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Cover

Nr. 1100 – Der Frostrubin

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Der Kommandant

Der Terraner

Das Orakel

Der Jenseitige

Der Kommandant

Der Sturz

Der Virenforscher

Der Frostrubin

Die Gefangene

Seth-Apophis

Das Labyrinth

Der Kommandant

Der Weg

Die Terraner

Nr. 1101 – Erkundung gegen Unbekannt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Nr. 1102 – Der letzte Mirvaner

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1103 – Außenseiter der Armada

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 1104 – Meuterei im All

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1105 – Das Siegelschiff

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Nr. 1106 – Die Trümmerreiter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1107 – Jenseits der tödlichen Grenze

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

4.

5.

Nr. 1108 – Sturz aus dem Frostrubin

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Nr. 1109 – Die Stunde der Krieger

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

8.

Nr. 1110 – Operatoren für Kruste Magno

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1111 – Die Macht der Elf

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

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10.

11.

Nr. 1112 – Der Silberne

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

8.

Nr. 1113 – Die Station des Silbernen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

8.

Nr. 1114 – Der Fluch der Kosmokratin

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1115 – Bote des Unsterblichen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1116 – Projekt Zweiterde

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

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6.

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8.

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10.

11.

12.

13.

Nr. 1117 – Das Gedankenmonster

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog

Nr. 1118 – Der Admiral und der Silberne

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Nr. 1119 – Gestrandet unter blauer Sonne

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1120 – Geschäfte mit dem Tod

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 1121 – Der Sonnenhammer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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7.

8.

9.

10.

Nr. 1122 – Raubzug der Armadaschmiede

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Nr. 1123 – Brutstätte der Synchroniten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

I. Zwischenspiel

5.

6.

7.

8.

II. Zwischenspiel

9.

10.

11.

III. Zwischenspiel

Nr. 1124 – Das Armadafloß

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

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6.

7.

8.

9.

Nr. 1125 – Einsatzkommando Synchrodrom

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

8.

Nr. 1126 – Der Psi-Trust

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Nr. 1127 – Die Ewigen Diener

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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4.

5.

6.

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8.

9.

Nr. 1128 – Weltraumtitanen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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5.

6.

Nr. 1129 – Der befehlende Kode

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Nr. 1130 – Aufstand im Vier-Sonnen-Reich

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1131 – Planet der Deportierten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1132 – Die Toten und der Wächter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Nr. 1133 – Duell in der Notzone

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1134 – Im Innern einer Sonne

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1135 – Begegnung am Todesauge

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1136 – Die letzten Maahks

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Zukunft ...

Gegenwart ...

20. Oktober 426 NGZ

Nr. 1137 – Einer gegen Terra

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1138 – Triumph der Psioniker

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Nr. 1139 – Unheimliches Erwachen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Nr. 1140 – Der Eindringling

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1141 – Die Zeit bleibt Sieger

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1142 – Sammelpunkt Vier-Sonnen-Reich

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1143 – Die Goon-Hölle

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1144 – Operation Hornissenschwarm

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1145 – Der unsichtbare Bote

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1146 – Angriff der Barbaren

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

Nr. 1147 – Die Spur zu Ordoban

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 1148 – Die schwarze Pyramide

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog

Nr. 1149 – Im Bann des Zweisterns

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

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Nr. 1100

 

Der Frostrubin

 

Die Endlose Armada erscheint

 

von William Voltz

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Das Jahr 426 NGZ, der Neuen Galaktischen Zeitrechnung also, die im Jahr 3588 n. Chr. begann, scheint sich zu einem schicksalhaften Jahr für die Menschheit und die übrigen sternfahrenden Völker der Galaxis entwickeln zu wollen.

Die Kosmische Hanse – sie wurde von Perry Rhodan als interstellare Handelsmacht mit völkerverbindenden Aufgaben und als Verteidigungsbollwerk gegen die destruktiven Machenschaften der Superintelligenz Seth-Apophis begründet und bewährte sich seit nunmehr 426 Jahren bestens – ist überfordert, als die Porleyter-Krise vor den Toren Terranias ihrem Höhepunkt zustrebt.

Glücklicherweise gelang es Perry Rhodan, die überlebenden Vorläufer der Ritter der Tiefe mit Hilfe des Rings der Kosmokraten im letzten Moment zur Einsicht zu bringen und die Krise zu entschärfen.

Doch die nächste Bedrohung folgt auf dem Fuß. Schauplatz ist die Gegend, in der Icho Tolot, der Haluter, einen verzweifelten Kampf gegen Seth-Apophis und deren Sklaven führte. Nun erscheint dort eine riesige Flotte, von der Perry Rhodan annimmt, dass sie nichts Gutes im Schilde führt. Er startet daher seinerseits mit der galaktischen Flotte.

Das Ziel beider Flotten ist DER FROSTRUBIN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Jercygehl An – Kommandant einer Armadaeinheit.

Taurec – Ein Mann von jenseits der Materiequellen.

Perry Rhodan – Der Terraner im Frostrubin.

Surfo Mallagan – Das neue Orakel der Kranen wird aktiv.

Quiupu – Der Virenforscher an einem anderen Wirkungsort.

Arlen Hydon – Eine Gefangene der Seth-Apophis.

»WENN DER MENSCH AUFHÖRT ZU TRÄUMEN, WENN ER SICH VOM UNIVERSUM ABWENDET, IHM DEN RÜCKEN KEHRT – WIRD DIE GESCHICHTE DER MENSCHHEIT ENDEN.«

T. E. Lawrence

 

Stell dir einen Mann vor, der auf der Suche nach irgend etwas ist. Der Mann kennt nur ein Ziel, und sein gesamtes Leben wird davon beherrscht.

Wenn du dir ein Bild von einem solchen Mann gemacht hast, stell dir vor, dass auch der Vater des Mannes auf der Suche nach diesem Ziel war und der Großvater, der Urgroßvater und alle Vorfahren bis weit zurück in die Nebel jener Vergangenheit, als die Menschen gerade begannen, ein Bewusstsein zu entwickeln.

Wenn du dir das alles vorstellen kannst, die Macht einer Idee und die unermessliche Zeit, die sie überstanden hat, dann kannst du vielleicht erahnen, was es heißt, Kommandant der Endlosen Armada zu sein ...

 

Der Kommandant

 

Sie flogen eine Ankerformation, bei der Schwarzen Erfüllung, eine Ankerformation – als gäbe es in diesem ganzen Universum einen Ort, wo sie haltmachen konnten.

In Augenblicken wie diesen, da er müde und gestresst im Bug des cygridischen Schiffes stand, meinte Jercygehl An sein Stahlrheuma nicht länger ertragen zu können, dies und die Eintönigkeit, die Stille, die Weite und die Einsamkeit ebenfalls nicht.

Unwillkürlich warf er einen Blick auf den Zeitmesser, obwohl er natürlich genau wusste, dass er noch viele Jahre arbeiten musste, bevor er seine nächste Schlafetappe antreten konnte.

Armadaeinheit 176, fünfzigtausend cygridische Raumer im Bereich hintere Mitte, Flankenabschnitt 34, flog Ankerformation, ein Spaß der gelangweilten Piloten.

An schaltete den Flottenkom ein und kratzte sich mit der anderen Hand an seinem schlaff gewordenen Fettbuckel, von dem er seit einiger Zeit lebte. (Er hätte essen können; der Armadamonteur in der Kombüse war ein Zauberer, was das Anrichten pikanter Speisen betraf, aber An hatte einfach keine Lust, den Speisesaal aufzusuchen.)

Die Besatzung der BOKRYL sprach bereits über ihn.

An starrte aus seinen schwarzen Augen auf den kleinen Komsender, und zehn cygridische Teufel ritten ihn, als er befahl: »Ankerformation aufgeben! Gefechtsbereitschaft!«

Die Schiffe stoben durcheinander, als hätte sie ein kosmischer Wirbelwind erfasst. Ans Stellvertreter lagen ausnahmslos in einer Schlafboje, und von den unteren Kommandanten hatte keiner den Mut, ihm die Sinnlosigkeit des Befehls vorzuhalten.

»Sauber hingekriegt!«, lobte An, den nun sein schlechtes Gewissen plagte. »Ich möchte wissen ...«

Es geschah!

In diesem Augenblick, als An dastand, von Rheuma und Ärger über sich selbst geplagt, die ganze scheinbare Sinnlosigkeit des Unternehmens wie eine schwere Last auf seinem Rücken.

An schrie. An taumelte.

Der Schock fraß sich in ihn hinein. Die Empfänger dröhnten unter dem Geschrei der Raumfahrer. Neben An trampelten und stampften sie mit den Füßen den Boden. Nur einer jauchzte.

Ein unglaublicher Aufruhr schien sich der gesamten Armadaeinheit 176 zu bemächtigen.

Manchmal hatten sie darüber diskutiert, wie es sein könnte, wenn ausgerechnet sie Glück haben würden. Aber ernsthaft daran geglaubt hatte keiner von ihnen.

An wurde von einem Gefühlssturm gebeutelt. Allein an Bord der BOKRYL erlitten drei Cygriden einen tödlichen Nervenzusammenbruch.

An vibrierte, seine Gedanken flatterten lose auseinander.

Aber er schaute auf den großen Bildschirm.

Da war die Trümmerwüste einer zerstörten Kleingalaxis, der sie sich seit einiger Zeit näherten.

Er schauderte zusammen.

Eine Trümmerwüste!

Jemand griff nach ihm. Es war Astronom Run. Der Mann schluchzte und rang um seine Fassung. An stieß ihn weg.

Er starrte auf den Bildschirm.

Doch seine Visionen waren noch zu mächtig. Er sah diesen endlosen Heerwurm von Armadaeinheiten, von dem vermutlich nicht einmal Ordoban wusste, wie groß er eigentlich war, quer durch das Universum gleiten. Niemand vermochte zu sagen, wie lange die Endlose Armada nun schon unterwegs war, aber An begann plötzlich hemmungslos zu weinen, als er an die vielen Kommandanten dachte, die vor ihm hier gestanden hatten: hoffnungslos, erfolglos, sinnlos dahinalternd.

Sein erster vernünftiger Gedanke war: Ich hab' es nicht verdient!

Das Bild auf dem großen Schirm wurde vom Armadaherzen aus eingeblendet, denn dort hatte man aus den vielen Bruchstücken, die von den Schiffen in diesem Bereich ins Zentrum gesendet wurden, ein vernünftiges Bild zusammenbekommen.

Ordoban, von dem man sagte, dass er von Anfang an dabei war, und von dem niemand wusste, wer oder was er eigentlich war, hatte es zuerst erfahren.

Nun gut, das stand ihm zu!, dachte An.

Die Empfänger des Flottenkoms ächzten jetzt unter dem Ansturm der Fragen, aber An schaltete sie einfach ab. Er neigte sich nach vorn und stützte sich auf das Geländer.

In Wirklichkeit, dachte er, war das alles nicht zu begreifen.

Aber es war vorbei, diese wahnsinnige Suche war endlich vorbei.

Tarzarel Op trat neben An. Solange die Stellvertreter des Kommandanten schliefen, war Op der zweitmächtigste Mann innerhalb der Armadaeinheit 176.

An mochte Op nicht besonders, denn er hielt ihn für einen militanten Bürokraten, und eigentlich hätte eine dieser Eigenschaften schon ausgereicht, um Ans Widerwillen zu erwecken.

Aber Op war Realist, das bewies er mit seiner Frage, die An ebenfalls im Kopf herumspukte, aber die er aus einem Unbehagen heraus noch nicht artikuliert hatte.

»Was bedeuten diese Trümmer?«, fragte Op drohend.

An wich der Antwort aus, denn er hatte plötzlich Furcht, dass etwas nicht Wiedergutzumachendes geschehen war, dass sie zu spät gekommen sein könnten.

Abermals blickte er auf den Bildschirm. Im Armadaherzen schien man die Fassung bewahrt zu haben, die Wiedergabe war einwandfrei.

Ziemlich genau im Zentrum der kosmischen Wüste befand sich ein materieloser Abschnitt, der die Form einer Scheibe besaß. Diese Scheibe hatte 2000 Lichtjahre Durchmesser und war einhundert Lichtjahre hoch.

Aber es war nicht irgendein schwarzes Nichts.

Das war TRIICLE-9, um dessentwillen viele Millionen Schiffe seit vielen Millionen Jahren auf der Suche waren ...

 

*

 

Jahre voller auferzwungener Geduld, Konzentration und Erfahrung hatten Ans Gesicht geprägt. Es war ein altes, aber schönes Gesicht, und es waren Spuren cygridischer Wärme darin.

Wer An in der Zentrale seines Schiffes stehen sah, hätte ihn leicht für einen Teil davon halten können, denn er war auf geheimnisvolle Weise in Umgebung und in Funktionen integriert. Das verlieh ihm jene Autorität, um die sich viele andere Kommandanten vergeblich bemühten. An identifizierte sich mit seiner Aufgabe.

Er war ein Armadist im besten Sinn des Wortes.

Jercygehl An war einen Kopf größer als zwei Meter. Sein breiter, muskulöser Körper war über und über mit verschieden großen, deformiert aussehenden flachen Hautblasen bedeckt. Alle Cygriden sahen so aus, als hätte man sie gerade aus einem Schaumbad gezogen. Ihre massigen Körper und die dunkelroten Hautblasen machten Cygriden zu düsteren Erscheinungen. Auch die tiefliegenden schwarzen Augen passten dazu. An bildete darin keine Ausnahme. Seine Beine waren vielleicht noch etwas stämmiger als die anderer Cygriden; sein organischer Rucksack, der Fettbuckel, aus dem er sich monatelang ernähren konnte, noch etwas ausgeprägter.

Cygriden waren völlig haarlos. Zwischen den Bläschen auf dem Kopf ragten zahlreiche Hörstäbchen hervor, die von Fremden leicht mit Haarbüscheln verwechselt werden konnten.

Ans Kopf saß fast unmittelbar auf dem Körper, und der kurze Hals ließ keine schnellen Drehungen zu. Die Nase war nur ein schwach ausgeprägter Höcker. Unter ihr schob sich ein mächtiges, trichterförmiges Kinn nach vorn. Der Trichter diente als Sprachorgan und zur Nahrungsaufnahme.

Wie die meisten Cygriden trug An einen Waffenrock aus Kunstleder, der von einem breiten Hüftgürtel gehalten wurde. Ein weiterer Gurt verlief quer über seine Brust und den Rücken. In darin befestigten Taschen befanden sich seine privaten Utensilien und die dringend benötigten Ausrüstungsgegenstände.

»Was bedeuten diese Trümmer?«, wiederholte Tarzarel Op und verfiel dabei unwillkürlich in Armada-Slang, jene Sprache, der sich alle Völker der Endlosen Armada bedienten, um sich untereinander zu verständigen.

An blickte unwillkürlich auf Ops Armadaflamme, als müsste er sich vergewissern, ob sie auch an ihrem Platz war und Op als Mitglied der Endlosen Armada auswies.

Jedes Wesen, das innerhalb der Endlosen Armada geboren wurde, kam kurze Zeit später in das Armadasiegelschiff und erhielt eine Armadaflamme. Dieser violette, fast faustgroße Lichtball schwebte ein Leben lang zwei Handbreit über dem höchsten Körperteil eines jeden Armadisten und wies ihn als Mitglied dieses ungeheuerlichen Unternehmens aus.

Die Armadaflamme erlosch nie, weder in der Luft, im Wasser noch im Vakuum. Nur wenn ein Armadist starb, verzehrte sie sich in einem kurzen grellen Feuer aus reiner Energie.

Ohne sich der Tragweite seiner Worte bewusst zu sein, sagte der Kommandant schließlich: »Irgend etwas ist mit TRIICLE-neun passiert.«

Er besann sich auf seine Pflichten und schaltete den Flottenkom wieder ein. Inzwischen war es merkwürdig still geworden.

Es war kein Jubel gewesen, was da durch die Flotte gegangen war, überlegte An. Eher ein Stöhnen.

Es war zu lange her, dass ihre Ahnen aufgebrochen waren. Niemand mehr hatte wirklich an TRIICLE-9 geglaubt.

»Vorläufig unternehmen wir überhaupt nichts«, hörte An sich kühl sagen. »Alle Schiffe behalten ihre Formation bei.«

Er hätte ebenso gut die Zeit durchgeben können.

Zu Op gewandt, fügte er hinzu: »Wir müssen warten, welche Befehle aus dem Armadaherzen kommen.«

Allmählich nur begann er das ganze Wunder zu begreifen. Nicht nur, dass sie TRIICLE-9 gefunden hatten, sondern von allen Armadaeinheiten war die der Cygriden, 176, dem Ziel am nächsten.

Das bedeutete mit einiger Sicherheit, dass die Cygriden aktiv werden würden, wenn es irgend etwas zu tun gab.

An wurde heiß, als er sich bewusstmachte, was er da an Überlegungen anstellte.

Aus dem Armadaherzen kam ein allgemeines Signal und unterbrach seine Gedanken.

Es war das Signal für die Anwesenheit unbekannter Raumschiffe.

»Wie viele sind es?«, fragte er Op routinemäßig.

Op machte sein Gesicht breit und verzerrte die Bläschen darin zu einem geringschätzigen Lächeln.

»Ein paar hundert«, sagte er. »Sie bedeuten kein Problem für uns.«

Fremde Raumschiffe signalisierten für Op immer Kampf, und An wusste, dass er daran nichts ändern konnte. Wie viele Armadisten war Op dem Wahn verfallen, dass man mit der Endlosen Armada im Rücken keine Probleme haben konnte, schon gar nicht mit Fremden.

Manchmal überlegte An, wie Ordoban darüber denken mochte, aber er wusste nicht einmal, ob Ordoban tatsächlich existierte.

Zhu, der Ingenieur, näherte sich den Kontrollen.

»Wir wissen nichts über die Unbekannten«, sagte er.

Op streckte eine seiner achtfingrigen Hände aus.

»Sie operieren im Gebiet von TRIICLE-9, und sie haben irgend etwas damit zu schaffen«, stellte er fest. »Mehr muss ich nicht wissen.«

Op und An waren gleichaltrig, sie waren in einer Gemeinschaftswiege groß geworden. Und obwohl sie sich nie aus den Augen verloren hatten, waren ihre Wege schließlich auseinandergegangen. An dachte, das läge an Ops martialischem Gebaren, aber er war sich darüber im Klaren, dass umgekehrt Op ihn für ihre innerliche Trennung verantwortlich machte, wenn er überhaupt einen Gedanken daran verschwendete.

Run, der sich inzwischen ebenfalls beruhigt hatte, schlug vor: »Warum beginnen wir nicht mit den Messungen?«

Tausende von Armadamonteuren waren sicher inzwischen damit beschäftigt, dachte An. Aber das war kein Grund, dass sie nicht ebenfalls damit begannen.

Er gab einen entsprechenden Befehl, dann weihte er die Toten, die es bei der Entdeckung von TRIICLE-9 gegeben hatte, über Flottenkom der Schwarzen Erfüllung.

Vielleicht waren sie weiter als er – und glücklicher.

 

*

 

Die BOKRYL, das Flaggschiff von Armadaeinheit 176, war ein eineinhalb Kilometer langer und breiter Prototyp. Wie alle Einheiten dieser Größe bestand das cygridische Schiff aus dem Kessel, vier Schächten und vier daran befestigten gewaltigen Goon-Blöcken. Der Kessel, ein Zylinder von vierhundert Meter Länge und mit einem Durchmesser von sechshundert Meter, besaß einen schwach aufgewölbten Bug, in dem sich die eigentliche Zentrale befand. Die vier Schächte waren gleichmäßig über den Kessel verteilt und ragten wie schräge Beine zum Heck hin, wo die vierhundert Meter hohen und zweihundert Meter breiten Kästen der Goon-Blöcke befestigt waren.

Jedes Armadaschiff trug, genau wie die cygridischen Einheiten, eine unterschiedliche Anzahl verschieden großer Goon-Blöcke, auch Armadaschlepper genannt. Ungebundene Armadaschlepper operierten zu Hunderttausenden im Bereich der Endlosen Armada und konnten jederzeit für alle möglichen Zwecke angefordert und eingesetzt werden.

Die Goon-Blöcke gehörten ebenso wie die Armadamonteure und Schlafbojen einer übergeordneten, nicht an ein bestimmtes Armadavolk gebundenen Technik an, deren sich jeder Armadist bedienen konnte. Anders wäre es für Jercygehl An auch kaum vorstellbar gewesen, wie man die Schiffe der verschiedensten Völker auf einem einheitlichen Kurs halten konnte.

Während An die Bildschirme beobachtete, sehnte er sich unwillkürlich danach, seine Kabine aufzusuchen, die wie alle privaten Räumlichkeiten in einem der vier Schächte der BOKRYL lag. Er fühlte sich überfordert.

»Wir haben es mit einem Vielvölkerkomplex zu tun«, erklärte Op und deutete auf den Hauptbildschirm, wo sich die Silhouetten einiger fremder Raumschiffe abzeichneten.

Der Großteil davon bestand aus lanzenförmigen, überschlanken Einheiten, die etwa fünfhundert Meter lang waren. Daneben gab es Schwingenschiffe, halbkugelige Gebilde mit blasenähnlichen Segmenten an der Außenfläche, Diskusraumer mit Kastenaufbau und Raketenschiffe mit einem langen, nadelförmigen Bug.

Um Op zu reizen, bemerkte An: »Vielleicht sind es Armadisten!«

»Wir kennen nur einen Bruchteil der Armadavölker«, erklärte Op nüchtern. »Aber an Bord dieser Schiffe befindet sich kein einziges Wesen, das eine Armadaflamme trägt. Dazu waren diese Schiffe viel zu weit von der Endlosen Armada entfernt.«

Der Kommandant nickte langsam.

Die Endlose Armada bewegte sich in ihrer Gesamtheit stets in eine Richtung, aber sie war so riesig, dass innerhalb ihres Ausdehnungsgebiets durchaus gegensätzliche Manöver möglich waren.

Ein innerer Zwang jedoch, den die Armadisten den Kategorischen Impuls nannten, hinderte sie daran, sich weiter als 10.000 Lichtjahre von den jeweils äußeren Grenzen der Endlosen Armada zu entfernen.

Allerdings wusste niemand, ob der Kategorische Impuls wirklich funktionierte, denn An kannte niemanden, der es bisher darauf hatte ankommen lassen. In seinen geheimsten Gedanken ertappte An sich manchmal dabei, dass er mit der Idee spekulierte, sich weiter als zehntausend Lichtjahre von der Endlosen Armada zu entfernen. Dabei wusste er natürlich, dass er es niemals tun würde.

In diesem Augenblick kam ein Befehl aus dem Armadaherzen.

Die fremden Raumschiffe, die im Gebiet von TRIICLE-9 operierten, sollten gewaltsam verjagt werden.

An schickte mehrere Verbände aus, die sich mit Schiffen benachbarter Armadaeinheiten zusammenschließen und den Auftrag ausführen würden. Op fieberte offenbar, die Mission übernehmen zu dürfen, aber An hielt ihn zurück.

Der Befehl war eindeutig, aber Op hätte ihn wahrscheinlich in seinem Sinne ausgelegt und versucht, die unbekannten Schiffe zu vernichten.

An beugte sich über den Anschlussteil des Flottenkoms.

»Cygriden«, sagte er. »Hier spricht Jercygehl An. Ihr wisst, dass das Undenkbare geschehen ist – wir haben TRIICLE-neun gefunden. Die Endlose Armada ist zu groß und zu lange unterwegs, als dass wir ermessen könnten, was das für uns bedeutet. Eines jedoch scheint sicher: TRIICLE-neun ist nicht unversehrt geblieben. Die dafür Verantwortlichen werden gesucht und bestraft. Warten wir nun die klugen Entscheidungen aus dem Armadaherzen ab.«

Noch während er sprach, kam ihm in den Sinn, wie zögernd Ordoban (oder wer immer im Armadaherzen die Kontrolle ausübte) auf die Entdeckung von TRIICLE-9 reagierte. Auch wenn man unterstellte, dass im Armadaherzen ebenfalls niemand mehr mit einem Erfolg gerechnet hatte, musste man doch annehmen, dass es für den Fall aller Fälle fertige Programme gab.

Warum liefen diese jetzt nicht an?

An drehte sich langsam herum, so dass das Zwicken des Stahlrheumas in seinem Fettbuckel nicht zu einer Kolik werden konnte. Er spürte plötzlich Appetit auf ein spontanes Mahl, aber noch lieber hätte er sich in eine Schlafboje begeben.

Er nahm an, dass man ihm seine Schwäche ansah, und straffte sich. Dann winkte er einen Armadamonteur herbei und ließ sich einen Raumanzug bringen.

»Willst du etwa aussteigen?«, erkundigte sich Tarzarel Op neidisch.

An gab ihm keine Antwort. Er war sich über seine nächsten Schritte im unklaren, außerdem wollte er Op ein bisschen schmoren lassen. Seine Hoffnung konzentrierte sich auf das Armadaherz und darauf, dass von dort endlich eindeutige Befehle kommen würden.

 

*

 

Gemessen an den Entfernungen, die die Armadaschiffe dabei zurücklegen mussten, brauchten sie für die Vertreibung der fremden Schiffe aus dem Gebiet von TRIICLE-9 eine unverhältnismäßig kurze Zeit. Für An war das ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Raumfahrer nach Betätigung gesehnt hatten und wie intensiv sie ihre Überlegenheit ausgenutzt hatten. Die Unbekannten waren von der Übermacht der Armadaschiffe regelrecht erdrückt worden. Nur in zwei Fällen war es zu einem Schusswechsel gekommen, aber auch dabei hatten die Fremden eingesehen, wie gering ihre Chancen waren, und sich schließlich zurückgezogen.

Trotzdem wartete auf Jercygehl An bei der Rückkehr seiner Verbände eine Überraschung. Die cygridischen Raumfahrer hatten ein kugelförmiges Raumschiff mit einem Durchmesser von zweihundert Metern aufgebracht. An der Außenhülle des Fremdraumers waren ein paar Goon-Blöcke angebracht worden, dann hatte man ihn abgeschleppt. Störfeldprojektoren sorgten dafür, dass die Besatzung über Funk nicht um Hilfe rufen konnte.

An verlangte eine Erklärung von Gormardor Spo, dem Verbandskommandanten.

»Das Schiff gehörte nicht zu den anderen«, erklärte Spo lakonisch. »Es operierte für sich. Zweifellos lautete sein Auftrag, die anderen Schiffe zu beobachten. Als es uns entdeckte, änderte es sein Verhalten. Ich dachte, dass wir wissen sollten, woher es kommt und was seine Besatzung hier will.«

An stimmte ihm zu und meldete den Zwischenfall an das Armadaherz.

Inzwischen schickte Spo ihm eine Nahaufnahme des Kugelschiffs. An sah einen Schleusenausschnitt auf dem Bildschirm. Darüber befanden sich ein paar große, für Jercygehl An nichtssagende Zeichen. Sie sahen so aus:

 

PRÄSIDENT

Der Terraner

 

Am 15. März des Jahres 426 Neuer Galaktischer Zeitrechnung erreichte die galaktische Flotte das Gebiet des Frostrubins, und die Ortungsgeräte der zwanzigtausend Einheiten registrierten das Unglaubliche.

Die galaktische Flotte (sie hatte ihren Namen erhalten, weil sie den Willen der überwiegenden Mehrheit aller raumfahrenden Völker der Milchstraße repräsentierte) war ein ungewöhnlicher Verband. Nicht was seine zahlenmäßige Stärke, sondern was seine Zusammensetzung und die führenden Besatzungsmitglieder betraf.

