Nr. 521
Das neue Ziel
Die letzten Tage im Bann des Zugstrahls
von Horst Hoffmann
Alles begann eigentlich im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.
Seit dieser Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.
Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt. Und das ist auch dringend notwendig. Doch bevor er das an Bord herrschende Chaos beseitigen kann, gilt es erst zu verhindern, dass die in einem Traktorstrahl gefangene SOL von den Robotern des Planeten Osath demontiert wird.
Atlan schafft es schließlich nach einer wahren Odyssee auf Osath, das Generationenschiff vor der Vernichtung zu retten. Doch bei den Solanern selbst – auch in der Führungsspitze der SOLAG – ist die Lage nach wie vor ziemlich desolat. Man ist sich noch uneins über DAS NEUE ZIEL ...
Atlan – Der Arkonide kämpft um ein neues Ziel für die SOL.
Chart Deccon – High Sideryt der SOL.
Palo Bow – Der Magnide unterstützt Atlan.
Gavro Yaal – Der ehemalige Schläfer kümmert sich um die Nahrungsmittelproduktion.
Bjo Breiskoll – Der Katzer wird für ein Monster gehalten.
»Das ist ...« Joscan Hellmut lachte gequält und breitete die Arme aus. »Wenn ich's nicht selbst sehen würde!«
»Abwarten«, sagte Atlan. Nach außen hin kehrte er wieder den ewigen Skeptiker heraus, während er mit Hellmut und Bjo Breiskoll durch die endlos erscheinenden Korridore marschierte. Gavro Yaal hatte sich unmittelbar nach der Rückkehr abgesetzt, und das war augenblicklich für alle Beteiligten zweifellos das beste.
Innerlich aber wurde der Arkonide zwischen widersprüchlichen Gefühlen hin und her gerissen.
Nicht nur das, was er hier an Bord der SOL sah, die fast schon ungewohnt freie Atmosphäre, die auffällige Zurückhaltung der SOLAG und die Art und Weise, wie die Roboter von Mausefalle VII sich überall nützlich machten, schien dazu angetan, vielleicht gefährlichen Optimismus in ihm aufkommen zu lassen.
Schon beim Anflug auf den Fernraumer hatte er Zufriedenheit empfunden, als er sah, dass die Wiederherstellungsarbeiten zwar große Fortschritte machten, dennoch aber noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen würden.
Dies war einerseits durchaus positiv zu werten, erhielten doch so die auf dem Planeten zurückgebliebenen Auswanderer noch eine Frist, ihre Entscheidung zu überdenken.
Andererseits brannte ihm die Zeit unter den Nägeln. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Die Kosmokraten erwarteten von ihm, dass er die SOL in einen ganz bestimmten Raumsektor brachte. In Varnhagher-Ghynnst sollte er dann eine Ladung an Bord nehmen, über die er erst an Ort und Stelle erfahren würde. Nur das Ziel, an das er sie anschließend bringen sollte, war ihm ebenfalls bekannt.
Die sich hinschleppenden Arbeiten der Roboter bedeuteten eine weitere Verzögerung für ihn. Und durfte er hoffen, dass der Herr in den Kuppeln sein Versprechen hielt und den Zugstrahl abschalten würde, sobald er ihm das vereinbarte Zeichen dazu gab? Selbst dann, wenn die SOL diesen Ort verlassen konnte, standen ihm Schwierigkeiten bevor, die es noch zu beseitigen galt.
Diesmal würde er mit neuen Vorschlägen zu Chart Deccon kommen. Wie standen die Aussichten dafür, dass Deccon und die Magniden auf sie eingingen?
Wie viel Zeit hatte er wirklich, um den Auftrag der Kosmokraten auszuführen? Hätten sie sich gemeldet oder in die Entwicklung eingegriffen, falls er ihnen zu langsam vorankäme?
Atlan verscheuchte die Gedanken daran. Was er auf dem Weg zur Zentrale im Mittelteil der SOL sah, bewegte ihn tief.
