Die Wölfischen

 

 

 

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Band 6

 

Die Wölfischen

 

von Uwe Voehl

 

 

© Zaubermond Verlag 2013

© "Der Henker"

by Uwe Voehl

 

Titelbild: Mark Freier

eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

 

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Alle Rechte vorbehalten

 

 

 

1. Kapitel

 

Mein Name ist Münch. Udo Münch.

Es goss in Strömen, und ich verwünschte die Tatsache, dass ich die altersschwachen Scheibenwischer meines Cabrios nicht schon längst durch neue ersetzt hatte. Durch das Verdeck tropfte es zu allem Ärger auch noch.

Im Licht meiner Scheinwerfer tauchte das Hinweisschild nach Bensdorf auf. Ich musste nach links abbiegen. War die Straße bislang noch halbwegs befestigt gewesen, so hatte ich jetzt einen Schlammpfad vor mir. Ich beschwor alle guten Geister, mir beizustehen, dass ich nicht steckenblieb. Als habe man mich erhört, erhellte ein gezackter Blitz das Heideland …

Hätte ich geahnt, wer mich erhört hatte, ich wäre sofort umgekehrt …

 

Ich hatte guten Grund zu der Annahme, dass dieses Bensdorf nicht mehr allzu weit entfernt sei, denn normalerweise stieß man, wenn man diesen Feldwegen folgte, mit schöner Regelmäßigkeit nach zwei oder drei Kilometern auf irgendein verschlafenes Dorf.

Zwei Tage lang hatte ich mich einer Reportage wegen in Hamburg aufgehalten, und ich hatte nun die Absicht, einen kleinen Umweg durch die Lüneburger Heide zu machen, um einem alten Schulfreund einen Besuch abzustatten. Natürlich hatte ich mich telefonisch angemeldet, so dass er mit meinem Kommen rechnete.

Ich schaute auf die Uhr und war einen Augenblick lang abgelenkt. Dann erfassten meine Augen einen springenden Schatten, der vor meinem Wagen den Pfad überqueren wollte. Ich trat auf die Bremse, und der Wagen blieb schlingernd stehen. Aber nicht schnell genug. Ich spürte den Zusammenprall und glaubte, einen Aufschrei zu vernehmen.

Ich riss die Wagentür auf und sprang hinaus. Ich hatte damit gerechnet, ein verletztes oder totes Tier unter meinen Reifen liegen zu sehen, aber da war nichts.

Als ich den Blick wieder hob, sah ich eine helle Gestalt in den niedrigen Büschen verschwinden. Der kalte Regen klatschte in meine Augen und trübte meinen Blick, aber dennoch glaubte ich, dass das kein Tier gewesen sei. Aber warum sollte ein Mensch, noch dazu wenn er angefahren worden war, vor mir flüchten? »Hallo!«, rief ich. »Sind Sie verletzt?«

Niemand antwortete mir, aber es konnte gut sein, dass man meine Stimme in dem prasselnden Regen gar nicht vernommen hatte.

Ich lief zu den Büschen und rief erneut, aber es blieb alles still. Nachdenklich begab ich mich wieder zurück zu meinem Wagen und holte eine Taschenlampe heraus. Ich leuchtete den Boden ab und war nicht erstaunt, auf eine Blutlache zu stoßen. Also hatte ich mir den Zusammenprall nicht bloß eingebildet.

Plötzlich hörte ich aus der hinter mir liegenden Richtung Hundegebell und Rufe. Huschende Schatten sprangen über die niedrigen Büsche und kamen auf mich zu. Zu meiner Erleichterung hörte ich, wie die Hunde zurückgerufen wurden.

»Wer ist das dort?«, rief eine unfreundliche Stimme.

Nun gibt es in unserem Jahrhundert wohl kaum mehr Wegelagerer und Plünderer, die Autofahrern in einsamer Gegend auflauern, aber dennoch war ich alles andere als erleichtert, in dieser kargen Landschaft auf Menschen zu stoßen. Hatte ich nicht sogar von absichtlich herbeigeführten Unfällen gelesen, mit denen ahnungslose Autofahrer hereingelegt wurden? Also doch Wegelagerer, wenngleich von der modernen Sorte?

Dann hatten sie mich erreicht. Fünf in Regenjacken verschnürte Männer, um die sich knurrende Hunde scharten.

»Was machen Sie hier?«, fragte die gleiche unfreundliche Stimme, der ich schon zuvor nicht geantwortet hatte.

Auch sie hatten Taschenlampen dabei, und ehe ich antworten konnte, hatte einer der Lichtkegel die Blutlache erfasst. Sie sahen sich mit bedeutungsvollen Blicken an, nickten sich zu.

»Haben Sie einen Unfall gehabt?«, fragte ein anderer der Männer vorsichtig. Aus seiner Stimme schloss ich, dass er noch sehr jung sein musste.

»In der Tat«, sagte ich. »Irgendetwas ist mir vors Auto gelaufen.«

Wieder sahen sich die Männer an, und der mit der jungen Stimme sagte. »Wir verfolgen es schon seit einer Stunde. Es ist ausgebrochen, müssen Sie wissen …«

Eigentlich hätte ich aufatmen können, deuteten die Worte des Mannes doch an, dass es sich um ein Tier handelte. Aber ihr ganzes Verhalten kam mir merkwürdig vor.

»Wir müssen weiter«, bestimmte der erste meiner seltsamen Gesprächspartner. »Sie machen sich am besten keine Sorgen um den Vorfall. Wir kümmern uns schon darum!«

Ehe ich etwas erwidern konnte, trieben sie die Hunde wieder an und folgten ihnen in die Büsche.

So leicht ließ ich mich jedoch nicht abwimmeln. Da ich sowieso schon durchnässt war, machte es mir nichts aus, notfalls noch stundenlang im Regen herumzuwaten. Mein Reporterinstinkt war geweckt worden.

Aber zuerst setzte ich mich wieder in den Wagen und fuhr ihn von der Straße.

Dann schlug ich den gleichen Weg wie die Männer ein. Das Gebell der Hunde wies mir die Richtung.

Die jagenden, schwarzen Wolken gaben für einige Momente den halbvollen Mond frei, und sein Licht erfüllte das flache Land mit unruhigen Schatten.

Ich rutschte auf dem nassen Heidekraut aus und schlug lang hin. Das passierte mir noch zwei weitere Male, und als ich zum dritten Mal wieder stand, verlor sich das Gebell der Hunde irgendwo in der Ferne. Ich hatte ihre Spur verloren, so dass mir nichts anderes übrigblieb, als umzukehren.

Eine halbe Stunde später hatte ich zum Weg zurückgefunden und stieß auf mein Auto. Erleichtert warf ich mich auf den Fahrersitz und fuhr los.

Weit konnte es ja nicht mehr sein.

 

Ich war etwa einen Kilometer gefahren, als ich am Straßenrand eine helle Gestalt winken sah. Ich fuhr langsam heran und hielt. Dann beugte ich mich aus dem Fenster.

Der abendliche Anhalter war offensichtlich weiblich, mehr war jedoch in der Dunkelheit nicht auszumachen.

»Kann ich Sie mitnehmen?«, fragte ich. »Oder warum haben Sie gewunken?«

Die Anhalterin nickte. »Sie wollen doch nach Bensdorf?«, fragte sie zurück.

»Führt dieser Weg denn noch woanders hin?«

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Nein«, sagte sie dann. »An diesem Weg liegt nur Bensdorf, aber es hätte ja auch sein können, dass Sie sich verfahren haben.«

»Steigen Sie ein, bevor Sie noch nasser werden.«

»Noch nasser geht nicht«, gab sie zurück. Sie umrundete das Auto und stieg auf der Beifahrerseite ein.

Ich beeilte mich, das Fenster wieder hochzukurbeln, damit das Regenwasser im Auto nicht die Hochwassermarke erreichte.

»Sie sehen auch nicht so aus, als hätten Sie die ganze Zeit im Trockenen gesessen«, sagte sie.

