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Für Laura

 

 

 

 

 

Selbst im Abgrund können sich noch
neue Abgründe auftun.

 
Erhard Blanck

PROLOG

»Ist alles in Ordnung, Junge?«

Der Sanitäter sah Tim sorgenvoll an, während das Schloss des oberen Gurtes mit einem Klickgeräusch einrastete. Er war ein dürrer Mann Ende vierzig. Das lange, von grauen Strähnen durchsetzte Haar hatte er zu einem dünnen Pferdeschwanz zusammengebunden.

Tim nickte nur und fragte sich, wie alles in Ordnung sein konnte, wenn man gerade auf der Trage eines Rettungswagens festgeschnallt wurde. Er versuchte, den Kopf so zu drehen, dass er sehen konnte, was um ihn herum geschah, und stöhnte auf, als von seinem Brustkorb aus eine heiße Schmerzwelle durch seinen Oberkörper schoss.

»Du musst ruhig liegen, Junge«, sagte der Sani väterlich und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du hast wahrscheinlich mehrere Rippen gebrochen und vielleicht sogar innere Verletzungen. Das kann ganz böse enden, wenn du nicht ruhig liegst.«

Tim überging die mahnenden Worte des Sanitäters und versuchte es trotz der Schmerzen erneut. Er musste wissen, was mit Lena war.

Links von ihm standen ein Notarzt und ein Mann in Jeans und Regenjacke an der Trage, auf der Ralfs regloser Körper lag. Auf einer kleinen Felserhöhung schräg dahinter saß Janik. Er hatte eine Decke um die Schulter gelegt und starrte wie in Trance vor sich hin, während neben ihm eine junge Frau unentwegt auf ihn einredete.

Männer und Frauen liefen aufgeregt umher, einige von ihnen steckten in den roten Overalls der Bergrettung. Über die Gesichter zuckte nervös der Schein des Blaulichts, das auf einem der Rettungswagen noch immer rotierte.

Überall wurde geredet, die unterschiedlichen Stimmen bildeten einen Wortbrei, der wie über einen zu laut gestellten Kopfhörer scheinbar direkt in seinen Kopf gepresst wurde. Tim hätte am liebsten geschrien, sie sollten endlich alle den Mund halten und damit aufhören, hin und her zu rennen. Sie sollten ihm sagen, wo Lena steckte. Es machte ihn verrückt, dass er nicht wusste, was mit ihr war.

»Warum steht der Junge immer noch hier rum?«, blaffte ein älterer Notarzt den Sanitäter an.

»Ich wollte noch …«, setzte der Sani an, wurde aber barsch unterbrochen.

»Ab mit ihm ins Krankenhaus, aber schnell!«

Ein zweiter Sani eilte herbei und verschwand hinter Tims Kopf. Gleich darauf setzte die Trage sich in Bewegung. Als das obere Ende mit einem metallischen Geräusch im Heck des Rettungswagens abgesetzt wurde, hob Tim den Kopf und sagte schnell: »Nein, bitte, warten Sie. Ich … ich muss wissen, was mit Lena ist. Haben Sie sie gesehen? Lange schwarze Haare, hübsch … Sie muss doch hier irgendwo sein.«

»Ihr wird es sicher gut gehen«, sagte der Sani mit dem Pferdeschwanz und warf seinem Kollegen einen seltsamen Blick zu. »Du musst jetzt erst mal ins Krankenhaus.«

Tim wollte protestieren, doch die Schmerzen ließen ihn aufstöhnen und sein Kopf sank kraftlos auf das Kissen zurück. Die beiden Hecktüren bewegten sich aus seinem Blickfeld heraus, eine runde Lampe schob sich über ihn und blieb in Brusthöhe stehen. Sekunden später wurde eine der Heckklappen geschlossen.

Tim versuchte, die Schmerzen in der Brust zu ignorieren. Wenn er ganz flach atmete, tat es nicht so weh.

Das weiße Blechdach über ihm, die hässliche runde Lampe … das alles sah so fremd aus, so falsch. Als sei es ein schrecklicher Irrtum, dass er auf dieser Trage lag.

Tim schloss die Augen und dachte an seine Eltern. Er sehnte sich danach, sie bei sich zu haben, einfach um sie anzusehen und ihre Hand zu halten. Um das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein in diesem Rettungswagen mit dem abweisenden kalten Weiß und der hässlichen Lampe. Um jemanden aus seinem gewohnten Leben um sich zu haben, ein Stück Normalität, an dem er sich festhalten konnte.

Tränen suchten sich einen kitzelnden Weg über seine Wangen. Die Ereignisse der letzten achtundvierzig Stunden drängten sich in Tims Bewusstsein wie einer dieser Albträume, aus denen man mit dem Gefühl erwachte, sie wirklich erlebt zu haben.

