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Nr. 1360

 

Abschied der Vironauten

 

Treffpunkt Eden-Nova – eine Botschaft bringt die Wende

 

von Robert Feldhoff

 

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Auf Terra schreibt man den Sommer des Jahres 447 NGZ, was dem Jahr 4034 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Kontakt mit ESTARTUS Abgesandten und zur Verbreitung der Lehre des Permanenten Konflikts in der Galaxis führten, bald zwei Jahrzehnte vergangen.

Dann, nach dem Tod des Sothos Tyg Ian, können die Galaktiker für eine Weile aufatmen, weil das dramatische Geschehen sich in die Mächtigkeitsballung ESTARTU verlagert. Und dort tritt das ein, was die Netzgänger und ihre Helfer mit aller Kraft zu verhindern trachteten: die Katastrophe im Tarkanium.

Die Folgen dieser verheerenden psionischen Explosion sind äußerst weitreichend. Teile einer Galaxis aus dem Fremduniversum Tarkan gelangen in unseren eigenen Kosmos – und andere erschreckende und überraschende Dinge geschehen im Gefolge dieses Materietransports.

Für die ESTARTU-Galaxien sind die Auswirkungen der Katastrophe natürlich noch unmittelbarer als in unserer Lokalen Gruppe. Das Ende der bisherigen kosmischen Ordnung geht einher mit der Veränderung der dortigen Psi-Konstante und der Auflösung des Psionischen Netzes.

Damit wird es auch höchste Zeit für den ABSCHIED DER VIRONAUTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide hört »Musik«.

Salaam Siin – Ein Gänger des Netzes auf Mardakaan.

Reginald Bull und Irmina Kotschistowa – Die ehemaligen Toshins bereiten die Heimkehr vor.

Roi Danton und Ronald Tekener – Sie bleiben in ESTARTU zurück.

1.

 

Vironauten:

Wir wissen, welcher Vorgang die Virenschiffe hervorgebracht hat.

Aber wir wissen nicht, weshalb das so ist.

Was geschah, haben wir hingenommen. Blieb uns etwas anderes übrig? Nein, sicher nicht ... Der Kampf des Virenimperiums gegen das Element der Finsternis ließ nur armselige Bruchstücke einstiger Größe zurück. Und doch haben wir aus den Trümmern ein großes Wunder empfangen – ein Wunder in Form von 650.000 Virenschiffen.

Die Zahl derer, die, vom Fernweh gepackt, zu den Gestaden ESTARTUS auszogen, ist uns bekannt. Ihr Schicksal aber kennen wir nicht – oder nur in wenigen Fällen. Viele Spuren haben sich verloren, andere wiederum enden gewaltsam, denn was die Vironauten vorfanden, stellte sich, bei Licht besehen, in den seltensten Fällen als Paradies dar.

Wir kennen den Weg, jenen Pfad über die Linien des Psionischen Netzes, wo Sternweh unsere Herzen erfüllt und lange Zeit gepackt hielt.

Aber nie haben wir seine wahre Natur begriffen. So zeigt sich im Nachhinein die Suche der Vironauten als fehlgeschlagenes Experiment.

Wessen Experiment? Das wissen wir nicht. Und wir werden es niemals wissen, denn unsere geringe Bedeutung im kosmischen Rahmen ist uns bewusst geworden. Und wer diese Lektion nicht begriffen hat, wer noch immer dem Unerreichbaren nachstrebt, statt sich dem Machbaren zuzuwenden, der wird es nie begreifen.

Wir kennen den Ursprung der Virenschiffe. Und wir kennen den Wortlaut der dritten ultimaten Frage.

Aber die Vironauten werden sie nicht beantworten. Sie wollen es nicht einmal. Sie haben sich davongestohlen aus der Verantwortung; das sagen Taurec und Vishna, die Kosmokraten. Ihre Zeit ist vorüber ... Das sagen die Virenschiffe.

Und die Virenschiffe sind Freunde. Nein, sie waren Begleiter und Mentoren. Sie wissen, was zu tun ist, aber sie sagen nicht, wie die Zukunft aussieht. Kennen sie die Zukunft? Kennen sie ihre eigene Zukunft? Denn diese Frage steht noch offen. Viele von uns sehen ihrer Antwort mit Schrecken entgegen. Das Ende der Virenschiffe wäre auch das Ende eines Traumes, den wir lange, zu lange vielleicht, geträumt haben.

Und noch eines wissen wir: Es geht nach Hause. Hier beginnt unsere Heimkehr, unser Abschied aus ESTARTU, unser Abschied von fernen Orten, die doch keine Erfüllung gebracht haben. Und die Virenschiffe nennen uns den Treffpunkt: Eden-Nova.

 

*

 

Gegen Anfang Juli hörte Atlan die Melodie zum ersten Mal.

Es gab Probleme zuhauf. Nach der Katastrophe vom 31. Januar, die dem Kriegerkult den Todesstoß versetzt hatte, gärte es überall in ESTARTU. Rivalisierende Machtgruppen, allen voran die Singuva, waren bestrebt, sich einen möglichst großen Brocken der ehemals intakten Mächtigkeitsballung einzuverleiben. Ein tödlicher Kampf um Einflusssphären und technologische Reichtümer war entstanden.

Wie immer, dachte der Arkonide. Es war schon bei den Diadochen so gewesen, und es würde noch in einer Million Jahren so sein. Was aber unterschied dann den primitiven Jäger und Sammler von den Mitgliedern kosmischer Zivilisationen? War es allein der Gebrauch überlegener Gerätschaften?

Du hast ganz andere Probleme, alter Mann!

Die unhörbare Stimme seines Logiksektors holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. In der Tat gab es viele Dinge zu bedenken; an erster Stelle stand für ihn das Verschwinden seines besten Freundes. Seit mehr als fünf Monaten galt Perry Rhodan als verschollen, und für Atlan stand fest, dass nur aus der heimatlichen Milchstraße ein Rettungsversuch gestartet werden konnte. Nur dort existierte vielleicht das Potenzial, einen Weg zu Perry Rhodan aufzustoßen. Diesmal war es ja nicht mit einem Fernraumschiff getan. Im Gegenteil – es galt, die unsichtbare Schranke zum Paralleluniversum Tarkan zu überwinden.

O ja, es hatte schon derlei Fälle gegeben, das wusste der Arkonide.

Er erinnerte sich nur zu genau der Ereignisse vor zweitausend Jahren, als das Tor zum Universum der Druuf ein zweites Mal offen gestanden hatte. Oder des Kosmischen Schachspiels zwischen ES und ANTI-ES, an den negativen Rhodan und den negativen Atlan, jene verzerrten Ebenbilder ihrer selbst.

Diesmal allerdings mussten sie aus eigener Kraft den Durchbruch schaffen, denn niemand würde ihnen dabei helfen. Weshalb griff ES nicht ein?

Vielleicht ist ES schon an der Arbeit, gab der Logiksektor zu bedenken. Vielleicht sehen wir nur die Ergebnisse nicht.

Atlan neigte in einer instinktiven Geste horchend den Kopf, doch der Logiksektor ließ sich keine weiteren Äußerungen entlocken. Dieser künstlich aktivierte Teil seines Hirns konnte ohne harte Fakten nicht arbeiten.

»Ist es nicht so?«, murmelte er zu sich selbst.

Keine Antwort. Dort, wo in seinem Geist sonst eine wispernde Stimme logische Analysen und wohlfundierte Mahnungen von sich gab, herrschte Stille. Atlan war damit vertraut. Er hatte schon oft erlebt, dass der Logiksektor hartnäckig Hinweisen folgte, deren das restliche Bewusstsein des Arkoniden nicht einmal gewahr geworden war.

»Dann geht's eben an die Arbeit.«

Zumindest ein Teil seiner Freunde weilte auf Sabhal – Geoffry Waringer, der noch an seinen Interuniversalsonden bastelte, Roi Danton und Ronald Tekener, erst vor kurzem den Orphischen Labyrinthen von Trovenoor entronnen, und ein paar andere, die er hier auf Sabhal kennengelernt hatte.

Die Melodie erklang in einer Randzone zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein. Atlan versuchte, sie Ton für Ton hervorzuholen, erzielte jedoch keinerlei Erfolg damit.

»Sei's drum ...«

Zunächst stand ein Gespräch mit Roi Danton und Ronald Tekener an. Sie hatten einen Treffpunkt in einem nahe gelegenen Straßencafé der Stadt Hagon ausgemacht. Atlan stieg in die Nasszelle, die er selbst seinen Bedürfnissen angepasst hatte, und summte dabei uralte Tonfolgen vor sich hin. Aber die Melodie kehrte nicht zurück. Vielleicht, weil er es erzwingen wollte? Eine Melodie war nichts Wichtiges, sagte er sich mehrmals, wirklich nicht wichtig. Rhodan war wichtig, oder auch die Zustände in der Milchstraße waren es.

Liebend gern wäre er auf der Stelle nach Terra zurückgekehrt, doch der Bann der Kosmokraten wirkte unvermindert. Sollte er dennoch mit einem Persönlichen Sprung die heimatliche Galaxis aufsuchen, drohte ihm ein schlimmes Schicksal. Der Bann würde trotz Logiksektor und Mentalstabilisierung seine Seele zerrütten. Er würde ein geistesgestörtes, sinnvoller Handlungen unfähiges Wrack zurücklassen.

Indessen ließ ein heißer Luftstrom seine Glieder trocknen und die weiße Haarmähne in alle Richtungen wirbeln. Frische Kleidung lag bereit. Wie es ihm zur Gewohnheit geworden war, legte Atlan sein Armbandfunkgerät mit Verbindung zur KARMINA an. Er musste notfalls beweglich sein. Im Chaos der zwölf estartischen Galaxien stellte Sabhal ein Zentrum der Macht dar – und an solchen Orten lebte es sich grundsätzlich gefährlich. Wer konnte garantieren, dass nicht schon morgen ein ungünstiger Umstand den Singuva ihre Position verriet? Oder irgendjemand mochte, aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz, eine Spur von Perry Rhodan finden. Dann wollte der Arkonide unverzüglich aufbrechen können.

Der Augenblick darauf löschte all seine Gedankengänge aus.

Da war sie wieder ... die Melodie! Atlan war nun imstande, Ton für Ton bewusst wahrzunehmen, doch mit steter Regelmäßigkeit entglitt ihr Zusammenhang seinem Gedächtnis. Nur so viel begriff er trotzdem: Es handelte sich um ein fremdes Tonleitersystem, eine Skala aus zwanzig oder zweiundzwanzig Frequenzsprüngen.

Sein gesamtes Denken schwang im Rhythmus der sacht raunenden Melodie.

»Was kann das sein?«, fragte er. Der Logiksektor antwortete nicht. Es war, als ob das Phänomen gerade dort entspränge. Denn um ein Phänomen handelte es sich, und Atlan stellte zweifelsfrei fest, dass die Melodie keinen akustischen Widerhall im Raum fand. Ein mentaler, vielleicht psionischer Klang? Ganz gewiss.

Aus dem sachten Raunen wurde ein voller Ton. Das Volumen der Melodie schwoll an und steigerte sich innerhalb weniger Sekunden zu einem reißenden Geräuschorkan. Als ob ein kleines Kind am Lautstärkeregler einer Phonoanlage dreht, dachte der Arkonide. In dieser Beziehung irrte er nicht, dessen war er sicher.

Hilf mir doch!, bat er den Logiksektor – aber wiederum vergebens.

Die Töne löschten allmählich den Zusammenhang seiner Gedanken aus, und als nur mehr Fetzen ohne Sinn übrig waren, schwand ihm das Bewusstsein.

Denkst du noch an Starsen, die Tiefenstadt?

Das war der Logiksektor, dachte er mit einem Rest zusammenhängenden Verstandes. Aber er konnte sich auch irren.

 

*

 

»Ich habe dich vor einer Stunde gefunden«, erklärte Roi Danton besorgt. »Du bist ja am vereinbarten Treffpunkt nicht aufgetaucht, und da musste ich dich eben suchen, Alter.«

Atlan ächzte leise. »Nenne mich nicht so«, verlangte er. »Ein bisschen mehr Respekt ... Du hast wohl vergessen, wer dich als kleines Kind auf dem Schoß gewiegt hat.«

»Eben nicht. Deshalb sage ich ja ›Alter‹. Außerdem siehst du ziemlich schlecht aus, wie dein eigener Vater.«

»Der ist seit zwölftausend Jahren tot.«

Roi lächelte nur.