»Eine kleine Panne, wie das bei alten Autos so passiert.« Ich hatte nicht das Bedürfnis, ihr von meinem seltsamen Zusammenstoß zu berichten.

Ich musterte sie von der Seite. Sie hatte ihre Kapuze zurückgeschoben. Ihre blonden, mittellangen Haare umrahmten ein hübsches Gesicht. Sie war vielleicht Mitte Zwanzig.

»Ich kenne Sie nicht«, sagte sie. »Was wollen Sie in Bensdorf?«

»Einen alten Freund besuchen«, antwortete ich. »Vielleicht kennen Sie ihn: Bernd von Borstel.«

»Aber ja! Dann sind Sie Udo Münch, nicht wahr?«

»Jetzt bin ich platt. Woher kennen Sie meinen Namen?« Überrascht war ich wirklich.

»Ich bin zufällig Bernds Schwester«, gab sie sich zu erkennen.

Das war ein Zufall, wie er glücklicher gar nicht hätte kommen können. Wenigstens musste ich jetzt nicht noch lange herumsuchen. Ich wusste zwar, dass Bernd eine Schwester hatte, aber kennengelernt hatte ich sie bislang noch nicht.

»Ich hatte eigentlich vor, früher einzutreffen«, sagte ich. »Aber dann ist das Unwetter dazwischengekommen, und Bensdorf liegt ja wirklich am Arsch der Welt – verzeihen Sie diesen Ausdruck.«

Sie lachte – und das Eis war gebrochen. »Das können Sie laut sagen. Ich bin froh, dass ich nur in den Semesterferien hier bin. Zumindest findet man hier die nötige Ruhe zum Lernen.«

»Das glaube ich Ihnen gern«, pflichtete ich ihr bei. Wir fuhren mit unserem Smalltalk fort, bis nach drei Kilometern endlich Häuser auftauchten. Obwohl es nicht später als halb neun war, brannte nirgendwo mehr ein Licht.

»Hier geht man wohl mit den Hühnern zu Bett?«, fragte ich.

»Nein, um diese Zeit sind die Frauen alle in der Messe, und die Männer dürften sich im Schwarzen Schaf aufhalten.«

Das Schwarze Schaf war eines der größten Gebäude im Ort und beherbergte außer der einzigen Kneipe einige Gästezimmer. Bernds Anwesen begann gleich daneben.

Ich stoppte den Wagen, und Bernds Schwester stieg aus.

»Ich kündige Sie schon mal an«, rief sie mir zu und verschwand Richtung Haus.

Ich griff nach meiner Reisetasche und einigen anderen Utensilien, da ich keine Lust hatte, wenn ich erst einmal im Trockenen war, wieder in den Regen hinauszulaufen.

Bepackt schritt ich den schmalen Kiesweg entlang auf die Haustür zu. Vom Schwarzen Schaf klang das Gegröle einiger Betrunkener herüber. Ich hatte das Haus noch nicht erreicht, als mir Bernd auch schon entgegenkam.

»Bleib lieber drin!«, warnte ich ihn. »Es reicht, dass ich nass bis auf die Knochen bin.«

Er ließ sich davon aber nicht abhalten, sondern nahm mir einige Sachen ab.

Wir wechselten die üblichen Begrüßungsfloskeln. Zwei Jahre hatten wir uns nicht gesehen, da braucht es seine Zeit, bis man wieder warm miteinander wird.

Rita, Bernds Schwester, stand bei uns und erzählte, wie wir uns getroffen hatten. Danach kam mir Bernd verändert vor. Er sagte, so als wollte er mich erst einmal loswerden: »Du wirst sicherlich erst einmal deine Kleider wechseln wollen. Mein Gott, fährst du immer noch diese alte Mühle, durch die das Wasser wie durch ein Sieb rauscht?«

»Das auch«, sagte ich und erwähnte dann abermals die Panne, die ich angeblich gehabt hatte.

»Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, das wir für Sie hergerichtet haben«, erbot sich Rita.

»Und in einer halben Stunde habe ich uns dann was zum Essen zubereitet«, versprach Bernd.

