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Heinrich der Seefahrer wurde 1394 als Sohn Johann I. in Porto geboren und starb 1460 in Sagres. 1415 kommandierte er die Flotte, die die Festung Ceuta von den Mauren zurückeroberte.

Rudolf Kroboth (geb. 1951) studierte Germanistik und Geschichte, Lehrauftrag für Ethnologie in Tübingen und Bibliotheksleitung in Stuttgart.

Gabriela Pögl (geb. 1953) lebt in Salzburg. Romanistin mit der Spezialisierung auf Mittlere und Frühneuzeitliche Geschichte und Literatur Portugals.

Zum Buch

Segelt „hinaus über das Ende der Welt“ und findet den Weg zu den Reichtümern Indiens. So lautete die Weisung, die der Infant Heinrich, genannt „der Seefahrer“, seinen Kapitänen gab. Doch der Prinz war nicht nur der Auftraggeber und Initiator, sondern auch das logistische Zentrum einer Reihe der bedeutendsten Expeditionen der Entdeckungsgeschichte. Er begründete den Aufstieg Portugals zur Weltmacht und das Zeitalter der Entdeckungen.

Prinz Heinrich von Portugal, der den Beinamen „der Seefahrer“ trägt, obwohl er selbst nie an einer Expedition teilnahm, veranlasste die bedeutendsten Reisen der Entdeckungsgeschichte und legte so den Grundstein für den Aufstieg Portugals zur Weltmacht. In seinem Auftrag suchten wagemutige Männer den Seeweg nach Indien und erkundeten und kartografierten dabei als erste Europäer die West- und Südküste Afrikas. Das vorliegende Buch enthält faszinierende zeitgenössische Dokumente und Reiseberichte, die das Bild dieses Mannes zeichnen, an dessen Ruhm kaum eine andere Gestalt in der portugiesischen Geschichte heranreicht.

DIE 100 BEDEUTENDSTEN ENTDECKER

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Heinrich der Seefahrer

(1394–1460)

Cà da Mosto ·
de Zurara · Barros

Heinrich der
Seefahrer

oder die Suche nach Indien

1415–1460

Übertragen und herausgegeben
von Gabriela Pögl und Rudolf Kroboth

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2013
Der Text basiert auf der Ausgabe Edition Erdmann, Wiesbaden 2013
Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop
Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH
nach der Gestaltung von Nele Schütz Design, München
Bildnachweis: akg-images GmbH, Berlin
eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0345-8

www.marixverlag.de

INHALT

Vorwort des Herausgebers

Heinrich der Seefahrer und das Zeitalter
der portugiesischen Entdeckungen

Die portugiesischen Entdeckungen und die Geschichtsschreibung

Welche Antriebskräfte ließen Portugal zur Pioniernation der Entdeckungen werden?

Zur Frühgeschichte der portugiesischen Seefahrt

Das Zeitalter Heinrichs des Seefahrers

Die Eroberung Ceutas im Jahre 1415

Der Beginn der Atlantikerkundungen

Der fehlgeschlagene Tanger-Feldzug von 1437

Die Erforschung der westafrikanischen Küste in den Jahren 1440–1448

Die innenpolitische Krise Portugals von 1448/49

Die Erkundung Guineas und der Kapverdischen Inseln

Der Fall Konstantinopels 1453 und der portugiesische Kreuzzug gegen Marokko im Jahr 1458

Heinrichs Lebenswerk

ALVISE DA CÀ DA MOSTO

Reise nach Westafrika »Newe unbekanthe landte und ein newe weldte in kurtz verganger zeythe erfunden« Übertragen von Rudolf Kroboth nach der deutschen Ausgabe von 1508

Erstes Kapitel

Es gibt darüber Auskunft, wer als Erster den Schiffsweg auf dem Atlantik in Richtung Süden entdeckt hat.

Zweites Kapitel

Dieses Kapitel handelt von den Dingen, die Aloisius Cà da Mosto auf seiner Fahrt in das Land der Neger entdeckt hat.

Drittes Kapitel

Das Kapitel hat die Abfahrtszeit des Schiffes sowie die Winde, unter denen es segelte, zum Inhalt.

Viertes Kapitel

Es beschreibt die Insel Porto Santo, ihre Beschaffenheit und die Dinge, die dort hergestellt werden. Besonderes Interesse gilt dabei dem »Drachenblut«, der Art seiner Herstellung sowie einem allerbesten Honig.

Fünftes Kapitel

Dieses Kapitel handelt von einem Hafen auf der Insel Madeira, der Moncricho genannt wird.

Sechstes Kapitel

Es befasst sich mit der Bedeutung des Namens Madeira und der ersten Besiedlung dieser Insel wie ihrer Fruchtbarkeit. Ferner berichtet es von wilden Tauben, die vor den Menschen nicht fliehen, zudem von weißen Pfauen und vom Zucker. Und schließlich von Weintrauben, die in der Karwoche reif werden.

Siebtes Kapitel

Dieses Kapitel befasst sich mit den Kanarischen Inseln, zehn an der Zahl, und ihren Namen.

Achtes Kapitel

Es handelt von den Pflanzen, die auf den Kanarischen Inseln wachsen, von einem Kraut namens Oricello, aus dem man eine sehr schöne braune Farbe herstellt. Und von einem guten Leder, genannt Corduan. Weiter von den Ungläubigen, die auf den drei Inseln wohnen; und von einer Insel, die wegen ihrer hohen Gebirge wohl einzigartig auf der Welt ist. Außerdem von den dortigen Fürsten und der seltsamen Sitte der Eingeborenen, keine Frau zu heiraten, die noch Jungfrau ist und die vorher noch nicht mit dem Fürsten geschlafen hat, und schließlich von der Fruchtbarkeit der genannten Inseln.

Neuntes Kapitel

Es beschreibt das Kap Blanco und die ihm nahe gelegenen Inseln, die da sind: Argim, Bianca, Garza und Cori. Außerdem ist hier die Rede von Wüstengegenden sowie von einem Ort namens Hoden, der von Leuten aus Barbaria aufgesucht wird.

Zehntes Kapitel

Dieses Kapitel handelt vom Reich Senega und den Sitten der dortigen Eingeborenen.

Elftes Kapitel

Es berichtet, dass die Weiber, welche die größten Brüste haben, hoch geachtet werden; es besagt auch, warum die Azanaghi, als sie zum ersten Mal Schiffe zu Gesicht bekamen, meinten, es handle sich hierbei um Vögel oder Tiere von Tagaza, einem Ort, wo man in großen Mengen Salz abbaut. Und schließlich ist die Rede vom Reich Melli, den Reiseentfernungen, die hier zurückzulegen sind, und den Menschen, die unterhalb des »Circkel Equinoctiali« wohnen und mit Salz Handel treiben.

Zwölftes Kapitel

Wir erfahren, wie der Kaiser von Melli einen der Händler, die sich beim Tauschgeschäft nicht sehen lassen wollen, gefangen nehmen wollte, ferner von Menschen, denen die Unterlippe bis auf die Brust herunterhängt. Weiter ist hier die Rede von Orten, aus denen besagtes Gold stammt und wo man kleine weiße Muscheln als Geldmünzen benutzt.

Dreizehntes Kapitel

Hier wird erzählt, wie die Reichen in dieser Gegend verehrt werden und welche Kleider ihre Frauen tragen. Außerdem erfahren wir hier einiges über die Waffen, die in diesem Land benutzt werden; auch ist die Rede davon, dass es hier nur drei Monate im Jahr regnet, zuweilen große Heuschreckenschwärme über das Land herfallen und es mit einem weißen Nebel überziehen.

Vierzehntes Kapitel

Es beschreibt den Rio de Senega, der die Wüste vom fruchtbaren Land und die Menschen hellbrauner Hautfarbe von denen mit schwarzer Haut trennt.

Fünfzehntes Kapitel

Es handelt von den Menschen, die am Rio de Senega wohnen, von Kap Verde und davon, wie hier die Fürsten erwählt werden, und schließlich noch von ihren Sitten und davon, wie sie mit ihren Frauen umgehen.

Sechzehntes Kapitel

Dieses Kapitel schildert den Glauben der Mohren und ihre Bekleidung.

Siebzehntes Kapitel

In diesem Kapitel ist die Rede von sehr geschwätzigen Leuten, die zudem große Lügner und Betrüger, Fremden gegenüber aber stets sehr freundschaftlich gesinnt sind.

Achtzehntes Kapitel

Es schildert, wie die Fürsten aus dem Königreich Senega sich gegenseitig bekriegen und welche Waffen sie dabei tragen.

Neunzehntes Kapitel

Hier wird berichtet vom Königreich Senega und den umliegenden Orten; ferner lernen wir hier großartige Schwimmer kennen.

Zwanzigstes Kapitel

Dieses Kapitel erzählt von Fürst Budomel und seinen Handelsgeschäften.

Einundzwanzigstes Kapitel

Es handelt von der Reise, die ich mit besagtem Negerfürsten unternahm, und von den kühnen Schwimmkünsten der dortigen Eingeborenen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Hier ist die Rede von den Dörfern und Häusern Budomels und von seinen vielen Weibern.

Dreiundzwanzigstes Kapitel

In diesem Kapitel hören wir von dem Hofgesinde Budomels, das er ständig um sich hat, und von der Beschaffenheit seines Hauses.

Vierundzwanzigstes Kapitel

Dieses Kapitel handelt von den Sitten Budomels und seiner Untertanen wie auch davon, auf welche Art und Weise diese ihn grüßen und verehren.

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Es beschreibt die Moschee Budomels, wie die Menschen darin Gottesdienst feiern, ferner die Art und Weise, wie sie leben und essen.

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Es handelt von dem Gemüse und dem Getreide, das im Königreich Senega wächst, ferner von einem guten Wein, den man aus dem Ölbaum gewinnt.

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Hier lesen wir von mancherlei Früchten und einem Öl, das drei besondere Eigenschaften hat.

Achtundzwanzigstes Kapitel

In diesem Kapitel ist die Rede von großen Ottern und Schlangen, die eine Ziege verschlingen können, und von Schlangenbeschwörern.

Neunundzwanzigstes Kapitel

Hier hören wir von vielerlei wilden Tieren, die dort in großer Zahl leben, vor allem von Elefanten, Giraffen und Löwen.

Dreißigstes Kapitel

Es schildert Papageien und andere Vögel der verschiedensten Arten.

Einunddreißigstes Kapitel

Im Folgenden wird ein Jahrmarkt beschrieben, wie er von den hiesigen Mohren üblicherweise abgehalten wird.

Zweiunddreißigstes Kapitel

Von den Pferden, welche von den hiesigen Mohren gekauft werden, handelt dieses Kapitel, auch davon, dass diese Tiere oft an Seuchen eingehen und deshalb einem besonderen Zauber unterworfen werden.

Dreiunddreißigstes Kapitel

In diesem Kapitel ist die Rede von fröhlichen Weibern, die bei Nacht singen und tanzen.

Vierunddreißigstes Kapitel

Hier ist die Rede vom Reich Gambia und von Kap Verde, wohin ich und Antoniotto von Genua gesegelt waren.

Fünfunddreißigstes Kapitel

Es beschreibt Kap Verde und die Sitten seiner Bewohner.

Sechsunddreißigstes Kapitel

Dieses Kapitel schildert einen großen Fluss, auf dem die Mohren mit ihren Kanus herumfahren.

Siebenunddreißigstes Kapitel

Hier wird erzählt, wie unsere Schiffe auf diesem Fluss von den Mohren angegriffen wurden.

Achtunddreißigstes Kapitel

Das Kapitel berichtet von den Verhandlungen, die wir auf dem Fluss Gambia mit den Mohren führten.

Neununddreißigstes Kapitel

In diesem Kapitel wird beschrieben, wie es in diesem Land im Winter aussieht.

Vierzigstes Kapitel

Es handelt von der zweiten Reise, die ich zusammen mit Antoniotto von Genua nach Gambia unternahm; unter anderem ist hier die Rede von den Inseln, die wir auf dieser Reise entdeckten.

Einundvierzigstes Kapitel

Es beschreibt die Insel Do Palme, das Reich Gambia und die Insel St. Andreas; ferner wird hier berichtet, welche Fürsten über dieses Gebiet herrschen.

Zweiundvierzigstes Kapitel

In diesem Kapitel ist die Rede von den Geschenken, die wir Fürst Batimaussa machten, und wie wir dadurch seine Zuneigung gewannen.

Dreiundvierzigstes Kapitel

Es handelt von den Sitten und Kleidern dieser Völker, von sehr großen Bäumen, von Elefanten und der Art und Weise, wie man diese jagt.

Vierundvierzigstes Kapitel

Es beschreibt die Füße und die Beine der Elefanten; außerdem ist hier die Rede von einem Flusspferd.

Fünfundvierzigstes Kapitel

Das Kapitel handelt von dem Fluss und Reich Casamanssa und von dem Kap Rosso.

Sechsundvierzigstes Kapitel

Es beschreibt weitere große Flüsse, die wir an dieser Küste entdeckten, und die hier lebenden Menschen.

Siebenundvierzigstes Kapitel

Das Kapitel berichtet von unserer Heimreise nach Spanien.

GOMES EANES DE ZURARA

Chronik der bemerkenswerten Taten, welche sich bei der Eroberung von Guinea, die auf Befehl des Infanten D. Henrique durchgeführt wurde, ereigneten — II. Band

Erstes Kapitel

Den Brief beinhaltend, den Gomes Eanes de Azurara an den Herrn König schrieb, als er ihm dieses Buch übersandte.

Zweites Kapitel

In dem von der Herkunft des Infanten D. Henrique berichtet wird.

Drittes Kapitel

In dem fünf Gründe angeführt werden, die den Herrn Infanten bewogen, die Lande von Guinea suchen zu lassen.

Viertes Kapitel

Aus welchem Grunde die Schiffe nicht wagten, über das Kap Bojador hinauszusegeln.

Fünftes Kapitel

Wie Gil Eanes, aus Lagos geboren, als Erster das Kap Bojador umrundete, und wie er noch einmal dorthin zurückkehrte, mit ihm Afonso Gonçalves Baldaia.

Sechstes Kapitel

Wie Afonso Gonçalves Baldaia den Rio do Ouro erreichte.

Siebtes Kapitel

Über die Dinge, die in den folgenden Jahren geschahen.

Achtes Kapitel

Wie Antão Gonçalves die ersten Gefangenen machte.