Aber Tim wusste, sein Verstand zeigte ihm keine Fantasiegebilde, sondern reale Erinnerungen, und sie waren erst ein paar Stunden alt. Sein Herz begann wieder zu rasen, er konnte nichts dagegen tun, dass sein Atem schneller ging und glühende Pfeile durch seine Brust trieb.

Wieder sah er das Blut. Auf der Decke, am Boden, an seinen Händen … Und er sah die Gesichter, als sie ihn Mörder nannten.

Tim riss die Augen auf, um diese Bilder nicht mehr sehen zu müssen. Sie verschwanden und er starrte auf die Lampe über sich. Er dachte daran, wie unbeschwert er ein paar Tage zuvor noch in dem kleinen Grainauer Bahnhof aus dem Zug gestiegen war.

Es war sehr warm gewesen, der erste wirklich warme Tag in diesem Mai …

1

Tim setzte die Tasche ab und wischte sich mit dem Ärmel des Sweatshirts über die Stirn. Er nutzte den erhobenen Arm, um seine Augen gegen das grelle Sonnenlicht abzuschirmen, und betrachtete den Eingangsbereich des Camps.

Das Blockhaus, das wohl die Rezeption sein sollte, sah noch ebenso neu aus wie die Holztafel, die davor zwischen zwei Holzbalken befestigt war. BERGCAMP GRAINAU war mit großen Buchstaben darauf eingeritzt, darunter stand in kleinerer Schrift noch weiterer Text, den Tim von seinem Platz aus aber nicht lesen konnte.

Die Zufahrt wurde auf der einen Seite von der Rezeption und ihr gegenüber von einer etwa zwei Meter hohen Hecke begrenzt, die keinen Blick ins Innere des Camps gestattete. Die Schranke, mit der der Weg blockiert werden konnte, stand offen.

»Na, auch auf Abenteuerurlaub?«

Tim drehte sich erschrocken um. Er hatte nicht bemerkt, dass außer ihm noch jemand auf dem Vorplatz des Camps angekommen war. Ein etwa Achtzehnjähriger mit schwarzen, bis tief in die Augen hängenden Haaren lachte ihn an und streckte ihm die Hand entgegen. »Hi, ich bin Ralf. Aus München.«

Tim schlug ein und nickte. »Tim, ich komme aus Saarbrücken.«

»Saarbrücken?« Ralfs Gesicht verzog sich zu einem schiefen Grinsen. »Saarland, oder?«

»Ja«, bestätigte Tim und zog die Hand zurück.

»Wie bist du hergekommen?«

»Mit dem Zug. Um halb sechs heute Morgen bin ich los.«

Ralf linste auf seine Armbanduhr. »Fast sieben Stunden. Das wäre ja nichts für mich.« Mit verklärtem Blick betrachtete er die Berge, die sich auf der rechten Seite gewaltig in den blauen Himmel erhoben. »Saarbrücken … keine Berge, oder?«

Tim hob die Schultern. »Nein, nur ein paar Hügel.«

»Ein Flachlandtiroler also. Bist du überhaupt schon mal in den Bergen gewesen?«

»Nein, ist das erste Mal.«

Ralf nickte wissend. »Anfänger also, okay, dann hältst du dich am besten an mich. Ich bin schon mit meinen Eltern in den Bergen rumgeklettert, als ich gerade laufen konnte. Bleib einfach in meiner Nähe, dann lernst du alles, was du wissen musst.«

»Gehörst du zu den Betreuern hier?«

Ralf winkte ab. »Quatsch, auch wenn ich bezweifle, dass einer von denen mir noch was beibringen kann. Ich hab von dem neuen Camp hier gelesen und dachte mir, ich schau mir das mal ein paar Tage an, bevor ich mit meinen Eltern zum letzten gemeinsamen Kletterurlaub nach Österreich fahre. Ich werde im Dezember achtzehn, eigenes Auto und so. Und du?«

»Ich bin sechzehn«, erklärte Tim. »Im September werde ich siebzehn.«

»Hey, kein Problem.« Ralf klopfte Tim auf die Schulter. »Wenn du bei mir bist, hast du ja einen Erwachsenen dabei.«

Noch während Tim darüber nachdachte, was er von Ralf halten sollte, zwinkerte der ihm zu, nahm seinen Koffer auf und ging in Richtung Rezeption. Nach ein paar Schritten fragte er, ohne sich noch mal zu Tim umzudrehen: »Kommst du? Oder verbringst du die nächsten Tage auf dem Vorplatz?«

Tim griff sich seine Tasche und stapfte Ralf hinterher. Es war mühselig, die große Sporttasche zu tragen, denn sie war sehr weich und bog sich in der Mitte so weit durch, dass sie über den Boden schleifte, wenn er den Arm hängen ließ. Vielleicht hatte sein Vater doch recht gehabt, als er ihm seinen dunkelgrünen Koffer angeboten hatte. Tim hatte die große Sporttasche aber für cooler gehalten und seinem Vater erklärt, er komme schon klar. Kam er ja auch irgendwie.