Bjo Breiskoll war auffallend schweigsam. Er wirkte so, als lauschte er in sich hinein. Dafür war Hellmut um so aufgeregter.
»Nun seht euch das an!«, rief er aus und deutete auf drei junge Solaner, die einer Gruppe von Robotern dabei halfen, die Abdeckplatten über einer Schalteinheit wieder anzubringen. Die Solaner, zwei Mädchen und ein Heranwachsender aus einer der vielen kleinen Gruppen an Bord, behinderten die Maschinenwesen dabei eher, als dass sie ihnen von Nutzen sein konnten. Doch die Roboter vertrieben sie nicht, sondern schienen sie sogar noch zu ermuntern.
Eines der Mädchen lachte! Atlan fragte sich betroffen, wann er zum letzten Mal ausgelassenes Gelächter auf der SOL gehört hatte.
»Missgebaute«, murmelte der Arkonide.
»Und wenn schon! Man sollte fast glauben, dass sie ... dass sie den Menschen Mut machen.«
Überall entlang der Hauptkorridore und im Einzugsbereich teilweise demontierter Zonen waren die Roboter von Mausefalle VII – oder Osath, wie die ausgestorbenen intelligenten Bewohner ihre Welt genannt hatten – am Werk. Die meisten waren viereckige Kästen unterschiedlicher Größe und auf vier kurzen Beinen. Diese führten mehr oder weniger stur ihre Arbeiten aus.
Im Gegensatz zu ihnen waren die so genannten »Missgebauten«, die fühlen und eigene Entscheidungen treffen konnten, in der Regel nur an Stellen anzutreffen, denen eine gewisse Bedeutung zugemessen werden durfte – an den Grenzen zwischen den Gebieten rivalisierender Solaner-Gruppen, in den nun verlassenen Quartieren von Vystiden oder Ferraten oder bei den Wohnunterkünften der Buhrlos. Und sie gaben sich allem Anschein nach nicht damit zufrieden, stur ihre Befehle zu befolgen. Ungefragt mischten sie sich in die Belange der Solaner ein – hier, um einigen jungen Leuten das völlig neue Gefühl zu vermitteln, zu etwas nützlich zu sein, dort, um Pufferzonen zwischen der SOLAG und von ihr unterdrückten Bewohnern des Schiffes zu schaffen.
»Ich glaube«, sagte der Arkonide, als er und seine beiden Begleiter sich einem Antigravschacht anvertrauten, »dass Y'Man einiges wiedergutmachen will.«
»Du meinst, er steuert die Roboter?«, fragte Hellmut.
Atlan zuckte die Schultern. Er schwang sich aus dem Schacht. Hellmut und Breiskoll folgten ihm. Ein halbes Dutzend Ferraten kam über den Korridor und verschwand in einer Tür. Die Rostjäger schienen es eilig zu haben, den dreien aus dem Weg zu gehen.
»Mehr oder weniger, Joscan. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Missgebauten an diesen und jenen Brennpunkten arbeiten. Y'Man führte uns lange an der Nase herum und stellte uns vor allerlei Rätsel. Jedenfalls dürfte der Gerechtigkeitssinn der Missgebauten sich für die SOLAG fatal ausgewirkt haben.«
Vystiden hockten ziemlich niedergeschlagen in einem Bereitschaftsraum und warfen den drei Heimkehrern finstere Blicke zu. Natürlich war die SOLAG durch die Niederlage geschockt, die sie im Kampf gegen die Demontageroboter erlitten hatte. Atlan ahnte, dass mehr hinter ihrer Zurückhaltung steckte.
Aber würde dieser Zustand auch anhalten, nachdem sich die Roboter aus der SOL zurückgezogen hatten?
Vor einem Nebenkontrollraum blieb Atlan stehen. Der Raum war verlassen, doch auf mehreren Monitoren waren verschiedene Ausschnitte des Schiffes zu sehen.
