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Bewegt   Reihe: Grafo

Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet dieses Buch in der Deutsche Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Erste Auflage 2010

© Größenwahn Verlag Frankfurt am Main Sewastos Sampsounis, Frankfurt 2010

© Gesellschaft der Griechischen AutorInnen in Deutschland e.V.

www.groessenwahn-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-942223-02-7

eISBN: 978-3-942223-62-1

Sevastos P. Sampsounis

(Hrsg.)

Bewegt

Kurzgeschichten

Deutsch - Griechisch

Eine Anthologie der
Gesellschaft Griechischen AutorInnen in Deutschland e.V.
aus Anlass des 50-jährigen Arbeits-Anwärter-Vertrages
zwischen Deutschland und Griechenland.

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IMPRESSUM

Bewegt

Reihe: Grafo

Herausgeber

Sevastos P. Sampsounis

Gesellschaft der Griechischen Autorinnen in Deutschland e.V.

Seitengestaltung und Coverumschlag:

Größenwahn Verlag Frankfurt am Main

Schriften:

Constantia und Lucida Calligraphy

Coverbild:

Alexios Mainas

Übersetzungen und Lektorat:

Thalia Andronis, Helge Binder, Sophia Georgallidis, Niki Eideneier, Hans Eideneier, Maria-Elena Elefterie, Carolin Mader, Alexios Mainas, Reta Mavrogiorgi, Brigitte Münch, Elena Pallantza und Maria Thomas.

Größenwahn Verlag Frankfurt am Main

Oktober 2010

ISBN: 978-3-942223-02-7

eISBN: 978-3-942223-62-1

I N H A L T

Vorwort

MICHALIS PATENTALIS

Einführung

NIKI EIDENEIER

Island

THALIA ANDRONIS

Der Sitzplatz des Anderen

ELENI DELIDIMITRIOU-TSAKMAKI

Immer in Bewegung

SOKRATES GIAPAPAS

Die Weihgabe

ELSA KORNETI

Nichts geht mehr

GIORGOS KROMMIDAS

Eine heldenhafte Nacht

PETROS KYRIMIS

Die Anemonen

KYRO PONTE

Φ

ALEXIOS MAINAS

Warten auf Äsop

BRIGITTE MÜNCH

Mantzikert

DIMITRIOS NOLLAS

Spuren im Schnee

ELENA PALLANTZA

Stillgestanden

MICHALIS PATENTALIS

Hier kommst du nicht durch, Maria …

SEVASTOS P. SAMPSOUNIS

Ich bin Schriftsteller

STAVROS STAVRIANIDIS

4.33′ Musik der Stille

LOUKIA STEFOU

Rehalgelismen

ELENI TOROSSI

Georg der Glocken-Heilige

GIORGOS VALASIADIS

Biographisches

Vorwort

MICHALIS PATENTALIS

Vorsitzender der
Gesellschaft der Griechischen Autorinnen in Deutschland e.V.

Geehrte Leserinnen, geehrte Leser,

als wir im Dezember 2006 die neue Gesellschaft der Griechischen Autorinnen in Deutschland (GGAD) gegründet haben, war unser Bemühen, eine literarische Plattform zu schaffen, worauf alle Menschen Platz finden, die sich mit der Literatur der Griechen in Deutschland beschäftigen oder sich dafür interessieren. Mitglieder unserer Gesellschaft sind Schriftsteller und Schriftstellerinnen, Übersetzer und Übersetzerinnen, Essayisten, Journalisten und Kritiker, Professoren und Lehrer, die in Deutschland leben und unter anderem die Verbreitung der griechischen Literatur im deutschsprachigen Raum fördern oder fördern wollen.

Gegen die These »Griechische Literatur ist nur die Literatur, die auf Griechisch geschrieben wird«, unterstützen wir die griechische Seele des Schriftstellers in der Diaspora bei den Verwandlungen, die er und sein Werk freiwillig oder unfreiwillig, inmitten der beiden Kulturen, in denen er lebt und schafft, zu bestehen hat, unabhängig davon, in welcher Sprache sein literarisches Wort Ausdruck findet. Für uns ist ›griechischer Schriftsteller‹ der, welcher griechisch denkt. Die Mittglieder der GGAD fungieren mit ihrem Werk wie literarisch "kommunizierende Röhre" zwischen der deutschen und der griechischen Gesellschaft. Besonders für die heutige Wirklichkeit ist die Existenz einer solchen Institution sehr wichtig, denn sie bietet durch die Literatur die Möglichkeit eines besseren Verständnisses der Multikulturalität. Eine besondere Brücke schlägt in diesem Zusammenhang der Beitrag von Dimitrios Nollas, Ehrenmitglied der GGAD, wofür wir uns bei ihm herzlich bedanken.

Die Überlegungen, welche zum Erstellen dieser Anthologie geführt haben, gründen auf den Versuch unserer Gesellschaft, das Werk der griechischen Schriftsteller Deutschlands bekannter zu machen. Der ausgewählte Titel Bewegt drückt in allen Beiträgen den Geist dieser Anthologie aus: Eine unaufhörliche geistige und körperliche Bewegung, die Menschen, Ereignisse und Lebensläufe bestimmt und den Leser ›bewegt‹.

Die griechischen Autorinnen und Autoren Deutschlands werden zu Zeugen einer nicht beglichenen Rechnung und bemühen sich, auf ihre Art und Schreibweise sie zu begleichen, indem sie mit ihrem Werk das bereits Festgefahrene in Bewegung setzen.

Viel Vergnügung!

Einführung

NIKI EIDENEIER-ANASTASIADI

Requiem für eine ganze Generation

… es sind Menschen gekommen!

Das mit meinem Lachen
was meinem Weinen
Max Frisch sagte meinem Sprechen
war meinem Tanzen.
seiner Zeit Jetzt bin ich müde.
sehr schön. Bitte
Für mich glaube es mir,
war das nichts Neues ich bin ein Mensch.
ich habe es Sag bitte nicht
schon immer gewusst andauernd
dass ich dass
ein Mensch bin. auch
Hier ich
muss ich ein Mensch bin.
es jeden Tag Es macht mich traurig.
beweisen,  
  May Papoulias

Fünfzig Jahre und doch Mensch geblieben! Mit allen Wünschen und Träumen, den Hoffnungen, der Begeisterungsfähigkeit, der Freude über das Geschaffene, die Familie, die meistens wächst und gedeiht bis in die dritte Generation hinein, die vierte schimmert bereits durch. Ein gelungenes Leben? Ja, ein gelungenes Leben.

Auch wenn die Kräfte nachgelassen haben, das Haar weiß geworden ist, die Gelenke schmerzen und die Schäden von der schweren geleisteten Arbeit quälen, diese Menschen sind zufrieden. Sie vergessen nicht. Sie beschönigen nichts. Sie stoßen noch heute an die Grenzen ihres Verständnisses, warum hat alles so kommen, warum haben sie ihre Heimat verlassen müssen, ihre Eltern, ihre Kinder, ihre geliebten Personen, die ärmliche Hütte mit dem Gärtchen davor, die gute Luft. »Für ein Stückchen Brot, für die Zukunft unserep Kinder« sagen sie sich noch heute.