Rita drehte sich um, und ich folgte ihr. Nun, im Hellen, sah ich etwas, das zuvor die Dunkelheit verborgen hatte: An ihrem hinteren Hosenbein befand sich ein handgroßer, frischer Blutfleck.

Als spüre sie meinen Blick, drehte sie ihren Kopf zu mir und lächelte.

Irritiert lächelte ich zurück.

Während ich mir die nassen Kleider auszog, gingen mir die verrücktesten Gedanken durch den Kopf.

War es etwa Rita gewesen, die ich angefahren hatte? Aber warum hätte sie flüchten sollen, nur um einen Kilometer weiter bereitwillig in mein Auto zu steigen?

Und welchen Grund hätten diese Männer mit den Hunden gehabt, sie zu verfolgen?

 

Ich stand eben unter der heißen Dusche, als ich unter dem Brausen des Wassers Geräusche in meinem Zimmer vernahm. Ich stellte die Brause ab und horchte.

Als ich nichts weiter hörte, band ich mir ein Handtuch um die Hüften.

Da wurde plötzlich die Tür zum Bad aufgerissen. Ich erstarrte für höchstens eine Sekunde, dann entspannte ich mich wieder.

Es war niemand zu sehen. Dennoch hatte ich Geräusche gehört, und jemand hatte diese Tür aufgerissen.

Ich betrat mein Zimmer und stieß auf eine weitere Ungereimtheit: Jemand hatte den Inhalt meiner Reisetasche im Zimmer verstreut. Alarmierend war, dass dieser Jemand offensichtlich auch das Geheimfach entdeckt hatte. Die Maske, die darin gelegen hatte, lag auf dem Fußboden.

Ich bückte mich und hob sie auf. Sie war aus schwarzem Stoff und angeblich hatte sie der wohl sagenumwittertste Henker des achtzehnten Jahrhunderts getragen: Victor La Fayette. Es hieß sogar, dass magische Fähigkeiten in ihr lagen, aber die hatte ich bislang noch nicht feststellen können. Mir diente die Maske allein als äußeres Zeichen meiner Zugehörigkeit zu dem Club der schwarzen Henker. Einem seltsamen Zusammentreffen mit einem Mann namens Michael Berger hatte ich die Maske zu verdanken.

Es klopfte an der Zimmertür. Rasch verbarg ich die Maske unter der Bettdecke.

»Herein!«

Es war Rita. Als sie sah, dass ich nur mit einem Handtuch bekleidet war, wollte sie sich gleich wieder zurückziehen.

»Kommen Sie ruhig herein«, sagte ich. »Sie sind nicht die Erste.«

»Wie darf ich das verstehen?«, fragte sie.

Ich deutete auf die Unordnung. »Während ich unter der Dusche stand, hat jemand wohl nach Ostereiern gesucht.«

»Oh … Aber wer …?« Sie war sichtlich überrascht.

Ich zuckte die Schultern. »Wer befindet sich denn noch so alles im Hause?«

»Nur ich und mein Bruder. Und Bernd ist in der Küche. Ich war gerade noch bei ihm …«

»Von einem unsichtbaren Untermieter wissen Sie nichts?«

Sie sah mich verwirrt an.

»Schon gut«, winkte ich ab.

»Aber es ist wirklich merkwürdig.«

Man sah ihr an, dass sie angestrengt nachdachte. »Hier ist Seife«, sagte sie dann ablenkend, »die wollte ich Ihnen nur bringen.«

»Besten Dank, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich noch einmal unter die Dusche traue. Hinterher werde ich noch aufgeschlitzt.«

»Oh …« Sie wurde blass und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mehr wusste als ich.

 

 

2. Kapitel

 

Natürlich wollte Bernd die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Selbst während des ausgezeichneten Essens blieb er beim Thema. Er konnte sich das Vorgefallene einfach nicht erklären. Wenigstens erweckte er den Eindruck.

»So«, sagte Rita nach dem Essen, »ich werde euch Männer jetzt allein lassen. Ihr habt sicherlich einiges zu bereden.« Sie gähnte demonstrativ.

Es war mittlerweile elf Uhr geworden, aber trotz des ereignisreichen Tages war ich noch nicht müde.

Bernd führte mich in seine geräumige Bibliothek, in der wir es uns auf zwei Ledersesseln bequem machten.

»Nun mal raus mit der Sprache«, sagte ich. »Du weißt sehr wohl, was hier im Hause vorgeht, habe ich Recht?«

Einige Sekunden lang überlegte er, ob er sich mir anvertrauen wollte, dann nickte er schwer.

In dem nicht zu hellen Licht der Bibliothek wirkten seine Gesichtszüge düster und eingefallen, aber dennoch strahlten sie noch immer die harte Entschlossenheit aus, die ich von früher her kannte.

»Ich wohne jetzt fünf Jahre hier in Bensdorf«, sagte er, »und es ist weiß Gott nie etwas Merkwürdiges vorgefallen. Vielleicht war ich aber auch nur zu sehr mit dem Pferdezüchten beschäftigt und habe nichts bemerkt. Seit zwei Wochen jedenfalls sind bestimmte Vorgänge einfach nicht mehr zu übersehen …«

»Zum Beispiel dein unsichtbarer Quälgeist«, sagte ich.

»Es gibt noch andere Dinge, die mich beunruhigen«, fuhr er fort. »Magst du einen Scotch?«

Ich nickte, wusste ich doch, dass es sich dann viel besser plaudern ließ.

»Nun?«, fragte ich, nachdem er uns die Drinks eingegossen und ich einen Schluck genommen hatte. »Was sind das für andere Dinge, die dir noch Sorgen bereiten?«

»Erscheinungen«, sagte er. »Erscheinungen der vielfältigsten Art. Sicherlich hältst du mich jetzt für verrückt, nicht wahr?«

Ich schüttelte den Kopf. »Denk daran, was ich heute Abend bereits erlebt habe. Ich glaube nicht, dass sich das so einfach erklären lässt.«

»Aber es lässt sich erklären«, sagte er zu meiner Überraschung. »Ich meine, sofern man das Übernatürliche nicht als Unsinn abtut, was ich schon lange nicht mehr wage, dann gibt es eine Erklärung für deine Begegnung mit dem Unsichtbaren und all die anderen Dinge, die du noch nicht kennengelernt hast.«

Ich nahm erst mal einen weiteren Schluck. »Also raus mit der Sprache!«, ermunterte ich ihn. Die alte Vertrautheit zwischen uns begann sich allmählich wieder einzustellen.

»Nun«, sagte er zögernd, da er offensichtlich nach den richtigen Worten suchte, »wie ich schon sagte, begann der eigentliche Spuk vor etwa zwei Wochen. Jedenfalls schloss ich sofort auf eine Verbindung der Geschehnisse mit dem Buch …«

»Welchem Buch?«, unterbrach ich ihn.

»Dem …«

In diesem Moment erloschen die Lichter in der Bibliothek, und es wurde schlagartig stockdunkel.

»Gehört das auch zu den Erscheinungen?«, fragte ich in die Dunkelheit hinein.

»Ich fürchte ja«, hörte ich Bernd antworten.

Dann vernahm ich einen seltsamen Laut. Er hörte sich an wie das Hecheln eines Tieres! Das Hecheln ging in ein sich gefährlich anhörendes Knurren über.

Das näherkam.

Ich spürte die Präsenz dieses Wesens fast körperlich, obwohl ich ahnte, dass es nicht mehr als ein Spuk war.

»Was passiert, wenn wir es ignorieren?«, fragte ich Bernd. »Ich meine, kann es irgendwie handgreiflich werden?« Wenn dieses Ding, das da herumschleicht, überhaupt Hände hat, setzte ich in Gedanken hinzu.

»Ich möchte es nicht auf einen Versuch ankommen lassen«, hörte ich Bernd gepresst sagen. Ich spürte, wie er meinen Arm ergriff. »Halt dich fest und folgte mir. Wir sehen zu, dass wir hier rauskommen!«

Ein schriller Schrei unterbrach unsere Fluchtgedanken.

»Das ist Rita!«, stellte Bernd fest.