Cover

Über dieses Buch:

Die junge Polizistin Teena ist überglücklich, nach Abschluss der Polizeischule ihr biederes Elternhaus verlassen zu können. Nun will sie ihr eigenes Leben führen – mutig, lustvoll und frei von Konventionen. Doch manchmal muss man vorsichtig mit dem sein, was man sich wünscht. Schon ihr erster Fall ist anders, als erwartet: Der charismatische Ethan, Earl of Cunninghall, ist beraubt worden. Die Spuren führen zu einer Geheimloge, die ungehemmt ihren Vergnügungen frönt. Teena findet sich in einer erotischen Welt wieder, die keine Grenzen zu kennen scheint – und entdeckt dort nicht nur größte Lust, sondern gerät auch in größte Gefahr …

»Ein wahrer Klassiker des Erotikgenres, ein Feuerwerk der Lust!« www.literaturtipps.de

Über die Autorin:

Sandra Henke, geboren 1973, gehört zu den Autorinnen, die sich nicht auf ein Genre beschränken, sondern ihre Leserinnen auf die unterschiedlichste Art begeistern – mit großen Liebesgeschichten, mit »Paranormal Romance« und erotischer Literatur. Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlicht Sandra Henke außerdem erfolgreich Thriller. Sie lebt, glücklich verheiratet, in der Nähe von Köln. Mehr Informationen finden sich auf den Websites der Autorin (www.sandrahenke.de), auf Facebook (www.facebook.com/sandra.henke.autorin) und auf Instagram (www.instagram.com/sandra.henke.liebesromane).

Bei dotbooks veröffentlichte Sandra Henke die Hot-Romance-Romane »London Lovers – Die Kunst der Unterwerfung«, »Jenseits aller Tabus«, »Flammenzungen«, »Die Maske des Meisters«, »Opfer der Lust«, »Lotosblüte« und »Gebieter der Dunkelheit«

und die Contemporary-Romance-Highlights »Wo mein Herz dich sucht«, »Wer mein Herz gefangen nimmt«, »Wenn mein Herz dich findet« und »Was mein Herz sich wirklich wünscht«

sowie den Sammelband »Fürstenkuss«, der die romantischen Romane »Verbotene Küsse«, »Prinzessin unter falschem Namen« und »Obwohl ich dich nicht lieben wollte« vereint.

Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlichte Sandra Henke bei dotbooks die Thriller »Leiden sollst du«, »Nr.13« und »Opfere dich«.

Gemeinsam mit Kerstin Dirks verfasste Sandra Henke außerdem die erotische Trilogie über die Vampirloge Condannato, die ebenfalls bei dotbooks erschienen ist: »Die Condannato-Trilogie – Erster Band: Begierde des Blutes«, »Die Condannato-Trilogie – Zweiter Band: Zähmung des Blutes« und »Die Condannato-Trilogie – Dritter Band: Rebellion des Blutes«.

***

eBook-Neuausgabe Februar 2013

Die Originalausgabe erschien 2007bei MIRA® TASCHENBÜCHER, Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg

Copyright © 2007 by Sandra Henke

Copyright © der  eBook-Ausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München, unter Verwendung von Bildmotiven von Fotolia.com/Andreas Gradin

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-116-6

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@dotbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter.html (Versand zweimal im Monat – unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Loge der Lust« an: lesetipp@dotbooks.de (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Sandra Henke
Loge der Lust

Erotischer Roman

dotbooks.

PROLOG

Der Leitwolf beobachtete zufrieden sein Rudel. Er stand, in eine schwarze Robe gehüllt, das Gesicht hinter einer Pestmaske versteckt, im Weinkeller am Ende des Gangs. Eine gute Lokalität hatte er ausgewählt, er, der Anführer, der Organisator – und zuweilen auch Ordnungshüter. Er rekrutierte die Mitglieder, doch es hatte schon seit längerer Zeit keinen Neuzugang mehr gegeben. Alle bedeutenden Männer und Frauen des Nordens tummelten sich inzwischen auf den Partys. Die Spiele nahmen an Intensität zu. Langweilten sich die Spieler? Oder schaukelte sich die schwül-erotische Atmosphäre einer inneren Logik folgend höher?

Er würde es im Auge behalten.

Wer es nicht wusste, hätte niemals vermutet, dass sich unter dem Coast Liquor Store, in dem alle denkbaren alkoholischen Getränke angeboten wurden, ein Weinkeller befand, der sich sogar noch bis unter das Nachbargebäude erstreckte. Er diente als Lagerort, doch die meisten Räume standen leer. Die Geschäfte liefen schlecht, da die Leute es vorzogen, hochwertige Spirituosen in der Großstadt zu kaufen, oder sich nur billigen Fusel aus dem Supermarkt leisten konnten. Aufgrund der schlechten Konjunktur war der Besitzer des Ladens erfreut gewesen, die Räumlichkeiten gegen einen beachtlichen Betrag für eine Nacht zu vermieten. Mit der hohen Summe wurde zugleich sein Stillschweigen eingekauft.

Schritt man die Treppe hinunter, die vom Geschäft in den Keller führte, kam man in den Hauptraum, in dem sich nun eine Gruppe von Maskierten amüsierte. Anonymität war ein Fundament.

Nur der Alphawolf kannte sie alle!

Der Hauptraum führte in einen Gang, der in dieser Nacht nur von einer einzigen brennenden Fackel erleuchtet war. Von ihm gingen sechs Vorratsräume ab, in die sich die Spielsüchtigen zurückgezogen hatten, zu zweit oder zu dritt oder auch gleich in einem ganzen Grüppchen. Türen gab es hier unten keine.

Der Leitwolf schlenderte ein Stück auf den Hauptraum zu und blickte in ein Lager, in dem alte, ausgediente Fässer aufbewahrt wurden. Eines der Fässer hatte man auf die Seite gelegt, darauf lag nun ein Mann mit dem Bauch nach unten. Er trug nur eine Skimaske, ansonsten war er nackt. Eine Frau stand vor ihm und hielt seinen Hals zwischen ihre Oberschenkel geklemmt, damit er nicht fliehen konnte. Jedoch sah es nicht so aus, als ob er dies überhaupt vorhatte. Im Gegenteil! Er hatte die Beine gespreizt, um die Balance zu halten, sodass seine prallen Hoden und der halb erigierte Penis zu sehen waren.

Die Lady nickte dem Leitwolf zu und strich lasziv über ihre rote Lederkorsage, während sie mit der anderen Hand, die in einem ellenbogenlangen Handschuh steckte, ein Bund Brennnesseln hochhielt. Sie trug einen passenden Minirock und schwarze Plateauschuhe, deren Absätze sicher zehn Zentimeter hoch waren. Trotz ihrer roten Latexmaske, die nur Augen und Mund freiließ, konnte der Leitwolf ihr frivol-boshaftes Lächeln erkennen. Sie begann mit den Brennnesseln den Rücken des ausgelieferten Mannes abzureiben. Dieser schwieg, obwohl seine Haut wie Feuer brennen musste, und rutschte lediglich mit dem Unterkörper auf dem Fass hin und her. Als sie jedoch das Bund gegen seine Hoden rieb, stöhnte er erregt. Sein Glied schwoll weiter an. Die Eichel glänzte feucht im Schein der flackernden Kerzen, die den Raum beleuchteten.

Der Alphawolf baute sich kurz im Eingang auf und sah die Lady mit seinen eisblauen Augen durchdringend an. Dies reichte als Ermahnung, dass die Frau nicht zu weit ginge. Augenblicklich hörte sie mit der bittersüßen „Behandlung“ auf und warf die Brennnesseln zu Boden. Sie hob den Kopf des nackten Mannes an den Haaren an, schob ihren Rock bis zu den Hüften hoch und deutete auf ihre Spalte. Sie trug keinen Slip, und ihre Scham war blank rasiert. Der Mann lächelte verklärt und fing an, sie zu lecken.

Zufrieden ging der Leitwolf weiter. Er ignorierte die animalischen Geräusche, die aus den anderen Lagerräumen zu ihm herdrangen, und steuerte den Hauptraum an. Dort brodelte die Atmosphäre. Die Luft war schwül und geschwängert von Intimdüften. Die Kellerfenster blieben dennoch geschlossen. Diese zügellosen Treffen konnten nur so lange stattfinden, wie sie geheim blieben. Nicht nur dass es einen Skandal hervorriefe, wenn ganz England davon erführe; die wollüstigen Zusammenkünfte verlören auch mit einem Mal ihren Reiz.

Das Geheimnisvolle ist ein Aphrodisiakum, dachte er, es erregt und enthemmt.

Niemand der Anwesenden ahnte, wie zerbrechlich diese erotische Welt war, die er mithilfe eines engen Zirkels von Vertrauten aufgebaut hatte.

Viele Maskierte hatten sich versammelt und schauten auf die bizarre Szenerie in der Mitte des Raumes. Ein kräftiger Mann band gerade die Arm- und Fußgelenke einer Frau zusammen, die auf dem Boden harrte wie ein Käfer, der hilflos auf dem Rücken lag. Ihr Gesicht war nur durch ein breites Tuch verdeckt, mit dem man ihr die Augen verbunden hatte. Das Weiß des Tuchs hob sich wunderschön von ihrem naturbraunen Teint ab.

Der Mann zog die Frau mithilfe eines Flaschenzugs an den Fesseln nach oben, bis sie auf Höhe seiner Lenden hing. Ihr Kopf lag automatisch im Nacken, und ihre üppigen Brüste wurden durch die gebundenen Arme frivol zusammengepresst.

Ein zweiter Mann kam hinzu und stellte sich vor ihren Kopf. Er trug eine braune Mönchskutte, die vorne einen Schlitz aufwies. Zitternd vor Erregung griff er hinein und holte seinen Phallus heraus. Er wickelte die langen schwarzen Haare der Frau um seine Finger, fixierte dadurch ihren Kopf und führte seine Eichel an ihre Lippen. Sie öffnete willig den Mund und begann, am Penis zu saugen. Ihre Wangen fielen immer wieder zusammen, und das Schmatzen war deutlich zu hören, denn die Versammelten schwiegen jetzt fasziniert.

Während die nackte Frau den Mann oral befriedigte, füllte sie der, welcher sie gefesselt hatte, mit seinem steifen Glied aus. Er nahm sie sanft. Trotzdem geriet sie ins Schaukeln und wurde gegen den Unterleib des anderen gedrückt. Dieser brauchte nicht lange. Schon bald riss er hastig seinen Phallus aus ihrem Mund und erleichterte sich auf ihren Brüsten. Dann tauchte er im Publikum unter.

Die Frau schaukelte nun stärker, da der Mann sie immer ungestümer ritt. Wie ein Beutetier hing sie am Flaschenzug, erjagt, wehrlos und erregt. Ihr Kopf lag immer noch im Nacken. Speichel rann von ihren Mundwinkeln herab, und ihre Lippen waren vom Saugen rot und geschwollen. Während der Mann sie rhythmisch stieß, stöhnte sie und rang nach Atem. Ohne sein Reiten zu verlangsamen, verrieb er das Sperma des anderen Mitspielers auf ihrem Busen, bis sie schließlich mit einem Aufschrei kam. Zuckend hing sie in den Fesseln. Der Mann ließ nicht von ihr ab; er benutzte sie weiter und störte sich nicht daran, dass sie sich seufzend unter den Stößen wand, weil ihr Kitzler, der nun hochsensibel war, weiter von ihm gereizt wurde. Dann kam auch er. Er zog sich aus ihr zurück und spritzte, begleitet vom Jubel der Menge, auf ihren Unterbauch.

Mittlerweile kochte die Atmosphäre. Die Zuschauer streichelten sich selbst vor den Augen aller oder vergnügten sich, angeregt durch die appetitliche Vorführung, mit einem Partner. Das Rudel geriet in Ekstase.

Der Leitwolf gab ein Zeichen. Die Männer, die mit der Frau gespielt hatten, befreiten sie aus ihren Fesseln. Sie nahmen sie in die Arme und streichelten sie zärtlich. Das gehörte zum Ritus dazu.

Als Gründungsmitglied war der Alphawolf schon zu lange dabei. Die Spiele erregten ihn zweifelsohne immer noch, doch er sehnte sich mittlerweile nach einer neuen Herausforderung. Eines Tages würde sie kommen, dessen war er sich sicher. So lange würde er im Verborgenen warten und auf sein Opfer lauern.

1. KAPITEL

Christeena McLight war in Hochstimmung. Sie lenkte ihren silbermetallicfarbenen Landrover Discovery aus London heraus. Euphorisch fuhr sie das Seitenfenster herunter und hielt ihr Gesicht in den warmen Fahrtwind.

„Ah, der Duft der Freiheit!“

Sie lachte ihr Spiegelbild im Rückspiegel an. Für jede junge Frau war es ein überwältigendes Gefühl, flügge zu werden und von zu Hause auszuziehen, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Doch für Teena, wie Familie und Freunde sie nannten, war es mehr als das. Es war erregend! Jede Pore ihres Körpers war wie elektrisiert, weil sie mit ihren 23 Jahren das erste Mal ihren Kopf durchgesetzt hatte.

Ihr Vater, Gregory, hatte sie vom Umzug abhalten wollen. „Ich könnte dir etwas beim Metropolitan Police Service besorgen. Du weißt doch, dass ich als Makler für WirtschaftsAssekuranz über exzellente Verbindungen verfüge und dass ich mich nicht scheue, sie privat zu nutzen.“

„Danke, aber nun, nach dem Abschluss der Polizeischule, möchte ich irgendwohin, wo eine Herausforderung auf mich wartet.“ Eigentlich wollte sie ihrem goldenen Käfig und dem Erwartungsdruck, den die gehobene Londoner Mittelklasse auf sie ausübte, entfliehen, aber das hatte sie nicht auszusprechen gewagt.

„Dann lass mich wenigstens arrangieren, dass du nicht Streife laufen musst. Das ist viel zu gefährlich.“

Sie hatte eingewilligt, nur damit ihre Eltern sie ziehen ließen, und wurde prompt in ein Nest beordert, in dem sich Hase und Fuchs gute Nacht wünschten.

Geschickt eingefädelt, Dad, hatte Tina gedacht, als sie die Nachricht erhielt.

Gardenrye. Schon der Name hörte sich schauderhaft ländlich an. Aber zumindest lag das Städtchen weit im Norden Englands, in der Nähe von Newcastle upon Tyne. Ihre Eltern würden somit nicht täglich vor der Tür stehen können.

Teena überlegte, ob sie den neuen Rover verkaufen und sich einen Kleinwagen anschaffen sollte, denn auch der Discovery war nur ein Zugeständnis an ihren Vater gewesen.

„Ich habe einen neuen Wagen für dich erstanden“, hatte er kurz vor ihrer Abreise freudestrahlend verkündet und ihr einen Schlüssel in die Hand gedrückt.

Als sie das imposante Fahrzeug in der Auffahrt stehen sah, verschlug es ihr die Sprache.

Ihr Vater pries den Landrover an wie ein Autoverkäufer. „In den großen Kofferraum passen all deine Sachen hinein. Du musst dir nichts hinterherschicken lassen.“

„Ich hatte nicht vor, viel mitzunehmen“, warf sie ein.

„Die Grafschaft Tyne and Wear ist sehr, nun ja, wie soll ich es sagen, rustikal“, fügte er lächelnd hinzu. „Du wirst den Allradantrieb brauchen.“

„Selbst dort gibt es geteerte Straßen.“

Er schaute sie mit großen Augen an. „Heißt das, du willst den Discovery nicht?“

Gegen seinen Dackelblick verlor sie jedes Mal. Von wegen Töchter können ihre Väter um den kleinen Finger wickeln! Andersherum funktionierte es offensichtlich auch. „Doch.“

„Ich kann ihn zurückgeben“, sagte er hastig und versuchte, ihr den Schlüssel abzunehmen.

Rechtzeitig zog sie die Hand zurück. „Schon gut.“

„Du behältst deinen alten Wagen oder kommst mit und suchst dir einen aus, der dir wirklich gefällt.“

„Ich nehme ihn.“

„Ich möchte dich nicht zwingen.“

Fast hätte sie geschrien: „Das tust du doch gerade!“ Stattdessen umarmte sie ihn und sagte mit sanfter Stimme: „Danke, Dad. Ich freue mich sehr. Den Landrover werde ich gut brauchen können.“ Sie fühlte sich oft so schwach.

Nun lenkte sie den Wagen auf die Schnellstraße in Richtung Northhampton, fort von ihren sie beschützenden Eltern und dem einengenden Gesellschaftsleben. Mit ihrem orangeroten Haar und den Sommersprossen war sie schon als Kind eine Außenseiterin gewesen, und das hatte sich auch später nicht geändert. Aus Protest hatte sie als Teenager nie Make-up benutzt und sich meist wie ein Junge gekleidet, obwohl sie neidisch auf die Schönheiten an ihrer Schule geschaut hatte. Vermutlich war selbst ihre Entscheidung, Polizistin zu werden, eine Art Rebellion gegen den Druck von allen Seiten.

Ihre Mutter Sybill hatte fast den Darjeeling über ihre neue Chiffonbluse geschüttet, als sie von der Berufswahl ihres einzigen Kindes erfahren hatte.

„Einen Männerberuf?“ Geräuschvoll stellte sie die Teetasse auf den Unterteller.

„Viele Frauen werden Polizistin. Wir leben im 21. Jahrhundert.“

„Du wirst aber im Schlamm robben müssen wie eine Soldatin.“

„Sport gehört zur Ausbildung dazu. Fitness ist wichtig.“

„Aber du bist so schmächtig. Stehst du den Drill überhaupt durch?“ Sybill schob ihr provokativ die Glasschale mit den Butterkeksen hin.

Anstatt sich zu bedienen, verschloss Teena die Schale mit dem Deckel aus Kristallglas. „Ich bin schließlich kein Porzellanpüppchen.“

„Du warst schon immer anders als die anderen Mädchen in deinem Alter.“

Das hatte gesessen! Ja, sie war anders, aber mittlerweile war sie eine junge Frau und kein Kind mehr.

„Es tut mir leid“, hatte sie traurig gesagt und sich auf ihr Zimmer zurückgezogen, um ihre Wunden zu lecken.

Immer wieder Vorwürfe. Teena hielt es nicht mehr aus und flüchtete in die Fremde. In Gardenrye würde sie einen Neuanfang machen. Niemand dort kannte sie oder ihre Familie. Sie war einfach Christeena McLight, die neue Kollegin, Nachbarin, Freundin – Geliebte?

Teena sehnte sich schmerzlich nach Liebe und Sex. Sie masturbierte immer öfter, weil sie seit zwei Jahren keinen Freund mehr gehabt hatte. Die weibliche Konkurrenz in London war einfach zu groß. Manchmal erschien es Teena, als wären alle Frauen der Hauptstadt hübscher als sie. Einmal hatte sie sich die roten Haare schwarz gefärbt und die Sommersprossen mit einer dicken Schicht Make-up über-schminkt. Doch die Frau im Spiegel war nicht mehr sie gewesen, und so hatte sie diese Prozedur nicht wiederholt.

Aber – wer war sie wirklich? Sie spürte eine starke Sehnsucht, die sie verwirrte.

Woher wussten die anderen jungen Frauen nur, wie man Männern verführte? Sie selbst stellte sich nur allzu dumm dabei an. Steif stolzierte sie auf ihren Storchenbeinen vor ihnen umher, unsicher und mit hochroten Wangen, und machte sich lächerlich.

Teena hatte alles, was man sich wünschen konnte: ein wohlhabendes Elternhaus, gebildete Freunde und eine aussichtsreiche Zukunft – nur keine feminine Ausstrahlung.

Konzentriert überholte sie einen Lastwagen, scherte vor ihm wieder ein und schaute in den Rückspiegel. Sie strich die Haare glatt, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten. Obwohl sie sich an diesem heißen Sommermorgen hübsch gemacht hatte, wirkte sie farblos. Sie trug einen weißen Wickelrock aus Seidenstoff, der mit einem Kirschblütenmuster bedruckt war, ein zartes asiatisches Dessin, das die beiden Essstäbchen, die sie sich keck in die Hochsteckfrisur gesteckt hatte, aufgriffen. Ihre Mutter hatte nur stumm die Augen verdreht, aber nichts gesagt, denn immerhin trug Teena seit Langem einmal wieder einen Rock und eine Bluse und nicht Jeans und T-Shirt.

Wieso nur hatte sie immer noch das Gefühl, dass ihre Eltern sie wie ein Kind behandelten? Sie war 23 Jahre alt – blutjung und trotzdem reif genug, um einen Ehemann und Kinder haben zu können. Aber sie hatte nicht einmal einen Freund. Das sollte sich in Gardenrye ändern, das und mehr!

Übermütig rief sie aus dem Fenster: „Ich bin eine Frau, durch und durch!“ Dabei knöpfte sie die Bluse so weit auf, dass die Ansätze ihres Busens zu sehen waren. Sie trug nie einen Büstenhalter, denn ihre Brüste waren klein und fest mit großen, kräftigen Brustwarzen, die sich selbst auf Winterpullovern abzeichneten.

Beschwingt zog Teena den Stoff beiseite, sodass sich die Brüste in ihrer vollen Pracht präsentierten. Ob die anderen Autofahrer ihren entblößten Busen sehen konnten? Fanden sie ihn schön?

Sie war sich bewusst, dass ihre Hüften zu knochig und ihr Bauch zu flach waren. Eine klassische Schönheit war sie nicht, deswegen versteckte sie ihren Körper unter sportlicher Kleidung. Aber ihre zarten Kurven erregten zumindest sie selbst.

Es machte sie an, mit blankem Busen über die Schnellstraße zu fahren und Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden. Diese Seite an sich hatte sie noch nicht gekannt, und sie schmunzelte, während ihre Hand beiläufig in den tiefen Ausschnitt glitt. Sie streichelte ihre Brüste. Zärtlich rieb sie mit dem Daumen über ihre Brustwarze, die bald ebenso erblüht war wie der Blumenflor auf dem Seidenrock. Der Nippel wurde hart und rosig. Er gierte nach mehr Liebkosungen, und so begann Teena, ihn zu zwirbeln, ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen. Behutsam kniff sie hinein. Sie seufzte. Während sie den Busen kräftig massierte, begann es in ihrem Schoß begierig zu prickeln.

„Halte deine Finger im Zaum, Teena“, rügte sie sich selbst und griff mit beiden Händen ans Lenkrad. Nicht nur dass es gefährlich war, beim Autofahren zu masturbieren, es war vor allem unangebracht.

„Es gibt keinen schlechteren Zeitpunkt, sich gehen zu lassen“, murrte sie. „Ach, zur Hölle!“

Sie war schließlich aus London geflohen, um endlich frei zu sein. Weshalb ließ sie sich nun von ihrer Erziehung einschränken? Die Moral, die das Haus McLight in sie eingepflanzt hatte, sollte sich gefälligst verlieren, und zwar mehr mit jedem Yard, den sie sich von London entfernte.

Sie zog den Rocksaum hoch und legte ihre Finger auf den Slip. Er war feucht. Einige Male rieb sie über den Stoff. Ihre Schamlippen schwollen an. Das Höschen wurde noch nasser. Und Teena fühlte sich beflügelt.

Sie schaute an sich hinunter und lächelte frivol. Wie sie dort saß! Mit nacktem Busen und gespreizten Schenkeln, die Hand im Schritt. Sie streichelte sich während der Fahrt, als wäre sie sexsüchtig, als könnte sie es nicht abwarten.

Ihr Zeigefinger glitt unter den Slip. Kurz streifte er durch das rote Schamhaar. Er tauchte in ihre Scheide ein und kam wieder zum Vorschein.

Teena wischte ihre Feuchtigkeit am Fahrersitz ab, machte einen Schmollmund und feixte: „Der schöne, nigelnagelneue Landrover! Was würde Daddy wohl dazu sagen?“

Erneut führte sie den Finger in ihre Scheide ein, doch diesmal vergeudete sie ihren cremigen Saft nicht, sondern rieb ihn in ihre Brustwarzen ein. Teena wollte so duften, wie sie sich fühlte – lasziv. Am liebsten wäre sie auf den nächstbesten Rastplatz gefahren und hätte jeden dahergelaufenen Truckfahrer an ihren Brüsten schnuppern lassen. Sollte die ganze Welt wissen, dass sie heiß war! Natürlich nur in ihrer Fantasie und davon besaß sie viel.

Ihre Tagträume waren nicht so steril und sauber wie der Sex, den sie bisher in ihrem Leben gehabt hatte, sondern sie waren schmutzig und verdorben. Teena sah sich in einer ihrer Lieblingsfantasien in Unterwäsche mit einem Fremden ringen. Er war ein richtiger Kerl, ein Baum von einem Mann, mit lockigem Brusthaar und schwül-erotischem Blick. Sein Gemächt zeichnete sich erschreckend groß unter dem eng anliegenden Slip ab. Er versuchte Teena niederzuringen, inmitten eines Schlammlochs. Wieso und weshalb, war ihr völlig egal, Hauptsache, sie kämpften. Es war schließlich ihre Fantasie! Vernunft hatte darin nichts zu suchen. Alles drehte sich um Lust, eine hemmungslose, düstere Lust, die keinen Regeln folgte.

Der Kampf erregte Teena sehr. Er war Vorspiel. Wusste sie sich anfänglich noch zu wehren, schwanden ihr schon bald die Kräfte, und so fand sie sich auf dem Bauch im Morast liegend wieder. Die Brühe kroch in jede Pore ihres Körpers. Ihre Unterwäsche war schlammbesudelt, ihre Haut verschmutzt – und ihre Scham war feucht. Teena war erschöpft, dennoch wehrte sie sich weiter, mehr aus Lust als aus Furcht, bis das Mannsbild ihr Höschen zerriss und von hinten mit einem kräftigen Stoß in sie eindrang. Die aufschäumende Lust erstickte jeglichen Widerstand. Bereitwillig ließ sie sich von dem Fremden reiten. Er stieß sie hart mit seinem großen Glied, seine Hoden schlugen rhythmisch gegen ihren Hintern, und Teena genoss es, nicht wie ein zerbrechliches Püppchen behandelt zu werden, sondern wie eine begehrenswerte Frau.

Ob ihre Fantasien jemals Wirklichkeit werden würden?

Sie wischte die aufkeimende Melancholie beiseite, indem sie Zeige- und Mittelfinger mit Speichel einseifte und beide auf den Kitzler drückte. Er antwortete mit einem Pochen auf die Berührung. Sie rieb die Spucke in ihn ein und glitt auf dem Damm vor und zurück. Die Schamlippen standen rot und geschwollen hervor. Sie reagierten empfindsam, wann immer Teena die beiden Finger spreizte und zugleich die großen Schamlippen massierte. Das Blut rauschte durch ihren Unterleib. Ihr Schoß war geschmeidig und willig, und er verlangte nach mehr.

Seufzend befeuchtete Teena die Lippen. Sie hatte Durst. Immer wenn sie erregt war, bekam sie Durst.

Vielleicht weil alle Flüssigkeit aus mir herausläuft, spaßte Teena in Gedanken.

Sie drang erneut mit den Fingern in ihre Scheide ein. Es schmatzte, als Teena sie herauszog, nur um sie wieder hineinzustoßen. Sie fingerte sich selbst auf der Schnellstraße, immer stärker, denn die wachsende Lust rang die Vernunft nieder. Wie herrlich unanständig! Unvernünftig und schamlos, genauso, wie sie sein wollte.

Plötzlich kam der Wagen ins Schlingern, und sie geriet auf die Überholspur. Ein heranbrausender Van hupte wie wild. Teena schreckte auf und griff das Lenkrad mit beiden Händen. Ihre Arme zitterten. Mit geradem Oberkörper saß sie steif wie ein Brett auf dem Fahrersitz und errötete. Trotz offenem Fenster und Fahrtwind roch sie ihren Intimduft. Ihre Finger glänzten, weil die Feuchte immer noch daran haftete. Wollüstig pochte ihr vernachlässigter Schoß.

„Ich brauche dringend Mineralwasser“, keuchte sie, aber das war nur die halbe Wahrheit. Sie würde einen ganzen Kasten Wasser leer trinken können und doch keinen klaren Kopf bekommen.

Was sie nun brauchte, war Erleichterung.

Sie fuhr die nächste Raststätte an und suchte sich einen schattigen Parkplatz in der hintersten Ecke, weit weg von dem Imbiss und den Zapfsäulen der Tankstelle, an denen sich die wartenden Autos reihten. Für einen Moment schloss sie die Augen, bis sich ihr Atem beruhigt hatte. Dann zog sie Höschen und Ballerinas aus, hob die Beine und stemmte die Fußsohlen gegen das Armaturenbrett. Unsicher schaute sie sich um, doch in der Nähe wiegten nur die Zweige der Holunderbüsche, in deren Schutz Teena geparkt hatte, im lauen Sommerwind.

Sie begann mit beiden Händen ihre Oberschenkel zu liebkosen und schob sie ein Stück weiter auseinander. Sanft ließ sie die Fingerspitzen über ihre großen Schamlippen wandern, was ein herrliches Kribbeln hervorrief. Das Prickeln strömte in ihre kleinen Schamlippen über, ohne dass Teena sie berührte. Es pochte bereits wieder in ihrer Klitoris. Der cremige Saft floss erneut aus ihr heraus, und im Wageninneren duftete es stark nach Lust.

Das Blut rauschte verstärkt durch ihren Körper, als Teena die kleinen Schamlippen aneinanderrieb, die nun anschwollen und Wellen der Erregung aussandten. Die Lust schwappte bis zur Klitoris, wo sie anbrandete und sie reizte.

Mit einem Mal war es stickig im Auto. Hatte der Fahrtwind eben noch für angenehme Kühle gesorgt, so staute sich trotz des Schattens nun die Sommerhitze im parkenden Wagen. Kleine Schweißperlen bildeten sich zwischen Teenas Brüsten.

Sie nahm ihren Busen in die Hände, quetschte ihn zusammen, damit er voluminöser aussah und die großen harten Brustwarzen vulgär zwischen den Fingern hervorstanden. Dann rieb sie mit dem Zeigefinger über die Warzenhöfe, ohne den Griff zu lösen. Sie seufzte wohlig und schmunzelte, weil sie an all die jungen Männer dachte, die sie wegen ihrer burschikosen Kleidung verschmäht hatten.

Wenn ihr wüsstest, was in mir steckt, dachte sie keck. Aber sie lernte sich ja gerade erst selbst kennen. In ihren früheren Beziehungen war sie nie so forsch rangegangen, wie sie es tat, wenn sie masturbierte.

Sie erblickte ihre Hochsteckfrisur im Rückspiegel. Mit einem schelmischen Lächeln zog sie die Essstäbchen aus dem Haar. Sie fasste die Stäbchen geschickt mit einer Hand und hielt sie parallel rechts und links neben die Klitoris, sodass sie zwischen den großen und kleinen Schamlippen zu liegen kamen, und drückte die Vorhaut herunter. Behutsam klemmte sie den Kitzler ein. Dann schob Teena die Essstäbchen vor und zurück. Sie rieben gegen den Stamm und stießen gegen die empfindliche Klitoris, was Teena an den Rand des Wahnsinns brachte.

Teena bäumte sich auf. Sie bog den Rücken durch und ließ ihr Becken kreisen. Es kitzelte, als die Feuchtigkeit zwischen ihren Pobacken hinablief. Anstatt ihn fortzuwischen, langte Teena zwischen ihre gespreizten Schenkel und massierte den cremigen Saft in ihren faltigen Ring ein. Das gleichzeitige Reizen von After und Kitzler war zu viel für Teena. Ihr Körper krampfte sich lustvoll zusammen. Sie hielt den Atem an. Es fiel ihr schwer, sich weiterhin zu stimulieren, während der Orgasmus sie ergriff und erschütterte. Sie zuckte auf dem Fahrersitz und stemmte die Füße gegen das Armaturenbrett, um Halt zu haben. Nur ein einziges Mal stöhnte sie, als die Erregung des Höhepunktes verebbte. Mittlerweile lag sie zitternd im Sitz. Ihr Mund war trocken, und sie rang nach Luft. Ihr Brustkorb hob und senkte sich.

Auf einmal raschelte es in den Holunderbüschen neben dem Discovery. Zuerst geschah nichts, doch dann kam ein Mann heraus. Er wischte sich mit einem Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn, rückte seine Krawatte zurecht und schloss hektisch den Reißverschluss seiner Bundfaltenhose. Immer wieder schaute er verstohlen zu Teena hinüber. Mit seinen weißblonden Locken sah er aus wie ein zerzauster Pudel. Er rannte über den Parkplatz und stieg in einen Ford. Eilig brauste er davon.

„Der Kerl hat mich beobachtet!“, entrüstete sich Teena. „Die ganze Zeit hat er zugeschaut, wie ich masturbiert habe.“

Sie sah an sich hinunter und war mit einem Mal beschämt. Nun, da das Nachglühen immer schwächer wurde und die Besonnenheit zurückkehrte, konnte sie nicht glauben, was sie soeben getan hatte. Ihre frisch gewonnene Freiheit zu feiern, war eine Sache, sich öffentlich selbst zu befriedigen, eine ganz andere. Sie hatte London doch gerade erst verlassen. Wie hatte sie sich nur derart gehen lassen können! Wie ein Flittchen saß sie auf dem Fahrersitz, die Beine weit gespreizt und den Busen entblößt. Ihr Lustsaft klebte an Fingern, Oberschenkeln und Schoß.

Mein Gott, sie hatte einem Fremden als Wichsvorlage gedient.

„Wie eine verdammte mobile Peepshow“, knurrte Teena wütend und richtete sich auf. In Windeseile zog sie Slip und Schuhe an, warf die Essstäbchen auf den Rücksitz und fuhr zur Tankstelle hinüber. Sie wusch sich notdürftig in der Toilette des Imbisses, kaufte sich eine Flasche Mineralwasser und verließ den Rastplatz so schnell wie möglich.

Teena schaltete das Autoradio ein. Billy Idols „Rebel Yell“ ließ die Boxen vibrieren, und sie schüttelte den Kopf. „Was bist du nur für eine Rebellin! Bereust deinen kleinen Aufstand schon kurz, nachdem er vorüber ist.“ Aber so war sie nun einmal – nicht im Einklang mit sich selbst.

Sie fuhr über Peterborough und Nottingham nach Leeds, wo sie die Abfahrt Darlington nahm. Die Aufregung wuchs mit jedem Yard. Am Himmel verdichtete sich ein Wolkenband, und in der Nähe der Küste frischte der Wind merklich auf. Teena durchquerte Durham, machte einen Bogen um Newcastle upon Tyne und ließ die Kleinstadt Morpeth hinter sich. Es begann zu regnen. Am Anfang nieselte es nur, doch schon bald schwoll der Regen an, und sie musste das Fenster schließen. Als sie Alnick erreichte, schaltete sie nervös die Scheibenwischanlage an und ging vom Gas. Kurz vor Bamburgh bog sie nach rechts ab und steuerte die Küste an.

Sechs Stunden zuvor war sie bei strahlendem Sonnenschein in London abgefahren, nun erreichte sie Gardenrye, und es schüttete wie aus Kübeln. Langsam fuhr sie die Hauptstraße entlang und schaute in die wenigen Seitenstraßen hinein. Gardenrye war wirklich ein Kaff, ein Küstenstädtchen, das so aussah, als würde es beim ersten Herbststurm weggefegt werden. Keines der Häuser hatte mehr als zwei Stockwerke, und an den Fassaden blätterte aufgrund des scharfen Seewinds die Farbe ab. Der Straßenbelag war hier und dort aufgerissen, und die Gullys liefen über, weil das viele Regenwasser nicht schnell genug durch die Kanalisation abgeleitet wurde. In Gardenrye gab es weder ein Krankenhaus noch ein Kino, und alle Imbisse schienen nichts anderes als Fisch zu servieren. Die Kirchturmuhr zeigte halb zwei nachmittags. Hoffentlich erwartete man hier nicht von ihr, dass sie jeden Sonntag die Kirche besuchte.

„Oh, Gott, worauf habe ich mich nur eingelassen?“, fragte sich Teena und steuerte den Parkplatz der Bezirksdienststelle an. Sie wollte sich bei den neuen Kollegen vorstellen, obwohl ihr Dienst erst am nächsten Tag begann. Danach würde sie ihr Appartement in der Shell Road beziehen.

Ihr Schirm, den sie immer hinter dem Fahrersitz liegen hatte, war noch an seinem Platz – allerdings im falschen Auto, jenem, das noch daheim in London stand. Die Koffer waren im Kofferraum, den sie nicht trockenen Fußes erreichen würde, und in der Tasche auf dem Rücksitz befanden sich nur der Kosmetikbeutel und ihre Unterwäsche. Der Regen prasselte unaufhörlich aufs Dach, und der Wind heulte um den Wagen. Teena würde völlig durchweicht sein, bevor sie das Gebäude erreicht hätte. Wenn jemand im Haus sie doch nur bemerkt hätte und sie mit einem Schirm abholen käme!

Sie spähte zu den Fenstern und beobachtete die Eingangstür, aber nichts regte sich. Über der Tür hingen in unregelmäßigen Abständen einzelne Messinglettern.

„Police Station City of Gardenrye“, las Teena und hoffte, dass die Polizisten hier sorgfältiger arbeiteten als der Handwerker, der die Lettern angebracht hatte.

Sie schaute zum Himmel. Das dunkle Wolkenband schien kein Ende zu nehmen. Es half nichts. Das Wetter würde sich nicht bessern, und wenn sie ihre künftigen Kollegen begrüßen wollte, musste sie den Wagen wohl oder übel verlassen.

Teena atmete tief durch. Dann nahm sie Autoschlüssel und Handtasche und öffnete die Wagentür. Sie musste sich kräftig dagegenstemmen, um herausschlüpfen zu können. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Sie senkte den Kopf, schlang die Arme um den Körper und ließ die Tür los, die der Wind sogleich zuwarf. Innerhalb weniger Sekunden war sie nass bis auf die Knochen. Tapfer kämpfte sie sich zum Kofferraum vor. Sie öffnete die Hecktür, griff den Hartschalenkoffer, in dem sich die Jacken und Pullover befanden, und hievte ihn heraus. Eilig schloss sie den Kofferraum und schleppte den Koffer zum Eingang, wobei ihre Handtasche ständig von der Schulter glitt. Teena mühte sich die drei Treppenstufen hoch. Erschöpft warf sie sich mit dem Rücken gegen die Eingangstür und stolperte, den Koffer hinter sich herziehend, in das Gebäude.

Klitschnass stand sie vor dem Empfang, hinter dem eine ältere Dame mit platinblonden hochtoupierten Haaren saß und sie argwöhnisch über eine Brille hinweg ansah.

Teena errötete. Sie kam sich wie ein begossener Pudel vor, zudem tölpelhaft und nackt, denn die weiße Bluse klebte an ihrem Oberkörper. Durch die Nässe war sie durchsichtig, sodass die Brustwarzen zu sehen waren. Steif vor Kälte standen sie ab.

Als Teena sich beschämt hinhockte und im Koffer nach einer Jacke kramte, bemerkte sie, dass Straßenschmutz an ihren Beinen hochgespritzt war und auch auf ihren weißen Ballerinas Flecken hinterlassen hatte. Teena wischte sich einige rote Haarsträhnen aus dem Gesicht und fischte einen braunen Cardigan aus dem Koffer. In diesem Moment war ihr egal, dass er farblich nicht zu ihrem Outfit passte. Hätte sie doch nur Jeans und T-Shirt getragen wie immer! Dann wäre sie jetzt nicht in solch einer peinlichen Situation.

Die Dame an der Anmeldung trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte.

Hastig schloss Teena den Koffer, richtete sich auf und streifte die Strickjacke über. Jetzt fühlte sie sich schon ein wenig besser.

Die Flucht nach vorne war meist der richtige Weg, mit einer peinlichen Situation umzugehen. Daher drehte sie sich schwungvoll um und ging zu dem Schreibtisch hinüber, den man offenbar zur Empfangstheke umfunktioniert hatte. Die Anmeldung befand sich in einer größeren Nische des Gangs, die wohl ursprünglich für die Garderobe gedacht war. Rechts und links standen graue Aktenschränke und an der hinteren Wand ein zweiter Schreibtisch mit zwei Rollcontainern darunter. Dann entdeckte Teena einen Computer. Es war zwar ein altes Modell, aber dennoch so etwas wie ein Hoffnungsschimmer. Eine dicke Staubschicht lag auf dem Gehäuse, und neben dem Bildschirm klebten zahlreiche gelbe Post-its mit Notizen.

Sie streckte der Empfangssekretärin die Hand entgegen. „Christeena McLight.“

„Haben Sie einen Termin?“, fragte diese und legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander.

Peinlich berührt, ließ Teena den Arm sinken. „Ja, aber erst morgen“, antwortete sie und war verwundert, dass ihr Name der Frau nichts sagte.

„Dann kommen Sie morgen wieder.“ Die ältere Blondine lächelte spöttisch und musterte den nassen Seidenrock, der an Teenas Spalte klebte.

Teena zog den Rocksaum straff und bemerkte dabei ein Namensschild: „Miss Monica Stew“. Eigentlich war es ein Computerausdruck, der in einer durchsichtigen Schutzhülle steckte. Jemand hatte ihn mit Tesafilm neben der Klingel auf den Schreibtisch geklebt.

Das ist ja noch fachmännischer als die Messingbuchstaben über dem Eingang, dachte sie sarkastisch, bemühte sich jedoch, freundlich zu bleiben. „Ich bin die neue Kollegin aus London.“

Monica hob die Augenbrauen. „Ach, ja? Davon weiß ich nichts.“

Teena ließ betrübt die Schultern hängen. Welch ein toller Start in ein neues Leben! Sie hatte ja nicht unbedingt damit gerechnet, dass das hiesige Polizei-Orchester, falls es denn eines gab, sie mit einem Konzert willkommen heißen würde. Aber dass nicht einmal ihr Arbeitsbeginn bekannt war, nagte an ihr. Sie war niedergeschlagen. Die endlosen Diskussionen mit ihren Eltern kurz vor der Abreise, die lange Fahrt quer durch England und die Angst vor dem Unbekannten, das sie erwartete, hatten ihre Euphorie gedämpft, und nun das.

„Wie war noch gleich Ihr Name?“, fragte Monica und nahm Bleistift und Papier zur Hand.

„Christeena McLight“, entgegnete sie und fügte eilig hinzu: „Christeena mit zwei ,e’.“

Die Empfangsdame musterte sie kritisch. Nachdem sie den Namen notiert hatte, nahm sie den Telefonhörer auf und drückte eine Schnellwahltaste.

Teena hörte, wie sich eine Männerstimme meldete.

„Eine Miss Christeena McLight steht vor mir, Christeena mit Doppel-,e’ „, näselte Monica in den Hörer und schob mit dem Bleistift ihre Brille ein Stück höher. „Sie sagt, sie wäre die neue Kollegin aus der Hauptstadt.“ Das letzte Wort betonte sie ironisch.

Der Sarkasmus in Monicas Stimme war unüberhörbar. Teena biss die Zähne zusammen. Zugegeben, sie war unpassend gekleidet und recht ungeschickt in das Polizeirevier gepoltert. Aber sie hatte doch eine Chance verdient!

Was hatte diese Lady nur gegen sie? Lag es am Altersunterschied? Teena schätzte sie auf Ende vierzig. Waren sie einfach nicht vom gleichen Schlag? Im Gegensatz zu Teena hatte Monica ihr Gesicht kräftig mit dem Schminkpinsel bearbeitet. Auf ihrer Haut glänzte eine dicke Schicht Make-up. Sie trug türkisfarbenen Lidschatten und einen schwarzen Lidstrich, wie es in den siebziger Jahren modern gewesen war. Der perlmuttfarbene Lippenstift rundete das altmodische Bild ab. Anstelle der Augenbrauen hatte Monica schwarze Rundbögen, die mit einem Kajal aufgemalt waren. Sie schien sich mit dem Schminken ebenso wenig zurückzuhalten wie mit ihrem Sarkasmus und sah aus, als wäre sie in einen Farbtopf gefallen. Aber verurteilte Teena sie deswegen? Nein! Leider konnte sie bei Monica nicht mit dem gleichen Verständnis rechnen.

Nachdem Monica aufgelegt hatte, legte sie Bleistift und Block beiseite. „Matthew Hallow hat gleich Zeit für Sie. Er ist der Dienststellenleiter.“

„Ich weiß. Danke.“ Teena nickte und wischte sich einen Tropfen ab, der sich aus dem Haar gelöst hatte und nun ihre Wange hinunterlief.

„Sind Sie von Scotland Yard nach Gardenrye strafversetzt worden?“, fragte Monica spöttisch und hob ihre falschen Augenbrauen.

Nicht von Scotland Yard, sondern von meinem Vater, dachte Teena, entgegnete jedoch: „Ich habe gerade erst die Polizeischule abgeschlossen.“

„Ach herrje, ein Frischling.“ Mit diesen Worten erhob sich Monica und ging zur Kaffeemaschine hinüber, die auf einem Aktenschrank stand. Sie schüttete Kaffee in einen Becher, auf den das Foto eines Irish-Setter-Welpen gedruckt war. Den Rücken zu Teena gewandt, trank sie einen Schluck, nahm die Newcastle Daily News zur Hand und blätterte gelangweilt in der Tageszeitung.

Das kann ja heiter werden! Eine erste Freundin habe ich schon gewonnen, dachte Teena ironisch.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ein Mann mit grauem Backenbart aus einem der angrenzenden Büros trat. Er trug Jeans und ein blau gestreiftes Hemd unter seiner dunkelblauen Baumwollweste, die sich eng um sein Bäuchlein spannte. Mit forschem Schritt kam er auf sie zu und reichte ihr die Hand. „Matthew Hallow. Willkommen.“

Erleichtert begrüßte Teena ihn.

„Kommen Sie, kommen Sie.“ Er bedeutete ihr hektisch, ihm zu folgen, und schritt zu einem Raum am Ende des Gangs.

Unsicher blickte sie von ihrem Koffer und der daraufliegenden Handtasche zu Monica hinüber, die sich endlich umgewandt hatte.

„Sie können sie ruhig dort stehen lassen. Wir sind schließlich auf einem Polizeirevier. Hier wird nichts gestohlen“, bemerkte die Empfangssekretärin spitz.

Teena lächelte bissig, nahm ihre Handtasche und eilte ihrem neuen Chef hinterher. Sie hörte Monica prusten und fühlte sich falsch verstanden. Die Tasche hatte sie nur für den Fall mitgenommen, dass Mister Hallow noch Unterlagen von ihr benötigte oder sie sich ausweisen musste.

Als sie den Raum betrat, in dem Mister Hallow und ein weiterer Kollege auf sie warteten, erkannte sie, dass es sich um ein Besprechungszimmer handelte, das wahrscheinlich auch als Pausenraum genutzt wurde, denn auf einem Beistelltisch lag eine zusammengeknüllte Bäckertüte neben einer mobilen Kochplatte, die offensichtlich schon lange nicht mehr gereinigt worden war. Gleiches galt für die Gardinen, die an den Fenstern hingen und mehr gelb als weiß waren. Draußen trommelte der Regen an die Scheiben. Teena wünschte, sie könnte sich mit einer Tasse Tee auf ein gemütliches Sofa zurückziehen, aber jetzt war nicht der Moment, um zu schwächeln. Niemand hatte gesagt, dass ein Neuanfang in der Fremde einfach werden würde.

Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich und straffte die Schultern.

„Guten Tag, mein Name ist Christeena“, begrüßte sie den älteren Kollegen, der sie misstrauisch beäugte, während er an seiner Dunhill zog. Er saß vor einem überquellenden Aschenbecher auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches.

Seine Antwort war knapp und unmissverständlich. „Mister Poth.“

Waren alle Menschen in Gardenrye ungehobelte Klötze? Sie war froh, ihm nicht die Hand gereicht zu haben.

„Das ist Lewis Poth, der Älteste bei uns. Sie können viel von ihm lernen.“ Geräuschvoll rückte Hallow den Stuhl am Kopf des Tisches zurück und setzte sich.

Niemand bat Teena, Platz zu nehmen, daher blieb sie aus Protest stehen. Sie war höflichere Umgangsformen gewöhnt. Nun gut, sie befand sich nicht im Ritz Carlton und auch nicht im Harrods und konnte nicht erwarten, dass die Angestellten um sie herumschwirrten und ihr die Wünsche von den Augen ablasen. Doch mit solcher Schroffheit hatte sie nicht gerechnet.

„Wir sind eine sehr kleine Bezirksdienststelle”, erklärte Hallow.

„Wir leben ja auch in einer kleinen Stadt“, knurrte Poth und drückte seinen Zigarettenstummel aus.

„Außer uns beiden gibt es nur noch Joshua Cardiff, der bisher mit seinen 28 Jahren unser jüngster Kollege war“, fuhr Hallow fort. „Nun sind Sie unser Nesthäkchen.“

Wie Teena diesen Begriff hasste! Da war sie extra ans andere Ende von England gereist und war nun wieder nur „die Kleine“.

Poth zündete sich eine neue Zigarette an und musterte Teena von oben bis unten. Als er ihre beschmutzten Beine und Ballerinas sah, rümpfte er die Nase. „Es regnet.“

„In London schien die Sonne“, entgegnete sie kühl.

Er inhalierte den Rauch tief in seine Lungen und stieß ihn kraftvoll wieder aus. „Bei uns weht ein anderer Wind.“

Langsam wurde Teena wütend. Was bildete sich dieser Poth überhaupt ein? Scharf sagte sie: „Das habe ich bereits gemerkt. Es ist deutlich frostiger in Gardenrye.“

Er murrte, schwieg jedoch und begann, sein Feuerzeug unentwegt an- und auszumachen. Es war augenscheinlich ein Werbegeschenk der hiesigen Apotheke, denn der Name „Pharmacy Gardenrye“ stand in gelben Blockbuchstaben darauf.

Hallow lachte. „Lewis Poth, bärbeißig wie immer, doch er hat einen weichen Kern, glauben Sie mir.“

Skeptisch runzelte sie die Stirn.

Hallow deutete auf die offen stehende Tür in Richtung Anmeldung. „Und dann ist da noch unser guter Geist, Monica Stew. Sie haben sie ja schon kennengelernt.“

Guter Geist? Dass ich nicht lache, feixte Teena bei sich und vermutete, dass sich die Empfangsdame nur mit Männern gut verstand. Solche Frauen gab es. Nur warum musste Teena unbedingt einem solchen Exemplar begegnen? Zum Glück schien wenigstens Matthew Hallow ein netter Mensch zu sein. Sie vermutete, dass er wenige Jahre jünger war als Poth. Sein ergrauter Backenbart ließ ihn älter erscheinen, während das Haupthaar noch dunkelblond und füllig war, doch seine Augen strahlten in einem satten Eisblau.

„Übrigens duzen wir uns hier alle“, fügte er hinzu und schaute auf seine Armbanduhr. „Also, ab jetzt bin ich Matthew für dich.“

Teena blickte Poth herausfordernd an, doch dieser paffte stumm weiter. Offenbar hatte er nicht vor, ihr ebenfalls das „Du“ anzubieten.

Dann sprach Hallow weiter: „Ein kleines Team muss zusammenhalten. Du wirst deinen Platz darin finden müssen, sonst wird es nicht funktionieren.“

Sollte das eine Anspielung auf die schlechten Schwingungen zwischen ihr und Lewis sein, oder hatte er mitbekommen, dass sie sich auch mit Monica nicht verstand? Sie begann sich zu fragen, ob der schlechte Anfang ihre Schuld war, immerhin hatte sie es sich bereits mit zwei neuen Kollegen verdorben.

„Ah, da ist er ja“, sagte Matthew und winkte einen jungen Mann herein, der seine braunen Haare aus der Stirn gegelt hatte. Er trug eine schwarze Hornbrille und ein grünes Hemd mit weißem Blumenmuster. Teena war hin- und her-gerissen, ob sie seinen Retrolook interessant oder völlig daneben fand.

„Joshua, das ist unsere neue Kollegin Christeena.“ Wie ein Lotse, der auf dem Rollfeld stand und ein Flugzeug einwies, deutete Matthew dabei unentwegt mit beiden Händen auf sie. „Christeena mit zwei ,e’.“

Sie biss die Zähne zusammen. Musste er darauf herumreiten? Während Lewis grinsend den Kopf schüttelte, hatte sie bei ihrem Chef das Gefühl, dass er die Schreibweise ihres Namens ohne Anspielung erwähnt hatte. Er blickte immer noch freundlich drein, und sein Lächeln wirkte aufmunternd und nicht gekünstelt.

Joshua nickte zur Begrüßung in ihre Richtung. Dann wandte er sich an Matthew. „Ich habe den Fall mit dem geklauten Fisch aufgenommen und Chris Sikes erst einmal nach Hause geschickt, bevor sich seine Frau Sorgen macht, wo er bleibt.“

„Gestohlener Fisch?“, entfuhr es Teena, bevor sie darüber nachdenken konnte. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Diesmal war sie es gewesen, die spöttisch geklungen hatte. Der Sarkasmus der Menschen hier färbte bereits auf sie ab.

Joshua stemmte die Hände in die Hüften und baute sich vor ihr auf. „Findest du das lächerlich?“

„So war das nicht gemeint“, gab sie kleinlaut von sich.

„Sikes ist Fischer in der dritten Generation. Er fährt täglich mit seinem Kutter raus aufs Meer, egal bei welchem Wetter, um seine Familie zu ernähren. Fünf hungrige Mäuler warten zu Hause auf ihn.“ Er sagte das ruhig, aber energisch. „Wenn jemand seinen Fang stiehlt, haben seine Frau und seine Kinder nichts zu essen.“