Früher oder später würden Vystiden erscheinen, um ihn und seine Begleiter zu Deccon zu bringen. Es war schon mehr als verwunderlich, dass man sie nicht gleich im Hangar in Empfang genommen hatte, aber mit Sicherheit wurden sie beobachtet.
Atlan wollte sich soviel an Informationen wie nur eben möglich verschaffen, bis sie geholt wurden. Er betrat den Kontrollraum und setzte sich vor die Schirme.
Nach Minuten wusste er, dass die Veränderungen an Bord noch viel tiefgreifender waren, als er bislang geglaubt hatte. Die Buhrlos genossen Freiheiten wie nie zuvor. Wenn sie an Bord zurückkehrten, brauchten sie kein E-kick abzugeben. Niemand kontrollierte sie. Die Roboter von Osath sabotierten jeden solchen Versuch mit derart durchschlagendem Erfolg, dass die Resignation großer Teile der SOLAG nur zu verständlich wurde.
Und überall bewegten sich Menschen über die Korridore, die aus ihrer Lethargie gerissen worden waren. Sie waren übertrieben vorsichtig, als trauten sie dem Frieden nicht.
Marschschritte näherten sich über den Korridor. Atlan stand auf und nickte den beiden anderen zu.
»Ich schätze, Deccon hat sich endlich entschlossen, uns sein Begrüßungskommando zu schicken«, sagte er. »Es wird hart werden. Aber jetzt bin ich noch zuversichtlicher, dass er mich anhören wird.«
Sie verließen den Nebenkontrollraum und sahen sich von Soldaten umringt. Gleich drei Offiziere befanden sich bei ihnen. Einer von ihnen trat vor, die rechte Hand auf der Waffe.
»Der High Sideryt will euch sehen«, knurrte der Vystide. »Besser ihr macht keinen Ärger.«
*
Chart Deccon wollte nicht »sie« sehen, sondern vorerst nur Atlan. Kurz vor der Zentrale warteten andere Vystiden und nahmen die drei in Empfang. Joscan Hellmut und Bjo Breiskoll wurden fortgeführt, während der Arkonide allein in einen komfortabel eingerichteten Raum gebracht wurde.
Die Tür des Raumes wurde von außen bewacht. Atlan hörte Stimmen der Vystiden und konnte ihrer Unterhaltung entnehmen, dass sie hier auf Deccon warteten.
Es war nicht schwer zu erraten, weshalb der High Sideryt sich zunächst allein mit ihm unterhalten wollte. Er stand unter Zugzwang. Die Magniden erwarteten bald eine Entscheidung von ihm. Manches von dem, was Atlan ihm zu berichten hatte, mochte sich dann als für ihn günstig herausstellen.
Atlan beneidete Deccon nicht. Sein Mitleid ging allerdings nicht soweit, dass er auch nur in einem Punkt von seinen Plänen abzurücken bereit gewesen wäre. Er glaubte, mittlerweile die Motive des im Grunde einsamen und müden Mannes am Schalthebel der Macht einigermaßen gut zu verstehen. Deccon musste der SOL wieder ein Ziel geben – und genau darauf spekulierte er.
Die Vystiden vor der Tür verstummten. Gleich darauf war Chart Deccons Stimme zu hören. Schritte entfernten sich. Als die Tür geöffnet wurde, stand Deccon allein vor Atlan.
»Komm mit«, sagte der High Sideryt nur.
Atlan begriff. Er folgte ihm auf einem der geheimen Wege in seine Klause. Deccon schien die Preisgabe dieses Weges nichts mehr auszumachen. Immerhin hatte er schon einmal ungebetenen Besuch von Atlan erhalten, als er sich im Zustand der Überladung mit E-kick befand. Er wusste also, dass der Arkonide zumindest diesen einen Schleichweg kannte. Atlan bezweifelte nicht, dass Deccon jeden dieser Wege durch einige einfache Schaltungen blockieren konnte.