Sie haben ein hohes Alter erreicht. Die Sehnsucht ist noch immer da. Sie fahren oft ›nach Hause‹. Die Wege sind kürzer und billiger geworden. Oft gibt es wirklich dort ein Haus, das sie selbst gebaut haben, um im Alter sich darin einzunisten; sie pflegen es, vermieten es nicht, auch wenn es die ganze Zeit leer steht, denn sie verbringen nur ›die Ferien‹ dort, was sollen sie die übrige Zeit dort schon machen? Die alten Freunde sind weg, die noch älteren gestorben, die gleichaltrigen in die Städte gezogen - dort gibt es Ärzte und Apotheken um die Ecke, die Kinder arbeiten in der Stadt, sie müssen auf die Kindeskinder aufpassen. Einsamkeit. Fremdheit. Sogar die Sprache ist nicht mehr dieselbe wie damals, sie werden belächelt, da sie ein paar „deutsche“ Wörter mit verwenden: Brotsakia, Kranfiras, Abanos, Aha. Doch ab und an haben sie einen Sommernachbarn, der auch irgendwo in Deutschland ein „Gastarbeiter“ gewesen war. Sie freunden sich schnell miteinander an, sie können sich austauschen, sie haben dieselben Erfahrungen gemacht. Ein Stück Heimat in der Heimat. Sie freuen sich sehr.

Aber dann kommt die Zeit der Rückkehr. ›Jede Reise ist eine Rückkehr‹ singt ein bekannter Sänger. Beladen mit allen Köstlichkeiten des heimatlichen Sommers, mit einer schönen Sonnenfarbe, mit allerlei Geschenken für die hiesigen Freunde, den Willi, die Gudrun, deren Enkel, ach ja und für die kranke Tante Hanna ein Glas Blütenhonig vom Berg. Der tut gut! Und Bergtee für den langen Winter. Den gibt es doch auch in Deutschland! Ja, aber der ist selbst gesammelt. Damit die Sehnsucht wach bleibt. Sie sind zufrieden. Mit dem, was gewesen ist, zur Zeit ist und was noch kommen wird. Sie leben alles, Gutes und Schlechtes, sie warten nicht auf den Tod. Der wird schon von selbst kommen.

Sie sind zufrieden. Sie sind Menschen. Und aus deren Mitte stammen Künstler, Musiker und Filmemacher, Schauspieler und Fotografen, Maler und eine nicht zu übersehende Anzahl von Schriftstellern, wie die, welche Sie, verehrtes Lesepublikum, durch dieses Buch kennen lernen werden.

Und dafür ist dies Jahr ein großes Fest. Mit Heimat von dort und Heimat von hier. Mit vielen Liedern, alt und neu. Zum Selbersummen, zum Tanzen. Zusammen mit der Familie, mit alten und neuen Freunden, mit „fremden“ Freunden aus aller Welt, die sich hier auch nach einem Stück Heimat sehnen. Es gibt Fotos vom Damals, und es gibt sie vom Heute. Und Filme und Erzählungen und Gedichte ›aus deren Knochen, den heiligen‹. Und es gibt Freiheit.

Das ist ein Fest!

Dieser Text wurde bei der Großveranstaltung „Die Griechen kommen“ vom 27. bis 30. Mai in Mainz gehalten als Auftakt zur Lesung von sechs griechischen Autoren am 28. und 30. Mai im „Frankfurter Hof“ der Stadt.

THALIA ANDRONIS

Island

Ich war noch ein kleines Mädchen, als mir Island in den Schoß fiel. Flupp. Einfach so. Floss durch mein Hirn in die Finger auf ein liniertes Blatt Papier, floss mit der Tinte aus einem zerkauten Füllfederhalter in die Form meiner krakeligen Kinderschrift.

Gut, sagte die Tante, der ich die Schmierblätter zur Korrektur vorlegte. Gut, sagte sie kühl und ohne ein bisschen Vergnügen über den phantastischen Islandausflug, den ich in meinem Aufsatz beschrieb. Sie begriff nicht, dass mir Island in den Schoß gefallen war, einfach so. Sie begriff nicht, dass ich etwas wusste, was ich nicht hätte wissen sollen. Kein Kind reist allein dorthin, in dieses weite, sonderbare Land. Doch ich tat es. Denn das Schicksal meinte es gut mit mir und ließ mich eine Reise gewinnen, und die Welt meinte es gut mit mir und ließ mich ohne die übliche Erlaubnis auf einem Schiff die Reise antreten –zwölfjährig, in Begleitung einer Schar von bunten, namenlosen Gestalten. Natürlich war Island das Ziel, gar keine Frage. Island fiel mir in den Schoß, einfach so.

Die Ankunft war erregend, ich fühlte mich frei, was spielte es schon für eine Rolle, dass ich zwölf Jahre alt war – auch für meine Reisegefährten war dies ohne Belang. Sie selbst waren so alterslos wie ich, mochten sie auch fünfzig-, siebzig-, oder dreißigjährig sein, und, beileibe, sie waren ohne nennenswertes Geschlecht. Es störte mich keine von ihnen, als ich auf die Uferpromenade trat, niemand schwatzte mir die Ohren voll oder trübte meinen Blick auf den eisblauen Himmel. Und ich ging aufrecht und geradeheraus, vergnügt, wie vielleicht nur eine alterslose Zwölfjährige vergnügt sein kann. Zielstrebig voran, den Weg blindlings findend, die Augen unentwegt am Himmel und seinen scharf umrissenen Linien. In jener ersten Nacht feierten wir und schliefen in einem kleinen, unscheinbaren Hotel. Ich lag in einem butterweichen Bett und fühlte mich frei, frei und unendlich geborgen.

Heute kenne ich Island aus seltsam anmutenden Filmen: ein sonderbares kleines Völkchen in einem bizarr erscheinenden Land voll eishauchender Feen und Gnome, die wie aus dem Nichts auftauchen und Fremdlinge vor Schreck und Staunen zu Eissäulen erstarren lassen – um sie anschließend wie neugeboren wieder ihre Heimreise antreten zu lassen.

Damals kannte ich Island nicht. Ich wusste nicht, dass mir etwas Wunderliches widerfahren würde. Ich bin schlicht nur eingetaucht in dieses Land, in seinen Namen: Island. Schloss die Augen, beugte mich behutsam vor und ließ meine Nase jene gallertige Wand durchstoßen, durch die, obwohl sie durchscheinend ist, wir nicht hindurchblicken können. Ich schob meinen Kopf noch ein Stück weiter vor, senkte ihn auch ein wenig dabei und war schon hindurch, hineingetaucht in Island. Ich weiß nicht, wer mich auf diesen Ausflug schickte. Denn schließlich wanderte ich. Und ich schaute und schaute, gedankenversunken in jener grünbraunen Weite. Dass ich mich verlor, versteht sich fast von selbst.

