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Erwin Rußkowski

Uss demm Levve

11 lustige Sketche in rheinischer Mundart
und Hochdeutsch für Familie, Schule und Verein

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eISBN 978-3-939829-82-9

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Nr. 1 „Kaffeeklatsch“

Nr. 2 „Die Englisch-Stunde“

Nr. 3 „Ens jrad e Bier dringke jonn“

Nr. 3 „Gerade ein Bier trinken gehen“

Nr. 4 „Pausengespräche“

Nr. 5 „En Schullklass“

Nr. 6 „Gemeinschaftspraxis Dr. med. Wurst / Dr. Sülzkötter“

Nr. 7 „Im Restaurant“ (Mundart)

Nr. 7 „Im Restaurant“ (Übersetzung)

Nr. 8 „Die verdammpte Rechenaufjab“

Nr. 9 „D‘r Lottojewinner“

Nr. 10 In „d‘r Weetschaff op d‘r Eck“ (Mundart)

Nr. 10 „In der Wirtschaft an der Ecke“ (Übersetzung)

Nr. 11 Klassentreffen (Mundart)

Nr. 11 Klassentreffen (Übersetzung)

Vorwort

Watt ich noch sare wullt:

„Sull ich oder sull ich nitt? / Soll ich oder soll ich nicht?“ Diese Frage beschäftigte mich schon seit vielen Jahren, hatte ich doch in meiner Zeit als Lehrer an der Hauptschule in Lohmar, meiner Heimatstadt, in der alljährlich mit wachsendem Erfolg der traditionelle Schulkarneval 50 Jahre lang gefeiert wurde, immer wieder gern für meine Schüler/innen allerlei an Büttenreden und Sketchen geschrieben, die diese dann einem begeisterten Publikum bei den Schulsitzungen, die irgendwann öffentlich wurden, präsentierten und der Schule und hier natürlich in erster Linie den tollen Jungen und Mädchen eine Menge an Lob und Anerkennung brachten.

Schließlich stand mein Entschluss fest: Ich möchte eine Auswahl meiner Sketche sehr gerne in einem Buch vorstellen in der Hoffnung, dass es viele interessierte Leser und „Aufführungswillige“ gibt, die mit „vill Spass an d‘ Freud“, wie man im Rheinland sagt, sich ans Werk machen, um die Sketche aufzuführen, die „ussem Levve“ gegriffen sind und die Szenen enthalten, die dem einen oder anderen in ähnlicher Form mit Sicherheit selber schon mal begegnet sind.

Dabei ist es mir wichtig zu erwähnen, dass es sich bei den hier dargestellten Inhalten durchaus nicht nur um Szenen für den Karneval handelt. Alle Sketche können – ja das sollen sie sogar – das ganze Jahr über in Familien, in Schulen und Vereinen bei Festen aller Art Freude und Vergnügen bereiten und immer wieder die Menschen zum Lachen bringen.

„Der schönste Lohn ist euer Lachen“ – mit diesem Gedanken wünsche ich mir, dass das Buch Anklang findet.

Ein Wort zu den Texten und zur Aussprache:

Diese sind teilweise in Hochdeutsch, teilweise in Mundart oder auch gemischt geschrieben. Dabei möchte ich vorab klarstellen, dass es sich bei der Mundart, wie ich sie anwende, um „Rheinische Mundart“ handelt, d.h. es ist weder die typisch kölsche, noch die typisch bönnsche, noch die typisch niederrheinische oder bergische Mundart. Es wurde eine Mundart gewählt, die man im ganzen Rheinland verstehen kann: von Koblenz bis Duisburg und von Aachen bis Gummersbach. Es ist eben die typisch rheinische Mundart mit ihrer ganzen rauen Herzlichkeit und ihrer so erfrischenden Direktheit.

Die Schriftweise ist bewusst so gewählt, dass auch Leser, die der rheinischen Mundart nicht mächtig sind, sehr gut alles verstehen und aussprechen können, indem sie die Wörter einfach so lesen, wie sie geschrieben wurden. Sie brauchen also keine Angst vor eventuellen Aussprachefehlern zu haben. Ein „G“ ist ein „G“ und wird nicht etwa als „J“ gesprochen. Kurzer Vokal vor Doppelkonsonanten ist wirklich ein kurz gesprochener Vokal – etwa in „Ich hann dir datt doch jesaat“.

Doppelter Vokal bedeutet entsprechend, dass der Laut dann auch wie bei „jesaat“ ein lang gesprochenes „A“ ist.

Ein einziges wirkliches Problem stellt sich beim „offenen O“.

Das kann man nicht so einfach darstellen bzw. schreiben. Es ist ja nicht dasselbe „O“ wie in „Ofen“, aber es ist auch nicht dasselbe wie in „offen“, obwohl dieses „O“ ja wirklich ein offenes ist.