Aber daran dachte der Herrscher über nun noch gut 90.000 Bewohner der SOL augenblicklich nicht. Ihm ging es darum, hinter dem Rücken der Magniden mit Atlan zu reden.
Die beiden so ungleichen Männer, denen im Grunde so vieles gemeinsam war, betraten die Klause, jene kleinere Zentrale neben dem eigentlichen Nervenzentrum des Schiffes, die Deccon ganz allein gehörte. Der 120 Quadratmeter große Raum mit den sieben stufenförmigen Podesten, dem thronähnlichen Sessel, den Bildschirmen und der Schlafkabine war Atlan fast schon vertraut. Die sieben Kampfmaschinen der Robotleibwache hatten alles Erschreckende weitgehend verloren. Nur die düstere und Einsamkeit vermittelnde Grundstimmung der Klause legte sich dem Arkoniden wieder auf den Magen.
Deccon wies ihm einen der Sessel aus schwerem, schwarzem Holz zu. Atlan setzte sich und beobachtete den klobigen Hünen dabei, wie er sich zu einem der Bildschirme begab und eine Taste berührte. Augenblicklich waren die Stimmen der Magniden zu hören, die auf dem Monitor von Deccon überwacht wurden. Alle neun saßen beieinander und diskutierten heftig. Deccon hörte ihnen eine Minute lang zu, winkte fast verächtlich ab und schaltete den Ton aus.
Er setzte sich Atlan gegenüber. Die hellgrauen Augen, in seinem massig aufgedunsenen, roten Gesicht kaum zu sehen, richteten sich auf den Arkoniden.
»Nun?«, fragte er. »Ich warte.«
Atlan lehnte sich zurück, nickte und begann mit seinem Bericht. Er schilderte die unfreiwillige Landung mit der Space-Jet auf dem Raumhafen von Osath, seinen Abtransport in die Stadt, wo er zu Joscan Hellmut, Gavro Yaal und Bjo Breiskoll gesperrt worden war, Y'Mans Auftauchen und die Erklärungen, die der Missgebaute ihm über den Herrn in der Kuppel gegeben hatte. Nichts, das Chart Deccon wissen musste und sollte, verschwieg er. Anderes sparte er aus.
Er berichtete von der Begegnung mit den von Bord der SOL gegangenen Monstern – den neuen Bewohnern von Assygha –, schließlich von seiner Unterhaltung mit dem Robotgehirn.
»Ich muss zugeben«, sagte er, »dass es vielleicht nicht zu dieser Unterredung und deren Ergebnis gekommen wäre, hätte mich Y'Man nicht über das Gehirn aufgeklärt. Der Herr in den Kuppeln darf nur friedliche Zwecke verfolgen. So wurde er programmiert. Da er nicht in der Lage war, nach dem Willen seiner Erbauer in den Weltraum hinaus zu wirken, errichtete er schließlich den Zugstrahl. Wenn er andere Intelligenzen schon nicht in der Ferne erreichen und beeinflussen konnte, wollte er es hier tun, auf Osath. Außerdem hoffte er, auf diese Weise organisches Leben zu finden, das in der Lage sein sollte, ihm die Befehle zu geben, die seine Erbauer ihm nicht mehr geben können. Es war die ganz spezielle Art des Robotgehirns, seine Einsamkeit zu bekämpfen.«
Atlan machte eine Pause, nachdem er das Wort »Einsamkeit« über Gebühr betont hatte. Deccon zeigte keine Reaktion.
»Weiter!«, sagte er nur.
»Schließlich und endlich unterhielt der Herr in den Kuppeln den Zugstrahl, um auf diese Weise manche kriegerische Handlung zu unterbinden. Die Intelligenzen aber, die er so zu sich holte, waren fast alle aggressiv und uneinsichtig. Unser eigentliches Problem bestand darin, dem Robotgehirn klar zu machen, dass es längst sein eigenes Leben führte, das nicht im Sinne seiner Konstrukteure sein konnte. Wir mussten einen Weg finden, ihm die alten Gesetze wieder in Erinnerung zu rufen, es zu der Einsicht zu bringen, dass es verhängnisvolle Irrtümer beging und Schaden anrichtete, wo es im Sinne des Guten zu wirken glaubte.«
Atlan stand auf und legte die Arme auf den Rücken. Vor Deccon blieb er stehen.