Alles verlor ich gleichermaßen, nichts blieb erhalten in jenen Augenblicken vollendet scheinender Auflösung, nicht ich, nicht das Land, nicht die Gefährten. Nur Leere sah ich und ich hörte nur Leere. Unter mir wuchs Gras fein wie Moos, gleichförmig und ununterscheidbar. Am Horizont verschmolz das Land mit dem Himmel und am Himmel selbst war kein Wölkchen. Ich hatte die Geysire längst passiert, Wärme und Wunderlichkeit längst hinter mir gelassen. Warum ich in die graubraune Wüste trottete, wusste ich längst nicht mehr. Gibt es Bäume in Island? Wahrscheinlich gibt es sie. Gibt es sie auch dort oben auf den ansteigenden Weiten? Auf dem Weg zu den ewigen Gletschern, den Berghöhlen und Felsspalten? Mir scheint, dort gibt es keine. Es gibt nur Wind dort, grau-braun-grünen Wind und gleißend weiße Luft. Mir schwant, es hätte ein Pferd gegeben, das mich aufgelesen, herumgetragen, mich auf den Berg und den Gletscher geschleppt und dort abgeworfen hat. Mir schwant, dass es dieses Pferd vielleicht auch gar nicht gegeben hat und nur meine Phantasie mir einen dummen Streich spielt. Doch ich erinnere mich an seine flatternde Mähne, als es mir seine Flanken zuwandte und in halsbrecherischem Tempo den Berghang hinunterraste. Und ich saß im Schnee, ich oder jemand, den ich dafür hielt. Mir fiel ein, dass ich zwölf Jahre alt war, aber vielleicht war ich auch siebenundvierzig, und dass ich die Aufgabe hatte, einen Aufsatz zu schreiben. Ich streckte meine Nase, mein ganzes Gesicht durch die wabernde Gallertwand, nur um zu erkennen, dass ich drüben ebenso verloren war wie hier. Also trat ich wieder zurück und blieb.

Verloren sein heißt, sein Herz zu verlieren, ihm nachzuschauen, wie es im Galopp aus seinem Körper hervorbricht, wie es den Magen zusammenwürgt, die Lungen lähmt, die Gedärme zerquetscht und das Hirn zu Brei schlägt. Verloren sein heißt, vor Angst den Verstand zu verlieren mitsamt seinem Herzen, vor ständigem Schwindel zu taumeln, vor Einsamkeit um sein Leben zu fürchten. Es heißt, vor Hitze zu vergehen und zu erfrieren gleichzeitig, gleichermaßen zu einem unauflöslichen Bleiklumpen zu schmelzen und sich aufzulösen und zu verfliegen wie Äther. Die schwerste Erde zu werden und der flüchtigste Wind.

Wir feierten in jener ersten Nacht und schliefen in diesem kleinen Hotel. Später lag ich in meinem butterweichen Bett und war frei – frei und unendlich geborgen.

Der Morgen kam ungefragt und sonnig, die Gefährten und ich waren gut gelaunt und gerüstet für den anstehenden Ausflug. Nicht dass ihre Anwesenheit von erheblicher Bedeutung gewesen wäre, obschon sie mit mir plauderten und sich amüsierten und alles sahen, was ich sah, und mit mir waren, obwohl ich ohne sie war. Wir zogen auf Pferden durch die Landschaft, trunken von Licht und Luft und fremden Düften, versonnen nach dem Wasser suchend, das in kleinen, warmen Tropfen zu uns herüberwehte. Geysire! Ich gab dem Pferd die Sporen, als ich ihre Witterung aufnahm, und es trabte brav zu den Quellen. Brav ließ es mich auch absteigen und das heiße Sprudeln betrachten, brav harrte es aus, bis ich das farbig reflektierte Licht bestaunt hatte und von den schwefligen Dämpfen schon zu taumeln begann. Brav ließ es mich schließlich wieder aufsteigen, nachdem ich alles um mich herum vergessen hatte vor lauter Bewunderung. Gedankenversunken stieg ich auf, weil es auffordernd den Kopf gehoben hatte, und ehe ich über mein nächstes Ziel auch nur nachdenken konnte, raste es los. Wildwütig und ohne jede Vorwarnung ging mein Pferd durch. Ich krallte mich in seine Mähne, mir schwanden die Sinne, und so merkte ich noch nicht, wie sehr ich mich fürchtete. Wir galoppierten den Hügel hinunter und den nächsten wieder hinauf und immer so weiter, bis das Blau des Himmels langsam blasser wurde und das Tageslicht immer mehr an Kraft verlor und ein fremdartig gleißendes Licht mir unversehens in die Augen stach. Schnee! Unverwüstlich hatte mich das Pferd in die Berge getragen auf verschneite Hänge, und hörte nicht auf, bis es dampfend die Gletscher erreichte. Da warf es mich ab, und ehe ich begriff, wo ich mich befand, galoppierte es den Berg wieder hinunter und den nächsten wieder hinauf und immer so weiter mit unveränderter Geschwindigkeit, bis es sich aus meinem Gesichtsfeld verlor. Und, ja, so fiel ich denn Island in den Schoß. Einfach so.

So ist es mit den Dingen, die man zu lenken und zu beherrschen glaubt. Sie geben sich einem willig hin, schauen einem treuherzig in die Augen, lächeln einem verführerisch zu und versprechen ein ordentliches, kontrollierbares Glück. Ich glaubte, ich würde Island entdecken, doch Island entdeckte mich. Es ist sehr merkwürdig, von Island entdeckt zu werden. Jeden, den Island entdeckt, nimmt es auf den Schoß; und niemand, der auf Islands Schoß sitzt, kann verhindern, sich wie ein kleines Kind zu fühlen. Es streichelt einen und haucht einem gefrorene Küsse auf die Wange und pustet übers Kopfhaar, das zu glitzern beginnt, als wären tausende von kleinen Eiskristallen in die Strähnen geflochten. Ich patschte mit kleinen Kinderhänden um mich und griff nach den knorrigen Händen, die mich hielten. Und obschon ein eisiger Hauch um Islands Kopf herum wehte, stieg aus seinem Schoß wohlige Wärme herauf, und das Schwierigste ist, die Verwirrung auszuhalten, die von gleichzeitiger Wärme und Kälte erzeugt wird, von schwerster Erde und flüchtigem Wind.

Und dann war es Zeit, mich zu fürchten – und ich fürchtete mich. Geblendet von weißem Glanz bedeckte ich meine Augen und konnte doch nichts anderes entdecken als Eis und Schnee. Das Tageslicht war ein dünner Faden geworden, locker über den Horizont geworfen. Jeden Moment wartete ich darauf, dass es Nacht würde, der Faden dünner und dünner und schließlich der Himmel mit den Bergen verschmelzen würde. Ungläubig starrte ich in die Richtung, in die das Pferd verschwunden war. Ein eisiger, stimmloser Wind fegte über den Abhang und mir schien, als hätte nie ein Hufschlag diese kalte, windige Stille durchbrochen. Schwerfällig erhob ich mich aus dem Schnee, zog mir den Anorak enger um den Leib und fragte mich, ob mich wohl eher die Angst töten würde oder die Kälte. Der Berg ist voller Gnade, obwohl er keine Gnade kennt. Angst ist gnadenlos und sehnt sich doch nach nichts mehr als nach Gnade. Ich drehte dem Abhang den Rücken und stieg weiter hinauf.