Neuntes Kapitel

Wo sich Antão Gonçalves befand, und wie er ihn zum Ritter schlug.

Zehntes Kapitel

Wie Nuno Tristão zur Ilha de Gete fuhr, und über die Mauren, die er dort gefangen nahm.

Elftes Kapitel

Wie Lançarote den Infanten um Erlaubnis bat, mit seinen Schiffen nach Guinea fahren zu dürfen.

Zwölftes Kapitel

Wer die Kapitäne der anderen Karavellen waren und über die erste Gefangennahme, die sie machten.

Dreizehntes Kapitel

Wie sie zum Kap Branco segelten und über die Dinge, die sie dort unternahmen.

Vierzehntes Kapitel

Wie die Karavellen Lagos erreichten und über die Auskünfte, die Lançarote dem Infanten gab.

Fünfzehntes Kapitel

Wie der Autor über das Mitleid nachdenkt, welches er für jene Menschen empfindet, und wie die Aufteilung vorgenommen wurde.

Sechzehntes Kapitel

Wie der Infant D. Henrique Lançarote zum Ritter schlug.

Siebzehntes Kapitel

Wie Antão Gonçalves, Gomes Pires und Diogo Afonso zum Rio do Ouro fuhren.

Achtzehntes Kapitel

Wie Nuno Tristão nach Tira segelte und von den Mauren, die er dort fand.

Neunzehntes Kapitel

Wie Dinis Dias ins Land der Neger fuhr und über die Gefangenen, die er von dort mitbrachte.

Zwanzigstes Kapitel

Wie sie die Mauren auf dem Kap Branco fingen.

Einundzwanzigstes Kapitel

Über die Worte, welche Gomes Pires sprach, und wie sie nach dem Lande Guinea fuhren.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Wie diese Karavellen den Fluss Nil erreichten und über die Guineer, die gefangen wurden.

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Über die Dinge, welche Rodrigo Anes de Travaços und Dinis Dias erlebten.

Vierundzwanzigstes Kapitel

Wie Nuno Tristão im Lande Guinea getötet wurde, und wer mit ihm starb.

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Der Autor erläutert, wie viele Seelen seit dem Beginn der Eroberung in dieses Königreich gebracht wurden.

JOÃO DE BARROS

Die Fahrten entlang der Westküste Afrikas und die Entdeckung der Inseln Porto Santo und Madeira und des Cabo Verde

Erstes Kapitel

Von den Gründen, welche den Infanten Dom Henrique bewogen, die westliche Küste des Landes Afrika zu entdecken, und wie João Gonçalves und Tristão Vaz eines Sturmes wegen, der sie dorthin verschlug, die Insel Porto Santo entdeckten.

Zweites Kapitel

Wie João Gonçalves und Tristão Vaz nach der Abreise des Bartolomeu Perestrello die Insel entdeckten, die man jetzt Madeira nennt und die der Infant Dom Henrique in zwei »Capitanias« teilte, die eine genannt Funchal, die er dem João Gonçalves gab, die andere Machico, welche Tristão Vaz erhielt.

Drittes Kapitel

Von der Bitte, welche der Infant an den Papst richtete und die ihm dieser gewährte; sowie von der Schenkung des Fünften, die ihm der Infant Dom Pedro, sein Bruder, der Regent des Reiches im Namen des Königs, machte, und was dem Antão Gonçalves und Nuno Tristão auf den Fahrten, die jeder unternahm, widerfuhr.

Viertes Kapitel

Wie Gonçalo de Cintra mit anderen in der Bucht, die jetzt seinen Namen trägt, erschlagen wurde, und von der Fahrt, die Antão Gonçalves und nach ihm Nuno Tristão zum Rio do Ouro unternahmen, wobei dieser ein Dorf der Mauren einnahm, und wie Dinis Fernandes nach dem Lande der Neger kam und das Vorgebirge, das wir heute »Das Grüne« nennen, entdeckte.

Fünftes Kapitel

Von der Fahrt, die Dinis Eanes mit den Karavellen von Lissabon, die in Gesellschaft mit ihm fuhren, machte; und von dem, was der Kapitän Lançarote mit den 14 Karavellen von Lagos unter seinem Befehl ausrichtete, auf welcher Reise sie mit dem Verlust einiger der Unseren viele Mauren töteten und gefangen nahmen; und wie Soeiro da Costa, nachdem er an den glorreichsten Taten in Spanien teilgenommen hatte, auf dieser Fahrt zum Ritter geschlagen wurde.

Sechstes Kapitel

Wie der Infant Gomes Pires an den Rio do Ouro sandte, wo er 80 Gefangene machte, und desgleichen, wie er Diogo Gil, um eine Handelsverbindung herzustellen, nach Meza und Antão Gonçalves an denselben Rio do Ouro schickte; und wie ein Edelmann vom Hof des Königs von Dänemark mit dem Wunsch, sich in Guinea umzusehen, in dieses Reich kam, und wie ihn der Infant in einem Schiff absandte und er dort starb.

Siebtes Kapitel

Von der Persönlichkeit des Infanten Dom Henrique und von dem Charakter, welchen er während des ganzen Verlaufes seines Lebens beibehielt.

NACHWORT

ANHANG

Literatur zum Vorwort

Worterklärungen

Geografisches Glossar

Bibliografie

VORWORT DES HERAUSGEBERS

Heinrich der Seefahrer und das Zeitalter
der portugiesischen Entdeckungen

»Den Ansporn, eine Seemacht zu werden, erhielt Portugal durch seine geografische Lage. Aber bei einer Bevölkerung, die nur eine und eine viertel Million zählte, hätte man kaum erwarten können, dass es im Verlauf eines Jahrhunderts die halbe Welt entdecken würde.«1

Die portugiesischen Entdeckungen
und die Geschichtsschreibung

Schlägt man in der Absicht, sich rasch über die geschichtliche Entwicklung Portugals zu informieren, eine der zahlreichen Gesamtdarstellungen zur Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit auf, dann gewinnt man den Eindruck, dass das an der europäischen Peripherie gelegene Portugal nicht viel mehr als eine Komparsenrolle auf der Bühne der europäischen Geschichte gespielt hat. Dass in diesem Land die Wiege der abendländischen Übersee-Expansion gestanden hat, dass von keinem anderen Volk in der Geschichte so weitreichende geografische Entdeckungen gemacht wurden wie vom portugiesischen, dass Portugal als erste Kolonialmacht Europas dem Blick der Europäer neue Horizonte erschlossen, dass es mit seinen Entdeckungsfahrten in bislang unbekannte Weltregionen die Enge europäischer Provinzialität gesprengt und die abendländische Zivilisation mit bis dahin fremden Kulturen und Gesellschaften in Kontakt gebracht hat, scheint, obgleich von welthistorischer Bedeutung, vergessen worden zu sein. Wenn wir nach den Gründen für dieses erstaunliche Phänomen fragen, dann ist zunächst festzustellen, dass die in erster Linie auf die klassischen europäischen Großmächte konzentrierte Forschungsperspektive der meisten Historiker das geschichtliche Geschehen an der Peripherie Europas als zweitrangig erscheinen lässt und Portugal dementsprechend zu einer historischen »Randgruppe« im Kreise der »feinen Gesellschaft« von England, Frankreich und Deutschland degradiert. Nachteilig für eine angemessene Würdigung der welthistorischen Leistungen Portugals im 15. und 16. Jahrhundert wirkt sich zudem der bis in unsere Tage vorherrschende Eurozentrismus der Geschichtswissenschaft aus, insofern nämlich, als dadurch die außereuropäische Welt allenfalls als Appendix der europäischen Geschichte abgehandelt wird. Und dieses Faktum sorgt dafür, dass der Eintritt der südlichen Hemisphäre in das abendländische Weltbild, vorrangig zu verdanken den außerordentlichen Erfolgen der portugiesischen Seefahrt, in seiner die abendländische Welt verändernden Wirkung – sieht man einmal ab von der einschlägigen Spezialliteratur – nicht deutlich genug herausgestrichen wird. Dass von der Geschichtsschreibung weitgehend versäumt wurde, den tief gehenden Einfluss der portugiesischen Geschichte auf die menschliche Zivilisation recht zu würdigen, vermittelt nach Ansicht des amerikanischen Entdeckungshistorikers B.W. Diffie den Anschein, als sei von der internationalen Historikerzunft insgeheim eine regelrechte »Verschwörung« angezettelt worden, die sich zum Ziel gesetzt habe, Portugal seiner Verdienste auf diesem Gebiet zu berauben. Wenn er auch einräumen muss, dass die strikte Geheimhaltungspolitik des portugiesischen Königshauses, also dessen Bestreben, Portugals Entdeckungspläne und Entdeckungserfolge aus Furcht vor ausländischer Konkurrenz nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangen zu lassen, und der hieraus resultierende Quellenmangel für die beschriebene Unterbewertung der portugiesischen Geschichte mitverantwortlich sind, so vermag Diffie den Historikern dennoch den Vorwurf nicht zu ersparen, ihre Argumentation in Bezug auf Portugals Entdeckungsleistungen sei ausgesprochen destruktiv«.2 Umgekehrt freilich sei manchen betont nationalistischen portugiesischen Historikern, z.B. Gago Coutinho und Armando Cortesão, vorzuhalten, die entdeckungsgeschichtlichen Meriten Portugals größer gemacht zu haben, als sie es in Wirklichkeit waren: durch die Behauptung nämlich, es habe bereits vor Heinrich dem Seefahrer groß angelegte Entdeckungsreisen, vor Vasco da Gama schon geheim gehaltene Vorstöße in den Atlantik und den Indischen Ozean, vor Columbus Fahrten nach Amerika und vor Cabral Expeditionen nach Brasilien gegeben. Solche von keiner Quelle abgestützten Thesen seien lediglich ein »ausgetüfteltes Ratespiel«, das in Verdrehung der historischen Wahrheit dazu führe, all die genannten großen Entdeckerpersönlichkeiten zu »Pygmäen« zu degradieren, die nur den Spuren der vorgeblich »ersten« anonymen Entdecker gefolgt seien.3

Welche Antriebskräfte ließen Portugal zur
Pioniernation der Entdeckungen werden?

