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Nr. 1541

 

Das himmlische Stück

 

Das Triumvirat der Kleinen – im Krieg der Kavernen

 

Robert Feldhoff

 

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Gegenwärtig, d. h. im April des Jahres 1171 NGZ, beträgt die Lebenserwartung der Zellaktivatorträger nur noch wenig mehr als sechs Jahrzehnte, nachdem ES die Leben erhaltenden Geräte zurückgefordert hatte.

Es ist klar, dass die Superintelligenz einen Irrtum begangen haben muss, denn ES gewährte den ZA-Trägern ursprünglich 20 Jahrtausende und nicht nur weniger als drei zur Erfüllung ihrer kosmischen Aufgaben. Die Superintelligenz aufzufinden, mit den wahren Fakten zu konfrontieren und dadurch wieder die eigene Lebensspanne zu verlängern, ist natürlich allen Betroffenen und denen, die ihnen nahe stehen, ein Anliegen von vitalem Interesse. Und so läuft nicht nur in der Milchstraße, sondern auch im galaktischen Umfeld die Suche nach ES auf vollen Touren.

Dabei wird, je mehr Zeit verstreicht, allen ES-Suchern die Dringlichkeit des Problems immer bewusster. Die Superintelligenz muss in großen Schwierigkeiten stecken oder zumindest zeitliche Orientierungsprobleme haben, denn sonst hätte sich zwischen beiden Parteien zweifellos längst ein echter Kontakt herstellen lassen können.

So aber erschöpft sich die Verbindung lediglich in orakelhaften Hinweisen oder Dingen, die auf eine Spur zu ES hindeuten.

In die Kategorie dieser vagen Indizien gehört auch DAS HIMMLISCHE STÜCK ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Yeshki – Protek des Stammes der Vyynyit.

Trüüt – Yeshkis Rivale.

Liir – Ein erfahrener Krieger.

Gucky, Beodu und Salaam Siin – Das Triumvirat der Kleinen im Kavernenkrieg.

Reginald Bull – Der Terraner in der Eastside.

1.

 

Der Mann taumelte durch die Straßen.

Nicht wie ein Betrunkener, eher wie ein Schlafwandler. Oder wie einer, der durch Drogen halb betäubt ist. Seine Bewegungen wirkten müde, schläfrig, unstet.

Nicht die Visionen von früher machten ihm zu schaffen. Er hatte keine Visionen mehr. Seine Verfassung hatte andere Gründe.

Kaum jemand schenkte ihm Beachtung.

Es war ein verregneter Morgen, für den Mann eine Tageszeit wie jede andere. Auf die Stunde des Tages kam es ihm nicht an. Nicht jetzt.

Nicht, wenn er nachdachte.

Er war nicht betrunken.

Nicht einmal besonders übermüdet; lediglich unendlich vertieft in ein Problem, das er nur vom Hörensagen kannte.

Feinste, vom Wind zerstäubte Tropfen durchnässten ihn. Die Kombination, die er trug, glänzte bläulich, nahm aber kein Wasser auf. Dafür sammelte sich auf seiner Haut eine feuchte, perlende Schicht.

Er wollte nur geradeaus laufen, seine Füße vom Rhythmus der Gedanken führen lassen.

Wie wäre es, dachte der Mann, unsterblich zu sein? Tausend Jahre und mehr zu leben ... Nur um eines Tages festzustellen, dass das vermeintliche Geschenk ein geliehenes Gut war, das einem wieder genommen werden konnte.

Seine Schritte trugen ihn in Richtung eines kleinen, teilweise überdachten Marktes. Aus den Augenwinkeln nahm er enge, mit Waren überhäufte Läden wahr. Fremdlebewesen und Terraner tummelten sich zwischen den Straßenseiten.

»Komm herein, ja, hierher!«, rief ein Epsaler unterdrückt. »He, verschwinde nicht, bevor ...«

Der Mann fühlte sich fast umgeblasen vom Schalldruck des untersetzten Kolosses. Aber er schenkte den dicken, bunte Fahnen schwenkenden Armen keinen Blick.

Er machte, dass er weiterkam.

ES ...

Wo war die Superintelligenz? Ein paar Mal hatte sich das unsterbliche Wesen mit seinem Kunstplaneten Wanderer schon in der Milchstraße gezeigt. Aber nicht ein einziges Mal so, dass man dort Nachforschungen hätte anstellen können. Auftauchen, verschwinden. Weshalb? Aus welchem Grund?

Sein Blick wanderte unwillkürlich nach oben. Aber selbst wenn er trotz Tageshelle und Regenwolken etwas von den Sternen erkannt hätte – es hätte ihm nicht geholfen.

Das Universum war unendlich. Die Milchstraße füllte nur einen kleinen Flecken darin aus, und der Mensch bedeutete weniger als ein Staubkorn.

»Halt an, Fremder!«

Der Mann hastete weiter.

Aber von hinten überholte ihn eine Gestalt; ein kleinwüchsiger Terraner mit verschlagenem Gesicht. »Halt an! Bist du nicht interessiert an unserem Palast der Dimensionen?«

Der andere versperrte ihm den Weg. Widerwillig stockte der Mann. Die dichten Brauen zogen sich zusammen, das magere, knochige Gesicht war verkniffen.

Er strich sich eine widerborstige Strähne aus der Stirn. »Lass mich in Ruhe«, sagte er.

»Aber, aber!«, begann der Werber. »Du siehst blass aus! Hier!« Plötzlich hielt er eine Flasche in der Hand. »Trink! Trink einen Schluck und komm mit mir, ins Universum der Wunder!«

Er warf einen misstrauischen Blick auf das Flaschenetikett. »Das ist Alkohol. Ich vertrage keinen Alkohol. Und nun lass mich.«

Er setzte sich von neuem in Bewegung, besorgt um den Strom der Gedanken, der in seinem Hirn beinahe abgerissen wäre.

»He ...!«

Der Werber sprang zornig beiseite.

Eine Lücke in den Vordächern ließ Regen herunterdringen. Der Mann kniff die Augen zusammen, bis er wieder im trockenen Bereich war. Die vielen. Wesen ringsum beflügelten seine Gedanken.

Was hatte es mit den Manifestationen Wanderers auf sich? Es gab einen Verdacht; dass nämlich ES versuchte, eine Art Fährte zu legen. Aber warum der Aufwand? Befand sich ES in Not, hoffte die Superintelligenz auf Hilfe der Galaktiker?

Und weshalb sollte ein Wesen dieser Mächtigkeitsstufe außerstande sein, sich selbst zu helfen?

Der Mann kannte die Antwort. Weil es auf ein noch mächtigeres Wesen getroffen war. Oder weil unbekannte Umstände es in Bedrängnis gebracht hatten.

»Fremder, halt an! Du siehst wie ein Kenner aus!«

Etwas veranlasste ihn, den Blick zu heben. Und diesmal lohnte die Unterbrechung in der Tat. Vor ihm stand eine Werberin, offenbar eine Arkonidin. Die Frau war uralt, mit schlohweißem Haar und gebeugtem Rücken.

An ihrer Hand baumelte eine alte silberne Taschenuhr.

Sie war wunderschön.

Er streckte zaghaft die Finger aus. »Hast du ... hast du noch mehr davon?«

Die Arkonidin lachte meckernd. Sie zog die Uhr weg. »Könnte sein, Fremder! Wie ist dein Name?«

»Myles«, stammelte er. »Myles Kantor. Bringe mich dahin, wo du den Rest hast.«

»Nun gut, Myles. Komm mit!«

Die Alte ging voraus. Er folgte mit schleppenden Schritten, wie es immer seine Art war, wenn etwas ihn verunsicherte. In diesem Fall lag es an der berechnenden Art der alten Frau, der er aber dennoch nicht widerstehen konnte.

Myles liebte alte Uhren.

Seine vielleicht einzige Leidenschaft ... Der präzise Gang ihrer Laufwerke, das Glitzern der oft gläsernen Hauben, altertümliche, quarzgesteuerte Funktion.

Zwischen den auffälligen Fassaden zweier Souvenirgeschäfte gähnte ein dunkler Eingang. Der Korridor, der sich anschloss, führte hundert Meter weit bis in den rückwärtigen Bereich des Marktes. Dort tat sich ein kleiner Raum auf, der voll gestopft war. Tickende, metallene Geräusche erfüllten die Luft, wurden gebrochen und von polierten Flächen reflektiert.

Dies war das Paradies für Myles Kantor.

Es gab mindestens zweihundert antike Uhren, manche klein wie ein Armbandgerät, andere von der Größe eines klobigen Bildschirms. Und dort in der Ecke sah er nebeneinander zwei herrliche Standuhren.

Beide waren aus Holz gemacht.

»Die sind schön, was?«, meinte die Arkonidin. »Ich kann sie dir zu einem Sonderpreis lassen.« Ein meckerndes Lachen schloss sich an.

Myles trat wie in Trance nahe an die Standuhren heran. Seine schmalen Finger strichen über das kostbare Material der linken, über feinste, geschnitzte Ornamente im schwarz lackierten Eichenholz. Winzige Unebenheiten bemerkte er, die jedoch den Wert des Stückes nur noch unterstrichen.

»Wie alt ist das?«, fragte er.

»Mehr als neunzehnhundert Jahre. Echte Terraeiche.«

»Neunzehnhundert«, hauchte er. »Eine wunderschöne Handarbeit. Ich will sie haben.«

Die Werberin schwieg bedeutungsvoll.

Indessen wandte sich Myles der zweiten Standuhr zu. Ebenso wie die erste war sie ein unglaublich schönes Stück, wie sie die Zeit nach Monos nicht wieder hervorgebracht hatte.

Die Arkonidin schob ihn ein wenig beiseite. Grummelnd machte sie sich an der Rückseite zu schaffen.

Plötzlich sprang unter dem von Glas verdeckten Zifferblatt eine Klappe auf: Dahinter kamen Uhrwerk und Glockenspiel zum Vorschein. Ein langes Pendel hielt das Uhrwerk in Bewegung, zwei Gewichte aus Messing hingen an dünnen Ketten herab.

Er bemerkte nicht, dass er wie ein verzaubertes Kind aussah. Dass er nicht mehr erwachsen wirkte, sondern wie ein staunender Narr.

Myles streckte die Hand aus.

»Halt!«

Die Frau hielt ihn am Arm. »Du bist nass. Ich will nicht, dass du noch einmal so meine Uhren anfasst.«

»Ja, ja ...«

Die Worte der alten Frau hatten ihn aus seiner Versunkenheit geweckt. Er war verstört, müde und unkonzentriert. Sein Blick ging zur Tür hin.

»Warte«, sagte die Alte rasch. »Ich zeige dir etwas.«

Mit flinken Fingern öffnete sie das Glas vor dem Zifferblatt und verstellte die Zeiger. Als sie auf zwölf Uhr standen, schlug das Glockenwerk. Myles sah, wie eine Klöppelreihe die Klangkörper fast streichelte. Zarte, reine Töne erklangen; eine simple Melodie.

»Ja!«, murmelte er. »Ich muss diese Uhr haben. Was kostet sie?«

»Zwölftausend Galax.«

»Du machst Scherze.« Er strich sich eine feuchte Strähne aus der Stirn.

»Keineswegs. Hast du nicht so viel?«

»Ich weiß es nicht.« Er zog seine Kreditkarte heraus und checkte das Display. »Hm. Das sind knapp fünfzehntausend. Ich will die Uhr. Diese und die andere!«

Die alte Arkonidin lachte. »Niemals, Myles. Du bekommst eine Standuhr für die fünfzehntausend; und wenn du Lust hast, kannst du noch zwei oder drei kleine Uhren dazubekommen. Du bist doch ein Sammler, oder?« Meckerndes Lachen brach das Ticken im Raum. »Ich erkenne einen Sammler, wenn ich ihn sehe. Immer!«

Myles Kantor kniff die Lippen zusammen.