»Was war bloß los?«, fragte Atlan. »Da war diese Melodie ... Ich erinnere mich nicht, verdammt.« Und er sprach die Wahrheit; in seinem Schädel war eine Leere, die er in dieser Form selten erlebt hatte.

Falsch, sprach der Logiksektor da, du hast so etwas noch nie erlebt.

»Was hast du damit zu tun?«, fragte Atlan, einer Eingebung folgend. Roi Danton würde lediglich ein undeutliches Gemurmel hören. Er würde aufgrund langjähriger Erfahrung erkennen, dass der Arkonide mit seinem zweiten Ich kommunizierte.

Ich habe nichts damit zu tun. Wie kommst du darauf, dass ich dir etwas verschweigen könnte?

»Weil ich es oft genug erlebt habe, deshalb.«

Atlan schaute resigniert in das ernste Gesicht seines Gegenübers. Was sollte er Roi Danton sagen? Sollte er tatsächlich die Geschichte von der sonderbaren Melodie erzählen, auf deren Töne er sich nicht mehr besinnen konnte? Nein, es gab Wichtigeres zu tun, gerade im Angesicht ihrer drückenden Probleme.

»Ich komme nicht dahinter«, sagte er deshalb, »was geschehen ist. Nicht einmal mein Logiksektor weiß Rat.«

»Willst du die Sache auf sich beruhen lassen?«

»In der Tat.«

»Das kann gefährlich werden.«

Der Arkonide wusste dies selbst, doch er hatte sich bereits einen vagen Plan zurechtgelegt. »Schluss damit! Gehen wir zu Tek und sprechen durch, was weiter geschieht.« Dabei legte er mehr Zuversicht in seine Stimme, als tatsächlich in ihm war.

Sie nahmen einen kleinen Schwebewagen, der leise surrend und in geringer Flughöhe seine Passagiere ans Ziel beförderte. Um diese Zeit bewegte sich nur wenig Verkehr in Hagon, der Hauptstadt der Gänger des Netzes. Die zielstrebige Betriebsamkeit früherer Tage schien einer lähmenden, von widernatürlicher Mittagshitze geprägten Atmosphäre gewichen zu sein. Vielleicht bildete er sich das Ganze nur ein? Die Netzgängerorganisation als solche war aufgelöst, aber man war ja noch immer beschäftigt, in Not geratenen Völkern ESTARTUS beizustehen.

Ronald Tekener wartete bereits an der Straßenecke, wo sie einander ohnehin hatten treffen wollen. »Da seid ihr ja!«, rief er. »Hallo, Roi! Hallo, Atlan!«

Atlan gab den Gruß zurück. Er musterte wie zufällig das pockennarbige Gesicht des alten Freundes und fand darin Unsicherheit. Den Zwischenfall mit der Melodie überging er wohlweislich. Tekener würde sonst nicht eher Ruhe geben, als bis die Sache geklärt war.

»Ich glaube, ihr wisst, worüber ich mit euch sprechen möchte.«

»Sicher«, antwortete Roi. Gemeinsam mit Atlan hatte sich der schlanke Mann Tekener gegenübergesetzt. »Es geht um die Aufgabenteilung. Wer bleibt hier in ESTARTU, und wer bricht auf in die Milchstraße.«

»Genau.« Atlan schaute scheinbar desinteressiert auf die übrigen Gäste des Eckcafés; niemand schenkte den drei Menschen mehr Beachtung als nötig. »Das Psionische Netz wird bald endgültig zusammenbrechen. Wer dann noch nicht zu Hause ist, wird den Rückweg so schnell auch nicht schaffen.«

»Für mich und Roi ist die Entscheidung schwer«, erklärte Tekener. »Wir wissen natürlich, dass sich in der Milchstraße und in Pinwheel einiges tut ... Womöglich brauchen sie uns da. Aber auf der anderen Seite sind wir hier in ESTARTU erst kurze Zeit aktiv. Und irgendjemand von uns sollte hier bleiben, nicht wahr?«

»Was meinen Jenny und Demeter dazu?«

Eine klare Antwort hatte Atlan hier nicht erwartet. Er sah sich jedoch getäuscht – offenbar hatten die beiden Terraner in den Stühlen vor ihm konsequent nachgedacht.

»Sie wollen hierbleiben.« Roi sah nachdenklich zu Boden. Durch die Wolkendecke warf das Sonnenlicht einen düsteren Schimmer auf seine Züge. »Also stecken wir in einem Dilemma, ich und Tek. Was wird mit meinem Vater? Jemand muss sich um ihn kümmern. Nicht bloß Gesil, und von ihr wissen wir ohnehin nicht, was sie anfängt.«

»Das wird auch geschehen«, sagte Atlan. »Bleibt ihr nur hier in ESTARTU! Bully und Irmina sind ihre Toshin-Male los. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendetwas außer Gewalt sie von der Milchstraße fernhält. Außerdem: Wissen wir denn, was Tiff und Homer G. Adams im Augenblick unternehmen? Vielleicht sind sie Perry schon auf der Spur.«

»Wie sollten sie das?«, wollte Roi wissen. »Alter, aus dir wird noch ein passabler Tagträumer.«

Atlan schwieg dazu. Nur ein Gefühl hatte ihn zu der unbegründeten Äußerung verleitet.

Du denkst an eine Intervention von ES?, fragte der Logiksektor. Unwahrscheinlich, aber durchaus möglich.

»Noch etwas«, fügte er seiner Mutmaßung hinzu. »Bully und Irmina gehen gewiss nicht allein. In einer Stunde mache ich einen Abstecher zu Geoffry – wenn mich nicht alles täuscht, wird sich unser Allround-Genie hier ebenso wenig halten lassen. Ich spreche mit ihm.«

»Das hab ich schon gemacht«, sagte Tekener. »Bei Geoffry rennst du offene Türen ein.«

»Schön. Dann kann ich mir das ja sparen. Aber ich habe noch ein letztes Eisen im Feuer.«

»Welches?«, wollte Roi interessiert wissen. Der hochgewachsene Terraner schaute ihn durchdringend an, und Atlan hatte einen Augenblick das Gefühl, als reiche dieser Blick auf den Grund seiner Seele. »Du willst selbst in die Milchstraße, nicht wahr, Alter? Das ist es. Du willst dich über den Bann der Kosmokraten hinwegsetzen.«

Atlan begegnete dem ungläubigen Blick der beiden Freunde mit Festigkeit. »Ja, das will ich. Koste es, was es wolle. Und ich habe so ein Gefühl, als ob gar nichts schiefgehen kann.«

Tekener verzog abfällig die Mundwinkel. »Wenn du das versuchen willst, bist du verrückt. Wie Roi schon sagte: ›Aus dir wird noch mal ein echter Träumer.‹«

»Ein Träumer? Nein, Tek, da irrst du dich, und du auch, Roi. Ich bin ein knochenharter Realist. Ihr kümmert euch also um ESTARTU, ich werde einen Weg zu Perry finden.«

Bis dahin allerdings gab es einiges zu tun; galt es doch, vor seiner Abreise dem Rätsel jener mysteriösen Melodie auf die Spur zu kommen. Sein Logiksektor konnte oder wollte ihm dabei nicht helfen. Blieb nur noch Salaam Siin, der Meistersinger. Ihn musste der Arkonide finden.

2.

Vergangenheit

 

Gegen Ende Februar des Jahres 447 NGZ hielt sich die EXPLORER im Halo von Absantha-Shad auf. Über die zwölf Galaxien ESTARTUS war das Chaos hereingebrochen: Die psionischen Wunder standen im Begriff, restlos zu verlöschen, eines nach dem anderen. Die Orphischen Labyrinthe von Trovenoor, die Elysischen Ringe von Erendyra, die Smaragdenen Schlüsselmonde von Palcaquar ...

Doch Reginald Bull war nicht böse darum. Jedes der so genannten Wunder hatte einem verbrecherischen System als Aushängeschild gedient.