Buchinfo

 

Auf dem Markt entdecken die 4 1/2 Freunde einen Stand, an dem zwielichtige Typen Designerkleidung viel zu günstig anbieten. Kalle wittert sofort einen großen Fall. Und da Tausendschön nun auf die Hundeschule gehen soll, kann er vielleicht als echter Detektivhund noch viel besser beim Ermitteln helfen. Doch erst mal treibt der sture Vierbeiner den Hundetrainer zur Weißglut. Dann tauchen die Männer vom Markt auf dem Hundeplatz auf, ein merkwürdiger Cowboy hat etwas zu verbergen und auf einmal ist auch noch Tausendschön verschwunden …

 

Autorenvita

 

Autor

 

© Berthold Muth

 

Joachim Friedrich, Jahrgang 1953, promovierte in Volkswirtschaftslehre und war Professor für Betriebswirtschaft. Er arbeitete für die Lufthansa, andere Dienstleistungsunternehmen und war als Berater in vielen Ländern tätig. Heute lebt er mit seiner Familie in Bottrop. Für seine »4 1/2-Freunde« wurde er mit dem Kinder-Krimi-Preis »Emil« ausgezeichnet.

 

www.joachim-friedrich.de

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1. Kapitel:

 

Eine Gammelwurst und ein hoffnungsloser Fall

 

Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen.

»Wartet mal!«, rief ich Kalle, Radieschen und Friedhelm zu. »Guckt mal, was die hier für Klamotten haben!«

»Nicht das auch noch!«, stöhnte mein Zwillingsbruder auf. »Mir tun die Füße weh!«

»Stell dich nicht so an, Radieschen«, mischte Kalle sich ein. »Hast du was für Herrn Kurzweiler gefunden, Steffi?«

»Nein, das nicht, aber die haben hier die tollsten Designerklamotten. Ich wusste gar nicht, dass die auch auf dem Wochenmarkt verkauft werden.«

Wir hatten von unserem Klassenlehrer Big Siggi den Auftrag bekommen, über das Wochenende ein Geburtstagsgeschenk für unseren Schuldirektor zu besorgen. Doch nun waren wir seit fast zwei Stunden von Geschäft zu Geschäft gelaufen, ohne auch nur die geringste Idee für ein Geschenk zu haben. Schließlich hatten wir gehofft, auf dem Wochenmarkt etwas Passendes zu finden. Dabei waren wir an einem Marktstand vorbeigekommen, der Kleidung verkaufte. Schon beim ersten Durchsehen der Kleiderständer, die rings um den Stand aufgebaut waren, entdeckte ich alle Marken, die gerade angesagt waren: »Luigi Langusto«, »Jupp und Pitt« und sogar »Carl Mager« waren vertreten. Und alles zu unglaublich günstigen Preisen. Wäre mein Taschengeld nicht gerade für eine Speichererweiterung meines Computers draufgegangen, hätte ich sicher zugeschlagen.

»Steffi!«, stöhnte Radieschen wieder auf. »Lass uns weitergehen. Du hast doch sowieso kein Geld, um dir Klamotten zu kaufen.«

Ich seufzte. »Du hast recht, Brüderchen. Hoffentlich ist der Stand im nächsten Monat auch noch hier.«

Ich sah mich um und stellte zu meiner Überraschung fest, dass auch Kalle sich an den Kleiderständern zu schaffen machte.

»Eh, Mann eh!«, rief Friedhelm, der unseren Hund Tausendschön wieder einmal auf dem Arm trug. »Brauchst du ’ne neue Hose, oder was?«

Statt einer Antwort sah Kalle sich nach allen Seiten um und kam dann zu uns rüber.

»Auweia«, raunte Radieschen mir zu. »Den Gesichtsausdruck kenne ich. Kalle wittert wieder einen Fall.«

»Eh, Mann eh! Was denn für ein Fall? Hat einer was geklaut?«

Kalle, der sich selbst gern als der Chef unseres »Detektivbüros Kalle und Co.« aufspielt, hielt sich den Zeigefinger vor den Mund. »Geht es auch etwas leiser, Friedhelm? Aber du hast genau das richtige Stichwort gegeben.«

»Wie meinst du denn das?«, fragte ich ihn.

