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Cover

Nr. 1050 – Die Roboter von Ursuf

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Nr. 1051 – Die schwarze Flamme

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

8.

9.

10.

11.

Nr. 1052 – Finale auf Chircool

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1053 – Metamorphose der Gläsernen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1054 – Der mentale Sturm

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Nr. 1055 – Das psionische Labyrinth

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Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1056 – Die steinerne Charta

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1057 – Die Gestrandeten

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1058 – Vorstoß nach M 3

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1059 – Fels der Einsamkeit

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Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 1060 – Der Planet Vulkan

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1061 – Beherrscher des Atoms

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1062 – Station der Porleyter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1063 – Ein Hauch von Leben

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1064 – Der Schiffbruch

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1065 – Die Superviren

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1066 – Gesils Punkt

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Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1067 – Am Rand des Nichts

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Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1068 – Rückkehr in die Hölle

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1069 – Tötet die Terraner!

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1070 – Gefangene der Materie

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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9.

Nr. 1071 – Zwischenstation Orsafal

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1072 – Karawane nach Magellan

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Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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7.

Epilog

Nr. 1073 – Das rotierende Nichts

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1074 – Lockruf aus M 3

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

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14.

Nr. 1075 – Die Waffe der Porleyter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1076 – Der Weg der Porleyter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

Nr. 1077 – Aura des Schreckens

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 1078 – Die Seth-Apophis-Brigade

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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5.

Nr. 1079 – Station der Freien

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1080 – Das Ende eines Experiments

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

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7.

Epilog

Nr. 1081 – Die Unbesiegbaren

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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12.

Nr. 1082 – Transmitter nach Nirgendwo

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Epilog

Nr. 1083 – Der Kometenmann

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Die Hauptpersonen des Romans

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12.

Nr. 1084 – Operation Kardec-Schild

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 1085 – Der Symbionten-Träger

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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11.

Nr. 1086 – Solaner-Jagd

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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12.

Nr. 1087 – Wolke im All

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 1088 – Der ewige Krieger

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

Nr. 1089 – Die Psi-Antenne

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1090 – Der Kardec-Kreis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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10.

Nr. 1091 – Sperrgebiet Hyperraum

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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12.

Nr. 1092 – Aktion Transmitternetz

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

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10.

11.

Nr. 1093 – Testwelt Cheyraz

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

DER TEST (TEIL I)

1.

2.

3.

DER AUFTRAG

4.

5.

DER TEST (TEIL II)

6.

7.

8.

9.

DIE BOTSCHAFT

10.

Nr. 1094 – Der Mann aus Haiti

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

9.

Nr. 1095 – Das Ende eines Porleyters

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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8.

Nr. 1096 – Der Ring der Kosmokraten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1097 – Begegnung in der Unendlichkeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1098 – Der steinerne Bote

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

Nr. 1099 – Das Kollektiv der Porleyter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

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Nr. 1050

 

Die Roboter von Ursuf

 

Der Kampf auf dem Müllplaneten – Atlans letzter Einsatz in Vayquost

 

von Kurt Mahr

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Mehr als 400 Jahre sind seit dem Tag vergangen, da Perry Rhodan durch seine Expedition mit der BASIS tiefe Einblicke in die kosmische Bestimmung der Menschheit gewann und in die Dinge, die auf höherer Ebene, also auf der Ebene der Superintelligenzen, vor sich gehen.

In folgerichtiger Anwendung seiner erworbenen Erkenntnisse gründete Perry Rhodan Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht.

Dennoch ist der Hanse selbst im Jahr 425 NGZ weder etwas über die Galaxis Vayquost noch über die Kranen bekannt, die dort die größte Macht darstellen.

Doch diese Macht ist im Innern nicht sehr gefestigt, wie sich nach dem Tod eines der drei regierenden Herzöge alsbald zeigt. Die Bruderschaft, eine Geheimorganisation, trägt Unruhe unter die Bewohner des Zentralplaneten und sorgt für bürgerkriegsähnliche Zustände.

Atlan, der nach 200-jähriger Tätigkeit als Orakel von Krandhor nun wieder körperlich voll präsent ist, fühlt sich verpflichtet, die Kranen im Kampf gegen die Bruderschaft zu unterstützen. Als er versucht, das Hauptquartier der Geheimorganisation auszuheben, helfen ihm DIE ROBOTER VON URSUF ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide erweist den Kranen einen letzten Dienst.

Chaktar, Pantschu und Nivridid – Atlans exotische Helfer.

Der verseuchte Derrill – Der Anführer der Bruderschaft.

Nilgord – Derrills Stellvertreter.

Carnuum und Syskal – Zwei prominente Kranen in der Gewalt der Bruderschaft.

1.

 

Nach mehr als zweieinhalb Tagen schwerelosen Falls näherte sich der erste kritische Augenblick, der andeutete, dass die Reise bald zu Ende sein würde. Atlan hatte das Luk geöffnet und war hinauf geschwebt, um einen Blick in die Runde zu tun. Weit vor ihm schwebte die Sichel des Planeten Ursuf, der Schwesterwelt von Kran und gleichzeitig das Ziel dieser ungewöhnlichen Fahrt. Vom Luk aus blickte er an der glatten Stahlwand des Müllcontainers hinab, der über sechzig Stunden lang ihr Raumschiff gewesen war.

Dann sah er das Feldtriebwerk. Es hatte die Form einer Plattform und näherte sich von oben her. Atlan war schnell ins Innere des Containers zurückgeglitten und hatte das Luk geschlossen. Feldtriebwerke waren mit visuellen Wahrnehmungsmechanismen ausgestattet, mit denen sie die Last überprüften, bevor sie sich mit ihr verankerten und sie auf die Oberfläche von Ursuf hinabbeförderten.

Tausende von Kilometern über der Oberfläche von Ursuf hatte die Plattform begonnen, die Verbindung mit dem Container herzustellen. Das Triebwerk klammerte sich von hinten an den mit gefährlichem Müll gefüllten Behälter. Dröhnende Schläge hallten durch die Hülle des Behälters, als Laschen und Verankerungen sich schlossen, Magnet- und Schraubverschlüsse hergestellt wurden und schwere Bolzen in Steckverbindungen klinkten. Der Vorgang war automatisch, das System eine Meisterleistung kranischer Robottechnik.

Dann kam der erste Bremsversuch. Andruck von einem Viertelgravo senkte sich über die vier blinden Passagiere im Bug des Containers, hielt zwanzig Sekunden an und erlosch wieder. Das war der kritische Augenblick!

Die optischen Sensoren der Triebwerksplattform hatten die Beschriftung des Containers geprüft und ihre Angaben mit dem verglichen, was aufgrund der automatischen Vorankündigung über die Fracht bekannt war. Beide Gruppen von Daten stimmten miteinander überein. Das Triebwerk kannte, da es mit der Bodenstation auf Ursuf kommunizierte, die Geschwindigkeit des Containers. Aus seiner Masse und dem genau kalibrierten Schub, der bei der zwanzigsekündigen Bremsphase zum Einsatz kam, ergab sich ein neuer, geringerer Geschwindigkeitswert.