»Ich konnte es schließlich davon überzeugen, dass auch Weicos und die neuen Bewohner von Assygha sich als seine Partner verstanden, dass es nun Leute gefunden hatte, die bereit waren, mit ihm zusammen all die in vielleicht Jahrtausenden aufgehäuften Probleme zu bewältigen. Nach langem Zögern akzeptierte es dies. Sobald die SOL vollkommen wiederhergestellt ist, werde ich ihm ein Signal geben, und es wird den Zugstrahl ausschalten. Die SOL wird frei sein, Chart Deccon. Wer nicht mit uns zurückkam oder sich noch dazu entschließen mag, den Planeten zu verlassen, wird dem Gehirn dabei helfen, die eingefangenen Intelligenzen in ihre Heimat zurückzubringen.«
Deccon schwieg lange. Dann nickte er und erhob sich ebenfalls.
»Die Frage ist, ob wir diesen Versprechungen glauben dürfen, Atlan.«
»Ich denke schon. Zumindest bleibt uns gar nichts anderes übrig. SENECA wäre jetzt wertvoller denn je für uns, doch ...«
Deccon winkte ab. Das Thema SENECA schien für ihn nicht mehr zu existieren.
»Die Frage ist nun«, sagte der Arkonide gedehnt, »was du mit der neugewonnenen Freiheit anfangen willst. Die SOL braucht ein Ziel, das ihre Bewohner vor Augen haben können. Du weißt es so gut wie ich.«
Deccon wandte sich den Bildschirmen zu und starrte finster vor sich hin.
»Ein Ziel«, murmelte er.
»Ich biete dir eines an«, sagte Atlan.
*
Atlan hatte nicht erwartet, dass der High Sideryt ihn freudestrahlend als Retter in der Not begrüßen würde. Er war darauf vorbereitet gewesen, lange Diskussionen führen zu müssen, einem Widerstand zu begegnen, der im Grunde nur vorgetäuscht war, ein langsames Rückzugsgefecht Deccons, das ihm erlaubte sein Gesicht zu wahren.
Schon einmal war er von diesem Mann bitter enttäuscht worden. Diesmal hatte er geglaubt, ihm seine Pläne viel eher schmackhaft machen zu können, eben weil er die Motive Deccons recht gut durchschaut zu haben glaubte.
Deshalb war er nun wie vor den Kopf geschlagen, als Deccon zwar nicht rigoros ablehnte, aber auch keine Erbauung zeigte. Deccon nahm in seinem Thronsessel Platz, wie um seine Überlegenheit zu demonstrieren, während Atlan gebannt auf seine Entscheidung wartete.
Bald wurde klar, dass er durch allerlei Phrasen hingehalten werden sollte. Was wollte Deccon denn noch? Er zählte sich zu den Fortschrittlichen. Atlans Vorschlag bot ihm die Gelegenheit, deren Position gegenüber den Traditionalisten unter den Magniden zu stärken – und damit seine eigene.
»Varnhagher-Ghynnst«, sagte Deccon. »Warum gerade dorthin?«
Schon einmal war der Arkonide ihm die Antwort darauf schuldig geblieben. Sollte er eine Lüge erfinden? Er gab sich so, als wüsste er, weshalb er nach Varnhagher-Ghynnst wollte, als sei diese Mission nicht nur für ihn, sondern für die ganze SOL von eminenter Wichtigkeit. Hatte er wirklich erwarten dürfen, Deccon damit zu überzeugen?
Er war erregt. Er musste ans Ziel. Führte der Weg dorthin nun doch nur über einen erbitterten Machtkampf, den er noch nicht gewinnen konnte?