Wieder sah Kalle sich prüfend um. »Die Sachen, die diese Typen hier so billig verscherbeln, kosten doch sonst mindestens das Dreifache!«

»Eben«, erwiderte ich. »Darum würde ich ja auch gerne was kaufen. Nur habe ich leider kein –«

»Das würde ich nicht tun, Steffi«, unterbrach mich unser Superdetektiv. »Möglicherweise bekommst du dann Ärger mit der Polizei. Für mich kann es nur einen Grund geben, warum die Sachen so billig sind: Sie sind geklaut!«

»Das muss doch nicht sein!«, rief Radieschen. »Vielleicht sind es ältere Sachen, vom letzten Jahr oder so. Die werden doch oft billiger verkauft.«

Kalle schüttelte den Kopf. »Aber nicht so billig!«

»Eh, Mann eh! Und wenn schon! Was haben wir damit zu tun?«

Kalle sah Friedhelm an, als hätte er nicht richtig gehört. »Das fragst du noch? Sind wir Detektive oder sind wir keine Detektive?«

»Keine Ahnung«, antwortete ich. »Was meinst du, Kalle?«

»Ha! Ha! Sehr witzig. Wenn ihr nicht wollt, kümmere ich mich halt allein darum.«

»Kümmern?«, fragte Radieschen. »Wie meinst du das? Willst du etwa zur Polizei gehen?«

»Später vielleicht, wenn wir Beweise haben. Und genau darum werde ich mich jetzt kümmern.«

Damit ging er zurück zu den Kleiderständern und kramte daran herum.

»Was will er denn da für Beweise finden?«, wollte Radieschen wissen.

»Keine Ahnung. Das musst du ihn schon selber fragen.«

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Dazu kam er allerdings nicht mehr. Ein braun gebrannter Typ, der sich auch gut in einer Modezeitschrift gemacht hätte, stellte sich neben Kalle und sah ihm zunächst schweigend zu.

Dann räusperte er sich. »Suchst du etwas Bestimmtes? Kann ich dir helfen?«

Kalle sah von seinen »Beweisen« auf. »Wie man es nimmt.«

Der Modetyp zog seine Augenbrauen hoch. »Wie?«

Wieder sah Kalle sich um, so wie er es vorher bei uns gemacht hatte. »Schon ziemlich billig, die Sachen«, sagte er dann und zwinkerte dem Typen zu.

»Ja, das stimmt«, antwortete der Typ zögernd.

»Und warum sind die so billig?«

Der Typ lächelte Kalle geschäftsmäßig an. »Das ist leicht zu erklären. Es sind Restposten der letzten Saison. Außerdem müssen wir keine teure Miete für ein Geschäftslokal bezahlen. Darum können wir die Sachen so preiswert verkaufen.«

Ohne Vorwarnung fuhr Kalle herum und angelte einen bunt gemusterten Rock von dem Kleiderständer.

»Und was ist damit? Der ist bestimmt nicht aus der letzten Saison«, fragte er mit einem triumphierenden Lächeln. »Den habe ich nämlich erst vor einer Woche gesehen. Und da hat er das Dreifache gekostet! Finden Sie das nicht seltsam?«

Die Augen des Verkäufers wurden gefährlich schmal. »Etwas anderes finde ich viel seltsamer. Woher willst du wissen, wie viel ein Damenrock in einer Boutique kostet? Kaufst du den für deine Mama oder trägst du so was selbst?«

Kalle lief knallrot an. »Das – äh – war Zufall«, stammelte er. »Meine Schwester hat sich den gekauft.«

»Zufall! So so. Und warum interessieren dich dann die Preise unserer Waren? Ist das auch Zufall?« Mit jedem Wort kam der Modetyp Kalle ein Stück näher und seine Stimme wurde ein wenig lauter und ärgerlicher.

»Gibt es ein Problem?«

Hinter einem der Kleiderständer tauchte ein zweiter Typ auf. Der passte allerdings weniger in eine Modezeitschrift, dafür umso besser in eine Zeitschrift für Bodybuilder.

»Allerdings! Der Kleine hier stellt dumme Fragen«, antwortete sein Kollege. »Er will wissen, warum unsere Waren so preiswert sind.«

Der Bodybuilder schob den voll behängten Kleiderständer zur Seite, als wäre er leer, und baute sich vor Kalle auf. »Und warum will er das wissen? Ist er scharf auf Ärger?«

Es war nicht das erste Mal, dass Kalles Neugier ihn in Schwierigkeiten brachte, aber wenn ich die Gesichter der beiden Verkäufer richtig deutete, konnte es dieses Mal brenzlig für ihn werden.