Nach langem Ausprobieren und Austesten mit meinen Schüler/innen, bin ich zu folgender Lösung, übergegangen, die zugegebenermaßen orthografisch nicht ganz korrekt ist: Ich habe eine Art „Lautschrift“ gewählt und erkläre diese so:

Wenn im Text ein „Ô“ bzw. „ô“ erscheint, ist dies ein „offenes O“ wie in „bôh, ey“ – und siehe da: es klappt!!!

Beispiel: „Dô hann ich ming Schwester jefrôôch, off se mitkütt. Unn se hätt jô jesaat.“

Wichtig war mir bei diesen Überlegungen, dass das „Ô“ bzw. „ô“ im Schrifttext auf jeden Fall ein „O“ bleibt. Sonst hätte man eventuell auch auf das skandinavische offene „O“ zurückgreifen können, was vom Laut her das Richtige gewesen wäre. Das aber wird ja mit „A“ geschrieben und hätte eventuell mehr verwirrt als geholfen.

Somit kann also durchaus jeder die folgenden Mundart-Texte lesen und sicherlich auch verstehen – auch wenn man nicht aus dem Rheinland stammt.

Wie gesagt: Ein Rheinländer, der seine Mundart sprechen kann, wird auf jeden Fall alles – wie auch immer – in Mundart Geschriebene problemlos lesen können. Mir geht es aber auch um die Interessenten, z.B. junge Menschen, Nicht-Rheinländer und andere, die nie die Möglichkeit hatten, Mundart zu sprechen und anzuwenden oder denen sogar die Schule noch vor gar nicht allzu langer Zeit verbot, in der Sprache ihrer Eltern und Großeltern zu sprechen. Mundart galt als nicht schick, gehörte sich nicht, war die Sprache der einfachen Menschen. „So redet man nicht!“

Diese Meinung hat sich Gott sei Dank in letzter Zeit geändert, da man erkannt hat, dass es höchste Zeit wird, die Mundart vor dem Aussterben zu retten.

Ich wünsche nunmehr allen Lesern meines Buches viel Spaß an den Texten, ganz viel Spaß beim Einstudieren und noch viel mehr Freude und Erfolg bei den Aufführungen.

Erwin Rußkowski

Nr. 1 „Kaffeeklatsch“

Text und Idee: E. Rußkowski

Bühnenbild / Szene:

Ein Café mit einem runden Tisch, drei Stühle Dem Sketch liegt das Udo-Jürgens-Lied „Aber bitte mit Sahne” zugrunde, das die Bedienung zu Beginn beim Putzen vor sich her summt und das dem gesamten Inhalt quasi den Rahmen verleiht.

Die Bedienung kommt auf die Bühne und putzt mit einem Staublappen den Tisch. Sie summt dabei das o.g. Lied und singt dann den Refrain „… aber bitte mit Sahne …“

Nun schlägt sie den Staublappen aus, sodass sehr viel Staub (Mehl) heraus gewirbelt wird.

Dann legt sie eine weiße Tischdecke auf den Tisch.

In diesem Moment kommen die drei Damen zum Kaffee-Kränzchen herein.

Darsteller:

1 Bedienung

Dame 1 (Angness):

altmodisch aufgetakelt mit Hut und Handtache, etwas plump

Dame 2 (Lissbett):

rheinische Frohnatur

Dame 3 (Schanntall):

hochnäsig und ledig, sucht ständig einen neuen Mann

Bedienung (erstaunt):

Ach? Ist es schon drei Uhr?

Dame 1:

Viertel nach drei meine Liebe … Wir treffen uns immer um Viertel nach drei!

Bedienung:

Ahaha … o Yeah!

(Sie schwingt noch einmal den Staublappen)

Dame 1:

Pfui Teufel!!

Bedienung (schiebt die Stühle zu recht):

Bitte sehr, die Damen … Kännchen Kaffee wie immer?

Dame 2:

Ja sischer datt …

Dame 3:

Für mich koffeinfrei bitte …

Bedienung:

Sehr gerne … den Kuchen haben Sie bereits an der Kuchentheke gewählt?

Dame 2:

Ja sischer datt … Ävver saach ens Schanntall … coffeinfrei …

?? Watt hammer dann jetz?

Dame 1 (neugierig):

Gibt’s da etwa einen neuen Mann??

Dame 2:

Musste dich schonen für der Neue??

Dame 3:

Nun ja … wie soll ich es sagen … Es gibt da in der Tat einen neuen … äh … nennen wir es „Verehrer“ …

Dame 2:

Isch werd’ beklopp !! Uns Schanntall hätt widder enne Neue

… !!! ... Unn ?? Verzäll … Wie iss der e‘su?

Dame 3:

Nun ja … Ich weiß halt noch nicht so recht, wo ich bei ihm dran bin. Ich möchte ihn gern’ mit etwas überraschen. Was soll ich nur tun??

Dame 2:

Janz eenfach … verrôôt imm, wie alt do biss!!