Es ist auf den ersten Blick in der Tat erstaunlich, dass ausgerechnet das kleine, bevölkerungsarme und wirtschaftlich vergleichsweise schwache Portugal, erst 1139 unter Afonso, dem Sohn des Grafen Heinrich von Burgund, im Kampf gegen die Mauren und unter Beseitigung der Oberhoheit Kastiliens zu einem selbstständigen Königreich aufgestiegen4, im 15. und 16. Jahrhundert zur führenden Seefahrer- und Entdeckernation Europas wurde. Dass dieses Königreich, das im Rahmen der innereuropäischen Geschichte über die Jahrhunderte hinweg nur eine untergeordnete Rolle spielte, solches zu vollbringen imstande war, lässt sich auf eine Reihe von Gründen zurückführen: Wesentlich ist zum einen die geografische Position Portugals am äußersten Südwestzipfel Europas, die für maritime Unternehmungen sehr günstig war und dem Land gegenüber den Ländern Mittel- und Nordeuropas auf diesem Terrain deutliche geostrategische Vorteile bot. Eine zweite Voraussetzung war die Existenz eines Handelsbürgertums und einer eigenen Schiffsbauindustrie. Die Aussicht auf wirtschaftlichen Gewinn5 und die Befriedigung von Abenteuerlust waren weitere Antriebskräfte. Jungen Adligen versprach die Seefahrt Ehrgewinn und Reichtum, während andere, vor allem das portugiesische Königshaus und die Kirche, in Übersee-Expeditionen in erster Linie die Möglichkeit sahen, die Ungläubigen zum Christentum zu bekehren. Unabhängig davon aber sind die herausragenden Erfolge der portugiesischen Seefahrt nicht zuletzt das ganz persönliche Verdienst von Heinrich dem Seefahrer, der 1394 als vierter Sohn König Johanns I. geboren wurde und im Mannesalter zum »Chef-Promotor«6 der portugiesischen Entdeckungen werden sollte. Denn während die anderen europäischen Länder zu Beginn des 15. Jahrhunderts in nicht enden wollende Kriege und dynastische Machtkämpfe verstrickt waren, übernahm Portugal, getrieben von Heinrichs unbändigem Entdeckungseifer, die Führung bei der Erforschung der außereuropäischen Welt und leitete damit eine neue Epoche der Weltgeschichte ein.

Zur Frühgeschichte der
portugiesischen Seefahrt

Ohne die entscheidenden Impulse, die die portugiesische Seefahrt von Heinrich dem Seefahrer erhielt, in ihrer Bedeutung herunterspielen zu wollen, darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Portugiesen auch schon in früheren Zeiten auf seemännischem Gebiet Hervorragendes geleistet haben. Obwohl wir über die Frühgeschichte der portugiesischen Seefahrt nur relativ wenig wissen, ist bekannt, dass, vor allem von den portugiesischen Geschäfts- und Handelszentren Lissabon und Oporto aus, bereits im 12. Jahrhundert ein reger Seehandel mit dem Norden Europas und den Mittelmeerländern getrieben wurde. Auch besaß Portugal schon unter Alfons I. (1139–1185) eine, wenn auch noch recht kleine, Kriegsflotte, die immer wieder in Gefechte mit maurischen Geschwadern verwickelt war und mit deren Hilfe es gelang, die Herrschaft der Araber im Rahmen der portugiesischen Reconquista Zug um Zug nach Süden zurückzudrängen. Und im Jahr 1189 beteiligte sich König Sancho I. (1185–1211) mit 40 Galeeren an einer Kreuzfahrerflotte, die den Süden Portugals von den Mauren befreien sollte.7 Einen großen Schritt nach vorn machte die portugiesische Kriegs- und Handelsmarine unter König Diniz (1269–1325), dem wohl bedeutendsten portugiesischen Herrscher im Mittelalter. Um den Schiffsbau zu fördern, ließ er nicht nur bei Leira einen Fichtenwald zur Beseitigung des Holzmangels anlegen, sondern er rief im Jahr 1293 auch eine Schiffsversicherungsgesellschaft, die bolsa, ins Leben, aus der sich später die feitora, die lange Zeit führende portugiesische Überseehandelsgesellschaft, entwickelte.8 Neben einer Reihe von Steuerprivilegien, die er dem Handelsbürgertum gewährte, fiel in diesem Zusammenhang auch ins Gewicht, dass er die Schiffsbauer in den Ritterstand erhob. Dieser Beruf war also fortan mit einem außerordentlichen gesellschaftlichen Prestige und einem hohen sozialen Status verknüpft, was natürlich dazu führte, dass sich dieser Gewerbezweig besonders stark entwickelte. Und schließlich schuf König Diniz das Amt des Admirals, des Befehlshabers der Kriegsflotte, dessen Inhaber er ebenfalls mit großen Privilegien ausstattete. Betraut mit diesem Amt wurde ein Genueser namens Manoel Pezagno, der als Seefahrer in einem guten Ruf stand. Überhaupt war Genua damals die führende Seemacht, deren Kapitäne auch von den Königen Kastiliens und Frankreichs mit der Organisation ihrer Flotten beauftragt wurden.9

Genueser, die mit besagtem Admiral nach Portugal gekommen waren, waren es auch, die die erste aktenkundige Ozeanfahrt unter portugiesischer Flagge anregten: Am 1. Juli 1341 brachen drei Schiffe zu den Kanarischen Inseln auf, die im Altertum als die »Glücklichen Inseln« bekannt und 1270 von dem Genueser Malocello neu entdeckt worden waren.10 Die portugiesische Expeditionsflotte besuchte auf dieser Fahrt die Inseln Fuerteventura, Gran Canaria, Ferro, Gomera und Teneriffa; einige Chronisten vermuten sogar, dass anlässlich dieser Expedition auch die Azoren erreicht wurden. Im November desselben Jahres trafen die drei Schiffe wieder in Lissabon ein, ohne allerdings eine nennenswerte Beute mitzubringen. Wenn dieser ersten Entdeckungsfahrt vorläufig keine weitere folgte, dann lag das vor allem daran, dass Papst Clemens VI. (1342–1352) – nach mittelalterlichem Recht oblag es der päpstlichen Gewalt, über neu entdeckte und bislang unbesetzte Länder zu verfügen – im Jahr 1344 die Kanarischen Inseln dem Grafen Luis de la Cerde, einem Verwandten des Königshauses von Kastilien, gegen eine jährlich zu entrichtende Tributzahlung verlieh.11 Hinzu kam, dass der fortdauernde Krieg gegen die Mauren den vollen Einsatz der portugiesischen Flotte verlangte.

In der Folgezeit wurde unter den Königen Pedro I. (1357– 1367), der ausländischen Kaufleuten weitgehende Handelsprivilegien einräumte und somit Portugal zu einem Zentrum des europäischen Handels machte, und Ferdinand I. (1367–1383) die Kriegs- und Handelsflotte Portugals stetig ausgebaut und verbessert. Als jedoch Ferdinand I. vor dem Hintergrund der anhaltenden Erbfolgestreitigkeiten mit Kastilien immer mehr Geld in die Kriegsmarine steckte, stieß er mit dieser Politik auf den Widerstand der cortes, des ständisch verfassten Parlaments Portugals, in dem die Stimme des Handelsbürgertums ein großes Gewicht hatte. Beklagt wurde vom Parlament neben der Vernachlässigung der Handelsschifffahrt auch die Steuer- und Zollpolitik des Königs, die aus der Sicht des Handelsbürgertums nur den Adel und den Klerus und obendrein auch noch die ausländischen Kaufleute begünstigte. Da die Volksvertreter mit dem Steuerbewilligungsrecht ein wirksames Druckmittel in der Hand hatten, musste Ferdinand I. ihrem Begehren nach einer stärkeren Förderung der einheimischen Handelsschifffahrt schließlich nachgeben. 1377 gewährte er der portugiesischen Kaufmannschaft einen großzügigen Privilegienbrief, eine Maßnahme, die er drei Jahre später mit der Gründung einer Schifffahrtsgesellschaft, der Companhia das Naus, ergänzte. Beide Entscheidungen waren für die Zukunft der portugiesischen Seefahrt von größter Wichtigkeit: Mit dem Privilegienbrief erhielten die Handelsschifffahrt und der Handelsschiffsbau ein ganzes Bündel weitreichender Begünstigungen zugesprochen, das von der Gewährung von Steuer-und Zollfreiheit in bestimmten Fällen bis hin zu der Erlaubnis reichte, für den Bau von Schiffen über 100 Tonnen Holz in den königlichen Forsten kostenlos schlagen zu dürfen. Hauptzweck der neu geschaffenen Schifffahrtsgesellschaft war die Einrichtung eines genossenschaftlichen Versicherungsfonds, auf den die Reeder zurückgreifen konnten, wenn eins Schiffe auf See verloren gegangen war.12 Angesichts dieser Maßnahmen verlegten sich viele Portugiesen auf die Handelsschifffahrt, versprach eine Betätigung auf diesem Felde doch reichen wirtschaftlichen Gewinn. Und in der Tat erlebten in den Jahren nach 1380 der portugiesische Seehandel und die Handelsflotte einen ungeheuren Aufschwung, eine Entwicklung, in deren Verlauf viel Geld in das Land strömte und die Wirtschaft Portugals insgesamt aufblühte. Auch der König, dem der Ausbau der Handelsflotte von den cortes zunächst hatte abgerungen werden müssen, zog daraus einen Nutzen, denn die Handelsschiffe, deren Größe mit der Ausweitung des Handels ständig zunahm, konnten in Kriegszeiten auch militärisch eingesetzt werden. Freilich erlitt die Flotte Portugals durch Ferdinands Dauerkrieg gegen den Rivalen Kastilien so schwere Verluste, dass sein Nachfolger auf dem portugiesischen Königsthron, Johann I. (1385–1433), Jahre brauchte, um sie wieder zu reorganisieren.13