Kalle selbst sah das wohl auch so. »Nein! Ich will etwas kaufen!«, rief er, wobei seine Stimme leicht zitterte.

Der Bodybuilder hob die Augenbrauen. »Stehst du auf Mädchenklamotten? Die haben wir hier nämlich nur.«

»Für meine Schwester!«, rief Kalle noch ein wenig lauter und griff, ohne richtig hinzusehen, zu einem der Ständer und hielt den Verkäufern ein Blümchenkleid hin.

Der Modetyp lächelte Kalle zuckersüß an. »Schönes Teil. Sonderangebot.«

Kalle versuchte zurückzulächeln. »Darum nehme ich es ja.«

 

»Glaubst du wirklich, deine Schwester trägt Blümchenkleider?«, fragte Radieschen, als wir außer Hörweite der beiden seltsamen Typen waren.

Ich nahm Kalle die Plastiktüte aus der Hand und sah hinein. »Wirklich hübsch.«

Kalle riss die Tüte wieder an sich. »Sehr witzig! Das war ein Ablenkungsmanöver sozusagen.«

»Eh, Mann eh! Was soll das denn wieder heißen?«

»Damit die Typen keinen Verdacht schöpfen.«

Darauf hätte ich Kalle gern eine passende Antwort gegeben, aber dazu kam ich nicht mehr. Tausendschön hielt mich davon ab.

Ich hörte nur einen Pfiff und Friedhelms verzweifelten Ausruf: »Eh, Mann eh! Bleib hier!« Und dann rannten zuerst er und dann auch Radieschen, Kalle und ich unserem Hund hinterher.

Er ist sicher nicht der schönste Hund, um es mal vorsichtig auszudrücken. Sein Fell ist zerzaust, ihm fehlt ein halbes Ohr und sein Gebiss ziert eine Zahnlücke. Die ist auch der Grund dafür, dass er pfeift, wenn er sich freut oder wenn ihn etwas aufregt. Außerdem liegt er meistens faul im Schrebergarten von Kalles Tante und Onkel oder lässt sich von Friedhelm herumtragen. Wenn er sich aber einmal schnell vorwärtsbewegt, dann hat das immer denselben Grund: die Aussicht auf etwas Essbares.

So war es auch dieses Mal. Auf dem Straßenpflaster vor dem Verkaufswagen einer Fleischerei lag eine halbe Wurst. Soweit ich erkennen konnte, war sie völlig verdreckt und halb verschimmelt. Wahrscheinlich hätte sich sogar eine Ratte davor geekelt, was Tausendschön nicht im Geringsten störte. Noch im Laufen sah ich, dass unser Hund jedoch nicht der Einzige war, der sich für die Wurst interessierte. Von der anderen Seite wackelte ein kleiner Junge auf das vergammelte Teil zu. Seinen Bewegungen nach hatte er gerade gelernt, aufrecht zu laufen. Trotzdem war er Sieger des ungleichen Wettlaufs. Er hob die Wurst auf und öffnete den Mund.

»Nicht essen!«, brüllte ich.

Für eine Sekunde hielt der Kleine in der Bewegung inne. Die genügte unserem vierbeinigen Vielfraß. Mit einer Bewegung schnappte sich Tausendschön die Wurst und ließ sie zuerst in seinem Maul und dann in seinem Magen verschwinden. Das geschah so schnell, dass der kleine Junge erst merkte, dass die Wurst nicht mehr da war, als er versuchte hineinzubeißen, was dazu führte, dass er herzzerreißend zu brüllen begann.

Vor mir blieb Friedhelm so abrupt stehen, dass ich fast auf ihn aufgelaufen wäre.

»Eh, Mann eh! Frau Schulte-Stratmann!«

Tatsächlich! Es war unsere Sportlehrerin. Sie und ihr Mann liefen von der anderen Seite auf den Jungen zu. Da erkannte ich auch den kleinen, heulenden Knirps. Es war Tim, Frau Schulte-Stratmanns Sohn.

»Auweia, das gibt Ärger«, raunte mein Zwillingsbruder Radieschen mir zu.

»Eh, Mann eh! Warum denn? Schließlich hat Tausendschön den kleinen Tim vor der vergammelten Wurst gerettet!«

Friedhelm regte sich mehr darüber auf, als eigentlich nötig war, doch wenn es um seine Lieblingslehrerin geht, gibt es kein Halten mehr für ihn.

Ich war zwar eher Radieschens Meinung, aber offensichtlich hatte Friedhelm recht.

»Um Gottes willen!«, rief Frau Schulte-Stratmann, kniete sich vor ihren kleinen Liebling und drückte ihn fest an sich. »Nicht auszudenken, wenn du dieses eklige Ding gegessen hättest!«

»Dann wäre eine Magenverstimmung noch das Harmloseste gewesen«, ergänzte ihr Mann. »Ihr habt wirklich einen sehr cleveren Hund«, fügte er dann mit einem geradezu liebevollen Blick auf Tausendschön hinzu.

Kalle sah ihn erstaunt an. »Wie kommen Sie denn darauf?«

»Eh, Mann eh! Das ist doch wohl klar! Tausendschön hat dem kleinen Tim sozusagen das Leben gerettet!«

»Nun ja, das ist vielleicht etwas übertrieben«, erwiderte Frau Schulte-Stratmann mit einem Schmunzeln. »Aber auf jeden Fall sind wir eurem kleinen Freund zu Dank verpflichtet.«

»Keine Ursache«, erklärte Kalle großzügig. »Das ist sowieso nur passiert, weil unser Hund so verfressen ist.«

»Stimmt gar nicht!«, rief Friedhelm »Tausendschön ist der intelligenteste und –«

»Warum er es getan hat, ist nicht so wichtig«, unterbrach Tims Vater ihn. »Wichtig ist, dass er es getan hat. Und darum sind wir ihm auch einen Gefallen schuldig.«

Nun sah Frau Schulte-Stratmann ihren Mann erstaunt an. »Was denn für einen Gefallen?«

»Onkel Leo«, antwortete ihr Mann nur.

»Eh, Mann eh! Sie haben einen Onkel?«, rief Friedhelm so laut, als wäre es das Ungewöhnlichste auf der Welt, dass eine Lehrerin einen Onkel hat.

Frau Schulte-Stratmann warf Friedhelm einen strengen Blick zu. Sie mag es überhaupt nicht, wenn Schüler sich für ihr Privatleben interessieren.

»Es ist mein Onkel, genauer gesagt, der Bruder meines Vaters. Er heißt Brassert und er ist Polizist«, sagte ihr Mann mit leuchtenden Augen. »Er ist Ausbilder der Polizeihundestaffel. Als ich ein Kind war, hat er mich öfter mal mitgenommen. Wahrscheinlich interessiere ich mich deshalb so sehr für Kriminalfälle.«

»Soll Tausendschön etwa Polizeihund werden?«, rief Kalle entsetzt. »Das können Sie vergessen! Der blamiert uns bis auf die Knochen!«

»Eh, Mann eh!«

Herr Schulte-Stratmann lachte laut auf. »Nein! An eine Polizeiausbildung hatte ich nicht gedacht. Aber Onkel Leo ist in seiner Freizeit bei einem Hundeverein tätig. Ich könnte ihn fragen, ob er euren Hund nicht dort aufnehmen und ihn ausbilden kann.«

»Und was soll das bringen?«, fragte ich. Ich mag unseren kleinen Tausendschön wirklich sehr, aber in einem musste ich Kalle recht geben. Das Einzige, was unseren vierbeinigen Freund interessiert, ist schlafen, fressen und von Friedhelm in der Gegend herumgetragen zu werden.

»Vielleicht könnte er ja dort einiges lernen, was euch bei euren Fällen helfen kann. Ihr habt doch noch eure Detektivbande, oder?«

»Detektivbüro!«, verbesserte Kalle ihn gleich. »Detektivbüro Kalle und Co.!«

Bei einem unserer letzten Fälle hatten wir zu unserer Überraschung festgestellt, dass Frau Schulte-Stratmanns Mann sich sehr für Kriminalfälle interessierte und wahrscheinlich sogar bei uns mitgemacht hätte. Nur hätte Frau Schulte-Stratmann das nie zugelassen. Entsprechend war auch der Blick, den sie ihm nun zuwarf.

Ihren Mann schien das wenig zu stören. »Seid ihr denn gerade an einem Fall dran?«

»Interessant, dass Sie das erwähnen«, plusterte Kalle sich auf. »Gerade vor ein paar Minuten habe ich meine Mitarbeiter –«

»Deine was?«, unterbrach Frau Schulte-Stratmann ihn.

Kalle wurde rot. »Äh, ich meine natürlich, meine Freunde. Jedenfalls sind wir vorhin auf ein paar äußerst verdächtige Typen gestoßen, die hier Designerkleidung verkaufen. Und das viel zu billig! Und darum glaube ich, dass –«

»Und ich glaube, dass wir jetzt gehen sollten«, unterbrach unsere Lehrerin ihn wieder. »Wo ist eigentlich Tim?«

Ich sah mich um. Der kleine Knirps hatte Radieschens Bein umklammert, sah an ihm hoch und strahlte ihn an. Mein Bruder versuchte, es nicht zu beachten.

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»Das ist ja süß!«, rief Frau Schulte-Stratmann. »Sieh mal, Jürgen. Tim kann sich wohl daran erinnern, dass Karsten schon einmal auf ihn aufgepasst hat.«

»Kann sein«, sagte Radieschen mit einem Hilfe suchenden Blick in meine Richtung.

Frau Schulte-Stratmann nahm ihren kleinen Sohn auf den Arm. »Vielleicht könntest du ja bei Gelegenheit noch einmal auf ihn aufpassen.«

Radieschen sagte nichts, sondern lief knallrot an.

Dafür mischte Friedhelm sich ein. »Eh, Mann eh! Ich würde auch gerne auf ihn aufpassen.«

»Als Gegenleistung würde ich euch dann bei einem eurer Fälle helfen«, sagte Frau Schulte-Stratmanns Mann und handelte sich dafür einen Lehrerinnenblick ein, der die vergammelte Wurst von vorhin zu Asche verbrutzelt hätte.

»Jetzt reicht es«, zischte sie ihm zu und zog ihn, bevor er sich dagegen wehren konnte, in das Menschengetümmel zwischen den Marktständen.

 

»Dieser Typ ist echt super!«, rief Kalle begeistert, als Frau Schulte-Stratmann und ihre Familie außer Hörweite waren. »Und wer weiß, vielleicht bringt so eine Ausbildung ja tatsächlich was.«

»Eh, Mann eh! Tausendschön braucht keine Ausbildung! So, wie er jetzt ist, ist er genau richtig!«

Kalle sah auf unseren Hund herunter, der vernehmlich schnüffelnd neben Friedhelm stand. Wahrscheinlich hoffte er, noch einen Leckerbissen zu ergattern.

»Vielleicht als Abfallvernichter, aber nicht als Detektivhund«, sagte er dann.

»Eh, Mann eh!«

»Hört auf zu streiten«, ging Radieschen dazwischen. »Wir wissen doch noch gar nicht, ob dieser Onkel überhaupt damit einverstanden ist, ihn auszubilden.«

»Stimmt«, sagte Kalle nur. »Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Es sei denn, er ist auf hoffnungslose Fälle spezialisiert.«

»Du musst ja nicht mitkommen«, sagte ich. »Wir können Tausendschön auch ohne dich ausbilden lassen.«

»Und ob ich mitkomme!«, rief Kalle. »Schließlich ist dieser Onkel Leo Polizist. Vielleicht kommen wir ja durch ihn an einen neuen Fall.«

Friedhelm, Radieschen und ich sagten nichts mehr dazu, sondern stöhnten nur noch auf. Wir waren schon oft genug dabei gewesen, wenn Kalle versucht hatte, die Polizei davon zu überzeugen, dass wir ihnen bei ihren Fällen helfen können. Und das war fast immer in die Hose gegangen.

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2. Kapitel:

 

Ein Blümchenkleid für den Schuldirektor

 

Nachdem wir noch in drei weiteren Geschäften erfolglos nach einem Geburtstagsgeschenk für unseren Schuldirektor gesucht hatten, lehnte Radieschen sich stöhnend gegen eine Hausmauer.

»Mir reicht es! Ich gehe keinen Schritt mehr weiter! Ich will nur noch nach Hause.«

»Meinetwegen«, sagte ich. »Das mit dem Geschenk war sowieso eine Schnapsidee.«

»Eigentlich war es ja Big Siggis Idee«, entgegnete Kalle.

»Eh, Mann eh! Aber du hast dich freiwillig gemeldet!«

Kalle zuckte mit den Schultern. »Ein paar Pluspunkte bei den Lehrern zu sammeln, kann nie schaden.«

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Radieschen. »Big Siggi wird nicht begeistert sein, wenn wir am Montag ohne Geschenk aufkreuzen.«