Dame 3 (Sie ist extrem „pikiert“):

Auch mit 40 kann man noch aussehen wie 30 …

Dame 1 (provozierend von der Seite):

Es dauert nur etwas länger!!

(Da erscheint die Bedienung mit dem Kuchen.)

Bedienung:

So, die Damen … der Kuchen … alles ganz ohne Kalorien, wie immer …

Dame 1 (Sie nimmt schon mal ein Stückchen Kuchen):

Schön wär’s … Stellt euch vor … Mein Karl hatte gestern die ganze Hand voller Holzsplitter …

Dame 2:

Och … saach bloß!! … Hätte sich am Kopp jekratz’??

Bedienung:

Soll ich den Kaffee wieder in einer großen Kanne bringen … wie immer?

Dame 3:

Sie denken an meinen Schonkaffee?

Bedienung:

Ach so … ja …

Dame 2:

Ja sischer datt. Brängen Se uns ruhich en jruße Kann. Datt schaffe m’r schon, wa … Angness??

Bedienung:

Große Kanne, wie immer … und ein Kännchen Schonkaffee … sehr wohl, die Damen …

Dame 3 (hochnäsig):

Ich bitte darum … Ach … äh …

(Sie zupft ihre Kleidung zurecht)

Sagt mal … Was ich euch noch fragen wollte … Sehe ich eigentlich aus wie 40?

Dame 2:

Ach watt … (Sie winkt ab)

Att lang’ nimmieh!!

Dame 1:

Sag’ mal, Schanntall … Was war denn da neulich in der Metzgerei??

Dame 3:

In der Metzgerei?!

(Sie fasst sich in die Haare, um ihre Frisur zu richten.) Was soll denn da gewesen sein??

Dame 1:

Na, ich hab’ doch mitgekriegt, dass du 8 Kilo fetten Speck gekauft hast …

Dame 2:

Wahrscheinlich wollt’ ett sehen, wievill datt ett affjenomme hätt …

Dame 3:

Ich habe in der Tat abgenommen …

Dame 1 (entrüstet):

Acht Kilo??!!

Dame 3 (hochnäsig):

so ungefähr!

Dame 2:

Siste … Dä! … Dô hammer ett!!!

Dame 2 (So ganz im Vertrauen):

Passt op! Minge Franz hätt jestern en Fleech verschluck …

Dame 3:

Na, … dann hatte er ja mehr Hirn im Magen als im Kopf, wie??

Dame 1:

Ich habe deinen Karl neulich mit eurem Kleinen gesehen. Ich muss sagen: der Kleine ist ja ganz der Papa …

Dame 2:

Dô sääste jett. … Vür allem, wenn m’r imm sing Fläschel’sche fott mimmp!!

Dame 1:

Apropos Kinder … Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, was die Kinder von Meiers für Namen haben?

Dame 3 (hochnäsig):

Ach??? Was du nicht sagst … Die haben Namen??? Ist ja interessant!

Dame 2:

No maach datt Angness doch nitt wöödich … Watt hann die dann für Namen??

Dame 1:

Na … (Sie zählt auf)

… Der Älteste heißt Waldemar … die Tochter Kunigunde …

Dame 2 (hat den Namen falsch verstanden):

Kinogunde??!! Klarer Fall: … die Pänz heeßen nô demm Ort, wo ett passiert ess …

Dame 3:

Na dann wird’s jetzt aber mal langsam Zeit für eine Bettina

… oder … ???

(Allgemeines großes Gelächter. Da bringt die Bedienung den Kaffee.)

Bedienung:

So, die Damen, Ihr Kaffee …

(Sie gießt den Kaffee ein. Die Damen fangen an, den Kuchen zu essen.)

Dame 2:

Unn denken Se och an der „Muckefuck für uns Schanntall, he …“

Dame 3 (dreht sich pikiert um):

„Muckefuck … phhh!! Wie ordinär!

Ich tue nur was für meine Gesundheit.

Dame 2:

Datt wisse m’r doch, Schanntallche … Datt ess alles wäjen dingem Neue!!

Dame 3:

Na auf jeden Fall hat er mir zum Valentinstag einen großen Strauß rote Rosen geschenkt.

Dame 1 (nachdenklich):

Ja ja … So ist das … Die Geliebte bekommt Blumen.

An die Verheirateten denkt keiner.

Dame 2:

Saach bloß, do häss vun dingem „Männe“ noch nie Bloome jekräht …

Dame 1 (ganz verträumt):

Doch … einmal … da hat er mir 100 rote Rosen geschenkt …

Dame 2:

Do leeven Jott!!! Watt hatt der Keerl dann dô ahnjestellt??

Dame 1:

Mein Mann hat eben Profil …

Dame 2:

Wie ne Autoreifen, wa? … Saat ens … Wisst ihr, worrümm Männer nitt inparken künne??

Dame 3:

Na, … du wirst es uns bestimmt gleich verraten …

Dame 2: