankheit, Tod, aber auch mit heiterer Gelassenheit konfrontiert wurde. Die Sinnlosigkeit seines bisherigen Lebens erkennend, verließ der Neunundzwanzigjährige seine Frau und den neugeborenen Sohn und begab sich auf die Suche nach Erlösung. Das Land durchziehend, lernte er mancherlei religiöse Ideen und asketische Praktiken kennen, doch keine brachte ihm die ersehnte Erleuchtung. Erst nach sechs Jahren, als er fünfunddreißigjährig in Uruvela bei Bodh-Gaya unter einem Feigenbaum meditierte, erkannte er die «vier edlen Wahrheiten» (vom Leiden, seinem Ursprung, der Aufhebung seiner Ursache und dem zu diesem Ziele führenden Weg), durch die der Mensch die Befreiung erlangt. Hierdurch zum Buddha («Erleuchteten») geworden, begab er sich nach Sarnath bei Benares und verkündete dort in einem Hain fünf Asketen, denen er zuvor schon begegnet war, in einer ersten Predigt seine Erkenntnis. Nach ihrer Bekehrung wurden die Fünf zur Keimzelle des bettelnden Mönchsordens, dem der Buddha nach einigem Zögern auch noch einen Nonnenorden zur Seite stellte. Er selbst zog von da an als Wanderlehrer, die Unbeständigkeit aller Dinge predigend, durch Nordindien. Als er achtzigjährig und krank schließlich sein Ende nahen fühlte, legte er sich auf die rechte Seite, um nach Westen zu blicken, und ging so ins Nirvana ein. Seine Lebensgeschichte wurde von der Nachwelt bald durch Legenden und Mythen ausgeschmückt und ins Wundersame erweitert.

Literatur: Andreas Gruschke, Das Leben Buddhas (1999). – Johannes Lehmann, Buddha (2001). – Hans Wolfgang Schumann, Der historische Buddha (2004). – Axel Michaels, Buddha (2011). – Frederik Hetmann, Buddha (2012).

 

Konfuzius

Chinesischer Philosoph; geb. um 551 v. Chr. Qufu (Provinz Schantung), gest. um 479 v. Chr. Qufu

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Der große chinesische Weise K’ung Ch’iu oder auch K’ung-fu-tse, dessen Namen wir heute zumeist in der latinisierten Form kennen, entstammte ärmlichem Kleinadel. Umfassend gebildet, wahrscheinlich vor allem durch eigenes Studium, fasste er früh den Entschluss, die Umformung und Besserung der Menschen und ihrer Gesellschaft auf der Grundlage traditioneller Werte anzustreben. Hierzu engagierte er sich im öffentlichen Dienst, eine Zeit lang auch als Polizeichef seines Heimatstaates Lu. Doch sein Einfluss blieb gering, und so begann er ein langes Wanderleben, in dessen Verlauf er lehrte und Schüler um sich scharte. Er selbst hinterließ keine eigenen Werke, redigierte aber seine in den «Fünf Klassikern» gesammelten Unterweisungen, die zusammen mit anderen Texten die vier Bücher bilden, die bis heute den Kanon des Konfuzianismus darstellen. Richtige Lebensführung und insbesondere erfolgreiches Regieren erfordert ihm zufolge die Harmonisierung der «fünf Beziehungen», nämlich derjenigen zwischen Fürst und Staatsdiener, Mann und Frau, Vater und Sohn, älterem und jüngerem Bruder, Freund und Freund. Zentral ist die Rolle der Familie, auch als Vorbild für den Staatsverband. Zu seinen Lebzeiten sah Konfuzius seine Philosophie noch nicht allgemein anerkannt, doch setzte sie sich zweihundert Jahre später durch und hat bis ins 20. Jahrhundert hinein das Staatswesen und die Sittenlehre Chinas geprägt.

Literatur: Annping Chin, Konfuzius (2009). – Gregor Paul, Konfuzius und Konfuzianismus (2010). – Pierre Do-Dinh und Kurt Kusenberg, Konfuzius (2012). – Richard Wilhelm, Konfuzius (2013).

 

Xerxes I.

Persischer König; geb. um 519 v. Chr., gest. um 465 v. Chr.

Unter Xerxes I. begann der Niedergang des mächtigen Perserreichs. Er war der Sohn ↑ Dareios’ I. und einer Tochter Kyros’ II., des Großen. Als er 486 v. Chr. seinem Vater als Herrscher nachfolgte, musste auch er zuerst seine Regierung durch die Unterdrückung von Aufständen festigen, so 484 in Ägypten und kurz darauf in Babylon, wo er die Tempel zerstören und die Statue des Stadtgottes Marduk zertrümmern ließ. Daraufhin wandte er sich der Aufgabe zu, an der sein Vater gescheitert war, nämlich der Unterwerfung Griechenlands. Im Jahre 480 versammelte er bei Sardes in Kleinasien eine Streitmacht von unerhörter Stärke – die Überlieferung schwankt zwischen 150.000 und 360.000 Mann. Als ein Sturm zwei über die Dardanellen gelegte Bootsbrücken auseinandertrieb, ließ er, so wird berichtet, zur Strafe die Wellen peitschen. Nach Instandsetzung der Brücken zog das Heer, unterstützt von 800 Schiffen, in Richtung Griechenland. Bei den Thermopylen stellte sich ihm der Spartaner Leonidas mit 6000 Kämpfern ohne Erfolg entgegen. Xerxes plünderte Attika und brannte Athen nieder. Mit eigenen Augen musste er dann jedoch zusehen, wie bei der Insel Salamis seine Flotte von einer griechischen vollständig besiegt wurde. Entmutigt nahm er den Landweg nach Kleinasien zurück. Es zeugt von der Finanzkraft seines Reiches, dass er sich trotz der enormen Kosten, die sein Feldzug verursacht hatte, einer rührigen Bautätigkeit hingeben konnte. In der Hauptstadt Persepolis vollendete er die von seinem Vater begonnene Apanada, die große Audienzhalle mit ihren Flügelstierreliefs, baute sich selbst einen prächtigen Palast und begann die Errichtung des Hundertsäulensaals. Es scheint, dass seine wachsende Zügellosigkeit den Widerwillen seiner Umgebung hervorrief; schließlich wurde er während einer Palastrevolte von seiner Leibgarde meuchlings erschlagen.

Literatur: Peter Green, The Greco-Persian Wars (1998). – Pierre Briant, From Cyrus to Alexander (engl. 2002). – Josef Wiesehöfer, Das antike Persien (2005). – Ders., Das frühe Persien (2009).

 

Platon

Griechischer Philosoph; geb. um 428 v. Chr., gest. um 348 v. Chr.

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