Diesen errechneten Wert teilte das Triebwerk der Bodenstation mit. Die Bodenstation stellte daraufhin eine neue Messung an und ermittelte die tatsächliche Geschwindigkeit des Containers.

Und dann geschah es!

Der errechnete Wert stimmte mit dem gemessenen nicht überein. Denn die Masse des Containers war größer als in den Daten angegeben – um die Körper vier blinder Passagiere größer. Wie würde die Automatik reagieren?

Die Gefährten kauerten auf dem Boden des runden, kahlen Raumes, der zweieinhalb Tage lang ihre Unterkunft gewesen war. Nivridid, der Prodheimer-Fenke, der die Emotionen anderer Wesen zu erahnen verstand – Chaktar, der Ai, der hypnotische Fähigkeiten besaß – und schließlich Pantschu, der Xildschuk, der wie ein terranischer Basset-Hund aussah und über dessen Spürsinn verfügte. Ihre Blicke waren auf Atlan gerichtet, als erwarteten sie von ihm das erlösende Wort. Nivridids knopfförmige Mausaugen sahen zu ihm auf, Chaktar reckte ihm die Augenstiele entgegen, und Pantschu musterte ihn mit einem Blick, in dem sich der ganze Jammer des Universums spiegelte. Er hörte ihr schweres Atmen im Helmempfänger.

Ein Ruck! Das Triebwerk hatte zu feuern begonnen. Der Andruck verstärkte sich sprunghaft. Atlan fühlte sich wie von der Hand eines Riesen an den Boden gedrückt. Er wartete, bis der Beschleunigungsdruck einen konstanten Wert erreicht hatte. Dann manipulierte er den Antigrav seiner Montur. Er hüllte sich in ein künstliches Schwerefeld, dessen Intensität ständig zunahm, bis er zu schweben begann. Der Andruck war ausgeglichen. Ein akustisches Kommando blendete den Wert des künstlichen Feldes auf den Datensektor der Helmscheibe, so dass Atlan ihn lesen konnte.

2,8 Gravos! Der Standardwert für Vorwärtsbeschleunigung beim Start von Kran und für Bremsbeschleunigung bei der Landung auf Ursuf. Die Automatik hatte die Massendifferenz zur Kenntnis genommen und für unkritisch befunden. Der Landevorgang war eingeleitet.

»Wir haben es geschafft!«, sagte er.

 

*

 

Die Lage, in der er sich befand, war nicht ohne Ironie. Wie kam der ehemalige Imperator von Arkon in einen zylindrischen Müllbehälter, vierzig Meter lang und sechs Meter im Durchmesser, der auf dem Weg von Kran nach Ursuf war?

Auf Kran war die Wachablösung vollzogen worden. Nach zweihundert Jahren hatte der Arkonide aufgehört, das Orakel der Herzöge von Krandhor zu sein. Seine Stelle war von einem jungen Betschiden eingenommen worden, einem Nachfahren der Solaner, der eine ungewöhnlich hohe Affinität zu den intelligenzfördernden Spoodie-Mechanismen besaß. Surfo Mallagan lag nun an seiner Statt in jenem innersten Raum des Wasserpalasts auf Kran, und über ihm schwebte ein dichtgedrängter Pulk aus unzähligen Spoodies, der mit seinem Bewusstsein in Symbiose lebte. Der Betschide nahm die Funktion des Orakels nicht alleine wahr. Ihm vorgesetzt war Herzog Gu, verletzt, aber auf dem Wege der Besserung. Gus Aufgabe war, im Zwiegespräch mit Mallagans Bewusstsein jene Empfehlungen zu entwickeln, die dem Wohl des Herzogtums dienten.

Die Bevölkerung war über Gus neue Rolle unterrichtet worden. Als das Orakel sich zum ersten Mal meldete, hatte es empfohlen, das Triumvirat der Herzöge – durch den Tod Herzog Zapelrows geschwächt – zu vervollständigen. Die Kranen hatten mit Begeisterung reagiert. Das Konzil der Elektoren war zusammengetreten und hatte sich an die Aufgabe gemacht, einen dritten Herzog zu bestimmen. Aber es gab eine Macht, die mit dieser Entwicklung nicht einverstanden war. Die Bruderschaft, seit jeher erbitterte Gegnerin des Orakels und seit kurzem an einer Beteiligung an der Regierung interessiert, hatte schließlich zu erkennen gegeben, worauf sie wirklich aus war: die Alleinherrschaft.

Ursuf, wo sich das Hauptquartier der Bruderschaft befand, war hermetisch von der Umgebung abgeriegelt worden. Der sonnennähere Schwesterplanet Krans war dünn besiedelt; aber der Geheimbund hatte sich nicht gescheut, die Bewohner zusammenzutreiben und in Lager zu pferchen, wo sie als Geiseln gehalten wurden. Die einzige Verbindung, die zwischen Kran und Ursuf noch bestand, war die Containerkette, ein kybernetisches System, das mittels einer unablässigen Folge von Behältern toxischen Müll von Kran nach Ursuf beförderte. Ursuf war der Ort, an dem der giftige Abfall der fast völlig urbanisierten Welt Kran verarbeitet, wiederaufbereitet und unschädlich gemacht wurde.

Die SOL schwebte startbereit über dem Dallos, dem riesigen Platz, der den Wasserpalast umgab. Die kranische Besatzung war von Bord gegangen. Die Orakeldiener im Wasserpalast, soweit sie Solaner waren, warteten darauf, an Bord gehen zu können. Atlans Ziel war Terra. Aber bevor er sich auf den Weg machte, hatte er noch eine Aufgabe zu erledigen.

Die Bruderschaft war ein gefährlicher Gegner. Sie war ein Geschwür, das im Leib des Herzogtums wucherte und die Errungenschaften der vergangenen zweihundert Jahre zunichte zu machen drohte. Der Arkonide hatte sich vorgenommen, der Galaxis Vayquost erst dann den Rücken zu kehren, wenn die Bruderschaft keine Gefahr mehr darstellte.

Und weil es derzeit nur einen Weg von Kran nach Ursuf gab, deswegen befand er sich an Bord des Müllcontainers, in einem kahlen Raum von sechs Metern Durchmesser und vier Metern Höhe, in Begleitung seiner drei Getreuen, die er aus den Reihen der Sieger vergangener Lugosiaden rekrutiert hatte.

Auch sein Gegner war der Gewinner einer Lugosiade: Derrill, mit dem Beinamen »der Verseuchte«, das tyrannische Oberhaupt der Bruderschaft.

Sein Vorhaben war im Einvernehmen mit Herzog Carnuum geplant worden. Aber kurz vor dem Aufbruch hatte Atlan erfahren, dass Carnuum und seine Beraterin Syskal, die Befehlshaberin der kranischen Sicherheitsgarde, entführt worden waren.

Es gab keine Information darüber, wer für die Entführung verantwortlich war. Aber wer anders als die Bruderschaft hätte es sein können?

 

*

 

Das stete Summen des Feldtriebwerks war leiser geworden; ein anderes Geräusch hatte sich hinzugesellt: das Rauschen der Luft. Der Container sank mit der Triebwerksplattform voran auf die Oberfläche von Ursuf zu. Die Schwerkraft im Innern des Containers betrug nur noch wenig mehr als ein Gravo.

Atlan spähte zum Luk hinauf. Die Versuchung, die Klappe zu öffnen und sich umzusehen, war fast unwiderstehlich. Er rief sich das Bild in Erinnerung, das Syskal ihm gezeigt hatte: eine riesige, von grauweißer Gussmasse überzogene Fläche, die sich Dutzende von Kilometern weit von der östlichen Begrenzung des Katembi-Tals bis zu den Bergen im Westen erstreckte. Hier und da, scheinbar wahllos verteilt, erhoben sich klotzige Gebäude, die Kontrollstationen. Über die Fläche verstreut lagen Dutzende von halbzylindrischen Vertiefungen: die Landepunkte der Container. Die Müllbehälter landeten auf den Triebwerksuntersätzen und wurden dann zur Seite gekippt. Eine Absaugvorrichtung, die sich unter der Vertiefung befand, trat in Tätigkeit und löschte die gefährliche Fracht.

Die weite Ebene war mit einem geometrischen Muster konzentrischer und radial verlaufender Rillen versehen. Sie hatten die Aufgabe, auslaufenden Flüssigmüll zu sammeln, falls es je zu einem Unfall kam. Fern im Westen zeigten sich die Umrisse der Startvorrichtung, die den letzten Rest nicht mehr verwertbaren Abfalls in den Weltraum hinausschoss, senkrecht zur Hauptebene der Galaxis Vayquost, so dass er auf dem kürzesten Weg in die intergalaktische Leere vordrang.

Die Spannung wuchs. Der Augenblick, in dem sie den Container verlassen würden, war genau festgelegt: sobald der Kippvorgang begonnen hatte. Machten sie sich früher auf den Weg, dann blieb der verantwortlichen Kontrollstation Zeit, Schritte zu unternehmen, die ihnen das Entkommen unmöglich machte. Eine der denkbaren Notmaßnahmen war, dass der Container sofort auf Gegenkurs und wieder in den Weltraum hinaus befördert wurde.

Brachen sie zu spät auf, dann liefen sie Gefahr, mitsamt der Membrane, auf der sie ruhten, und dem darunter befindlichen Müll von der Absaugvorrichtung erfasst und in die unterirdischen Aufbereitungsanlagen geschleust zu werden.

Auf die Wahl des richtigen Augenblicks kam es an! Atlan lauschte mit angehaltenem Atem auf das Rauschen des Fahrtwinds. Das Geräusch wurde schwächer. Das Summen des Feldtriebwerks war uneben, als das Aggregat die letzten Kurskorrekturen vornahm, um den Container genau am richtigen Ort abzusetzen.

Ein sanfter Ruck – die Membrane unter ihren Füßen federte ein wenig: der Container war gelandet. Sekunden verstrichen. Sie regulierten die Antigravkontrollen, so dass es nur noch eines Tastendrucks bedurfte, um sie nach oben zu befördern.

Hallende Geräusche fuhren durch die Wandung des Containers. Mechanische Klauen griffen zu und pressten sich gegen den Stahl, damit der Behälter während des Kippvorgangs nicht rutschte. Atlan schloss die Augen. Jetzt war nur noch auf den Gleichgewichtssinn Verlass.

Ein Knirschen – ein sanftes Zittern durchlief den Boden. Der Container begann zu kippen.

»Los jetzt«, sagte der Arkonide.

 

*

 

Das Luk klappte auf. Greller Sonnenschein blendete die Augen, die sich in fast drei Tagen an das matte Licht der Helmlampen gewöhnt hatten. Atlan schoss zu der quadratischen Öffnung hinauf. Er hatte keine Zeit, sich umzusehen. Nur hinaus, damit er den Gefährten nicht im Weg war!

Vorsichtig regulierte er den Antigrav. Er durfte nicht zu weit in die Höhe schießen. Er zielte auf den Rand der Vertiefung. Hinter ihm senkte sich der Container. Von irgendwo in der Tiefe kam ein ominöses Tosen. Die Absaugvorrichtung begann, sich warmzulaufen.

Ein Schatten schob sich über ihn – Chaktar, der Ai. Hinter ihm kamen Pantschu und Nivridid. Gut so – sie hatten es alle geschafft! Er berührte den Rand der Vertiefung. Der Antigrav machte ihn gewichtslos. Der Container war nur noch wenige Grad von der horizontalen Lage entfernt. Atlan berührte das Schaltplättchen auf der Brustplatte seiner Montur. Das Luk am Bugende des Behälters schloss sich. Die quadratische Öffnung verschwand.

Das Dröhnen der Absauganlage schwoll zum rumorenden Donner. Im Innern des Containers expandierten die eingesperrten Gase ruckartig und kühlten sich dabei um mehr als hundert Grad ab. Eine Schweißschicht von Kondenswasser erschien auf der Oberfläche des Behälters, als ihm sein Inhalt brutal entrissen wurde.

»Formation«, sagte Atlan.

Sie fassten einander bei den Händen. Mit der Linken griff Atlan nach Pantschu, dem Xildschuk; von der anderen Seite her klammerte sich Chaktar an den Gürtel seiner Montur. Atlans rechte Hand blieb frei zum Bedienen der Antigravkontrolle. Er war der Motor dieses seltsamen, aus vier unterschiedlichen Wesen bestehenden Gebildes, über dessen Natur und Herkunft sich die Müllroboter den Kopf zerbrechen mochten, bis die kombinatorische Logik rauchte.

Sein Ziel war eine der naheliegenden Kontrollstationen – nicht die nächste; denn die war vermutlich für den soeben gelandeten Container verantwortlich und befand sich daher im Alarmzustand. Ein fensterloser, würfelförmiger Klotz erhob sich im Südosten, drei Kilometer entfernt, aus der grauweißen Fläche. Auf ihn hielt Atlan zu.

Sie bewegten sich dicht über den glatten Boden. In unregelmäßigen Abständen durchquerten sie eine der Rillen, die sich wie flache Furchen durch die Ebene zogen. Sie hielten die Körper horizontal, parallel der Oberfläche, über die sie hinwegglitten.

Schrille, kurze Pfiffe gellten über die weite Fläche. Atlan spürte, wie der Xildschuk seine linke Hand fester packte.

»Nur ruhig«, sagte er halblaut. »Wir mussten damit rechnen, dass sie uns entdecken würden. Vorerst wissen sie noch nicht, was sie mit uns anfangen sollen. Nach ihrer Definition können wir nur Müll sein. Zuerst müssen sie feststellen, auf welche Weise wir unschädlich gemacht werden können.«

»Robotfahrzeuge schräg hinter uns«, meldete Nivridid.

Atlan wandte den Kopf. Eine Horde von unterschiedlich geformten Gebilden schoss von Nordwesten her heran. Der Himmel mochte wissen, woher sie gekommen waren. Der Grund unter der grauweißen Gussfläche war durchlöchert wie eine Wabe. Wahrscheinlich gab es Hunderte von Zu- und Ausgängen, die dem unbewaffneten Auge verborgen blieben.

Er erkannte einen großen Roboter, dessen Körper eine Art Schüssel bildete. Der Rand der Schüssel war mit flexiblen Greifwerkzeugen bewehrt. Ein weiterer Robot hatte die Form eines großen Öltanks. Fünf Begleitmaschinen waren von geringerem Umfang und hatten offenbar die Aufgabe, alle Überreste aufzuklauben oder fortzuspülen, die den beiden größeren Maschinen entgangen waren.

Der Würfel der Kontrollstation war noch immer fast zwei Kilometer entfernt!

Die Roboter schlossen auf. Die schüsselförmige Maschine rückte vor. Es war anscheinend die Entscheidung gefallen, dass es sich bei dem seltsamen Gebilde um Müll im festen Aggregatzustand handeln müsse. Atlan sah den Greifarm auf sich zukommen. Ein Bündel metallener Klauen öffnete sich. Er hatte die freie Hand an der Kontrolle des Antigravs. Als die Klauen sich über seinem Helm zu schließen drohten, änderte er ruckartig den Kurs.

Das gefährliche Greifinstrument fuhr harmlos an ihm vorbei. Die Klauen schlossen sich mit metallischem Knirschen. Die Maschine ruckte herum und setzte zu einem neuen Versuch an – und das alles, während Verfolger wie Verfolgte mit 25 km/h über die weite Ebene dahinglitten.

Atlan wich auch dem zweiten Vorstoß aus. Danach kam der fassförmige Roboter an die Reihe. Man zog jetzt offenbar auch die Möglichkeit in Erwägung, dass der dahintreibende Müll flüssiger Natur sein könne. Ein mächtiger Saugrüssel entrollte sich aus dem Innern des Tanks. Das Manöver geschah so schnell, dass dem Arkoniden keine Zeit für eine Kurskorrektur mehr blieb. Der Rüssel heftete sich auf die Oberfläche seines Raumanzugs. Er spürte ein heftiges Zerren. Er taumelte, verlor die Richtung. Die freie Hand suchte verzweifelt nach der Waffe, die im Gürtel stak.

Ein scharfer Knall, das kurze Aufblitzen eines gebündelten Energiestrahls – der Saugrüssel sank schlaff herab und wurde in Sekundenschnelle wieder eingerollt. Das Stück, das Atlan abgetrennt hatte, fiel zu Boden und rollte noch ein paar Meter weit mit.

»Achtung – da kommen mehr!«, zischte Pantschu.

 

*

 

Diesmal wurde es ernst. Die Roboter, die von Osten her heranschossen, hatten mit Aufräumen nichts mehr im Sinn. Sie kamen, um das fremde Gebilde in seine Bestandteile aufzulösen. Die Schüssel, der Tank und ihre Begleiter blieben zurück.

Atlan verlor keine Zeit. Die Kontrollstation war nur noch einen Kilometer entfernt. Noch immer gellten die schrillen Pfiffe über die Ebene – das Alarmsignal, dass toxischer Müll außer Kontrolle geraten war. Er musterte die Roboter mit gespannter Aufmerksamkeit. Ein Seitenblick in Richtung der Station überzeugte ihn, dass sie sich auf dem richtigen Kurs befanden.

»Wir lösen uns voneinander, sobald der erste Schuss fällt«, sagte er.

Er spielte mit der Kontrolle des Antigravs. Die rasch wechselnde Gravitation trug ihn nach oben und zog ihn im nächsten Augenblick wieder herab. Die Gefährten, die sich an ihn klammerten, machten die erratischen Bewegungen mit. Ihr Kurs wurde unstet. Er ließ die Augen jetzt keine Sekunde mehr von den Robotern, die nur noch wenige hundert Meter entfernt waren. Der schwankende Kurs erschwerte ihnen das Zielen. Er wusste, dass sie darauf programmiert waren, einen gewissen Mindestabstand nicht zu unterschreiten. Wenn sie das Feuer eröffneten, konnte das Ziel explodieren. Sie hatten die Pflicht, sich vor Kontamination zu schützen; ein kontaminierter Roboter musste sich einem langwierigen Reinigungsprozess unterziehen, bevor er wieder eingesetzt werden konnte.

Ein fahles Leuchten zuckte auf. Der Schuss lag tief.

»Jetzt!«, stieß der Arkonide hervor.

Sie ließen voneinander ab. Hände fuhren zu den Brustplatten der Raummonturen und schalteten den Antigrav auf volle Leistung. Wie Federn im Aufwind schossen vier Gestalten, jetzt voneinander getrennt, in den wolkenlosen Himmel hinauf.

Die Roboter bremsten ab und hielten an. Es fiel Atlan nicht schwer, sich die Kommunikation vorzustellen, die sich in dieser Sekunde mit positronischer Geschwindigkeit zwischen dem Maschinenpulk und der steuernden Kontrollstation abwickelte.

Unidentifiziertes Giftmüllobjekt, bisherige Klassifikation fest oder flüssig, zeigt charakteristisches Leichter-als-Luft-Verhalten. Reklassifizierung gasförmig?

Die schrillen Pfeifsignale änderten ihre Tonlage. Sie wurden zu dumpfen Huptönen, die wie kurze Stöße aus einem Nebelhorn klangen. Atlan wandte den Blick in die Höhe. An mehreren Orten unter dem blauen Himmel waren leuchtende, glitzernde Punkte erschienen. Die Kontrollautomatik hatte ihre Meinung geändert. Das unidentifizierte Müllobjekt war gasförmig. Höhensonden waren dafür verantwortlich, den Kurs des gefährlichen Gases zu verfolgen und dafür zu sorgen, dass es den Perimeter der Anlage nicht überquerte.

Die bewaffneten Roboter wandten sich ab und kehrten zu ihrem Standort zurück.

»Sammeln über dem Dach der Station!«, befahl Atlan.

Die vier Gestalten näherten sich einander. Das würfelförmige Gebäude befand sich nur noch wenige hundert Meter vor ihnen. Sie glitten darauf zu und verringerten dabei die Flughöhe, als hätten sie vor, auf dem platten Dach zu landen.

»Es muss alles wie eine einzige, glatte Bewegung aussehen«, sagte Atlan. »Kein Zögern, kein Verharren!«

Der Rand des Daches war jetzt unmittelbar vor ihnen. Er drosselte den Antigrav und begann zu sinken. Seine Flugbahn verwandelte sich in eine steile Parabel, als er die künstliche Schwerkraft vollends löschte und wie ein Stein in die Tiefe sackte. Kurz über dem Boden fing er sich und setzte mit geringer Geschwindigkeit auf. Hinter ihm kamen Nivridid, Pantschu und der Ai, elegant, wie Möwen, die zur Landung ansetzten. Sie hatten den Boden kaum berührt, da schalteten sie die Antigravaggregate aus und sanken nieder. Reglos lagen sie im Schatten des würfelförmigen Gebäudes.

»Gut so«, sagte der Arkonide. »Jetzt können sie kommen, um euch zu untersuchen.«

Er öffnete die Verschlüsse der Montur und streifte das schwere Kleidungsstück von sich ab. Tropische Hitze umfing ihn. Der an die angenehme Kühle im Innern des Lebenserhaltungssystems gewöhnte Körper begann zu schwitzen. Die Alarmsirenen fuhren fort zu blöken. Unter dem wolkenlosen Himmel bewegten sich Dutzende glitzernder Sonden auf der Suche nach einer gasförmigen Giftsubstanz, die sich von einer Sekunde zur anderen verflüchtigt zu haben schien. Er kramte in den tiefen Taschen der Raummontur und brachte zwei kleine Filter zum Vorschein, die er sich in die Nasenlöcher schob. Das war Vorschrift, solange die Sirenen Gasalarm bliesen. Er trug unter der schweren Montur eine Uniform nicht unähnlich der, die von der kranischen Flotte ausgegeben wurde: dunkles, reiß-, und feuerfestes Material, einen breiten Gürtel, der gleichzeitig als Gerätetasche diente, und Stiefel aus einer lumineszenten, lichtblauen Substanz. Er barg den Strahler und den Schocker aus dem Raumanzug und schob sie in die dafür vorgesehenen Fächer seines Gürtels.

Schließlich breitete er den leeren Anzug auf dem Boden aus, so dass er annähernd die Form erhielt, die er gehabt hatte, als sie aneinandergeklammert über die Ebene geschwebt waren. Er musterte sein Werk und war damit zufrieden.

Dann griff er in den Gürtel und förderte eine kleine, bunte Plakette ans Tageslicht. Von allen Ausrüstungsgegenständen, mit denen man ihn auf Kran versehen hatte, mochte dieser sich als der wichtigste entpuppen: die Identifizierungsmarke eines Sonderinspektors des Müllsystems.

»Haltet mir die Daumen«, sagte er. Seine Stimme klang gepresst infolge der Filter, die er in der Nase trug.

 

*

 

Unweit der Stelle, an der sie gelandet waren, zeichneten sich die Umrisse einer Tür in der Wand des fensterlosen Bauwerks ab. In der Mitte des Rechtecks, das zwei Meter breit und vier Meter hoch war, gab es einen kleinen Schlitz. In diesen schob Atlan die bunte Plakette.

Er hörte ein leises Klicken; die Marke fiel ihm in die geöffnete Hand. Im selben Augenblick begann die Tür sich zu öffnen. Er gelangte in einen kahlen Korridor, der bis zur Mitte des Gebäudes zu führen schien. Über ihm und hinter den Wänden zu beiden Seiten befanden sich Computer und Kommunikationsgeräte, die die Kontrollstation brauchte, um ihren Dienst zu versehen. Grelle Leuchtplatten flammten in der Decke auf, als die Tür sich hinter ihm schloss.

Eine zweite Tür am Ende des Korridors gab ihm bereitwillig den Weg frei, nachdem er sich ihr bis auf drei Schritte genähert hatte. Dahinter befand sich ein quadratischer Raum von mäßiger Größe, jedoch ausgestattet mit Bequemlichkeiten, wie ein organisches Wesen sie erwartete: mit drei Sesseln (für Kranen gemacht), einem Tisch (so hoch, dass der Arkonide nur mit der Hälfte des Oberkörpers über die Tischplatte hinausragte) und einem Automaten, der auf Wunsch Getränke und kleine Speisen verabreichte. Außerdem gab es die üblichen Installationen einer Computerzentrale: ein Bildschirmgerät, ein Mikrophon zur Übermittlung akustischer Befehle, einen Drucker und einen Allzweckkommunikationsanschluss.

Auf dem Bildschirm erschien ein leuchtendes Symbol, nachdem sich die Tür geschlossen hatte, und eine tiefe Stimme sagte: »Willkommen in der Kontrollstation acht, Sonderinspektor.«

Der »Sonderinspektor« versuchte, es sich in einem der Sessel bequem zu machen. Untersuchte ihn der Computer in diesem Augenblick? Erkannte er in ihm ein fremdartiges Wesen, das unmöglich den Rang eines Sonderinspektors innehaben konnte?

»Wodurch wurde der Alarm ausgelöst?«, fragte er und versuchte, seiner Stimme einen autoritären Klang zu verleihen.

»Ein unbekanntes Müllobjekt«, antwortete der Computer. »Klassifikation fest, flüssig und gasförmig.«

»Eine eigenartige Klassifikation«, spottete der »Sonderinspektor«. »Kein Plasma, kein Nugas, keine Quark-Flüssigkeit?«

Die Maschine besaß keinen Humor. »Mit Substanzen dieser Aggregatzustände befasst sich die Anlage nicht«, antwortete sie.

»Es wurde ein Fehler gemacht«, erklärte Atlan. »Bei dem fraglichen Objekt handelt es sich keineswegs um Müll.«

»Du weißt darüber Bescheid?«

Unaufgefordert projizierte der Computer ein Diagramm des fraglichen Gegenstands: vier unterschiedliche Gestalten in schweren Raumanzügen, die sich aneinanderklammerten. Die Projektion zeigte jedoch nur Umrisse. Aus dem Bild ging nicht hervor, dass das Objekt aus vier organischen Lebewesen bestand. Die Computerstimme rasselte Daten herunter: Augenblick und Ort der ersten Sichtung, vermutliche Masse, Bewegungsrichtung, bisher getroffene Maßnahmen ...

»Ja, das ist es«, unterbrach Atlan ungeduldig. »Ich hätte es gern unbeschädigt geborgen; aber eure Roboter waren so wild darauf, das Ding auseinander zu nehmen, dass es jetzt nur noch in Bruchstücken existiert.«

»Was ist es?«, fragte der Computer.

»Ich weiß nur, woraus es besteht«, antwortete Atlan. »Es ist aus derselben Substanz gemacht, aus der die Überlebenssysteme der Raumflotte gefertigt werden. Es sieht aus – oder vielmehr sah aus – wie vier aneinander gekettete Raumanzüge. Vor allen Dingen ist es giftfrei.«

»Du hast dich davon überzeugt?«

»Selbstverständlich. Im übrigen kannst du meine Überprüfung nachvollziehen lassen.«

»Das ist meine Pflicht«, erklärte der Computer. »Wo befindet sich das Objekt?«

»Draußen vor der Tür. Die Bruchstücke fielen herab, nachdem die Roboter auf sie geschossen hatten. Ich brachte sie hierher.«

»Warum hierher?«, fragte die Maschine. »Ich bin nicht die zuständige Kontrollstation.«

»Weil du mir am nächsten warst«, antwortete der Arkonide. »Wer will sich bei dieser Affenhitze einen unnötigen Weg machen?«

Der Computer reagierte nicht sofort. »Ich habe eine Batterie von Sonden mit der Untersuchung der fraglichen Objekte beauftragt«, meldete er sich schließlich wieder. »Falls sie sich als giftfrei erweisen, wie soll mit ihnen verfahren werden?«

»Ich will sie haben«, sagte Atlan. »Ich habe zu untersuchen, wie Substanz, die für die Fertigung von Raummonturen verwendet wird, von Kran in die Abfallverwertungsanlage geraten konnte.«

»Wie willst du sie befördern?«

»Du stellst mir einen Transporter zur Verfügung.«

»Transportziel?«

»Die Grenze der Anlage, östlich von hier. Ich habe dort mein eigenes Transportmittel.«

Das war der kritische Augenblick! Würde sich die Maschine danach erkundigen, wo er seine Unterkunft hatte, wo er die Untersuchung vornehmen wollte? Würde sie bei dieser Gelegenheit auf den Gedanken kommen, ihn zu fragen, wo er hergekommen sei und wie er es geschafft habe, nach Ursuf zu gelangen, wo die Kolonialwelt doch hermetisch von der Umgebung abgeriegelt war? Sie weiß nichts von Politik, redete er sich ein; aber der Gedanke war mehr ein Stoßgebet als ein logisches Argument.

Warum zögerte sie so lange?

»Die Untersuchung ist abgeschlossen«, sagte der Computer. »Deine Analyse hat sich bestätigt, die Objekte sind giftfrei.«

Gut! Und was weiter? Was ist mit dem Transporter?

»Ich stelle dir einen Transporter zur Verfügung. Er hat Auftrag, sich nach deinen Anweisungen zu richten. Der Alarm ist abgeblasen. Du kannst dich ungefährdet bewegen.«

Er glitt aus dem Sessel herab. Die Erleichterung war ihm so gewaltig in die Glieder gefahren, dass ihm die Knie zitterten.

2.

 

Das Wesen war eines von jener seltenen Art, die auf den ersten Blick Widerwillen erweckt. Der Krane stand drei Meter hoch und war dabei von erschreckender, ungesunder Hagerkeit. Der linke Augapfel besaß weder Iris noch Pupille und war von einheitlich milchiggrauer Färbung. Ein Unfall – etwas anderes konnte es nicht gewesen sein – hatte in der Höhe des linken Mundwinkels das Gesicht zerfressen und die Lippe zerstört, so dass die Zähne des kräftigen, gelblichen Gebisses zum Vorschein kamen, als seien sie zu einem teuflischen Grinsen gefletscht. Die Mähne war von düsterem Grau, ihr Haar unordentlich und widerborstig. Das Geschöpf war in ein Gewand von schreiender Buntheit gekleidet, als versuche es, durch ein Übermaß an Farben von der Unvollkommenheit des Körpers abzulenken. Wenn er ging, sah man, dass der Krane hinkte.

Das war Derrill, der Anführer der Bruderschaft, dem man den Beinamen »der Verseuchte« gegeben hatte. Die Verunstaltungen rührten von einem Unfall her, bei dem Derrill mit einer Ladung konzentrierten Giftmülls in zu engen Kontakt geraten war. Er hatte darauf verzichtet, die Schäden durch kosmetische Eingriffe beseitigen zu lassen. Es bereitete ihm ein grimmiges Vergnügen, wenn solche, die ihm zum ersten Mal begegneten, bei seinem Anblick zusammenzuckten. Auch der Beiname »der Verseuchte« trug er mit Stolz. Er hatte, was nur wenige wussten, bei seinem Unfall ein Trauma davongetragen. Der Gedanke an Giftstoffe gleich welcher Art erfüllte ihn mit panischer Furcht.

Derrill ging ans Fenster und blickte hinaus auf das von tropischer Vegetation bedeckte Land. Er befand sich im fünften Stockwerk einer der alten Pyramiden, die dem ersten Kolonisten-Team als Unterkünfte gedient hatten. Verlassen und im Zustand fortgeschrittenen Zerfalls, waren sie vor einigen Jahren von der Bruderschaft übernommen worden. Der Geheimbund hatte die Gebäude wiederhergestellt und sein Hauptquartier darin eingerichtet. Der Gebäudekomplex lag an der engsten Stelle des Katembi-Tals, unmittelbar unter den schroff aufsteigenden Felswänden der östlichen Bergkette. Weit im Norden, von Derrills Fenster aus nicht sichtbar, lag die große Abfallaufbereitungsanlage, mit der der Anführer der Bruderschaft sich gegen seinen Willen während der vergangenen Stunde hatte befassen müssen.

Es summte an der Tür. Derrill wandte sich um und aktivierte den Servomechanismus mit einem akustischen Befehl. Ein Krane trat ein, ein unansehnliches Geschöpf von mittlerer Größe, angetan mit dem herkömmlichen, dunkelbraunen Alltagsgewand. Wer Nilgord sah, dem fiel es schwer, ihn für das zweitmächtigste Mitglied der Bruderschaft zu halten, für Derrills Stellvertreter. Derrill selbst hatte ihn zu diesem Amt bestellt. Nilgord war ein rückgratloser Ja-Sager; seine Hauptaufgabe bestand darin, allem zuzustimmen, was Derrill vortrug. Ohne es zu wissen, verriet der Verseuchte mit der Wahl seines Stellvertreters die grundlegende Schwäche seines Charakters. Starke Persönlichkeiten besetzen das Amt mit dem, der am besten dafür geeignet ist. Nur der Schwächling umgibt sich mit Schwächlingen.

»Was ist?«, fragte Derrill ungeduldig.

»Der Alarm ist abgeblasen«, antwortete Nilgord.

Er trat zu dem mächtigen Arbeitstisch und schaltete das Datengerät ein.

»Es ging um dieses Objekt«, sagte er. Auf der Sichtfläche erschien ein unregelmäßig geformtes Gebilde, das aus vier wahllos aneinander geklebten Teilen zu bestehen schien. »Die Kontrollstationen sind sich nicht darüber einig, ob es fest, flüssig oder gasförmig ist. Es wurde analysiert und für ungiftig befunden.«

Derrill starrte ihn aus dem gesunden Auge zornig an.

»Wie kann man einen Gegenstand analysieren und für ungiftig befinden, ohne dabei zu erfahren, ob er fest, flüssig oder gasförmig ist?«

Nilgord machte eine vage Geste. »Das ist die Auskunft, die ich von dem Informationsverteiler bekam«, sagte er.

»Wie groß ist der zeitliche Abstand zwischen der Landung des letzten Müllcontainers und dem Beginn des Alarms?«

»Vier Minuten«, sagte Nilgord.

Der verseuchte Derrill explodierte mit einer Wucht, die den furchtsamen Stellvertreter entsetzt zusammenfahren ließ. »Siehst du den Zusammenhang nicht, zu Zwerghirn?«, brüllte er. »Es landet ein Container, und im nächsten Augenblick taucht ein unbekanntes Objekt auf, mit dem die Kontrollstationen nichts anzufangen wissen! Wo ist das Objekt jetzt?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Nilgord mit zitternder Stimme.

»Du weißt es nicht?«

»Der Informationsverteiler behandelt uns als öffentliche Anfrager ohne Priorität«, verteidigte sich der Stellvertreter. »Er gibt uns nicht mehr Daten, als irgendein Bewohner von Ursuf verlangen kann. Du selbst hast es so einrichten lassen! Du wolltest nicht, dass man auf uns aufmerksam würde, wenn wir einen Antrag auf den Empfang von Vorzugsinformationen stellten.«

Derrill beruhigte sich ebenso schnell, wie er aufgebraust war. Sein Stellvertreter hatte recht. Derrill hatte geglaubt, er werde mit dem auskommen können, was der allgemeinen Öffentlichkeit an Informationen zur Verfügung stand. Wer hätte damals mit einer solchen Entwicklung gerechnet?

»Ich will, dass die Patrouillen entlang der Grenze der Anlage verstärkt werden«, sagte er zu Nilgord. »Wir müssen in jedem Augenblick damit rechnen, dass jemand versucht, sich an Bord eines Containers hier einzuschmuggeln.«

»Es wird geschehen«, antwortete Nilgord demütig.

»Wie weit sind die Vorbereitungen an der intergalaktischen Abschussvorrichtung?«

»Wir haben eine Gruppe von vier Spezialisten an den Robotwachen vorbeigeschleust. Sie sind dabei, das Steuersystem umzuprogrammieren, ohne dass die zentrale Kontrolle etwas davon bemerkt. Mit dem Abschluss der Arbeiten ist in zwei bis drei Tagen zu rechnen.«

»Dann können wir Müll nach Kran schießen?«, bellte Derrill.

»Dann sind wir bereit, die Abschussvorrichtung zu besetzen«, korrigierte ihn der Stellvertreter. »Es lässt sich dann vor der zentralen Kontrolle nicht mehr verheimlichen, dass die Abschussrichtung verändert wurde. Wir werden es mit Scharen von Robotern zu tun haben, die uns vertreiben wollen.«

Derrill ballte ungeduldig die Faust. »Das will ich nicht wissen«, knurrte er. »Wann geht die erste Fracht Giftstoffe in Richtung Kran ab?«

»In frühestens vier Tagen«, sagte Nilgord. »Die Experten rechnen damit, dass wir pro Tag fünfhundert Ladungen abschießen können. Die meisten wird die Erste Flotte vernichten, bevor sie Schaden anrichten können. Ein halbes Prozent, nehmen wir an, kommt durch.«

»Ein halbes Prozent? Zweieinhalb Behälter pro Tag?«, grollte Derrill.

»Erinnere dich«, bat Nilgord unterwürfig, »es ist nicht die chemische, sondern die psychologische Wirkung, die uns zum Erfolg verhilft.«

Der verseuchte Derrill sah zum Fenster hinaus. Der riesige, rotglühende Ball der Sonne Krandhor schickte sich an, hinter den Bergen im Osten zu versinken. Der Himmel begann sich zu verfärben. Tiefes, rötliches Violett überzog das Firmament und wurde am östlichen Horizont zu sattem Grün. Derrill nahm nichts von alledem wahr.

»Bring mir den Herzog«, brummte er mürrisch.

 

*

 

Herzog Carnuum war eine hochgewachsene, ehrfurchtgebietende Gestalt. Große, intelligente Augen blickten aus einem offenen Gesicht. Die silberweiße Mähne zeugte von einem fürchterlichen Erlebnis, das dem Herzog in ferner Vergangenheit widerfahren war und über das er sich selbst seinen vertrautesten Freunden gegenüber nicht äußerte. Er trug ein uniformähnliches, mit silbrigem Metall beschichtetes Gewand, das ihn vor gefährlichen Strahlen schützen sollte. Die unterbewusste Furcht vor der allgegenwärtigen Gefahr kosmischer und sonstiger Strahlung war die einzige Marotte des sonst nüchternen und sachlichen Kranen.

Wie es der Bruderschaft gelungen war, unbemerkt in den Tärtras einzudringen, war ihm noch immer ein Geheimnis. Wahrscheinlich hatten sich die Entführer in den unterirdischen Gewölben versteckt, die auch vom leeren Mittelteil des Palasts her zugänglich waren. Er führte eine Unterredung mit Syskal, der Leiterin der Schutzgarde, als die Bruderschaftler sich auf ihn stürzten. Es war alles sehr schnell gegangen. Ein Schocktreffer hatte ihm das Bewusstsein genommen. Als er wieder zu sich kam, befand er sich an Bord eines Raumschiffes – der GAMRAAL, wie er später erfuhr. Die GAMRAAL gehörte zur Ersten Flotte. Der Kommandant und ein Großteil seiner Offiziere waren Parteigänger der Bruderschaft. An Bord des Schiffes war ein Transmitter installiert, mit dem die Verräter zuerst ihre Gefangenen, dann sich selbst nach Ursuf transportierten. Bei dieser Gelegenheit hatte Carnuum Syskal zum letzten Mal gesehen.

Seit drei Tagen befand er sich in dieser zwar behaglich ausgestatteten, aber ganz und gar fensterlosen Zimmerflucht. Zweimal hatte man ihn bisher zum Anführer der Bruderschaft gebracht, dem verseuchten Derrill, einem Wesen, dem die Bosheit im Gesicht geschrieben stand. Er war korrekt, wenn auch unfreundlich behandelt worden. Dem Verseuchten ging es darum, Carnuum für seinen Plan zur Umgestaltung der kranischen Regierung und der Abschaffung des Orakels zu gewinnen. Der Herzog hatte sich unbeeindruckt gezeigt und keinen Hehl daraus gemacht, dass ihn der Plan nicht interessiere. Man hatte ihn daraufhin in seine Unterkunft zurückgeführt. Überraschenderweise hatte Derrill ihm nicht gedroht. Das gab Carnuum zu denken. Wie oft würde der Verseuchte sich seine Weigerung anhören, ohne ihn unter Druck zu setzen? Und welche Druckmittel standen ihm zur Verfügung?