Die Tasche war zu schwer, um sie mit angewinkeltem Arm zu tragen, also bog er den Oberkörper einfach so weit nach links, bis das schleifende Geräusch aufhörte. Bequem war das Gehen so nicht, aber es funktionierte.

Ralf musterte ihn mit einem seltsamen Blick, als er vor dem Blockhaus an einer Art Tresen stehen blieb und sich zu ihm umdrehte.

»Hallo Jungs, willkommen im Bergcamp. Ich bin Markus. Gute Anreise gehabt?« Das Gesicht, das ihnen aus dem Inneren entgegenstrahlte, wirkte noch sehr jugendlich. Tim schätzte den Mann im kakifarbenen Polo auf einundzwanzig, höchstens zweiundzwanzig. Die blonden Haare waren raspelkurz, was sein rundliches Gesicht mit den roten Pausbacken noch betonte.

»Klar«, sagte Ralf und legte die Unterarme auf dem Holztresen ab. »Mein Name ist Ralf Eckmüller. Chirurgische Privatklinik Eckmüller in München – kennst du vielleicht. Ist mein Vater.«

Angeber, dachte Tim und fragte sich, was Ralf damit bezweckte. Dachte er vielleicht, er würde ein besseres Zimmer bekommen, weil sein Vater Arzt war?

Markus überging die Bemerkung und legte zwei Blätter auf den Tresen. »Okay, dann füllt mal die Anmeldebögen aus, und dann hätte ich gerne eure Handys.«

Ralf warf Tim einen überraschten Blick zu und wandte sich wieder an Markus. »Die Handys? Warum denn das?«

»Handys sind im Camp nicht erlaubt. Das ständige Klingeln und die Rumspielerei mit den Dingern würden den Ablauf des Camps stören. Außerdem können die Geräte beim Klettern leicht kaputtgehen. Ich lege sie hier in den Tresor und ihr bekommt sie am letzten Tag wieder.«

Tim zog sein Telefon aus der Hosentasche und schaltete es aus. Er wusste, dass er es abgeben musste, das hatte in der Beschreibung des Camps gestanden.

»Hey, davon hat mir keiner was gesagt«, maulte Ralf. »Ich brauche mein Handy. Dann müsst ihr eben mal ’ne Ausnahme machen.«

Markus schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber das gilt für alle.«

»Und wenn ich mich weigere?«

»Es steht dir frei, wieder zu gehen«, tönte eine andere Stimme aus dem Inneren des Blockhauses. Ein Stuhl wurde hörbar zurückgeschoben, dann kam ein etwa achtundzwanzig- bis dreißigjähriger, dunkelhaariger Mann zu ihnen nach vorn. Er trug das gleiche Polo wie sein Kollege Markus, hatte allerdings sehnige, muskulöse Arme und wirkte schon eher so, wie Tim sich den Betreuer eines Bergcamps vorgestellt hatte. »Mein Name ist Joachim Kratzer, ich bin der Leiter des Camps. Ihr könnt Jo zu mir sagen.« Nach einer kurzen Pause, in der er Ralf vielsagend musterte, fügte er hinzu: »Sofern ihr im Camp bleibt.«

»Nun hör mal, Jo«, setzte Ralf an, aber Tim unterbrach ihn, weil er keine Lust auf diese Diskussion hatte.

»Nun stell dich nicht so an. Das stand doch auf dem Buchungsformular.«

»Das weiß ich doch nicht, das hat die Sekretärin meines Vaters ausgefüllt!«

Tim winkte ab, legte sein Telefon auf den Tresen und begann, die Anmeldung auszufüllen. Nach einer Weile tauchte neben ihm eine Hand auf und legte ein Telefon neben seines.

Das Camp bestand aus mehreren Holzhütten, die wahllos auf einer Fläche von etwa drei Fußballfeldern zwischen Bäumen und Büschen platziert waren. Sie alle hatten Holzterrassen vor den Eingängen und waren mit Schotterwegen miteinander verbunden.

In der Mitte des Geländes befand sich eine weitläufige Wiese mit einer großen, von Steinen eingerahmten Feuerstelle. An der Kopfseite stand vor einer Baumgruppe eine kleine Bühne. Zu beiden Seiten der Wiese waren verschieden hohe Kletterwände aufgebaut.

Ralf und Tim waren in verschiedenen Hütten untergebracht, weswegen Ralf sofort eine Diskussion mit Markus begann, der sie begleitete. Tim konnte ihn aber beruhigen, indem er ihm erklärte, sie würden doch sowieso kaum Zeit in den Unterkünften verbringen. Er war gar nicht so scharf darauf, sich mit dem vorlauten Münchner eine Unterkunft zu teilen.

Die Hütten bestanden jeweils aus einem Schlafraum und einem sogenannten Materialraum, in dem sie die Ausrüstungsgegenstände aufbewahren sollten, die sie am Nachmittag bekämen, wie Markus ihnen erklärte.

Der Schlafraum war ausgestattet mit drei Stockbetten, drei Doppelholzschränken und einem Tisch mit sechs Stühlen. Toiletten, Waschbecken und Duschen gab es in einer separaten, großen Hütte, die etwa hundert Meter von Tims Unterkunft entfernt war.

Zwei der Betten waren schon belegt, als Tim den Raum betrat. Auf dem oberen gleich links neben dem Eingang lag ein schmächtiger, etwa vierzehn- oder fünfzehnjähriger Junge auf dem Rücken und hatte die Arme hinter dem kurzen blonden Haar verschränkt. Er trug eine Brille mit schwarzem Rand und musterte Tim stumm, als der in der Mitte des Zimmers stehen blieb.

In der hinteren rechten Ecke war das untere Bett von einem Jungen belegt, der etwa in Tims Alter war. Seine Jeans und sein T-Shirt sahen alt und schmutzig aus, die schwarzen Haare standen ihm in allen Richtungen vom Kopf ab und machten den Eindruck, als hätten sie schon längere Zeit kein Wasser mehr gesehen. Auch er sah Tim nur an und machte keine Anstalten, sich zu bewegen.

Tim stellte seine Tasche ab und sah von einem zum anderen. »Hallo, ich bin Tim.«

Der Jüngere mit der Brille richtete sich auf. »Ich bin Fabian Kramp.«

Aus der hinteren Ecke war lediglich ein unmotiviertes »Hi« zu hören, dann drehte der Schwarzhaarige sich um und zeigte Tim demonstrativ den Rücken.

Na toll, dachte Tim und sah wieder zu Fabian hinüber. Das kann ja lustig werden.

Fabian wedelte mit der Hand vor seiner Stirn zum Zeichen, was er von dem Schwarzhaarigen hielt. Tim grinste und sah sich die freien Betten an. Er entschied sich für das obere an der rechten Wand und öffnete eine Tür des Doppelschranks daneben, um seine Sachen einzuräumen.

»Wo kommst du her?«, wollte Fabian wissen und schob mit dem Mittelfinger seine Brille höher.

Tim legte einen Stapel T-Shirts in das obere Schrankfach. »Aus Saarbrücken, und du?«

»Aus der Nähe von Aachen.«

Tims Unterhosen und Strümpfe landeten in einer der beiden Schubladen. »Aha. Und wie alt bist du?«

»Vierzehn, aber ich komme nach den Ferien schon in die Oberstufe.«

Tim sah zu Fabian hoch. »In die Oberstufe? Mit vierzehn?«

»Ja, ich bin mit fünf eingeschult worden und hab in der Grundschule eine Klasse übersprungen. War mir zu langweilig. Jetzt komme ich in die Elf.«

»Freak«, kam es aus der hinteren Ecke. Tim und Fabian sahen zu dem Schwarzhaarigen hinüber, der ihnen noch immer den Rücken zuwandte.

»Immerhin bin ich ein Freak, der einen Namen hat und ganze Sätze reden kann«, sagte Fabian, woraufhin Tim ihm grinsend zunickte. Die Schlagfertigkeit des Jüngeren gefiel ihm.

2

Im Laufe des frühen Nachmittags trudelten nach und nach auch die anderen Teilnehmer ein. Tim hatte von Markus erfahren, dass rund sechzig Jugendliche die kommenden zehn Tage im Camp verbringen würden. Sie waren eingeteilt in zwei Gruppen mit unterschiedlichen Programmen und Betreuern.

Die erste Gruppe mit den Zehn- bis Dreizehnjährigen hatte dreiunddreißig Teilnehmer, die restlichen achtundzwanzig Jugendlichen waren zwischen vierzehn und achtzehn Jahre alt.

Außer Fabian und dem Schwarzhaarigen, dessen Namen Tim noch immer nicht kannte, hatten sich noch der siebzehnjährige Janik Falkenstein aus Rüdesheim und Sebastian Poss, ein großer muskulöser Sechzehnjähriger aus Erftstadt mit kurzen hellen Haaren in der Hütte einquartiert. Das Bett über dem schwarzhaarigen Jungen blieb leer.

Ein Zettel auf dem Tisch informierte sie darüber, dass um drei Uhr am Nachmittag auf der großen Wiese ein Treffen stattfand, bei dem sie das Programm für die ersten beiden Tage und alle wichtigen Informationen rund um das Leben im Camp bekommen sollten.

Janik war als Letzter angekommen und hatte sich für das Bett unter Tim entschieden. Als er gegen zwei Uhr seine Sachen im Schrank verstaut hatte, deutete er auf das zerwühlte Bett rechts hinten in der Ecke und fragte Tim, wem dieses Lager gehöre.

Der Schwarzhaarige hatte sich vor Janiks Ankunft wortlos verkrümelt und war noch nicht wieder aufgetaucht. Tim zuckte mit der Schulter. »Keine Ahnung. Er hat uns seinen Namen noch nicht verraten. Ein komischer Kauz.«

Sebastian nickte. »Das kann man wohl sagen. Ich hab mir vorsichtshalber das Bett unter Fabian genommen. Über dem Typen wollte ich nicht unbedingt schlafen.«

»Hallo Jungs, wie sieht’s aus?«, rief Ralf vom Eingang her und klatschte dynamisch in die Hände. Er ließ seinen Blick über Fabian, Sebastian und Janik wandern und hob zur allgemeinen Begrüßung eine Hand. »Hi, ich bin Ralf, ich bin zusammen mit Timmi hier angekommen. Alles okay bei euch?«

Timmi? Tim hatte es als Kind schon gehasst, wenn ihn Erwachsene so genannt hatten, weil es sich bescheuert anhörte. Mit sechzehn von einem fast Gleichaltrigen Timmi genannt zu werden, ging überhaupt nicht.

»Ähm … Ralf, nenn mich bitte nicht Timmi, okay?«

»Ralf?«, fragte der Schwarzhaarige, der gerade ebenfalls hereinkam. Er blieb vor ihnen stehen und musterte den Münchener von Kopf bis Fuß, wobei er die Hände in den Taschen seiner schmutzigen Jeans vergraben hatte. Er war sehr schmal und hatte mit etwa einem Meter fünfundsiebzig Tims Größe. Die Turnschuhe an seinen Füßen hatten an den Seiten ausgefranste Löcher und waren so abgenutzt und vergammelt, dass man die Originalfarbe nicht einmal mehr erahnen konnte.

»Was ist das denn für ein bescheuerter Name?« Kopfschüttelnd schlurfte er an allen vorbei zu seinem Bett und murmelte dabei: »Die reinste Freakshow hier. Ein Streberbubi, ein Ralf … Fuck, wo bin ich hier gelandet?«

Janik sah Tim irritiert an und wandte sich dann wieder an den Jungen. »Und wie heißt du?«

»Vergiss es«, sagte der Schwarzhaarige und ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen.

»Was soll denn der Quatsch?« Ralf tippte sich an die Stirn. »Erst über meinen Namen ablästern und dann zu feige, den eigenen zu nennen? Na, das ist ja wahre Größe.«

»Verpiss dich«, war die knappe Antwort, dann drehte der Junge sich mit dem Gesicht zur Wand.

Ralf starrte ihn ungläubig an, gab es dann aber offensichtlich auf und strahlte zu Tim hinüber. »Habt ihr eigentlich schon mitbekommen, was gegenüber los ist? Da sind die Mädels untergebracht.«

Tim hatte bereits gesehen, dass in die beiden Hütten auf der anderen Seite des Schotterwegs Mädchen ihres Alters eingezogen waren.

»Was haltet ihr davon, wenn wir ihnen mal einen kleinen Besuch abstatten?« Ralf sah sich Beifall heischend um. Dabei fiel sein Blick auf das Bett über dem Schwarzhaarigen. »He, ist das Bett da etwa noch frei?«

»Noch, ja, aber da kommt sicher noch jemand«, sagte Tim. Er hatte nicht die geringste Lust, sich Ralfs Gerede auch noch nachts anzuhören. Doch Ralf wiegelte ab: »Das kläre ich. Falls niemand mehr kommt, ziehe ich bei euch ein. Die da drüben sind mir zu langweilig.«

Tim wunderte sich nicht darüber, dass Ralf gar nicht erst auf den Gedanken kam, sie zu fragen, ob es ihnen recht wäre, wenn er sich bei ihnen breitmachte.

Sie einigten sich darauf, sich die Mädchen bei der Infoveranstaltung auf der Wiese anzuschauen, und vertrieben sich die Zeit bis dahin mit Spekulationen darüber, was sie in den kommenden Tagen wohl alles erleben würden.

Die Wiese war schon gut gefüllt, als sie um kurz vor drei dort ankamen. Die jüngeren Teilnehmer standen auf einer Seite in Grüppchen zusammen oder rannten wild schreiend umher. Tim blieb einen Moment stehen und beobachtete sie. Er wunderte sich darüber, wie jung manche von ihnen noch waren. Seine Eltern hätten ihn mit zehn oder elf Jahren sicher nicht allein in ein Bergcamp gelassen. Aber seine Eltern waren immer übervorsichtig gewesen, als er in diesem Alter gewesen war. Er kannte ja auch den Grund dafür …

Ralf war mit den anderen im Schlepptau zielstrebig auf eine Gruppe von vier Mädchen zugesteuert und stellte sich ihnen gerade vor, als Tim sie erreichte. Die Mädchen waren etwa im gleichen Alter wie sie selbst und schienen sich zu freuen, gleich zu Anfang Kontakt zu knüpfen.

Tim betrachtete sie der Reihe nach, bis sein Blick an einer von ihnen hängen blieb. Sie war nur wenig kleiner als er und wirkte sehr sportlich. Die glatten schwarzen Haare waren in der Mitte gescheitelt und fielen ihr bis über die Schultern. Ihr Gesicht strahlte eine natürliche Fröhlichkeit aus, der sich Tim nicht entziehen konnte. Als sie den Kopf etwas zur Seite neigte und lächelnd sagte: »Hallo, ich bin Lena«, fühlte er sich ertappt, weil er sie so unverhohlen angestarrt hatte.

»Ähm … Tim«, stotterte er und spürte dieses Prickeln auf den Wangen und der Stirn. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass sein Gesicht sich gerade dunkelrot verfärbte. Er hätte sich ohrfeigen können, weil Lena ihn jetzt für einen schüchternen Trottel halten musste.

»Hey, unser Timmi wird ja richtig rot«, sagte Ralf zu allem Überfluss und verschlimmerte die Lage noch. Er schien es zu genießen. Tim stierte ihn wütend an. »Ich hab’s dir eben schon gesagt: Hör gefälligst auf damit, mich Timmi zu nennen. Mein Name ist Tim, okay?«

Ralf hob grinsend beide Hände. »Ist ja gut, kein Grund, gleich miese Stimmung zu verbreiten.« Er klatschte in die Hände und wandte sich wieder den Mädchen zu. »Erzählt doch mal, hat eine von euch schon Klettererfahrung?«

Alle verneinten. Während Ralf sofort damit begann, sich als erfahrenen Bergsteiger anzupreisen, gesellte sich ein weiterer, etwa sechzehnjähriger Junge zu ihnen. Seine dunkelroten Haare, die ähnlich wie bei Ralf bis in die Augen hingen, bildeten einen starken Kontrast zu der kalkweißen Haut. Er hatte mindestens fünfzehn Kilo Übergewicht und wirkte insgesamt plump und unsportlich.

»Ah, da ist ja auch Lucas«, sagte Ralf, als er auf ihn aufmerksam wurde. Tim fand, dass es abfällig klang. »Er kommt auch aus München, sein Vater arbeitet als Hausmeister in unserer Klinik. Der liebe Lucas hat sich sofort dazu entschlossen, ebenfalls hier mitzumachen, als er hörte, dass ich ein paar Tage in diesem Camp verbringe. Er ist eben mit dem Zug angekommen.«

Während Tim sich fragte, warum Lucas nicht mit Ralf zusammen angereist war, nickte Lucas ihm und den anderen zu. An den Mädchen flog sein Blick hastig vorbei. Zwei von ihnen quittierten das mit Getuschel und Gekicher, woraufhin Lucas den Kopf senkte und seine Schuhe betrachtete.

Ein ohrenbetäubendes Pfeifen lenkte ihre Aufmerksamkeit in Richtung Bühne, wo sich jemand an einem Mikrofonständer zu schaffen machte. Als kurz darauf Jo auf die Bühne kam, wurde es still auf der Wiese.

Seine Ansprache dauerte etwa eine Viertelstunde, in der sie unter anderem erfuhren, dass sie in den ersten Tagen einige Erlebniswanderungen machen würden, das Klettern aber für beide Gruppen auf die kleinen Übungswände im Camp beschränkt sein sollte.

»Was soll denn der Quatsch?«, maulte Ralf und sah zu Tim hinüber. »Ich krabble doch nicht tagelang mit dem Kindergarten an diesen lächerlichen Miniwändchen rum. Die spinnen doch.«

Janik zuckte mit den Schultern. »Wenn die das so geplant haben, wirst du es nicht ändern können.«

Ralfs Miene veränderte sich auf eine seltsame Art, dann legte sich erneut ein breites Grinsen über sein Gesicht. »Das werden wir ja sehen.«

Als sie in ihre Unterkunft zurückkamen, lag der Schwarzhaarige noch immer mit dem Gesicht zur Wand auf seinem Bett. Tim wurde bewusst, dass er nicht bei der Infoveranstaltung gewesen war. Er betrachtete den Rücken des Jungen und überlegte, was er überhaupt im Camp wollte, wo ihn offensichtlich nichts interessierte und ihm alles auf die Nerven ging.

Plötzlich riss Janik ihn aus seinen Gedanken, als er ihn von der Seite mit dem Ellbogen anstieß und grinsend mit dem Kopf zur Tür deutete. Ralf stand mit zwei der Mädchen im Eingang, die sich zuvor auf der Wiese als Jenny und Julia vorgestellt hatten. Jenny war höchstens eins sechzig groß, ihre auffallend ausgeprägten Wangenknochen und die etwas schräg stehenden dunklen Augen gaben ihr ein leicht asiatisches Aussehen, was durch den Bronzeton ihrer Haut noch unterstrichen wurde. Sie hatte ein hübsches Gesicht, in dem nur der extrem hohe Haaransatz etwas störte, der die Stirn übermäßig breit erscheinen ließ.

Julia war nur unwesentlich größer, unterschied sich sonst aber stark von Jenny. Ihre hellblonden Haare fielen ihr bis weit über den Rücken und sie hatte ein helles, stark geschminktes Puppengesicht. Die eckig gefeilten Spitzen ihrer künstlichen, knallroten Fingernägel reichten weit über die Fingerspitzen hinaus, und Tim fragte sich, wie man damit im Alltag zurechtkam. Sie machte einen netten Eindruck, war alles in allem aber der Typ Mädchen, auf den sicher viele Jungs flogen, der ihm aber überhaupt nicht gefiel.

Ralf deutete selbstgefällig mit einer umfassenden Geste in den Raum. »Na, was habe ich euch gesagt? Die Hütte ist größer als eure.« An Tim und die anderen gewandt, erklärte er: »Ich war gerade mal drüben bei den Mädels. Die haben dort sogar noch weniger Platz, also treffen wir uns heute Abend hier.«

»Treffen?«, hakte Tim nach, woraufhin Ralf den Mädchen zuzwinkerte und dann nickte.

»Ja, ich habe vorgeschlagen, heute Abend ein kleines Kennenlerntreffen zu veranstalten. Glücklicherweise habe ich was zum Trinken dabei, wir müssten nur noch Cola und O-Saft zum Verdünnen besorgen.«

»Ist das denn erlaubt?«, fragte Fabian, der auf seinem Bett saß und die Beine baumeln ließ.

»Was, sich zu treffen?« Ralf hob die Schultern und sah den Jungen verwundert an. »Was soll daran nicht erlaubt sein?«

Fabian verdrehte die Augen. »Ich gehe davon aus, dass du eben gemeint hast, du hast Alkohol dabei. Was sonst sollte man mit Cola oder Orangensaft verdünnen? Ich wollte wissen, ob das erlaubt ist.«

»Natürlich nicht, Klugscheißer.« Der Schwarzhaarige hatte sich auf den Rücken gedreht und starrte die Unterseite des Bettes über sich an. »Wenn du so schlau bist, sollte dir das eigentlich klar sein. Aber ihr Streberfreaks habt eben nur Ahnung von Mathe und Physik.«

Alle Gesichter hatten sich dem Schwarzhaarigen zugewandt, und wahrscheinlich wunderte sich nicht nur Tim über den plötzlichen Redeschwall des Jungen.

»Streberfreaks können nicht nur Mathe und Physik, sondern auch rhetorische Fragen stellen, aber damit können namenlose Freaks wahrscheinlich nichts anfangen«, konterte Fabian.

Wieder einmal wunderte Tim sich über Fabians Schlagfertigkeit und nahm sich vor, sich mit ihm auf keine Diskussionen einzulassen. Julia kicherte und sagte, an Jenny gewandt: »Der ist ja süß.«

Mit einem Ruck schwang der Schwarzhaarige die Beine aus dem Bett und setzte sich auf. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes vermuten, als er Fabian eine Weile stumm musterte. Niemand sagte ein Wort. Die Anspannung, die plötzlich im Raum herrschte, war fast greifbar. Tim überlegte schon, was sie tun sollten, wenn der Kerl sich auf Fabian stürzen würde, doch dann nickte der Junge und sagte: »Denis. Mein Name ist Denis, Klugscheißer.«

Alle glotzten Denis an, doch niemand sagte etwas, bis Tim sich ein Herz fasste. »Hallo Denis, ich bin Tim, aber das hast du ja wahrscheinlich schon mitbekommen.«

»Janik«, kam es von schräg hinter ihm, dann nannten nacheinander auch alle anderen ihre Namen. Denis hatte sich währenddessen schon wieder auf den Rücken gelegt und die Augen geschlossen.

»Na wunderbar«, sagte Ralf und schlug die Hände zusammen. »Dann kann unsere kleine Einstandsfeier mit verbotenen Getränken heute Abend ja starten.«

3

Am späteren Nachmittag holten sie sich im Materiallager ihre Grundausrüstung ab, die aus Helm, Klettergurten, Schuhen, Sicherungsgerät und Verschlusskarabiner bestand. Zusätzlich bekam jeder einen kakifarbenen Rucksack mit dem Schriftzug Bergcamp Grainau auf der Außenseite, in dem sie alles verstauen konnten. Das Materiallager war in dem einzigen Steingebäude des Camps untergebracht. In dem großen Bau gleich hinter der Rezeptionshütte befand sich auch der Speisesaal, wo sich die Jugendlichen dreimal am Tag zum Essen treffen sollten, sofern sie nicht unterwegs waren.

Sogar Denis war mitgekommen, und auch wenn er während der ganzen Zeit kaum ein Wort sprach, schien es Tim, als taute er langsam ein wenig auf.

Nachdem sie die Ausrüstung in die Unterkünfte gebracht hatten, machte Ralf sich mit Janik und Sebastian auf den Weg, um in Grainau Getränke zu besorgen.

Tim wollte die Zeit nutzen und sich das Camp etwas genauer ansehen. Fabian entschloss sich, mit ihm zu kommen, während Denis wieder mit geschlossenen Augen auf seinem Bett lag.

Während sie alles unter die Lupe nahmen, erfuhr Tim, dass Fabian noch einen älteren Bruder hatte, dem das Gymnasium im Gegensatz zu ihm große Mühe bereitete, und dass seinen Eltern eine kleine Boutique gehörte. Während ihres Gesprächs fiel Tim erneut auf, mit welcher Leichtigkeit der Vierzehnjährige mit Worten jonglierte und wie analytisch er die Dinge um sich herum betrachtete. Fabian selbst führte seine »Fähigkeit, vernünftig mit der deutschen Sprache umzugehen«, wie er es ausdrückte, darauf zurück, dass er schon von frühester Kindheit an sehr viel las. Er erzählte Tim, dass eine komplette Wand seines Zimmers mit einem gefüllten Bücherregal bis zur Decke zugestellt war und er alle diese Bücher auch gelesen hatte.

Auch wenn Fabian für sein Alter manchmal komische Sachen sagte, fand Tim ihn doch lustig.

Als sie wieder an ihrer Hütte ankamen, saß Lena vor ihrer Unterkunft auf dem Rand der kleinen Veranda und hielt ihr Gesicht mit geschlossenen Augen der tief stehenden Sonne entgegen. Tim zögerte kurz, dann erklärte er Fabian, er komme gleich nach, und ging zu ihr. Doch als er nur noch wenige Meter entfernt war, beschleunigte sich sein Puls und er spürte schon wieder dieses verdammte Prickeln auf der Stirn. Er blieb stehen. Das durfte doch nicht wahr sein. Was war denn nur mit ihm los? Er hatte doch sonst keine Probleme damit, sich mit Mädchen zu unterhalten, warum ausgerechnet bei diesem Mädchen? Er würde wieder puterrot anlaufen, wenn er sie nun ansprach. Diese Blamage brauchte er nicht noch einmal.

Wütend über sich selbst wandte er sich um und wollte gerade die Flucht antreten, als Lena hinter ihm »Hallo Tim« sagte und ihn damit erschrocken zusammenfahren ließ.

Langsam drehte er sich ihr zu und hoffte, dass sein verlegenes Lächeln nicht komplett dämlich aussah.

»Hast du es dir anders überlegt oder wolltest du gar nicht zu mir?«

»Nein … doch, schon. Ich … dachte, du schläfst.«

»Im Sitzen?« Lenas Lächeln war entwaffnend, und Tim hatte das deutliche Gefühl, dass sie ganz genau wusste, was mit ihm los war. Er legte die letzten paar Schritte zu ihr zurück, setzte sich umständlich neben sie und rieb seine Handflächen über seine Oberschenkel, ohne zu wissen, warum er das tat.

»Wie alt bist du?«, fragte Lena, nachdem sie ihm eine Weile zugesehen hatte. »Und wo kommst du her?«

»Sechzehn. Ich komme aus dem Saarland. Saarbrücken.«

»Saarbrücken kenne ich, meine Schwester studiert dort Medizin.«

»Ah, okay, und du?«

Wieder dieses Lächeln, das Tim auf eine seltsame Art berührte. »Ich nicht, ich bin auch erst sechzehn und gehe noch zur Schule.«

Es dauerte einige Sekunden, bis Tim verstand und den Kopf schüttelte. »Nein, ich … ach, verdammt …« Sie mussten beide lachen. »Ich meinte natürlich, wo du wohnst.«

»Gar nicht so weit von dir weg. In Trippstadt.«

»Trippstadt?« Den Namen hatte Tim noch nie gehört. »Gibt es da etwas in der Nähe, das man kennt?«

»Ja, das liegt direkt bei Kaiserslautern. Ich denke, das kennst du, oder?« Tim fiel auf, wie unglaublich ebenmäßig und weiß ihre Zähne waren. Und dass sich an ihren Mundwinkeln kleine Grübchen bildeten, wenn sie lachte.

»Hallo, hallo«, lenkte eine unverkennbare Stimme ihn von seinen Betrachtungen ab. »Hier kommt der Getränkedienst.«