»Nun gut. Ich gehe auf den Handel ein.«

Plötzlich zornig über sich selbst, schaute er flüchtig über den Rest der Uhren. So erkannte er zwar, dass auch unter ihnen kleine Schätze waren, doch nichts kam den beiden Standuhren gleich.

»Diese beiden.« Er deutete auf eine goldene Taschenuhr mit Klappdeckel und eine Wanduhr, deren Zifferblatt eine Handmalerei in blauem Pastell bildete.

»Das sind sechzehntausendzweihundert Galax.«

Er richtete sich auf und sah die Alte böse an. »Wenn du jetzt Schwierigkeiten machst, nehme ich gar nichts.«

Die Arkonidin gab sich geschlagen. Das Funkeln in ihren Augen sprach eine völlig andere Sprache als die perplexe Miene. »Na gut, Myles.«

»Außerdem sorgst du für den Transport. Rufe mir einen Lastengleiter.«

»Einen Gleiter?«, erboste sich die Alte. »Wozu? Du kannst ...«

»Jetzt halte den Mund!«, brauste er auf. »Ich habe dir Uhren für ein halbes Vermögen abgekauft. Allein vom Gewinn kannst du vier Jahre leben! Denkst du, ich würde die Uhren dem Regen aussetzen? Rasch, beeile dich!«

Die Frau nahm seine Kreditkarte und buchte alles ab, was Myles Kantor als Guthaben zur Verfügung stand. Anschließend rief sie per Komnetz einen Robotgleiter herbei.

Myles holte sich aus dem Laderaum einen Antigrav. Das Gerät hüllte die Standuhr in ein Feld der Schwerelosigkeit. Mit äußerster Vorsicht schob er seinen Schatz zum Hinterausgang. Die Arkonidin brachte die beiden anderen Uhren.

»Einen guten Tag, Myles Kantor. Vielleicht kommst du einmal wieder.«

Er biss die Zähne zusammen. Um keinen Preis wollte er eingestehen, dass er das ganz sicher tun würde. Zornig schlug er die Ladeklappe zu.

Gleichzeitig stieg der Gleiter auf und fädelte sich in hundert Metern Höhe in den Verkehrsstrom ein. Myles hatte sich übers Ohr hauen lassen und er wusste es. Aber wie hätte er diesem Stück widerstehen sollen? Zärtlich tastete er über die Holzoberfläche.

Und einen zweiten Effekt hatte der Kauf.

Es war, als habe sich in seinem Denken eine Barriere gelöst. Wie lange hatte er mit Hilfe von Syntroniken, sogar mit Hilfe NATHANS, versucht, Ordnung in die Manifestationen Wanderers zu bringen?

Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass es keinen Sinn hatte.

Stattdessen hätte er einen anderen Anhaltspunkt verfolgen sollen. Aus den vorliegenden Daten ließ sich keine Bahnkurve errechnen, also auch nicht der nächste Manifestationsort.

Mehr Daten.

Woher?

Und wer garantierte ihm, dass im Solsystem tatsächlich sämtliche Daten vorhanden waren? Was, wenn ES weitere Hinweise ausgestreut hatte, von denen niemand wusste, die niemand gefunden hatte? Es gab Beispiele dafür. So waren nie alle der fünfundzwanzig ausgestreuten Zellaktivatoren gefunden worden.

Myles Kantor ließ die Glastürme und stählernen Bauten der Hauptstadt an sich vorbeiziehen.

Weit dahinter, wo die kleinen Siedlungen lagen, bewohnten er und seine Mutter einen Bungalow. Dorthin musste er.

Unzählige Gleiter bildeten ein Meer aus silbrigen Reflexen. Gewiss, ein Anblick von bemerkenswerter Schönheit und Ästhetik – aber nichts gegen die natürliche Eleganz eines simplen Glockenwerks.

Er lachte.

Denn nun wusste er, was zu tun war.

Er wollte sich auf Spurensuche begeben. Nicht mehr versuchen, aus unzureichenden Daten etwas herauszufiltern, sondern die Datenmenge erweitern. Wenn ES wirklich daran interessiert war, von den Galaktikern gefunden zu werden, musste es mehr Daten geben.

Irgendwo dort draußen. Und irgendwann.

Myles Kantor strich das Haar aus der Stirn.

Eine Hand tastete nach der Standuhr, und der imaginäre Blick stieß über die Wolkendecke hinaus in den Weltraum vor.

2.

 

Die gröbsten Räumarbeiten in der Kaverne Xiim waren seit Stunden erledigt. Nur große Gesteinstrümmer lagen noch herum. Hundert Mitgliedern des Stammes hatte der Wassereinbruch das Leben gekostet. Ihre Leichen schwammen nun unten im leuchtenden Fluss; waren vielleicht schon weit weggeschwemmt in die unbekannten Tiefen. Niemand wusste es, weil niemand so weit hinuntersehen konnte.

Yeshki hatte Glück gehabt. Er wohnte noch in der Siedlung direkt am Abgrund zum Weltenspalt. So waren die Wassermassen in kurzer Entfernung abgeflossen, ohne ihn und die anderen Jungen in Gefahr zu bringen.

Außerdem hatte er sich im Haus befunden. Wer in freiem Kavernengelände vom Wasser überrascht wurde, war so gut wie verloren. An manchen Stellen reichte die Decke so nahe an den Boden heran, dass sich ein reißender Sog bildete.

»He, Yeshki!«

Die schrille Stimme gehörte Trüüt, seinem Freund und Rivalen. Der andere war klein und stämmig; man konnte sehen, dass er auch als Mann klein und stämmig bleiben würde.

Yeshki dagegen war jetzt schon mehr als zwei Meter groß. Sein Tellerkopf pendelte einen ganzen Hals höher als der von Trüüt.

»Was ist los?«, fragte er.

Die niedrige Decke der Kaverne Xiim reflektierte seine Stimme hundertfach. Es gehörte Übung dazu, sich in der Siedlung der Jungen laut zu unterhalten. Das Gewirr hoher Frequenzen ballte sich zu einem undurchdringlichen Brei.

Die verschachtelten Steinbauten waren sein augenblickliches Heim. Direkt dahinter fiel bis in unbekannte Tiefen der Weltenspalt ab. Der Stamm wusste nur, dass auf seinem Grund der leuchtende Fluss entlanglief.

An- und abschwellendes Wasser bildete einen besonderen Rhythmus. Da es in der Kaverne kein Licht gab, ersetzte das Wasser ihnen Tag und Nacht.

Und die Nordsiedlung, die Siedlung der Männer, Kämpfer und Mirtizzsammler, befand sich zweihundert Meter entfernt in Richtung der engen Tunnel. Dorthin wollte er gelangen. Yeshki war es gründlich leid, ein Junge ohne Rechte zu sein.

Trüüt kam mit pendelndem Hals näher. Sein vorderes Augenpaar rollte übermütig, die drei Daumen links und rechts spielten mit glatten Echosteinen.

»Yeshki! Gerade habe ich es vom Protek gehört!«

»Was denn?«

»Na, was wohl?« Der Kleine lachte schrill. »Der Wassereinbruch heute Nacht! Hundert Tote – es gibt neue Mannbarkeitsprüfungen! Und wir beide sind mit dabei.«

Yeshki geriet fast außer sich vor Aufregung. Die Toten interessierten ihn nicht mehr. Es ging an die Oberfläche, ins Reich der gefährlichen Lichtgötter, deren Wiederkehr den Vyynyit und allen anderen Stämmen für die ferne Zukunft prophezeit war.

Er hatte Angst. Sein Herz pumpte mit hörbaren Schlägen Blut durch den Körper.

»Wann ... wann geht es los?«

»Jetzt sofort! Der Protek will keine Zeit verlieren.«

Das war logisch, dachte Yeshki. Biityghi hielt sehr auf Traditionen. Wer die Aufgaben eines Mannes übernehmen wollte, musste auch zum Mann geweiht sein. Er musste sich bewährt