Das Zeitalter Heinrichs des Seefahrers

Die Eroberung Ceutas im Jahre 1415

Nach Beendigung des Erbfolgekrieges gegen Kastilien in der für die Portugiesen mit einem entscheidenden Sieg endenden Schlacht von Aljubarrota im August 1385 und der nachfolgenden inneren Konsolidierungsphase unter der neuen Dynastie der Aviz, die mit Johann I. an die Macht gekommen war14, schickte sich Portugal im Jahr 1415 an, seiner Expansionspolitik neue Horizonte abzustecken und über die Straße von Gibraltar hinausgreifend auf dem afrikanischen Festland Fuß zu fassen. In diesem Jahr wurde das maurische Ceuta von einem portugiesischen Expeditionskorps im Handstreich erobert, wobei Prinz Heinrich zum ersten Mal ins Rampenlicht der Geschichte treten sollte.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts fand Portugal für eine aktive Afrikapolitik außerordentlich günstige Voraussetzungen vor: Kastiliens außenpolitischer Spielraum war zu der Zeit stark eingeengt durch innere Machtkämpfe mit dem Adel, und da England und Frankreich durch den Hundertjährigen Krieg15 die Hände gebunden und die italienischen Stadtstaaten in gegenseitige Rivalitäten verstrickt waren, hatte Portugal – zudem gestützt auf den endgültigen Friedensschluss mit Kastilien aus dem Jahre 1411 – Energien frei für eine erfolgreiche Südexpansion.

Mit einem Feldzug gegen die muslimischen Mauren wollte Johann I. unter anderem Verfehlungen wiedergutmachen, derer er sich im Krieg gegen seinen »christlichen Bruder«, den König von Kastilien, schuldig gemacht zu haben glaubte. Wie uns der Chronist Zurara berichtet, meinte er, dafür am besten Buße tun zu können, »wenn er seine Hände im Blut der Ungläubigen wusch«.16 Nach reiflichem Überlegen wurde am Königshof zu Lissabon schließlich beschlossen, zu diesem Zweck Ceuta anzugreifen, die Stadt, von der aus die muslimischen Omaijaden im Jahr 711 auf die Iberische Halbinsel vorgedrungen waren. Diffie zufolge war diese Entscheidung das »wichtigste Ereignis der Regierungszeit Johanns I., wenn nicht sogar der gesamten portugiesischen Geschichte«.17 Denn die Eroberung Ceutas bildete den Auftakt zur Schaffung des portugiesischen Überseereiches, und sie war gleichsam ein Vorspiel zu den späteren Atlantikerkundungen. Freilich war König Johann dieser Entschluss alles andere als leicht gefallen: Er befürchtete, der Fall Ceutas würde das islamisch-maurische Restkönigreich Granada im Süden Spaniens, das erst 1492 von Kastilien endgültig besiegt werden sollte, vom Nachschub der Hilfstruppen aus Afrika abschneiden und dann Portugals Erzrivalen, den König von Kastilien, ermuntern, nicht nur Granada, sondern auch Portugal mit Krieg zu überziehen. In seiner Crónica de Ceuta bestätigt Zurara ausdrücklich die Bedenken Johanns, die kastilische Front zu entblößen, wenn er ihm folgende Worte zuschreibt: »Die Kastilier hassen uns abgrundtief, zumal die Erinnerung an die Niederlage, die sie gegen uns erlitten haben, noch sehr frisch ist. Es könnte deshalb sein, dass sie diese Gelegenheit ausnützen, um Vergeltung zu üben für die Erniedrigungen, die wir ihnen zugefügt haben.«18 Und obendrein befürchtete der König einen Gegenangriff der Mauren auf die südportugiesische Provinz Algarve, die diesen erst vor Kurzem entrissen worden war. Wenn solchen Befürchtungen zum Trotz schließlich dennoch entschieden wurde, Ceuta zu erobern, dann gab es hierfür – neben dem Kreuzzugsgedanken – eine ganze Reihe von gewichtigen Argumenten19: Ceuta, nach Zurara »die Blume unter den Städten Afrikas« und »Schlüssel zum Mittelmeer«20