Die Schiffe waren vom Solsystem aus aufgebrochen, um die gesamte Bremsmaterie zu vernichten, die den Anker der Porleyter am Frostrubin gefährdete. Der zweite Grund für die Reise und den verhältnismäßig großen Aufwand an Material war der letzte Funkspruch des Kreuzers der STAR-Klasse, der PRÄSIDENT, den man aus diesem Raumsektor erhalten hatte.

Er lautete:

Raumschiffe! Unglaublich viele Raumschiffe! Mehr, als wir jemals zuvor gesehen haben.

Danach war die PRÄSIDENT verstummt, und alle Bemühungen, über die vor kurzem eingerichtete Funkrelaisbrücke aus Sonden wieder mit dem Schiff in Verbindung zu treten, waren gescheitert.

Die Verantwortlichen der Kosmischen Hanse mit Perry Rhodan an der Spitze befürchteten, dass der letzte Funkspruch der PRÄSIDENT ein massives Eingreifen der negativen Superintelligenz Seth-Apophis bedeutete.

Das Flaggschiff der galaktischen Flotte war die BASIS, an deren Bord sich auch Perry Rhodan aufhielt. Oberbefehlshaber war Rhodans Sohn, Roi Danton, als Kommandant fungierte Waylon Javier. An Bord der BASIS befanden sich außerdem so wichtige Personen wie die Mutanten Ras Tschubai, Fellmer Lloyd und Irmina Kotschistowa. Dazu kamen Jen Salik, Alaska Saedelaere, Gesil, Demeter, Carfesch und Gucky.

Das zweite Flaggschiff war die SOL unter dem Kommando von Atlan.

Der galaktischen Flotte gehörten zwei Spezialverbände an. Einer davon waren die TSUNAMIS 1 bis 20 unter dem Kommando von Ronald Tekener und Jennifer Thyron. Die zweite Spezialeinheit bestand aus einem Flottentender vom Typ DINO-NGZ, Eigenname SCHNEEWITTCHEN, der die SODOM unter ihrem Kommandanten Clifton Callamon transportierte.

Wegen seiner Ausmaße ungewöhnlich war auch das Großraumschiff RAKAL WOOLVER, das von Bradley von Xanthen befehligt wurde und die gesamte ehemalige Besatzung der DAN PICOT an Bord hatte.

Hinzu kamen zehn Großraumschiffe der NEBULAR-Klasse, eintausendfünfhundert Raumschiffe der STAR-Klasse und zwanzig Flottentender vom Typ DINO-NGZ.

An Keilschiffen der Kosmischen Hanse waren eintausend Koggen, zweitausend Leichte Holks, fünftausend Schwere Holks und zehntausend Karracken an dem Aufgebot beteiligt.

Alles in allem waren das exakt 19.554 Raumschiffe, aber man hatte sich der Einfachheit halber angewöhnt, von der zwanzigtausend Einheiten starken galaktischen Flotte zu sprechen.

Alle Schiffe, die SODOM einmal ausgenommen, besaßen den modernen Metagravantrieb.

Perry Rhodan hatte sich nur schweren Herzens und unter dem Druck der Ereignisse im Bereich des Frostrubins zu dieser Mission entschlossen. Zum Glück herrschte im Solsystem Ruhe. Die Porleyter hatten sich längst nach M 3 zurückgezogen und bedeuteten keine Gefahr mehr. Zahlreiche Hansekarawanen waren in diesen Wochen in benachbarte Galaxien unterwegs, um Verbindungen zu anderen Völkern aufzunehmen. Dies alles geschah, um die Mächtigkeitsballung von ES gegen die destruktiven Bemühungen von Seth-Apophis zu stabilisieren.

Reginald Bull hatte sich schmollend damit abgefunden, während Perry Rhodans Abwesenheit die Geschicke der Kosmischen Hanse zu leiten. Ihm zur Seite standen Julian Tifflor, Homer G. Adams, Galbraith Deighton und Geoffry Abel Waringer. Auch Pratt Montmanor, der Präsident der Galaktischen-Völkerwürde-Union, kurz GAVÖK genannt, war in die Gesamtpläne eingeweiht worden und unterstützte sie im Namen aller Völker, die durch ihn repräsentiert wurden.

Rhodan konnte sich kaum daran erinnern, dass sich die vielen Zivilisationen der Galaxis jemals so einig gewesen waren – und das war angesichts der jüngsten Ereignisse eine Beruhigung.

Vor dem Aufbruch der galaktischen Flotte zum Frostrubin war Perry Rhodan noch einmal mit Tengri Lethos-Terakdschan zusammengetroffen. Lethos-Terakdschan war inzwischen in die Galaxis Norgan-Tur zurückgekehrt, um dort auf Rhodans Bitte hin das Phänomen Srakenduurn zu untersuchen. Vor allem Gesil hatte Rhodan gedrängt, Lethos gegenüber diese Bitte auszusprechen.

Perry Rhodan wusste, dass Gesil insgeheim noch immer Jagd auf Quiupu machte und die Teilrekonstruktion des Virenimperiums zu finden versuchte.

Doch das waren in den Tagen nach dem Aufbruch seine geringsten Sorgen gewesen.

Er vergaß sie vollends, als das, was die Raumfahrer der PRÄSIDENT mit Tanwalzen und Icho Tolot an der Spitze zu ihrem letzten Notruf veranlasst hatte, auf den Bildschirmen der Außenbeobachtung sichtbar wurde.

 

*

 

Der Anblick war atemberaubend und furchteinflößend.

Die dreidimensionalen Bildschirme konnten diese ungeheure Ansammlung fremder Raumschiffe nicht in einen überschaubaren Sektor fassen – und dabei zeigten sie nur den Kopf dieser gewaltigen Flotte.

»Mein Gott!«, flüsterte jemand an Perry Rhodans Seite.

Es war Alaska Saedelaere. Der Mann, der eine Plastikmaske über dem von einem Cappinfragment verunstalteten Gesicht trug, stand leicht nach vorn gebeugt vor den Kontrollen und wurde wie von einem intensiven Kältegefühl geschüttelt.

»Es muss eine optische Täuschung sein«, meinte Gesil. »Eine raffinierte Projektion. Niemand kann derartig viel Raumschiffe bauen und auf die Reise schicken.«

Rhodan drehte den Kopf und überblickte die anderen Instrumente. Die Massetaster würden sich kaum von Projektionen täuschen lassen, aber sie waren bis zum Anschlag aktiviert.

Über die Hamiller-Tube ließ Waylon Javier ein paar Feineinstellungen vornehmen. Außer Saedelaere und Gesil hatte in der Zentrale der BASIS noch niemand ein Wort gesprochen. Jeder schien darauf zu warten, dass das Bild einfach von den Schirmen verschwand und dass man wieder zur Tagesordnung übergehen konnte.