Carnuum unternahm keinen Fluchtversuch. Die einzige Tür, die seine Zimmerflucht mit dem Rest des Gebäudes verband, besaß ein kompliziertes elektronisches Schloss, dem er mit bloßen Händen nicht beizukommen vermochte. Außerdem standen draußen auf dem Gang zwei Wachtposten. Und drittens war er überzeugt, dass seine Unterkunft Dutzende von Spionmechanismen enthielt, die jede seiner Bewegungen verfolgten.

Er stand auf, als er die Tür sich öffnen hörte. Nilgord trat ein.

»Derrill will dich sehen«, sagte der Stellvertreter.

 

*

 

Ein Standbild der Rechtschaffenheit, die personifizierte Autorität, fuhr es dem Verseuchten durch den Sinn, als Herzog Carnuum seinen Arbeitsraum betrat. Zorn stieg in ihm auf, als er Carnuums kühlem, verächtlichem Blick begegnete.

Aber noch hielt er sich im Zaum.

»Du hast über meinen Vorschlag nachgedacht?«, fragte er.

»Es gibt nichts nachzudenken«, antwortete der Herzog steif.

»Ich kann dich zwingen, auf meine Vorschläge einzugehen!«, bellte der verseuchte Derrill.

»Du kannst versuchen, mich zu zwingen«, verbesserte ihn Carnuum gelassen. »Das Ausschlaggebende ist aber, dass dein Vorschlag nichts taugt.«

»Warum nicht?«

»Du willst Herzog werden. Du willst das Triumvirat durch ein Duumvirat ersetzen. Du bietest mir an, dein Mitherrscher zu sein. Ich kann mir vorstellen, wie das aussähe: du als Machthaber und ich als Galionsfigur! Die kranische Öffentlichkeit will nichts davon wissen.«

»Sie hat es einmütig abgelehnt, dem Orakel weiterhin zu gehorchen!«, dröhnte Derrill.

»Weil das Orakel ein Fremder war und seine Beweggründe nicht zu erkennen gab«, wies Carnuum ihn zurecht. »Jetzt kennen wir seine Motive, und Herzog Gu arbeitet an der Formulierung der Vorschläge, die der Wasserpalast der Regierung unterbreitet. Die kranische Bevölkerung ist damit einverstanden. Sie erwartet mit Begeisterung die Wahl des dritten Herzogs, der das Triumvirat vervollständigt. Was aber die Bruderschaft angeht – die hat abgewirtschaftet! Sie nahm sich die Maske vom Gesicht, als sie erklärte, sie allein wolle die Macht übernehmen. Selbst wenn es dir gelänge, die Regierungsgewalt an dich zu bringen – das Volk hätte dich binnen weniger Tage hinweggefegt, zusammen mit deinen Handlangern.«

Derrills verunstaltetes Gesicht wurde zu einer Grimasse unbeherrschter Wut.

»Und doch wird es genau so geschehen!«, donnerte er. »Du und ich, wir sind die neue Regierung. Du willst nichts davon wissen? Gut! Hör dir die Schreie der alten Hexe an, wenn ich sie foltern lasse, und dann sag mir, dass dich mein Vorschlag nicht interessiert!«

»Spar dir die Mühe«, entgegnete Carnuum verächtlich. »Frag Syskal, ob sie will, dass ich mich durch ihre Pein erpressen lasse.«

»Ich lasse Kran mit Müll bombardieren!«, geiferte der Verseuchte.

»Immer zu! Die Erste Flotte steht bereit, deine lächerlichen Bomben unschädlich zu machen, sobald sie die Atmosphäre von Ursuf verlassen.«

»Die Geiseln!«, schrie Derrill. »Ich lasse sie einen nach dem anderen hinrichten!«

»Das wirst du nicht tun«, widersprach der Herzog ernst, fast drohend. »Das einzige, was die Erste Flotte davon abhält, deine Räuberbande mit Stumpf und Stiel auszurotten, sind die Unschuldigen, die du gefangen hältst. Vergreif dich an den Geiseln, und du begibst dich dieses Schutzes!«

Derrill tat zwei humpelnde Schritte auf den Herzog zu. Er hatte die Arme erhoben und die Fäuste geballt. Es sah aus, als wolle er sich auf Carnuum stürzen. Aber im letzten Augenblick besann er sich eines Besseren. Mit zitternder, gepresster Stimme quetschte er hervor: »Du bist so unnahbar, so hoheitsvoll! Aber ich zwinge dich in die Knie! Ich bringe dich dazu, dass du mich anwinselst!«

»Ich, der Herzog«, sagte Carnuum spöttisch, »dich, den Buschräuber?«

Derrill stand mit offenem Mund und brachte nur ein paar gurgelnde, ächzende Laute zuwege. Die geballten Fäuste fuhren hilflos durch die Luft. Die Adern auf der Stirn schwollen zu dicken Strähnen, und das blinde Auge schien aus der Höhle quellen zu wollen.

»Schafft mir diese Kreatur vom Leibe!«, explodierte der Verseuchte, nachdem er die Stimme wiedergefunden hatte.

 

*

 

Sie sahen dem Transporter nach, als er mit rasch zunehmender Geschwindigkeit auf die weite, glatte Fläche der Abfallverwertungsanlage hinausglitt. Im Westen ging die Sonne unter und überzog die eintönig graue Gussmasse, die den Boden bedeckte, mit buntem, exotischem Glanz. Dort, wo die gegossene Fläche endete, hatte der Transporter Atlan und die Bruchstücke des »unidentifizierten Objekts« abgeladen. Es hatte keine Zwischenfälle gegeben. Der Transportrobot war jeder Anweisung bereitwillig gefolgt.

»In Ordnung«, sagte der Arkonide. »Ihr könnt jetzt aus euren Monturen klettern.«

Er inspizierte die Umgebung im rasch verblassenden Licht des Tages. Ursuf drehte sich in rund zwölfeinhalb Stunden einmal um die eigene Achse. Einbruch der Dunkelheit und Tagesanbruch vollzogen sich mit beachtlicher Geschwindigkeit. Das Gelände der Abfallanlage erstreckte sich nicht bis unmittelbar an den Fuß der Berge, die die östliche Begrenzung des Katembi-Tals bildeten. Es blieb eine von tropischer Vegetation überwucherte Fläche mit einer Breite von wenigen hundert Metern. Atlan hatte sich mit den Gefährten unter das Blätterdach des Waldes zurückgezogen. Wie richtig diese Maßnahme gewesen war, erwies sich jetzt, als er auf eine kleine Lichtung hinaustrat, um zwischen den Bergen nach einem bequemen Pfad zu suchen, auf dem sie das Tal verlassen konnten.