Wind und Verlorenheit waren die einzigen Stützen auf dem einsamen Hang. Bekanntes mag schmerzlich sein und doch ist es vertraut, ein grausamer Weggenosse. Grausam, wie gut ich ihn kenne, und grausam, wie sehr er mich hält. Und grausam auch die verderbliche Lust des Altbekannten auf sich selbst. Verloren war ich schon lange, wenn ich es recht bedenke, schon eine Ewigkeit lang. Aus der Ewigkeit stammte auch der Wind, nein, er war die Ewigkeit selbst. Er hatte nichts von der Kleinlichkeit des Vorübergehenden. Verlorenheit verliert sich in der Weite. Wind ist die Weite selbst.

Er schob mich, der Wind. Er schob mich weiter hinauf auf den Gletscher, ohne Aufsehen, ohne Mühe, ohne Reue. Ich lief gleichmäßig, hypnotisiert von der Kälte, ab und zu vorwärts gestoßen von einer kräftigen Böe. Ich weiß nicht, woher sich dieses kleine, selige Lächeln auf meine Lippen schlich. Ich ahnte wohl den nahenden Gipfel. Oder vielleicht auch die Nähe des Himmels, an den ich mit jedem Schritt weiter heranrückte. Das Ende ahnte ich noch lange nicht.

Unvermittelt legte sich der Wind – wenige Momente nur, doch das genügte, um mich auf dem steilen Hang hintenüberfallen zu lassen. Mit einem gedämpften Laut und einem runden, tonlosen Oh! landete ich im Schnee, griff taumelnd an einem Felsen nach Halt, und dann sah ich sie – nein, sie erschien mir und offenbarte ihre klaffende, unüberbrückbare Tiefe. Eine breite, weiße Gletscherspalte kreuzte meinen Weg und beendete jäh meine Wanderung. Ich spürte mein Gesicht zucken, unentschieden zwischen einer Grimasse des Schreckens und der weiter drängenden, recht wunderlichen Seligkeit des Lächelns. Schließlich war ich verblüfft, und das schien mir eine akzeptable Mischung von Schrecken und Seligkeit zu sein. Neugierig zog ich mich auf die Knie und reckte mich bis über die Gletscherkante, um in die Tiefe zu schauen. Und war ich bis dahin verblüfft, so wurde ich nun hin und her gerissen zwischen Entsetzen und einem herausplatzenden Lachen. Ungläubig schloss ich die Augen und schaute gleich wieder hinunter: In einer Tiefe von zehn, zwanzig Metern stand eine Gruppe voll ausgestatteter Feuerwehrmäuse und hielt ein Sprungtuch bereit. Jawohl, Feuerwehrmäuse! Sie streckten mir ihre spitzen Mausgesichter entgegen, behelmt mit großen roten Feuerwehrhelmen, aus denen ihre Mäuseohren hervorlugten. Spring, riefen sie mir zu, spring endlich! Wir fangen dich auf, spring!

Verlorenheit, Entsetzen, Angst und der Ernst des Lebens werden schlagartig außer Kraft gesetzt, wenn mich Feuerwehrmäuse auffordernd anschauen und mir aus spitzen Mündern riskante Dinge zurufen. Nacht und Kälte verlieren ihre Schärfe, wenn Mäuseäuglein glühn und glänzen, als wären sie polierte Lavaknöpfe. Da brach die lauernde Welle aus meiner Kehle und ich lachte, lachte aus einem grollenden Urgrund heraus, der dem Abgrund des Gletschers selbst zu entstammen schien. Ich lachte und hörte die Mäusestimmen an den eisigen Gletscherwänden zirpend widerhallen. Ich lachte und spürte schmerzlich die Freude, die durch mein Inneres drang.

Lachen hat einen eigenen, rollenden Charakter, rührt aus der Tiefe der Seele und wurzelt in den Keimzellen, am tiefsten Punkt unseres Körpers, dort, wo sein Schwerpunkt liegt und aus dem heraus wir all unsere Kinder gebären. Das Lachen bahnt sich den Weg durch den Rumpf hinauf, schallt aus den Mündern und lässt die Extremitäten erzittern. Das Lachen bahnt sich einen Weg aus dem Himmel und fährt ein wie der Heilige Geist, sät die göttliche Kindlichkeit.

Ich sprang.

Wäre ich nicht gesprungen, wäre ich meine eigene Gefangene geblieben, ich, ein Gletscherberg, vereist und abgeschottet, während mich tief in meiner Mitte das Magma zu versengen drohte. Wäre ich nicht gesprungen, hätte mich der Berg gefressen, hätte ich mich selbst verzehrt mit Haut und Haar, mit Wort und Silbe. Geist und Atem hätten sich verschlungen, Licht und Wärme sich zersetzt. Nur weil ich sprang, konnte ich die Öffnung ahnen, den unscheinbaren Riss im Eis, konnt ich spüren, wie Dunst und Dampf aus meinem Innern drang. War ich der Berg, so rauchte ich. Glück auf dem Bergmann, der sich in Islands Gletschertiefen wagt. Glück auf und wohl gelacht, in aller Tiefe das Feuer wacht!

Ich flog die Gletscherwände hinunter, lautlos mit erhobenen Armen, und landete – in weichem Schnee! Kein Sprungtuch, keine Mäuse. Benommen schaute ich mich um. Der Grund der Spalte zeigte sich nur schemenhaft im Widerschein des Eises. Es war viel geräumiger hier unten, als ich es von dort oben vermutet hatte. Dort oben, dort oben war erst wenige Sekunden her, und doch war es schon so lang vorbei. Hier war ich nun, verwirrt über den unheimlichen Ort und verwundert über die heimelige Wärme, die sich so widersinnig in meinem Körper ausbreitete. Man müsste denken, ich säße in der Falle, und, ja, das entspräche allen Regeln der Vernunft. Und, beileibe, stelle ich mir vor, auf dem Grund einer zwei Meter breiten Gletscherspalte zu sitzen, packt mich klaustrophobisches Entsetzten. Doch nicht so in Island, nicht auf jener Reise und nicht für jenes alterslose Wesen, das ich war und das zuvor einer Welt von Regeln und Verboten gerade noch entflohen war. Ich erhob mich also und suchte nach dem Unvermuteten.

Ich tastete die Wände entlang. Irgendetwas musste es doch geben in diesem Erdmaul, das so bereitwillig nach mir geschnappt hatte, irgendetwas, das dem Mäusetrugbild Grund gegeben hatte, mich hierher zu locken. Und je weiter ich mich vortastete, desto deutlicher hörte ich jenes charakteristische, säuselnde Geräusch, das von angesaugter Luft erzeugt wird. Ich spitzte die Ohren und folgte ihm; es wurde immer lauter, je näher ich seiner Quelle kam, und saugte fast mich selbst an, als ich schließlich vor einer Höhlenöffnung stand. Sollte mich in Island noch irgendwas erstaunen? Dennoch staunte ich, staunte über die Kette von Merkwürdigkeiten, die sich seit dem Beginn meiner Reise entspann, staunte über meinen Mut, ihnen geradeheraus ins Antlitz zu schauen.

Beim ersten Schritt in die Öffnung hinein erkannte ich, dass sie nicht in eine Höhle, sondern in einen tiefen Tunnel führte, an dessen Ende ein blasses Licht aufleuchtete. Nun, dachte ich, was sollte mich jetzt noch zurückhalten. Nein, ein Zurück gibt es nicht, selbst wenn ich es wollte. Und ohne weiteres Zögern schritt ich in den dunklen Gang, betrat ich Islands dunklen Bauch. Und Island empfing mich in seinem feurigen Schoß, schickte sich an, mich zu gebären, mich, Tochter des Gletscherbergs, Sohn des Magmas, Kind der Winde.

Leiser Jubel stieg in mir auf, als ich den Marsch durch den Tunnel begann. Die Arme ausgestreckt, um beim Gehen die Wände berühren zu können, ging ich wogend nach rechts und nach links Schritt für Schritt, holte weiter aus, je tiefer ich in den Tunnel drang. Lief dann gemächlich bergab und schunkelte mit ausgebreiteten Armen und Beinen, maß mit meinem Körper die Weite des allumfassenden Berges.

Ich ging blind und doch offenen Auges, einzig das ferne Licht als Ziel. Ihm wiegte ich mich entgegen, befreit, erwärmt und hingerissen.

ELENI DELIDIMITRIOU-TSAKMAKI

Der Sitzplatz des Anderen

Mit der rechten Hand zog ich die schwere Reisetasche hinter mir her, während an meiner linken Schulter zwei weitere, kleinere hingen. Wieder einmal hatte ich es geschafft, voll beladen auf die Reise zu gehen, dachte ich und war sauer auf mich selbst. Immer wieder nehme ich mir vor, viel Gepäck auf Reisen zu vermeiden, und doch tu ich am Ende das Gegenteil. Und wer trägt daran die Schuld? Mein alter Dickkopf!

Der Zug fuhr ein, und ich bestieg ihn mit großen Schwierigkeiten – die Tasche war ja voll beladen mit Büchern. Wie schön wäre es jetzt, nach all der Anstrengung, einen Sitzplatz zu finden! Den ganzen Tag war ich auf der Frankfurter Buchmesse umhergeirrt, und das Schlimmste war, dass ich keinen Sitzplatz reserviert hatte. Ich hatte es gerade noch geschafft, die Fahrkarte zu kaufen, und war schnell gerannt, um den Zug nicht zu verpassen. ›Zum Glück sind es nur dreieinhalb Stunden Fahrt‹, dachte ich und tröstete mich selbst. Erstaunlich, wie viele Menschen an diesem Tag auf dem Frankfurter Hauptbahnhof unterwegs waren! Rappelvoll! Sogar der Gang im Waggon war voller Menschen. So etwas erlebte ich zum ersten Mal in einem deutschen Zug. Viele standen dicht nebeneinander und erinnerten mich an die Busse in Athen.

Die Frankfurter Buchmesse war gerade zu Ende gegangen und jeder kehrte nach Hause zurück. Drei Tage lang hatte ich in einer riesigen Ausstellungshalle verbracht und fuhr nun völlig erschöpft nach München zurück.

Ich stammelte ein »Entschuldigung« und ging weiter den Gang entlang, um nach einem Sitzplatz zu suchen. Als hätten die anderen es nicht auch schon vor mir versucht. Alle Sitzplätze waren belegt, nur noch wenige waren frei – über ihnen steckte ein Kärtchen, das besagte, dass auch sie reserviert seien.

Ich sagte wieder »Entschuldigung« und stellte mich vor einen dieser reservierten Sitze, damit diejenigen vorbeigehen konnten, die es eilig hatten. Ich setzte zögerlich meine Taschen auf den leeren Sitz ab und blieb stehen, damit ich schnell wieder auf den Gang kommen konnte, sobald derjenige eintraf, der den Platz hatte reservieren lassen. Meine Füße begannen zu protestieren, da ich doch in den letzten drei Tagen viele Kilometer absolviert hatte.

Ich hob meine Taschen hoch und sagte zum Sitznachbarn: »Ich setze mich so lange, bis derjenige kommt, für den der Platz reserviert ist«, als hätte es ihn überhaupt interessiert, ob ich sitzend oder stehend reiste. Ich verstaute die beiden kleineren Taschen unter meinen Beinen, die große auf dem Abstellplatz oben, und fühlte mich erleichtert. Einige Reisende kamen vorbei und schauten auf die Sitzplatznummern. Im Stillen betete ich: ›Lieber Gott, mach, dass derjenige, der den Sitzplatz reserviert hat, den Zug verpasst, damit ich sitzend nach Hause fahre, denn sonst halte ich es nicht aus‹. Ich bereute es ein wenig und tadelte mich schnell: ›Du bist ungerecht und eigennützig. Du willst also wirklich, dass ein anderer Mensch Schwierigkeiten bekommt, damit du es dir gemütlich machen kannst. Gratulation!‹. Eine andere Stimme in mir protestierte und sagte: ›Warum nicht. Wäre es denn besser gewesen, wenn du den Zug verpasst hättest? Bleib also dort sitzen und sag gar nichts, bete nur, dass der andere nicht erscheint, denn dann wirst du innerlich auf ihn schimpfen.‹

Ich gestand dem jungen Mann, der neben mir saß, dass der Sitzplatz nicht für mich reserviert war.

»Meinen Sie, der hier, auf dem ich sitze, war für mich reserviert?«, sagte er und wir lachten.

»Also hat deiner auch den Zug verpasst?«

»Ich weiß es nicht, aber es könnte sein, dass beide plötzlich hier erscheinen.«

›Oh Gott‹, denke ich im Stillen, ›mach, dass so etwas nicht passiert … Ich hab’ s mir doch gerade eben gemütlich gemacht, soll ich schon wieder aufstehen?‹.

Solange die Zeit verstrich und niemand erschien, und während um uns herum eine Menge Leute stehend fuhren, unterhielten wir uns über die vergangenen Tage, die wir in Frankfurt verbracht hatten. Jetzt überquerten wir den Main und waren den beiden Herren dankbar, die uns noch nicht belästigt hatten.

»Da bis jetzt niemand erschienen ist«, sagte ich ihm, »werden sie höchstwahrscheinlich den Zug verpasst haben«, und wir lachten. Sie werden auf der Messe die Zeit vergessen haben. Tragen die etwa ihre Uhren nur als Schmuck, oder was? Ach, was soll’ s, sollen wir uns etwa um alles kümmern? Womöglich auch noch um ihre stehengebliebene Uhren?

»Wir haben Glück gehabt«, sagte wieder mein Nachbar und wir machten es uns auf den Sitzen bequem und relaxten, denn bis dahin hatten wir schon ein bisschen verkrampft gesessen, da wir ja damit rechneten, von einem Augenblick zum anderen von den Sitzen verjagt zu werden.

Ich lehnte entspannt meinen Kopf nach hinten und dachte nach. Wieder einmal hatt’ ich es geschafft, alle Taschen voll zu bekommen! Dieses Mal sogar mit schweren Büchern. Etwa fünfzehn waren’ s. Dazu noch Werbeflyer, Zeitschriften, diverse Informationsschriften und ein Kochbuch. Ich fragte mich, wann ich das alles lesen sollte. Vor lauter Begeisterung hatte ich überhaupt nicht daran gedacht. Jedenfalls, was das Lesen betraf, war ich für einige Zeit gut versorgt.

Der Zug hielt zum ersten Mal an, einige Menschen stiegen aus, andere stiegen ein, und dann ging die Fahrt weiter. Wir schauten ihnen beide unruhig zu, doch niemand störte uns, so widmete ich mich wieder meinen Gedanken.

Das Kochbuch würde mir sehr weiterhelfen. Ich müsste mir keine Gedanken mehr darüber machen, was wir essen würden. Ich würde darin blättern und im Nu wäre das Essen fertig. Genau das sagte mir auch meine Freundin, die es mir geschenkt hatte. Sie hatte mir sogar eine Widmung hineingeschrieben: ›für schmackhafte Mahlzeiten‹ und ihren Namen darunter. Sobald ich zu Hause wäre, würde ich alle Bücher in der Wohnung verteilen, denn ich wusste, was mein Mann sagen würde: »Mensch, Du bringst ja schon wieder Bücher mit. Am Ende werden wir Bücher essen«. Das sagt er immer, wenn er sieht, dass ich Bücher in der Hand halte, aber noch nicht gekocht hab’. Er sagte es auch am Telefon. Ich bat ihn, zum Bahnhof zu kommen, um mir mit dem Gepäck zu helfen, und er sagte: »Ich hoffe, du schleppst nicht schon wieder Bücher mit!«. Aber ich kam von einer Buchmesse, was sollte ich sonst mitbringen, Graupen etwa? Oder Zuckerwatte? Doch ich würde ihm das Kochbuch zeigen, und er würde hoffen, alle diese Köstlichkeiten zu bekommen.

Und just während ich über all die Leckereien gebeugt war, näherte sich uns einer und schaute nach den Nummern der Sitzplätze. ›Oje! Schlechtes Zeichen‹, dachte ich und schrumpfte zusammen, machte mich klein, bückte mich nach vorne – gäbe es doch eine Möglichkeit, völlig unsichtbar zu werden. Mein Sitznachbar schaute mich an und ich ihn. ›Wer von uns beiden wird wohl der Glückliche sein?‹ dachten wir gleichzeitig.

»Das ist mein Platz«, sagte der Typ. Aber welchen meinte er, den rechten oder den linken? Ich stellte mich dumm, als würde ich nichts wissen, nichts hören, die Sprache nicht verstehen. Außerdem war ich doch Ausländerin. Sie werden jetzt sagen, wenn es um etwas Gutes ginge, würdest du es sicherlich verstanden haben! Wärest du dann keine Ausländerin? Nun hören Sie endlich mit der Kritik auf, ich mag solche Fragen nicht. Natürlich verstehe ich die guten Dinge viel leichter, da brauchen Sie nicht zu fragen!

Jedenfalls erwies sich der junge Mann neben mir als sehr nett. Nachdem er mich zuerst angesehen hatte, war er – ganz Gentleman – aufgestanden und machte den Platz für den anderen frei. Also brauchte ich nicht auch noch wegzugehen. Zu viel der Höflichkeit schadet! Sie hätten sehen müssen, wie ordentlich und höflich sie den Platz tauschten. Geräuschlos und schnell. In etwa so: »Bitte schön, danke schön!« Der Neue machte es sich neben mir bequem, der Alte nahm die Stellung der stehenden Störche ein. Ich streckte meine Beine über den Taschen aus, um mich zu entspannen. Hätte ich das doch gewusst! Saß die ganz Zeit zusammengeschrumpft. Wenn mich meine Mutter irgendwie hätte sehen können, hätte sie zu mir gesagt: »So nimmt dich doch zusammen, Kind, es ist nicht höflich, so ausgestreckt zu sitzen!«

Ich warf einen Blick aus dem Fenster und verlor mich in der Natur. Grün, überall grün. Hier in Deutschland wucherte die Natur durch den vielen Regen. Hin und wieder tauchte ein idyllisches Dorf auf, und der Zug hielt erneut. An jedem Halt sah ich aus dem Fenster zu den Leuten, die einstiegen. Die Befürchtung, dass auch der andere, für den der Sitzplatz reserviert war, einstieg, war in mir noch wach. Ich fühlte mich wie ein Eindringling. Sollte jemand kurz stehen bleiben und auf die Sitzplatznummer gucken, so war ich bereit, unvermittelt aufzustehen um ihm Platz zu machen. Nummern wie »Ich weiß von nichts, ich verstehe nichts!« zogen nicht mehr. Außerdem hatte ich die halbe Strecke sitzend hinter mich gebracht, ich sollte nicht undankbar sein.

Ich schloss die Augen und machte den Plan für die nächsten Tage. Das Bild der Buchmesse war vorherrschend. Was waren das nur für Bücher! Einfarbig, bunt, Illustrationen, Romane, Autobiographien, Kinderbücher, Schulbücher, politische Bücher, Krimis, Wörterbücher – alles, was das Herz begehrt. In ihren zugeklappten Seiten waren Wahrheiten und Lügen verborgen, Phantasien und ganze Kulturen, Morde und einiges mehr. Ein Reichtum an Erdachtem und Ansichten in verschiedenen Sprachen.

Von meinem Sitzplatz aus hatte ich den gesamten Waggon in seiner Länge im Blick. Die Hälfte der Reisenden las, einige sprachen miteinander und andere schliefen auf den Sitzen. So wie mein Nachbar, gut möge es ihm ergangen sein! Seitdem er den anderen verjagt und sich hingesetzt hatte, waren seine Augen zu. Mit dem ersten hatte ich wenigstens ein paar Worte gesprochen, mit dem hier gar nichts. Nur als der Schaffner vorbeikam, öffnete er das eine Auge, weil das andere noch schlief, zeigte seine Fahrkarte und schloss beide alsbald wieder. Er sah ermüdet aus, der Arme, er tat mir sehr leid. Stellen Sie sich vor, nichts störte ihn. Weder diejenigen, die vor uns saßen und ständig laut in Zeitungen blätterten, noch die, die hinter uns saßen und laut sprachen, aber auch nicht diejenigen, die im Gang auf- und abgingen und ihn versehentlich anstupsten. Sie warfen ihm zwar ihr »Entschuldigung!« zu, das ich sammelte, da er schlief und sie nicht hörte. Bis jetzt hatte ich etwa zehn »Entschuldigung!« gesammelt, die ich ihm geben würde, wenn er aufwachen würde. Er hat aber auch zehn »Bitte« gespart, denn das geht einher, wie wir weiter oben sahen.

Vom Sitz vor uns war ein ständiges »Sch« vom Blättern der Zeitung zu hören. Dieser Reisende schien die Wörter eher vom Boden aufzuheben, als sie zu lesen. Er blätterte ständig durch, als würde er nach etwas Bestimmten suchen und es nicht finden. Auf den Sitzen hinter uns hatte das junge Paar keinen Augenblick lang aufgehört, miteinander zu sprechen. Wer weiß, seit wann sie nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Das Einzige, was ich sehr gut verstand, war ›nicht wahr?‹. »Wir gehen erst zu mir, nicht wahr? Ich mach’ uns schnell was zu essen, nicht wahr?« Jedenfalls hörte ich ihn noch nicht, ihr einen Heiratsantrag machen, ›nicht wahr?‹. Mensch, jetzt sagt’ ich es auch, er hatte mich damit angesteckt. Ich machte mir im Stillen meine Gedanken und setzte ans Ende noch ein ›nicht wahr?‹, ohne es zu beabsichtigen! Früher hatte ich mir von jemand anders das ›Also‹ angewöhnt, und es hatte sehr lang gedauert, bis ich es mir abgewöhnen konnte.

Eine sanfte Stimme, die durch die Lautsprecher ertönte, riss mich aus meinen Gedanken: »Meine Damen und Herren, in wenigen Minuten erreichen wir München Hauptbahnhof. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und noch einen schönen Abend«. So hörte ich auf, auf den anderen zu warten, der mir eventuell den Sitz wegnehmen würde, und atmete erleichtert auf. Eine schwere Last fiel von mir ab, die ich während der gesamten Reise getragen hatte. Ich wünschte nur, es möge dem Unbekannten gut gehen und dass er den nächsten Zug erreicht hätte, auch wenn er stehend reisen müsste. Vielleicht würde es ihm eine Lehre für die Zukunft sein, seine Termine pünktlich einzuhalten, »nicht wahr?«. Da, ich sagte es schon wieder.

Ich zog meine Tasche von der Gepäckablage oberhalb der Sitze herunter und dieses Mal kam sie mir leichter vor. Vielleicht hatte ich sie als schwer empfunden, weil ich sie hatte hochheben müssen, was mir nicht so leicht fiel. Doch meine Überraschung war umso größer, als ich sie zu Hause öffnete. Ich fand nämlich darin zwei Herrenhosen, schmutzige Unterwäsche, Hemden, Socken, Schlafanzüge, ein Paar Sportschuhe Größe 46, drei Kriminalromane und einen Rasierapparat.

Ich fiel aus allen Wolken. Weg waren meine schönen Bücher, mein Kochbuch und mein gutes Kostüm. Weg auch meine guten Schuhe, die ich nur einige Male getragen hatte. Sie hätten nur meinen Mann sehen müssen, sein Gesicht, als er den Inhalt der fremden Tasche erblickte. »Wem gehört das alles, was du mitgebracht hast?«, fragte er mich. Beinah hätte er gefragt, wer mich begleitet hatte. Oje, was für ein Unglück! Ich hatte versehentlich die falsche Tasche mitgenommen. Vielmehr der andere hatte die falsche Tasche genommen, weil sie sich in Form und Farbe sehr ähnelten. Mir war es ja auch nicht aufgefallen, dass sie nicht mir gehörte, bis ich sie geöffnet hatte. Ich ärgerte mich über die Unaufmerksamkeit des anderen, warf die fremde Tasche in eine Ecke und ärgerte mich jedes Mal aufs Neue, sobald ich sie erblickte.

Bis einen Monat später das Telefon klingelte.

»Hallo! Entschuldigen Sie bitte, Sie sind doch die Dame, die vor einem Monat von Frankfurt nach München gereist ist, nicht wahr?«

Ich erkannte sofort die Stimme des Übergeschnappten, der hinter mir gesessen und keinen einzigen Augenblick aufgehört hatte zu reden und bei dem ich mich mit diesem ›nicht wahr?‹ angesteckt hatte.

»Ja, ich bin’ s.«

»Entschuldigen Sie bitte, da ist ein Irrtum passiert, und unsere Reisetaschen wurden vertauscht. Endlich habe ich Sie gefunden.«

»Apropos, sagen Sie mir doch, wie haben Sie mich eigentlich gefunden?«

»Durch die Widmung Ihrer Freundin im Kochbuch. Ich wusste nur nicht, in welcher Stadt Ihre Freundin wohnt. Ich suchte nach ihrem Namen in vielen Städten und fand ihn dann endlich in Köln. Und Sie haben sicher meine Tasche, nicht wahr?«

»Ja, ich hab’ sie noch.«

»Und wo sollen wir uns treffen, um die Taschen wieder auszutauschen?«

»Am Münchner Hauptbahnhof, dort, wo es passiert ist, nicht wahr?«, sagte ich ihm und machte mich sofort voller Freude auf den Weg, um endlich meine Sachen zurückzubekommen.

Aus dem Griechischen von

SOPHIA GEORGALLIDIS

SOKRATES GIAPAPAS

Immer in Bewegung

Oft denke ich an die verschiedenen Flüsse, die ununterbrochen jahrein jahraus gemäßigt bis wild ihr Wasser von der Quelle bis zum Meer hinab führen. Jeder Fluss ist für mich ein lebendiges Wesen, mit einem Geist, aber ohne Gebeine, das fortwährend spricht und seine Geschichte erzählt, während sein Wasser fließt, nur dass bis heute niemand seine Sprache entschlüsseln konnte. Und was man nicht alles erfahren könnte von den Flüssen, die „immer in Bewegung“ sind.

Mein Lieblingsfluss ist der Arachthos. Oft habe ich mich auf der Fahrt von der Hauptstadt nach Metsovo an sein Ufer gesetzt und von seinen schönen Landschaften geträumt, die zwischen sanft und wild, zwischen Ebenen und Gebirgen abwechseln. Der Arachthos ist der bedeutendste Fluss der Region Epirus. Zusammen mit seinen Nebenflüssen vereinigt er Gewässer vom Hauptteil des Bergmassivs zwischen Metsovo und Tzumerka. An der Stelle Klifki nimmt er das Wasser von einem unterirdischen Fluss auf, der dort einmündet.

In der Antike hieß der Arachthos Inachos und war bis zu der Stadt Amvrakia schiffbar. Der Fluss lässt stürmisch und mit donnerndem Gebrause sein Wasser durch eine wilde, aber sehr malerische Schlucht rauschen, die an der historischen Bogenbrücke von Plaka endet. Danach durchläuft er die überaus fruchtbare Ebene von Arta und mündet ins große Delta des Ambrakischen Golfs, der zu den bedeutendsten und schönsten Biotopen Griechenlands gehört.

Das Wasser des Flusses stürmte mit gewaltiger Wucht dahin, was in der Antike zu zahllosen Unglücksfällen geführt hatte, mit dem Resultat, dass um ihn herum ungezählte Sagen und Mythen entstanden sind.

Heute speist er mit seinem üppigen Wasser auch die beiden Wasserkraftwerke von Purnari und Agios Nikolaos. Am Damm des Kraftwerks von Purnari ist ein wunderschöner Stausee entstanden, der sich zu einer gelungenen Harmonie der Schönheit der Natur mit den verstreuten traditionellen Siedlungen verbindet und ein weiteres schönes Wasserbiotop unseres Landes darstellt.

Seine beiden bildschönen und historisch bedeutenden Brücken, die der Plaka und die von Arta, die wir weiter unten näher erleben werden, erfüllen ihn mit Stolz, und ständig spricht er von ihnen in seinen endlosen Erzählungen, die dem Mund seiner Teilchen aus dem Abrieb seines Wassers entströmen.

Auf einer meiner Fahrten nach Metsovo stoppte ich müde und hungrig an einer Taverne neben dem Ufer des Arachthos, einfach, aber sauber und idyllisch, um mich ein bisschen auszuruhen und meinen Hunger zu stillen. Eine ländliche Frau um die Fünfzig in örtlicher Tracht, mit roten Wangen und strahlenden Augen kam und fragte mich, was ich essen und trinken wollte.

»Lokalen Rotwein und gegrillte Forelle aus dem Arachthos«, sagte ich. Ich speiste gut und hatte mich etwas ausgeruht, dankte der Frau Klio und machte mich zum Aufbruch bereit.

Als ich hinausging und meinen Fuß auf den Treppenabsatz vor der Tür setzte, wanderte die Sonne gerade gen Westen, und der Himmel hatte zu brennen begonnen. Bezaubert ging ich zum Ufer meines Freundes hinüber. Das durchdringende Tschilpen der Wasser- und anderen Vögel fügte sich zu einer Sinfonie, die vollkommen zum Zauber der Landschaft passte. Die Bäume und Sträucher, die vom Feuer des Sonnenuntergangs glühten, nahmen tausend verschiedene Formen und Farben an.

Ich fand eine Schneise auf dem Ufer und ließ mich nieder. Neben mir lockte ein Fels. Ich stützte meinen Kopf gegen ihn, lehnte mich etwas zur Seite und begann, die Schönheiten der Natur zu bewundern, den Sonnenuntergang und den Fluss, der ruhig sein Wasser dahin fließen ließ und dabei undeutliche Geschichten flüsterte. Von all dem bezaubert schloss ich die Augen und träumte vor mich hin. Das Rauschen des Wassers nahm nach und nach zu, wurde lauter, bis es plötzlich zu einer menschlichen Stimme wurde. Welch ein Wunder, mein Arachthos fing an, mit mir zu sprechen, ich begann seine Sprache und seine Geschichten zu verstehen.

»Ich zeige dir meinen ganzen Leib« sagte er. »Ich führe dich von meiner Quelle bis zum Delta spazieren. Hast du Lust?«

»Aber natürlich habe ich Lust«, antwortete ich mit Spannung.

Ich begann in Schwindel erregendem Tempo zu fliegen. Wir passierten Ebenen und Berge und gelangten nach Klifki, wo das Wasser tief aus den Eingeweiden der Erde hervorbrach und mit Wucht in die wilde Schlucht stürzte.

»Hier bin ich geboren worden« sprach der Arachthos wieder, so laut, dass meine Ohren schmerzten, denn er musste den ungeheuren Lärm des Wassersturzes in die Schlucht übertönen.

Die ausgewaschenen Felsen mit den kahlen Ästen zwischen ihnen, die wie hochgereckte Arme darum flehten, der Hölle zu entkommen, und weiter oben, die dichte Vegetation mit ihren Sträuchern, Disteln und Bäumen, lösten Schauer aus und ließen ein gemischtes Empfinden von Bewunderung und Furcht entstehen.

Wieder sprach der Arachthos: »Gib acht, wir kommen zur Brücke von Plaka. Hier begann im Jahr 1863 der bekannte Maurermeister Kostas Bekos aus Tzumerka mit vielen Maurern und Einwohnern der Region die berühmte Brücke mit einem Bogen zu bauen, in ihrer bewundernswerten Architektur. Im Lauf von drei Jahren hat er dreimal die Brücke aufgebaut, die immer wieder einstürzte, bis ihm 1866 ihre Vollendung gelang. Dies ist die größte einbogige Brücke des Balkans, mit einer Länge von vierzig und einer Höhe von zwanzig Metern. Für ihre Errichtung wurden neben dem Mörtel und den Steinen auch zwanzigtausend Eiweiße benötigt, was bedeutet, dass alle Hühner der Gegend nur für den Brückenbau ihre Eier legten.«

Ich schaute mich um. »Welch schöne Natur, aber auch welche Geschichte!« sagte ich.

»Ja«, antwortete der Arachthos »die Brücke bildete auch, abgesehen von den verschiedenen Heeren, die über sie marschierten, die Grenze zwischen dem griechischen und türkischen Staat von 1881 bis 1913. Und am 4. Februar 1944 wurde hier das berühmte Waffenstillstandsabkommen zwischen EDES und EAM1, von Zervas und Veluchiotis unterzeichnet.«

Von den interessanten Erzählungen des Flusses abgelenkt hatte ich nicht darauf geachtet, dass sich tief unten schon die sattgrüne Ebene ausbreitete und neben ihr die Stadt Arta.

»Gib acht«, rief der Arachthos erneut, »hier kommt mein zweiter Schmuck und meine zweite Liebe, die Brücke von Arta. Um ihre Erbauung ranken sich viele Theorien und Sagen. Eine davon erzählt, dass sie um 1602 von einem orthodoxen Krämer aus Arta erbaut wurde, als Arta die Hauptstadt des Despotats von Epirus war, unter dem Despoten Michael II. Dukas.«

Sowie wir über der schönen, malerischen Brücke angekommen waren, erklang in meinem Ohr wie von einem antiken griechischen Chor ein Volkslied:

Der Maurer fünfundvierzig und Lehrlinge gar sechzig,
sie bauen eine Brücke bei Arta übern Fluss.
Den ganzen Tag lang bauten sie, des Abends stürzt’ sie ein.
Es klagen da die Maurer und weinen auch die Burschen.
»Weh unser aller Mühe, wie schade um die Arbeit,
den ganzen Tag lang bauen wir, dass Nachts es wieder einstürzt«
Da kam ein Vöglein flugs daher, setzt’ nieder sich ans Ufer.
Es zwitschert wie ein Vogel nicht, und nicht wie eine Schwalbe,
es tönt und redet anders nicht als wie in menschlich Zünglein.
»Solang kein Mensch geopfert wird, wird auch die Brück’ nicht
halten
.

Und opfert nicht ein Waisenkind, nicht Fremden, noch Passanten,
als nur des Maurermeisters Frau, der Schönen,
die kommt wenn’s spät am Morgen ist und Mittag schon vorüber …«

»Dieses Lied, das du da hörst«, unterbrach mich Arachthos, »wurde zum Mythos und hat die Berühmtheit der Brücke in alle Himmel der Welt erhoben. Und die Sage erzählt«, rief er mir zu, »das Menschenopfer betreffend, das in dem Volkslied gefordert wird, dass, sowie die Frau des Maurermeisters an der Brücke erschien:

Sogleich den Schatten packte sie und macht sie zum Gespenste
und maß die Größ’ vom Schatten ab und sagt zu ihr die Worte:

»Zieh, liebe Frau, in Frieden nun und hin zu deinem Guten«
Bevor sie dann nach Hause kommt, da fällt sie hin und sterbet
.

»Und nun weiter«, rief Arachthos.

Wir drehten eine Runde über der Stadt Arta.