Die rätselhafte Flottenansammlung reichte bis weit in die Tiefen des Raumes, ihre Grenzen ließen sich nicht bestimmen. Ab einer gewissen Entfernung löste sich das Bild in einen diffusen Nebel auf. Das konnte auf geschickt aufgebaute Ortungsstörfelder zurückzuführen sein, aber es konnte auch durch die Ausdehnung dieser unheimlichen Verbände ausgelöst werden.

Die SOL meldete sich. Das Gesicht des Arkoniden Atlan zeichnete sich auf einem Bildschirm des Telekoms ab.

»Glaubst du, dass es Schiffe von Hilfsvölkern der Seth-Apophis sind?«, fragte er rau.

Rhodans innerliche Starre löste sich nur allmählich. Er registrierte, dass er aufgehört hatte, zusammenhängend zu denken. Auch jetzt weigerte sich sein Verstand, die Realitäten anzuerkennen. In manchen Situationen neigte das menschliche Bewusstsein dazu, die Wahrheit einfach zu verdrängen.

»Wenn Seth-Apophis über solche Flotten verfügt, was hätte sie dann daran gehindert, die Mächtigkeitsballung von ES einfach zu überrennen?«, warf Roi Danton ein. Er wandte sich an Javier. »Irgendwelche Spuren von der PRÄSIDENT?«

»Keine«, antwortete der Mann mit den Kirlian-Händen. »Seltsamerweise sind auch alle avenoiden Raumer verschwunden.«

Rhodan und sein Sohn tauschten einen Blick.

»Glaubst du ...?«, begann Roi zögernd.

»Nein«, sagte Rhodan entschieden. »Ich glaube nicht, dass sie alle von dieser Riesenflotte vernichtet worden sind.«

»Ziehen wir uns zurück?«, erkundigte sich Atlan.

Rhodan gestand sich ein, dass ihm danach zumute war. Der Wunsch nach einem sofortigen Rückzug bestimmte seine Gefühle. Er wusste, dass es den anderen nicht besser erging.

Es war jedoch fraglich, ob man einer solchen Flotte überhaupt entkommen konnte.

»Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass die Fremden uns ausgemacht haben?«, fragte er Javier.

»Nein!« Der erfahrene BASIS-Kommandant lächelte schwach. »Aber wenn ihre Ortungsgeräte nur die Hälfte von dem halten, was der Auftritt ihrer Schiffe verspricht, wissen sie, dass wir angekommen sind.«

»Fahrt stoppen!«, befahl Rhodan. »Das gilt für alle Schiffe. Die galaktische Flotte bezieht Warteposition in diesem Sektor vor der Trümmerwüste. Wir brauchen Informationen über diese Flotte.«

»Messungen beginnen«, erwiderte Javier lakonisch.

Rhodan begab sich zu der kleinen Gruppe von Mutanten, die auf der anderen Seite der Zentrale vor Monitoren saßen und die Vorgänge beobachteten.

»Fellmer und ich haben bereits behutsam geespert«, verkündete Gucky. »Wir empfangen die mentalen Impulse von Millionen verschiedener Lebewesen. Aber es sind zu viele, als dass wir etwas Konkretes herauslesen könnten. Dazu müssten wir näher heran.«

»Niemand verlässt das Schiff«, sagte Rhodan kategorisch, der dem Ilt zutraute, dass er auf eigene Faust einfach ins Gebiet der fremden Flotte teleportierte.

Rhodan spürte aber auch, dass Gucky erregt und angespannt war. Das kam bei dem Mausbiber selten vor.

Rhodan begab sich zum Interkom und ließ eine Flottenschaltung herstellen. Er konnte nun zu allen Raumfahrern der galaktischen Flotte sprechen.

»Wir sind hergekommen, um Bremsmaterie zu vernichten und das Schicksal der PRÄSIDENT zu klären«, sagte er mit äußerer Gelassenheit. »Jeder von uns weiß, dass wir auf der Spur der ersten ultimaten Frage sind. Sie betrifft den Frostrubin und hat mit Sicherheit eine tiefe Bedeutung für das Schicksal der Menschheit.«

Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen.

»Nun wurden wir unverhofft mit der zweiten ultimaten Frage konfrontiert«, fuhr er fort.

»Was willst du damit sagen?«, rief Atlan dazwischen.

Rhodan deutete auf den Hauptbildschirm.

»Ich glaube, dass das die Endlose Armada ist«, versetzte er. »Nun bekommt auch die zweite ultimate Frage einen gewissen Sinn: Wo beginnt und wo endet die Endlose Armada?«

Das Orakel

 

Brether Faddon ließ seine beiden kranischen Begleiter in einem Vorraum zurück und betrat, nachdem er gründlich nach Waffen durchsucht worden war, die eigentliche Orakelkammer im Zentrum des Wasserpalasts. Die Kontrollen waren seiner Ansicht nach überflüssig und zehrten an den Nerven.

Als er die Innentür hinter sich schloss, kam ihm Herzog Gu entgegen und sagte mit weinerlicher Stimme: »Du schon wieder, Brether Faddon!«

»Du redest, als käme ich jeden Tag hierher«, versetzte der Terraner ärgerlich. »Außerdem wirst du wohl darüber informiert sein, dass das Orakel mich herbestellt hat.«

Gu richtete sich ein wenig auf.

»Ich bin das Orakel«, sagte er.

Faddon seufzte ergeben, denn er wusste, dass er auf die Dauer gegen die Argumente des Kranen nicht ankam. Gu war es langweilig, und er setzte alles daran, die wenigen Besucher in Diskussionen zu verwickeln. In letzter Zeit hatte er zusätzlich eine Masche entwickelt, indem er immer neue Krankheiten simulierte, die die Hinzuziehung aller möglichen Spezialisten erforderte. Manchmal lag Gu den ganzen Tag auf einem Behandlungstisch und ließ alle möglichen Röhren und Sensoren in seinen Körper stopfen.

Immerhin hatte er nun schon länger als ein Jahr terranischer Zeitrechnung erfolgreich die Rolle des Orakels übernommen, ohne dass den Kranen auf den Planeten des Herzogtums so richtig bewusst wurde, dass es eigentlich der Terraner Surfo Mallagan war, der ihnen Ratschläge gab.

Gu, der in eine malerische Uniform gekleidet war, begleitete Faddon zu der Vertiefung, in die man Mallagan gebettet hatte. Von Mallagans Lager aus verlief eine schlauchähnliche Verbindung zu dem Spoodiepulk unter der Decke des Raumes.

Vor Mallagan hatte Atlan hier gelegen, erinnerte sich Faddon erneut.

Der Gedanke an Atlan machte ihm bewusst, dass er sich in einer völlig fremden Welt befand, und das Unbehagen darüber traf ihn mit voller Wucht.

Das ist Heimweh!, dachte Faddon missmutig. Heimweh nach der SOL, nach Chircool, vielleicht sogar nach der Erde.

Zögernd trat er näher an Mallagan heran. Surfos Gesicht war blass und eingefallen. Seine Augen glänzten fiebrig. Aber das war so, seitdem er hier lag – und er schien trotz allem bei guter Gesundheit zu sein.

Gu, alles andere als ein schlanker, körperlich durchtrainierter Krane, sagte anzüglich: »Da ist dieser dicke Mann, Surfo.«

Surfo schaute den Besucher an. Es war ein weltentrückter Blick, der Faddon schmerzlich in Erinnerung brachte, wie sehr Mallagan sich verändert hatte. Aber Mallagan lächelte auch, als wollte er Faddon beruhigen.

»Wir möchten allein miteinander reden«, sagte Mallagan leise.

Gu rollte mit den Augen.

»Wenn es um diese verdammte Expedition geht, habe ich ein Recht ...«

»Es geht nicht nur darum«, unterbrach Mallagan ihn sanft. »Faddon und ich haben auch ein paar private Dinge miteinander zu bereden.«

Gu schnaubte und griff sich mit einer Hand an eine Stelle des Brustkastens, unter der vermutlich ein wichtiges Organ lag. Dann wankte er davon, als könnte er sich kaum auf den Beinen halten. Faddon, der bei Mallagans letzten Worten errötet war, hörte Gu fluchen.

»Er ist nicht gerade ein sensibles Mitglied des kranischen Adels«, gab Mallagan zu. »Aber er strotzt vor Mut und Intelligenz, auch wenn es nicht den Anschein hat. Kurz gesagt: Er macht seine Sache ausgezeichnet.«

Faddon sagte matt: »Das freut mich!« – und starrte ins Leere, weil er Mallagan nicht länger anschauen konnte.

Sie schwiegen beide, und als Faddon dachte, die Stille nicht mehr länger ertragen zu können, nörgelte er: »Du könntest den Palastwachen befehlen, dass sie mich nicht jedes Mal durchsuchen.«

Der Schlauch über Mallagans Kopf schien sacht hin und her zu schwingen.

»Wo ist Scoutie?«, fragte Mallagan.

Faddon biss sich auf die Unterlippe. Er trat von einem Fuß auf den anderen.

»Sie ... sie wollte nicht mitkommen«, antwortete er. »Du weißt, dass sie das Informationsbüro leitet und dass es dort eine Menge zu tun gibt. Sie bestellt dir Grüße und meinte, dass beim nächsten Mal ...«

»Dies ist das nächste Mal!«, rief Mallagan scharf. »Jedenfalls hattest du mir das bei deinem letzten Besuch versichert.«

Etwas wie Trotz erwachte in dem korpulenten Mann.

»Nun gut, ich bin allein gekommen.«

»Ja«, sagte Mallagan abwartend.

»Sie wollte eben nicht kommen«, sprudelte es aus Brether Faddon hervor. »Vielleicht kann sie es nicht ertragen, dich so zu sehen. Immerhin habt ihr euch früher ...«

»Ja?«

»Oh, verdammt!«, sagte Faddon und senkte den Kopf.

»Warum sagst du mir nicht die Wahrheit?«, wollte Mallagan voller Bitterkeit wissen. »Immerhin bin ich das allwissende Orakel.« Seine Stimme nahm einen ironischen Unterton an. »Das heißt, ich bin allgegenwärtig, ich sehe und höre alles.«

Faddon verlangte dumpf: »Hör endlich auf damit!«

»Sie ist schwanger, nicht wahr?«, schrie Mallagan. »Warum habt ihr das getan? Faddon, du elender Hund!«

Der Ausbruch überraschte Faddon. Er musste sich zwingen, daran zu denken, dass dieser Mann Tag und Nacht hier lag, gefesselt an sein Lager und an diesen Pulk seltsamer Mechanismen, mit denen gemeinsam er eine Art Supercomputer für das Herzogtum von Krandhor bildete. Mallagan war jung. Er hatte Scoutie geliebt. Vielleicht kam er sich in seiner jetzigen Rolle in gewisser Weise als Krüppel vor. Und vielleicht fühlte er sich verraten. Faddon musste versuchen, ihn zu verstehen.

»Ein junger Mann und ein Mädchen, allein auf einem fremden Planeten«, sagte Faddon. »Es musste ganz einfach geschehen, Surfo. Es hat nichts mit dir zu tun.«

»Wenn es ein Junge wird, nennt ihr ihn dann Surfo?«, fragte Mallagan zynisch.

Faddon schwieg.

»Sie soll niemals wieder herkommen«, sagte Mallagan. »Und wir wollen nie wieder darüber reden.«

»Gut«, meinte Faddon. Er fühlte sich innerlich völlig leer; er wusste weder, was er sagen, noch wie er sich verhalten sollte.

»Und nun hole Gu, damit wir über die Expedition reden«, verlangte Mallagan.

Faddon war froh, dass er sich zurückziehen konnte, und sei es auch nur für einen Augenblick. Gu stand etwas abseits und machte ein unbeteiligtes Gesicht, aber Faddon war fast sicher, dass der Krane jedes Wort mitgehört hatte.

»Er will nun mit uns beiden sprechen«, erklärte Faddon.

»Ich bin unpässlich«, jammerte der Herzog.

Sie traten gemeinsam vor das Orakel, und Faddon hatte den Eindruck, dass zwischen Mallagan und ihm eine neue Form von Beziehungen begonnen hatte. Er würde sich erst daran gewöhnen müssen.

»Die eigentliche Aufgabe, die den Kranen gestellt war, ist so gut wie gelöst«, verkündete Mallagan. »Wir wissen, dass mit Atlans Hilfe ein großes Sternenreich im Niemandsland zwischen den Mächtigkeitsballungen von ES und Seth-Apophis entstanden ist – das Herzogtum von Krandhor. Nun wird es Zeit, dass wir unsere passive Rolle aufgeben.«

»Du sprichst von dieser Expedition!«, erriet Gu.

Mallagan bestätigte es.

»Aus den Informationen, die uns Atlan zurückgelassen hat, können wir vermuten, dass der Sitz von Seth-Apophis die Galaxis Sethdropoon ist, auch Sethdepot genannt. Wenn Atlans Vermutung stimmt, befindet sich das Zentrum der gegnerischen Superintelligenz also in M 82.«

»Atlan hat mit keinem Wort erwähnt, dass wir eine Expedition dorthin starten sollen«, erinnerte Faddon voll düsterer Vorahnungen.

»Er konnte nicht wissen, dass sich alles so schnell weiterentwickeln würde. Ich sehe nicht ein, dass wir warten, bis Hilfsvölker von Seth-Apophis den Limbus überschwemmen und schließlich in die Mächtigkeitsballung von ES eindringen. Wir müssen die Initiative ergreifen, denn damit rechnet Seth-Apophis bestimmt nicht. Herzog Gu, du wirst aus allen Nestern die modernsten Schiffe mit den besten Besatzungen abziehen und eine große Flotte über Kran sammeln. Es müssen mindestens fünfhundert Einheiten sein.«

»Ich halte ein solches Unternehmen für außerordentlich gefährlich«, wandte der Krane ein. »Nicht nur, dass die Flotte direkt bedroht wäre, sie würde auch die Aufmerksamkeit von Seth-Apophis vorzeitig auf uns lenken.«

Mallagan ließ jedoch nicht mit sich argumentieren.

»Ich bin das Orakel. Meine Weitsicht ist größer als deine, Herzog. Bisher haben sich alle meine Entscheidungen als richtig erwiesen. So wird es auch diesmal sein.«

Gu sah Faddon hilfesuchend an, aber der untersetzte Terraner zuckte nur mit den Schultern.

Der schlanke Terraner auf der Liege schloss die Augen.

»Ich sehe die Schiffe schon vor mir«, sagte er verträumt. »Die Raumfahrer werden Welten sehen, von denen sie in ihrer kühnsten Phantasie nicht geträumt haben.«

»Oder der Tod wird ihnen begegnen!« Gus Stimme war ernst.

»Die Flotte wird einen Kommandanten haben, der schwierige Situationen vorhersieht und mutig genug ist, alle Schwierigkeiten zu überwinden!«

»Du denkst an Herzog Carnuum?«, rief Gu, diesmal mit ein wenig Enthusiasmus in der Stimme.

»Natürlich nicht«, sagte Mallagan.

Gus Blicke streiften den neben ihm stehenden Brether Faddon.

»Du meinst doch nicht ... dieser korpulente Mann ... sollte er vielleicht ...?«

»Wie kommst du auf Faddon?«

Gu zuckte zusammen und schaute sich um. Dann verzog er das Gesicht.

»Beim Licht des Universums! Ich bin der vorausschauende, mutige Kommandant dieser Flotte!«, stöhnte er.

»Unsinn!«, fiel ihm Mallagan ins Wort. »Du wirst hier gebraucht, um weiterhin deine Pflichten als offizielles Orakel zu tun. Ich bin überzeugt davon, dass du während meiner Abwesenheit die Geschicke des Herzogtums umsichtig lenken wirst.«

»Du?«, riefen Gu und Faddon wie aus einem Mund.

»Ich möchte, dass ein paar Montageschiffe zum Planeten Kranenfalle aufbrechen«, verkündete Surfo Mallagan. »Sie sollen das Wrack der SOL-Zelle Zwei bergen und restaurieren. Es wird mein Flaggschiff sein.«

Gus Unterkiefer klappte herab. Er war fassungslos.

»Er ist wahnsinnig«, sagte er zu Faddon.

»Wenn es dir recht ist«, sagte Faddon zu Mallagan, ohne auf den Herzog zu hören, »werden Scoutie und ich dich begleiten.«

»Licht des Universums!«, japste Gu abermals. »Ich werde völlig allein sein, alt und krank – und ein ganzes Herzogtum am Hals. Das verzeihe ich euch nie.«

Aber er sah ganz so aus, als könnte er es.

Der Jenseitige

 

Die Ergebnisse der ersten gründlichen Messungen, die von den Schiffen der galaktischen Flotte ausgeführt wurden, ergaben, dass innerhalb der Endlosen Armada ständig Flugoperationen stattfanden. Unabhängig von der Bewegung des Gesamtgebildes, das immer noch nicht zu übersehen war, schienen einzelne Verbände in unterschiedlicher Richtung und mit uneinheitlichen Geschwindigkeiten zu operieren.

Dies war ein weiterer Hinweis auf die phantastische Größe der Endlosen Armada.

»Ich glaube nicht, dass wir allein mit Hilfe von Ortungen und den Mutanten weiterkommen, solange wir uns nicht näher heranwagen«, meinte Perry Rhodan nachdenklich. »Die Frage ist nur, wie viel Zeit man uns dazu lässt.«

»Du befürchtest gezielte Aktionen der Endlosen Armada?«, fragte Roi.

Rhodan bejahte.

»Sie werden irgend etwas tun, wenn wir auch nicht vorhersagen können, was. Wir wissen nicht einmal, warum sie hier sind. Es muss eine mächtige Idee sein, die eine solche Flotte hervorbringt und zusammenhält.«

»Aber was können wir tun?«, wollte Javier wissen.

Rhodan gab dem BASIS-Kommandanten keine Antwort, sondern stellte eine Funkverbindung zur SODOM her, die die Reise auf dem Flottentender DINO-NGZ SCHNEEWITTCHEN mitgemacht hatte. Clifton Callamons kahler Schädel erschien auf einem Bildschirm.

»Ich hatte in meinem Leben nicht sehr häufig Herzklopfen«, sagte er. »Diesmal ist es soweit.«

»Ich habe eine Idee, Clif«, eröffnete ihm Rhodan. »Ich glaube, dass man dort drüben versucht, etwas über uns herauszufinden. Auf keinen Fall aber dürfen wir uns in die Karten schauen lassen.«

Callamon grinste breit.

»Wir präsentieren ihnen ein faules Ei, Sir«, sagte er verständnisvoll.

Rhodan erwiderte das Lachen nicht.

»Wir müssen sie ein bisschen provozieren, um herauszufinden, was sie eigentlich wollen und wie sie sich verhalten«, sagte er. »Clif, du wirst mit der SODOM zur Endlosen Armada vorstoßen und dabei den Schiffbrüchigen spielen. Ich hoffe, dass sie darauf reagieren. Durch die SODOM können sie nicht viele Erkenntnisse über die anderen Schiffe der galaktischen Flotte gewinnen.«

Callamons Lächeln gefror. Es gefiel ihm nicht, wenn man ihn duzte, aber in diesen Minuten hatte Rhodan andere Probleme, als auf Callamons Neigung für überlieferte Konventionen einzugehen.

»Der Plan gefällt mir, Sir!«, sagte Callamon betont. »Sie können sich auf die gute alte SODOM und ihre Besatzung verlassen.«

»Gut«, nickte Rhodan. »Aber eins gebe ich dir mit auf den Weg, Clif: Du sollst dort draußen nicht den Weltraumrocker spielen oder die Muskeln zeigen.«

»Es geht nur um Informationen«, sagte Callamon brav. »Ich werde mir den Pelz waschen lassen, aber aufpassen, dass mich niemand nass macht.«

Während sein Bild verblasste, meldete sich Atlan, der nach wie vor mit der BASIS-Zentrale verbunden war.

»Warum versuchen wir es nicht zunächst einmal mit Funksprüchen allgemeinen Inhalts?«, wollte er wissen.

Rhodan hatte ebenfalls schon daran gedacht, doch ein Blick auf die Bilder, die ihnen von der Außenbeobachtung übermittelt wurden, hielt ihn davon zurück.

Was hätte man zur Endlosen Armada hinüberfunken sollen?

Rhodan befürchtete, dass schon ein einziges Wort ein Fehler sein und katastrophale Folgen haben konnte.

Neue Messergebnisse trafen ein und unterbrachen ihn in seinen Überlegungen.

Soweit von der galaktischen Flotte aus festgestellt werden konnte, gab es innerhalb der Endlosen Armada Tausende von verschiedenen Schiffstypen. Und vom Standort der galaktischen Flotte konnte man längst nicht alle fremden Einheiten beobachten!